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Von Ladakh<br />
nach Meschede<br />
Besuch tibetischer Mönche in der <strong>Abtei</strong><br />
Am 30. September besuchten neun buddhistische<br />
Mönche und zwei weitere Tibeter aus dem Kloster<br />
Tserkarmo bei Tingmosgang, dem zweiten Wohnsitz<br />
der früheren Könige von Ladakh, unsere <strong>Abtei</strong>.<br />
Die jungen Mönche des mehr als 300 Jahre alten<br />
buddhistischen Klosters sind gerade auf einer<br />
mehrmonatigen Europareise, um hier in Gesängen,<br />
Tänzen und Ritualen ihre jahrhundertealte Kultur<br />
vorzustellen, oder wie es in der Ankündigung heißt,<br />
dem westlichen Publikum Juwelen des Himalaya<br />
darzubieten. Gemeinsam mit der in der Nähe ihres<br />
Klosters lebenden Dorfbevölkerung haben die Mönche<br />
vor fünf Jahren verschiedene kulturelle und<br />
soziale Projekte ins Leben gerufen, unter anderem<br />
den Bau eines Altenheims und eines Meditationszentrums,<br />
die Restaurierung eines alten Klostergebäudes<br />
und Maßnahmen zu Ausbildungsförderung<br />
und Umweltschutz. Mit dem Erlös ihrer Tournee und<br />
den Spenden von westlichen Freunden wollen sie<br />
diese Projekte weiter fördern.<br />
Nach Auftritten in Finnland, Estland, Lettland, Norwegen und Dänemark<br />
kamen sie nun in Meschede vorbei, um dann in Dortmund, Essen, Aachen<br />
und vielen anderen deutschen Städten ihre Künste vorzustellen,<br />
bevor sie bis zum Ende des Jahres über Ungarn, die Niederlande, Frankreich<br />
und England wieder in ihre Heimat zurückkehren.<br />
Das Anliegen ihres Besuches in Meschede war, das westliche Mönchtum<br />
kennenzulernen. So nahmen sie nach einer kurzen Einführung in das<br />
christliche Mönchtum an der Mittagshore in der <strong>Abtei</strong>kirche teil und waren<br />
dann zum Mittagessen im Refektorium unsere Gäste. Das gemeinsame<br />
Mahl wurde mit zwei Tischgebeten beschlossen, zuerst mit einem<br />
von den buddhistischen Gästen in tibetischer Sprache gesungenem,<br />
danach mit dem in der <strong>Abtei</strong> üblichen Wechselgesang.<br />
Nach einem Erinnerungsfoto am mittlerweile zu einem großen Busch<br />
gewordenen Steckling des 1000-jährigen Hildesheimer Rosenstrauches<br />
im Klosterinnenhof, wurde den Mönchen, die auf ihrer Reise den Europäern<br />
die Juwelen ihrer Kultur und ihres Glaubens zeigen wollen, die<br />
Schätze der christlichen Mönchstradition und unseres Glaubens vorgestellt.<br />
Mit großer Aufmerksamkeit folgten sie der Führung durch Kirche<br />
und Sakristei, Bibliothek und Werkstätten. In den Gesprächen zeigte<br />
sich, in wie vielen Formen und Strukturen die beiden Mönchstraditionen<br />
sich ähneln: das gemeinsame Zusammenleben im klösterlichen Rahmen<br />
mit seiner klaren Ordnung von Raum und Zeit, das Ordensgewand und<br />
die hierarchische Struktur der Gemeinschaft, die Rezitation geistlicher<br />
Texte und die geistlichen Übungen in der Stille. Da passte es gut, dass<br />
jeder tibetische Mönch bei der Verabschiedung einen Rosenkranz erhielt,<br />
dessen sich wiederholende Gebetsstruktur Mönche in Ost und<br />
West verbindet – vielleicht auch eine Hilfe, sich nach all den vielen Eindrücken<br />
ihrer Europareise auch an ihre Mönchsbrüder im nicht mehr<br />
ganz so fernen Europa erinnern zu können.<br />
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