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Gemeindebrief - Kirchenkreis Wittgenstein

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Wenn man diesem Motto des Hamburger<br />

Kirchentages auf den Grund geht, stößt<br />

man auf eine uralte Geschichte, die im<br />

Alten Testament erzählt wird. Sie gehört<br />

in eine Zeit des Hungers, der Flucht, der<br />

ungewissen Zukunft hinein. Das Volk Israel,<br />

so erzählt das zweite Buch Mose im 16.<br />

Kapitel, war nach seinem Exodus aus der<br />

Sklaverei in Ägypten in der Wüste unterwegs.<br />

Das Ziel war das „gelobte Land“, ein<br />

Land, in dem „Milch und Honig fließen“<br />

sollten. Aber die Vision ging immer wieder<br />

verloren, denn das Leben in diesem unwirtlichen<br />

Landstrich auf der Sinaihalbinsel war<br />

hart und voller Entbehrungen.<br />

mit diesem Geschenk des täglichen Brotes<br />

Geschäfte machen wollte, hatte am nächsten<br />

Tag nur eine stinkende Masse voller Maden<br />

übrig. Margot Käsmann hat das auf dem<br />

Kirchentag in Hamburg kurz und bündig<br />

zusammengefasst: „Was zuviel ist, verdirbt“.<br />

Angesichts des Hungers der Menschen<br />

schickt Gott eine besondere Nahrung, das<br />

„Manna“. Jeden Morgen lag es frisch auf<br />

dem Boden und musste nur aufgesammelt<br />

werden. Daraus konnte man dann Brot<br />

backen oder es als Frischkornbrei essen.<br />

Aber es gab eine Regel: Sammelt nur so<br />

viel, wie jeder für einen Tag braucht. Heute<br />

satt werden – das war das Ziel. Natürlich<br />

musste man für die ganze Familie sammeln,<br />

so viel, dass alle satt wurden. Aber<br />

nur für diesen einen Tag. Nicht für morgen<br />

und nicht für übermorgen. Nur heute<br />

zählte – aber nicht im Sinne von „nach mir<br />

die Sintflut“, sondern so dass das gemeinsame<br />

Leben im Mittelpunkt stand.<br />

© Peter Freitag / PIXELIO<br />

Was zu viel ist, verdirbt – das gilt zuerst<br />

natürlich für Lebensmittel. Es ist unglaublich,<br />

dass wir in den reichen Industrieländern<br />

jeden Tag zig Tonnen frischer<br />

Lebensmittel wegwerfen, weil sie irgendwelchen<br />

künstlichen Idealen nicht genügen!<br />

Warum darf eine Tomate nicht eine<br />

Delle haben Warum muss eine Gurke<br />

gerade sein Warum muss bis kurz vor<br />

20 Uhr das Regal mit den Brötchen voll<br />

sein – obwohl alle wissen, dass eine halbe<br />

Stunde später alles im Müll landet Wer<br />

macht solche Regeln<br />

Margot Käsmann hat ihren Satz ergänzt:<br />

„Was zuviel ist, verdirbt. Auch den Charakter.“<br />

Ich merke bei mir selbst, wie ich<br />

das Verhältnis zu dem, was mein Leben<br />

trägt, immer mehr verliere. Dass die<br />

Regale im Supermarkt von morgens sieben<br />

bis abends neun ständig voll sind, ist<br />

für mich eine Selbstverständlichkeit. Dass<br />

der Bus pünktlich kommt – bei Wind und<br />

Wetter, davon gehe ich einfach aus. Dass<br />

mein Gehalt pünktlich auf dem Konto ist<br />

– das ist doch klar!<br />

Findige Leute gab es auch damals – und<br />

deshalb versuchten einige, sich über dieses<br />

Ziel hinweg zu setzen und möglichst viel<br />

zu sammeln. Aber das ging daneben: Wer<br />

- 4 -<br />

Aber was ist eigentlich wirklich „genug“<br />

Wie kann ich leben, dass nichts „verdirbt“<br />

und mein Charakter, mein Gefühl für das<br />

Leben, nicht untergeht Es ist ja nicht

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