Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>BLVD</strong><br />
Magazine #2<br />
Heidi Klum`s liebster Feind<br />
JEFFREY SEBELIA<br />
Der Future Rock nach der Orgie<br />
JULIEN-K<br />
Generationen Clash um 12 Uhr mittags<br />
ROLF EDEN trifft WARREN SUICIDE<br />
Frauen und Technik sind sexy<br />
LINA VAN DE MARS<br />
Hollywood´s Nadelqueen in geheimer Mission<br />
KAT VON D<br />
Tattooed millionaire<br />
Christian Audigier<br />
Fashion-Kaiser`s neue Kleider
<strong>BLVD</strong> Anzeige<br />
SLAMMING DOORS AND EGO CRASHES.<br />
Das alles haben wir hinter uns.<br />
Die knallenden Türen. Die Sache<br />
mit dem Ego formerly known as<br />
KREATIVE REIBUNG. Sowieso.<br />
Did you miss me? haben The<br />
Cooper Temple Clause irgendwann<br />
auf ihrem Debütalbum gefragt. Rein<br />
rhetorisch. Da sind wir.<br />
<strong>BLVD</strong>. # Two.<br />
Herzlich willkommen zum SCHAU-<br />
FENSTEREINSCHMEISSEN<br />
Vol. II.<br />
Wir waren unterwegs, haben uns<br />
umgehört. Persönlichkeiten. Attitude.<br />
Outfits. Songs. Events. Worte.<br />
Bilder. Die großen GEFÜHLE.<br />
Und ein kleines bisschen Werbung<br />
dazwischen. Das Wesentliche also.<br />
Safari. Mehr muss gar nicht gesagt<br />
werden. Wer will, darf uns jetzt<br />
seine eigenen GESCHICHTEN<br />
mailen. Über Persönlichkeitskrisen<br />
und das Geräusch von splitterndem<br />
Holz. Here we go.<br />
Gute Unterhaltung.<br />
Alexander van Hessen<br />
(Herausgeber)<br />
Thomas Clausen<br />
(Chefredakteur)<br />
Editorial.<br />
<strong>BLVD</strong> 3
<strong>BLVD</strong>. #TWO. DA GEHT´S LANG.<br />
KINKATS<br />
Magazin für zwischendurch. Rock<br />
und Roll und nackte Haut aus dem<br />
Untergrund.<br />
ED HAMILTON<br />
Der letzte Zeuge. Die berühmtesten<br />
Lügen. Legenden über das<br />
Chelsea Hotel.<br />
CHRISTIAN AUDIGIER<br />
Wer Von Dutch`s Caps nicht haßt,<br />
hat ein Problem. Wer Audigier`s<br />
Strassoverkill nicht liebt, ebenfalls.<br />
LINA VAN DE MARS<br />
Mädchen mit Ambitionen. Und keine<br />
Angst vorm Kettenfett. Werkstatt,<br />
Proberaum und dazwischen.<br />
ROLF EDEN trifft<br />
WARREN SUICIDE. Einer im<br />
weißen Anzug. Der andere barfuß.<br />
Man hatte sich viel zu erzählen<br />
JENNA<br />
Jung und solo. Ohne Ron last recently.<br />
Why?<br />
JULIEN-K<br />
Die mit dem besten Song aus dem<br />
„Transformers“-Soundtrack. Musik<br />
für Spielzeugexplosionen und Sex<br />
im Freien.<br />
KAT VON D<br />
Nur Tinte hält ewig. Weiß L.A.`s<br />
gestochen schärfste Sunset Strip-<br />
Braut nur allzu gut. Tätowieren und<br />
tätowieren lassen.<br />
.10 .44<br />
STADTANSICHTEN<br />
Summer in Berlin and the girl<br />
with the gun. Beziehungsweise:<br />
Hut. Like Eis in the sunshine. Nur<br />
besser.<br />
.12 .50<br />
.14<br />
.22<br />
.24<br />
.32<br />
.34<br />
.40<br />
SORUMNOCE<br />
Amerikanisch-italienische Fashion-<br />
Freundschaft. Der eine hat bei<br />
Guns `N Roses gelernt, der andere<br />
bei Dolce & Gabana. Paßt<br />
trotzdem.<br />
JEFFREY SEBELIA<br />
Wie es sich anfühlt, dem Neuen<br />
der Ex die Beine zu brechen. Und<br />
sein Fashion Label Cosa Nostra.<br />
TEAM BRÛLÉ BERLIN<br />
Keine Franzosen, sondern Fashion<br />
Award-Gewinner. Aus der Hauptstadt.<br />
Die schönsten Shirts der<br />
Saison oder so .<br />
MOTOROLA FASHION ROCK<br />
NIGHT<br />
War da was? Und wie. Wer nicht<br />
da war, hätte kommen sollen. Das<br />
allererste, was man auf dem Sterbebett<br />
bereuen wird.<br />
<strong>BLVD</strong> 6 <strong>BLVD</strong> 7<br />
Editorial<br />
Nadja`s Notes<br />
Miss Liz<br />
Vorschau<br />
Impressum<br />
.56<br />
.60<br />
.66<br />
.03<br />
.08<br />
.67<br />
.69<br />
.69<br />
Inhalt.
Nadja`s Notes: Geschichten vom Hollywood <strong>BLVD</strong>. | Text.Nadja Peulen<br />
STRIPPEN, KOTZEN UND HEULEN.<br />
Erst einmal wünsche ich Euch allen<br />
ein – wenn auch verspätetes - frohes<br />
Neues Jahr!<br />
Der Januar ist eigentlich immer ein<br />
ziemlich eingespannter Monat für<br />
mich; nur in der dritten Kalenderwoche<br />
findet traditionell die berühmte<br />
NAMM Musikmesse in Anaheim/<br />
Kalifornien statt: Vier Tage lang treffen<br />
sich alle Leute nach der Messe<br />
im Hilton Hotel an der Bar und suchen<br />
die beste Party des Abends,<br />
die üblicherweise von den großen<br />
Musikcompanys geschmissen<br />
wird. Freitagnacht hat irgendwo<br />
Extreme gespielt, doch wir sind<br />
stattdessen ironischerweise auf der<br />
Luther Vandross-Party gelandet –<br />
nicht zuletzt wegen der Open Bar,<br />
an der man auch Jungs von Soil<br />
treffen konnte. Ich habe auch Dave<br />
McClain (Machine Head) getroffen,<br />
der mir stolz berichtete, dass die<br />
Band für einen Grammy nominiert<br />
wurde. Am darauf folgenden Tag<br />
sahen die meisten Messebesucher<br />
schon alle mehr wie Zombies aus<br />
vom zu exzessiven Feiern... Dort<br />
bin ich dann in Static-X-Frontmann<br />
Wayne Static gestolpert, der am<br />
Wochenende zuvor in Las Vegas<br />
den Porn Star Terra Wray geheiratet<br />
hat. Congrats!<br />
Zurück zum Messegeschäft: Jede<br />
namhafte Firma lud zur Autogrammstunde<br />
mit deren Artists.<br />
Unter anderem: Slash (Ex-Guns<br />
N Roses, Velvet Revolver), Mick<br />
Mars (Mötley Crüe), Kerry King<br />
(Slayer) und viel mehr. Ansonsten<br />
war die Messe erwartungsgemäß<br />
überlaufen mit Fans und natürlich<br />
den Damen der Realityshow<br />
“Brett Michael’s Rock Of Love”.<br />
Einer Sendung, in der der Poison-<br />
Sänger seine Traumfrau sucht und<br />
ähnlich wie beim “Bachelor” in jeder<br />
Woche drei Ladys in den Wind<br />
schießt. In der Zwischenzeit kann<br />
man sich daran „erfreuen“, wie diese<br />
Mädels saufen, streiten, strippen,<br />
kotzen und heulen...<br />
Nach der Abschlussveranstaltung<br />
waren Heart im Hilton Hotel auf<br />
der letzten großen Party live zu<br />
sehen und Monster Energy Drinks<br />
schmiss ein Konzert mit Suicidal<br />
Tendencies, The SuperSuckers,<br />
Daughters Of Mara und Media Lab.<br />
Wir sind allerdings auf der Sponsoren-Party<br />
von Schecter Guitars<br />
im berühmten House Of Blues gelandet.<br />
Leider waren wir ein bisschen<br />
zu spät und mussten so das<br />
neue Projekt der beiden Type O<br />
Negative-Members Johnny Kelly &<br />
Kenny Hickey mit Namen Seventh<br />
Void verpassen und uns mit The<br />
Addicts begnügen. An der Bar<br />
trafen wir Adrian Erlandsson (Ex-<br />
Cradle Of Filth) mit seiner Frau Amber,<br />
die ihre neue Band Nemhain<br />
promoten wollten und sogar einige<br />
Auftritte in L.A. hatten! Die Nacht<br />
endete einmal wieder klassisch im<br />
Hilton Hotel mit einer Menge Reality<br />
TV-Celebrities und MySpace-<br />
Personalities – mit anderen Worten<br />
genau das, was man auf einer Musikmesse<br />
sehen möchte...<br />
Ansonsten ist für heute wieder<br />
genug mit dem Tratsch aus Los<br />
Angeles, macht’s gut and see you<br />
next time!<br />
Nadja<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>BLVD</strong> 8 <strong>BLVD</strong> 9
Kinkats. | Text. Georg Howahl<br />
DAS NETZ SCHNURRT.<br />
Lebe lieber ungewöhnlich:<br />
Wer schon immer fand, dass<br />
in den<br />
Netz-Communi-<br />
ties neben den<br />
coolen Leuten zu<br />
viel Kroppzeug<br />
rumlungert, sollte<br />
sich schleunigst<br />
umorientieren –<br />
und Kinkat werden. Denn seit letztem<br />
Sommer schnurrt das Netz:<br />
KINKATS ist die schönste Seite<br />
für Alternative-Lifestyle, ein bisschen<br />
goth, ein bisschen psych,<br />
ein bisschen punk, hardcore, metal<br />
– und sexy noch dazu. Es sind<br />
schon tausende Szeneleuteå hinzugeströmt,<br />
so viele, dass die Kinkats<br />
nun ihr eigenes Printmagazin<br />
herausgeben. What’s new, what’s<br />
cool, what’s Rock’n’Roll, das alles<br />
gehört ins Kinkats-Magazin.<br />
„Wir wollen nichts<br />
Glattgebügeltes“<br />
Kleiner Blick in die Nummer 1?<br />
Da tummeln sich die 69 Eyes mit<br />
Moonspell, Ignite und Tiger Army.<br />
Da geht es um Burlesque-Stripper<br />
aus Berlin und Rock’n’Roll-Wrestling<br />
aus einer anderen Galaxie. Es<br />
dreht sich um Tattoos und Klamotten,<br />
um Kreativität und Kustom<br />
Cars. Und natürlich um die Kinkats,<br />
Jungs und Mädels, die darüber<br />
reden, wie man im Nachtleben<br />
überlebt und selbst bei Tageslicht<br />
noch gut aussieht. Und die das<br />
natürlich auch zeigen – in sexy<br />
Fotostrecken. „Wir wollen nichts<br />
Glattgebügeltes“,<br />
sagt Rod<br />
Usher, der als<br />
Oberkatze und<br />
Chefredakteur<br />
fungiert, und<br />
sonst bei den<br />
Zombiepunks<br />
The Other singt. „Es geht um Individualität,<br />
Coolness – um unser<br />
Leben.“<br />
<strong>BLVD</strong> 10 <strong>BLVD</strong> <strong>BLVD</strong> Anzeige 11
Hotel Komplex.<br />
Bob Dylan. Stanley Kubrick.<br />
Tennessee Williams. Arthur Miller.<br />
Charles Bukowski. Sid Vicious.<br />
Edith Piaf.<br />
Nein, hier geht es nicht darum,<br />
in letztendlich nichts sagendes<br />
Name-dropping in popkultu-<br />
reller Ikonografie-Paraphrasierung<br />
zu verfallen. Allerdings kommt<br />
man um die Erwähnung des ein<br />
oder anderen berühmten Gastes<br />
auch nicht herum, wenn man wie<br />
Autor ED HAMILTON es sich zur<br />
Aufgabe gemacht hat, dem New<br />
Yorker CHELSEA HOTEL ein<br />
Denkmal in Buchform zu setzen.<br />
Seit mittlerweile 125 Jahren<br />
ist das Chelsea die historische<br />
Herberge für Künstler<br />
an der 222 West, Ecke 23te Straße<br />
im Big Apple. Und das mit unbefristeter<br />
Check-Out-Zeit, denn<br />
abgesehen von neugierigen<br />
Traum-Trieb-Touristen leben<br />
die meisten hier nicht für<br />
bestimmte Zeit, sondern auf<br />
Dauer. Im Miet-Apartment.<br />
Nach Lindenberg-Art. Bislang.<br />
Autor Ed Hamilton gehört<br />
seit über einem dutzend<br />
Jahren zu jener speziellen<br />
Spezies der Dauermieter<br />
und begann vor knapp drei<br />
Jahren angesichts eines<br />
Hotelbrandes der unauslöschlichen<br />
Bedeutung des<br />
Bruchbudenbaus als Brutstättenbau<br />
für die BOHEME<br />
ganzer Dekaden einen Blog<br />
(www.hotelchelseablog.<br />
com) ins Leben zu rufen, aus<br />
dem das Buch „Legends<br />
Of The Chelsea Hotel“ resultiert.<br />
Eine Ansammlung<br />
amüsant-artefaktischer Anekdoten,<br />
erlebt irgendwo<br />
zwischen Non- und Fiktionalität<br />
des MÖRTEL-MYTHOS.<br />
„Ich bin kein Historiker und<br />
das Buch ist sicherlich keine<br />
Geschichtsschreibung. Deshalb<br />
nimmt der Titel ja auch bewusst<br />
Bezug auf den Legenden-Charakter.<br />
Aber diese Legende haben<br />
ihr Eigenleben entwickelt und so<br />
viele andere Künstler beeinflusst,“<br />
so der Autor, „Ich dachte auch immer,<br />
dass Jack Kerouac hier sein<br />
berühmtes ‚On The Road‘ verfasst<br />
hätte, aber meine Recherche ergab,<br />
dass er nur einmal hier in den<br />
50ies übernachtet hat.“ So verwebt<br />
Hamilton mit dem begnadeten<br />
Blick nachbarschaftlicher Nähe<br />
die Schrullen und Schrägseiten seiner<br />
tatsächlichen Mitbewohner zur<br />
mythischen Meta-Muse. Und hat<br />
dabei retrospektiv glatt so einen<br />
schönen Schwank wie diesen vergessen:<br />
„Wo ich es gerade sehe –<br />
eines der Bilder bei uns hier im Flur<br />
hat eine schöne Geschichte, die<br />
mir eine alte Hotelbewohnerin mal<br />
erzählt hat. Der Maler lebte hier mit<br />
Frau und Kind in den 70ern. Bis<br />
dahin ganz normal. Eines Tages<br />
entschloss sich der Mann allerdings,<br />
das Malen aufzugeben und<br />
Ed Hamilton. | Text. Frank Thießies<br />
stattdessen WEISSE MÄUSE zu<br />
züchten. Er hat dann in seinem<br />
ganzen Apartment verteilt Käfige<br />
gebaut, die alle über ein Rohrsystem<br />
miteinander verbunden waren.<br />
Das ging ein paar Jahre so, bis er<br />
sich entschied, in seine italienische<br />
Heimat zurückzuziehen<br />
und Mönch zu werden.<br />
Vor dem Verlassen seiner<br />
Familie ließ er aber noch alle<br />
Mäuse frei, die sich dann mit<br />
der Hotel-eigenen Maus-Bevölkerung<br />
vermehrten. Jahre<br />
danach konnte man im Chelsea<br />
immer noch weiße Mäuse<br />
sehen...“ Anscheinend auch<br />
ohne die obligatorischen allabendlichen<br />
fünf Six-Packs.<br />
Womit wir bei genau dem<br />
entscheidenden Punkt wären,<br />
der den leckeren Jubiläums-Jahrgang<br />
zum Einundeinviertel-Jahrhundertlichen<br />
schmälert, beziehungsweise<br />
ausschließt. Mittlerweile<br />
ist der langjährige Manager<br />
Stanley Bard von seinen Mitanteilhabern<br />
gechasst sowie<br />
das Chelsea Hotel Teil der BD<br />
Hotel Management Company<br />
worden, welche nicht nur<br />
neue Langzeitbewohner ablehnt,<br />
sondern Alteingesessene<br />
des architektonischen Anthropomorphismus<br />
sukzessive vor<br />
die Tür zusetzten plant. Doch bis<br />
zur vollständigen KAPITULATION<br />
vor dem Kurzurlauber-Kommerz<br />
wird gesammelklagt und zusammengetragen.<br />
Nicht nur, was die<br />
lebendigen Legenden-Erinnerungen<br />
im Web-Blog angeht. Schließlich<br />
geht es hier um weit mehr als<br />
nur um Eds Block.<br />
<strong>BLVD</strong> 12 <strong>BLVD</strong> 13
Könnte sein, dass sein Name bald<br />
auf deinem Arsch steht. Zumindest<br />
wäre das ein Zeichen für guten Geschmack.<br />
Mehr Rock als bei Ed<br />
Hardy gibt’s nirgends, zumindest<br />
nicht zum Anziehen. An der Kombi<br />
aus Straßenklamotten und Vintage-<br />
Tattoo-Motiven kommt in den USA<br />
zurzeit niemand vorbei, der noch<br />
einen Funken Coolness in den Knochen<br />
hat – die Stars können jedenfalls<br />
nicht widerstehen. Dass es hier<br />
bald genauso geht, gilt schon jetzt<br />
als ausgemachte Sache.<br />
Der Mann hinter den Klamotten<br />
heißt CHRISTIAN AUDIGIER.<br />
Und obwohl er in Frankreich geboren<br />
wurde, pulsiert der amerikanische<br />
Traum durch seine Adern.<br />
Unter die<br />
Haut<br />
<strong>BLVD</strong> 15
Christian Audigier. | Text. Georg Howahl | Foto. Jean Marie Perrier<br />
Ein bisschen ausgemergelt<br />
und sonnenverbrannt sind<br />
seine Gesichtszüge, eben<br />
so wie bei jemandem, der schon<br />
eine Menge mitgemacht hat im<br />
Leben. Seine raspelkurzen Haare<br />
werden an den Schläfen grau –<br />
und dennoch steht ihm der Erfolg<br />
ins Gesicht gemeißelt: Er ist der<br />
KING OF TATTOO WEAR, weil er<br />
mit dem Besten zusammen arbeitet,<br />
mit Mister Don Ed Hardy. „Er<br />
ist der ,Godfather of Tattoo’“, sagt<br />
Audigier anerkennend. Und er hat<br />
aus den Designs, die den Pionier<br />
der kalifornischen Tattookunst in<br />
all den Jahrzehnten seines Schaffens<br />
entworfen hat, etwas zum<br />
Überstreifen gemacht. „Ich sah die<br />
Leute in den Straßen von L.A. und<br />
schaute mir ihre Tattoos an. Jeder<br />
dort hatte welche; ganz anders als<br />
früher“, erzählt Audigier, „ich sah<br />
also die vielen interessanten Motive<br />
und dann habe ich einfach nach<br />
dem besten Tätowierer von allen<br />
gegoogelt.“ Klingt nach einem extrem<br />
einfachen Gedanken, trotzdem<br />
hatte diese Idee vor Audigier<br />
noch niemand. Er hat sie konsequent<br />
umgesetzt.<br />
In der Modebranche gilt der Franzose<br />
als Wunderknabe, denn es<br />
ist nicht der erste Volltreffer, den er<br />
landet. Der Grund: Die Stars tragen<br />
seine Klamotten. Warum? „Ich<br />
habe sie einfach gefragt“, lächelt<br />
Audigier. Das erste Mal gelang das,<br />
als Audigier noch bei einer damals<br />
unbekannten Firma namens Von<br />
Dutch arbeitete. „Ich blätterte immer<br />
in den Zeitschriften, in denen<br />
<strong>BLVD</strong> 16 <strong>BLVD</strong> 17
Christian Audigier.<br />
diese ganzen Promis abgebildet<br />
waren. Ich wusste ja, dass diese<br />
Leute Trendsetter sind. Ich sah sie<br />
immer mit diesen BASEBALL-<br />
MÜTZEN auf dem Kopf, mit denen<br />
sie ihr Gesicht vor den Fotografen<br />
schützen. Und ich dachte:<br />
Auf dieser Mütze sollte mein Logo<br />
stehen!“ Der Erfolg ließ sich wiederholen.<br />
Ed-Hardy-Stücke sind<br />
nicht ganz billig, für ein T-Shirt zahlt<br />
man zwischen 50 und 150 Dollar,<br />
aber immer ein Blickfang.<br />
Mittlerweile hat Audigier sie nämlich<br />
alle schon habt: Madonna und<br />
Britney, Paris und Shakira, Jessica<br />
Alba, Justin Timberlake, Snoop<br />
Dogg. Dass das<br />
nicht zu dick<br />
aufgetragen ist,<br />
kann Audigier<br />
ganz leicht beweisen<br />
als fanatischer Fotosammler.<br />
Kaum eine Berühmtheit in Hollywood,<br />
die nicht schon mal mit<br />
ihm das Gesicht ins BLITZLICHT-<br />
GEWITTER gehalten hätte. Auch<br />
Schwarzenegger reichte ihm die<br />
Pranke. Und Sylvester Stallone unlängst<br />
ebenfalls. Auf seiner Website<br />
stellt Audigier außer seiner Fashion<br />
Linie auch die neuesten<br />
Exponate seiner ebenso erfolgreichen<br />
Promi-Jagd in Bildergalerien<br />
vor. Wer was ist, der ist dabei.<br />
Der Ed-Hardy-Stil ist infektiös:<br />
Längst gibt es nicht nur Klamotten,<br />
das Label prangt auf Uhren und<br />
Sonnenbrillen, auf Aschenbechern<br />
und Flachmännern, auf einem eigenen<br />
Energy-Drink und einer Motorrad-Linie.<br />
Im nächsten Jahr will<br />
der Autohersteller DODGE einen<br />
Ed Hardy-Charger herausbringen.<br />
Die nächsten Schritte scheinen nur<br />
logisch: „Hotels und Restaurants,<br />
Mode und Lifestyle, das ist doch<br />
Wer was ist, der<br />
ist dabei.<br />
heute alles ein<br />
und dasselbe.“<br />
Audigier atmet<br />
den Rock’n’Roll,<br />
seine Villa im<br />
vornehmeren Teil von Los Angeles<br />
hat er gespickt mit Rock-Devotionalien,<br />
für Gitarren hat er einen eigenen<br />
Raum. Sein Wunsch, selber<br />
ein Rockstar zu sein, scheiterte<br />
unter anderem an seiner Stimme.<br />
„Wenn ich könnte, dann würde ich<br />
heute anstelle von Mick Jagger<br />
bei den Stones singen“, sagt er.<br />
Und ist im HERZEN wahrscheinlich<br />
amerikanischer als viele Amis.<br />
„Weil ich in Frankreich aufgewachsen<br />
bin, wollte ich nur eines: den<br />
amerikanischen Traum. Ich zog<br />
also hierher und hier bekomme ich<br />
nun meine Inspirationen für Designs.<br />
Ich entwickele sie aus der<br />
amerikanischen Kultur.“ Er sah Elvis,<br />
James Dean, seine Arbeit umweht<br />
immer ein klitzekleiner Hauch<br />
von „Easy Rider“.<br />
Da möchte man fast „Born To Be<br />
Wild“ mitgröhlen – Monsieur Audigier<br />
hätte bestimmt nichts dagegen,<br />
denn der Millionär lebt,<br />
was er verkauft. Seine HAUT ist<br />
keineswegs so jungfräulich, wie<br />
man es von einem Modeschöpfer<br />
um die 50 erwarten würde: Er<br />
hat Tattoos, und davon nicht eben<br />
wenige. Das augenfälligste spannt<br />
sich von Schulter zu Schulter über<br />
seinen Rücken: das Logo Christian<br />
Audigier established 1958. Es ist<br />
nicht allein, so hat er die Namen<br />
seiner vier Kinder auf den Körper<br />
tätowiert, eine Orchidee auf die<br />
Schulter. Auf dem Unterarm trägt<br />
er den Namen JOHNNY HALLY-<br />
DAY, denn das ist – wenn man’s<br />
genau nimmt – der einzige französische<br />
Rock’n’Roll-Star. Mit ihm<br />
hat man eine weitere Modelinie<br />
namens Smet gegründet, ähnlich<br />
cool, aber eben anders als die Ed<br />
Hardy-Sachen. Und eine eigene<br />
Linie namens Christian Audigier<br />
hat der Mann natürlich auch noch.<br />
Kein Wunder also, dass er nicht<br />
genug Nerven hat, ständig nach<br />
einem Päckchen Zigaretten zu suchen<br />
und es sich gern von seinen<br />
Assistenten anreichen lässt.<br />
Mit Starallüren hat dieses Verhalten<br />
freilich nur bedingt zu tun. „Ich<br />
gehe jeden Tag noch ganz normal<br />
zur Arbeit. Und ich kenne alle meine<br />
150 Angestellten mit Namen.<br />
Wir arbeiten als ein Team zusammen“,<br />
sagt Audigier und zieht an<br />
seiner Filterlosen. Er würde sich<br />
vielleicht die KONTROLLE über<br />
seine Zigaretten nehmen lassen,<br />
aber niemals die über seine Entwürfe.<br />
Denn dafür unterschreibt<br />
er mit seinem eigenen Namen und<br />
mit dem von Don Ed Hardy. Und<br />
wo der bald stehen könnte, das<br />
wissen wir ja schon.<br />
<strong>BLVD</strong> 18 <strong>BLVD</strong> 19<br />
Fotos. Schimmer & Sisca
Lina van de Mars. | Text.Georg Howahl | Foto. F. Schellenberg<br />
DIE SCHRAUBERIN UNSERES VERTRAUENS.<br />
In der Sekunde, als Lina van de<br />
Mars aus dem Flugzeug in die<br />
Tiefe stürzte, schoss ihr nur ein<br />
mals auch: Jetzt rein in die Szene,<br />
tiefer, breiter, schneller. Aber<br />
ich war doch überrascht wie vie-<br />
Gedanke durch den Kopf: „Wow, le Leute dort einfach Autokünstler<br />
ich liebe meinen Job!“ Gut übri- sind“, sagt sie. Lina hat genügend<br />
gens, dass der FALLSCHIRM Selbstbewusstsein, um gar nicht<br />
dann aufging.<br />
erst in unangenehme Situation zu<br />
Sie liebt den Job tatsächlich, der kommen: „Mein Vorteil ist, dass<br />
zum Teil aus solchen Funsport-Ein- die Typen vor mir eher Respekt<br />
lagen für den „Checker“ besteht, haben.“ Davon abgesehen kann<br />
zum großen Teil aber daraus, dass Lina mit den Schrauberjungs mit-<br />
sie Gebrauchtwagen komplett halten.<br />
auseinander nimmt, pimpt und Schnelle Autos rauben ihr nur<br />
wieder zusammensetzt. Da gerät die Hälfte ihrer Zeit, sie wird die-<br />
ihr auch schon mal eine olle Ente ses Jahr zwar Rallye fahren, doch<br />
oder ein mickriger Panda unter den „meine Nummer 1 im Leben ist<br />
Schraub-<br />
neben der Moderatischlüssel,on,<br />
mit dem Schlag-<br />
aber ihre<br />
Leidenschaft<br />
für<br />
ameri-<br />
„Wow, ich liebe<br />
meinen Job!“<br />
zeug auf der BÜHNE<br />
zu stehen.“ Neben<br />
diversen Bandprojekten<br />
schlägt sie bei<br />
kanische<br />
Payback5 zu. Weib-<br />
Oldtimer<br />
liche Konkurrenz am<br />
kann sie ja privat ausleben. Sie Schlagzeug gibt’s nur eine Hand-<br />
fährt einen Ford Mustang und als voll, was ihr einige Zusatzjobs be-<br />
wir miteinander sprechen, kommt schert: „Im nächsten Video von<br />
sie gerade von der Anmeldung ih- Northern Lite sitze ich hinter den<br />
rer neuesten Errungenschaft: ein Drums.“ Mal sehen, wann Ihr Che-<br />
Chevy Blazer, ein bulliges Gelänvy Blazer mal wieder am Bühnendemonster.<br />
Nach ihrer Zeit bei den Lemonbabies,<br />
denen sie von München<br />
nach BERLIN folgte, hatte Lina<br />
van de Mars lange überlegt, was<br />
eingang steht.<br />
Sie ist die Frau mit Motorhirn:<br />
LINA VAN DE MARS schraubt<br />
an den coolsten Karren herum,<br />
zurzeit steht sie für neue Folgen<br />
von „Der Checker“ auf DMAX vor<br />
der Kamera. Was treibt eine Punk-<br />
Drummerin unter die Motorhaube?<br />
Die Liebe. Und zwar die zu Ami-<br />
Schlitten. Wir sprachen mit der<br />
Mechanikerin unseres Vertrauens<br />
über die besten Karren, Sexismus<br />
sie machen wollte. Moderatorin<br />
bei Viva? Nö. Da ihr Taunus immer<br />
kaputt ging, entschied sie sich für:<br />
eine Lehre zur Kfz-Mechanikerin.<br />
„Ich arbeitete damals in einer Oldtimerklitsche“,<br />
sagt Lina. Und wurde<br />
für „Tuning TV“ entdeckt, eine<br />
Sendung, die ihr Fachwissen forderte,<br />
aber den Frauen gern unter<br />
die Gürtellinie griff: „Ich dachte da<br />
<strong>BLVD</strong> 22<br />
und die Lemonbabies.<br />
<strong>BLVD</strong> 23
Rolf Eden trifft Warren Suicide. | Text. Thomas Clausen | Fotos. Marco Kokkot, Joachim Scheffler<br />
<strong>BLVD</strong> 24<br />
A SHOW MAN`s WORLD.<br />
Unterschiedlicher könnte sich ein<br />
G E N E R AT I O N E N T R E F F E N<br />
selbst in Berlin kaum gestalten:<br />
Der PLAYBOY und der ROCKER.<br />
Der eine im schneeweißen Anzug,<br />
der andere mit schwarz lackierten<br />
Fingernägeln. Beide auf ihre ganz<br />
eigene Art POPIKONEN und<br />
HAUPTSTADTPHENOMÄNE,<br />
die sich trotz knapper 50 Jahre Altersgefälle<br />
viel zu erzählen haben.<br />
Zur Vorgeschichte: Ende letzten<br />
Jahres treffen wir Profi-<br />
Abschlepper ROLF EDEN<br />
samt blutjunger Entourage bei der<br />
Mitternachts-Show der exzessiven<br />
Electro-Rock-Anarchisten WAR-<br />
REN SUICIDE. Man kommt ins<br />
Gespräch. „Hier ist meine Karte“,<br />
sagt Eden. „Hört sich spannend<br />
an“, gibt WS-Frontmann NACKT<br />
zu. Wenig später fahren wir zu<br />
beiden nach Hause; die Eindrücke<br />
sind jedes Mal unendlich und<br />
ERSCHLAGEND. Edens goldverspiegelte<br />
Prunkvilla im vornehmen<br />
Dahlem ebenso, wie das liebenswert-chaotische<br />
Warren Suicide-<br />
Loft im multikultibunten Neukölln.<br />
Exotisch aufregend sind beide auf<br />
ihre Art. Und beide sind große Unterhalter<br />
auf den verschiedensten<br />
Bühnen der Nacht: Einer bringt die<br />
Massen seit fünf Jahren mit Underground-Hits<br />
wie „Butcher Boy“<br />
zum Schwitzen und veröffentlicht<br />
demnächst mit „Requiem For A<br />
Missing Link“ das dritte Album.<br />
<strong>BLVD</strong> 25
Rolf Eden trifft Warren Suicide.<br />
Der andere gibt ihnen in seinen<br />
zahlreichen Etablissements schon<br />
seit fünf Jahrzehnten ein Heim –<br />
den Schönen, Reichen, Bekannten<br />
ebenso, wie den namenlosen<br />
„Taxichauffeuren, Nutten und den<br />
Leuten, die sonst noch nachts unterwegs<br />
sind.“ Rolf Eden meets<br />
Warren Suicide; Warren Suicide<br />
meets Rolf Eden.<br />
Können Sie sich noch an die<br />
letzte Warren Suicide-Show erinnern?<br />
Eden: Na logo! Ich fand den Auftritt<br />
sehr originell. Diese Art von Musik<br />
ist sehr interessant. Außerdem ist<br />
er genau in meiner Altersgruppe.<br />
Ich umgebe mich gern mit jungen,<br />
dynamischen Leuten, die im Leben<br />
etwas schaffen und die innovativ<br />
sind. Ich brauche keine LANG-<br />
WEILIGEN SPIESSER in meinem<br />
Alter um mich herum; ich kenne<br />
nicht einmal Menschen in meinem<br />
Alter, sondern nur junge Leute.<br />
Nackt: Ich habe gehört, Sie<br />
schreiben gerade Ihre Memoiren.<br />
Wie fühlt sich das an? Ist es ein<br />
markanter Punkt im Leben?<br />
Eden: Es ist ein schönes Gefühl.<br />
Ich möchte, dass meine Nachfolger,<br />
die kommenden Playboys wissen,<br />
wie das schöne Leben ist. Das<br />
schöne Leben mit Eden. Wobei ich<br />
mich gar nicht so sehr als Vorreiter<br />
des Playboyseins betrachte...<br />
Wobei doch aber „Playboy“-<br />
Herausgeber Hugh Hefner sicher<br />
als Vorbild gedient hat...<br />
Eden: Hefner ist natürlich der Größte!<br />
Ein großes VORBILD, das ich<br />
sehr gerne einmal kennen lernen<br />
würde. Wir haben mit Sicherheit<br />
viele Gemeinsamkeiten!<br />
Würden Sie sich als Popidole<br />
bezeichnen?<br />
Eden: Ich hoffe, ich bin sogar eine<br />
Ikone!<br />
Nackt: Bei mir ist bisher noch nicht<br />
diese gewisse Langfristigkeit eingetreten,<br />
die man braucht, um ein<br />
Popidol zu werden. Ich stelle mir<br />
einfach vor, weiter das Leben zu<br />
führen, das ich im Moment führe.<br />
Ich persönlich strebe nicht unbedingt<br />
nach dem großen DURCH-<br />
BRUCH.<br />
Sind Sie ein Sexsymbol?<br />
Nackt: Natürlich!<br />
Eden: Ich weiß es nicht, ich hoffe<br />
es aber! Ganz sicher bin ich Geschäftsmann<br />
und ein EXHIBITIO-<br />
NIST. Ich liebe es, in der Öffentlichkeit<br />
zu stehen. Ich achte nicht<br />
darauf, anderen Leuten zu gefallen.<br />
Ich muss in erster Linie mir selbst<br />
gefallen und meinen Mädels.<br />
Was genau ist ein Sexsymbol?<br />
Eden: Wichtig ist ein guter Name<br />
und gutes Aussehen. Sicher gibt<br />
es viel bessere Sänger als zum<br />
Beispiel Robbie Williams, doch er<br />
sieht sehr gut aus und ist deshalb<br />
so erfolgreich als Sexsymbol. Außerdem<br />
hat es viel mit Persönlichkeit<br />
zu tun, Charisma.<br />
Wer sind Ihre Sexsymbole?<br />
Eden: Das Problem mit meinen<br />
Sexsymbolen ist, dass sie sehr<br />
schnell alt werden. Es gibt natürlich<br />
einige Alltime Faves wie Marilyn<br />
oder Brigitte Bardot. Doch wenn<br />
ich sie dann persönlich in Saint<br />
Tropez treffe... - ins Bett würde ich<br />
heute ganz sicher nicht mehr mit<br />
ihr gehen!<br />
Nackt: Ich kann mich nur anschließen.<br />
Es geht bei Sexsymbolen um<br />
TRÄUME und ganz konkret auch<br />
um Lust. Wenn man auf dieser<br />
Ebene klickt, ist alles andere viel<br />
leichter. Wenn man auf einer Bühne<br />
steht, gehört es dazu, als Sexsymbol<br />
zu agieren. Meine persönlichen<br />
Sexsymbole sind alle Frauen,<br />
die eine gute Energie haben, die<br />
intelligent sind und die sich gern<br />
bewegen.<br />
War es für Sie niemals ein Thema,<br />
irgendwo anzukommen,<br />
einen sicheren Hafen im Leben<br />
zu finden?<br />
Nackt: Er sieht doch sehr angekommen<br />
aus!<br />
Eden: Wie ankommen? Um Gottes<br />
Willen – das wäre ja wie SELBST-<br />
MORD! Ich möchte jeden Tag Action<br />
haben!<br />
Nackt: Ich denke, es ist dieses typische<br />
Zerrbild vom Erfolg – dass<br />
man sich irgendwann einfach nur<br />
ausruhen will, wenn man großen<br />
Erfolg gehabt hat. Wenn man dieses<br />
gewisse Feuer in sich hat, wird<br />
es immer brennen und man möchte<br />
vielleicht sogar auch gern daran<br />
verbrennen am Ende!<br />
Eden: Sehr richtig! Man sollte jeden<br />
Tag neu erleben. Ich kann es<br />
mir heute aussuchen: Ich muss<br />
keine Filme mehr drehen, CDs aufnehmen<br />
oder im Brel-Club Klavier<br />
spielen. Es geht mir nicht um Geld.<br />
Es macht mir einfach Spaß. Manche<br />
nennen dies Dekadenz. Doch<br />
es ist gut, dekadent zu sein. Jeder<br />
<strong>BLVD</strong> 26 <strong>BLVD</strong> 27
Rolf Eden trifft Warren Suicide.<br />
<strong>BLVD</strong> 28<br />
Mensch ist auf seine Art DEKA-<br />
DENT. Der eine ist dekadent, weil<br />
er verheiratet ist. Der nächste, weil<br />
er den ganzen Tag zuhause sitzt<br />
und der andere, weil er viel Geld<br />
ausgibt und jede Nacht dahin geht,<br />
wo es die süßesten Frauen gibt. So<br />
wie ich.<br />
Würden Sie sich als unangepasst<br />
bezeichnen?<br />
Eden: Nicht ich bin unangepasst<br />
– die anderen sind es! Es ist unangepasst,<br />
wenn man heute die<br />
moderne schöne Welt nicht optimal<br />
ausnutzt. Man hält in einigen<br />
Bereichen immer noch an Dingen<br />
fest, die vor 100 Jahren von Belang<br />
waren und heute total obsolet<br />
sind!<br />
Sie haben in den frühen 50er<br />
Jahren den Striptease nach<br />
Deutschland geholt, die ersten<br />
Burlesque-Shows etabliert...<br />
Nackt: Das gibt es heute leider<br />
kaum noch...<br />
Eden: Weil es heute keinen Menschen<br />
mehr interessiert! In jeder<br />
Zeitschrift sieht man heute einen<br />
nackten Busen. Auch im Fernsehen:<br />
Ich habe gestern auf Arte einen<br />
Film gesehen, wo richtig Liebe<br />
im Bett gemacht wurde! Ich muss<br />
ehrlich sagen, dass ich die jungen<br />
Leute heute nicht mehr beneide.<br />
Heute sind die Emotionen, das<br />
Schöne, Seltene am Sex einfach<br />
nicht mehr da. Wenn ich früher auf<br />
einer Wäscheleine einen Bikini gesehen<br />
habe, hatte ich schon einen<br />
STÄNDER. Bei den allerersten<br />
Miss-Wahlen sind die Mädels da-<br />
<strong>BLVD</strong> 29
Rolf Eden trifft Warren Suicide.<br />
mals noch mit einer Kapuze aufgetreten,<br />
damit man nicht ihre Gesichter<br />
erkennen konnte! Wie beim<br />
Ku Klux Klan! Ich habe den Leuten<br />
immer ihre Freiheiten gegeben. Die<br />
größten Jazzmusiker der Welt sind<br />
in meine Clubs gekommen, weil sie<br />
bei mir spielen<br />
konnten, was<br />
sie wollten und<br />
was sie fühlten.<br />
Und nicht, was<br />
das Publikum<br />
gern hören<br />
wollte.<br />
Würden Sie gern für einen Tag<br />
die Rollen tauschen? Nackt im<br />
Grunewald, Rolf Eden beim Gemüsekauf<br />
in der Sonnenallee?<br />
Eden: Es würde mich überhaupt<br />
nicht stören, hier sofort einzuziehen!<br />
Als ich in seinem Alter war,<br />
habe ich in Paris in einer ähnlichen<br />
Wohnung gelebt. Es gab nur ein<br />
Bett, das ich mir mit einem Regisseur<br />
teilen musste. Ich schlief am<br />
Tag und arbeitete nachts, und er<br />
umgekehrt.<br />
Nackt: Ich würde einen Rollentausch<br />
gar nicht erst in Betracht<br />
ziehen, weil ich ihn nicht notwendig<br />
finde. Es sind zwei von Grunde<br />
<strong>BLVD</strong> 30<br />
„Ich weiß gar nicht,<br />
wie alt er ist.“<br />
auf verschiedene Rollen – jeder von<br />
uns hat die Rolle gewählt, die er<br />
spielen will. Ich glaube auch nicht,<br />
dass unsere Rollen so weit von<br />
einander entfernt sind. Ich freue<br />
mich heute, noch vieles vor mir zu<br />
haben, was Rolf schon gesehen<br />
hat und bin sehr<br />
neugierig darauf.<br />
Außerdem<br />
erscheint mir<br />
unser LEBENS-<br />
GEFÜHL sehr<br />
ähnlich zu sein,<br />
unsere Arbeit<br />
hat viele Schnittmengen.<br />
Ich verdiene nur weniger<br />
Geld dabei...<br />
Kann man sich von Rolf Eden<br />
irgendetwas abschauen?<br />
Nackt: Natürlich ist Rolf Eden für<br />
mich eine INSPIRATION. Mir gefällt<br />
die Idee, dass sich Dinge weiter<br />
entwickeln, man aber trotzdem<br />
bis zuletzt voller Energie bleiben<br />
kann. Ich weiß gar nicht, wie alt<br />
er ist. Doch ich möchte ich auch<br />
nicht damit beschäftigen müssen,<br />
was irgendwann alles schief laufen<br />
kann im Leben. Das würde mich<br />
nur davon abhalten, den Moment<br />
zu genießen.<br />
Und die Moral ist...<br />
Eden: Das einzig Wichtige im Leben<br />
ist, dass man gesund bleibt.<br />
Alles andere ist zweitrangig.<br />
<strong>BLVD</strong> 31
Jenna. | Text.Thomas Pilgrim | Foto. Nela König<br />
JUNG UND POPPIG.<br />
„Es ist unglaublich. Wir streiten<br />
uns jeden Tag – aber wir<br />
müssen uns ja auch jeden Tag<br />
sehen.“ Probleme, die jedes<br />
Geschwisterpaar kennt oder<br />
jedenfalls mal gekannt haben<br />
dürfte. JENNA + Ron aus<br />
Kreuzberg machen da keine<br />
Ausnahme.<br />
Mit dem Unterschied allerdings,<br />
dass ihre Auseinandersetzungen<br />
immerhin dazu führten, dass ihr<br />
Song „Jung und willig“ vergangenes<br />
Jahr beim Bundesvision Song<br />
Contest für Sachsen-Anhalt Platz 8<br />
einheimste und sich auch die Media<br />
Control-Charts nicht lange bitten<br />
ließen. Der vorlaute Trash-Pop<br />
ihres ebenfalls „Jung und willig“ betitelten<br />
Debütalbums war eben eine<br />
charmant angedreckte Angelegenheit<br />
zwischen Kellerclub und Himmelszelt<br />
oder auch Spillsbury und<br />
Silbermond. Jenna + Ron-Auftritte<br />
im Vorprogramm sorgten sogar bei<br />
Konzerten von Tokio Hotel, LaFee<br />
und Christina Stürmer für ein Aufflackern<br />
von Erträglichkeit. Promi-<br />
Kreisch einmal anders. Doch dann<br />
muss es irgendwann einmal zu<br />
laut gekracht haben, weswegen<br />
die Geschwister inzwischen musikalisch<br />
getrennte Wege gehen<br />
und die 23jährige Jenna seit einiger<br />
Zeit an ihrem Solo-Dingsbums<br />
schraubt.<br />
„Gestritten haben wir uns schon<br />
immer“, erinnert sich Jenna, „aber<br />
mit der Zeit stellte sich eben heraus,<br />
dass unsere Vorlieben einfach zu<br />
unterschiedlich waren. Ich möchte<br />
gerne in die Richtung ELEKTRO-<br />
NISCHER POP gehen, während<br />
Ron eben mehr auf Punkrock<br />
steht, womit ich noch nie was anfangen<br />
konnte.“ Sie lacht: „Aber keine<br />
Sorge, wir reden trotzdem noch<br />
miteinander.“ Wenn auch vielleicht<br />
nicht mehr in erster Linie über Musik<br />
oder Kreuzberg, das trotz gern<br />
genommenen Hauptstadtteilkultes<br />
für Jenna nie ein großes Thema war.<br />
„Sagen wir mal so: Hier ist mein<br />
Zuhause, hier fühle ich mich wohl,<br />
und hier gehe ich am Wochenende<br />
auch gerne einen saufen. Aber allzu<br />
viel Lärm um meine Herkunft sollte<br />
man dann auch nicht machen. Da<br />
gibt es Wichtigeres.“ Zum Beispiel,<br />
sich einen neuen Künstlernamen<br />
zuzulegen („Das ist gar nicht so<br />
einfach, das kannst Du mir glauben<br />
– wer eine Idee hat, immer her damit“)<br />
und einen frischen Sound zu<br />
bauen. Elektronischer, ansatzweise<br />
glamouröser, ja gelegentlich sogar<br />
HipHop-groovig soll’s weden,<br />
bald die geeigneten musikalischen<br />
Mitstreiter beisammen sind, aber:<br />
„Auch die zu finden, ist gar nicht so<br />
einfach.“ Trotzdem: Vielleicht sind<br />
die Zeiten als Support für Tokio<br />
Hotel oder LaFee nur vorübergehend<br />
vorbei. Übrigens laut Jenna<br />
eine weitaus weniger blöde Kombination,<br />
als es zunächst den Anschein<br />
hat. „Wir hatten Glück, die<br />
Kids auf den Konzerten haben uns<br />
richtig gemocht. Und wenn du vor<br />
5000 Leuten auftrittst und die ersten<br />
Reihen brüllen immer noch den<br />
Text, obwohl der Song längst aus<br />
ist, dann ist das einfach ein geiles<br />
Gefühl. Wer was anderes behauptet,<br />
lügt.“<br />
Save the Date<br />
17 th July 2008<br />
<strong>BLVD</strong> 32 38<br />
www.underground-catwalk.com<br />
<strong>BLVD</strong> 33
Julien-K. | Text. Thomas Clausen | Fotos. Greg Waterman<br />
SYSTEME DE SEXE.<br />
»But the idea<br />
is much much<br />
bigger.<br />
It`s all part of<br />
the plan...«<br />
Here are the young men.<br />
JULIEN-K aus Los Angeles revolutionieren<br />
nicht nur die Rockmusik.<br />
Sondern die ganze Entertainmentindustrie<br />
noch gleich<br />
mit. Wo man schon dabei ist,<br />
und das seit einigen Jahren. Bekannt<br />
geworden in ihrer Vorgängerband<br />
ORGY führen die beiden<br />
Masterminds Ryan Shuck<br />
und Amir Derakh den Alternative<br />
Rock heute mit JULIEN-K in ein<br />
neues Zeitalter. Eines, in dem<br />
<strong>BLVD</strong> 34 Platin-Awards diesmal längst<br />
<strong>BLVD</strong> 35<br />
nicht genug sein werden.
MAESTRO<br />
„Keine Band rockt mehr so richtig.<br />
Wo sind heute all die tollen, neuen,<br />
großartigen und weltumstürzlerischen<br />
Bands, die alles auf den<br />
Kopf stellen und mit herrschenden<br />
Konventionen brechen?“<br />
JK-Frontmann Ryan Shuck fühlt<br />
sich berufen. Stellt sich der Verantwortung,<br />
in einer kurzlebigen<br />
Medienwelt das UNMÖGLICHE<br />
zu erreichen. Eine digitale Revolution<br />
auszulösen. Und hat Erfolg.<br />
Nach der einstweiligen Auflösung<br />
von ORGY touren JULIEN-K seit<br />
nunmehr drei Jahren erfolgreich<br />
mit Bands wie Linkin Park, Placebo,<br />
Him und Evanescene, spielen<br />
regelmäßige Secret Gigs in stets<br />
ausverkauften Hallen und haben<br />
vor allem eines nicht: Ein Album im<br />
Laden stehen. Das Debüt „Death<br />
To Analog“ ist genau das, was es<br />
verspricht. Und es erscheint erst<br />
noch. Irgendwann. Wenn man sich<br />
danach fühlt. Vielleicht im August.<br />
Aber nur vielleicht. Vom Geheimtipp<br />
zum Verschwörerkult in wenigen<br />
Wochen.<br />
„Unser Album ist zwar schon lange<br />
fertig, wir wollen heute nicht mehr<br />
die gleichen Fehler machen, die<br />
wir zu Anfang unserer Karriere gemacht<br />
haben. JULIEN-K folgt einer<br />
völlig neuen Strategie. Wir haben<br />
noch nie Interviews gegeben, sondern<br />
immer alles absichtlich unter<br />
Verschluss gehalten. We`re actually<br />
trying to hold it back. Wir geben<br />
uns unantastbar, kommunizieren<br />
nicht. We want people to discover<br />
us the way WE want THEM to<br />
discover us. Today things are differently<br />
different! Wir wollen etwas<br />
bewegen! I know it kinda may suck<br />
but there`s also something really<br />
cool about waiting for something<br />
fucking great! Radio Airplay ist toll,<br />
aber werden die Leute auch tatsächlich<br />
verstehen, was JULIEN-K<br />
wirklich darstellen?“<br />
„TECHNICAL DIFFICULTIES“<br />
Das einzige, bisher offiziell veröffentlichte<br />
JULIEN-K Stück vom Sound-<br />
track des letztjährigen „Transformers“-Leinwandspektakels.<br />
Paradebeispiel vertrackten Hybrid-<br />
Electro-Rocks. Mit Pop-Appeal,<br />
ohne Gebrauchsanweisung. Der<br />
Problemsong zum Problemfilm<br />
feat. Sänger Ryan Shuck, Drummer<br />
Elias Andra, Keyboarder Brandon<br />
Belsky. Und Gitarrist Amir Derakh:<br />
„Gerade dieser Track in gerade<br />
diesem Film hat extrem Sinn ergeben.<br />
Alles ist natürlich sehr ironisch<br />
zu sehen. Sportwagen, die<br />
sich in Roboter verwandeln und<br />
wieder zurück. Autoradios, die nur<br />
80ies Schmusesongs spielen. But<br />
i loved it. I thought it was great! A<br />
cheesy big block buster Hollywood<br />
movie.“ Das komplette Gegenteil<br />
zu „DEATH TO ANALOG“ also.<br />
Eine ideologische KRIEGSER-<br />
KLÄRUNG. Konzept als Waffe.<br />
„Der Albumtitel hat für mich einen<br />
sehr brutalen Klang und auch eine<br />
brutale Bedeutung. Viele Leute sind<br />
der Auffassung, wir würden uns mit<br />
diesem Titel gegen analoge Datenverarbeitung<br />
wenden oder unsere<br />
Verachtung für Vinylschallplatten<br />
zum Ausdruck bringen. Doch so<br />
banal sind wir nicht. Die Intentionen<br />
gehen weit darüber hinaus.<br />
<strong>BLVD</strong> 36 <strong>BLVD</strong> 37
»II know it kinda may<br />
suck but there`s<br />
also something<br />
really cool about<br />
waiting for something<br />
fucking great! «<br />
Gemeint ist nicht das neue Zeitalter<br />
des Digitalismus. Wenn man<br />
sich einmal genauer die Bedeutung<br />
des Begriffs analog anschaut,<br />
so wird er mit gleichartig übersetzt.<br />
Wir rufen also zum Kampf gegen<br />
die Gleichförmigkeit auf, zur Revolution<br />
des INDIVIDUUMS!“<br />
„KICK THE BASS“<br />
Die potenzielle erste Single. Erscheinungsdatum:<br />
Sommer 2008,<br />
to be confirmed.<br />
So mysteriös und<br />
undurchsichtig<br />
„We´re actually<br />
trying to hold it<br />
back...“<br />
wie JULIEN-K<br />
selbst, wie Amir<br />
Derakh bestätigt.<br />
„Ich könnte<br />
in allen Einzelheiten<br />
erklären,<br />
woher der Name<br />
JULIEN-K kommt und was er bedeutet.<br />
Wir mögen es jedoch, die<br />
Phantasie der Leute anzuregen<br />
und sie sich ihre ganz eigenen Gedanken<br />
machen zu lassen. Wir alle<br />
lieben Science-Fiction, der Name<br />
stammt aus einem Sci-Fi-Streifen.<br />
JULIEN-K wirkt ganz gewollt wie<br />
ein Markenname. It`s almost kinda<br />
like CALVIN KLEIN – when<br />
you see that name you know what<br />
you`re gonna get. But the idea is<br />
much much bigger. It`s all part of<br />
the plan: Unser Stil, unser Image,<br />
unser Sound. We`re bringing a totally<br />
new everything to people!“<br />
„Diese Band hat SEX“, sagt Ryan<br />
Shuck. „In jeder Beziehung. Wie wir<br />
klingen, wie wir uns stylen. Wie wir<br />
uns geben. Leidenschaft, kraftvolle<br />
Inhalte. I really wanted to make<br />
passionate electronic music. Being<br />
in JULIEN-K is the hardest job but<br />
if you have the right attitude it can<br />
be the coolest job! Diese Band hat<br />
mehr mit Mode zu tun als ORGY<br />
damals. Früher haben wir nicht<br />
einmal versucht, sexy zu sein. Wir<br />
haben uns nur auf uns selbst und<br />
auf die klassischen BRANDS wie<br />
Gucci oder Prada verlassen. Heute<br />
besteht alles aus Spezialanfertigungen.<br />
Von der Schraube bis zur<br />
Socke. Die Philosophie ist heute<br />
nicht mehr, auf<br />
Biegen und Brechen<br />
so auszu-<br />
sehen, als wären<br />
wir aus einer fernen<br />
Galaxie auf<br />
die Erde geknallt.<br />
ORGY war sehr<br />
von David Bowie<br />
und `Blade Runner`<br />
inspiriert. JULIEN-K beziehen<br />
ihre Einflüsse aus der REALITÄT,<br />
fast wie bei einem Tagebuch. Wir<br />
spüren in jeder Sekunde, wie lebendig<br />
wir sind! Auch wenn es<br />
manchmal weh tut.“<br />
<strong>BLVD</strong> 38 <strong>BLVD</strong> 39<br />
Julien-K.
Kat von D. | Text. Lena Studnitzky<br />
MONDAY THROUGH FRIDAY.<br />
NOON TO MIDNIGHT.<br />
Hat sie die Pforten ihres eigenen<br />
Tattoostudios in West<br />
Hollywood geöffnet. Sie<br />
hält den Weltrekord im 24-Stunden-Tätowieren,<br />
ist neuerdings mit<br />
Hard Rock-Bad Boy Nikki Sixx liiert<br />
und hat kürzlich die zweite Staffel<br />
ihrer eigenen TV-Serie „LA Ink“ abgedreht.<br />
Nachdem Katherine von<br />
Drachenberg alias KAT VON D<br />
jahrelang die Berühmten, Reichen<br />
und Ausgeflippten mit ihren außergewöhnlichen<br />
Hautmotiven verziert<br />
hat, ist Amerikas verführerischste<br />
Nadelqueen nun selbst zum Celebrity<br />
avanciert.<br />
Inwieweit hat sich dein Leben<br />
durch die Eröffnung deines<br />
eigenen Shops High Voltage<br />
Tattoo`s verändert?<br />
„Natürlich gab es schon VERÄN-<br />
DERUNGEN in meinem Leben. Es<br />
war sehr schwierig und zeitintensiv,<br />
alles aufzubauen. Doch zum Glück<br />
hatte ich ein wundervolles Team an<br />
meiner Seite, das sich um so viele<br />
Dinge gekümmert hat und ohne<br />
das es wohl nicht zu funktioniert<br />
hätte.“<br />
Der Shop ist wirklich außergewöhnlich<br />
geworden - woher<br />
hast du die Inspirationen für die<br />
Aufmachung bekommen?<br />
„Es sollte alles ein wenig rockiger<br />
werden als anderswo. Die meisten<br />
Studios sind mir einfach zu langweilig<br />
und zu fade. Das wollte ich<br />
unbedingt vermeiden und habe<br />
alles viel rock `n rolliger geplant.<br />
<strong>BLVD</strong> 40 <strong>BLVD</strong> 41
Kat von D.<br />
High Voltage Tattoos<br />
1259 n.<br />
La Brea Avenue<br />
West Hollywood, CA<br />
90038<br />
Und in pink. PINK IS THE NEW<br />
PUNK ROCK!“<br />
Die Serien „Miami Ink“ und<br />
„LA Ink“ haben dich weltweit<br />
bekannt gemacht. Was würdest<br />
du als wichtiger Teil der<br />
Tattoo-Szene heute ändern?<br />
„Durch den großen Erfolg der<br />
Shows wollen viele Leute ein Stück<br />
vom Kuchen abhaben und ein Teil<br />
der Szene sein - das nervt mich unheimlich.<br />
Für mich war und bleibt<br />
das Tätowieren eine LEBENS-<br />
AUFGABE, wenn auch eine sehr<br />
undergroundige. Doch momentan<br />
ist dieser Aspekt ein wenig in den<br />
Hintergrund geraten. Ich wünschte,<br />
alles wäre vielleicht ein bisschen<br />
undergroundiger geblieben...“<br />
Musste es bei „Miami Ink“<br />
tatsächlich wie gezeigt eine<br />
todtraurige Story hinter jedem<br />
Tattoowunsch geben?<br />
„Als ich zu `Miami Ink` kam, hat<br />
dort niemand Portraits gestochen.<br />
Mein allererstes Portrait war ein<br />
Gedenktattoo, von dem der Kunde<br />
wirklich begeistert und erstaunt<br />
war, wie realistisch das Ergebnis<br />
geworden ist. Danach kamen immer<br />
mehr Leute mit einem Portraitwunsch<br />
zu mir in die Sendung;<br />
die meisten von ihnen wollten damit<br />
einem Verstorbenen gedenken.<br />
Dem Sender gefiel dies sehr<br />
gut, weil sich diese Stories einfach<br />
gut verkaufen und eine hohe EIN-<br />
SCHALTQUOTE bringen. Doch<br />
auf Dauer ist dies aber nervig und<br />
unbefriedigend, Tätowieren macht<br />
Spaß und sollte Spaß machen. Ich<br />
betrachte das alles eher als eine<br />
große Party. Genau diese Dinge will<br />
ich in meiner Show `LA Ink` grundlegend<br />
anders machen: Ich will<br />
Rock `N Roll, Tattoos, Spaß, Musik<br />
- all das zusammen! Ein Tattoo<br />
muss auch nicht unbedingt eine<br />
bedeutende Geschichte haben, es<br />
kann auch einfach nur schön sein<br />
und den Körper schmücken!“<br />
Können Kunden einfach in<br />
deinen Shop kommen, um ihre<br />
Tattoowünsche vorzutragen<br />
oder geht das nur über das<br />
Casting für die Sendung?<br />
„Nein, mein Shop ist offen für jedermann.<br />
Jeder ist bei mir willkommen.<br />
Natürlich ist es sehr schwierig<br />
während der Dreharbeiten; wir<br />
schließen dann meistens für die<br />
Öffentlichkeit. Nach Drehschluss<br />
kann aber jeder hereinkommen<br />
und mit mir oder den anderen<br />
Künstlern reden und Termine vereinbaren.<br />
Neben mir arbeiten noch<br />
zehn weitere Tattookünstler in dem<br />
Shop, alle auf höchstem Niveau!<br />
Ich habe auch oft Gasttätowierer<br />
aus der ganzen Welt, um noch<br />
mehr verschiedene Künstler und<br />
Tattoostile zu vereinen.“<br />
C<br />
G<br />
C<br />
C<br />
G<br />
Wann wird man deine Fähigkeiten<br />
erstmals live in<br />
Deutschland bewundern<br />
können?<br />
„Ich war noch nie in Deutschland,<br />
aber möchte das unbedingt bald<br />
ändern. Freunde von mir wohnen<br />
in der Nähe von München, die würde<br />
ich auf jeden Fall gern einmal<br />
besuchen. Außerdem bin ich deutscher<br />
Abstammung und ich kann<br />
mich erinnern, dass irgendwo ein<br />
Schloss existieren muss, das irgendwann<br />
einmal in FAMILIEN-<br />
BESITZ war und heute ein Museum<br />
ist. Leider habe ich momentan<br />
einen ziemlich vollen Terminkalender,<br />
hoffe aber, es vielleicht in diesem<br />
Jahr tatsächlich zu schaffen!“<br />
<strong>BLVD</strong> 42 <strong>BLVD</strong> 43<br />
G<br />
C<br />
C<br />
C<br />
CC<br />
C<br />
C<br />
G<br />
C
Stadtimpressionen. | Fotos. Markus Hellmold | Model. Miss Liz<br />
SEX IN THE CITY.<br />
Berlin. Mitte-Kill und lässige Posen an den Hot Spots der Hauptstadt.<br />
Da, wo jeden Tag die Touristenbusse aus Heidelberg, Recklinghausen und<br />
Neumünster warten. Und wo das Glamrock-Radar verdächtige Signale von<br />
den DIRTY <strong>BLVD</strong>.`s empfängt. Der Sittenpolizei hat´s auch gefallen.<br />
<strong>BLVD</strong> 44 Foto: Markus Xtropolis<br />
<strong>BLVD</strong> 45
Stadtimpressionen.<br />
<strong>BLVD</strong> 46 Foto: Markus Xtropolis Foto: Markus Xtropolis<br />
<strong>BLVD</strong> 47
Stadtimpressionen.<br />
<strong>BLVD</strong> 48 Foto: Markus Xtropolis<br />
<strong>BLVD</strong> 49
Sorumnoce. | Text. Thomas Clausen | Foto. Tanja Bonensteffen<br />
<strong>BLVD</strong> 50<br />
SCHLAFLOS IN LOS ANGELES.<br />
Vor jeder Partynacht die gleiche<br />
Frage: Was anziehen? Mit MATT<br />
SORUM und MAX NOCE hat sich<br />
ein ungleiches Celebrity-Künstlerteam<br />
zusammen gefunden, mit<br />
seinen Kreationen den allabendlichen<br />
Frustmarsch durch den begehbaren<br />
Kleiderschrank ein kleines<br />
bisschen angenehmer, und die<br />
Ausgehuniformen geschmackvoller<br />
Sunset Strip-Rocker das alles<br />
entscheidende Bisschen cooler zu<br />
gestalten. Unterwegs in und mit<br />
SORUMNOCE.<br />
<strong>BLVD</strong> 51
Sorumnoce.<br />
Die kollektiven Unterschiede bei<br />
SORUMNOCE sind frappierend.<br />
Star-Drummer Matt Sorum trommelt<br />
seit 1979 in Kultbands wie<br />
The Cult, Guns `N Roses und Velvet<br />
Revolver; immer mit dem geheimen<br />
Wunsch, eines sonnigen Tages<br />
seine eigene Modelinie zu entwerfen.<br />
Dem Mailänder<br />
Max Noce<br />
hingegen spukte<br />
nach erfolgreich<br />
abgeschlossener<br />
Schneiderlehre<br />
bei Dolce & Gabana<br />
und Giorgio<br />
Armani fast<br />
omnipräsent der<br />
Gedanke an eine<br />
eigene Rockband<br />
durch den Kopf.<br />
Gemeinsam lebt man heute sein<br />
Faible für harte Klänge und aufregende<br />
Stoffe im jüngst eröffneten<br />
SORUMNOCE-Store in Los Angeles<br />
aus. Und ist hochzufrieden mit<br />
sich und seinem neu gegründeten<br />
Fashion-Refugium. Fortgeschrittener<br />
Rockstar-Luxus für ungezogene<br />
Jungs mit dem richtigen<br />
Geschmack. Und dem nötigen<br />
Kleingeld ebenfalls. „Ich habe Matt<br />
vor einigen Jahren durch Dave Navarro<br />
von den Red Hot Chili Peppers<br />
kennen gelernt. Er brachte<br />
mich dazu, von meinem damaligen<br />
Wohnort London nach Los Angeles<br />
zu ziehen. Matt und ich liegen<br />
auf der gleichen Wellenlänge, was<br />
unsere Ideen und unsere VORLIE-<br />
BEN angeht“, erklärt Max Noce.<br />
„Wir wollen, dass sich die Leute in<br />
unseren Klamotten besonders fühlen.<br />
Die Marke SORUMNOCE hat<br />
viel mit Charisma und Individualität<br />
SORUMNOCE<br />
Store. 8568<br />
Melrose Avenue<br />
West Hollywood,<br />
California<br />
zu tun. In einer Zeit der Massenware<br />
bringen wir die wirklichen Werte<br />
zurück!“<br />
Die wirklichen Werte: Jeans, Shirts,<br />
Pullover, Anzüge, Lederjacken und<br />
Silberschmuck für die urban cowboys<br />
und ihre Gefährtinnen auf dem<br />
hinteren Sozius. Sorum grinst.<br />
„Das SORUMNO-<br />
CE-Zeug ist klassisch,<br />
gleichzeitig<br />
aber auch sehr<br />
modern. In meinen<br />
Augen definiert sich<br />
unsere Philosophie<br />
ganz klar einzig und<br />
alleine durch unseren<br />
Rock `N Roll-<br />
Lifestyle. Unsere<br />
Klamotten repräsentieren<br />
den Glam<br />
und die Gefahr, den Rock `N Roll<br />
heute endlich wieder nach langer<br />
Zeit zurückerlangt hat! Ich bin mit<br />
Bands wie Black Sabbath, Led<br />
Zeppelin, Deep Purple oder David<br />
Bowie aufgewachsen – sie alle waren<br />
extrem cool angezogen. Leider<br />
haben die nachfolgenden Generationen<br />
langsam aufgehört, sich<br />
um ihr Äußeres zu kümmern und in<br />
den 90ern war schließlich allen ihr<br />
Look egal. I think everyone had a<br />
FASHION PROBLEM in the early<br />
90ies – at least i did. I had a kinda<br />
bad biker look or something going<br />
on there for a while but...“<br />
Und so verkauft man nicht nur in<br />
seinem Store auf der berühmten<br />
Melrose Avenue im flippigsten Teil<br />
von Hollywood weitaus mehr als<br />
nur eitle Mode für eitle hip teens:<br />
„Es ist ein echter Lifestyle Store, in<br />
dem es vielmehr als nur Kleidung<br />
gibt! The store is small but really<br />
<strong>BLVD</strong> 52 <strong>BLVD</strong> 53
Sorumnoce.<br />
GROOVY! Man findet dort auch<br />
Rock `N Roll-Art – Originalfotografien<br />
von Ikonen wie Jimi Hendrix,<br />
The Doors, Janis Joplin oder den<br />
Beatles... Dieses Projekt ist für mich<br />
einfach nötig, um mich jung zu halten.<br />
You gotta constantly recreate<br />
yourself. Damals in Guns besaß<br />
ich genau eine Lederhose und eine<br />
Lederjacke – und war völlig zufrieden.<br />
Mit zunehmendem Erfolg<br />
genieße ich es immer mehr, mich<br />
toll zu kleiden. Und je mehr ich als<br />
Musiker mit meinen Bands Velvet<br />
Revolver oder Camp Freddy um<br />
die ganze Welt reise, desto mehr<br />
Ideen habe ich als Designer.“<br />
Reisen, die manchmal seltsame<br />
Blüten treiben. Zugegebenerweise.<br />
Ich finde es hochinteressant, mir<br />
die verschiedenen Kulturen anzusehen:<br />
wie sich die Kids in Japan<br />
anziehen zum Beispiel. In Schweden<br />
habe ich gerade einen Typen<br />
gesehen, der exakt aussah wie<br />
Duff McKagan 1987 und heute am<br />
Flughafen sind wir von einer ganzen<br />
Meute Fans verfolgt worden,<br />
die alle wie Slash gedresst waren!<br />
But if that makes them come<br />
to rock n roll – great! Because we<br />
need rock and roll! Die Idee, die<br />
der Rock verkörpert, ist FREIHEIT<br />
und Lebensfreude. Das haben wir<br />
ein wenig verloren. Parents around<br />
the world who are probably thinking<br />
their kids are gonna turn into<br />
another Slash might be horrified<br />
but... as i have become a musician<br />
my mother was scared that i was<br />
gonna go out and do the crazy shit<br />
that i actually ended up doing...“<br />
Mr. Sorum lacht.<br />
„Doch Hauptsache niemand zieht<br />
sich an wie FUCKIN BON JOVI!<br />
Those guys are always looking fucked<br />
up. But i like them...“<br />
<strong>BLVD</strong> 54 <strong>BLVD</strong> 55
<strong>BLVD</strong> 56<br />
Er war das absolute Enfant terrible<br />
in der dritten Staffel von<br />
Heidi Klums „Project Runway“-<br />
US-Fernsehserie. Seine kaum<br />
auszublendenden Fluchtiraden,<br />
Beleidigungen und Betrügereien<br />
haben ihm nicht nur den triumphalen<br />
Sieg über seine Mitbewerber<br />
beschert, sondern<br />
auch eine hochkarätige Käuferklientel,<br />
die sich so manch<br />
alteingesessener Stardesigner<br />
schon immer gewünscht<br />
hat. Vom Junkie zum Klamottenkönig.<br />
Fashion Gangster<br />
JEFFREY SEBELIA über den<br />
amerikanischen Traum und sein<br />
Mode-Label COSA NOSTRA.<br />
MISSION CRITICAL.<br />
U rsprünglich<br />
„<br />
wurde der Branding<br />
Name von meinem Lieblingsalbum<br />
inspiriert: `The Cosa<br />
Nostra World Tour` von Johnny<br />
Thunders. Mal ganz abgesehen<br />
von der Tatsache, dass dieser Begriff<br />
auf der ganzen Welt eigentlich<br />
für ORGANISIERTES VERBRE-<br />
CHEN steht, habe ich bei meinen<br />
eigenen Nachforschungen den<br />
wirklichen Ursprung entdeckt:<br />
COSA NOSTRA wird mit `unsere<br />
Sache` übersetzt und bezeichnete<br />
den Umstand, wenn sich die Bevölkerung<br />
gegen die Willkür korrupter<br />
Polizisten zusammenschloss, um<br />
das Gesetz in die eigenen Hände<br />
zu nehmen. Außerdem bin ich Italiener<br />
– so hat alles irgendwie einen<br />
Sinn ergeben...“<br />
Einen Sinn, den auch sein rasend<br />
schnell anwachsender Kundenkreis<br />
offenbar nur allzu gut versteht:<br />
Gwen Stefani, Jennifer Lopez,<br />
Marilyn Manson, Tommy Lee,<br />
Chester Bennigton (Linkin Park),<br />
Dave Navarro (Jane`s Addiction),<br />
P.J. Harvey, die Red Hot Chili Peppers<br />
oder Julien-K lassen sich von<br />
ihm dressen, für „Herr der Ringe“-<br />
Elbentochter Liv Tyler schneiderte<br />
man jüngst sogar das Brautkleid<br />
und selbst Heidi Klum würde Sebelias<br />
Entwürfe nach eigenen Aussagen<br />
nicht vom Kleiderbügel stoßen.<br />
„Sie ist eine tolle Person, hat einen<br />
sehr geschmackvollen Stil aber...<br />
Ich denke, ausgehen würde ich<br />
schon mit ihr! Doch unglücklicherweise<br />
bin ich Punk Rocker und<br />
habe zu viele Tattoos. Ich denke<br />
nicht, dass Heidi so begeistert<br />
Jeffrey Sebelia. | Text. Thomas Clausen<br />
<strong>BLVD</strong> 57
wäre, sich mit mir sehen lassen zu<br />
müssen. Nicht zuletzt mag ich auch<br />
ihren Mann Seal sehr; ich würde ihn<br />
nur ungern verletzen! Mein absoluter<br />
Traum wäre, wenn mich KATE<br />
MOSS eines Tages anrufen und<br />
mir erklären würde, dass sie meine<br />
Klamotten liebt. Und mich vielleicht<br />
sogar auch...“<br />
Ungewohnt zahme Statements von<br />
einem notorischen trouble shooter,<br />
der erst erfolglos in der Rockband<br />
Lifter sein Glück versuchte, später<br />
als Art Director und Produktionsdesigner<br />
für Musikvideos von Größen<br />
wie Outkast und Co. gearbeitet<br />
hat und schließlich von heute auf<br />
morgen zum tapferen Los Angeles<br />
Schneiderlein mutierte, um seinen<br />
großen Vorbildern Alexander Mc-<br />
Queen und Vivienne Westwood<br />
Konkurrenz zu machen.<br />
„It`s really funny to be labeled as a<br />
bad boy. Ich habe ganz bewusst<br />
Dinge gesagt, die den meisten<br />
Leuten nicht gefallen haben.<br />
»I`m so tired of<br />
seeing them all look<br />
the same!«<br />
Doch wenn man an einem Wettbewerb<br />
teilnimmt, ist alles erlaubt.<br />
Warum sollte man freundlich zu<br />
seinen Mitbewerbern sein? Viele<br />
waren der Auffassung, wir würden<br />
alle zu einer großen, tollen Familie<br />
werden und uns super verstehen.<br />
Das ist einfach lächerlich! Ich<br />
habe mitgemacht, um die 100.000<br />
Dollar und das Auto zu gewinnen.<br />
That was part of my tactic: float like<br />
a butterfly, sting like a bee. And talk<br />
shit, AS MUCH SHIT AS POSSI-<br />
BLE just to get people unnerved<br />
and pissed off. And it worked!“<br />
Definitiv. Doch statt Bullshit bekommt<br />
man von COSA NOSTRA<br />
in gerade einmal einer Hand voll<br />
ausgesuchter Stores das Lässigste<br />
aus der bunten Welt der Punk<br />
Rock-Couture geboten. Nur an einer<br />
einzigen Tatsache wird Mr. Jeffrey<br />
Sebelia wahrscheinlich niemals<br />
etwas ändern: „In meinen Augen<br />
ziehen sich die meisten Schauspieler<br />
einfach zum kotzen an! I`m<br />
so tired of seeing them all look the<br />
same! Und um in Heidis Worten zu<br />
sprechen: Auf Wiedersehen...“<br />
Jeffrey Sebelia.<br />
<strong>BLVD</strong> 58 <strong>BLVD</strong> 59
<strong>BLVD</strong> 60<br />
Plakativ, jung und mit Sinn für<br />
den Sex des Bürgersteigs. TEAM<br />
BRÛLÉ BERLIN haben nicht nur<br />
ein großartiges Firmenlogo, sondern<br />
machen ebenso großartige<br />
Straßencouture für die Catwalk-<br />
Strecke von hier zum Club. Vom<br />
Club an den Spree-Strand und<br />
wenn’s noch reicht wieder zurück.<br />
Shirts für schwüle Nächte, fotografiert<br />
in klirrender Kälte. Für Euch.<br />
Lassen wir unkommentiert wirken.<br />
Genießt.<br />
Team Brûlé Berlin. | Fotos.Nina Stiller<br />
STREET.WEAR. STRASSEN.<br />
KAMPF.<br />
<strong>BLVD</strong> 61
<strong>BLVD</strong> 62<br />
Team Brûlé Berlin.<br />
<strong>BLVD</strong> 63
<strong>BLVD</strong> 64<br />
Team Brûlé Berlin.<br />
<strong>BLVD</strong> 65
Motorola Fashion Rock Night. | Fotos. Schimmer & Sisca<br />
TOO sexy FOR OUR PARTY.<br />
Die zweitgrößte Schau auf der<br />
vergangenen BERLIN FASHION<br />
WEEK mit der coolsten guest list:<br />
MOTOROLA FASHION ROCK<br />
NIGHT, 31. Januar, Pulp Mansion<br />
Club.<br />
Rappelvoll mit über 700 feierwilligen<br />
Gästen, die neben<br />
den neuesten Entwürfen<br />
von ED HARDY/ CHRISTIAN<br />
AUDIGIER und der Scheren-<br />
Kunst des amerikanischen Star-<br />
Shirt-Cutters ADAM SAAKS die<br />
volle Rock `N Roll-Kelle geboten<br />
bekamen: girls girls girls und boys<br />
auf schweren Maschinen, Glamrock,<br />
Feuer, Eis und Drinks for free.<br />
Alles außer langweiliger Catwalk-<br />
Statik. Bis halb sechs Uhr morgens.<br />
Wer kam, war da. Unter anderem:<br />
CAMPINO (Die toten Hosen),<br />
No Angels-Röhre LUCY DIA-<br />
KOWSKA, PAUL LANDERS und<br />
CHRISTOPH DOOM-SCHNEI-<br />
DER (Rammstein), Teenie-Star<br />
JIMI BLUE OCHSENKNECHT<br />
samt Papa UWE, Bad Ass-Sportler<br />
STEFAN KRETZSCHMAR, Metal-Legende<br />
RUDOLF SCHEN-<br />
KER (The Scorpions), MTV-Girl<br />
MILKA FERNANDEZ, Musikerin<br />
LINA VAN DE MARS,<br />
Star-Producer JOSE ALVAREZ-<br />
BRILL, Plattenfirmenmogul TIM<br />
RENNER (Motor Musik), Rocker<br />
MARTIN KESICI, Schauspielerin<br />
NINA BOTT (Ex-„Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten“), Sängerin JEN-<br />
NA DONAHETZ, STUMPEN<br />
(Knorkator), Moderatorin NAZAN<br />
ECKES, „Deutschland sucht den<br />
Superstar“-Dissident MAX BUS-<br />
KOHL, BEN CHRISTO (The Sisters<br />
Of Mercy).<br />
<strong>BLVD</strong> 66 <strong>BLVD</strong> 67
Kolumne. | Text.Miss Liz | Foto.Marco Kokkot<br />
EINMAL STAR UND ZURÜCK.<br />
Myspace.com... ein immer weiter<br />
um sich greifendes Phänomen.<br />
Wen kennt ihr denn noch, der<br />
noch kein Myspace-Profil besitzt?<br />
Die meisten haben sogar mehrere.<br />
Ein Privates, ein Künstlerprofil und<br />
eines noch so nebenbei. Die Profile<br />
der ganz großen, wichtigen, prominenten<br />
Künstler werden meistens<br />
nicht einmal von ihnen selbst betrieben,<br />
sondern von professionell<br />
angeheuerten Webmastern betreut,<br />
gestaltet und verwaltet. Ist<br />
ja auch klar: Welcher Rockstar will<br />
sich schon um seine Seite kümmern,<br />
da gibt`s doch sicher wichtigeres<br />
zu tun. Aber da die Fans ein<br />
solches Profil fordern, damit sie in<br />
ihren Top-Freunden ihr Fandasein<br />
bestätigen können, werden die<br />
Profile halt erstellt. Außerdem bedeutet<br />
es gute Promotion.<br />
So weit, so gut. Dann gibt es noch<br />
die „normalen Leute“, die ihr Profil<br />
als eine Art Messenger an die Außenwelt<br />
nutzen. Zur Kommunikation<br />
und um in Kontakt zu bleiben<br />
- der eigentliche Sinn und Zweck<br />
dieser Community.<br />
Doch immer wieder fallen mir im Zusammenhang<br />
mit Myspace Dinge<br />
auf, die ich wirklich höchst strange<br />
finde: Da geht man durch Berlin,<br />
die Straßen sind traditionell wild<br />
plakatiert, in nächtlichen Aktionen<br />
werden selbstgedruckte Poster für<br />
halb-legale Punkkonzerte geklebt.<br />
Alles schön soweit, richtig undergroundig<br />
eben. Doch wenn man<br />
sich die meisten Plakate genauer<br />
anschaut, dann findet man ganz<br />
sicher irgendwo klein in der Ecke<br />
einen Link zum Myspace-Profil<br />
der Band. Wie punkig. Dass ich<br />
nicht lache! Da mutieren auf einmal<br />
<strong>BLVD</strong> 68<br />
Bier saufende, Irokesen tragende, wild tätowierte Punkrocker zu kleinen<br />
Mainstreamboys, die ihre Shows feinsäuberlich und penibel genau auf<br />
Myspace.com einem virtuellen Millionenpublikum anpreisen. Bravo. Und<br />
genau neben diesen ach so künstlerisch und kommerziell unabhängigen<br />
Punkstars der Cyberwelt leben ihre Nachbarinnen, die EinmalStarundzurück-Mädchen:<br />
Kleine, niedliche Mädchen<br />
mit süßen rosa Profildesigns die Zehntausende<br />
von virtuellen Freunden<br />
ihr fluffig Eigen nennen dürfen.<br />
Diese 10.000 Friends gründen<br />
flugs Online-Fanclubs für<br />
diese kleinen Myspace-Stars.<br />
Schicken ihnen vor Schleim<br />
triefende Messages, überquellend<br />
vor schmierigen<br />
Komplimenten und anzüglichen<br />
Bemerkungen.<br />
Dass diese Komplimente,<br />
Flirtversuche und Datinghoffnungen<br />
vielleicht gar<br />
nicht von dem 20jährigen,<br />
gutaussehenden Typen kommen,<br />
sondern von irgendeinem<br />
pädophilen Mittfünfziger geschrieben<br />
werden... who care`s -<br />
die kleinen, süßen Mädchen sicher<br />
nicht. Schließlich sind sie ja hier die<br />
Stars. Eimerweise Bestätigung und<br />
Egolift lehnt man aus Vernunftgründen<br />
nicht ab. Doch früher oder später<br />
wird auch sie das normale Leben wieder<br />
einholen; spätestens, wenn’s zum Makeup-Shopping<br />
geht. Schließlich muss das<br />
Styling auf den Selbstauslöserfotos<br />
stimmen. Doch im Supermarkt werden<br />
die vermeintlichen Myspace-<br />
Starlets sicher nicht erkannt.<br />
Da wird aus dem gefeierten<br />
Myspace-Promi-Girl mit<br />
eigenem Fanclub viel zu<br />
schnell wieder das kleine<br />
Mädchen von Nebenan.<br />
Einmal Star und zurück...<br />
A Love ~ MISS LIZ<br />
<strong>BLVD</strong> Anzeige
COMING SOON. #THREE.<br />
<strong>BLVD</strong> 70<br />
JOHN5. Sexsüchtiger Weirdo-Gitarrist bei Marilyn<br />
Manson & Rob Zombie. Klingt gruselig, vielleicht. Über<br />
Jack Russel-Terrier, Klampfen und Klamotten. Immer<br />
druff in West-Hollywood.<br />
Die perfekte Welle: CRISTINA DO REGO. Zwischen<br />
Stromberg und Pastewka. Kleine Zicke, die im wirklichen<br />
Leben ein großes Schauspielwunder ist. Deutscher<br />
Leinwandnachwuchs nach Drehschluss.<br />
SUICIDE IN HOLLYWOOD! Nicht gemeint: Owen<br />
Wilson. Heath Ledger. Britney Spears. Und die anderen.<br />
Stattdessen: Das Geschenk des Lebens. Neue<br />
Shirts. Mode with a message. Demnächst mehr.<br />
Macht die Haare schön: KEITH FOTI, natural born<br />
Hair God und bad ass Figaro aus Beverly Hills. Stars<br />
und Sternchen lassen sich von ihm waschen und<br />
schneiden. Manchmal auch legen. Tatsachenreport.<br />
Wer fotografiert die Fotografin, Fragezeichen. Vor<br />
CINDY FREYs Auslöser steht man Schlange. Harte<br />
Kerle, elegante Prinzessinnen. Ob Blutsport oder Modestrecke<br />
all over the planet. Toll.<br />
From: Disco. To: Disco. Abfahrt mit EVIL JARED. Die<br />
Bloodhound Gang unterstützt öffentliche Verkehrsmittel.<br />
In Berlin, aber nur nachts. Wenn der Promille-Tester<br />
leise piept.<br />
UND sonst? Ein ganzes FÜLLHORN voller verrückter<br />
Ideen und Themen. Glauben wir zumindest. Man wird<br />
sehen. Beziehungsweise lesen.<br />
<strong>BLVD</strong>. IMPRESSUM<br />
<strong>BLVD</strong>. Herausgeber & Verlag<br />
Alternative Media & Events,<br />
Grünberger Str. 16, 10243 Berlin<br />
+49 (0) 30 - 29 77 39 34,<br />
redaktion@blvd-magazine.com<br />
<strong>BLVD</strong>. Chefredaktion<br />
Thomas Clausen, Alexander van Hessen.<br />
<strong>BLVD</strong>. Redaktion<br />
Catrin Nordwig, Lena Studnitzky.<br />
<strong>BLVD</strong>. Mitarbeiter<br />
Jan Bauckhorn, Swantje Cichowlas,<br />
Georg Howahl, Myk Jung, Anke Kischel,<br />
Nadja Peulen, Thomas Pilgrim,<br />
Frank Thießies, Pee Wee Vignold.<br />
<strong>BLVD</strong>. Fotografen<br />
Stephan Sackmann,<br />
Joachim Scheffler, Gili Shani.<br />
<strong>BLVD</strong>. Layout<br />
Melanie Skowronek.<br />
<strong>BLVD</strong>. Anzeigenverkauf/<br />
Marketing<br />
Thomas Clausen (clausen@alternative-meda.de),<br />
Alexander van Hessen<br />
(alex@alternative-media.de)<br />
Alle Rechte vorbehalten. Copyright für<br />
den gesamten Inhalt liegt beim Herausgeber.<br />
Wiederverwendung, auch<br />
ausschnittsweise, ausschließlich nach<br />
schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.<br />
Für unverlangt eingesandtes<br />
Text- und Bildmaterial wird keine<br />
Haftung übernommen.<br />
Bild:www.sxc.hu/fadaguiga (bearbeitet)<br />
Sie sind immer<br />
noch unter uns!<br />
Gegen Alltagsrassismus und Antisemitismus<br />
FÜR FAIRE BEGEGNUNGEN<br />
www.lautgegennazis.de<br />
www.myspace.com/lautgegnnazis<br />
www.myspace.com/derkultfussballtunier<br />
www.antinazibund.de