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Wohnen und Leben in der Genossenschaft

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Demokratische Struktur<br />

Se<strong>in</strong> Recht zur Teilnahme am demokratischen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Genossenschaft</strong> erwirbt das Mitglied durch<br />

Übernahme von Anteilen. Der Gr<strong>und</strong>satz, e<strong>in</strong> Mitglied -<br />

e<strong>in</strong>e Stimme, unabhängig von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Geschäftsanteile,<br />

sichert se<strong>in</strong>e gleichberechtigte Stellung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Genossenschaft</strong>.<br />

Jedes Mitglied hat das Recht mit se<strong>in</strong>em aktiven <strong>und</strong> passiven<br />

Wahlrecht E<strong>in</strong>fluss auf die Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

Organe zu nehmen. Am demokratischen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> teilzunehmen<br />

heißt, sich aktiv <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em genossenschaftlichen<br />

Umfeld e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen!<br />

Das höchste Entscheidungsgremium ist die Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

(Vertreterversammlung).<br />

Hier beschließen die Mitglie<strong>der</strong> z.B. über Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Satzung, wesentliche Angelegenheiten <strong>der</strong> Geschäftspolitik,<br />

Jahresabschlüsse, aber auch über die Besetzung von<br />

Wahlämtern. Zwischen den Versammlungen übt <strong>der</strong> Aufsichtsrat<br />

die Kontrolle über die Geschäfte des Unternehmens<br />

gemäß den gefassten Beschlüssen aus.<br />

Der Vorstand führt die Geschäfte wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Satzung (bei<br />

uns § 22) festgelegt.<br />

Die <strong>Genossenschaft</strong> muss sich <strong>der</strong> genossenschaftlichen<br />

Pflichtprüfung unterwerfen. Damit wird den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong>direkt die Möglichkeit <strong>der</strong> demokratischen Kontrolle<br />

als Kapitalgeber ermöglicht.<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lage für die Nutzung e<strong>in</strong>er <strong>Genossenschaft</strong>swohnung<br />

(Mitglied als K<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>Genossenschaft</strong>) ist das<br />

geltende Mietrecht. Die Beson<strong>der</strong>heit besteht dar<strong>in</strong>, dass<br />

statt e<strong>in</strong>es Mietvertrages <strong>der</strong> Nutzungsvertrag die Verb<strong>in</strong>dung<br />

zur <strong>Genossenschaft</strong> berücksichtigt <strong>und</strong> e<strong>in</strong> lebenslanges<br />

Wohnrecht festschreibt.<br />

4. Bedeutet demokratisches Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, dass alle<br />

e<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d<br />

Im Gegenteil! Me<strong>in</strong>ungsstreit ist e<strong>in</strong> probates Mittel, um<br />

im demokratischen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> voranzukommen. Der<br />

sachliche Dialog prägt die Unternehmenskultur.<br />

Wichtig ist, den Zweck <strong>der</strong> <strong>Genossenschaft</strong> nicht zu vernachlässigen,<br />

mit Konsensfähigkeit das Beste für alle zu<br />

erreichen.<br />

Das Beste für alle bedeutet, über den wirtschaftlichen<br />

Erfolg des Gesamtunternehmens die materiellen Voraussetzungen<br />

dafür zu erwirtschaften.<br />

Streben wir im demokratischen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nach diesem<br />

Ziel, können auch die meisten <strong>in</strong>dividuellen Interessen<br />

erfüllt werden.<br />

Dann stehen auch die f<strong>in</strong>anziellen Mittel bereit, um den<br />

Zweck <strong>der</strong> <strong>Genossenschaft</strong>, auch bezogen auf die vom<br />

Mitglied genutzte Wohnung, zu erreichen.<br />

5. Hat das demokratische Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auch Grenzen<br />

Die Grenzen wären überschritten <strong>und</strong> die Unternehmenskultur<br />

gefährdet, wenn z.B.:<br />

• <strong>der</strong> Zweck <strong>der</strong> <strong>Genossenschaft</strong> außer Acht gelassen<br />

wird <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelne Mitglie<strong>der</strong> Vorteile zu Lasten an<strong>der</strong>er<br />

Mitglie<strong>der</strong> erlangen,<br />

• Investitionen mit überzogenen, demokratischen Beweggründen<br />

ausgebremst werden <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Genossenschaft</strong><br />

dadurch später Verluste entstehen,<br />

• Konsensfähigkeit fehlt,<br />

• zu viele Interessen verfolgt <strong>und</strong> damit die Hauptziele<br />

verdrängt werden.<br />

Dann entsteht demokratisches Durch- <strong>und</strong> Gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

- o<strong>der</strong> kurz <strong>und</strong> knapp: Anarchie.<br />

3. Was ist eigentlich Maßstab für das demokratische<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

Mit dem Beitritt <strong>in</strong> die <strong>Genossenschaft</strong> akzeptiert jedes<br />

Mitglied die Satzung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Rechte <strong>und</strong> Pflichten <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> die Aufgaben <strong>der</strong> Organe festgelegt s<strong>in</strong>d.<br />

Das s<strong>in</strong>d sozusagen die demokratischen Spielregeln.<br />

Maßstab für die Inhalte des demokratischen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

ist <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Satzung (§ 2(1)) formulierte Zweck <strong>der</strong> <strong>Genossenschaft</strong>:<br />

„ … die För<strong>der</strong>ung ihrer Mitglie<strong>der</strong> durch<br />

e<strong>in</strong>e gute <strong>und</strong> sichere Wohnungsversorgung”.<br />

Wenn dann die <strong>Genossenschaft</strong> wirtschaftlich scheitert<br />

<strong>und</strong> den Zweck nicht mehr erfüllt, haben sich auch alle<br />

E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen erledigt.<br />

Dann s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens die E<strong>in</strong>lagen weg <strong>und</strong> viel schlimmer:<br />

das <strong>Wohnen</strong>, geschützt vor den Übergriffen des freien<br />

Marktes, ist gefährdet.<br />

(Siehe Mitglie<strong>der</strong><strong>in</strong>formation Juli 2012, Seite 7- Mieterschutzgebiet <strong>Genossenschaft</strong>).<br />

He<strong>in</strong>er Böhme<br />

Mitglied des Aufsichtsrates<br />

2/2013<br />

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