Nahversorgung - Der Weg zur Wohlfühlgemeinde
Nahversorgung - Der Weg zur Wohlfühlgemeinde
Nahversorgung - Der Weg zur Wohlfühlgemeinde
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<strong>Nahversorgung</strong> -<br />
<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wohlfühlgemeinde</strong><br />
Herausforderungen, Trends und Konzepte<br />
Dokumentation <strong>zur</strong> Fachtagung am 25. Februar 2011 in Karlsruhe<br />
2137 qkm . 57 Gemeinden
Josef Offele<br />
Vorsitzender<br />
Regionalverband<br />
Mittlerer Oberrhein<br />
Dr. Stefan Holl<br />
Geschäftsführer<br />
Gesellschaft für<br />
Markt- und Absatzforschung<br />
mbH<br />
(GMA)<br />
Spätestens wenn der letzte Laden<br />
schließt, ist das Thema „Nahver -<br />
sorgung“ in aller Munde. Wie kann die<br />
Grundversorgung vor dem Hintergrund veränderter<br />
Verbraucheransprüche erhalten<br />
werden? Wie lassen sich Kunden binden?<br />
Wie kann die Standortqualität unseres<br />
lebenswerten Wohnortes gesichert werden<br />
und wie können wir diesen für die Zukunft<br />
„fit halten“ bzw. „fit machen“?<br />
Roland Fitterer<br />
Vizepräsident<br />
Industrie- und<br />
Handelskammer<br />
Karlsruhe (IHK)<br />
Mit dem <strong>Weg</strong>fall von Einkaufsmöglichkeiten<br />
ist nicht nur ein Verlust von Infrastruktur<br />
verbunden. Auch die Wohn- und<br />
Lebensqualität wird dadurch entscheidend<br />
geschwächt. Die wohnortnahe und gut zugängliche<br />
<strong>Nahversorgung</strong> gewinnt gerade<br />
vor dem Hintergrund der demografischen<br />
Entwicklungen zunehmend an Bedeutung.<br />
Die Städte und Gemeinden müssen<br />
rechtzeitig handeln. Aus diesem Grund<br />
steht das Thema „<strong>Nahversorgung</strong>“ in den<br />
Kommunen bundesweit auf der Tages -<br />
ordnung. Auch am Mittleren Oberrhein<br />
gibt es inzwischen eine Reihe innovativer<br />
und in der Umsetzung erprobter Konzepte,<br />
die <strong>zur</strong> Erhaltung der wohnort nahen<br />
Versorgung beitragen.<br />
Vorwort<br />
Dies veranlasste den Regionalverband<br />
Mittlerer Oberrhein, zusammen mit der<br />
Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung<br />
mbH und der Industrie- und Handelskammer<br />
Karlsruhe, zu einer Fach -<br />
tagung „<strong>Nahversorgung</strong> – der <strong>Weg</strong> <strong>zur</strong><br />
<strong>Wohlfühlgemeinde</strong>“ einzuladen. Anhand<br />
von Fachbeiträgen wurden theoretische<br />
Grundlagen erläutert, Praxisbeispiele vorgestellt<br />
und verschiedene Lösungsmöglichkeiten<br />
aufgezeigt. Die Tagung stieß sowohl<br />
in der Region, als auch im näheren und<br />
weiteren Umfeld auf großes Interesse.<br />
Unter den rund 70 Teilnehmern konnten<br />
wir neben Gästen aus der Region Mittlerer<br />
Oberrhein auch zahlreiche Besucher aus<br />
unseren Nachbarregionen begrüßen.<br />
In dieser Broschüre haben wir den<br />
Inhalt der Beiträge aller Referenten kompakt<br />
für Sie zusammengestellt. Wir hoffen,<br />
dass auch Sie dadurch neue Ideen und Impulse<br />
für Ihre tägliche Arbeit erhalten und<br />
wünschen angenehme Lektüre.<br />
3
4 Stephan Kammerer / Christine Strauß<br />
<strong>Nahversorgung</strong> aus Sicht der<br />
regionalen Wirtschaft<br />
Ein Bericht auf Grundlage des Impulsreferats von Roland Fitterer<br />
Kaufen die Menschen heute direkt an ihrem Wohnort? Sind es dieselben Produkte,<br />
die sie auch noch morgen kaufen werden? <strong>Der</strong> Online-Einkauf nimmt rasant zu.<br />
Drei von vier Deutschen nutzen diesen <strong>Weg</strong> regelmäßig. Und das ist mittlerweile keine<br />
Altersfrage mehr: Jeder zweite in der Gruppe der über 65-Jährigen kauft über das Internet<br />
ein. Hat sich damit das Thema <strong>Nahversorgung</strong> erledigt? Reicht es zukünftig, die Verkehrsinfrastruktur<br />
zu optimieren, damit die im Internet bestellten Waren auch schnell und<br />
problemlos zu den Menschen geliefert werden können?<br />
Keineswegs. Sicherlich werden die Internet-Umsätze<br />
weiter beträchtlich anwachsen.<br />
Aber der stationäre Handel hat ebenso<br />
eine Zukunft und aus Sicht der Industrieund<br />
Handelskammer Karlsruhe (IHK)<br />
sogar eine durchaus gute. Ein aktuelles<br />
Problem ist jedoch, dass aus immer mehr<br />
Ortszentren, insbesondere in den kleineren<br />
Gemeinden, viele Läden verschwinden.<br />
Aus Sicht der IHK muss in Zukunft<br />
verstärkt auf die Wünsche der Kunden<br />
geachtet werden. Nur so werden neue<br />
Konzepte langfristig auch Erfolg haben.<br />
Die Lösung liegt dabei sicherlich nicht in<br />
subventionierten Dorfläden.<br />
Die Kunden schätzen es, wenn sie so<br />
nah wie möglich am Laden parken können.<br />
Das kann man schlecht finden, das<br />
kann man kritisieren. Es ist aber die Realität.<br />
Wer also die Autos aus der Innenstadt<br />
verbannt, die Zahl der Parkplätze reduziert<br />
und die Parkgebühren weiter erhöht,<br />
braucht sich am Ende nicht wundern,<br />
wenn immer weniger Menschen in der<br />
Innenstadt einkaufen. Hier sind intelligente<br />
Lösungen gefragt.<br />
Ein interessantes Konzept bietet in diesem<br />
Hinblick ein Supermarkt der Firma<br />
EDEKA im Karlsruher Stadtteil Palm-<br />
bach. Dieser greift die veränderten Einkaufsbedürfnisse<br />
der Bevölkerung auf und<br />
passt sich ihnen an. Palmbach ist einer der<br />
„Höhenstadtteile“ von Karlsruhe. Hier<br />
leben rund 1.800 Menschen. Eine typische<br />
kleine Gemeinde also, in der Lebensmittelläden<br />
längst eine Seltenheit geworden<br />
sind. Die Frage ist also, warum die <strong>Nahversorgung</strong><br />
in Palmbach funktioniert und<br />
anderswo nicht? <strong>Der</strong> Markt öffnet wochentags<br />
ganz traditionell seine Türen und<br />
verkauft zu normalen Öffnungszeiten. Darüber<br />
hinaus jedoch, gibt es für jeden Kunden<br />
die Möglichkeit, die gewünschten<br />
Waren auszusuchen und dann nach Hause<br />
geliefert zu bekommen. Dieses Geschäftsmodell<br />
funktioniert äußerst erfolgreich.<br />
Insbesondere die ältere Bevölkerung nutzt<br />
diesen Service gerne. Die <strong>Nahversorgung</strong><br />
in Palmbach ist somit – zumindest aktuell<br />
– gesichert.<br />
Dieses Modell zeigt jedoch nur einen<br />
Lösungsweg von vielen. Auch für andere<br />
Warengruppen sind in Zukunft verstärkt<br />
neue Verkaufsstrategien gefragt. Insbesondere<br />
im Hinblick auf die Konkurrenz<br />
aus dem Internet. Wenn man an Online-<br />
Shops denkt, dann fallen einem als Erstes<br />
insbesondere Bücher, CD’s, DVD’s und<br />
vielleicht auch noch Urlaubsreisen ein. In<br />
der Gemeinde Weingarten – im nördlichen<br />
Landkreis Karlsruhe – gibt es einen Buchladen,<br />
den es laut aller Prophezeiungen eigentlich<br />
nicht geben dürfte. Alle Prognosen<br />
sagen: Ein Buchladen in einer 10.000-<br />
Einwohnergemeinde kann nicht überleben.<br />
Das Sortiment ist vergleichsweise zu
klein und damit hat ein solcher Laden in<br />
der Regel keine Chance gegenüber den<br />
großen Buchketten in den großen Städten<br />
und dem Internetkauf. Aber dieser kleine<br />
Buchladen besteht. Was also macht der<br />
anders? <strong>Der</strong> Laden hat sich einem Online-<br />
Handel angeschlossen. Dort kann man alle<br />
Bücher bestellen, sie dann in besagtem<br />
Buchladen abholen oder sich von diesem<br />
nach Hause bringen lassen. Auch das<br />
funktioniert.<br />
Aber nicht Bücher werden am häufigsten<br />
online gekauft, sondern Kleidung und<br />
Sportartikel. Dies mag für den einen oder<br />
anderen überraschend sein. Noch überraschender<br />
ist jedoch die Bedeutung des Internets<br />
beim Kauf von Arznei mitteln.<br />
Jeder vierte Deutsche nutzt das Internet,<br />
um sich Arzneimittel zu beschaffen. Also<br />
wächst auch hier die virtuelle Konkurrenz<br />
deutlich an. Aber das Bekleidungsgeschäft<br />
und die Apotheke sind ganz klassische Bestandteile<br />
einer intakten und attraktiven<br />
Innenstadt. Mit anderen Worten: Diese<br />
Branchen stehen vor gewaltigen Herausforderungen,<br />
die sie aber durchaus meistern<br />
können, was die beiden genannten<br />
Beispiele deutlich gezeigt haben. Es<br />
kommt auf das Konzept an und dabei dürfen<br />
ruhig auch einmal unkonventionell erscheinende<br />
<strong>Weg</strong>e eingeschlagen werden.<br />
Denn was vor 20 Jahren erfolgreich war,<br />
ist es heute nicht unbedingt. Die Bedürfnisse<br />
und Anforderungen der Kunden<br />
haben sich selbstverständlich gewandelt<br />
und sind moderner geworden. Handel und<br />
Kommunen müssen sich darauf einstellen<br />
<strong>Nahversorgung</strong> aus Sicht der regionalen Wirtschaft<br />
und sind gefordert. So muss die gesamte<br />
Infrastruktur einer Gemeinde stimmen,<br />
damit der Einzelhandel funktionieren<br />
kann. Nur dann sind die Grundlagen für<br />
einen erfolgreichen Handel gegeben. Dazu<br />
gehören ausreichend Parkplätze, eine leistungsfähige<br />
Verkehrsinfrastruktur, sowie<br />
ein funktionierendes Kommunikationsnetz<br />
(Internet, Telefon). Wie eine Umfrage der<br />
IHK Karlsruhe ergab, liegt insbesondere<br />
im Bereich der Kommunikationsnetze in<br />
der Region noch einiges im Argen. Und<br />
ein leistungsfähiges Internet braucht der<br />
Handel, um in der modernen (Wirtschafts-)<br />
Welt von heute konkurrenz- und über -<br />
lebensfähig zu sein. Hier ist die Wirtschaftsförderung<br />
jeder Kommune gefragt,<br />
gemeinsam mit dem Handel intelligente<br />
Konzepte zu erarbeiten, um für die Zukunft<br />
gerüstet zu sein. Denn dann braucht<br />
man sich auch in der Region Mittlerer<br />
Oberrhein keine Sorgen mehr um die<br />
<strong>Nahversorgung</strong> machen.<br />
5
6 Dr. Gerd Hager / Christine Strauß<br />
Sicherung der <strong>Nahversorgung</strong><br />
als regionale Aufgabe<br />
Die Region im Überblick<br />
Die Region Mittlerer Oberrhein liegt zentral im Oberrheingebiet zwischen den Ballungsräumen<br />
Frankfurt a. M. und Basel. Zur Region gehören die Stadtkreise Karlsruhe und<br />
Baden-Baden sowie die beiden Landkreise Karlsruhe und Rastatt. Auf einer Fläche von<br />
2.137 km² wohnen über eine Million Menschen. Obwohl die Region bezogen auf ihre<br />
Fläche die kleinste unter den zwölf Planungsregionen des Landes ist, weist der Mittlere<br />
Oberrhein nach der Region Stuttgart die höchste Bevölkerungsdichte auf. Auf einem Quadratkilometer<br />
leben hier 470 Einwohner. Beachtlich ist auch, dass die Region knapp 10<br />
Prozent (rund 37 Milliarden) des BIP von Baden-Württemberg erwirtschaftet. Ende 2008<br />
waren rund ein halbe Million Erwerbstätige gemeldet, von denen der Großteil im Dienst-<br />
Entwicklungsachse<br />
des Landesentwicklungsplans<br />
(N)<br />
Regionale Entwicklungsachse<br />
(Z)<br />
Oberzentrum (N)<br />
Mittelzentrum (N)<br />
Unterzentrum (Z)<br />
Kleinzentrum (Z)<br />
Doppelzentrum (N)<br />
Doppelzentrum (Z)<br />
Verdichtungsraum<br />
(N)<br />
Randzone um den<br />
Verdichtungsraum<br />
Ländlicher Raum<br />
Mittelbereichsgrenze<br />
(N)<br />
Regionsgrenze<br />
leistungssektor arbeitet. Im produzierenden<br />
Gewerbe sind die Hersteller von<br />
Kraftfahrzeugen, Kraftfahrzeugteilen,<br />
elektrischen Ausrüstungen und der Maschinenbau<br />
die beschäftigungsstärksten<br />
Sektoren. Forschung und Wissenschaft<br />
spielen als Arbeitgeber ebenfalls eine bedeutende<br />
Rolle. Allein das neu gegründete<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />
zählt 8.000 Mitarbeiter. In Karlsruhe finden<br />
sich daneben sieben weitere Hochschulen.<br />
<strong>Der</strong> Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden<br />
ist der zweitgrößte des Landes (1,2 Mio.<br />
Passagiere im Jahr 2010). Über die A5, A8<br />
und B10/A65 ist die Region an das europäische<br />
Verkehrsnetz gut angebunden. In<br />
Karlsruhe kreuzen sich zwei europäische<br />
Schienenstrecken: Die „Magistrale für<br />
Europa“ zwischen Paris und Budapest und<br />
die Nord-Süd-Transversale zwischen Rotterdam<br />
und Genua. Beide Verbindungen<br />
bilden einen Teil des transeuropäischen<br />
Schienennetzes (TEN Nr. 17 und 24). Die<br />
gute Verkehrsanbindung setzt sich im<br />
Karlsruher Nahverkehrssystem fort, das die<br />
gesamte Region umsteigefrei mit dem<br />
Oberzentrum Karlsruhe verbindet und<br />
mittlerweile weltweit als Vorbild dient.<br />
Neben der verkehrsgünstigen Lage<br />
und der starken Forschungs- und Industrielandschaft<br />
kennzeichnet eine ausgewogene<br />
Siedlungsstruktur unseren Raum.<br />
Zum Oberzentrum Karlsruhe gesellen sich<br />
Abb. 1: Strukturkarte der<br />
Region Mittlerer Oberrhein<br />
REGIONALPLAN vom 13. März 2002<br />
Quelle: RVMO, 2002
Bank<br />
Sozial -<br />
einrichtung<br />
Kinder -<br />
garten<br />
Reinigung<br />
Elektro<br />
Tischler<br />
Schule<br />
sieben aktive Mittelzentren mit dem Weltkurort<br />
Baden-Baden an der Spitze. Zusammen<br />
mit einem dicht verflochtenen Netz<br />
von Unter- und Kleinzentren sichern sie<br />
eine ausgewogene und bürgernahe Versorgung<br />
der Bevölkerung mit Waren und<br />
Dienstleistungen. Aufgrund der demographischen<br />
Entwicklung (alternde Gesellschaft,<br />
dramatische Zunahme Hochbetagter)<br />
und dem Trend zu immer größeren Angebotsformen<br />
im Handel bildet die Sicherung<br />
der <strong>Nahversorgung</strong> in der Fläche eine wichtige<br />
und anspruchsvolle Aufgabe für die<br />
Regionalplanung. Eine bunte und vielfältige<br />
Einzelhandelszone sichert die Lebens -<br />
qualität der Menschen; stärkt ihr Gemeinschaftsgefühl<br />
und ist ein Standortfaktor im<br />
Wettbewerb um künftige Einwohner.<br />
Was bedeutet<br />
<strong>Nahversorgung</strong>?<br />
Installateur<br />
Pfarrer<br />
Laut dem Regionalplan Mittlerer Oberrhein<br />
(Teilfortschreibung regionalbedeutsamer<br />
Einzelhandel, 2006) zählen zu den nahversorgungsrelevanten<br />
Sortimenten vor allem<br />
die Waren des täglichen Bedarfs, insbesondere<br />
für die Grundversorgung mit Lebensmitteln<br />
und Getränken. Andere Sortimentsgruppen<br />
wie Drogerie-, Kosmetik- und<br />
Haushaltswaren gelten im Einzelfall als nahversorgungsrelevant,<br />
wenn sie in der Innenstadt<br />
nicht von besonderem Gewicht sind.<br />
Die <strong>Nahversorgung</strong> muss auch außerhalb<br />
der zentralen Orte sichergestellt werden.<br />
Gastwirt<br />
Metzgerei<br />
Post<br />
Bäcker<br />
Bauer<br />
Vereine<br />
Arzt<br />
Lebens -<br />
mittel<br />
Die Ausweisung, Errichtung und Erweiterung<br />
von großflächigen <strong>Nahversorgung</strong>smärkten<br />
sollte in den abgegrenzten<br />
„Integrierten Lagen“ und in den Ortskernen<br />
erfolgen. Wenn und soweit dort keine<br />
Standorte verfügbar sind, ist die Ausweisung,<br />
Errichtung und Erweiterung von <strong>Nahversorgung</strong>smärkten<br />
auch außerhalb der<br />
ausgewiesenen Standortlagen möglich.<br />
Somit sind neben den Innenstädten, Ortszentren<br />
und Stadtteilzentren in Bezug auf<br />
die <strong>Nahversorgung</strong> auch Standorte möglich,<br />
die innerhalb oder in räumlicher Zuordnung<br />
zu Wohngebieten liegen. <strong>Der</strong> kommunalen<br />
Bauleitplanung kommt bei der<br />
Sicherung einer angemessenen <strong>Nahversorgung</strong><br />
eine besondere Verantwortung zu.<br />
Für großflächige <strong>Nahversorgung</strong>smärkte<br />
gelten die Regelungen des Einzelhandelserlasses<br />
Baden-Württemberg mit<br />
dem Konzentrationsgebot, dem Kongruenz-<br />
und Integrationsgebot sowie dem Beeinträchtigungsverbot.<br />
Die Beurteilung<br />
der regionalplanerischen Verträglichkeit<br />
groß flächiger, nahversorgungsrelevanter<br />
Ansiedlungsvorhaben erfolgt in einem<br />
eingespielten Verfahren auf der Grundlage<br />
einer engen Abstimmung u.a. mit dem<br />
Regierungspräsidium, der Einzelhandelsverbände,<br />
der Industrie- und Handelskammer,<br />
dem Vorhabensträger und der<br />
Standortkommune. Die Verträglichkeit<br />
eines konkreten Vorhabens ist über ein<br />
Gutachten und ggf. ein Raumordnungsverfahren<br />
nachzuweisen. Auf Grundlage<br />
Sicherung der <strong>Nahversorgung</strong> als regionale Aufgabe<br />
Was gehört alles<br />
<strong>zur</strong> <strong>Nahversorgung</strong>?<br />
dieser Einteilung findet die regionalplanerische<br />
Beurteilung der Zentrenrelevanz<br />
von Einzelhandelsvorhaben statt.<br />
Steuerung der<br />
<strong>Nahversorgung</strong> durch die<br />
Raumordnung<br />
Ansiedlungswünsche von Einzelhandelsunternehmen<br />
werden planerisch durch das<br />
Zusammenspiel von Raumordnung und<br />
kommunaler Bauleitplanung gesteuert. <strong>Der</strong><br />
Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg<br />
2002 enthält einige grundsätzliche<br />
Aussagen zu diesem Thema:<br />
2.4.3.4 G<br />
Auf eine wohnortnahe Grundversorgung<br />
mit Waren und Dienstleistungen des täglichen<br />
und häufig wiederkehrenden<br />
Bedarfs ist hinzuwirken. (LEP 2002: 20)<br />
2.5.5 G<br />
Im Ländlichen Raum ist darauf hinzuwirken,<br />
dass die Zentralen Orte durch<br />
Stabilisierung ihrer Versorgungsfunktion<br />
gestärkt werden. Im Ländlichen Raum<br />
im engeren Sinne soll im Interesse der<br />
Daseinsvorsorge der Sicherstellung einer<br />
wohnortnahen zentral örtlichen Versorgung<br />
ein Vorrang vor den Erfordernissen<br />
der Tragfähigkeit und der Auslastung der<br />
Infrastruktur eingeräumt werden. (LEP<br />
2002: 21)<br />
7
8 Sicherung der <strong>Nahversorgung</strong> als regionale Aufgabe<br />
Ergänzend enthält der Regionalplan Mittlerer<br />
Oberrhein 2003 (Teilfortschreibung<br />
Regionalbedeutsamer Einzelhandel, 2006)<br />
eine Vorgabe <strong>zur</strong> <strong>Nahversorgung</strong>:<br />
2.5.3. Z (6) <strong>Nahversorgung</strong><br />
Für Einzelhandelsgroßprojekte mit nahversorgungsrelevanten<br />
Hauptsortimenten<br />
gelten das Konzentrationsgebot, das<br />
Integrationsgebot, das Beeinträchtigungsverbot<br />
und das Kongruenzgebot.<br />
Die Verträglichkeit der Einzelhandelsgroßprojekte<br />
ist nachzuweisen. (Regionalplan<br />
Mittlerer Oberrhein 2003 –<br />
Anhangband).<br />
Die regionale Steuerung greift nur für<br />
den regionalbedeutsamen großflächigen<br />
Einzelhandel. Regionalbedeutsam meint,<br />
dass ein Vorhaben überörtliche Auswirkungen<br />
auf die Einzelhandelsstruktur hat.<br />
Die Schwelle der Großflächigkeit ist nach<br />
einer wegweisenden Entscheidung des<br />
Bundesverwaltungsgerichts vom 24.11.2005<br />
(BVerwG 4 C 10.04) ab 800 m² Verkaufsfläche<br />
erreicht. Wenn zudem noch die<br />
Schwelle von 1.200 m² Geschossfläche<br />
überschritten wird, dürfen Einzelhandelsbetriebe<br />
nur in Sondergebieten (SO) oder<br />
Kerngebieten (MK) genehmigt werden.<br />
Da neue Ansiedlungsmöglichkeiten in diesen<br />
Gebieten regelmäßig nicht vorhanden<br />
sind, muss ein Baurecht erst geschaffen<br />
werden. In dieser Situation beginnt die<br />
regionale und die kommunale Steuerung.<br />
Regionale Steuerung<br />
Großflächige Nahversorger sollen sich –<br />
wenn möglich – in den integrierten Lagen,<br />
in den Ortskernen niederlassen. Wenn und<br />
soweit dort keine geeigneten Flächen bereitstehen,<br />
kommen auch andere Standorte in<br />
Frage. Außerhalb der Innenstädte, Ortszentren<br />
und Stadtteilzentren gelten für großflächige<br />
Nahversorger aber 4 Spielregeln:<br />
Konzentrationsgebot<br />
Großflächige Handelsformen gehören<br />
in Ober-, Mittel- oder Unterzentren.<br />
Andere Gemeinden – ohne zentral -<br />
örtliche Funktionen kommen als Standorte<br />
in Betracht, wenn dies <strong>zur</strong> Sicherung<br />
der Grundversorgung geboten ist.<br />
Eine gute <strong>Nahversorgung</strong> im Ort gehört<br />
heute <strong>zur</strong> Grundversorgung der Gemeinden.<br />
Integrationsgebot<br />
Zentren- und nahversorgungsrelevante<br />
Sortimente als Hauptangebot eines<br />
Marktes gehören in die Ortskerne.<br />
Wenn dort keine Flächen bereitstehen,<br />
darf auf Standorte innerhalb oder im<br />
räumlichen Zusammenhang mit Wohngebieten<br />
ausgewichen werden.<br />
Beeinträchtigungsverbot<br />
Einzelhandelsgroßprojekte dürfen die<br />
Funktionsfähigkeit der Stadt- und Ortskerne<br />
nicht wesentlich beeinträchtigen.<br />
Geschützt sind lebendige Innenstädte<br />
und eine gute <strong>Nahversorgung</strong> im eigenen<br />
Ort, aber auch im Nachbarort. Die<br />
eigene <strong>Nahversorgung</strong> darf nicht auf<br />
Kosten der Nachbargemeinde sichergestellt<br />
werden. Die magische Schwelle<br />
ist dann überschritten, wenn Geschäftsaufgaben<br />
in erheblichem Umfang oder<br />
der Verlust eines Magnetbetriebes<br />
drohen.<br />
Kongruenzgebot<br />
Die Verkaufsfläche des Nahversorgers<br />
muss der Größe der Standortgemeinde<br />
entsprechen. Damit soll unter anderem<br />
unnötiger Fahrzeugverkehr vermieden<br />
werden.<br />
Zur Beurteilung der raumordnerischen<br />
Spielregel wird in vielen Fällen ein Einzelhandelsgutachten<br />
notwendig sein. Die<br />
Aussagen des Gutachters bilden die Grundlage<br />
für Gespräche zwischen Gemeinde,<br />
Industrie- und Handelskammer, Investoren<br />
und dem Regionalverband. Auf der Grundlage<br />
konkreter Zahlen lassen sich häufig<br />
sehr schnell genaue Aussagen zu einem<br />
Ansiedlungswunsch ableiten.<br />
Kommunale Steuerung<br />
Als Träger der Bauleitplanung besitzen<br />
die Kommunen eine Schlüsselrolle bei der<br />
Sicherung der <strong>Nahversorgung</strong>. Bei großflächigen<br />
Angeboten stellen sie – wenn sie<br />
es für richtig halten – ein SO-Gebiet bereit.<br />
Liegt die Verkaufsfläche unterhalb der<br />
Großflächigkeit, steht ein großer Teil des<br />
Gemeindegebietes für die Investoren <strong>zur</strong><br />
Verfügung. Allerdings können die Gemeinden<br />
eine eigene Ansiedlungs politik<br />
betreiben. Ausgangspunkt eines bewussten<br />
und offensiven Umgangs mit dem<br />
Thema <strong>Nahversorgung</strong> bildet häufig ein<br />
Einzelhandelskonzept. Es erhebt die vorhandene<br />
Situation und unterbreitet Vorschläge<br />
für die Zukunft. Dazu gehören<br />
Maßnahmen <strong>zur</strong> Steigerung der Qualität<br />
des Ortszentrums, <strong>zur</strong> Koordination des<br />
vorhandenen Angebots oder <strong>zur</strong> Entwicklung<br />
attraktiver Flächen für Investoren,<br />
<strong>zur</strong> Verkehrslenkung oder zum Schutz der<br />
Anwohner. Für kleinflächige Handels -<br />
formen findet sich häufig Platz im Ortszentrum,<br />
nahe bei den Kunden.<br />
Kleinflächige Angebote suchen häufig<br />
die Nähe zu anderen Einzelhändlern. Im
Ortskern ist dies gewünscht, ja Voraussetzung<br />
für eine lebendige Mitte. In Rand -<br />
lagen besteht die Gefahr, dass die integrierten<br />
Lagen geschwächt werden. Denn<br />
viele kleine haben dieselbe Auswirkung<br />
wie ein großer Anbieter. Deshalb finden wir<br />
im Regionalplan eine sogenannte Agglomerationsregelung.<br />
Wenn Betriebe sich in<br />
einem „räumlichen und funktionalen“ Zusammenhang<br />
befinden, wird ihre Verkaufsfläche<br />
zusammengerechnet und ihre Auswirkungen<br />
gemeinsam betrachtet. Dann<br />
gelten wieder die vier raumordnerischen<br />
Gebote (siehe Kapitel 4.).<br />
Groß- und kleinflächige<br />
<strong>Nahversorgung</strong><br />
Großflächiger Einzelhandel<br />
Für die Regionalplanung sind insbesondere<br />
regionalbedeutsame Einzelhandelsprojekte<br />
von Interesse.<br />
Laut den Urteilen des Bundesverwaltungsgerichts<br />
vom 24.11.2005 (4 C 14.04,<br />
4 C 3.05, 4 C 8.05) liegt die Schwelle<br />
der Großflächigkeit eines Einzelhandels -<br />
großprojekts bei 800 m² Verkaufsfläche.<br />
Ab Erreichen der Großflächigkeit greift<br />
die Regelvermutungsgrenze nach § 11<br />
Abs. 3 der Verordnung über die bauliche<br />
Nutzung der Grundstücke (Baunutzungsverordnung<br />
– BauNVO), nach der ab einem<br />
Geschossflächenumfang von 1.200 m²<br />
Auswirkungen auf die Verwirklichung der<br />
Ziele der Raumordnung und Landespla-<br />
nung oder auf die städtebauliche Entwicklung<br />
anzunehmen sind. Die Regelvermutungsgrenze<br />
ist nach dem Wortlaut<br />
der Vorschrift indes nicht als absoluter<br />
Grenzwert anzusehen, sondern kann im<br />
konkreten Einzelfall nach oben und nach<br />
unten ausgelegt werden. Wesentliche Entscheidungskriterien<br />
sind hierbei:<br />
Sortimentsstruktur, Größe und daraus<br />
resultierendes Einzugsgebiet des<br />
Projektes,<br />
die Zentralität und der Verflechtungsbereich<br />
der Standortkommune,<br />
die Lage des Standortes innerhalb der<br />
Standortkommune,<br />
Kaufkraft und Wettbewerbsstruktur<br />
im Einzugsgebiet.<br />
(Regionalplan Mittlerer Oberrhein 2003 – Teilfortschreibung<br />
Großflächiger Einzelhandel, 2006).<br />
Für die Bewertung der möglichen Auswirkungen<br />
muss – in der Regel – ein Gutachten<br />
erstellt werden. Dieses untersucht<br />
unter anderem, inwieweit raumbedeutsame<br />
Belange berührt werden, d.h. Ziele und<br />
Grundsätze des Regionalplans. Besonders<br />
das Kongruenzgebot und Beeinträchtigungsverbot<br />
spielen hierbei eine wesent -<br />
liche Rolle. Zu beachten sind außer dem<br />
das Konzentrationsgebot (Z 2), sowie das<br />
Integrationsgebot (Z 4). Durch eine Neuansiedlung<br />
darf die verbrauchernahe Versorgung<br />
der Bevölkerung nicht gefährdet<br />
werden.<br />
Sicherung der <strong>Nahversorgung</strong> als regionale Aufgabe<br />
Abb. 3: Schema für<br />
eine Agglomeration<br />
Quelle: RVMO<br />
Kleinflächige <strong>Nahversorgung</strong><br />
Liegt die Verkaufsfläche eines Einzelhandelsvorhabens<br />
unterhalb von 800 m², so<br />
spricht man von Kleinflächigkeit. In den<br />
meisten Fällen ist diese Größenordnung<br />
noch in Ortszentren und somit in integrierter<br />
Lage angesiedelt. Es gibt jedoch<br />
durchaus Fälle, in denen kleinflächige<br />
Vorhaben außerhalb der integrierten Lage<br />
angesiedelt sind oder werden. Meist geschieht<br />
dies in Kombination mit anderen<br />
groß- oder kleinflächigen Einzelhandelsgeschäften,<br />
so dass dann laut Regionalplan<br />
Mittlerer Oberrhein 2003 von einer Einzelhandelsagglomeration<br />
gesprochen wird.<br />
Diese Form der Ansiedlung findet insbesondere<br />
bei den Händlern großen Zuspruch,<br />
da bei Agglomerationen starke Synergieeffekte<br />
und Magnetwirkungen zu erwarten<br />
sind. Aus diesem Grund können Agglomerationen<br />
regional bedeutsam sein. Die<br />
verschiedenen einzelnen Projekte werden<br />
in der (gutachterlichen) Betrachtung daher<br />
als einheitliches Vorhaben gesehen und<br />
die gleichen Bewertungskriterien wie bei<br />
einem einzigen großflächigen Einzelhandelsprojekt<br />
angesetzt.<br />
Zwei Beispiele aus der Region Mittlerer<br />
Oberrhein:<br />
Bad Schönborn (realisiert)<br />
ein Discounter<br />
(großflächig; ca. 835 m² VK inkl.<br />
Backshop)<br />
ein Drogeriemarkt<br />
(kleinflächig; ca. 460 m² VK)<br />
ein Bekleidungsmarkt<br />
(kleinflächig; ca. 560 m² VK)<br />
Hügelsheim (in Planung)<br />
ein Discounter<br />
(großflächig; ca. 1.100 m² VK)<br />
ein Drogeriemarkt<br />
(kleinflächig; ca. 600 m² VK)<br />
9
10 Sicherung der <strong>Nahversorgung</strong> als regionale Aufgabe<br />
Die Steuerung der kleinflächigen Ansiedlungen<br />
steht vor allem in der Verantwortung<br />
der Kommunen. Ausgangspunkt eines<br />
bewussten und offensiven Umgangs mit<br />
dem Thema „<strong>Nahversorgung</strong>“ bildet dabei<br />
häufig ein Einzelhandelskonzept.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> hat<br />
viele Formen<br />
Viele verschiedene Marktformen lassen<br />
die Einzelhandelslandschaft in Deutschland<br />
und somit auch in der Region Mittlerer<br />
Oberrhein heute sehr vielfältig und<br />
durchaus bunt erscheinen. Vom Dorfladen<br />
über den kleinen Supermarkt und Discounter<br />
bis hin zum Vollsortimenter gibt<br />
es viele verschiedene Angebote. Die Art<br />
und Größe des Marktes richtet sich dabei<br />
aus Betreibersicht vor allem nach Einzugsgebiet,<br />
verkehrliche Anbindung und<br />
Einbindung in die vorhandene Einzelhandelsstruktur<br />
(oft sind Agglomerationen gewünscht).<br />
Zudem ist meist eine Mindestgröße<br />
für das Baugrundstück erforderlich,<br />
um den Markt inkl. einer ausreichenden<br />
Anzahl von Stellplätzen realisieren zu<br />
können.<br />
Vollsortimenter<br />
Vollsortimenter sind Supermärkte, die<br />
neben einem umfangreichen Lebensmittel-Sortiment<br />
auch andere Randsortimente<br />
anbieten. Das Angebot umfasst viele verschiedene<br />
Marken – auch Eigenmarken.<br />
<strong>Der</strong> Anteil an Herstellermarken ist jedoch<br />
deutlich höher als der Anteil der Eigenmarken.<br />
Insgesamt werden in einem Vollsortimenter<br />
– je nach Größe – bis zu<br />
25.000 Artikel angeboten.<br />
Kleine <strong>Nahversorgung</strong>smärkte.<br />
Die Verkaufsfläche beginnt heute bei<br />
etwa 1.000 m² und kann bis zu 5.000 m²<br />
und mehr betragen (bspw. bei sogenannten<br />
Hypermärkten). Somit ist in der Regel ein<br />
Baugrundstück von mindestens rd. 5.000 m²<br />
notwendig, um einen Vollsortimenter<br />
inklusive Stellplätzen und den üblichen<br />
Einrichtungen wie Lager- und Sozial -<br />
räume verwirklichen zu können.<br />
Das Einzugsgebiet der Vollsortimenter<br />
umfasst in der Regel mindestens 8.000<br />
Einwohner bei einer Verkaufsfläche von<br />
etwa 1.000 m². Je größer der Markt, desto<br />
größer muss dann auch das entsprechende<br />
Einzugsgebiet sein.<br />
Discounter<br />
Eine sehr verbreitete und beliebte Form<br />
im Bereich der <strong>Nahversorgung</strong> sind die<br />
Discount-Märkte. Typisches Merkmal ist<br />
das vergleichsweise schmale und flache<br />
Warenangebot. Insgesamt umfasst das<br />
Sortiment in der Regel weniger als 1.500<br />
Artikel.<br />
Die Verkaufsfläche der Discounter bewegt<br />
sich heute etwa zwischen 800 und<br />
1.200 m². Für diese Größenordnung sind<br />
Grundstücke ab 3.000 m² erforderlich.<br />
Zudem wird für die Realisierung eines<br />
Discounters ein Einzugsgebiet von mindestens<br />
10.000 Einwohnern vorausgesetzt.<br />
Kleine <strong>Nahversorgung</strong>smärkte<br />
Eine mittlerweile immer seltener gewordene<br />
Form des Angebots sind kleine <strong>Nahversorgung</strong>smärkte.<br />
Kleinflächige Konzepte<br />
wurden lange Zeit nur noch in Ausnahmefällen<br />
realisiert. <strong>Der</strong> Trend ging eindeutig<br />
hin zu Märkten im Bereich der<br />
Großflächigkeit. Dank engagierter Einzelhändler<br />
sind jedoch auch wieder immer<br />
mehr kleine Märkte zu finden, die sich im<br />
Konkurrenzkampf mit den „großen Brüdern“<br />
behaupten. Auch Unternehmen, die<br />
eigentlich die typischen Vertreter großer<br />
Vollsortimentsmärkte sind, haben das<br />
Kleinflächenkonzept wieder für sich entdeckt<br />
und sind immer häufiger mit entsprechenden<br />
Formaten auf dem Markt<br />
vertreten (z.B. REWE City, Netto City,<br />
Nahkauf, nah & gut). Hinzu kommen<br />
Märkte von Handelsunternehmen, die auf<br />
kleinflächige Konzepte spezialisiert sind<br />
(z.B. Okle, CAP), aber auch viele eigenständige<br />
Händler.<br />
Das Sortiment der kleinflächigen<br />
Märkte kann bis zu 10.000 Artikel umfassen.<br />
Die Verkaufsfläche liegt unter 800 m².<br />
Das Einzugsgebiet ist in der Regel<br />
deckungsgleich mit der Gemeinde oder<br />
dem Ortsteil, in dem das Geschäft angesiedelt<br />
ist.
Die <strong>Nahversorgung</strong> in der<br />
Region Mittlerer Oberrhein<br />
– zwei Beispiele<br />
Zwar ist die Region Mittlerer Oberrhein<br />
im Vergleich zu den übrigen elf Planungsregionen<br />
in Baden-Württemberg dicht besiedelt<br />
und weist wenige Bereiche auf, die<br />
als wirklich ländlicher Raum bezeichnet<br />
werden können. Aber auch hier gibt es<br />
Gemeinden, bei denen die <strong>Nahversorgung</strong><br />
hauptsächlich über alt eingesessene Händler<br />
oder kleinflächige Marktkonzepte<br />
erfolgt.<br />
Als Beispiele sollen im Folgenden Au<br />
am Rhein und Bühlertal kurz vorgestellt<br />
werden.<br />
Au am Rhein<br />
Die Gemeinde liegt am nordwestlichen<br />
Ende des Landkreises Rastatt und hat rund<br />
3.400 Einwohner (Statistisches Landesamt<br />
Baden-Württemberg 2009). Eine zentralörtliche<br />
Funktion ist dem Ort nicht zugeteilt.<br />
Die örtliche Versorgung der Bevölkerung<br />
mit nahversorgungsrelevanten Sortimenten<br />
stellen eine Apotheke, ein Tankstellenshop,<br />
drei Getränkemärkte, zwei<br />
Bäcker, ein Metzger und ein kleiner Supermarkt<br />
(ca. 145 m² VK) sicher.<br />
Bühlertal<br />
Auch die Gemeinde Bühlertal liegt im südöstlichen<br />
Teil des Landkreises Rastatt. Die<br />
Einwohnerzahl bewegt sich bei etwa 8.000<br />
Einwohnern (Statistisches Landesamt<br />
Baden-Württemberg 2009). In der Struktur<br />
der zentralen Orte kommt Bühlertal die<br />
Funktion eines Kleinzentrums zu. Als<br />
solches ist Bühlertal dafür zuständig, die<br />
Deckung des Grundbedarfs seines Nah -<br />
bereichs zu sichern und weiter auszubauen.<br />
Die Siedlungsstruktur ist aufgrund der<br />
Tallage sehr langgestreckt und topografisch<br />
nicht einfach für die Ansiedlung von<br />
großflächigem Einzelhandel.<br />
Von der Rheinebene ins Tal hinab nimmt<br />
der Besatz mit Einzelhandelsgeschäften<br />
daher deutlich ab. Schwierig gestaltet sich<br />
Sicherung der <strong>Nahversorgung</strong> als regionale Aufgabe<br />
Abb. 4: „<strong>Nahversorgung</strong> in Au am Rhein“ Abb. 5: „<strong>Nahversorgung</strong> in Bühlertal“ Quelle: RVMO, 2011<br />
Grundlage: Topographische Karte TK25<br />
© Landesvermessungsamt Baden-Württemberg<br />
(www.lv-bw.de) Az.: 2851.9-1/19<br />
insbesondere die Versorgung der Bevölkerung<br />
in den kleinen Gemeindeteilen in<br />
den Seitentälern. Hier ist keinerlei nahversorgungsrelevanter<br />
Einzelhandel angesiedelt<br />
(vgl. Abb. 5), auch keine Bäckereien<br />
oder Metzgereien. Für den Einkauf<br />
alltäglicher Dinge müssen die Bewohner<br />
somit in andere Ortsteile fahren, bspw.<br />
Untertal, Obertal oder Hof, wobei der<br />
Ortsteil Hof selbst nur einen Lebens -<br />
mittelmarkt mit ca. 500 m² Verkaufsfläche<br />
hat.<br />
Insgesamt ist jedoch die Nahver -<br />
sorgung mit drei Supermärkten, einem<br />
Vollsortimenter, einem Discounter, sieben<br />
Bäckereien und drei Metzgern als durchaus<br />
gut zu bezeichnen.<br />
11
12 Sicherung der <strong>Nahversorgung</strong> als regionale Aufgabe<br />
Leerstand?<br />
Eine Chance für neue<br />
Konzepte!<br />
Viele Städte und Gemeinden kennen das<br />
Problem: Ein Einzelhändler gibt seinen<br />
Laden auf – bspw. aufgrund seines Alters<br />
oder weil er an anderer Stelle ein größeres<br />
Geschäft eröffnet. Zurück bleibt der viel<br />
gefürchtete Leerstand. Und schon stellt<br />
sich die Frage: Wie kann hier eine neue,<br />
sinnvolle Nutzung generiert werden?<br />
Leerstehende Ladenlokale müssen<br />
nicht zwangsläufig als unlösbares Problem<br />
gesehen werden. Hier ergeben sich<br />
durchaus interessante Chancen für neue<br />
Konzepte und spannende Handlungsspielräume.<br />
Zugleich besteht jedoch auch die<br />
Gefahr, dass die freien Geschäftsräume in<br />
ungewünschter Art genutzt werden – Spielcasino,<br />
„Ein-Euro-Shops“ o.ä. Dem können<br />
die Kommunen entgegenwirken,<br />
indem sie frühzeitig entsprechende Entwicklungskonzepte<br />
und Festsetzungen in<br />
ihren Bebauungsplänen beschließen.<br />
Leerstand als Chance?<br />
Aktionen, bei denen Künstler oder Gewerbetreibende<br />
die leerstehenden Räumlichkeiten<br />
vorübergehend als Ausstellungs-<br />
oder Werbefläche nutzen, verhindern,<br />
dass der Leerstand als störend wahrgenommen<br />
wird.<br />
Grundsätzlich sollte jedoch versucht<br />
werden, möglichst schnell eine geeignete<br />
Nachnutzung zu finden. Hierbei kann gerade<br />
im nahversorgungsrele vanten Einzelhandel<br />
auf zweckmäßige Konzepte <strong>zur</strong>ückgegriffen<br />
werden. Unternehmen der<br />
großen Ketten bieten neben ihren großflächigen<br />
auch kleinflächige Lösungen an,<br />
die gerade für Gemeinden mit wenigen<br />
Einwohnern und geringer Zentralität, aber<br />
auch für Stadtteilzentren geeignet sind.<br />
Zudem gibt es Anbieter, die sich auf eine<br />
alternative – meist kleinflächige – Form<br />
der <strong>Nahversorgung</strong> spezialisiert haben und<br />
unter anderem gerne leerstehende Einzelhandelsimmobilien<br />
weiternutzen. Hier sei<br />
beispielhaft auf die Firmen Okle und CAP<br />
sowie auf die Portraits der beiden Unternehmen<br />
(ab S. 23 und ab S. 26) in dieser<br />
Broschüre hingewiesen. Eine andere Möglichkeit,<br />
die ebenfalls in der vorliegenden<br />
Publikation vorgestellt wird, ist die Sicherung<br />
der <strong>Nahversorgung</strong> über einen Genossenschaftsladen.<br />
Auch ein solcher benötigt<br />
eine vorhandene Immobilie, damit er kostengünstig<br />
realisiert werden kann. Warum<br />
also nicht Leerstand sinnvoll nutzen und<br />
die Versorgung gleichzeitig sichern.<br />
Alle Lösungen leben vom Engagement<br />
der Gemeinde und ihrer Bürger (innen).<br />
Wichtig ist darüber hinaus das Bewusstsein<br />
der Bevölkerung vom Wert des Einzelhandels<br />
im Ort. Sie entscheidet mittels<br />
ihres Geldbeutels über die Zukunft der<br />
<strong>Nahversorgung</strong> selbst. Die Gemeinde kann<br />
über Bewusstseinsbildung, aktivierende<br />
Konzepte und bauleitplanerische Vorgaben<br />
zum dauerhaften Gelingen der Projekte<br />
beitragen. Mit seinem Einzelhandelskonzept<br />
unterstützt der Regionalverband die<br />
Sicherung der Grundversorgung. Im Verbandsgebiet<br />
werden deshalb großflächige<br />
Angebote nur in dem Umfang zugelassen,<br />
in dem sie die Grundversorgung anderer<br />
Orte und Ortsteile nicht wesentlich beeinträchtigen.
Gabriele Ostertag<br />
<strong>Nahversorgung</strong> – Herausforderungen für<br />
die Städte und Gemeinden Europas<br />
<strong>Nahversorgung</strong> – ein<br />
Begriff mit vielen Facetten<br />
Eine zukunftsfähige <strong>Nahversorgung</strong> setzt<br />
die Kenntnis der Interessen unterschiedlichster<br />
Interpreten der <strong>Nahversorgung</strong> voraus.<br />
Dabei ist <strong>Nahversorgung</strong> weit mehr<br />
als die reine Bedarfsdeckung.<br />
Markt -<br />
forscher<br />
Bürgermeister<br />
Konsument<br />
© GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH<br />
<strong>Nahversorgung</strong> ist mehr als Bedarfsdeckung<br />
<strong>Nahversorgung</strong> sichert ...<br />
Arbeitsplätze = Wirtschaftsentwicklung<br />
Immobilienwerte = Immobilienentwicklung<br />
Lebensqualität für alle Bevölkerungsgruppen<br />
= Stadt- und Gemeinde entwicklung<br />
Grundvoraussetzung für nachhaltige Gemeindeentwicklung<br />
... Heimat und Identität<br />
<strong>Nahversorgung</strong> hat viele Interpreten<br />
BürgerInnen<br />
Raumordnung<br />
Investor /<br />
Entwickler<br />
Regional-,<br />
Stadtplanung<br />
13
14 <strong>Nahversorgung</strong> – Herausforderungen für die Städte und Gemeinden Europas<br />
Rahmenbedingungen der <strong>Nahversorgung</strong> –<br />
Was erwartet die Kommune?<br />
Die Rahmenbedingungen der Nahver -<br />
sorgung werden durch unterschiedliche<br />
Faktoren beeinflusst (siehe Abb.).<br />
Aus den Einflussfaktoren lassen sich<br />
unterschiedliche Veränderungen für eine<br />
nachhaltige <strong>Nahversorgung</strong> vor Ort ab -<br />
leiten:<br />
Demografischer Wandel: Wir werden<br />
weniger, wir werden älter, wir werden<br />
bunter.<br />
Forderungen der Unternehmen: Die<br />
unterschiedlichen Standortrahmen -<br />
bedingungen und Anforderungen der<br />
Unternehmen und Betreiber beeinflussen<br />
ganz wesentlich die Entwicklungschancen<br />
vor Ort.<br />
Atmosphäre / Städtebau: Die Forderung<br />
nach einer fußläufig erreichbaren<br />
<strong>Nahversorgung</strong> (Wohngebiet, Zentrum)<br />
steht nicht selten in Konflikt mit den<br />
vor Ort vorliegenden Standortrahmenbedingungen.<br />
Kundenwünsche: Nach wie vor sind<br />
die Lebensmittelpreise im westeuropäischen<br />
Vergleich in Deutschland<br />
günstig. Zusammenfassend lassen sich<br />
die Kundenwünsche wie folgt umreißen:<br />
Günstige Preise, Angebotsvielfalt,<br />
Biowaren, Regionalität der Produkte,<br />
Kundennähe, Sauberkeit / Sicherheit,<br />
Zeitersparnis beim Einkauf.<br />
Demo grafischer Wandel<br />
Internet<br />
Mobilität: Das Mobilitätsverhalten ist<br />
nach wie vor stark durch eine Pkw-<br />
Mobilität gekennzeichnet. Dies gilt<br />
auch und insbesondere für die Altersgruppe<br />
der Senioren, die im Zeitvergleich<br />
die höchste Steigerungsrate bei<br />
der täglichen Pkw-Nutzung durchläuft.<br />
Erreichbarkeit: Nach wie vor werden<br />
gerade im Einkaufsverkehr sehr kurze<br />
Strecken <strong>zur</strong>ückgelegt, wobei auch<br />
Einkaufswege bis zu 1 km überwiegend<br />
mit dem Pkw bewältigt werden. In der<br />
Planungspraxis bleiben in der Diskussion<br />
um die fußläufige <strong>Nahversorgung</strong><br />
häufig Vorgaben der Topografie und<br />
Barrieren (Straßen, Flüsse usw.) unberücksichtigt.<br />
Eine schematische Darstellung<br />
der Distanzen über sog. Planungsradien<br />
stimmt mit der Wirklichkeit oft<br />
nur wenig überein. Insofern ist eine<br />
detaillierte Kenntnis der lokalen Verhältnisse<br />
und Kundenbeziehungen unabdingbar<br />
<strong>zur</strong> Analyse und Bewertung<br />
der Qualität der <strong>Nahversorgung</strong>.<br />
Internet: Die Bedeutung des Internethandels<br />
im Lebensmittelsegment wird<br />
in Deutschland auf einem geringen<br />
Niveau bleiben. Gewisse nennenswerte<br />
Steigerungsraten werden allerdings<br />
höherpreisige, nicht durch Verfallsdatum<br />
bedrohte und logistisch „einfach transportierbare“<br />
Sortimente durchlaufen<br />
(z. B. Wein, Spirituosen).<br />
Rahmenbedingungen<br />
der <strong>Nahversorgung</strong><br />
Alles wird anders?<br />
Erreichbarkeit Mobilität<br />
Forderungen der Unternehmen<br />
Atmosphäre /<br />
Städtebau<br />
Kunden wünsche<br />
Die Erfolgsfaktoren der <strong>Nahversorgung</strong><br />
lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Attraktives, zeitgemäßes Erscheinungsbild<br />
perfekte Erreichbarkeit und Zufahrt<br />
größtmögliches fußläufiges Einzugsgebiet,<br />
dabei ist die Distanzempfindlichkeit<br />
der Kunden zu berücksichtigen<br />
ausgewogenes Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis<br />
Frische der Ware / Regionalität<br />
persönlicher Kontakt (Kunden -<br />
bindungsmaßnahmen)<br />
Sortimentsstruktur ist auf die sich<br />
verändernden Kundenstrukturen<br />
abzustimmen (Kleinpackungen,<br />
Internationalität usw.)<br />
Angebot an zusätzlichen Leistungen<br />
wie Bring- / Lieferservice, Postpartner,<br />
Kopierservice usw.
Städte und Gemeinden in<br />
der Region Mittlerer<br />
Oberrhein – Was ist zu tun?<br />
In der Zusammenschau ist festzuhalten,<br />
dass die Region Mittlerer Oberrhein insgesamt<br />
über eine gute <strong>Nahversorgung</strong>s -<br />
situation verfügt (hier z. B. Untersuchung<br />
der Industrie- und Handelskammern Freiburg<br />
i. Brsg., Karlsruhe und Strasbourg).<br />
Allerdings ist die Angebotssituation auf<br />
der einen Seite sowie die Kundenorientierung<br />
auf der anderen Seite durch einen<br />
permanenten Wandel geprägt. Hierzu ist<br />
es für die Gemeinden und Städte unabdingbar<br />
zumindest den Status quo zu kennen,<br />
um hieraus entsprechende Schlussfolgerungen<br />
für eine mögliche weitere<br />
Entwicklung ziehen zu können. Hierzu<br />
gibt es unterschiedliche Untersuchungsund<br />
Planungsansätze:<br />
<strong>Nahversorgung</strong> – Herausforderungen für die Städte und Gemeinden Europas<br />
Wo stehen wir?<br />
Erhebungen, Analyse und Bewertung<br />
des <strong>Nahversorgung</strong>sstandortes (Angebot,<br />
Nachfrage und Kundenverflechtungen)<br />
Was haben wir, wie zukunftsfähig<br />
ist unser Angebot?<br />
Detaillierte Analyse und Bewertung<br />
jedes einzelnen Anbieters<br />
Wo können wir hin?<br />
Markt- und Potenzialanalysen<br />
Wo wollen wir hin?<br />
<strong>Nahversorgung</strong>skonzepte als Bestandteile<br />
von Einzelhandelskonzepten<br />
Wie ist das Konsumenten -<br />
verhalten vor Ort?<br />
Bürger- und Konsumentenbefragung<br />
(wo wird eingekauft? Bewertung der<br />
verschiedenen Angebote, Erwartungen)<br />
Bürgerinformation?<br />
Einbinden der Akteure und Beteiligten<br />
vor Ort, Aufzeigen von Alternativen<br />
und Entscheidungsgrundlagen.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Aufgrund des tiefgreifenden demografischen<br />
Wandels, der zunächst den ländlichen<br />
Raum und einwohnerschwache Stadtteile<br />
beschäftigen wird, sind neue <strong>Weg</strong>e und<br />
Lösungsansätze zu entwickeln. Ziel wird<br />
auch nach wie vor ist eine qualitativ gute<br />
Versorgung in möglichst allen Gebieten<br />
sein. Die Schließung von Versorgungs -<br />
lücken setzt dabei neben einer möglichen<br />
aktiven Standortentwicklung (z. B. Waldachtal-Salzstetten<br />
mit 1.820 Einwohnern)<br />
auch zunehmend interkommunale Lösungen<br />
voraus (z. B. Ballrechten-Dottingen<br />
mit ca. 2.230 Einwohnern). Dabei spielen<br />
sog. alternative <strong>Nahversorgung</strong>skonzepte,<br />
wie sie im Rahmen der Tagung in Ausschnitten<br />
präsentiert und diskutiert wurden,<br />
eine zunehmend wichtiger werdende<br />
Rolle.<br />
<strong>Nahversorgung</strong> ist kein<br />
Selbstläufer ...<br />
gefragt sind kreative<br />
Lösungen, ab vom<br />
„Mainstream“<br />
aktive Ansprache von<br />
Betreibern und Entwicklern<br />
engagierte Kommunalpolitik<br />
15
16 Markus Reck-Kehl<br />
Das <strong>Nahversorgung</strong>skonzept der Stadt Rastatt<br />
Die Ausgangslage<br />
Seit nunmehr fast 10 Jahren verfolgt die<br />
Stadt Rastatt die Umsetzung des <strong>Nahversorgung</strong>skonzepts.<br />
Jüngst standen dabei<br />
eine Reihe von Anfragen zu Neuansiedlungen,<br />
Verlagerungen und Erweiterungen<br />
von Lebensmittelmärkten im Stadtgebiet<br />
von Rastatt im Fokus der Betrachtung.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Nahversorgung</strong>sstandort Rastatt<br />
wird aktuell durch folgende Ausgangslage<br />
geprägt:<br />
Die Mittellage zwischen Rhein mit<br />
dem angrenzenden Elsass, dem<br />
Schwarzwald sowie dem regionalen<br />
Oberzentrum Karlsruhe.<br />
192<br />
225<br />
Plittersdorf<br />
Ottersdorf,<br />
Wintersdorf<br />
Teil der Technologieregion Karlsruhe<br />
und der Randzone des Verdichtungsraumes<br />
Karlsruhe.<br />
Die regionalplanerische Zuordnung<br />
gemäß Regionalplan Mittlerer Oberrhein<br />
als Mittelzentrum und damit<br />
grundsätzlich auch für großflächigen<br />
Einzelhandel vorgesehen.<br />
Eine sehr gute überregionale Verkehrsanbindung<br />
mit der Lage an der A 5<br />
(Karlsruhe – Basel), der B 36 (Karlsruhe<br />
– Straßburg).<br />
Eine Bevölkerung von ca. 47.240<br />
Einwohner mit einer hohen Konzentration<br />
auf die Kernstadt sowie 5 weiteren<br />
Orteilen (alle unter 3.000 Einwohner)<br />
Rheinau<br />
493<br />
187<br />
Mitte, West<br />
437<br />
Zay, Nord,<br />
Industrie<br />
Süd, Münchfeld<br />
1.508<br />
10<br />
Niederbühl /<br />
Förch<br />
Sehr eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten<br />
auf der „grünen Wiese“<br />
durch Natur- und Landschaftsschutzgebiete<br />
sowie Grünzüge, Grünzäsuren<br />
und schutzbedürftige Bereiche für die<br />
Landwirtschaft.<br />
Weitere, nennenswerte Siedlungs -<br />
entwicklung ist grundsätzlich nur als<br />
Innenentwicklung in der Kernstadt<br />
möglich.<br />
Die Ausgangslage der <strong>Nahversorgung</strong><br />
stellte sich im Jahr 2003 wie folgt dar:<br />
Zahlreiche Geschäfte mit Verkaufsflächen<br />
deutlich unter 700 m² und<br />
sichtbarem Modernisierungsstau<br />
44<br />
Rauental<br />
Karte 1<br />
Abgrenzung der<br />
Versorgungsbereiche,<br />
Versorgungs -<br />
ausstattung<br />
Kartengrundlage:<br />
Fachbereich Ökologische<br />
Stadtplanung,<br />
Kundenbereich<br />
Stadtplanung;<br />
GMA-Bearbeitung<br />
2004 / 2009<br />
575<br />
Versorgungsbereich<br />
Grenze<br />
Versorgungs -<br />
bereich<br />
m² VK<br />
je 1.000<br />
Einwohner<br />
Rastatt<br />
gesamt
Plittersdorf<br />
Ottersdorf,<br />
Wintersdorf<br />
starker Erweiterungs-, bzw. Expansionsdruck<br />
der Lebensmitteldiscounter<br />
„gefühlte“ und tatsächliche Unterversorgung<br />
in der westlichen Kernstadt<br />
tatsächlicher Anbieterschwerpunkt im<br />
Osten am Ergänzungsstandort: SB-<br />
Warenhaus und großflächiger Lebensmitteldiscounter<br />
mit Ausnahme des Lebensmittelhandwerks<br />
und einem kleinteiligen Lebensmittelmarkt<br />
keine <strong>Nahversorgung</strong> in<br />
den Ortsteilen mehr.<br />
Es standen folgende Fragen und Ziele im<br />
Fokus der Betrachtung:<br />
kann die <strong>Nahversorgung</strong> in den Ortsteilen<br />
verbessert werden?<br />
brauchen wir weitere Märkte in der<br />
Kernstadt?<br />
brauchen wir größere Lebensmitteldiscounter?<br />
bzw.<br />
welche Auswirkungen hätten deren<br />
Erweiterungen auf bestehende, nicht<br />
erweiterbare Märkte?<br />
Rheinau<br />
Mitte, West<br />
Zay, Nord,<br />
Industrie<br />
Süd, Münchfeld<br />
Die <strong>Nahversorgung</strong>s -<br />
untersuchung<br />
Aufbauend auf einer Darstellung des<br />
Datenbestandes (Angebot und Nachfrage)<br />
wurden im Rahmen einer <strong>Nahversorgung</strong>suntersuchung<br />
(2005, 2009) Perspektiven<br />
und Entwicklungspotenziale für jeden einzelnen<br />
Versorgungsbereich der Stadt Rastatt<br />
aufgezeigt. So konnten auch aktuell<br />
anliegende Anfragen hinsichtlich ihrer<br />
städtebaulichen und nahversorgungsbezogenen<br />
Einordnung überprüft und Empfehlungen<br />
abgeleitet werden.<br />
Wichtige Grundlage bildet dabei die<br />
Definition der zu „versorgenden Räume“<br />
(= Versorgungsbereiche; vgl. Karte 1), die<br />
gemeinsam zwischen Gutachter und der<br />
Stadt definiert und umrissen wurden. Sie<br />
unterscheiden sich ganz wesentlich hinsichtlich<br />
ihrer Siedlungsstruktur, sozioökonomischen<br />
Entwicklungsperspektiven,<br />
verkehrlichen Voraussetzungen und damit<br />
Das <strong>Nahversorgung</strong>skonzept der Stadt Rastatt<br />
Niederbühl /<br />
Förch<br />
Rauental<br />
Karte 2<br />
<strong>Nahversorgung</strong>s -<br />
relevante<br />
Magnetbetriebe<br />
Kartengrundlage:<br />
Fachbereich Ökologische<br />
Stadtplanung,<br />
Kundenbereich<br />
Stadtplanung;<br />
GMA-Bearbeitung<br />
2004 / 2009<br />
Versorgungs -<br />
bereich<br />
Vollsortimenter<br />
>800 m² VK<br />
LE-Discounter<br />
> 800 m² VK<br />
Vollsortimenter<br />
< 800 m² VK<br />
LE-Discounter<br />
< 800 m² VK<br />
Supermarkt /<br />
Discounter<br />
< 400 m² VK<br />
Drogeriemarkt<br />
Versorgungsbereichübergreifender<br />
Markt<br />
letztlich in ihren Voraussetzungen <strong>zur</strong> nahversorgungsbezogenenEntwicklungsperspektive.<br />
Innerhalb der Versorgungsbereiche<br />
wurde der nahversorgungsrelevante Bestand<br />
dargestellt und hinsichtlich der Bedeutung<br />
und der <strong>Nahversorgung</strong>srelevanz<br />
eingeordnet. Dabei spielen die sog. Magnetbetriebe<br />
und die Versorgungsausstattung<br />
eine zentrale Rolle (vgl. Karten 2 und 3).<br />
17
18 Das <strong>Nahversorgung</strong>skonzept der Stadt Rastatt<br />
Ziele, Handlungsempfehlungen,<br />
Stand der Umsetzung<br />
Auf Grundlage der Untersuchung wurden<br />
die wesentlichen Ziele und Handlungsempfehlungen<br />
abgeleitet (exemplarisch<br />
hierzu: Übersicht und Karte 3). Dabei<br />
wurde auf einen Rahmenplan <strong>Nahversorgung</strong><br />
verzichtet. Dennoch wurden die<br />
Ziele mit Benennung der <strong>Nahversorgung</strong>skerne<br />
beschlossen und nun sukzessive um-<br />
Übersicht: Handlungsempfehlungen (exemplarisch)<br />
<strong>Nahversorgung</strong>szentren<br />
/ Solitärstandorte<br />
gesetzt. Bislang wurden folgende Themen<br />
angegangen:<br />
geplante Neuansiedlung eines Vollversorgers<br />
im ehemaligen Kaufhaus<br />
Schneider (Schlossgalerie)<br />
Ersatz durch Neubau eines bereits bestehenden<br />
Lebensmitteldiscounters im<br />
Biblisweg mit 1.200 m² Verkaufsfläche<br />
Standortentscheidung, Aufstellungsbeschluss<br />
Bebauungsplan und Auswahl<br />
des Betreibers für einen neuen<br />
Versorgungsbereich I: Mitte, West (Versorgungsgrad: 645 m² VK je 1.000 Einwohner)<br />
Innenstadt<br />
(Stadtteil Mitte)<br />
Friedrichring<br />
(Stadtteil West)<br />
Magnet vorhanden? Kaufkraftpotenzial für<br />
möglichen Magneten<br />
ausreichend?<br />
Zukunftsfähigkeit der<br />
Magnete<br />
Versorgungsbereich II: Zay, Nord und Industrie (Versorgungsgrad: 1.610 m² VK je 1.000 Einwohner)<br />
Richard-Wagner-<br />
Ring (Stadtteil Zay)<br />
Biblisweg / Richard-<br />
Wagner-Ring<br />
(Stadtteil Nord)<br />
Ettlinger Straße /<br />
Niederwaldstraße<br />
(Stadtteil Nord)<br />
mehrere Magnetbetriebe<br />
u. a. Marktkauf, Edeka,<br />
türk. Supermarkt, dm,<br />
Müller, Schlecker)<br />
bezogen auf Stadtteil ca.<br />
4.480 EW begrenzt, aber<br />
zusätzlich viele Besucher<br />
der Innenstadt und<br />
Versorgungsfunktion<br />
über Stadtteil hinaus<br />
Nah & Gut Willert mit ca. 7.320 EW aus -<br />
reichend, aktuell unterversorgt<br />
Marktkauf mit unzu -<br />
reichenden Standort -<br />
rahmenbedingungen,<br />
ggf. Aufgabe<br />
Modernisierung des bestehenden<br />
Edeka Marktes<br />
Rewe, Penny mit ca. 4.400 begrenzt eingeschränkt,<br />
insbesondere Penny<br />
zu klein<br />
Penny und Aldi, Biblisweg,<br />
Edeka-Aktivmarkt Wilbur,<br />
Richard-Wagner-Ring<br />
mit 3.720 EW begrenzt,<br />
allerdings verdichtetes<br />
Wohngebiet, Lage an<br />
Ausfallstraße und Ver -<br />
sorgungsfunktion über<br />
Stadtteil hinaus<br />
Lidl, dm mit 3.720 EW begrenzt,<br />
relativ geringe <strong>Nahversorgung</strong>sfunktion<br />
Vollversorger im Versorgungsbereich<br />
„Altrheinau“<br />
Aufstellungsbeschluss vorgesehen für<br />
einen Bebauungsplan gem. § 9 (2a)<br />
BauGB in einer Gemengelage / Gewerbelage<br />
Abwehr vorliegender Bauanträge von<br />
Lebensmitteldiscountern (zwei Neuansiedlungen<br />
und eine Erweiterung)<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Optimierung der Standortgegebenheiten, ggf.<br />
Schaffung weiterer Parkierungseinrichtungen<br />
in der Innenstadt, insbesondere von Kurzparkzonen<br />
für schnelle Erledigungen<br />
Erhalt des attraktiven <strong>Nahversorgung</strong>smixes in<br />
der jeweils bestehenden Auswahlbreite von Einzelhandels-<br />
und Dienstleistungsangeboten<br />
Forcierung absatzpolitischer Maßnahmen<br />
Prüfung der möglicherweise anstehenden<br />
Nachnutzung des Marktkauf-Gebäudes, auch<br />
durch andere Sortimente/Nutzungen<br />
gegeben Prüfung der Angebotsentwicklung gemeinsam<br />
mit VB III Rheinau (Scharnierlage)<br />
überwiegend gegeben,<br />
jedoch Erweiterungsbedarf,<br />
aktuell: Aldi, Biblisweg:<br />
B-Plan-Aufstellung,<br />
Erweiterung der Verkaufsfläche<br />
auf 1.100 m²<br />
Verkaufsflächenerweiterung / Verlagerung des<br />
Discounters prüfen (vgl. Übersicht 3)<br />
Erhöhung der Gesamtattraktivität des Standortbereichs<br />
durch Verbreiterung und Verbesserung<br />
des Angebots (z. B. Metzgerei)<br />
ggf. Prüfung der Verlagerungsmöglichkeiten des<br />
am jetzigen Standort kaum erweiterungsfähigen<br />
Edeka-Marktes in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
zu den beiden Discountern mit Verbesserung<br />
seiner Rahmenbedingungen (größere Verkaufsfläche,<br />
mehr Stellplätze)<br />
ggf. Anreicherung durch angebotsergänzende<br />
Geschäfte bzw. Konzessionäre<br />
Optimierung der Rahmenbedingungen des<br />
Edeka z. B. durch weitere Pkw-Stellplätze<br />
Erweiterung v. a. von Penny und Aldi prüfen<br />
(vgl. Übersicht 3)<br />
gegeben auf Anpassungsmaßnahmen (Erweiterungen)<br />
begrenzen (nicht integriert, vgl. Übersicht 3)
Fazit<br />
Das <strong>Nahversorgung</strong>skonzept der Stadt<br />
Rastatt ist eine Erfolgsgeschichte. Durch<br />
maßvolle Entwicklungen und standort -<br />
gerechte Steuerung konnte eine an den<br />
städtebaulichen Kriterien sowie den betrieblichen<br />
Erfordernissen ausgerichtete<br />
<strong>Nahversorgung</strong>sstruktur weiterentwickelt<br />
werden.<br />
Als wesentliche Grundlage ist eine<br />
fundierte Analyse, Bewertung und Einordnung<br />
der <strong>Nahversorgung</strong>sstruktur unabdingbar.<br />
Dabei ist eine Kenntnis sowohl<br />
der Nachfrageseite als auch auf der Angebotsseite<br />
unabdingbar.<br />
Relevante Einflussgrößen auf der<br />
Nachfrageseite:<br />
siedlungsstrukturelle Voraussetzungen<br />
(vorherrschender Siedlungstyp, Baugebietstyp,<br />
verkehrliche Erreichbarkeitskriterien,<br />
Mobilitätsverhalten etc.)<br />
Einwohnerstruktur mit den sozioökonomischen<br />
Besonderheiten (Alter,<br />
Migrationshintergrund, Haushaltsgröße<br />
etc.)<br />
Kaufkraftströme<br />
die zu erwartenden Veränderungen<br />
(Prognosen)<br />
die hieraus abzuleitenden Schluss -<br />
folgerungen und Ermittlung der <strong>zur</strong><br />
Verfügung stehenden Kaufkraft<br />
Relevante Einflussgrößen auf der<br />
Angebotsseite:<br />
Ermittlung, Analyse und Einordnung<br />
des nahversorgungsbezogenen Angebots<br />
(v. a. Anzahl, Größe und Lage<br />
Das <strong>Nahversorgung</strong>skonzept der Stadt Rastatt<br />
Karte 3<br />
Empfehlung: EntwicklungNahversorger<br />
in unversorgtem<br />
Bereich<br />
Abdeckung mit modernen<br />
Anbietern in<br />
der Kernstadt (Rastatt<br />
500-m-Radius)<br />
erstellt mit Regio-<br />
Graph Planung;<br />
GMA-Bearbeitung<br />
2010<br />
der Betriebe, Leistungsfähigkeit,<br />
Erreichbarkeitskriterien)<br />
Städtebauliche Bewertung der<br />
<strong>Nahversorgung</strong>sstandorte<br />
Einordnung der <strong>Nahversorgung</strong>srelevanz<br />
des Angebots (u. a. wie gut wird<br />
das Angebot angenommen?, ergeben<br />
sich Entwicklungserfordernisse und<br />
-chancen?)<br />
Schlussfolgerungen und<br />
Empfehlungen:<br />
Ermittlung von Versorgungsengpässen<br />
und Ableitung von umsetzbaren Entwicklungsmöglichkeiten<br />
(inkl. Empfehlungen<br />
zu Standort und Betreiberkonzept)<br />
Empfehlungen <strong>zur</strong> betrieblichen<br />
Aufwertung der Nahversorger<br />
(absatzpolitische Empfehlungen)<br />
Städtebauliche Empfehlungen<br />
19
20 Peter Günther / Alexander Naber<br />
Dorfladen Sinzheim-Leiberstung<br />
Im Spannungsfeld zwischen Ehrenamt<br />
und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit<br />
Die Ausgangslage<br />
Seit 1973 ist Leiberstung als Teilort der Gemeinde Sinzheim eingemeindet. Mit ca. 870<br />
Einwohnern und einer Entfernung zum nächsten Lebensmittelgeschäft in ca. 5 – 6 km<br />
(Großflächenangebote in Sinzheim, Gewerbegebiete mit real, Discounter usw.) sind die<br />
Entwicklungsmöglichkeiten für den Ortsteil im <strong>Nahversorgung</strong>ssegment relativ eng. Über<br />
Landes- und Kreisstraßen ist die Gemeinde gut mit ihren Nachbarkommunen verbunden.<br />
Die Idee wurde im Jahr 2001 bei der Klausurtagung<br />
des Leiberstunger Ortschafts -<br />
rates von Ortsvorsteher Alexander Naber<br />
vorgestellt. Zu dem Zeitpunkt jedoch war<br />
„die Not“ scheinbar nicht groß genug,<br />
obwohl außer einem „rollenden Bäcker“<br />
zweimal die Woche, keine <strong>Nahversorgung</strong><br />
mehr vorhanden war. Durch einen Investor<br />
konnte man dennoch einen kleinen<br />
Laden etablieren, welcher von 2002 bis<br />
2005 privat betrieben wurde. Nach einem<br />
Pächterwechsel im Jahr 2005 erfolgte<br />
zwei Jahre später dennoch die endgültige<br />
Schließung des Geschäftes. Auch die intensive<br />
Suche nach einem neuen, privaten<br />
Betreiber, ist letztlich gescheitert.<br />
Zwei Jahre später kam im Rahmen des<br />
ersten kommunalen Frühstücks der Volksbank<br />
Baden-Baden-Rastatt das Thema des<br />
Genossenschaftsmodells wieder auf,<br />
welches 2001 bereits geplant und „in der<br />
Schublade“ verschwunden war. Da man<br />
nun im Dorf seit geraumer Zeit keine <strong>Nahversorgung</strong><br />
mehr hatte und durch den<br />
kurzzeitig, privat betriebenen Laden doch<br />
diesen kleinen Luxus zu schätzen gelernt<br />
hatte, sah man im Ortschaftsrat erneut<br />
Chancen für das Projekt. Nach einer fast<br />
zweijährigen Informations- und Analysephase<br />
(Info-Veranstaltungen, Besuch anderer<br />
Dorfläden, Bürgerbefragung, Wirtschaftlichkeitsberechnungen)<br />
entschied<br />
man sich, den gemeinsamen <strong>Weg</strong> auch im<br />
Rahmen der Umsetzung fortzuführen. Im<br />
Herbst / Winter 2008 erfolgten schließlich<br />
die Verhandlungen mit den Lieferanten,<br />
die Auswahl des Sortiments sowie die<br />
Immobilien- und Personalplanungen. Am<br />
05. März 2009 konnte schließlich die<br />
Gründungsversammlung erfolgen und so -<br />
mit der <strong>Weg</strong> <strong>zur</strong> Eröffnung des Dorfladens<br />
im Mai 2009 geebnet werden.<br />
Zeitschriften 3,6 %<br />
Tiefkühlkost 0,7 %<br />
Tiernahrung 0,3 %<br />
Backwaren<br />
42,1 %<br />
Das Konzept<br />
Auf knapp 50 m² bietet der Dorfladen ein<br />
überschaubares und bedächtig ausgewähltes<br />
Sortiment im Schwerpunkt „Nahrungsund<br />
Genussmittel“ an. Dabei wird ein besonderes<br />
Augenmerk auf eine flexible<br />
Sortimentsgestaltung gelegt.<br />
Anteil der Warengruppen 2010<br />
„Unser Dorfladen Leiberstung“<br />
Sonstige 0,2 %<br />
Getränke 2,6 %<br />
Lebensmittel 17,6 %<br />
Haushaltswaren<br />
1,6 %<br />
Frischkost 3,3 %<br />
Obst/Gemüse<br />
6,1 %<br />
Wurst/Fleisch<br />
21,9 %
<strong>Der</strong> Laden durchlief unterschiedliche<br />
Phasen der Sortimentsgestaltung, welche<br />
innerhalb des ersten Geschäftsjahres realisiert<br />
wurden:<br />
Phase 1: Backwaren (frisch); überschaubare<br />
Auswahl an Wurst, Fleisch;<br />
Grundsortiment der Dinge des täglichen<br />
Bedarfs<br />
Phase 2: Erweiterung des Trockensortimentes;<br />
Ausweitung des NonFood-<br />
Segments; Getränkeauswahl<br />
Phase 3: Ausweitung der Molkereiprodukte;<br />
saisonales Obst und Gemüse;<br />
Ausbau Fleisch-/Wurst- und Tiefkühl -<br />
angebot; umfangreiches Zeitschriftenangebot.<br />
Somit wird das Sortiment fortwährend an<br />
den Kundenwünschen ausgerichtet und<br />
die Investition insbesondere zu Beginn<br />
des Betriebs überschaubar gehalten.<br />
In Ergänzung bietet der Laden noch<br />
zusätzliche Serviceleistungen an:<br />
„Könnscht mir ebbs mitbringe?“ –<br />
Einkaufen durch den Nachbarn<br />
„Ich hols dann später“ – vorbestellen,<br />
richten, abholen<br />
Kleines Vesper in die Hand –<br />
eine Tasse Kaffee dazu ...<br />
Briefkasten für Arzneimittel-Rezepte<br />
(Produkte liefert örtliche Apotheke<br />
nach Hause)<br />
Infotafel für Bürger und Vereine<br />
In Planung:<br />
Brötchen-Abo, Wochenbestellzettel<br />
Ergänzend finden saisonale Events und<br />
Feiern statt (Dorfladenfest, Nikolausmarkt<br />
usw.).<br />
Die Lieferanten<br />
Bei der Auswahl der Sortimente und Produkte<br />
wird auf regional bekannte Lieferanten<br />
gesetzt: I. d. R. besteht ein persönlicher<br />
Kontakt zum Dorfladenteam und zu<br />
den Kunden. Insofern ist Frische, Qualität<br />
und insbesondere deren Bekanntheit Garant<br />
für den Erfolg. Zusätzlich wird auf eine<br />
hohe Saisonalität der Produkte Wert gelegt.<br />
Dabei kann auf folgende Partner <strong>zur</strong>ückgegriffen<br />
werden:<br />
Aspich Hof, Ottersweier –<br />
Gut für Mensch und Natur<br />
Metzgerei Zoller, Sinzheim<br />
Bäckerei Orlemann, Ottenhöfen<br />
Obst & Gemüse Schaufler, Neusatz<br />
Zeller Mühle, Unzhurst<br />
Freiwillige Helfer und<br />
ehrenamtliches<br />
Engagement vor und<br />
hinter der Ladentheke<br />
Dorfladen Sinzheim-Leiberstung<br />
Dorfladenfest<br />
St. Vinzenzhof, Sinzheim –<br />
Frische Eier & Käse<br />
CAP-Markt, Bühl –<br />
<strong>Der</strong> LebensMittelpunkt<br />
Brauerei Franz, Rastatt –<br />
das frische Bier von hier<br />
Richard Hörth, Bühlertal –<br />
edle Schnäpse und Liköre<br />
Yburg Apotheke, Bühl-Weitenung<br />
My Balzhofen Shop, Bühl-Balzhofen –<br />
Kartoffeln vom Erzeuger<br />
Trotz der hohen Qualität, gerade bei den<br />
Wurst- und Fleischwaren, sowie im Bereich<br />
Obst und Gemüse, ist die Preisgestaltung<br />
der einzelnen Artikel moderat und entspricht<br />
nicht der landläufigen Meinung<br />
„kleine Läden sind teuer“. Die Preise für die<br />
Frischwaren sind der Qualität angepasst<br />
und die Preise des übrigen Sortimentes<br />
müssen den Vergleich zu größeren Ladengeschäften<br />
nicht scheuen!<br />
21
22 Dorfladen Sinzheim-Leiberstung<br />
Die Genossenschaftsidee<br />
Die Genossenschaftsidee feiert mittlerweile<br />
ihr 100-jähriges Bestehen. Die<br />
Grundlage der Genossenschaft in Leiberstung<br />
besteht mittlerweile aus 203 Anteilseignern,<br />
die insgesamt 870 Anteile halten.<br />
Auf Haushalte umgerechnet ist davon auszugehen,<br />
dass fast jeder Leiberstunger<br />
Haushalt in der Genossenschaft finanziell<br />
engagiert ist. Es besteht keine Begrenzung<br />
des Anteileerwerbs sowie keine Nachschusspflichten.<br />
Das Leitungsteam besteht aus einem<br />
dreiköpfigen Aufsichtsrat, aus einem<br />
zweiköpfigen Vorstand sowie aus der Geschäftsleitung.<br />
Alle Aufgaben werden im<br />
Ehrenamt wahrgenommen. Das Verkäuferteam<br />
setzt sich aus sieben 400 €-Kräften<br />
zusammen, die alle aus Leiberstung kommen.<br />
Mittlerweile schreibt der Dorfladen<br />
leicht positive Zahlen (vorläufiges Ergebnis<br />
2010: knapp 5.300 €).<br />
Primäres Ziel der Genossenschaft ist,<br />
den Dorfladen wirtschaftlich zu betreiben.<br />
Mögliche Gewinne werden für künftige<br />
Investitionen im Vermögen der Genossenschaft<br />
behalten und angelegt, das Auszahlen<br />
von Dividenden auf die Anteile ist<br />
zweitrangig. Dies tragen auch alle Mitglieder<br />
der Genossenschaft mit, denn<br />
schließlich bedeutet für alle „die tägliche<br />
Einkaufsmöglichkeit vor Ort ist die beste<br />
Dividende“.<br />
Das Team<br />
Wesentliche Erfolgsfaktoren<br />
Als wichtigste Erfolgsfaktoren für die<br />
bisherige positive Entwicklung des Dorfladens<br />
werden folgende zusammengefasst:<br />
größtmögliche Einbindung der Bürger<br />
auch als Kunden über Genossenschaftsanteile<br />
(Vorteil: „unser“<br />
Dorfladen, kein Fremder macht Profit<br />
sondern wir alle sind es, die durch<br />
das Projekt unsere Lebensqualität<br />
verbessern).<br />
unermüdliches Engagement des<br />
Organisationsteams, bestehend aus<br />
sieben Personen (sowohl in der Vorbereitungs-<br />
als auch in der Umsetzungsund<br />
Betriebsphase)<br />
Einbindung lokaler Arbeitskräfte<br />
konsequente Ausrichtung des Sortiments<br />
an den Kundenwünschen vor<br />
Ort<br />
größtmögliche Einbindung regionaler<br />
Lieferanten und Anbieter bürgen für<br />
Qualität (lokale Bäcker, Metzger,<br />
Landwirtschaftliche Betriebe)<br />
zusätzliche Serviceleistungen<br />
(Vorbestellung, Einkaufen durch den<br />
Nachbarn usw.)<br />
Fazit<br />
Die Entwicklung des Dorfladens in Sinzheim-Leiberstung<br />
ist bisher ein Erfolgsmodell.<br />
Als unabdingbare Grundvoraussetzung<br />
ist das verantwortungsvoll ausgeführte<br />
und betriebene Ehrenamt vor Ort<br />
anzuführen. Insofern stellt es für Ortsteile<br />
bzw. einwohnerschwache Gemeinden im<br />
ländlichen Raum eine mögliche Alternative<br />
dar, die jedoch nicht nur auf den reinen<br />
Betrieb eines Nahversorgers als Einkaufsstätte<br />
ausgerichtet sein darf. Seit der Gründung<br />
der Genossenschaft und der Eröffnung<br />
des Ladengeschäftes hat die Idee zu einem<br />
spürbar stärkeren Miteinander im Dorf geführt.<br />
<strong>Der</strong> Dorfladen bringt Einheimische<br />
und Neubürger zusammen und dient auch<br />
als kommunikatives Zentrum tagtäglich<br />
dafür, dass der ländliche Raum nicht verödet,<br />
sondern im Gegenteil, dass „Unser<br />
Dorf Zukunft hat“!<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.dorfladen.leiberstung.de
Reimut Vogel<br />
Kleinflächenkonzepte in der Region Mittlerer Oberrhein<br />
Das Landmarkt-Konzept:<br />
Grün. Frisch. Schnell. Die neue Ortsmitte<br />
Die Rahmenbedingungen<br />
Die Vertriebstypen – was ihre Erkennungsfarben betrifft – schienen bislang besetzt. Die<br />
Schmuckfarben rot, gelb und blau dominierten. Nun wird man sich an eine neue Farbe<br />
schnell gewöhnen: Grün – die Farbe der Vorfahrt. Die Farbe, die für die Ortsmitte neue<br />
Maßstäbe setzt: Grün wie Landmarkt, dem neuen Vertriebs-Erfolgsmodell der Okle GmbH,<br />
Singen, dem „Nahversorger aus Leidenschaft“.<br />
Grün – um diese Vorfahrt für die Ortskerne<br />
von Dorf, Gemeinde und Stadt zu<br />
sichern. Denn der Nahversorger ist existenzieller<br />
Bestandteil für die Möglichkeit<br />
der Daseinsvorsorge und übernimmt<br />
damit eine Hauptrolle im Volks-Stück:<br />
„Was einen Ort am Leben hält“ – ein<br />
Stück, oft in mehreren Akten, das in vielen<br />
Gemeinden bereits zum Drama wurde.<br />
Ohne den Nahversorger erlebten viele<br />
Gemeinden den Domino-Effekt: Stürzende<br />
Strukturen. Erst fällt die Nahver-<br />
sorgung: Die Menschen tragen ihr Geld<br />
aus dem Ort. Dann fallen Kitas und Schulen,<br />
weil nicht mehr bezahlbar. Es fallen<br />
weitere infrastrukturelle Einrichtungen,<br />
dann zieht der Arzt, dann ziehen Unternehmen<br />
weg – keine Unternehmen kommen<br />
mehr hinzu. <strong>Der</strong> ÖPNV fährt den Ort<br />
kaum noch an. Bank und Post sind längst<br />
weg. Eins fällt nach dem anderen. Und<br />
eines Tages sind auch die Menschen weg.<br />
<strong>Der</strong> Ansatz<br />
Im Mittelpunkt steht der Laden in der<br />
Ortsmitte. Aber nicht irgendeiner: Ideal<br />
muss er sein. Und dazu ist er vom „Nahversorger<br />
aus Leidenschaft” bestens mit<br />
Zutaten ausgestattet.<br />
Drei Säulen bilden seine Philosophie:<br />
Gesundheit und Service, Beratung / Begleitung<br />
und Gemeinschaft werden vom Kunden<br />
erwartet. Dabei stehen die Beobachtung<br />
der Trends und deren Umsetzung, Kompetenz<br />
und Wissen sowie die ganzheitliche<br />
Kommunikation als wichtige Zutaten bereit.<br />
Für uns, der Okle GmbH, der Großhandelszentrale<br />
für Lebensmittel, dem<br />
Nahversorger aus Leidenschaft, sind diese<br />
Themen seit nun über 76 Jahren vertraut.<br />
23
24 Kleinflächenkonzepte in der Region Mittlerer Oberrhein<br />
<strong>Der</strong> Trend hat uns heute Recht gegeben:<br />
Die Wertskala spricht für uns. Aber Trends<br />
müssen in Ware übersetzt werden: Demeter,<br />
Landliebe, Jeden Tag und wichtige<br />
Marken ergeben die Preis-&Wert-Stra te -<br />
gie: Qualitative Exklusivität, Regionalität,<br />
starke Einstiegspreise durch alle wichtigen<br />
Warengruppen, Marken-Bekanntheit und<br />
kompetentes Verständnis für die Belange<br />
der Kunden – die Preis-&Wert-Strategie<br />
ist ein Erfolgsmodell.<br />
Die Bürgerinnen und Bürger sind zu<br />
einer Community der Bedarfe zusammen<br />
zu schmieden – die Daseinsvorsorge, die<br />
wir zusammen mit dem Nahversorger <strong>zur</strong><br />
„NahVORsorge“ gefasst haben, garantieren<br />
Vertrauen und Kundenzulauf.<br />
4.000 Artikel – Schwergewicht auf regionale, lokale und Bioangebote bis zu<br />
einem breiten Demeter Angebot (= über 30 % des Gesamtangebotes).<br />
Geplant ist die Umstellung von zunächst 40 Märkten. Bei der Gestaltung<br />
waren Übersichtlichkeit, Orientierung und breite Gänge wichtig .<br />
Standort- und Struktur -<br />
analyse<br />
Gemeinsam mit der seismographischen<br />
Kenntnis des Einzugsgebiets, können wir so<br />
in Angebot und Service maßgeschneidert<br />
auftreten. Philosophie, Überzeugungskultur,<br />
Trend, Sortimente, Einzugsgebiete – lauter<br />
Edelsteine – für die ab Start des ersten<br />
Landmarktes am 4. November 2010 dieser<br />
ganz neue Markttyp eine besonders schöne<br />
Fassung ist.<br />
Kenntnis des Einzugsgebiets<br />
<strong>Der</strong> natürliche Ursprung liegt eigentlich<br />
schon über 30 Jahre <strong>zur</strong>ück. Wir tauften<br />
1968 unsere Fleisch- und Wurst-Qualität<br />
und später ein ganzes erfolgreiches Sortiment<br />
auf den Namen „Landliebe“. Wer<br />
heute die riesigen Erfolge der Zeitschrift<br />
„Landlust“ ansieht, kann sich die Fortsetzung<br />
vorstellen: „Landmarkt“ heißt der<br />
Vertriebsstyp mit der Farbgebung für stete<br />
Vorfahrt.
Das neue Konzept –<br />
<strong>Der</strong> Landmarkt<br />
<strong>Der</strong> Landmarkt – Individuell wie der Betreiber,<br />
wie die Kundenwünsche, wie das<br />
Einzugsgebiet. Mit einer starken Signalwirkung.<br />
<strong>Der</strong> erste Markt wurde von „Genossenschaftlern“<br />
in Dürbheim gegründet:<br />
Ein Ort mit 1.700 Seelen und einem tatkräftigen<br />
Bürgermeister.<br />
<strong>Der</strong> Markt öffnet bereits um 06.30 Uhr.<br />
Warum? Weil dann die Schüler zum Bus<br />
gehen, ihre gesunden Pausenbrötchen und<br />
mehr kaufen. Am Eröffnungstag erfolgt<br />
ein Demeter-Vortrag – gekoppelt mit der<br />
Präsentation von regionalen und lokalen<br />
Spezialitäten und Vorstellung der beiden<br />
Konzessionäre.<br />
Die Werbemittel:<br />
Nicht nur Angebote –<br />
sondern Warenkunde,<br />
Land und Leute<br />
Die Marketingstrategie und<br />
-maßnahmen<br />
Begrüßen, beraten, bedienen,<br />
bedanken.<br />
Mit unserem speziellen Werbemittel –<br />
einer eigenen Zeitung – schaffen wir enge<br />
Kundenbindung und sorgen für Informationen,<br />
die unsere Philosophie vom<br />
„Diplomkunden“ unterstützen.<br />
Kleinflächenkonzepte in der Region Mittlerer Oberrhein<br />
Demeter Vortrag und<br />
regionale und lokale<br />
Spezialitäten im<br />
Mittelpunkt<br />
25
26 Thomas Heckmann<br />
Integrationsmärkte in der Region Mittlerer Oberrhein<br />
Staatlicher Eingriff in den Wettbewerb<br />
oder wirkliche Alternative?<br />
<strong>Der</strong> Hintergrund<br />
Das CAP-Konzept als integratives Angebot<br />
im Lebensmitteleinzelhandel bewährt sich<br />
seit 1999. CAP-Märkte werden ausschließlich<br />
von örtlichen Integrationsunternehmen<br />
oder Werkstätten für behinderte Menschen<br />
nach dem Franchise-System betrieben.<br />
Beschäftigt werden dabei bevorzugt Menschen<br />
mit Behinderungen. <strong>Der</strong> Marktleiter<br />
ist immer ein erfahrener Einzelhandelskaufmann/-frau<br />
und der stellvertretende<br />
Marktleiter ein(e) Verkäufer(in). Die Mitarbeiter<br />
mit Behinderungen werden durch<br />
ein intensives Schulungskonzept des<br />
Franchise-Gebers (GDW Süd) auf ihre<br />
Aufgaben bestens vorbereitet. Darüber<br />
hinaus wird ebenfalls von der GDW Süd ein<br />
Qualifizierungskonzept für das Leitungs-<br />
Integrationsmärkte in der Region Mittlerer Oberrhein<br />
Staatlicher Eingriff in den Wettbewerb oder wirkliche Alternative?<br />
Entwicklung 1999–2010<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
3<br />
1999<br />
6 16<br />
39<br />
26<br />
70<br />
37<br />
83<br />
70<br />
137<br />
103<br />
196<br />
149<br />
270<br />
452<br />
522<br />
584<br />
652<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
Fachkräfte Behinderte Mitarbeiter<br />
personal angeboten, das auf die Bedürfnisse<br />
eines CAP-Marktes (insbesondere<br />
Umgang mit Menschen mit Behinderun-<br />
287<br />
326<br />
359<br />
481<br />
gen) ausgerichtet ist. Mittlerweile beschäftigen<br />
die CAP-Märkte in ihren über 80 Betrieben<br />
knapp 1.200 Mitarbeiter, wovon<br />
knapp 60 % auf Arbeitsplätze für behinderte<br />
Mitarbeiter entfallen.<br />
Das Konzept<br />
Ein CAP-Markt ist ein Lebensmittelvollsortimenter<br />
mit ca. 7.000 – 10.000 Artikeln<br />
des täglichen Bedarfs, die in der Regel als<br />
Ergänzung zu bereits bestehenden Geschäften<br />
und des Lebensmittelhandwerks<br />
(Bäcker, Metzger) die Infrastruktur von<br />
Versorgungsbereichen stärken. Die Fa.<br />
Edeka fungiert als Hauptlieferant. Mittlerweile<br />
wurden zusätzliche Serviceleistungen<br />
eingeführt (Kundenkarte, begleiteter Einkauf,<br />
Lieferservice, rollender Einkaufsbus).
Unternehmensziele und<br />
Unterscheidung zu anderen<br />
sozialen Anbietern<br />
Die wesentlichen Ziele des Betriebes der<br />
CAP-Märkte lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Schaffung von dauerhaften Arbeitsplätzen<br />
außerhalb der Werkstatt als<br />
Integrationsbetrieb mit sozialversicherungspflichtigen<br />
Gehältern oder<br />
Außenstelle der Werkstatt<br />
Schaffung eines Betätigungsfeldes im<br />
Dienstleistungsbereich mit direktem<br />
Kundenkontakt<br />
Integration von Menschen mit Handicap<br />
in das gesellschaftliche Umfeld<br />
nachhaltige Wirtschaftlichkeit über den<br />
Förderzeitraum hinaus (Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
über 6 Jahre)<br />
Akzeptanzgewinn der Mitarbeiter und<br />
Steigerung des Selbstbewusstseins.<br />
Als wesentliche Unterscheidung zu anderen<br />
sozialen Anbietern im Einzelhandel ist<br />
insbesondere der Ansatz des langfristig<br />
sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatzes<br />
für Menschen mit Behinderungen<br />
anzuführen. Die Anzahl der Mitarbeiter<br />
hängt letztendlich von der Größe des Marktes<br />
und den zu betreibenden Abteilungen ab.<br />
In einem Markt mit ca. 500 m² VK ohne<br />
Bedienabteilungen (Metzgerei, Backshop)<br />
sind ca. 4 Mitarbeiter ohne Behinderung<br />
und 6 Mitarbeiter mit Behinderung in<br />
Vollzeit beschäftigt.<br />
Für die Gemeinden und die Wohnbevölkerung<br />
ergeben sich hieraus folgende<br />
Vorteile:<br />
In der Regel zentrumsnahes Lebensmittelangebot<br />
hohe Produktqualität und Regionalorientierung<br />
serviceorientiertes Dienstleistungs -<br />
angebot<br />
Integrationsmärkte in der Region Mittlerer Oberrhein<br />
angenehme Einkaufsatmosphäre<br />
offen gegenüber Kundenanregungen<br />
(Sortimentsgestaltung, Zusatzleistungen)<br />
Identifikation der Bürger mit „ihrem“<br />
CAP-Markt.<br />
Erfolgskriterien<br />
Als wesentliche Voraussetzungen zum<br />
Betrieb eines CAP-Marktes sind folgende<br />
Faktoren zu nennen:<br />
Wohnortnahe und fußläufig<br />
erreichbare Lage<br />
ca. 2.500 Einwohner im fußläufigen<br />
Einzugsbereich<br />
Verkaufsfläche ab 350 m²<br />
Lager und Sozialräume ca. 150 m²<br />
Mindestumsatz ca. 1,3 Mio. €<br />
aussagekräftige Standortanalyse<br />
Einrichtung der qualifizierten und<br />
funktionsfähigen Behindertenarbeit.<br />
Fazit<br />
Das CAP-Konzept hat sich mittlerweile an<br />
vielen bereits aufgegebenen Handelsstandorten<br />
als großer Erfolg herausgestellt.<br />
Allerdings sind auch hier die wesentlichen<br />
Standortrahmenbedingungen und -anforderungen<br />
zu beantworten. Neben dem sozialen<br />
Aspekt, der Integration von Menschen<br />
mit Behinderung in einen dauerhaften<br />
Arbeitsplatz, stellt der Markt an vielen<br />
Orten eine qualifizierte und leistungs -<br />
fähige <strong>Nahversorgung</strong> sicher.<br />
27
28 Christine Strauß<br />
Das „Shopi“-Prinzip:<br />
<strong>Nahversorgung</strong> auf französisch<br />
„Großer Bruder“ Carrefour: So funktioniert Shopi.<br />
Unter dem Namen „Shopi“ führen ca. 600 Franchisenehmer kleine Supermärkte in ganz<br />
Frankreich. Franchisegeber ist das französische und europaweit größte Einzelhandels -<br />
unternehmen Carrefour. Weltweit hat das Unternehmen zahlreiche unterschiedliche<br />
Ladenkonzepte auf dem Markt. So unterscheidet man bei Carrefour zwischen vier Hauptformaten:<br />
Hypermarché (SB-Warenhaus), Supermarché (Supermarkt), Maxi discompte<br />
(Harddiscounter) und Les enseignes de proximité (Nachbarschaftsladen). Shopi gehört <strong>zur</strong><br />
Kategorie „Nachbarschaftsladen“. Hier stehen Kundenbedürfnisse und Kundenzufriedenheit<br />
im Vordergrund. Das Leitmotiv lautet: Sich dem Verbraucher anpassen!<br />
Die Verkaufsfläche der Märkte liegt in der<br />
Regel zwischen 400 und 900 m². Das<br />
Warenangebot umfasst im Schnitt etwa<br />
6.500 Artikel je Laden.<br />
Verantwortlich für den Laden ist der<br />
jeweilige Franchisenehmer. Er agiert unter<br />
der Dachmarke und kann in den meisten<br />
Bereichen frei bestimmen, was er anbieten<br />
möchte und wie sein Service im Detail<br />
aussieht.<br />
Die Erfolgsgeschichte von<br />
„Shopi Seebach“<br />
„Wurst, Käse, Illustrierte, Zahnpasta ...<br />
Darf es sonst noch etwas sein?“ Pascal<br />
Schellhorn verkauft in seinem kleinen<br />
Laden im nordelsässischen Seebach weit<br />
mehr als nur Lebensmittel. Denn zu seinem<br />
Sortiment gehören neben frischen und abgepackten<br />
Nahrungsmitteln, sowie Back-,<br />
Fleisch- und Wurstwaren, Käse und Wein,<br />
auch Drogerieartikel, Zeitschriften, Tabakwaren<br />
und Lottoscheine. Auf ca. 400 m²<br />
Verkaufsfläche bietet Pascal Schellhorn<br />
damit insgesamt 8.000 Artikel an und<br />
kann mit anderen Supermärkten sehr gut<br />
konkurrieren.<br />
Seit der Gründung durch den Groß vater<br />
1933 ist der Laden um mehr als das Zehnfache<br />
gewachsen. Auf gerade einmal 30 m²<br />
und mit nur 100 unterschiedlichen Artikeln<br />
begann damals die Erfolgsgeschichte.<br />
Als 1969 der Sohn den Laden übernahm,<br />
war die Fläche bereits um das fast<br />
Siebenfache angewachsen und bei der<br />
Übernahme durch Pascal Schellhorn (1989)<br />
gab es eine weitere Vergrößerung.<br />
Heute bietet Shopi Seebach auf ca.<br />
400 m² alles, was das Herz begehrt. Die<br />
Waren kommen dabei überwiegend zentral<br />
von Carrefour, z.T. aber auch von regionalen<br />
Lieferanten oder vom Großmarkt in<br />
Karlsruhe. So kann Pascal Schellhorn in<br />
seinem Laden unter anderem auch deutsche<br />
Markenwaren anbieten, die in Frankreich<br />
durchaus gerne nachgefragt werden. Es<br />
gibt also nichts, was es nicht gibt.
Service für Jedermann<br />
Zum Konzept der Familie Schellhorn gehörte<br />
von Anfang an, dass die Waren nicht<br />
nur im Laden angeboten wurden. Bereits<br />
1933 brachte ein Pferdegespann Öl und<br />
Senf zum Verkauf in die Nachbarorte. Ab<br />
1969 lieferte ein kleiner Bus im Radius von<br />
15 bis 20 km der nordelsässischen Bevölkerung<br />
die Waren direkt in ihr Dorf. Auch<br />
heute noch gibt es den Lieferservice frei<br />
Haus.<br />
Die Bestellung erfolgt inzwischen per<br />
Telefon, Fax oder E-Mail und geliefert wird<br />
zum Wunschtermin. Die Bezahlung erfolgt<br />
dann per Rechnung und Überweisung oder<br />
Bankeinzug, so dass Pascal Schellhorn<br />
seine Auslieferungen schnell, unkompliziert<br />
und ohne langen Aufenthalt bei den Kunden<br />
tätigen kann. Für das Nordelsass ist die Lieferung<br />
kostenlos und die Waren gibt es zum<br />
gleichen Preis wie im Laden in Seebach.<br />
Gerade für alte Leute, junge Familien<br />
und Berufstätige ist der Lieferservice laut<br />
Pascal Schellhorn eine willkommene Erleichterung.<br />
Aber auch Firmen und Schulen<br />
nutzen den Service des kleinen Ladens in<br />
Seebach. Fast ein Drittel (ca. 28 %) des Umsatzes<br />
erwirtschaftet Schellhorn bereits über<br />
den Lieferservice – Tendenz steigend.<br />
Ein weiterer Service, den Pascal Schellhorn<br />
anbietet, ist sein Partyservice. Egal<br />
ob Privatfeier oder Firmenfest – das notwendige<br />
Equipment wird vom Shopi aus<br />
Seebach geliefert.<br />
Das Marketing<br />
Flyer & Newsletter<br />
„Von nichts, kommt nichts“ – das hat auch<br />
Pascal Schellhorn erkannt und rührt fleißig<br />
die Werbetrommel. Insgesamt ca. 4.000<br />
eigene Werbeflyer werden wöchentlich mit<br />
den neuesten Angeboten gedruckt und verteilt.<br />
Das Layout ist sehr schlicht gehalten:<br />
ein einfacher DIN A4 Zettel, keine Bilder<br />
und nur die wesentlichen Produktangaben.<br />
Aber die Werbung erreicht die Kunden und<br />
führt letztendlich zum gewünschten Erfolg.<br />
Wer die moderne Form des Flyers bevorzugt,<br />
kann alternativ einen Newsletter<br />
übers Internet beziehen.<br />
Internet<br />
Auch eine eigene Internetseite gibt es<br />
für den Shopi Seebach (www.shopi see -<br />
bach.com). Hier finden die Kunden neben<br />
dem Werbeflyer als pdf-Download weitere<br />
Informationen über das allgemeine Serviceangebot<br />
(Liefer-, Partyservice) und<br />
die Kundenkarte.<br />
Kundenkarte<br />
Wie viele zahlreiche Einzelhandelsunternehmen<br />
weltweit, hat auch Carrefour den<br />
Marketingeffekt von Kundenkarten erkannt.<br />
So gibt es auch für die zahlreichen Shopi-<br />
Filialen eine eigene „carte de fidélité“. Mit<br />
ihr können bei jedem Einkauf in einem<br />
Shopi Punkte gesammelt und zu einem<br />
späteren Zeitpunkt eingelöst werden. Eine<br />
Besonderheit ist, dass man für Produkte<br />
der Eigenmarke, für Artikel aus Frankreich<br />
und Waren, die von einer Verbraucherjury<br />
ausgewählt wurden, zusätzliche Punkte<br />
erhält. Außerdem gibt es jeden Monat<br />
50 Artikel, die weitere Zusatzpunkte ein -<br />
bringen.<br />
Das „Shopi“-Prinzip – <strong>Nahversorgung</strong> auf Französisch<br />
Fazit: Einsatz ist alles.<br />
Das Shopi-Prinzip geht auf. Die <strong>Nahversorgung</strong><br />
wird durch den kleinen Betrieb<br />
nicht nur in Seebach selbst gesichert: dank<br />
des umfangreichen Liefer- und Serviceangebots<br />
erreicht der Markt auch darüber<br />
hinaus zahlreiche Kunden. Dazu zählen<br />
nicht nur viele Privathaushalte, sondern<br />
auch unterschiedliche Firmen und Schulen.<br />
<strong>Der</strong> wahrscheinlich wichtigste Erfolgsfaktor<br />
von Pascal Schellhorn ist sein schier<br />
unermüdliches Engagement. Er hat erkannt,<br />
dass zunächst etwas investiert werden muss,<br />
damit am Ende auch etwas dabei herauskommt.<br />
Und so investiert er vor allem viel<br />
Zeit in seinen Shopi. Urlaub? So etwas kennt<br />
Pascal Schellhorn eigentlich nicht. Laut<br />
eigener Aussage gönnt er sich nur dreimal<br />
im Jahr jeweils etwa drei bis vier Tage Urlaub.<br />
Die restliche Zeit gehört seinem<br />
Shopi-Markt und damit auch den Kunden.<br />
<strong>Der</strong> Laden ist sein Leben und er setzt sich<br />
vollkommen dafür ein. Diese Leidenschaft<br />
spürt man sehr deutlich, wenn man ihn<br />
über sein Geschäft sprechen hört.<br />
Das Beispiel „Shopi Seebach“ zeigt<br />
eindrücklich, wie wichtig es ist, dass insbesondere<br />
bei kleinen Einzelhandelskonzepten<br />
die persönliche Einstellung des<br />
Marktbetreibers und das Engagement<br />
stimmen. Nur so kann ein kleiner Laden<br />
genauso erfolgreich wie ein großer funktionieren<br />
und letztendlich im harten Konkurrenzkampf<br />
überleben.<br />
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Fazit<br />
<strong>Der</strong> „<strong>Weg</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wohlfühlgemeinde</strong>“ ist nicht immer frei von Stolpersteinen, schnurgerade<br />
oder ohne Mühe zu bewältigen. Vielmehr sind Engagement und Durchhaltevermögen<br />
gefragt, wenn das Ziel erreicht werden soll. Dies wurde bei der Tagung<br />
insbesondere anhand der Praxisbeispiele deutlich. Weder der Dorfladen in Sinzheim-<br />
Leiberstung, noch der „Shopi“-Markt im elsässischen Seebach könnten ohne den unermüdlichen<br />
Einsatz ihrer Betreiber in der jeweils individuellen und ganz eigenen Form<br />
existieren. Aber auch die Märkte der Firmen CAP und Okle zeichnen sich durch die<br />
persönliche Handschrift eines jeden Betreibers und dessen Engagement aus. Hinzu<br />
kommt, dass äußere Einflüsse wie der demographische Wandel oder das sicht stetig<br />
ändernde Konsumverhalten der Bevölkerung die Händler fordern. Fortlaufend müssen<br />
neue Strategien erarbeitet werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Des Weiteren wurde im Rahmen der<br />
Fachtagung deutlich, wie unterschiedlich<br />
die jeweiligen Akteure an das Thema<br />
„<strong>Nahversorgung</strong>“ herangehen. Während<br />
insbesondere für die Regionalverbände die<br />
Steuerung des großflächigen Einzelhandels<br />
von besonderer Bedeutung ist, sind die<br />
Handelsunternehmen deutlich an einer<br />
Expansion ihrer Märkte in unterschied -<br />
lichen Größenordnungen interessiert. Die<br />
kleinen Dorfläden hingegen haben als vorrangiges<br />
Ziel sich gegen die Konkurrenz<br />
der großen Märkte zu behaupten und überlebensfähig<br />
zu bleiben. Die Kommunen<br />
sind vor allem an einer guten Ausstattung<br />
mit Gütern des kurz- und mittelfristigen<br />
Bedarfs interessiert. Gleichzeitig sollen<br />
aber auch die Vorgaben von Landes- und<br />
Regionalplanung eingehalten werden. Hier<br />
ist mitunter eine Gratwanderung zwischen<br />
genehmigungsfähiger Größe und den<br />
Wünschen der Kommunen und Investoren<br />
zu meistern. In der Regel wird jedoch in<br />
unserer Region ein Konsens gefunden, der<br />
für alle Beteiligten akzeptabel und zu -<br />
friedenstellend ist.<br />
Das Thema „<strong>Nahversorgung</strong>“ wird zukünftig<br />
im Hinblick auf den demographischen<br />
Wandel einen hohen Stellenwert<br />
einnehmen und eine Daueraufgabe bleiben.<br />
Bei immer weniger Märkten und gleichzeitig<br />
stetig zunehmender Verkaufsfläche<br />
ist damit zu rechnen, dass vor allem kleine<br />
Gemeinden unter dieser Entwicklung zu<br />
leiden haben. Großflächige Märkte werden<br />
von den jeweiligen Betreibern nur in<br />
Kommunen mit einem gewinnversprechenden<br />
Einzugs gebiet realisiert. Alternative<br />
Konzepte und die Wiederentdeckung<br />
der kleinflächigen Märkte spielen darum<br />
in kleinen Gemeinden und einwohnerschwächeren<br />
Stadtteilen in Zukunft eine<br />
wichtige Rolle.
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Regionalverband Mittlerer Oberrhein<br />
HAUS DER REGION<br />
Baumeisterstraße 2<br />
76137 Karlsruhe<br />
Tel. +49 (0) 721-35502-0<br />
Fax +49 (0) 721-35502-22<br />
rvmo@region-karlsruhe.de<br />
Bildnachweis<br />
mad-max/PIXELIO: S. 1<br />
Peter Sandbiller S. 2<br />
GMA bzw. IHK Karlsruhe S. 3<br />
oben/Mitte bzw. oben/rechts<br />
B.M.Design, G. Koch: S.5<br />
Photodisc: S. 5, 7<br />
Mit freundlicher Genehmigung<br />
der jeweiligen Autoren:<br />
alle Fotos von S. 20 bis 28<br />
Alle übrigen Fotos:<br />
Regionalverband Mittlerer Oberrhein<br />
Redner und Autoren<br />
Roland Fitterer<br />
Vizepräsident und Vorsitzender<br />
des Einzelhandelsausschusses<br />
IHK Karlsruhe<br />
Peter Günther<br />
Vorstand<br />
Unser Dorfladen Leiberstung eG,<br />
Sinzheim-Leiberstung<br />
Dr. Gerd Hager<br />
Verbandsdirektor<br />
Regionalverband Mittlerer Oberrhein<br />
Thomas Heckmann<br />
Geschäftsfeldleiter Consumer<br />
Fa. CAP; GDW Süd<br />
Dr. Stefan Holl<br />
Geschäftsführung<br />
GMA Ludwigsburg<br />
Stephan Kammerer<br />
Referent Handel<br />
IHK Karlsruhe,<br />
jetzt IHK Akademie in Ostbayern<br />
Alexander Naber<br />
Ortsvorsteher Sinzheim-Leiberstung,<br />
Vorsitzender der Aufsichtsrates<br />
Unser Dorfladen Leiberstung eG,<br />
Sinzheim-Leiberstung<br />
Josef Offele, Oberbürgermeister a.D.<br />
Verbandsvorsitzender<br />
Regionalverband Mittlerer Oberrhein<br />
Gabriele Ostertag<br />
Projektleitung<br />
GMA Ludwigsburg<br />
Markus Reck-Kehl<br />
Fachbereichsleiter<br />
„Stadt- und Grünplanung“<br />
Stadt Rastatt<br />
Pascal Schellhorn<br />
Lebensmittelhändler<br />
Shopi in Seebach (bei Wissembourg)<br />
Christine Strauß<br />
Referentin<br />
Regionalverband Mittlerer Oberrhein<br />
Reimut Vogel<br />
Pressesprecher<br />
Fa. Okle, Singen<br />
Die Kooperationspartner<br />
der Fachtagung:<br />
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Regionalverband Mittlerer Oberrhein<br />
HAUS DER REGION<br />
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rvmo@region-karlsruhe.de<br />
www.region-karlsruhe.de