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Erwachsenen-Lernen und das W.A.H.-Bildungskonzept

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Zukunfts-Zentrum Barsinghausen<br />

SYNÖK-Report 61<br />

<strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong><br />

W.A.H.-<strong>Bildungskonzept</strong><br />

von<br />

Arnim Bechmann<br />

Zukunfts-Zentrum Barsinghausen<br />

Rehrbrinkstr. 5, 30890 Barsinghausen<br />

Tel.: 0 51 05 / 52 80-0, Fax: 0 51 05 / 52 80 79<br />

E-Mail: zzb@zukunfts-zentrum.de, Internet: www.zukunfts-zentrum.de<br />

Barsinghausen, 2003


Inhaltsverzeichnis<br />

1 <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> W.A.H.-<strong>Bildungskonzept</strong> ............... 4<br />

1.1 Wandel <strong>und</strong> <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong> als gesellschaftliche Herausforderung 4<br />

1.2 Zum <strong>Bildungskonzept</strong> ........................................................................ 5<br />

1.2.1 Besonderheiten des <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong>s .......................................... 5<br />

1.2.2 Das W.A.H.-Konzept des <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong>s .................................. 6<br />

Literatur ............................................................................................ 20


Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Varianten des <strong>Lernen</strong>s Erwachsener ................................................. 10<br />

Abb. 2: Dimensionen der Handlungsqualität ................................................. 11<br />

Abb. 3: <strong>Lernen</strong> als Herausforderung für die ganze Person ............................. 12<br />

Abb. 4: Die zentrale Weichenstellung im menschlichen Entwicklungsprozess<br />

(aus: Lievegoed, B.; Lebenskrisen - Lebenschancen - Die Entwicklung<br />

des Menschen zwischen Kindheit <strong>und</strong> Alter, Kösel-Verlag 1981) ........ 13<br />

Abb. 5: Wege des <strong>Lernen</strong>s ............................................................................ 14<br />

Abb. 6: <strong>Lernen</strong> durch Handeln im Spannungsfeld von Schutz <strong>und</strong> Herausforderung<br />

................................................................................................ 15<br />

Abb. 7: Phasen eines Lernprozesses <strong>und</strong> die Herausbildung von Routinen .... 16<br />

Abb. 8: Phasen des <strong>Lernen</strong>s Erwachsener (C. van Houten, 1996) .................. 17<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: <strong>Lernen</strong> - eine gängige Begriffsexplikation ......................................... 18<br />

Tab. 2: Phasen des <strong>Lernen</strong>s ......................................................................... 19


1 <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> W.A.H.-<strong>Bildungskonzept</strong><br />

1.1 Wandel <strong>und</strong> <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong> als gesellschaftliche<br />

Herausforderung<br />

In einer Zeit des schnellen Wandels ist eine zukunftsfähige Gesellschaft nur vorstellbar<br />

als Gesellschaft, in der Erwachsene danach streben sinnorientiert zu arbeiten<br />

<strong>und</strong> neuen Herausforderungen durch Lernprozesse zu begegnen. <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong><br />

ist für die Übergangsprozesse, die wir derzeit durchleben, Notwendigkeit <strong>und</strong><br />

Herausforderung zugleich (vgl. Tab. 4-1).<br />

Erwachsene lernen anders als Kinder. Während Kinder Neues leicht in sich aufnehmen,<br />

da sie noch dabei sind ihr Weltbild zu formen <strong>und</strong> ihre persönlichen Kompetenzen<br />

zu entwickeln, haben Erwachsene derartige Lernprozesse bereits hinter sich.<br />

Für sie ist <strong>Lernen</strong> zunächst Dazulernen, d.h. Neues in <strong>das</strong> bereits gewonnene Weltbild<br />

<strong>und</strong> in die geschaffenen Routinen zu integrieren.<br />

Tiefgreifende Lern- <strong>und</strong> Neuorientierungsprozesse sind jedoch nicht mit Dazu-<strong>Lernen</strong><br />

zu leisten. Sie sind mit Neu-<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> vor allem mit Um-<strong>Lernen</strong> verb<strong>und</strong>en.<br />

Um-<strong>Lernen</strong> bedeutet, in der Vergangenheit gewonnenes Wissen <strong>und</strong> eingeübte Erfahrung<br />

in Frage zu stellen, zu korrigieren, notfalls zu löschen <strong>und</strong> in jedem Fall<br />

durch neues Wissen <strong>und</strong> neue Fertigkeiten zu verändern oder gar zu ersetzen (vgl.<br />

Abb. 4-1).<br />

Gesellschaftliche Reformen, der Umbau von sozialen Handlungssystemen <strong>und</strong> von -<br />

auf Naturnutzung gerichteten - Nutzungssystemen ist ohne <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong> im<br />

Sinne von Um-<strong>Lernen</strong> kaum vorstellbar.<br />

Die Bildungsaktivitäten der Zukunfts-Akademie sind darauf gerichtet die Handlungskompetenz<br />

(vgl. Abb. 4-2) Erwachsener im Hinblick auf die Bewältigung der Zukunfts-Herausforderung<br />

unserer Gesellschaft zu erhöhen <strong>und</strong> zu stärken.<br />

Die Zukunfts-Akademie richtet sich vor allem an Erwachsene. Sie wird daher in<br />

ihrem <strong>Bildungskonzept</strong> die Besonderheiten des <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong>s, die immer<br />

auch mit Persönlichkeitsentwicklung verknüpft sind, eine besondere Aufmerksamkeit<br />

schenken.<br />

Die angestrebte Gliederung in Bildungswerkstatt, Haus der Besinnung <strong>und</strong> Akademie-Club,<br />

wird diesem Anliegen ebenso Rechnung tragen wie die speziellen Lernmethoden<br />

<strong>und</strong> Lernmaterialien, die in der Zukunfts-Akademie eingesetzt werden<br />

sollen.<br />

4


1.2 Zum <strong>Bildungskonzept</strong><br />

1.2.1 Besonderheiten des <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong>s<br />

Während Kinder Wissen <strong>und</strong> Wissensstrukturen noch neu aufbauen, haben Erwachsene<br />

diesen Prozess bereits ein erstes Mal durchlaufen. Sie verfügen über eine – wie<br />

immer auch geartete – Vorstellung von Welt, die sich für jeden <strong>Erwachsenen</strong> auf<br />

individueller Art <strong>und</strong> in bestimmten Formen strukturiert <strong>und</strong> verfestigt hat.<br />

Lernprozesse <strong>und</strong> <strong>das</strong> Ergebnis, zu dem sie führen – so z. B. die gewonnene Vorstellung<br />

von Welt, die erworbenen Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten oder auch die eingeschliffenen<br />

Verhalten – sind Resultate eines komplexen Veränderungsprozesses,<br />

der vor allem durch vier Faktorengruppen geprägt wird (vgl. Abb. 4-3):<br />

· die zu lernende Thematik <strong>und</strong> ihre Darbietung.<br />

· den Lebenszustand des <strong>Lernen</strong>den in Bezug auf Körper, Seele <strong>und</strong> Geist.<br />

· die (soziale) Umwelt des <strong>Lernen</strong>den.<br />

· den dynamischen Lebensaufbau <strong>und</strong> die Lebensgeschichte des <strong>Lernen</strong>den im<br />

Hinblick auf die Lebensphasen <strong>und</strong> die Biographie des <strong>Lernen</strong>den (vgl. Abb. 4-<br />

4).<br />

Kindliches <strong>Lernen</strong> zeichnet sich durch eine große Aufnahmefähigkeit des <strong>Lernen</strong>den<br />

aus. Erwachsene sind nicht nur hinsichtlich ihrer Vorstellung von <strong>und</strong> ihrer<br />

Einstellung zu Welt bereits vorgeprägt, sondern sie können Neues häufig auch nicht<br />

so einfach aufnehmen <strong>und</strong> speichern wie Kinder. Dies wird verständlich, wenn man<br />

den Aufbau eines Lebensprozesses in Bezug auf die Phasen Nehmen, Verarbeiten<br />

<strong>und</strong> Geben ins Auge fasst (vgl. Lievegoed, 1981 <strong>und</strong> Abb. 4-5).<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Lernprozessen Erwachsener ist der Blick auf <strong>das</strong><br />

Zusammenwirken von Sachlernen, biographischen <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> transpersonalem<br />

<strong>Lernen</strong>. Lernprozesse von Kindern <strong>und</strong> vielmehr noch die von <strong>Erwachsenen</strong> sind<br />

letztendlich nur verständlich <strong>und</strong> können nur dann sinnvoll <strong>und</strong> auf die Dauer wirksam<br />

unterstützt werden, wenn der enge Zusammenhang zwischen Sachlernen <strong>und</strong><br />

Persönlichkeitsentwicklung (biographisches <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> transpersonales <strong>Lernen</strong>)<br />

angemessen beachtet wird (vgl. Abb. 4-6).<br />

Wenn Erwachsene neu- oder insbesondere wenn sie um-lernen, so müssen sie Raum<br />

schaffen für Neues <strong>und</strong> sich häufig auch von alten, vertrauten Vorstellungen <strong>und</strong><br />

Verhalten lösen. Lernprozesse, die nicht nur neues Wissen in bereits bestehende<br />

Strukturen integrieren, verlangen daher stets auch (vgl. Abb. 4-7):<br />

· einen Prozess der Auflösung bereits gefestigter Vorstellungen <strong>und</strong> Verhalten.<br />

5


· eine Übergangsphase der Unsicherheit, der Desorientierung, des Verlustes bestehender<br />

Strukturen (Gang durchs Chaos).<br />

· einen Prozess der Neustrukturierung von Vorstellungen <strong>und</strong> Verhalten (Prozess<br />

der Neukonstitution).<br />

Echte Neu- <strong>und</strong> Um-Lernprozesse sind daher stets mit Irritationen <strong>und</strong> Neuorientierungen<br />

– auch wenn diese sehr partiell sein können – verb<strong>und</strong>en.<br />

Ein humanistisches Bildungs- <strong>und</strong> Lernkonzept darf die eben aufgeführten - wenn<br />

auch hier nur sehr kursorisch <strong>und</strong> vereinfacht behandelten – Aspekte des <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong>s<br />

nicht vernachlässigen, sondern muss ihnen eine angemessene Beachtung<br />

schenken. Es legt darüber hinaus auch Wert auf ein unterstützendes Lernklima<br />

(vgl. Abb. 4-8).<br />

Die Zukunfts-Akademie versucht diesen Einsichten gerecht zu werden, indem sie<br />

ihre Arbeit über drei Institutionen verteilt, die unterschiedliche Dimensionen von<br />

Lernprozessen unterstützen.<br />

Die Bildungsarbeit der Zukunfts-Akademie stützt sich auf ein <strong>Bildungskonzept</strong>, <strong>das</strong><br />

ein komplexes Menschenbild in dem Körper, Seele <strong>und</strong> Geist als konstitutiv betrachtet<br />

werden, zu Gr<strong>und</strong>e legt. Dabei beruft sie sich auf ein bereits vorliegendes<br />

<strong>Bildungskonzept</strong>, <strong>das</strong> von dem Niederländer Conrad van Houten in Anlehnung an<br />

Rudolf Steiner entwickelt wurde. Es wird hier als W.A.H.-<strong>Bildungskonzept</strong> (Wahrnehmen,<br />

Aneignen, Handhaben) bezeichnet. Das Zukunfts-Zentrum Barsinghausen<br />

stützt sich in seiner Arbeit bereits seit Mitte der 90er Jahre mehr oder weniger<br />

explizit auf <strong>das</strong> W.A.H.-<strong>Bildungskonzept</strong> van Houten´s.<br />

1.2.2 Das W.A.H.-Konzept des <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong>s<br />

Lernprozesse lassen sich nach van Houten (van Houten, 1999) dreistufig vorstellen<br />

(vgl. Abb. 4-9). Jeder Lernvorgang besteht nach van Houten (1999), auf <strong>das</strong> sich<br />

<strong>das</strong> W.A.H.-Lernkonzept des ZZB stützt, aus den Phasen (vgl. Abb. 4-9)<br />

· Wahrnehmen<br />

(Etwas Neues, noch nicht so recht Bekanntes <strong>und</strong> damit in keinem Fall Integriertes<br />

wird vom <strong>Lernen</strong>den wahrgenommen.)<br />

· Aneignen<br />

(Der <strong>Lernen</strong>de macht sich mit dem neuen Stoff vertraut, durchdringt ihn <strong>und</strong><br />

verarbeitet ihn gemäß seinen Möglichkeiten <strong>und</strong> seinen Fähigkeiten.)<br />

6


· Handhaben<br />

(Gelernt ist erst <strong>das</strong>, was in der Praxis gehandhabt werden kann. Um einen Stoff<br />

wirklich erlernt zu haben, muss der <strong>Lernen</strong>de mit ihm auch praxisgerecht umgehen<br />

können.)<br />

Die drei Stufen eines Lernprozesses können jedoch sehr unterschiedlich ausgestaltet<br />

werden. Hat der <strong>Lernen</strong>de genügend Eigenmotivation - <strong>und</strong> diese beruht in der<br />

Regel auf dem Willen zum <strong>Lernen</strong> sowie auf einem auf Wahrhaftigkeit gerichteten<br />

Erkenntnisinteresse - so wird er die vielen Klippen, die in einem Lernprozess auftreten<br />

können, weitgehend aus eigener Kraft <strong>und</strong> aus eigenem Antrieb überwinden.<br />

Fehlt ihm die Primärmotivation für <strong>das</strong> <strong>Lernen</strong>, so muss er von außen, also sek<strong>und</strong>är<br />

motiviert werden, soll er sein Lernziel erreichen. Für die Schaffung <strong>und</strong> Gestaltung<br />

von Sek<strong>und</strong>ärmotivationen gibt es viele Möglichkeiten. Sie reichen vom finanziellen<br />

Anreiz bis zum Druck durch Dritte - keine von ihnen kann jedoch eine echte<br />

Primärmotivation ersetzen.<br />

Die genannten Hauptphasen eines Lernprozesses lassen sich weiter ausdifferenzieren.<br />

Im W.A.H.-<strong>Bildungskonzept</strong> des ZZB wird innerhalb des Lernprozesses <strong>das</strong> Augenmerk<br />

insbesondere auf die Aneignungsphase gerichtet. Sie wird - ebenfalls in Anlehnung<br />

an van Houten (van Houten, 1999) - in fünf Teilphasen untergliedert (vgl. Tab.<br />

4-2). Es handelt sich dabei um die Lernphasen,<br />

· aufnehmen<br />

(Neues wird aufgenommen <strong>und</strong> nicht dauerhaft, wie dies allerdings häufig zunächst<br />

geschieht, abgelehnt oder ignoriert.)<br />

· verarbeiten<br />

(Das Aufgenommene wird innerlich verarbeitet, d. h. mit dem bereits vorhandenen<br />

Wissen angemessen verb<strong>und</strong>en.)<br />

· individualisieren<br />

(Das Verb<strong>und</strong>ene wird, gemäß der eigenen Persönlichkeit sowie ihrer Art <strong>und</strong><br />

Weise mit Wissen umzugehen, angepasst.)<br />

· einüben<br />

(Das individualisierte neue Wissen wird wiederholt, in <strong>das</strong> vorhandene Wissen<br />

eingepasst <strong>und</strong> gefestigt.)<br />

7


· erproben<br />

(Das gefestigte Wissen wird, um so neue Erfahrungen zu sammeln <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

den Umgang mit dem Neuen zu stabilisieren, in der Praxis erprobt.)<br />

Das auf van Houten zurückgehende W.A.H.-Konzept hilft Lernprozesse zu strukturieren<br />

<strong>und</strong> systematisch zu gestalten. Es integriert die persönlichkeitsspezifischen<br />

<strong>und</strong> lernpsychologischen Komponenten von Lernprozessen, ohne in einen einseitigen<br />

Lernpsychologismus zu verfallen. Mit seiner Hilfe kann ein Lernprozess operabel<br />

gestaltet sowie durch geeignete Materialien <strong>und</strong> Übungsaufgaben unterstützt<br />

werden.<br />

Wie, <strong>und</strong> mit welchem Ergebnis ein, in solche Phasen zerlegter Lernprozess bei<br />

<strong>Erwachsenen</strong> verläuft, hängt wesentlich von der Persönlichkeit des <strong>Lernen</strong>den ab.<br />

<strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong> kann <strong>und</strong> wird nur dann erfolgreich sein, wenn im Lernprozess<br />

auch bestimmte Gr<strong>und</strong>dimensionen der lernenden Persönlichkeit angesprochen<br />

werden. <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong> ist in der Regel mit Persönlichkeitsentwicklung<br />

verb<strong>und</strong>en, da Neu- <strong>und</strong> Umlernprozesse stets auch eingespielte Einstellungen <strong>und</strong><br />

Verhaltensformen verändern. Sie führen durch Auflösung bestehender Struktur zur<br />

Neustrukturierung (vgl. Abb. 4-10).<br />

Die ZZB-<strong>Bildungskonzept</strong>ion berücksichtigt die Persönlichkeit eines <strong>Erwachsenen</strong><br />

im Lernkonzept, indem sie<br />

· die vorfindliche Programmierung von <strong>Erwachsenen</strong> (Charakterbildung) durch<br />

biologische, mentale <strong>und</strong> willensmäßige Programme, die zwar gr<strong>und</strong>sätzlich veränderbar<br />

sind, sich aber häufig Lernprozessen entgegenstellen, in Betracht zieht.<br />

· die jeweilige Lebensstufe des <strong>Lernen</strong>den, die ihn für bestimmte Lerninhalte aufschließt<br />

<strong>und</strong> für andere unempfänglicher werden lässt, beachtet.<br />

· den “individuellen” Persönlichkeitstypus, mit der ein Erwachsener der Welt gegenübertritt,<br />

respektiert.<br />

Der Erfolg von Lernprozessen Erwachsener ist somit von zwei Komponenten abhängig<br />

(vgl. nochmals Abb. 4-3):<br />

· der zu lernenden Thematik <strong>und</strong> ihre Aufbereitung,<br />

· dem Entwicklungszustand des <strong>Lernen</strong>den.<br />

Das <strong>Bildungskonzept</strong> der Zukunfts-Akademie versucht beiden Komponenten gerecht<br />

zu werden, <strong>und</strong> sie in einer für den <strong>Lernen</strong>den hilfreichen Form miteinander<br />

zu verbinden.<br />

8


Als Lerntechnik oder Gr<strong>und</strong>lage für Lernprozesse wird – soweit es sich um kognitives<br />

<strong>Lernen</strong> handelt – auf <strong>das</strong> Konzept des Computergestützten Handlungsanleitenden<br />

Wissensmanagements unter Einbezug von Techniken des Aufgabenmanagements<br />

zurückgegriffen.<br />

9


Abb. 1:<br />

Varianten des <strong>Lernen</strong>s Erwachsener<br />

dürfen<br />

müssen<br />

sollen<br />

dazu lernen<br />

neu lernen<br />

Gelerntes löschen<br />

<strong>und</strong> neu lernen<br />

umlernen<br />

Fähigkeiten,<br />

Fertigkeiten oder<br />

Sichtweisen neu<br />

schaffen<br />

vorhandene Fähigkeiten,<br />

Fertigkeiten oder<br />

Sichtweisen<br />

vervollkommnen<br />

10


Abb. 2:<br />

Dimensionen der Handlungsqualität<br />

Technische Instrumente Mentale Instrumente Handlungs- Kontext- reflexives<br />

wissen wissen Wissen<br />

Technologische Instrumente Handlungsrelevantes Wissen<br />

Effizienz <strong>und</strong> Qualität<br />

einer Handlung<br />

Handlungskompetenz<br />

Persönliche Kompetenz Team-Kompetenz<br />

11


Abb. 3:<br />

<strong>Lernen</strong> als Herausforderung für die ganze Person<br />

Das Subjekt <strong>und</strong> der Kontext des <strong>Lernen</strong>s<br />

Karmische Lebens- Lebens- Lebenszustand Umwelt<br />

Biografie biografie phasen<br />

Körper Seele Geist Perso- Bezieh- Ereignen<br />

ungen nisse<br />

Lernvorgang<br />

Lern-<br />

Methoden<br />

Lern-<br />

Mittel<br />

Themen<br />

Lern-Gegenstand <strong>und</strong> seine Darbietung<br />

12


Abb. 4:<br />

Die zentrale Weichenstellung im menschlichen Entwicklungsprozess<br />

(aus: Lievegoed, B.; Lebenskrisen - Lebenschancen - Die Entwicklung<br />

des Menschen zwischen Kindheit <strong>und</strong> Alter, Kösel-Verlag 1981)<br />

13


Abb. 5:<br />

Wege des <strong>Lernen</strong>s<br />

freies <strong>Lernen</strong><br />

gesteuertes<br />

<strong>Lernen</strong><br />

Sach-<br />

<strong>Lernen</strong><br />

Biografie-<br />

<strong>Lernen</strong><br />

<strong>Lernen</strong>der<br />

biografische<br />

Selbsterkenntnis<br />

therapeutische<br />

Prozesse<br />

Transpersonales<br />

<strong>Lernen</strong><br />

Weg der<br />

Welterkenntnis<br />

Weg des<br />

Seelenerlebens<br />

14


Abb. 6:<br />

<strong>Lernen</strong> durch Handeln im Spannungsfeld von Schutz <strong>und</strong> Herausforderung<br />

Schutz, so <strong>das</strong>s auch Fehler<br />

gemacht werden können , ohne<br />

stets unmittelbar existenzbedrohende<br />

Folgen zu haben<br />

Stabiler sozialer<br />

Rahmen<br />

Lernklima<br />

Herausforderung zum<br />

Einsatz aller Fertigkeiten<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

Grenzen <strong>und</strong><br />

Reibungswiderstände<br />

von außen<br />

15


Abb. 7:<br />

Phasen eines Lernprozesses <strong>und</strong> die Herausbildung von Routinen<br />

Routinebildung<br />

Wahrnehmen<br />

auf sich einwirken<br />

lassen<br />

Aneignen<br />

> aufnehmen,<br />

> verarbeiten,<br />

> individualisiseren<br />

> einüben,<br />

> erproben<br />

Persönlichkeitsentwicklung<br />

Kreativ nutzen<br />

souverän handhaben<br />

16


Abb. 8: Phasen des <strong>Lernen</strong>s Erwachsener (C. van Houten, 1996)<br />

Der Gang<br />

durch <strong>das</strong> Chaos<br />

Der Prozess der Auflösung Der Prozess der Neukonstitution<br />

Individualisieren<br />

Verarbeiten<br />

Einüben<br />

Aufnehmen<br />

Erproben<br />

Wahrnehmen<br />

Kreativ<br />

handhaben<br />

17


Tab. 1:<br />

<strong>Lernen</strong> - eine gängige Begriffsexplikation<br />

<strong>Lernen</strong><br />

• der Erwerb, die Aneignung von Kenntnissen <strong>und</strong> Fähigkeiten,<br />

• die Änderung von Denken, Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen aufgr<strong>und</strong><br />

von Einsicht oder Erfahrung.<br />

Der Nachweis von Lernerfolgen ist zu einem Schlüssel der Verteilung sozialer<br />

Positionen <strong>und</strong> Chancen geworden.<br />

Man unterscheidet verschiedene Lernarten, die sich nicht nur auf Einsicht- <strong>und</strong><br />

Kenntnisgewinnung, sondern auch auf die Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> den Spracherwerb, auf die Prägung von Bewegungsabläufen <strong>und</strong> sozialen<br />

Verhaltensweisen beziehen.<br />

Der Lernerfolg ist von zahlreichen Faktoren abhängig: Anlagen, Milieueinflüssen,<br />

Reife des <strong>Lernen</strong>den, Motivation, Art der Vermittlung u.a. Mit den Bedingungen des<br />

<strong>Lernen</strong>s befasst sich v.a.die Lernpsychologie, die verschiedene Lerntheorien zur<br />

Beschreibung <strong>und</strong> Erklärung des Lernprozesses entwickelt.<br />

(c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999<br />

18


Tab. 2:<br />

Phasen des <strong>Lernen</strong>s<br />

Phase<br />

Aufgabe / Inhalt<br />

Wahrnehmen<br />

etwas Neues unmittelbar auf sich wirken lassen<br />

Aneignen<br />

aufnehmen sich mit dem neuen Stoff verbinden, in Kontakt treten<br />

verarbeiten den neuen Stoff verarbeiten <strong>und</strong> in <strong>das</strong> eigene Wissen einfügen<br />

individualisieren <strong>das</strong> Aufgenommene der eigenen Person gemäß gestalten<br />

einüben den Umgang mit dem neuen Wissen oder Fertigkeiten einüben<br />

erproben <strong>das</strong> Neue in der Praxis erproben<br />

Handhaben<br />

<strong>das</strong> Neue souverän handhaben<br />

19


Literatur<br />

Bechmann, A.; Die Zukunfts-Akademie Barsinghausen - Zielsetzung, Planungskonzept,<br />

Stand der Vorbereitung, ZZB-Werkstattmaterialien, Barsinghausen 2003<br />

Bechmann, A.; Die Kompetenz-Zentren des ZZB als fachliches F<strong>und</strong>ament der Zukunfts-Akademie,<br />

ZZB-Werkstattmaterialien, Barsinghausen 2003<br />

Bechmann, A.; Forschung, Bildung, Praxis - Entwicklungsprogramm 2003 des Zukunfts-Zentrums<br />

Barsinghausen, ZZB-Werkstattmaterialien, Barsinghausen, 2003<br />

Bechmann, A.; Das „Haus der Besinnung“ - Eine ganzheitsorientierte Bildungsstätte<br />

für berufliche Kompetenz, ZZB-Werkstattmaterialien, Barsinghausen 2002<br />

Houten, van C.; <strong>Erwachsenen</strong>bildung als Willenserweckung, Verlag Freies Geistesleben,<br />

Stuttgart, 1999<br />

Houten, van C.; <strong>Erwachsenen</strong>bildung als Schicksalspraxis - Gr<strong>und</strong>lagen für zeitgemäßes<br />

<strong>Lernen</strong>, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1999<br />

Lievegoed, B.; Lebenskrisen - Lebenschancen - Die Entwicklung des Menschen zwischen<br />

Kindheit <strong>und</strong> Alter, Kösel-Verlag, München 1981<br />

20


Neuerscheinung:<br />

Arnim Bechmann<br />

Reinhard Meier-Schaidnagel<br />

Matthias Steitz<br />

C.A.S.-basiertes Wissens- <strong>und</strong><br />

Qualitätsmanagement zur<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

Konzept, Instrumente, Vorgehensweisen,<br />

Praxiserfahrungen, Modernisierungspotenziale<br />

Das Buch berichtet über die bisherige Geschichte eines Arbeitsinstrumentes zur Modernisierung von<br />

Gutachter- <strong>und</strong> Verwaltungshandeln im Bereich von Raumordnungsverfahren, Umweltverträglichkeitsprüfungen,<br />

FFH-Verträglichkeitsprüfungen sowie in allgemeiner Form auch von Zulassungsverfahren.<br />

Computergestützte Assistenz-Systeme (C.A.S.) der ZZB-EXPERT-Familie - um diese handelt es sich hier<br />

- wurden in den 90-er Jahren am Zukunfts-Zentrum Barsinghausen (ZZB) entwickelt.<br />

Das Buch stellt <strong>das</strong> Konzept <strong>und</strong> die Arbeitsweise der Computergestützten Assistenz-Systeme der ZZB-<br />

EXPERT-Familie dar, beschreibt ihre Einsatzmöglichkeiten <strong>und</strong> berichtet über praktische Erfahrungen<br />

mit ihnen. Die C.A.S. sind moderne, leistungsfähige Instrumente des Wissens- <strong>und</strong> Qualitätsmanagements.<br />

Sie steuern Arbeitsabläufe, bieten Arbeitshilfen an <strong>und</strong> stellen umfangreiches Fachwissen bereit.<br />

Sie können von allen Akteuren eines Zulassungsverfahrens genutzt werden. Sie unterstützen insbesondere<br />

die zuständigen Behörden <strong>und</strong> eignen sich hervorragend für Ausbildungszwecke.<br />

Die Durchführung von Zulassungsverfahren, insbesondere vom Umweltverträglichkeitsprüfungen, weist<br />

in Deutschland sog. Praxisdefizite auf. Solche Praxisdefizite entstehen, wenn für ein Zulassungsverfahren<br />

die aus rechtlicher <strong>und</strong> fachlicher Perspektive zu stellenden Anforderungen nicht erfüllt werden - wenn<br />

also erforderliche <strong>und</strong> realisierte Praxis deutlich auseinanderfallen. Praxisdefizite dieser Art lassen sich<br />

nur auf dem Wege der Verwaltungsmodernisierung, insbesondere durch die Einführung geeigneter Qualitätsmanagement-Systeme<br />

<strong>und</strong> durch Lernprozesse aller Beteiligten lösen. Die Computergestützten Assistenz-Systeme,<br />

über die hier berichtet wird, sind geeignet, dies zu leisten.<br />

Das Buch gehört zu einer Reihe von Schriften, die sich mit Konzept, Praxis <strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten<br />

der Umweltverträglichkeitsprüfung in Deutschland befassen.<br />

Aus dem Inhaltsverzeichnis:<br />

Einführung: Die Verwaltung - ein Risikofaktor der Verwaltungsmodernisierung --- Computergestützte<br />

Assistenz-Systeme in der Praxis --- Qualitätsmanagement mit Computergestützten Assistenz-Systemen<br />

der EXPERT-Familie - Neuland für Zulassungsverfahren --- Einsatz des Assistenz-Systems „UVP-<br />

EXPERT-Straße 2.0“ im Land Sachsen-Anhalt - Pilotprojekt „Umgehung Köthen“ --- Kurzcharakteristik<br />

des Praxisdefizits der Umweltverträglichkeitsprüfung in Deutschland --- Möglichkeiten der Einführung<br />

eines UVP-Qualitätsmanagement-Systems im B<strong>und</strong>esland X --- Der UVP-Sachanwalt - Zu Konzept,<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Verhaltenskodex --- <strong>Erwachsenen</strong>-<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>das</strong> W.A.H.-<strong>Bildungskonzept</strong><br />

Verlag EDITION ZUKUNFT, 2003, ISBN 3-89799-186-1<br />

331 Seiten, 143 Abbildungen u. Tabellen, € 28,50<br />

Rehrbrinkstr. 5, 30890 Barsinghausen, Tel.: 0 51 05 / 52 80-0, Fax: -79<br />

E-Mail: vez@zukunfts-zentrum.de, Internet: www.verlag-edition-zukunft.de<br />

© 2003 by Verlag EDITION ZUKUNFT

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