Bedrohte Paradiese - Rettet die Mur!
Bedrohte Paradiese - Rettet die Mur!
Bedrohte Paradiese - Rettet die Mur!
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
36<br />
Flüsse voller Leben<br />
<strong>Bedrohte</strong> <strong>Para<strong>die</strong>se</strong><br />
Österreichs Flüsse wurden jahrzehntelang verbaut, gestaut,<br />
begradigt, kanalisiert und zubetoniert. Die Folgen:<br />
Monotone, artenarme Gewässer und verheerende Hochwasserschäden.<br />
Die Ini a ve „Flüsse voller Leben“ fordert<br />
nun: Nein zum Wasserkra ausbau in sensiblen Fließgewässerstrecken<br />
- Ja zur Sicherung der letzten naturnahen<br />
Flüsse und Bäche.<br />
GU-Magazin<br />
Nur mehr ein Fün el der großen<br />
österreichischen Flüsse ist<br />
in einem natürlichen oder naturnahen<br />
Zustand, 80 Prozent<br />
sind bereits ausgebaut und degra<strong>die</strong>rt.<br />
Wich ge Funk onen<br />
wie Hochwasserschutz und<br />
Grundwassersicherung sind<br />
verloren gegangen, Lebensraum<br />
für Tiere und P anzen<br />
und wertvolle Erholungsräume<br />
für Menschen wurden<br />
zerstört. Die Energiekrise und<br />
der Klimawandel erhöhen zusätzlich<br />
den Druck, neue Kra -<br />
werke zu bauen: Hunderte<br />
neue Wasserkra werke sollen<br />
bis 2020 entstehen. Deshalb<br />
haben <strong>die</strong> größten heimischen<br />
Naturschutzorganisationen<br />
wie der Naturschutzbund und<br />
der WWF, <strong>die</strong> Naturfreunde,<br />
Kajak.at, das Österreichische<br />
Kuratorium für Fischerei und<br />
Gewässerschutz, der Österreichische<br />
Fischereiverband<br />
und der Alpenverein Sek on<br />
Edelweiß <strong>die</strong> Pla orm „Flüsse<br />
voller Leben“ gegründet: Gemeinsam<br />
kämpfen sie gegen<br />
<strong>die</strong> Kra werks ut und setzen<br />
sich dafür ein, dass <strong>die</strong> letzten<br />
natürlichen und naturnahen<br />
Flussstrecken langfris g und<br />
verbindlich unter Schutz gestellt<br />
werden. Im Sinne einer<br />
zukunftsweisenden Energiepolitik<br />
müsse Österreich<br />
neue Wege gehen und klare<br />
Prioritäten in den Bereichen<br />
Stromeinsparung und Energiee<br />
zienz setzen. Auch andere<br />
ökologisch vertretbare<br />
Potentiale an erneuerbaren<br />
Energien müssen viel stärker<br />
genutzt werden, sta unsere<br />
letzten wertvollen Fluss-Lebensadern<br />
zu zerstören, so <strong>die</strong><br />
Pla ormvertreter. „Es fehlt<br />
ein strategischer Zugang zum<br />
weiteren Ausbau der Wasserkraft.<br />
Der WWF ist nicht<br />
gegen <strong>die</strong> Nutzung der Wasserkra<br />
, der aktuell herrschende<br />
unkoordinierte Wildwuchs<br />
im Kraftwerksbau ist aber<br />
unerträglich und schadet den<br />
österreichischen Flüssen und<br />
der heimischen Artenvielfalt“,<br />
warnt Flussexperte Christoph<br />
Walder vom WWF. Die Naturschutzorganisation<br />
fordert<br />
von Umweltminister Nikolaus<br />
Berlakovich Tabuzonen an<br />
besonders schützenswerten,<br />
noch intakten Flussstrecken<br />
- in der Steiermark wären<br />
das vor allem <strong>die</strong> obere <strong>Mur</strong><br />
und Abschni e an der Sulm.<br />
22.000 Österreicherinnen<br />
und Österreicher haben <strong>die</strong><br />
Forderungen der Initiative<br />
„Flüsse voller Leben“ mit ihrer<br />
Unterschri unterstützt, eine<br />
entsprechende Pe on wurde<br />
nun von NAbg. Günther Kräuter<br />
ins Parlament eingebracht.<br />
Im Zuge der anstehenden Novellierung<br />
des Wasserrechtsgesetzes<br />
und im Einklang mit<br />
dem Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan<br />
(NGP)<br />
sollen <strong>die</strong> heimischen Flüsse<br />
besser geschützt werden.<br />
Auch <strong>die</strong> Europäische Kommission<br />
hat in einem Schreiben an<br />
das Lebensministerium einen<br />
besseren strategischen Zugang<br />
für einen weiteren Ausbau<br />
der heimischen Wasserkraft<br />
gefordert.<br />
<strong>Bedrohte</strong> Flussjuwele<br />
(im Bild <strong>die</strong> <strong>Mur</strong>):<br />
Die Pla orm „Flüsse<br />
voller Leben“ macht sich<br />
für den gesetzlichen Schutz<br />
der letzten ökologisch<br />
intakten Fließstrecken<br />
in Österreich stark.<br />
FOTO: WWF/Arno Mohl
Lebensraum <strong>Mur</strong><br />
37<br />
Gesamtlänge: 352 km<br />
Anteil natürlicher/naturnaher<br />
Fließstrecken: 17%<br />
Anteil in Schutzgebieten: 35%<br />
Wich ge Zubringer:<br />
Drau, Kainach, Sulm, Mürz<br />
SPÖ-Bundesgeschä sführer Günther Kräuter, der für eine<br />
umsich ge und maßvolle Energieerzeugung eintri , nimmt<br />
<strong>die</strong> Anliegen der Flussschützer ernst: „Die eindrucksvolle<br />
Anzahl der Unterschri en zeigt, dass den Österreicherinnen<br />
und Österreichern der Schutz und Erhalt unseres Wasserschatzes<br />
ein großes Anliegen ist. Als Fischer und Präsident<br />
des Verbandes der Österreichischen Arbeiter-Fischerei-Vereine<br />
bin ich selbst viel an Flüssen unterwegs und weiß um <strong>die</strong><br />
Bedeutung naturnaher Fließgewässer für <strong>die</strong> Artenvielfalt,<br />
aber auch für <strong>die</strong> Naherholung und für den Tourismus.“<br />
Die <strong>Mur</strong> ist Heimat eines in Österreich<br />
schon sehr seltenen Fisches:<br />
des Huchens. Außerdem<br />
leben hier Fischo er, Schwarzstorch,<br />
Mittelspecht, Flussuferläufer,<br />
Pirol, Laubfrosch,<br />
Würfel- und Ringelnatter,<br />
Gelbbauch- und Rotbauchunke,<br />
das ukrainische Bachneunauge,<br />
Strömer, Frauennerfling,<br />
Schrätzer, Nase, Barbe und<br />
Flussmuschel. Schwarz- und<br />
Silberpappel, Flatterulme,<br />
Winterlinde, S eleiche, Wasserfeder<br />
und Schwanenblume<br />
fühlen sich in <strong>die</strong>sem Lebensraum<br />
ebenfalls heimisch.<br />
Die <strong>Mur</strong> ist aber auch einer<br />
jener Flüsse Österreichs, an<br />
denen <strong>die</strong> Energiewirtschaft<br />
besonderes Interesse hat: Sie<br />
droht von einer Lebensader<br />
zu einer Staukette – und in<br />
den nächsten 10 Jahren zu<br />
einer permanenten Kra werks-<br />
Großbaustelle - zu werden. Die<br />
<strong>Mur</strong>auen südlich von Graz mit<br />
einer Gesam läche von 1.480<br />
Hektar sind Landscha sschutzgebiet<br />
und biogenetisches<br />
Reservat. 50 Hektar <strong>die</strong>ses<br />
Schutzgebietes sollen nun den<br />
<strong>Mur</strong>kra werken Gössendorf<br />
und Kalsdorf geopfert werden.<br />
Diese beiden Kra werke<br />
sind jedoch nur <strong>die</strong> Spitze<br />
des Eisberges. Zusätzlich zu<br />
den bestehenden rund 30<br />
<strong>Mur</strong>kra werken sind mindestens<br />
sieben weitere geplant,<br />
<strong>die</strong> teilweise in Natura 2000<br />
Europaschutzgebieten liegen.<br />
Die Kraftwerke Gössendorf<br />
und Kalsdorf baut <strong>die</strong> ESTAG<br />
(Energie Steiermark AG) gemeinsam<br />
mit dem Verbund<br />
nach erfolgter positiver Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
mit einer Gesamtleistung von<br />
rund 40 MW (1/4 der Leistung<br />
eines mittleren Donaukraftwerks).<br />
Mit den Bau- und<br />
Rodungsarbeiten des ersten<br />
Kraftwerks bei Gössendorf<br />
wurde Mitte Oktober 2009<br />
o ziell begonnen.<br />
Unterschri enak on<br />
der Pla orm<br />
„Re et <strong>die</strong> <strong>Mur</strong>“<br />
Die Plattform „<strong>Rettet</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Mur</strong>“ sammelt Unterschriften<br />
für den Erhalt einer frei<br />
fließenden, lebendigen <strong>Mur</strong><br />
und gegen <strong>die</strong> geplante Kra -<br />
werkskette. Mit dem Bau<br />
der letzten 5 Staustufen im<br />
Großraum Graz wollen EStAG<br />
& Verbund <strong>die</strong> von Leoben bis<br />
Spielfeld reichende Stauke e<br />
entlang der <strong>Mur</strong> jetzt gänzlich<br />
schließen. Der letzte frei<br />
ießende Abschni und der<br />
Erholungs- und Freizeitraum<br />
in Graz würden damit zerstört<br />
werden.<br />
Wenn Sie <strong>die</strong>se Ini a ve<br />
unterstützen möchten,<br />
helfen auch Sie mit Ihrer<br />
Unterschri :<br />
www.re et<strong>die</strong>mur.at/<br />
unterschreiben/<br />
Infos & Kontakt:<br />
o ce@re et<strong>die</strong>mur.at<br />
und www.re et<strong>die</strong>mur.at<br />
GU-Magazin