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DU und ICH - Autonomie und Chaos

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M o n d r i a n g r a f v . l ü t t i c h a u - D U U N D I C H :<br />

Beziehungsorientierte enthospitalisierung mit hindernissen<br />

www.autonomie-<strong>und</strong>-chaos.de<br />

begeistert entdeckt hat. Der chefarzt hat keinerlei einwände: "Sollen die<br />

schwestern ruhig mitkriegen, daß nicht mehr sie alleine die stullen verteilen!"<br />

Die stationsärztin deutet mehrbelastung auch für sich an (durch aufmüpfiger<br />

werdende bewohnerInnen). – Der chefarzt hält es für unabdingbar, daß meine<br />

arbeit jetzt im einzelfall transparent gemacht wird für das pflegepersonal.<br />

"Allerdings ist das hier ein krankenhaus – das gerät manchmal offenbar in<br />

vergessenheit!" –<br />

Hinterher hab ich gleich lisas vater angerufen <strong>und</strong> ein bißchen erzählt..<br />

Alfred <strong>und</strong> ich hatten uns im tagesraum schon längere zeit miteinander<br />

beschäftigt, da nahm er mir sacht meine brille ab (hatte er schon öfters<br />

gemacht) – <strong>und</strong> warf sie mit eleganter handbewegung aus dem offenen<br />

fenster. Da mußte ich sie dann im gestrüpp suchen – ohne brille. Solche<br />

aktionen sind nicht untypisch für ihn <strong>und</strong> eindeutig provokativ gemeint –<br />

fredo ist massiv unterfordert.<br />

Hinterher war wieder die gratwanderung angesagt: Einerseits ihm klar<br />

vermitteln, daß ich das scheiße finde – <strong>und</strong> ebenso eindeutig zeigen, daß ich<br />

ihn weiterhin mag <strong>und</strong> wir im kontakt bleiben.<br />

Manchmal sitz ich tatsächlich für eine oder zwei st<strong>und</strong>en in meinem<br />

zimmerchen, lese irgendwas, schreibe in den akten rum – aber gehe nicht<br />

runter zu den bewohnerInnen. Ich schaff's nicht, hab keine kraft mehr. Ist<br />

sowas ok? Mach ich genug? Oder spiel ich mich nur auf <strong>und</strong> bin im gr<strong>und</strong> ein<br />

drückeberger, ein "überflieger"?<br />

Juni 1995<br />

Winzige beziehungsmomente mit eva, dieser w<strong>und</strong>erbaren frau.. Warum<br />

eigentlich "w<strong>und</strong>erbar"? Darüber kann ich nicht schreiben, reden..<br />

Tag für tag sitze ich bei ihr auf dem boden, in gebührlichem abstand, <strong>und</strong><br />

versuche, die winzigsten reaktionen von ihr mitzukriegen <strong>und</strong> angemessen<br />

zu beantworten.. – um uns herum der hexenkessel des tagesraums, ständig<br />

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