Ausbildungsreport 2005 - oja-potsdam.de
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Liebe Leserinnen und Leser,<br />
zum Einstieg in <strong>de</strong>n Berlin-Bran<strong>de</strong>nburger <strong>Ausbildungsreport</strong> möchten<br />
wir einen Eindruck von <strong>de</strong>n dramatischen Erlebnissen <strong>de</strong>r DGB-Jugend<br />
auf Berliner und Bran<strong>de</strong>nburger Schulhöfen <strong>2005</strong> vermitteln. Wir nehmen<br />
Sie mit nach Neuruppin ins dortige Oberstufenzentrum. Hier lernt Tobias<br />
<strong>de</strong>n Beruf <strong>de</strong>s Tischlers*. Das heißt, er weiß es noch nicht so genau.<br />
Denn die Probezeit dauert vier Monate. Drei an<strong>de</strong>re junge Männer und<br />
Frauen haben mit ihm angefangen. Und ihr Chef hat ihnen eine <strong>de</strong>utliche<br />
Ansage gemacht: Nach <strong>de</strong>r Probezeit wird er nur zwei von ihnen<br />
übernehmen. Die an<strong>de</strong>ren können sehen, wo sie bleiben. 12-Stun<strong>de</strong>n-<br />
Schichten sind hier die Regel, ohne dass das jemand anordnen muss.<br />
Die Konkurrenz unter einan<strong>de</strong>r existiert also von Beginn an. Alle Azubis<br />
legen sich ins Zeug und leisten Überdurchschnittliches.<br />
Arbeitshandschuhe Müssen sie selbst mitbringen. Und Werkzeug Na<br />
ja, das können doch die Eltern auf <strong>de</strong>n Geburtstagstisch legen. Bisher<br />
haben Tobias und die an<strong>de</strong>ren Azubis vor allem Anweisungen erhalten.<br />
Ein Ausbil<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Arbeitsschritte erklärt Fehlanzeige. Apropos Anzeige.<br />
Die macht hier natürlich niemand, weil alle <strong>de</strong>n begehrten<br />
Ausbildungsplatz wollen. Deshalb mussten wir für diesen Report auch<br />
Namen, Ort und Beruf än<strong>de</strong>rn.<br />
Nein, das hier ist kein Quiz, und Sie sollen nicht nach <strong>de</strong>n meisten<br />
Rechtsbrüchen auf <strong>de</strong>m engsten Raum suchen. Dieses Beispiel steht für<br />
die Realität. Im Herbst <strong>de</strong>s Jahres <strong>2005</strong> zieht die DGB-Jugend Berlin-<br />
Bran<strong>de</strong>nburg eine ernüchtern<strong>de</strong> Bilanz. Seit 2002 sank die Zahl <strong>de</strong>r<br />
betrieblichen Ausbildungsplätze in <strong>de</strong>r Region um 21% auf <strong>de</strong>n<br />
historischen Tiefstand von 28.580. Wo es dauerhaft viel zu wenige<br />
Ausbildungsplätze gibt, um die immer mehr BewerberInnen kämpfen,<br />
erliegen viele Betriebe <strong>de</strong>r Versuchung, ihre Azubis vor allem als billige<br />
Arbeitskräfte auszunutzen. Mit <strong>de</strong>m ersten Berlin-Bran<strong>de</strong>nburger<br />
<strong>Ausbildungsreport</strong> schauen wir hinter die Kulissen <strong>de</strong>r von Politik und<br />
Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>n geworfenen Nebelkerzen. Wir liefern fundierte<br />
Informationen zur tatsächlichen Dimension <strong>de</strong>s Ausbildungsplatzmangels<br />
in <strong>de</strong>r Region. Wir präsentieren die Ergebnisse <strong>de</strong>r Befragung von mehr<br />
als 2500 Berliner und Bran<strong>de</strong>nburger Azubis zur Qualität ihrer Ausbildung.<br />
Und wir dokumentieren, welche Realität sich hinter <strong>de</strong>n Zahlen verbirgt.<br />
Die Gewerkschaftsjugend legt <strong>de</strong>n Berlin-Bran<strong>de</strong>nburger<br />
<strong>Ausbildungsreport</strong> vor, weil sie die Öffentlichkeit aufrütteln will. Wir<br />
schlagen Alarm und machen die unhaltbaren Zustän<strong>de</strong> in etlichen<br />
Ausbildungsbetrieben öffentlich. Wir geben <strong>de</strong>nen eine Stimme, die<br />
*) Name, Ausbildungsberuf und Ort geän<strong>de</strong>rt.<br />
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