Grundlagen der Kommunikation - M + PC: Management and ...
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letzte Än<strong>der</strong>ung:<br />
17.10.02 10:22<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />
I. Vorbemerkung<br />
Überall dort, wo Menschen miteinan<strong>der</strong> zu tun haben, ist die Art, wie sie miteinan<strong>der</strong><br />
kommunizieren, ausschlaggebend für ihren Erfolg. Kommunizieren<br />
bedeutet „Aussenden und Empfangen von Botschaften“ (lat. communicatio =<br />
Mitteilung).<br />
Es ist ein Irrglaube, wenn gemeint wird, entscheidend für Karriere und persönlichen<br />
Erfolg sei eine perfekte Fachkenntnis und die Beherrschung von<br />
Arbeitstechniken, wie Zeitmanagement o<strong>der</strong> Projektplanung. Natürlich sollte<br />
man wissen, wovon man redet, und eine gute Arbeitsorganisation kann sehr<br />
nützlich sein. Aber: die Welt ist voll von „Fachidioten“, hervorragenden Experten<br />
auf ihrem Gebiet, die letztlich doch nicht erfolgreich sind, weil sie bei<br />
<strong>der</strong> Umsetzung ihrer Vorstellungen an den tatsächlichen Verhältnissen und<br />
vor allem an <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Menschen scheitern. Die Erfahrung<br />
in <strong>der</strong> Projektarbeit in deutschen Unternehmen und non-profit-<br />
Organisationen zeigt, dass Projekte fast nie an fehlen<strong>der</strong> Fachkompetenz, nur<br />
selten an mangelhafter Methodenkompetenz aber oftmals an fehlenden<br />
sozialen Kompetenzen, vor allem im Bereich <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>, scheitern.<br />
In Kenntnis dieser „Sollbruchstelle“ kann jedem nur empfohlen werden, sich<br />
bewusster mit dem Thema „<strong>Kommunikation</strong>“ auseinan<strong>der</strong>zusetzen, um allgemeine<br />
Grundprinzipien <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong> zu erkennen und dann zu versuchen,<br />
das eigene <strong>Kommunikation</strong>sverhalten zu reflektieren und in Zukunft<br />
souverän, d.h. bewusst und erfolgreich, zu gestalten.<br />
II. Allgemeine <strong>Kommunikation</strong>sprinzipien<br />
Viele meinen, in <strong>der</strong> Verständigung zwischen Menschen sei die Sprache das<br />
Wichtigste! Das ist ein Irrtum. Die Worte alleine sind <strong>der</strong> unwichtigste Teil<br />
<strong>der</strong> Mitteilungen eines Menschen.<br />
Beispiele: Ein Lehrer sagt zu seinem Schüler bei <strong>der</strong> Rückgabe einer<br />
Klassenarbeit: „Das war ja wirklich eine Spitzenleistung!“<br />
Wenn wir keine weiteren Informationen haben, können wir nicht sagen,<br />
ob diese Mitteilung ein aufrichtiges Lob darstellt und <strong>der</strong> Schüler ein<br />
„sehr gut“ bekommen hat, o<strong>der</strong> ob die Bemerkung eine ironische Kritik<br />
darstellt, mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Lehrer das „mangelhaft“ überreicht.<br />
Bei dem Satz „Der Lehrer sagt <strong>der</strong> König ist ein Idiot.“ hängt es ausschließlich<br />
von <strong>der</strong> Betonung ab, ob <strong>der</strong> Lehrer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> König <strong>der</strong> Idiot<br />
ist.<br />
Wichtiger als die Worte („verbale <strong>Kommunikation</strong>“) ist <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Botschaften,<br />
die „non-verbale <strong>Kommunikation</strong>“, d.h. die sogenannte Körpersprache<br />
und die „Para-Sprache“ (nach dem engl. „paralanguage“). Insgesamt sind nur<br />
7% <strong>der</strong> Botschaften verbale <strong>Kommunikation</strong>, aber 55% sind körpersprachliche<br />
und 38% sind parasprachliche Mitteilungen 1 . Körpersprache umfasst die<br />
äußere Erscheinung (dicker Bauch, unrasiert, zerknitterte Kleidung, Alkoholfahne),<br />
die Haltung (gerade o<strong>der</strong> gebückt, Körperspannung) und die Art zu<br />
laufen, die Gestik (z.B. Hände in <strong>der</strong> Hosentasche, ausgestreckter Zeigefinger)<br />
1 A. Mehrabian, Psychology Today, September 1968, S. 52-55.<br />
<strong>Kommunikation</strong> - IV<br />
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und die Mimik (Grinsen, Trauermiene). Para-Sprache meint die stimmlichen<br />
Aspekte <strong>der</strong> Sprache („Wichtig ist nicht, was Du sagst, son<strong>der</strong>n wie Du es<br />
sagst“), d.h. die Betonung, Lautstärke (Volumen), Stimmlage und Sprechgeschwindigkeit.<br />
So strahlt eine laute, feste Stimme Selbstvertrauen und<br />
Aktivität aus; eine sanfte, leise Stimme vermittelt Vertrauenswürdigkeit und<br />
Verständnis.<br />
Die Worte sind das Unwichtigste<br />
Körpersprache<br />
55%<br />
Sprache<br />
7%<br />
Parasprache<br />
38%<br />
Wegen dieser starken Wirkung <strong>der</strong> Körpersprache kommunizieren wir immer,<br />
auch dann wenn wir nichts sagen, da dann unser Körper für uns spricht .<br />
Beispiel: Während <strong>der</strong> Fragerunde nach einer Präsentation lässt <strong>der</strong><br />
Redner zunehmend die Schultern hängen und weicht den Blicken <strong>der</strong><br />
Zuhörer aus – eine klare Fluchtgeste, und je<strong>der</strong> fühlt: <strong>der</strong> Redner ist sich<br />
seiner Sache nicht sicher. Dieser Redner wird sein Publikum mit Sicherheit<br />
nicht überzeugen können.<br />
Mit <strong>der</strong> Körpersprache drückt unser Körper seinen Zust<strong>and</strong> und seine Beziehung<br />
zur Außenwelt aus, und zwar in je<strong>der</strong> einzelnen Sekunde.<br />
Deswegen können wir unsere innere Einstellung zwar verschweigen aber<br />
nicht verheimlichen!<br />
Man kann nicht nicht kommunizieren!<br />
Die Worte des an<strong>der</strong>en richtig zu verstehen, das ist in <strong>der</strong> Regel einfach. Viel<br />
schwieriger ist es aber, die gesamte Botschaft des an<strong>der</strong>en richtig zu verstehen,<br />
weil man dabei neben <strong>der</strong> verbalen Information auch die non-verbale<br />
Information berücksichtigen muss. Dieser Vorgang (Empfang und richtige<br />
„Decodierung“ einer Botschaft) ist sehr anspruchsvoll und stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Intelligenz, die Konzentration und die Menschenkenntnis<br />
bzw. das Einfühlungsvermögen (sog. „emotionale Intelligenz). Gerade weil<br />
dieser Prozess so anspruchsvoll ist, kommt es dabei immer wie<strong>der</strong> zu Fehlern,<br />
d.h. Missverständnissen. Ein solches Missverständnis liegt vor, wenn <strong>der</strong><br />
Empfänger die Botschaft an<strong>der</strong>s versteht, als <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> sie gesendet hat.<br />
Beispiel: Auf einer Konferenz ist am Abend ein Referat zu einem interessanten<br />
Thema angesetzt, vorher war bereits eine intensive Arbeitsphase.<br />
Teilnehmer Achim ist dadurch schon erschöpft und kann dem Vortrag<br />
kaum noch folgen. Er liegt im Stuhl, hat fast alle Körperspannung<br />
verloren und muss gelegentlich gähnen. Der Referent Bastian fragt:<br />
„haben Sie noch Lust, ich könnte da noch einige interessante Dinge erzählen?“<br />
Achim will höflich sein und meint: „Na ja, es ist schon interessant...“<br />
Bastian versteht das als klares „Ja“ und redet noch eine ganze<br />
<strong>Kommunikation</strong> - IV<br />
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Stunde weiter. Achim ist daraufhin frustriert und kriegt langsam seinen<br />
Hass auf den Referenten, denn eigentlich würde er jetzt viel lieber beim<br />
Bier sitzen. Hier kann Bastian wahrscheinlich erzählen, was er will,<br />
Achim wird er mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr gewinnen können.<br />
Solche Missverständnisse können einerseits dadurch vermieden werden, dass<br />
wir nur noch eindeutige und klare Botschaften senden. Das sollten wir uns<br />
auch vornehmen, doch es ist nicht immer einfach, zumal uns gesellschaftliche<br />
Konventionen (z.B. die Höflichkeit) daran hin<strong>der</strong>n können.<br />
Beispiel: Andreas will einen Anzug kaufen. Der Verkäufer Boris berät ihn<br />
sehr freundlich und kompetent. Trotzdem findet sich nur ein Anzug, <strong>der</strong><br />
zu teuer ist und eigentlich die falsche Farbe hat. Andreas sagt jetzt (wie<br />
die Mehrzahl aller Menschen): „Ich will mir das noch einmal überlegen“<br />
o<strong>der</strong> „Ich komme später wie<strong>der</strong>“, anstatt klar zu sagen: „Sie haben nichts<br />
vernünftiges da, ich kaufe den Anzug woan<strong>der</strong>s.“ Natürlich riskiert er,<br />
von Boris falsch verst<strong>and</strong>en zu werden.<br />
Es ist wichtig zu begreifen, dass es wegen <strong>der</strong> Schwierigkeiten, die komplette<br />
Botschaft eines an<strong>der</strong>en richtig zu verstehen, vorkommen kann, dass mein<br />
Gegenüber etwas, was ich sage, an<strong>der</strong>s versteht, als ich es gemeint habe, und<br />
das obwohl er mir nichts böses will und sich nach bestem Wissen und Gewissen<br />
bemüht, mit mir zu kommunizieren. Deswegen gilt:<br />
Wahr ist nicht, was man sagt. Wahr ist, was <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e hört!<br />
Der Sen<strong>der</strong> und nicht <strong>der</strong> Empfänger ist für die erfolgreiche <strong>Kommunikation</strong><br />
verantwortlich.<br />
Deshalb sollte ich versuchen, möglichst eindeutig zu kommunizieren, mich<br />
vergewissern, dass <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e mich richtig verst<strong>and</strong>en hat und im Zweifelsfall<br />
davon ausgehen, dass ich für ein Missverständnis verantwortlich bin.<br />
Darum gilt stets: Rückkopplung vornehmen, Nachfragen stellen, Missverständnisse<br />
klären.<br />
Wenn an<strong>der</strong>e mir etwas mitteilen, nützt es allerdings nichts, dass ich mich<br />
darauf berufe, diese seien für Missverständnisse verantwortlich. Jedes Missverständnis<br />
belastet die Zusammenarbeit und hin<strong>der</strong>t mich daran, meine<br />
Ziele erreichen zu können.<br />
Ich sollte daher – im eigenen Interesse – auch als Empfänger versuchen, die<br />
Botschaften des an<strong>der</strong>en richtig und vor allem vollständig zu verstehen. Voraussetzungen<br />
dazu sind konzentriertes Zuhören, Offenheit und die Bereitschaft,<br />
durch Nachfragen Missverständnisse zu vermeiden.<br />
Beispiel: In einem Reisebüro berät Verkäufer Rol<strong>and</strong> den Kunden Lothar.<br />
Rol<strong>and</strong> empfiehlt einen Aufenthalt in einer Ferienanlage in Malaysia. Lothar<br />
antwortet sofort: „Nein, das kommt für mich auf keinen Fall in<br />
Frage!“ Wenn Verkäufer Lothar diese Botschaft jetzt vorschnell als Kritik<br />
an seiner Beratung versteht („Sie haben mir ein schlechtes Angebot gemacht!“)<br />
und sofort beginnt, sich zu rechtfertigen („Die ist aber ganz toll.<br />
Ich war auch schon da. Und es gibt sogar einen Tauchkurs.“), wird er<br />
vermutlich niemals herausfinden, was Lothar wirklich meinte und das<br />
Gespräch droht zu scheitern.<br />
Nur wenn Rol<strong>and</strong> freundlich nachfragt („inwiefern ist das Angebot für Sie<br />
nicht interessant“) wird er erfahren, dass Lothars frühere Frau auf einem<br />
Malaysia-Urlaub tödlich verunglückt ist, und dass Lothar wegen dieser<br />
schlimmen Erinnerungen nicht mehr in dieses L<strong>and</strong> fahren möchte.<br />
<strong>Kommunikation</strong> - IV<br />
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Wenn Rol<strong>and</strong> diese Botschaft dann richtig verst<strong>and</strong>en hat, ist es für ihn<br />
ein leichtes, seinem Kunden ein vergleichbares Hotel in Thail<strong>and</strong> zu empfehlen,<br />
und er wird einen Abschluss erzielen können.<br />
Deshalb gilt:<br />
Im Zweifelsfalle gar nichts sagen, lieber erstmal etwas fragen!<br />
Wir sehen, dass die erfolgreiche <strong>Kommunikation</strong> schon bei ganz normaler –<br />
störungsfreier – Ausgangslage nicht ganz einfach ist. Jetzt gibt es allerdings<br />
noch Störfaktoren, die das gegenseitige Verstehen noch schwieriger machen.<br />
Bei <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong> tauschen wir nämlich nicht nur sachliche Botschaften<br />
aus.<br />
Jede <strong>Kommunikation</strong> verläuft auf zwei Ebenen,<br />
<strong>der</strong> Inhaltsebene und <strong>der</strong> Beziehungsebene,<br />
wobei letztere erstere determiniert 2 .<br />
Inhaltsebene<br />
Sachinformationen etc.<br />
Beziehungsebene<br />
Gefühle, Gesprächsklima,<br />
Stimmungen etc.<br />
Das Verständnis <strong>der</strong> Botschaft wird also ganz wesentlich durch die emotionale<br />
Beziehung zwischen Sen<strong>der</strong> und Empfänger geprägt.<br />
2<br />
Beispiel: Im letzten Spiel hatte sich Schiedsrichter Arnulf von Trainer<br />
Berthold permanent „anmachen“ lassen, weil er den richtigen Zeitpunkt<br />
verpasst hatte, dagegen vorzugehen. Nach dem Spiel hatte sich Arnulf<br />
sehr darüber geärgert. Anschließend hörte Arnulf von den Kollegen, dass<br />
sie auch immer Probleme mit ihm hätten („Der meckert immer“). Jetzt<br />
bekommt Arnulf wie<strong>der</strong> ein Spiel bei Berthold. Auf dem Weg zum Spiel<br />
nimmt er sich vor: „<strong>der</strong> tanzt mir nicht mehr auf <strong>der</strong> Nase herum“. In <strong>der</strong><br />
2. Minute pfeift Arnulf ein Foul wegen Festhaltens-am-Trikot. Trainer<br />
Berthold ruft: „Toller Pfiff!“<br />
Wie wird Arnulf jetzt wohl reagieren? Er wird sich denken, „jetzt fängt<br />
<strong>der</strong> schon wie<strong>der</strong> an, aber nicht mit mir“ und den Trainer bestrafen o<strong>der</strong><br />
vielleicht sogar disqualifizieren. Und was, wenn Trainer Berthold dachte:<br />
„von dem Schiedsrichter halte ich zwar nichts, aber wenigstens mal einer,<br />
<strong>der</strong> das lästige Festhalten nicht toleriert“, und das ganz positiv meinte?<br />
Wird Arnulf das richtig verstehen? Wohl nicht! Er wird die Bemerkung in<br />
„Grundgesetz <strong>der</strong> <strong>Kommunikation</strong>“ nach: Watzlawick, Beavon & Jackson:<br />
<strong>Kommunikation</strong> – Formen, Störungen, Paradoxien, Stuttgart, 6. Aufl., 1982.<br />
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sein Bild von dem Trainer einfügen („<strong>der</strong> meckert immer“) und vermutlich<br />
jede Bemerkung, die man irgendwie als Kritik verstehen kann, negativ<br />
aufnehmen.<br />
Wir versuchen nämlich, bei <strong>der</strong> Decodierung (d.h. dem „Verstehen“) <strong>der</strong> Botschaften<br />
unsere Erfahrungen mit dem an<strong>der</strong>en (die „Vorgeschichte“) und unsere<br />
Einschätzung des an<strong>der</strong>en zu berücksichtigen. Was wir hören, versuchen<br />
wir dann so zu interpretieren, dass es mit diesen Ansichten übereinstimmt,<br />
frei nach dem Motto, „dass nicht sein kann, was nicht sein darf“.<br />
Wenn wir das nicht bewusst steuern, besteht die Gefahr, dass wir unseren<br />
Gegenüber regelmäßig falsch verstehen, wenn er einmal von unseren Erwartungen<br />
bzw. „Vorurteilen“ abweicht. Wir müssen uns das vor allem deshalb<br />
bewusst machen, damit wir nicht auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Vorurteile unterschiedliche<br />
Maßstäbe anlegen.<br />
Außerdem führt eine negative Beziehungsebene, d.h. Spannungen, Vorbehalte<br />
und Feindseligkeiten, zum sogenannten „Psychologischen Nebel“, <strong>der</strong> zusätzliche<br />
Missverständnisse hervorrufen kann. Dieser psychologische Nebel<br />
schluckt – wie <strong>der</strong> physikalische Nebel – Bild und Ton, d.h. einen Teil <strong>der</strong> mit<br />
<strong>der</strong> Botschaft gesendeten Information.<br />
Der psychologische Nebel wird insbeson<strong>der</strong>e durch j e d e Kritik und j e d e n<br />
Angriff gegen den Gesprächspartner ausgelöst bzw. verstärkt.<br />
Wenn uns nämlich jem<strong>and</strong> positiv sieht, erhöht das unser Selbstwertgefühl<br />
(SWG), wenn uns jem<strong>and</strong> negativ sieht, gefährdet das unser SWG. Je<strong>der</strong> Angriff<br />
auf unser SWG führt aber zu einem Nicht-OK-Gefühl. Dieses Gefühl erschwert<br />
die <strong>Kommunikation</strong>, weil <strong>der</strong> Körper diesen Angriff als eine Gefahr<br />
begreift, die in ihrer Wirkung mit einer physischen Gefahr (z.B. dem Angriff<br />
durch ein gefährliches Raubtier) gleichzusetzen ist. Auf jede Gefahr reagiert<br />
<strong>der</strong> Körper mit einer Orientations-Reaktion (OR) 3 . Dabei übernimmt einer <strong>der</strong><br />
ältesten Gehirnteile (das „Reptiliengehirn“, ca. 150 Millionen Jahre alt) die<br />
Steuerung unseres Körpers. Nun werden Stresshormone (Adrenaline usw.)<br />
ausgeschüttet, die den Körper für eine Kampf-o<strong>der</strong>-Flucht-Situation optimieren.<br />
D.h. es wird Energie dort eingespart, wo sie für den Kampf o<strong>der</strong> die<br />
Flucht nicht unbedingt benötigt wird (z.B. bei <strong>der</strong> Verdauung, aber auch im<br />
Gehirn bei den „höheren Denkprozessen“) und diese Energie wird in den<br />
Muskeln bereitgestellt. Durch die Reduzierung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit des<br />
Gehirns wird die Aufnahmefähigkeit begrenzt, es tritt eine Gesichtsfeldverengung<br />
ein („mir wird schwarz vor Augen“, mein Nacken verspannt sich); eine<br />
erfolgreiche <strong>Kommunikation</strong> wird durch die Hormone blockiert.<br />
Der homo sapiens wird zum hoRmo sapiens! (Birkenbihl)<br />
Es ist klar, dass man möglichst vermeiden sollte, den an<strong>der</strong>en durch Kritik<br />
und Wi<strong>der</strong>spruch gegen seine Meinungen und Überzeugungen in diese kommunikationsfeindliche<br />
Kampf- o<strong>der</strong> Flucht-Situation zu bringen.<br />
Kritik lässt sich aber nicht immer vermeiden. In zentralen Fragen, die für das<br />
Erreichen <strong>der</strong> eigenen Ziele entscheidend sind, müssen Meinungsverschiedenheiten<br />
ausgetragen werden. Man sollte aber dort, wo es für das Erreichen <strong>der</strong><br />
eigenen Ziele nicht unbedingt darauf ankommt, dem an<strong>der</strong>en seine Meinung<br />
lassen und ihn nicht mit Gewalt („aus Prinzip“) zu überzeugen versuchen.<br />
„Zweinigen“ (Birkenbihl) – „Let´s agree to differ!“<br />
3 Vera Birkenbihl, <strong>Kommunikation</strong>straining, 19. Auflage, 1997, S. 156ff.<br />
<strong>Kommunikation</strong> - IV<br />
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Beispiel: Versicherungsvertreter Martin empfiehlt dem Kunden Paul den<br />
Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung. Paul sagt: „so etwas<br />
brauche ich nicht.“ Durch Nachfragen hat Martin herausgefunden, dass<br />
Paul meint, seine Autohaftpflicht decke auch seine privaten Schadensfälle<br />
ab. Hier ist es unverzichtbar, Paul (freundlich, nicht belehrend!) zu<br />
verdeutlichen, dass seine Autoversicherung nur die Schäden mit dem<br />
Auto abdeckt, und dass er daher für alle an<strong>der</strong>en Fälle noch eine Privathaftpflicht<br />
abschließen sollte. Wenn jetzt allerdings Paul äußert: „Das ist<br />
doch genauso überflüssig, wie die Lebensversicherung, die mir mal so ein<br />
Versicherungs-Heini empfohlen hat“, sollte Martin <strong>der</strong> Versuchung wi<strong>der</strong>stehen,<br />
mit Paul jetzt auch über diese Frage zu diskutieren, denn darauf<br />
kommt es für ihn nicht an. Wenn Martin jetzt in dieser Frage „aus<br />
Prinzip“ auch noch mit Paul streitet, riskiert er, dass Paul sich ärgert,<br />
und (ebenfalls „aus Prinzip“) kein Geschäft mit Martin abschließen will –<br />
ganz egal ob Martin recht hat.<br />
Diese Kampf-o<strong>der</strong>-Flucht-Reaktion, die für die <strong>Kommunikation</strong> schädlich ist,<br />
trifft - natürlich - nicht nur den an<strong>der</strong>en, son<strong>der</strong>n auch jeden selbst.<br />
Beispiele: Ein Kunde kritisiert jem<strong>and</strong>en, seine Fachkompetenz, sein<br />
Produkt; auf einer Sitzung wird jem<strong>and</strong>em Versagen vorgeworfen; man<br />
merkt, dass man einen Fehler gemacht hat.<br />
Eine solche Situation ist gefährlich, weil sie uns zu schlechten (emotionalen)<br />
Entscheidungen und Kurzschlussreaktionen führt.<br />
Weil dieser Prozess instinktgesteuert abläuft, können wir ihn nicht vermeiden.<br />
Wir können ihn uns aber bewusst machen, um ihn erkennen zu können,<br />
wenn er in uns abläuft. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Ein gutes Mittel, um<br />
schnell zur Ruhe zu kommen, ist tiefe (Bauch-)atmung, denn Atmen entspannt<br />
und entkrampft.<br />
Exkurs: „Wir alle werden unfair beh<strong>and</strong>elt!“<br />
Forschungen haben gezeigt, dass es in unserer Wahrnehmung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Menschen ein Missverhältnis im sogenannten „verhaltensunauffälligen Bereich“<br />
gibt. Im „verhaltensunauffälligen Bereich“ empfinden wir das Verhalten<br />
eines an<strong>der</strong>en als „normal“ Es lässt sich nachweisen, dass wir auch eine<br />
überdurchschnittliche Leistung des an<strong>der</strong>en häufig als „normal“ empfinden<br />
und uns diese gar nicht auffällt. Allerdings fällt uns schon auf, wenn seine<br />
Leistung etwas schlechter als normal ist. Das bedeutet, dass wir alle häufiger<br />
kritisiert und weniger gelobt werden, als wir es verdient hätten. Dadurch<br />
werden wir in unserem Unterbewusstsein sehr „dünnhäutig“ und unser<br />
Selbstwertgefühl reagiert meist empfindlich anstatt gelassen auf Kritik.<br />
(„Ständig bringe ich hier gute Leistungen und niem<strong>and</strong>em fällt es auf, und<br />
wenn ich einmal einen kleinen Fehler mache, kriege ich direkt einen drüber!“)<br />
<strong>Kommunikation</strong> - IV<br />
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Jede Wertschätzung unserer Person o<strong>der</strong> Anerkennung unserer Leistung<br />
(Lob) erhöht unser Selbstwertgefühl, för<strong>der</strong>t also die <strong>Kommunikation</strong>.<br />
Erfolgreich kommunizieren heißt: das Selbstwertgefühl des an<strong>der</strong>en<br />
achten, den an<strong>der</strong>en nicht unnötig kritisieren, Kritik stets<br />
in akzeptabler Form vorbringen und mit Lob und Anerkennung<br />
für den Gegenüber nicht sparen.<br />
Ein weiterer Störfaktor ist fehlende Konzentration, die zu missverständlicher<br />
<strong>Kommunikation</strong> führen kann. Insbeson<strong>der</strong>e bei hoher körperlicher Ermüdung<br />
und/o<strong>der</strong> bei geringerem Sauerstoffanteil in <strong>der</strong> Luft sinkt die Konzentrationsfähigkeit.<br />
Gerade am Ende einer Verh<strong>and</strong>lung o<strong>der</strong> einer langen<br />
Sitzung, wenn es am wichtigsten wäre, in einer aufgeheizten Atmosphäre<br />
souverän zu kommunizieren und die Lage „im Griff zu behalten“, häufen sich<br />
konzentrationsbedingte <strong>Kommunikation</strong>smängel und Missverständnisse. Es<br />
ist erstaunlich, wie oft nach stundenlangen Sitzungen ohne Ergebnis dann auf<br />
dem Weg zur Kantine o<strong>der</strong> bei einer Zigarette in einer Verh<strong>and</strong>lungspause in<br />
kürzester Zeit <strong>der</strong> Durchbruch geschafft wird.<br />
Souverän kommunizieren heißt auch, die Bedürfnisse des an<strong>der</strong>en zu<br />
(be-)achten, insbeson<strong>der</strong>e den an<strong>der</strong>en richtig zu motivieren.<br />
Jem<strong>and</strong>en motivieren heißt, jem<strong>and</strong>en dazu zu bewegen, ein von mir gewünschtes<br />
Verhalten an den Tag zu legen. Dabei sollte ich versuchen, soviel<br />
positive (an den Bedürfnissen des Gegenübers orientierte) Motivation wie<br />
möglich einzusetzen und die negative Motivation über Druck (kick in the ass –<br />
„wenn Sie das nicht tun, fliegen Sie raus!“) soweit möglich zu vermeiden.<br />
Dafür muss ich mich allerdings in meinen Gegenüber hineinversetzen, um<br />
mir klar zu werden, was ihn in seinem H<strong>and</strong>eln antreibt. Nur wenn ich ihn -<br />
gerade auch in seiner Rolle - verstehe, kann ich nämlich richtig auf ihn reagieren<br />
und mit ihm kommunizieren.<br />
denn:<br />
Autor:<br />
„Wenn es ein Geheimnis des Erfolges gibt, so ist es das:<br />
den St<strong>and</strong>punkt des an<strong>der</strong>en zu verstehen<br />
und die Dinge mit seinen Augen zu sehen.“<br />
(Henry Ford)<br />
„Der erfolgreiche Mensch beschäftigt sich<br />
mit den Interessen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en,<br />
<strong>der</strong> erfolglose und <strong>der</strong> gewöhnliche Mensch<br />
vorwiegend mit seinen eigenen Interessen.“<br />
(Alfred Adler)<br />
m+pc management <strong>and</strong> political communications<br />
Andreas Winheller – <strong>Kommunikation</strong>strainer –<br />
E-mail: a.winheller@m-plus-pc.de<br />
Homepage: www.m-plus-pc.de<br />
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