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Pfarrbrief - Altlichtenwarth

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werden so in sein eigenes Bild verwandelt,<br />

von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den<br />

Geist des Herrn.“ (2 Kor 3,17–18)<br />

„Alle Christen sollten bewusster mit Christus<br />

verbunden, sollten Mystiker sein!“<br />

So lautet das geistige Vermächtnis des großen<br />

Theologen Karl Rahner, der nicht müde<br />

wurde, darauf zu verweisen, dass Glaube<br />

nicht zuerst als ein Für-wahr-Halten von<br />

Glaubenssätzen zu verstehen ist und ein<br />

christliches Leben sich nicht im Einhalten<br />

von Geboten und kirch-lichen Vorschriften<br />

erschöpfen darf, sondern dass in jedem<br />

gläubigen Christen der von Jesus verheißene<br />

Heilige Geist am Werk ist. Dieser<br />

regt an, belehrt und vergeistigt, damit jeder<br />

Mensch seine ihm von Gott bestimmte Vollkommenheit<br />

erreicht, damit er als Erlöster<br />

ewig in der Nähe Gottes leben kann.<br />

Wer sich zu so einer Einstellung emporarbeitet,<br />

überwindet auch die Angst vor<br />

dem Sterben und gewinnt ein höheres Lebensziel<br />

als irdisches Wohlergehen, materiellen<br />

Erfolg und gesellschaftliches Ansehen.<br />

Der große Glaubenslehrer der frühen<br />

Kirche findet dafür maßgebliche Worte, die<br />

uns auch heute noch helfen können, dieses<br />

große Lebensziel zu erreichen: „Wir wissen:<br />

Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen<br />

wird, dann haben wir eine Wohnung von<br />

Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes<br />

ewiges Haus im Himmel. Im gegenwärtigen<br />

Zustand seufzen wir und sehnen uns<br />

danach, mit dem himmlischen Haus überkleidet<br />

zu werden. So bekleidet, werden wir<br />

nicht nackt erscheinen. Solange wir nämlich<br />

in diesem Zelt leben, seufzen wir unter<br />

schwerem Druck, weil wir nicht entkleidet,<br />

sondern überkleidet werden möchten, damit<br />

so das Sterbliche vom Leben verschlungen<br />

werde. … Weil wir zuversichtlich sind, ziehen<br />

wir es vor, aus dem Leib auszuwandern<br />

und daheim beim Herrn zu sein.“ (2 Kor<br />

5,1–4.8)<br />

Wir dürfen uns den Himmel daher<br />

nicht meteorologisch vorstellen – also<br />

hoch über den Wolken, im tiefen Azurblau<br />

des Weltraums –, sondern sollen ihn geistig<br />

sehen! Jesus hat das oftmals betont, und wir<br />

finden viele Stellen in den Evangelien, die<br />

diese innere, geistige Sicht des Himmels<br />

zum Ausdruck bringen. Ich zitiere je eine<br />

aus jedem der vier Evangelien:<br />

– Selig, die ein reines Herz haben, denn sie<br />

werden Gott schauen. (Mt 5,8)<br />

– Die Zeit ist erfüllt und das Himmelreich ist<br />

nahe. Denkt um und glaubt! (Mk 1,15)<br />

– Das Reich Gottes ist schon inwendig in<br />

euch. (Lk 17,21)<br />

– Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem<br />

Wort festhalten; mein Vater wird ihn<br />

lieben, und wir werden zu ihm kommen<br />

und in ihm wohnen. (Joh 14,23)<br />

Diese innere Verbundenheit mit unserem<br />

Schöpfer (Gott) können wir uns nicht<br />

irdisch vorstellen, weil sie in den mystischen<br />

Bereich weist, den man zwar geistig<br />

erfassen, aber nicht mit dem Verstand denken<br />

und verstehen kann. Das „reine Herz“<br />

bei Matthäus, das „Umdenken“ bei Markus,<br />

das „inwendig in euch“ bei Lukas und das<br />

„Lieben und in ihm Wohnen“ bei Johannes<br />

weisen den Weg, wie man sich dem damit<br />

Gemeinten „mystisch“ – dieses Wort<br />

kommt vom griechischen Wort „myein“, das<br />

„schweigen“ bedeutet! – innerlich annähern<br />

kann.<br />

Der scharfsinnige Theologe Karl<br />

Rahner wusste um die Schwierigkeiten, sich<br />

mit Hilfe von Verstand und Vernunft an das<br />

Erkennen Gottes und seines unsichtbaren<br />

Wirkens heranzutasten. Deshalb warnte er<br />

vor gefährlichen denkerischen Zugängen<br />

und empfahl das „ganzheitliche Innewerden<br />

Gottes“ im tief innerlichen, also als „Herzdenken“<br />

verstandenen Glauben.<br />

Paulus war ein „mystischer Christ“!<br />

Bereits Paulus ging diesen Weg, wie das<br />

folgende Zitat im zweiten Brief an die Korinther<br />

erkennen lässt: „Ich will jetzt von<br />

Erscheinungen und Offenbarungen sprechen,<br />

die mir der Herr geschenkt hat. Ich<br />

kenne jemand, einen Diener Christi, der vor<br />

vierzehn Jahren bis in den dritten Himmel<br />

entrückt wurde; ich weiß allerdings nicht,<br />

ob es mit dem Leib oder ohne den Leib geschah,<br />

nur Gott weiß es. Und ich weiß, dass<br />

dieser Mensch in das Paradies entrückt<br />

wurde; ob es mit dem Leib oder ohne den<br />

Leib geschah, weiß ich nicht, nur Gott weiß<br />

es. Er hörte unsagbare Worte, die ein<br />

Mensch nicht aussprechen kann. … Damit<br />

ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen<br />

nicht überhebe, wurde mir ein Sta-

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