4.2 Differentialrechnung III - Mathematik
4.2 Differentialrechnung III - Mathematik
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<strong>4.2</strong> <strong>Differentialrechnung</strong> <strong>III</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Überblick Extremal- und Wendepunkte 2<br />
2 Monotonie und erste Ableitung 2<br />
3 Krümmung und zweite Ableitung 6<br />
4 Extremalpunkte 7<br />
5 Wendepunkte 12<br />
6 Anwendungsaufgaben 15<br />
7 Kurvendiskussion 16<br />
8 Kurvendiskussion ohne TI-NSpire 16<br />
9 Kurvendiskussion mit dem TI-NSpire 19<br />
1
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 2<br />
<strong>Differentialrechnung</strong> <strong>III</strong>-Spezielle Punkte auf<br />
dem Graphen<br />
1 Überblick Extremal- und Wendepunkte<br />
Viele technische und wirtschaftliche Prozesse können durch Funktionen beschrieben werden. Diese kann<br />
man durch Gleichungen und durch Graphen darstellen. Dabei spielen bestimmte Punkte des Graphen eine<br />
wichtige Rolle. Beispiele dafür sind die Schnittpunkte mit der x- und y-Achse, Extremalpunkte (Hoch- und<br />
Tiefpunkte) und Wendepunkte (Wechsel von einer Rechts- in eine Linkskrümmung und umgekehrt). Kennt<br />
man die Lage dieser charakteristische Punkte, so kann man den prinzipiellen Verlauf des Graphen sehen. Die<br />
Achsenschnittpunkte berechnen sich Hilfe von Gleichungen, während es mit Hilfe der <strong>Differentialrechnung</strong><br />
möglich ist, Extremalpunkte und Wendepunkte zu berechnen.<br />
2 Monotonie und erste Ableitung<br />
Das Steigungsverhalten einer Funktion, in der Fachsprache als Monotonieverhalten bezeichnet, prägt den<br />
Kurvenverlauf besonders. Man unterscheidet grundsätzlich Monotonie von strenger Monotonie, wir begnügen<br />
uns mit in diesem Skript mit strenger Monotonie.
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 3<br />
Umgangssprachlich heisst streng monoton steigend: je grösser das x, umso grösser ist der Funktionswert.<br />
Mathematisch können diese Aussage folgendermassen notieren:<br />
Definition 1 Gilt für zwei beliebige Stellen x 1 und x 2 des Intervalles I mit x 1 < x 2 stets f(x 1 ) < f(x 2 ), so<br />
wird die Funktion f als streng monoton steigend auf dem Intervall bezeichnet.<br />
Umgangssprachlich heisst streng monoton steigend: je grösser das x, umso grösser ist der Funktionswert.<br />
Mathematisch können wir diese Aussage folgendermassen notieren:<br />
Definition 2 Gilt für zwei beliebige Stellen x 1 und x 2 des Intervalles I mit x 1 < x 2 stets f(x 1 ) > f(x 2 ), so<br />
wird die Funktion f als streng monoton fallend auf dem Intervall bezeichnet.<br />
Am folgenden Beispiel wollen wir das Monotonieverhalten des Graphen untersuchen, indem wir den Graphen<br />
zeichnen.<br />
Beispiel:<br />
Untersuche das Monotonieverhalten von f(x)=x 2 − 2x graphisch.
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 4<br />
4<br />
2<br />
−2<br />
2<br />
−2<br />
−4<br />
Gibt es auch einen rechnerischen Weg, um das Monotonieverhalten zu ermitteln Wir nehmem wiederum<br />
die Funktion f(x)=x 2 −2x und zeichnen auf der linken Abbildung eine paar Tangenten und auf der rechten<br />
Abbildung die Graphen von f(x) und f ′ (x) ins gleiche Koordinatensystem.<br />
4<br />
2<br />
−2<br />
−2<br />
2<br />
−4<br />
Wir beobachten:
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 5<br />
Satz 1 Das Monotoniekriterium<br />
Beispiel<br />
Untersuche die Funktion f(x) = 1 3 x3 − x 2 + 4 mithilfe des Monotoniekriteriums auf strenge Monotonie.<br />
Überprüfe anschliessend Dein Ergebnis, indem Du den Graphen mit dem TI-NSpire plottest.<br />
1. Untersuche die Funktion f(x)= 1 3 x3 + 1 2 x2 −2x auf strenge Monotonie. Plotte anschliessend den Graphen<br />
mit dem TI-89 und überprüfe Dein Ergebnis.<br />
2. Untersuche die Funktion f(x)= 2 3 x3 + x 2 − 12x auf strenge Monotonie. Plotte anschliessend den Graphen<br />
mit dem TI-89 und überprüfe Dein Ergebnis.<br />
3. Untersuche die Funktion f(x)=− 1 3 x3 + 1 2 x2 + 12x auf strenge Monotonie. Plotte anschliessend den<br />
Graphen mit dem TI-89 und überprüfe Dein Ergebnis.<br />
3 Krümmung und zweite Ableitung<br />
Ein weiteres wichtiges Merkmal eines Funktionsgraphen ist sein Krümmungsverhalten. Bewegt man sich<br />
auf dem unten abgebildeten Graphen in Richtung der positiven x-Achse, so durchfährt man zunächst eine<br />
Rechtskurve, dann eine Linkskurve. Denjenigen Punkt, in dem sich die Krümmungsart ändert, nennt man<br />
Wendepunkt.
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 6<br />
Zuerst die Definitionen für Links- und Rechtskrümmung. Wir betrachten den Graphen von f(x) = 1 3 x3 −<br />
x 2 + 4 mit der dazugehörigen Ableitungsfunktion:<br />
4<br />
2<br />
−2<br />
2<br />
−2<br />
Wir beobachten:<br />
• Wenn der Graph in einem Intervall I rechtsgekrümmt ist, dann ist f ′ auf I ...................................... .<br />
• Wenn der Graph in einem Intervall I linksgekrümmt ist, dann ist f ′ auf I ......................................... .
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 7<br />
Wir können also Rechts- und Linkskrümmung folgendermassen definieren:<br />
Definition 3 (Rechts- und Linkskrümmung)<br />
• f heisst rechtsgekrümmt auf I genau dann, wenn ........................ .<br />
• f heisst linksgekrümmt auf I genau dann, wenn .......................... .<br />
4. Gegeben ist die Funktion f(x)= x4<br />
12 − x3 + 5 2 x2 + 3x+1. Untersuche ihr Krümmungsverhalten auf R.<br />
Plotte anschliessend den Graphen mit dem TI-NSpire und überprüfe Dein Ergebnis.<br />
5. Gegeben ist die Funktion f(x)=x 3 . Untersuche ihr Krümmungsverhalten auf R. Plotte anschliessend<br />
den Graphen mit dem TI-NSpire und überprüfe Dein Ergebnis.<br />
6. Gegeben ist die Funktion f(x) = x4 6 − x3 − 4x 2 − x+6. Untersuche ihr Krümmungsverhalten auf R.<br />
Plotte anschliessend den Graphen mit dem TI-NSpire und überprüfe Dein Ergebnis.<br />
4 Extremalpunkte<br />
Ein Extremalpunkt ist ein Hoch- oder ein Tiefpunkt. Beispiele von solchen Punkten sind auf der untenstehenden<br />
Abbildung zu sehen.<br />
3<br />
2<br />
1<br />
−2<br />
P 1<br />
P 2<br />
x 1 x 2<br />
−1<br />
−1<br />
1 2 3<br />
−2<br />
Der Punkt P 1 ist ein Hochpunkt, während der Punkt P 2 ein Tiefpunkt ist. Auf dem obigen Graphen haben<br />
wir also einen Hochpunkt an der Stelle x 1 und einen Tiefpunkt an der Stelle x 2 . Oft werden Hoch- und<br />
Tiefpunkte auch allgemein als Extrempunkte bezeichnet.<br />
Bemerkung
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 8<br />
Wir können auch noch unterscheiden zwischen lokalem und globalem Hochpunkt (Tiefpunkt). Das Wort<br />
lokal kann mit örtlich übersetzt werden. Wenn wir von einem lokalen Maximum im Punkt x 0 sprechen, dann<br />
ist damit der höchste Punkt in der Umgebung von x 0 gemeint. Den „höchsten “aller Maximalpunkte nennen<br />
wir dann globalen Maximalpunkt. In diesem Skript machen wir diesen Unterschied nicht, wir sprechen<br />
einfach von Extremal-, Hoch- und Tiefpunkten.<br />
Wir wollen nun den Begriff Hochpunkt mathematisch definieren. Dafür verwenden wir am besten den Begriff<br />
der Umgebung, den ich kurz erkläre. Anschaulich:<br />
x 0 − ε<br />
x 0<br />
x 0 + ε<br />
Unter einer Umgebung U x0 von x 0 verstehen wir das Intervall (x 0 − ε,x 0 + ε), wobei ε > 0. Ein lokaler<br />
Hochpunkt an der Stelle (x 0 | f(x 0 )) liegt dann vor, wenn es eine Umgebung von x 0 so gibt, dass alle Punkte<br />
rechts und links von x 0 tiefer liegen. Mathematisch:<br />
Definition 4 Der Punkt H(x 0 | f(x 0 )) des Graphen von f heisst Hochpunkt von f , wenn es eine Umgebung<br />
U x0 so gibt, dass für alle x∈ U x0 gilt: f(x)≤ f(x 0 ).<br />
Genau gleich definieren wir einen lokalen Tiefpunkt:<br />
Definition 5 Der Punkt T(x 0 | f(x 0 )) des Graphen von f heisst Tiefpunkt von f , wenn es eine Umgebung U x0<br />
so gibt, dass für alle x∈ U x0 gilt: f(x)≥ f(x 0 ).<br />
Zuerst wollen wir Eigenschaften von Hoch und Tiefpunkten mit dem TI-NSpire beobachten. Dazu füllen<br />
wir die untenstehende Tabelle aus. Wir gehen folgendermassen vor:<br />
Plotte zuerst den Graphen der Vorschrift auf dem TI-NSpire. Die Stelle x 0 bezeichnet die Stelle, wo ein<br />
Extrempunkt oder Wendepunkt vorkommt. Bestimme diese Stelle durch ablesen. Fülle anschliessend die<br />
entsprechende Zeile der Tabelle aus.<br />
f(x) f ′ (x) f ′′ (x) f ′′′ (x) x 0 f ′ (x 0 ) f ′′ (x 0 ) f ′′′ (x 0 ) Ma/Mi<br />
x 2 + x<br />
−x 2 + x<br />
x 4<br />
−x 4<br />
Wir beobachten:
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 9<br />
Satz 2 Die Funktion f sei an der Stelle x E differenzierbar. Dann gilt: Wenn bei x E ein Extremalpunkt von f<br />
liegt, dann ist f ′ (x E )=0.<br />
Diese Bedingung ist eine notwendige Bedingung. Sie muss notwendigerweise erfüllt sein, wenn ein Extremalpunkt<br />
vorliegen soll. Diese Bedingung alleine reicht aber nicht (sie ist nicht hinreichend). Betrachten wir<br />
folgendes Beispiel:<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
x 3<br />
−2<br />
−1<br />
−1<br />
−2<br />
−3<br />
1 2 3<br />
An der Stelle x=0 ist die Ableitung zwar 0, es liegt aber trotzdem kein Extrempunkt vor.<br />
Kurz zu hinreichend/notwendig: Es ist hinreichend Schüler der Klasse 4aW zu sein, um Schüler der Kanti Solothurn zu sein, aber nicht notwendig.<br />
Man ist z.B. auch Schüler der Kanti Solothurn, wenn man Schüler der Klasse 2bW ist. Dagegen ist es notwendig, Schüler einer Klasse der Kanti Solothurn<br />
zu sein, um Schüler der Kanti Solothurn zu sein (Gleichzeitig ist es auch hinreichend).<br />
Übungen<br />
7. An welchen Stellen besitzt die Funktion f(x)=x 3 + 9x 2 − 21x lokale Extrempunkte [x 1 =−7,x 2 = 1]<br />
8. Überprüfe, ob die folgenden Funktionen an den angegebenen Stellen horizontale Tangenten besitzen.<br />
a) f(x)= 1 4 x3 − 3x mit x 0 =−2 [ja]<br />
b) f(x)=x 3 − x 2 − 4x+4 mit x 0 = 1 [nein]<br />
Die zweite Bedingung finden wir schnell durch anschauliches Überlegen:
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 10<br />
−1<br />
3 f ′′ (x) f ′ (x) f(x)<br />
2<br />
1<br />
x 1 x 2<br />
1 2<br />
−1<br />
−2<br />
Unsere Beobachtung halten wir gleich in einem Satz fest:<br />
Satz 3 Links- und Rechtskrümmung<br />
• Wenn f auf I rechtsgekrümmt ist, dann ist f ′′ (x)......... auf I.<br />
• Wenn f auf I linksgekrümmt ist, dann ist f ′′ (x)......... auf I.<br />
Bei einem Hochpunkt an der Stelle x 1 ist der Graph in einer Umgebung von x 1 rechtsgekrümmt, während<br />
bei einem Tiefpunkt an der Stelle x 1 der Graph in einer Umgebung von x 1 linksgekrümmt ist. Dies führt uns<br />
zu folgendem Satz:<br />
Satz 4 Gegeben ist die an der Stelle x 1 zweimal differenzierbare Funktion f mit der Vorschrift f(x). Dann<br />
gilt:<br />
• f ′ (x 1 )=0 und f ′′ (x 1 )0⇒Minimalpunkt bei x 1 .<br />
• f ′ (x 1 )=0 und f ′′ (x 1 )=0 ⇒ keine Aussage möglich, es müssen weitere Ableitungen untersucht werden.<br />
Beachte, dass die Bedingungen f ′′ (x 1 )0 nicht notwendig sind, d.h. der Graph kann bei x 1<br />
auch einen Extrempunkt haben, wenn f ′′ (x)=0 ist.<br />
Beispiel<br />
Die Funktion f : R→R, f(x)=−x 4 hat an der Stelle x=0 ein Maximum, obwohl die Bedingung f ′′ (x 1 )
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 11<br />
9. Ermittle mit dem TI-NSpire die Maximal- und Minimalpunkte. Gib Dein Ergebnis in der Form Ma(..|..)<br />
oder Mi(..|..) an.<br />
a) f(x)=x 3 + 4.5x 2 − 30x+1 [Ma(−5|138.5),Mi(2|−33)]<br />
b) f(x)=3x 3 − 16x+8 [Ma(−1.3|−7.1),Mi(1.3|7.1)]<br />
c) f(x)=8x 3 + 24x 2 + 18x+11 [Ma(−1.5|11),Mi(−0.5|7)]<br />
d) f(x)=4x 3 − 2.5x 2 − 2x [Ma(−0.25|0.28),Mi(0.6|−1.26)]<br />
10. Bestimme a und b so, dass der Graph von f(x)= ax2 + 1<br />
in P=(2|1) einen Extremalpunkt besitzt.<br />
bx<br />
Kontrolliere anschliessend Dein Ergebnis.<br />
[a=0.25 und b=1]<br />
11. Der TR kann für diese Aufgabe uneingeschränkt verwendet werden. Eine Polynomfunktion der Form<br />
f(x)=a 3 x 3 +a 2 x 2 +a 1 x+a 0 hat einen Extrempunkt in P=(3|10), dazu hat der Graph an der Stelle<br />
x=5 die Steigung−3/4. Für x=7 liefert die Funktion den Wert 12. [a 0 =−8.56,a 1 = 15.19,a 2 =−3.94,a 3 = 0.31]<br />
5 Wendepunkte<br />
Wie schon Eingangs erwähnt, ist ein Wendepunkt ein Punkt auf dem Graphen, bei dem der Funktionsgraph<br />
von einer Links- zu einer Rechtskurve oder umgekehrt wechselt. Es gibt zwei Fälle:<br />
• 1.Fall: der Graph ändert sein Krümmungsverhalten und die Ableitung von f(x) ist 0⇒Sattelpunkt.<br />
Ein Sattelpunkt ist ein spezieller Wendepunkt.<br />
• 2.Fall: der Graph ändert sein Krümmungsverhalten und die Ableitung von f(x) ist nicht 0⇒Wendepunkt.<br />
Auf dem linken untenstehenden Graph sehen wir einen Wendepunkt (P 1 ) auf dem rechten Graphen sehen wir<br />
einen Sattelpunkt (P 2 ). Wir „sehen“, dass auf dem linken Graphen f ′ (0)≠0 gilt und dass auf dem rechten<br />
Graphen f ′ (0)=0 gilt.<br />
3<br />
2<br />
3<br />
2<br />
−1<br />
1<br />
f(x) 1<br />
P 1<br />
x 3<br />
1 2 −1<br />
−1<br />
−1<br />
x 3<br />
P 2<br />
f(x)<br />
1 2<br />
−2<br />
−2
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 12<br />
Es geht jetzt um die Frage, wie wir Wendepunkte berechnen können. Wir wollen die Antwort selber herausfinden,<br />
indem wir mit Hilfe des TI-NSpire die untenstehende Tabelle ausfüllen. Gehe folgendermassen<br />
vor:<br />
Plotte zuerst den Graphen der Vorschrift auf dem TI-NSpire. Die Stelle x 0 bezeichnet die Stelle, wo ein<br />
Extrempunkt oder Wendepunkt vorkommt. Bestimme diese Stelle durch ablesen. Fülle anschliessend die<br />
entsprechende Zeile der Tabelle aus.<br />
f(x) f ′ (x) f ′′ (x) f ′′′ (x) x 0 f ′ (x 0 ) f ′′ (x 0 ) f ′′′ (x 0 ) SP/WP<br />
x 3<br />
−x 3<br />
x 3 + x<br />
x 5 + x<br />
x 5<br />
Wir beobachten:
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 13<br />
3<br />
f ′ (x)<br />
3<br />
2<br />
2<br />
f ′ (x)<br />
1<br />
f ′′ (x) 1<br />
f ′′ (x)<br />
−1<br />
−1<br />
1 2<br />
−1<br />
−1<br />
1 2<br />
−2<br />
−2<br />
Wir beobachten:<br />
Für einen Wende- oder Terrassenpunkt an der Stelle x W gilt:<br />
Diese Bedingung ist notwendig für einen Wendepunkt, aber nicht hinreichend. Auch diese Behauptung<br />
lässt sich beweisen, worauf wir wiederum verzichten. Ein Beispiel, das zeigt, dass die Bedingung nicht<br />
hinreichend ist:<br />
Beispiel<br />
Für die Funktion f : R→R, f(x)=x 4 gilt: f ′′ (0)=0, in(0|0) hat die Funktion aber einen Minimalpunkt.<br />
Am obigen Beispiel können wir noch weiter beobachten, dass die Ableitung von f ′′ (x) ungleich 0 ist. Dies<br />
führt uns zur Vermutung, dass diese Bedingung auch notwendig ist für einen Wendepunkt. Auch diese Vermutung<br />
lässt sich beweisen.<br />
Im folgenden Satz sind unsere Beobachtungen zusammengefasst.<br />
Satz 5 Gegeben ist eine an der Stelle x W zweimal differenzierbare Funktion f . Dann gilt:<br />
• f ′ (x W )=0 und f ′′ (x W )=0 und f ′′′ (x W )≠0⇒Sattelpunkt bei x 3 .<br />
• f ′ (x W )=0 und f ′′ (x W )=0 und f ′′′ (x W )=0⇒Keine Aussage möglich, es müssen weitere Ableitungen<br />
bzw. der Graph untersucht werden.<br />
• f ′ (x 3 )≠0 und f ′′ (x 3 )=0⇒Wendepunkt bei x 3 .<br />
Übungen<br />
12. Bestimme die Wendepunkte. Prüfe, ob sogar ein Sattelpunkt vorliegt. Gib Dein Ergebnis in der Form<br />
W(...|...) bzw. S(...|...) an. Überprüfe anschliessend Dein Ergebnis, indem Du den Graphen mit dem<br />
TI-NSpire plottest.
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 14<br />
a) f(x)=2x 3 + 12x 2 − 7 [W(−2|25)] b) f(x)=3x 4 + 6x 3 + 4x [W(−1|−7),W(0|0)]<br />
c) f(x)=x 5 [S(0|0)] d) f(x)=x 4 − 4x 3 [S(0|0),W(2|−16)]<br />
13. Bestimme p so, dass der Graph der Funktion f(x) = 2(x2 − 9)<br />
x 2 + p<br />
bei x=2 einen Wendepunkt besitzt.<br />
[p 1 =−9, p 2 = 12]<br />
14. Gegeben ist die Funktion f a (x)=x 3 −3ax 2 (a∈R + ). Berechne die Koordinaten des Wendepunktes in<br />
Abhängigkeit von a.<br />
15. Der TR kann für diese Aufgabe uneingeschränkt verwendet werden. Gegeben ist ein Polynom der<br />
Form a 4 x 4 + a 3 x 3 + a 2 x 2 + a 1 x+a 0 , dessen Graph die folgenden Bedingungen erfüllt: Extremwert in<br />
(0|0), Wendepunkt in(2|3), Tangente am Wendepunkt parallel zur Geraden y=2x. Berechne a 0 ,a 1 ,a 2 ,a 3<br />
und a 4 . [a 0 = 0,a 1 = 0,a 2 = 1.5,a 3 =−0.5 und a 4 = 0.0625]<br />
6 Anwendungsaufgaben<br />
Übungen<br />
16. Auf dem Mond lautet das Weg-Zeit-Gesetz des freien Falls ungefähr s(t)=0.8t 2 ([t]= s,[s(t)]= m).<br />
Mit welcher Geschwindigkeit schlägt der Körper auf dem Mondboden auf, wenn er aus einer Höhe<br />
von 80m herunterfällt <br />
[128m/s]<br />
17. Der Verlauf einer leichten Viruserkrankung wird durch die Funktion C(t) = 106<br />
8 ·(6t2 − t 3 ) modelliert.<br />
Dabei ist t die Zeit seit Infektionsbeginn in Tagen und C die Anzahl der Virionen in einem ml<br />
Blutflüssigkeit.<br />
a) Wann ist die Virenzunahme am grössten [nach 2 Tagen]<br />
b) Wann ist die Erkrankung vorbei [nach 6 Tagen]<br />
18. Am Oktoberfest in München sind in einem grossen Fass Bier anfänglich 2000 Liter Bier. Der Inhalt<br />
V(t) des Fasses lässt sich in Abhängigkeit der Zeit t in Minuten durch<br />
V(t)=2000− 5<br />
48 t2 + 1<br />
3456 t3<br />
beschreiben. Die Ausflussgeschwindigkeit des Bieres wird in Liter/min gemessen.<br />
a) Skizziere den Verlauf des Graphen mit dem TI-NSpire.<br />
b) Zeige, dass das Fass nach vier Stunden leer ist.<br />
c) Wie gross ist die Durchschnittliche Ausflussgeschwindigkeit zwischen der 20. und der 30.Minute<br />
[4.66 Liter/Min]<br />
d) Wie gross ist die Ausflussgeschindigkeit nach 30 min [5.47 Liter/Min]<br />
e) Wann ist das Fest auf seinem „Höhepunkt “, bzw. wann ist die Ausflussgeschwindigkeit am grössten<br />
<br />
[120 Min]
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 15<br />
7 Kurvendiskussion<br />
Hier geht es darum, von einer gegebenen Funktion den Graphen zeichnen zu können. Es stellt sich die<br />
Frage, ob wir nicht einfach ein paar Punkte berechnen und ins Koordinatensystem eintragen können. Bei<br />
einfachen Vorschriften ist das kein Problem, aber z.B. bei gebrochen rationalen Funktionen (Brüchen) geht<br />
das schon nicht mehr, wie wir sehen werden. Wir berechnen nun die signifikanten Punkte (Minimalunkte,Maximalpunkte,...)<br />
und können nachher dank diesen Punkten den Graphen skizzieren.<br />
Zuerst eine Vorübung:<br />
19. Wir kennen für eine Funktion die folgenden Angaben. Skizziere aufgrund dieser Angaben den Graphen.<br />
a) • D=R<br />
• Asymptote bei y=1 für x→+∞ und für x→−∞<br />
• Wendepunkte bei (−0.6|−0.5) und (0.6,−0.5)<br />
• Nullstellen bei x=−1 und x=1<br />
• Minimum bei (0|−1)<br />
b) • D=R\{−1,1}<br />
• Pole bei x=−1 und bei x=1<br />
• Wendepunkte bei (0|0)<br />
• Nullstelle bei x=0<br />
• Minimum bei (1.7|2.6) und Maximum bei (−1.7|−2.6).<br />
• monoton fallend im Intervall (−1|1).<br />
8 Kurvendiskussion ohne TI-NSpire<br />
Beispiel 1<br />
Berechne bei der Funktion f die grösstmögliche Definitionsmenge in R,Nullstellen, Extremalpunkte und<br />
Wendepunkte, wenn<br />
f(x)=x 3 + 6x 2 + 11x+6<br />
(Hinweis für die Nullstellen: x 3 + 6x 2 + 11x+6=(x+1)(x+2)(x+3))<br />
• D=R<br />
• Nullstellen:(x+1)(x+2)(x+3)=0⇒x 1 =−1,x 2 =−2,x 3 =−3⇒N 1 (−1|0),N 1 (−2|0),N 1 (−3|0)<br />
• f ′ (x)=3x 2 + 12x+11<br />
• f ′′ (x)=6x+12<br />
• Extremalpunkte:
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 16<br />
– f ′ (x)=0⇒3x 2 + 12x+11=0<br />
– x 1,2 = − 12±√ 144−132<br />
⇒ x 1 ≈−1.42,x 2 ≈−2.58<br />
6<br />
– f ′′ (−1.42)=3.48, f(−1.42)=−0.38⇒T P(−1.42|−0.38)<br />
– f ′′ (−2.58)=−3.48, f(−2.58)=0.38⇒HP(−2.58|0.38)<br />
• Wendepunkte:<br />
– f ′′ (x)=0⇒6x+12=0⇒x=−2<br />
– f ′ (−2)=−1≠0, f(−2)=0⇒ WP(−2|0)<br />
• Der Graph:<br />
Beispiel 2 Berechne die grösstmögliche Definitionsmenge in R,Pole,Nullstellen,horizontale Asymptoten,Extremalpunkte<br />
und Wendepunkte bei der Funktion<br />
f(x)= x2<br />
2x−1<br />
• Grösstmögliche Definitionsmenge: 2x−1=0⇒2x=1⇒x=0.5⇒D=R\{0.5}<br />
• Nullstellen: x 2 = 0⇒x=0⇒N(0|0)<br />
• f ′ (x)= 2x(2x−1)−x2· 2<br />
(2x−1) 2 = 4x2 − 2x−2x 2<br />
(2x−1) 2 = 2x2 − 2x<br />
(2x−1) 2
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 17<br />
• f ′′ (x)= (4x−2)(2x−1)2 −(2x 2 − 2x)·2(2x−1)·2<br />
(2x−1) 4 = (4x−2)(4x2 − 4x+1)−(2x 2 − 2x)(8x−4)<br />
(2x−1) 4 =<br />
16x 3 − 16x 2 + 4x−8x 2 + 8x−2−16x 3 + 8x 2 + 16x 2 − 8x<br />
(2x−1) 4 = 4x−2<br />
(2x−1) 4 = 2(2x−1)<br />
(2x−1) 4 = 2<br />
(2x−1) 3<br />
• Extremalpunkte:<br />
– f ′ (x)=0⇒ 2x2 − 2x<br />
(2x−1) 2 = 0⇒2x2 − 2x=0⇒x(2x−2)=0⇒x 1 = 0,x 2 = 1<br />
– x 1 = 0: f ′′ (0)=<br />
– x 2 = 1: f ′′ (1)=<br />
2<br />
=−2, f(0)=0⇒HP(0|0)<br />
(2·0−1) 3<br />
2<br />
= 2, f(1)=1⇒T P(1|1)<br />
(2·1−1) 3<br />
• Wendepunkte: f ′′ (x)=0⇒ 2 = 0⇒ keine Lösung, damit keine WP<br />
(2x−1) 3<br />
• horizontale Asymptoten:<br />
• Pole:<br />
x 2<br />
– lim<br />
x→∞ 2x−1 = ∞<br />
x 2<br />
– lim<br />
x→−∞ 2x−1 =−∞<br />
– Damit keine horizontalen Asymptoten<br />
– Der Kandidat 0.5 kann nicht weggekürzt werden damit haben wir den Pol x=0.5<br />
• Der Graph sieht folgendermassen aus:
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 18<br />
9 Kurvendiskussion mit dem TI-NSpire<br />
In diesem Abschnitt können alle Funktionen des TI-NSpire (ausser fmin() und fmax()) verwendet werden !<br />
Beispiel<br />
Berechne Definitionsmenge,Pole,Nullstellen,Asymptoten,Extremalpunkte und Wendepunkte bei der Funktion<br />
f(x)= x3<br />
x 2 − 1 .<br />
Skizziere nachher mit Hilfe dieser Berechnungen den Graphen der Funktion (nächste Seite).
Diff’rechnung <strong>III</strong> 16.11.2010 Theorie und Übungen 19<br />
20. Berechne Definitionsmenge,Pole,Nullstellen,Asymptoten,Extremas und Wendepunkte. Skizziere nachher<br />
den Graphen und überprüfe mit dem Taschenrechner.<br />
a) f(x)=x 3 − x 2 − x−1 [D=R,N(1.84|0),Ma(−0.33|−0.82),Mi(1|−2),W(0.33|−1.41)]<br />
b) f(x)= x2 − 4<br />
2x 2 − 2<br />
[D=R\{−1,1},y=0.5,N 1 (−2|0),N 2 (2|0),Mi(0|2)]<br />
c) f(x)=x− √ 4−x 2 [D=[−2,2],N( √ 2|0),Mi(− √ 2|−2.83)]<br />
d) f(x)= 4·e−x2<br />
x−2 + 1 [D=R\{2},Pol bei 2,y=1,Mi(0.29|−1.15),Ma(1.71|0.26),W 1 (−0.48|−0.29),W 2 (1|−0.47)]