Peilstein Brauchtum
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<strong>Peilstein</strong> <strong>Brauchtum</strong><br />
Raunachtsingen in Nebelberg<br />
Ein <strong>Brauchtum</strong>, das in unserer Gegend noch gepflegt wird<br />
Der Lippl mit seinen Pfeiferlbuam<br />
“Glück herein, Unglück hinaus!” Dieser Wunsch ist die eigentliche<br />
Kernaussage des Raunachtsingens, das alle zehn Jahre am 4. und 5.<br />
Jänner in den Grenzdörfern Nebelberg, Hinterschiffl oder Haselbach<br />
abwechselnd aufgeführt wird.<br />
Das “Nebelberger Raunachtspiel” (1929 in der “Zeitschrift für Volkskunde”<br />
dokumentiert) hat seinen Ursprung im österreichisch-bayrischen<br />
Grenzraum und geht bis in das 17. Jahrhundert zurück. Über den Sinn<br />
gehen die Meinungen auseinander. Die einen sehen ein heidnisches<br />
<strong>Brauchtum</strong>, um Dämonen und böse Geister von den Dörfern fernzuhalten,<br />
andere haben eine weniger geheimnisvolle Version, der Raunachtsumtrieb<br />
sei für das früher ärmliche, bäuerliche Hilfspersonal nur ein willkommener<br />
Anlass gewesen, den Speisezettel aufzubessern. Tatsache ist jedenfalls,<br />
dass dieses <strong>Brauchtum</strong> auch in unserer Wohlstandsgesellschaft noch<br />
weiterlebt. Der Ablauf ist seit jeher ziemlich gleich, wobei alle Figuren -<br />
auch Frauengestalten - nur von Männern und Burschen verkörpert werden<br />
dürfen, insgesamt ca. 40 an der Zahl.<br />
Am Morgen des 4. Jänner - am Tag vor der “foastn Raunacht” - beginnt das<br />
Spektakel mit dem “Verschreien”. Hoch zu Ross kündigt der “Ansager” das<br />
eigentliche Raunachtsingen am folgenden Tag an und fordert die Bewohner<br />
auf, Krapfen zu backen. Ihm folgen allerlei grotesk vermummte Gestalten<br />
wie Rasierer, Scherenschleifer, Samenverkäufer usw., die so manchen<br />
Schabernack mit den Zusehern treiben. So kann es schon vorkommen,<br />
dass auch Frauen unters hölzerne Rasiermesser müssen. Durch Bezahlung<br />
eines Lösegeldes können sich die “Opfer” aber freikaufen.<br />
Der eigentliche Höhepunkt folgt am 5. Jänner. Den Reigen eröffnet der<br />
Guckkastenmann mit allerlei Getier, der dem Raunachtstross vorauseilt.<br />
Das richtige Ritual eröffnet der “Platzmacher”, der in den Bauernstuben<br />
dafür sorgt, dass genügend Platz für die Spieler ist, die der Reihe nach<br />
eintreten: Vorausgeher, Sterntreiber, Hans von Feserkern, Korizogn,<br />
Krapfentrager, Fleischnazl, Lippl mit Pfeiferlbuam. Alle diese Gestalten<br />
treten mit eigenen Sprüchen ins Rampenlicht, erst dann wird gemeinsam<br />
das Raunachtlied (siehe Seite 6) gesungen, das den Hausbewohnern Glück<br />
verheißt. Ein weiterer lustiger Höhepunkt ist das „Zusammengeben“ eines<br />
Der Schulmeister gibt das Brautpaar zusammen. Brautpaares durch den „Schulmeister“, der seine blumige Ausdrucksweise<br />
immer wieder ändert und<br />
daher für Überraschungen und witzige Einlagen sorgt. Der Lohn der Spieler<br />
besteht aus Krapfen und Fleisch, vor allem aber aus Trinkgeld.<br />
Dann verlassen die Sänger und ihr Gefolge die Stube und werden von den „Zitherern“<br />
abgelöst, die mit einigen „G‘stanzln“ die Hausgemeinschaft belustigen und dafür<br />
ebenfalls „entlohnt“ werden.<br />
Mittlerweile treiben die bösen Gestalten wie die „Teufel“ und das „Harfennandl“<br />
auf den Straßen ihr Unwesen und tragen so zur guten Stimmung unter dem<br />
zahlreichen Publikum bei, ehe der Tross zum nächsten Haus zieht.<br />
Der Vielfraß Korizogn tritt ein.