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Landesjägerschaft Niedersachsen e. V.

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<strong>Landesjägerschaft</strong> <strong>Niedersachsen</strong> e. V.<br />

Anerkannter Naturschutzverband<br />

Kreisjägerschaft Wesermarsch e.V.<br />

Einfluß der Prädatoren auf den Wiesenvogelschutz in der Stollhammer Wisch<br />

unterschätzt<br />

Sehr geehrte Redaktion,<br />

der Einfluß von sogenannten Prädatoren (Fuchs, Hermelin, Steinmarder, Rabenkrähe) auf<br />

die Wiesenvögel wurde in den vergangenen Jahren unterschätzt. Im Jahre 2002 gemachte<br />

Untersuchungen der Universität Vechta belegen, daß ohne Prädatorenkontrolle kein<br />

Wiesenvogelschutz möglich ist. So kam es im Jahre 2001 in der Stollhammer Wisch sogar<br />

zum Totalverlust der markierten Wiesenvogelgelege im Untersuchungsgebiet Flagbalger<br />

Sieltief, davon gingen 90 % durch Prädation verloren.<br />

Herr Garden, beim Landkreis Wesermarsch zuständig für den Fachdienst Umwelt,<br />

berichtete in einem Gespräch über das Projekt Wiesenvogelschutz in der Stollhammer<br />

Wisch. Bei der Stollhammer Wisch handelt es sich um ein Gebiet von insgesamt ca. 3.000<br />

ha, ein flaches Weidegebiet, durchzogen von zahlreichen Gräben, welches vielen<br />

Wiesenvogelarten (z. B. Kiebitz, Rotschenkel, Uferschnepfe) einen idealen Lebensraum<br />

bietet (dieses Gebiet umfaßt 6 gemeinschaftliche Jagdbezirke: Waddens, Boving,<br />

Phiesewarden, Stollhammer Wisch, Abbehausen I und III).<br />

Die Bezirksregierung Weser-Ems hat seit 1994 mit 58 ortsansässigen Landwirten<br />

Bewirtschaftungsverträge auf freiwilliger Basis abgeschlossen. Mit diesen<br />

Bewirtschaftungsverträgen verpflichten sich die Landwirte zur eingeschränkten<br />

landwirtschaftlichen Produktion, d. h. sie verzichten auf das Schleppen und Walzen im<br />

Frühjahr, führen die erste Mahd nach dem 15. Juni durch, verringern die Viehdichte auf den<br />

Weiden und beschränken den Einsatz von Düngemitteln. 1994 kam noch das Anstauen der<br />

Wassergräben in ausgewählten Parzellen hinzu.<br />

Für diese Einschränkungen erhalten die Landwirte gestaffelte Ausgleichszahlungen, je nach<br />

Einschränkung zwischen 175,00 und 460,00 Euro pro Hektar.<br />

Besuchen Sie uns im Internet www.jaeger-wesermarsch.de<br />

Stefan Leihsa<br />

Kösterhof 11<br />

26919 Brake<br />

Tel 04401/5683<br />

Fax 04401/970302<br />

Email:stefan.leihsa@jaegerwesermarsch.de


<strong>Landesjägerschaft</strong> <strong>Niedersachsen</strong> e. V.<br />

Anerkannter Naturschutzverband<br />

Zusätzlich unterhält der Landkreis Wesermarsch ein Gelegeschutzprogramm, bei dem<br />

Landwirte für die großzügige Aussparung und Markierung von gefundenen Nestern beim<br />

Mähen eine Prämie erhalten.<br />

90 % aller in diesem Gebiet ansässigen Landwirte beteiligen sich an diesem<br />

Naturschutzprogramm, das eine Fläche von ca. 1000 ha umfaßt. Erfolgreicher Naturschutz<br />

im Einklang mit der Landwirtschaft ist in der Stollhammer Wisch möglich gemacht worden.<br />

Bei dem in der Stollhammer Wisch angewandten Naturschutzprojekt handelt es sich um ein<br />

Pilotprojekt in <strong>Niedersachsen</strong>. Aus Vertretern des Landvolkes, der oberen<br />

Naturschutzbehörde, des Landwirtschaftsamtes Wesermarsch, des Amtes für Agrarstruktur<br />

Oldenburg, der Naturschutzverbände und des Landkreises Wesermarsch hat sich ein<br />

Arbeitskreis gebildet, in dem die Interessen aller Mitglieder berücksichtigt werden, ohne<br />

behördliche Anordnungen.<br />

Wichtige Grundsätze der Zusammenarbeit im Arbeitskreis:<br />

- alle Entscheidungen und Empfehlungen werden im Konsens getroffen<br />

- gleicher Informationsstand aller Mitglieder<br />

- es wird darauf geachtet, daß alle Beteiligten in der Diskussion ihre Meinung äußern<br />

können<br />

Ziele des Projektes:<br />

- Erhaltung der Lebensraumqualität für Wiesenvögel<br />

- Entwicklung von Natur und Landschaft (Einklang von Naturschutz und ökonomischer<br />

Landwirtschaft)<br />

- Tourismusförderung durch das Vorkommen von Wiesenvögeln (Radweg, Urlaub auf<br />

dem Bauernhof)<br />

In der Natur gilt der Fortbestand der Wiesenvögel als gesichert, wenn pro Brutpaar<br />

mindestens ein Küken flügge wird. Durch negative Einflußfaktoren wie z. B. Prädation,<br />

ungünstige Witterung und landwirtschaftliche Bearbeitung, hier wirken sich vor allem Mahd,<br />

Viehtritt und die in Kastenform angelegten Grüppen ungünstig aus, ist der Fortbestand der<br />

Wiesenvögel gefährdet.<br />

Bei telemetrischen Untersuchungen der Universität Vechta im Jahre 2002 wurde<br />

geschlüpften Küken ein Sender in das Gefieder geklebt, um mehr über das Verhalten der<br />

Küken zu erfahren. Derartige Untersuchungen sind schwierig, da die Küken nach dem<br />

Schlüpfen sofort das Nest verlassen und bis zu 400 m weit laufen können. Jedoch haben<br />

diese Untersuchungen gezeigt, daß z. B. in Kastenform angelegte Grüppen eine Falle für<br />

die Küken sein können, da sie hier ertrinken oder an Unterkühlung sterben können.<br />

Weiterhin wurde nachgewiesen, daß die höchsten Kükenverluste durch Prädation von<br />

Raubsäugern und Rabenvögeln entstehen. Nicht meßbar ist, ob Brutvögel sich eine andere<br />

Brutstätte suchen, wenn ihre Gelege häufiger einen Totalverlust erlitten haben.<br />

Besuchen Sie uns im Internet www.jaeger-wesermarsch.de


<strong>Landesjägerschaft</strong> <strong>Niedersachsen</strong> e. V.<br />

Anerkannter Naturschutzverband<br />

Zu Beginn der Brutzeit 2002 verzeichneten Wissenschaftler der Universität Vechta<br />

geringere Verluste durch Prädation, da im vorherigen Winter 16 Füchse in der Stollhammer<br />

Wisch durch die örtlichen Jäger erlegt wurden. Weiterhin wurden mit Flinte und Falle<br />

Steinmarder, Hermelin und Rabenkrähe intensiv bejagt. Für die Stollhammer Wisch ist der<br />

Rotfuchs eigentlich kein typischer Bewohner, doch die Wurten (Erdaufschüttungen, auf<br />

denen die Gehöfte stehen) von verlassenen Gehöften nutzt er zur Anlage seines Baus.<br />

Der Einfluß der Rabenkrähen auf den Bestand der Wiesenvögel wird unterschiedlich<br />

bewertet. Es gibt erst seit 1999 exaktere Untersuchungsergebnisse der Universität Vechta<br />

durch die Markierung und Ermittlung der Schlupfrate von Gelegen. Die in den Jahren davor<br />

erstellten Gutachten begründeten sich auf Beobachtungen und diese gelten aus<br />

methodischen Gründen als unsicher. Die bereits genannten telemetrischen Untersuchungen<br />

geben exakter Aufschluß über den Verbleib der mit Sendern versehenen Küken. Wurde der<br />

gefundene Sender abgerupft und befanden sich Blutspuren oder Federreste daran, ist man<br />

davon ausgegangen, daß hier Rabenkrähen „am Werk waren“. Findet sich sich kein Sender,<br />

wurde das Küken von einem Raubsäuger (Fuchs, Steinmarder, Hermelin) vertilgt .und<br />

dadurch der Sender zerstört.<br />

Für Herrn Garden vom Landkreis Wesermarsch ist es für die Zukunft wichtig, neben der<br />

Bejagung der Prädatoren im Rahmen der gesetzlichen Regelungen auch eine<br />

Vermeidungsstrategie zu entwickeln. Durch Prädatorenkontrolle wird nicht die Ursache<br />

behandelt, da z. B. beim Rotfuchs der durch Erlegung der Füchse frei gewordene<br />

Lebensraum schnell wieder durch die Zuwanderung anderer Füchse besetzt wird.<br />

Weiterhin bieten Büsche und Bäume, die nicht heruntergeschnitten oder gefällt werden, den<br />

Prädatoren Schutz und günstige Aussichtsplätze. Doch das Fällen und Zurückschneiden der<br />

Bäume und Sträucher findet nicht bei allen Arbeitskreismitgliedern Zustimmung, so berichtet<br />

Herr Garden, da die Anpflanzung doch eine große Anstrengung war. Hier muß über<br />

Alternativen nachgedacht werden. Auch die Anlage von Kunstbauten für den Fuchs zur<br />

besseren Kontrolle wird als sinnvolle Maßnahme angesehen.<br />

Insgesamt wird das „Projekt Stollhammer Wisch“ von allen beteiligten Gruppen als sehr<br />

positiv angesehen.<br />

Ein Schutzprogramm wie in der Stollhammer Wisch ist nach Auskunft von Herrn Garden in<br />

dieser Form heute nicht mehr möglich. Neuere Schutzprojekte sind den behördlichen<br />

Richtlinien strenger unterworfen, so daß z. B. für das Projekt „Moorriemer<br />

Wiesenvogelschutz“ nicht so viele Landwirte gewonnen werden konnten.<br />

Geplante Einschränkungen in der Jagdgesetzgebung auf Raubsäuger und Rabenvögel<br />

können also nicht im Sinne des Wiesenvogelschutzes sein. Ein Negativbeispiel hierfür<br />

bieten unsere Nachbarn in den Niederlanden. Dort wurde die Jagd auf den Rotfuchs<br />

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verboten und entsprechende Untersuchungen haben die erhebliche Rolle der Prädation<br />

nachgewiesen.<br />

„Ohne Prädatorenkontrolle gibt es keinen ausreichenden Schutz der Wiesenvögel“ – das ist<br />

ein Fazit des „Schutzprojektes Stollhammer Wisch“.<br />

Mit Waidmannsheil<br />

Stefan Leihsa<br />

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