Ich erinnere mich noch genau, als mein Vater (seinerzeit der <strong>APO</strong> eng verbunden) eines Sonntags grummelnd aus der Kirche kam und es auf Nachfrage angenervt aus ihm herausplatzte: »Jetzt fahren die in der Kirche auch schon Fahrrad.« Mein Vater war in einen (seinerzeit wohl revolutionär modernen) Gottesdienst mit eingebauter Dramaszene geraten. Das hat ihm damals ziemlich zugesetzt. Heute fährt im YouGo schon mal locker ein Polizeiauto durch das Kirchenschiff. Und würde mein Vater noch leben, er würde sich nicht mehr aufregen. (Er würde wahrscheinlich auch englische Kirchenlieder mitsingen). Er wäre »mitgenommen in die neue Zeit«. <strong>Die</strong>s zeichnet die <strong>APO</strong> aus. Sie ist etwas geworden, das man <strong>heute</strong> in anderem Zusammenhang gern als Mehrgenerationenhaus bezeichnet. Sie schafft Freiräume für Unterschiede und gleichzeitig Räume der Ergänzung und des Miteinanders. Jetzt bin ich eigentlich schon mittendrin im Innenleben des Bauwerkes <strong>APO</strong>: Als Ostern 1959 die Glocken der neuen Kirche auf dem Tackenberg zum ersten Mal ihr Geläut erklingen ließen, strömten die Menschen herbei und füllten die <strong>APO</strong> Grundsteinlegung, Pastor Wissel 6 620.000 D-Mark hat der Bau gekostet, darin z.B. die Orgel mit 36.666,66 DM oder die Glocken mit 22.527 DM. Das bunte Orgelfenster ist 13m hoch und wird Evangelienfenster genannt. bis auf den letzten Platz, um die feierliche Einweihung mitzuerleben. Ein großer Teil dieser Menschen hatte nach Vertreibung und Flucht aus dem Osten in neu gebauten Siedlungen auf dem Tackenberg ein neues Zuhause gefunden. Aber ihr neues Zuhause war ihnen oftmals noch nicht Heimat geworden. Viele waren auf der Suche nach Orientierung und neuer Perspektive im Leben und auch im Glauben. <strong>Die</strong> Gemeinde bestand damals aus 6.000 Gemeindegliedern. Menschen, deren Erinnerung an Krieg und Elend oft noch lebendig war. Menschen mit Fragen, mit Nöten und mit dem Wunsch nach Antworten. <strong>Die</strong> neue Gemeinde auf dem Tackenberg war hier in vielen Fällen Ankerpunkt. Sie war Lebens- und Glaubenshilfe. Sie war Wegbegleiterin in eine neue Zukunft. Meine Erinnerung in diese Zeit hinein ist aufgrund der langen Jahre ziemlich unscharf. Aber ich kann reflektieren, dass die <strong>APO</strong> in dieser Zeit Glauben und Hoffnung in das Leben unserer Familie hineingetragen hat – sie war mit uns auf dem Weg. <strong>Die</strong> Glasfenster in der Taufecke sind in einer Düsseldorfer Werkstatt gefertigt worden. <strong>Die</strong> Motive stellen das Kreatürliche des Menschen und sein Werden und Vergehen dar. So etwas geschieht nicht von selbst. Eine Kirche, die Menschen aufnimmt, ihnen Stütze und Stärkung ist, braucht helfende Hände. Braucht Frauen und Männer, die sich einsetzen. <strong>Die</strong> helfen und gestalten. <strong>Die</strong> aus Gemeinde und Leben Gemeindeleben formen. Insbesondere dann, wenn nicht Nachfolge anzutreten ist in existierenden Gemeindestrukturen, sondern, wenn eine neue Gemeinde ein »von Vorne anfangen« vorgibt, ist besonderes Engagement, sind tragfähige Konzepte und ist kreatives Handeln gefragt. Ich glaube, dass diese Zeit besondere Anforderungen an die Verantwortlichen der Gemeinde gestellt hat. Und ich bin dankbar, dass diese Menschen der <strong>APO</strong> den schöpferischen Grundstein gelegt haben, der in weiten Teilen <strong>heute</strong> noch diese Gemeinde trägt. <strong>Die</strong> Entwicklung, das Wachsen und Gedeihen menschlichen Schaffens ist immer auch mit Namen verbunden. Namen, die in Erinnerung bleiben, wenn es darum geht, Nachschau zu halten. Natürlich sind auch in der <strong>APO</strong> Erinnerungen wach an die Menschen, die geprägt haben. <strong>Die</strong> Holztür am Eingang zum Kirchraum erinnert an einen Eichenbaum, das Sinnbild des Lebens. Sie wurde in der Schreinerwerkstatt der GHH angefertigt. Auch das Taufbecken ist aus Wesersandstein. Es liegt eine Stufe tiefer, als Symbol, dass man beim Taufgang zur Quelle, zum Stromufer hinabgeht. Sicher war sich Pastor Wissel beim Durchschreiten des Spaliers von Menschen am Eröffnungstag auf dem Weg in seine neue Kirche seiner Verantwortung für eine große Aufgabe gewiss. Er hat lange Jahre prägend in der <strong>APO</strong> gewirkt und ist bei vielen älteren Menschen unserer Gemeinde noch in Erinnerung. Andere folgten ihm nach. Pfarrer Schank, Vikar Gottwald. Dann, im Jahre 1975 übernahm ein junger Hilfsprediger namens Herbert Großarth die Apostel-Gemeinde auf dem Tackenberg und wurde dort 1976 als Pfarrer eingeführt. Mit einer Unterbrechung von vier Jahren, in denen ihn sein Lebensweg in eine andere Aufgabe an das Weigle-Haus in Essen führte, ist dieser Pfarrer bis <strong>heute</strong> in unserer Gemeinde tätig. Nein, er ist nicht tätig, er ist mehr. Er ist schaffend, kreativ, unermüdlich. Er ist Motor, er ist Stütze. Er ist Herz und Seele. Halt. Stopp. Ich sehe, wie er abwehrend die Hände hebt und sagt: »<strong>Die</strong> Kirche ist kein Ein-Mann-Betrieb. Mach mal halblang.« Ich kriege daher jetzt die Kurve und stürze mich bei anderer Gelegenheit noch einmal mit meiner ganzen Anerkennung auf ihn. Ich weiß auch schon wann. <strong>Die</strong> Wand hinter dem Altar wurde mit holländischem, glasiertem Klinker gemauert. Der Turm misst 37m und im Glockenstuhl hängen drei Bronzeglocken. Und es ist ja tatsächlich so. <strong>Die</strong> <strong>APO</strong> ist kein Ein-Mann-Betrieb. Sie ist alles andere als das. <strong>Die</strong> <strong>APO</strong> ist Alter und Jugend, Wort und Musik, Trauer und Freude. Sie ist Seelsorge und Verkündigung. Sie ist Kinder- einer- Erde, Minimänner, Minimäuse, Krabbelgruppe, Männertreff und Perlenkette, YouGo, Spotlight, Seniorentreff, Kleiderkammer und noch ganz viel mehr. <strong>Die</strong> <strong>APO</strong>. Das sind viele Menschen, die das alles auf die Beine stellen. <strong>Die</strong> das gestalten. Mit Freude und Herzblut. Mit langem Atem und aus tiefer Überzeugung. <strong>Die</strong>se Menschen machen der 50-Jährigen Beine. Sie halten sie jung und dynamisch. Sie stellen die <strong>APO</strong> so in die Welt, dass Menschen auch von weit her ihren Weg auf den Tackenberg finden. Und nicht zuletzt geben viele ihren regelmäßigen Obulus. <strong>Die</strong>sen finanziellen Hauch, der unserer Kirche die Luft zum Atmen gibt. <strong>Die</strong> 50-Jährige revanchiert sich. Selbstbewusst tritt sie denen entgegen, die ihre Selbständigkeit organisatorischen Zwängen opfern wollen. Im Vertrauen in ihre Menschen und im Bewusstsein ihrer Stärke schreitet sie weiter auf ihrem eigenen Weg. Der Altar ist aus Wesersandstein gehauen. <strong>Die</strong> Kanzel ist aus einem Dolomitsteinblock gehauen und wiegt 40 Zentner. Das Kreuz ist 1,50m hoch. apo.rückblick So langsam streben wir dem Anfang entgegen. Denn dieser Beitrag steht eigentlich irgendwo auf dem Kopf. Natürlich, wenn die <strong>APO</strong> 50 wird, hat sie guten Grund, nach vorn in den Blickpunkt zu rücken. Aber sie hat sich nie an den Anfang, nie in den Mittelpunkt gestellt. Sie war stets Nachfolge, <strong>Die</strong>nst. Nie Selbstzweck. Mit all ihrem Tun weist die <strong>APO</strong> Wege. Sie nimmt die Menschen mit, aber nicht vollkommen ein. Sie steht im Hintergrund und strahlt vor Freude, wenn Menschen ihren persönlichen Weg zu Gott finden. Und genau das macht die <strong>APO</strong> aus. <strong>Die</strong> Menschen spüren das: Wenn Gott neben uns auf der Kirchenbank sitzt. Wenn er einfach da ist. Vielleicht gerade dann, wenn wieder einmal jemand mit dem Fahrrad durch die Kirche fährt? <strong>Die</strong> besondere Form des Apo-Kreuzes sowohl auf dem Kirchturm, als auch an der Altarwand, geht zurück auf die Kreuzform der Urchristen. Das Kreuz versinnbildlicht mit der gebärdenhaften Schräglage der Seitenarme den aufsteigenden Christus. Zum Zeitpunkt der Weihe hatte die Apo ca. 6.000 Gemeindeglieder, <strong>heute</strong> sind es ungefähr 2.000. 7