Kapital & Märkte, Ausgabe Januar 2015
Die aktuelle Ausgabe von Kapital & Märkte beleuchtet die deutsche Aktienkultur und zeigt, was in der künftigen Anlagepolitik nicht fehlen darf. - Aktienkultur – In Deutschland noch ein Schattengewächs - Die Gründe für mangelnde Aktienkultur: Herdentrieb und fehlende Risikodiversifikation - Warum die Aktie ein Muss ist
Die aktuelle Ausgabe von Kapital & Märkte beleuchtet die deutsche Aktienkultur und zeigt, was in der künftigen Anlagepolitik nicht fehlen darf.
- Aktienkultur – In Deutschland noch ein Schattengewächs
- Die Gründe für mangelnde Aktienkultur: Herdentrieb und fehlende Risikodiversifikation
- Warum die Aktie ein Muss ist
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<strong>Kapital</strong> & <strong>Märkte</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2015</strong><br />
Aktienkultur – in Deutschland noch ein<br />
Schattengewächs<br />
Eine Aktie verbrieft als Wertpapier gemäß dem deutschen<br />
Aktiengesetz einen Bruchteil des Grundkapitals<br />
einer Aktiengesellschaft. Der Aktionär wird somit Miteigentümer<br />
des Gesellschaftsvermögens. Damit stellt<br />
er diesem Unternehmen nachhaltig <strong>Kapital</strong> zur Verfügung<br />
und profitiert im Gegenzug bei erfolgreichem<br />
Wirtschaften der Gesellschaft in Form von Gewinnausschüttungen<br />
(Dividenden) und/oder von der Wertsteigerung<br />
der Anteile an der Börse. Zudem verfügt<br />
er in der Regel über je eine Stimme pro Aktie (Stammaktie)<br />
auf der mindestens einmal jährlich stattfindenden<br />
Hauptversammlung. Bei sogenannten Vorzugsaktien<br />
kann auf dieses Stimmrecht gegen höhere<br />
Ausschüttungen verzichtet werden.<br />
nach der weltweiten Finanz- und Schuldenkrise in Richtung<br />
Null Prozent entwickelt. Auch die mittel- und langfristigen<br />
Anleiherenditen haben nach jahrzehntelangem Rückgang<br />
nun ein Niveau erreicht, auf dem die erwirtschafteten Erträge<br />
die damit verbundenen Kosten und Steuern kaum mehr kompensieren.<br />
Rechnet man die Inflationsraten noch hinzu, dann<br />
ergibt sich eine negative Realverzinsung, die den Wert des<br />
investierten <strong>Kapital</strong>s sukzessive mindert.<br />
Die Aktie als Geldanlageform kann nachweislich als Alternative<br />
dienen, jedoch spielt diese Anlageform in Deutschland<br />
fast schon traditionell eine untergeordnete Rolle. Lediglich<br />
5,8 Prozent der deutschen Anleger sind Aktionäre, wie die<br />
jüngste Verteilung des Anlagevermögens nach Angaben der<br />
Deutschen Bundesbank zeigt:<br />
ABBILDUNG 1: GELDVERMÖGEN DEUTSCHER HAUSHALTE<br />
Pensionsrückstellungen<br />
Sonstige<br />
4,6 %<br />
Deutsche Sparer gelten als die Fleißigsten der Welt. Es gibt<br />
kaum ein Land, in dem die Sparquote höher ist. Geprägt von<br />
mehreren Währungsreformen, Inflations- und Kriegsverlusten<br />
hat sich in Deutschland über Jahrzehnte hinweg eine sehr<br />
konservative Sichtweise in Sachen <strong>Kapital</strong>anlage entwickelt:<br />
Im Fokus der Anleger steht bis heute der <strong>Kapital</strong>erhalt beziehungsweise<br />
ein langsames, aber stetiges <strong>Kapital</strong>wachstum<br />
durch Ansparen.<br />
Diese Strategie ist jedoch seit einigen Jahren zum Scheitern<br />
verurteilt. Nicht nur die Zinsen kurzfristiger Einlagen haben<br />
sich durch die Geldpolitik der internationalen Zentralbanken<br />
Versicherungen 30,1 %<br />
Investmentzertifikate<br />
Aktien<br />
Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Darstellung<br />
5,8 %<br />
40,4 %<br />
Anleihen<br />
Bargeld und<br />
Einlagen<br />
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Wenn Sie hiervon Gebrauch machen möchten, senden Sie uns bitte eine kurze E-Mail an:<br />
<strong>Kapital</strong>undMaerkte@privatbank.de
2<br />
Warum wird der Großteil des Geldes in Deutschland in<br />
Anlageformen gesteckt, die nicht einmal in der Lage sind,<br />
den <strong>Kapital</strong>erhalt zu gewährleisten Denn die Tatsache einer<br />
<strong>Kapital</strong>erosion durch negative Realzinsen betrifft indirekt die<br />
meisten Menschen hierzulande. So sind auch die Pensionskassen,<br />
die betriebliche Altersvorsorgemodelle darstellen<br />
sollen, und vor allem die Lebensversicherungsgesellschaften<br />
inzwischen mehr oder weniger verzweifelt auf der Suche nach<br />
Möglichkeiten, ihre Renditeversprechen in der bestehenden<br />
Niedrigzinskultur einzulösen. ❚<br />
Gründe für mangelnde Aktienkultur: Herdentrieb<br />
und fehlende Risikodiversifikation<br />
Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass Lebensversicherungsgesellschaften<br />
in ihren <strong>Kapital</strong>stöcken immer noch nur<br />
rund drei bis vier Prozent Aktien vorgesehen haben. Risikoaversion<br />
auf der einen Seite, aber auch regulatorische Fallstricke<br />
in Form von zu hohen Eigenkapital-Unterlegungsregeln<br />
auf der anderen Seite, verhindern bis dato ein höheres<br />
Engagement deutscher Lebensversicherer.<br />
Als Hauptgrund für die Abstinenz privater Investoren müssen<br />
die schlechten Erfahrungen mit der „Volksaktie“ der Deutschen<br />
Telekom AG herhalten. Innerhalb der massiven Übertreibungsphase<br />
des „Neuen Marktes“ in den Jahren 1996 bis 2000 gelang<br />
es, weite Teile der Bevölkerung für den Börsengang der Telekom<br />
zu interessieren. Nach dem Platzen der Spekulationsblase<br />
löste sich der Großteil des „Volksaktieninvestments“ in Luft auf.<br />
Hier ist ein grundlegender Mangel an Kenntnissen und Erfahrungen<br />
in der <strong>Kapital</strong>anlage zu beobachten. Denn mit ihrer<br />
Investition haben viele der neuen Aktionären den einzig<br />
dauerhaft erfolgversprechenden Grundsatz der <strong>Kapital</strong>anlage<br />
verletzt: die Risikodiversifikation (=Streuung der Risiken). Das<br />
<strong>Kapital</strong> nur auf ein einziges Investment zu konzentrieren, führt<br />
zu Klumpenrisiken, die zu schmerzhaften Verlusten wie bei<br />
den Telekom-Aktionären führen können.<br />
Und was noch gravierender ist: Private Investoren verletzen<br />
in der Regel einen weiteren Grundsatz einer erfolgreichen<br />
Anlagepolitik – das antizyklische Vorgehen. Wie in vielen Wirtschaftsbereichen<br />
liegt auch in der <strong>Kapital</strong>anlage der Gewinn<br />
im Einkauf. Börsenentwicklungen sind von vielerlei Einflüssen,<br />
wie zum Beispiel konjunkturellen Entwicklungen, geopolitischen<br />
Konflikten, Gewinnsituationen der Unternehmen oder<br />
auch nur Stimmungsumschwüngen der Investoren abhängig.<br />
Es kommt zu mehr oder weniger regelmäßigen zyklischen<br />
Auf- und Ab-Bewegungen, die den dauerhaft investierten<br />
Investor nicht stören, weil nach Phasen von Verlusten immer<br />
wieder Phasen der Erholung kommen. Währenddessen erhält<br />
der Aktionär jedes Jahr seine Dividende.<br />
Viele private Investoren springen aber erst dann auf den Zug,<br />
wenn längere Phasen der Kursgewinne zu verzeichnen waren.<br />
In der Überzeugung, dass sich Aktieninvestments nun doch<br />
lohnen, steigt man nach langem Zögern ein. Leider erwischen<br />
Anleger so häufig gerade die Marktphase, in der die inzwischen<br />
eher hochbewerteten Aktienmärkte in kurz vor einer –<br />
oft gesunden – Korrektur stehen. Der „normale“ Aktionär<br />
erlebt dann wieder einmal, dass sein Investment nicht von<br />
ABBILDUNG 2: DAX MIT KRISEN<br />
9.500<br />
9.500<br />
8.500<br />
7.500<br />
New-‐Economy-‐Blase <br />
Finanz-‐ und Schuldenkrise 2008<br />
<br />
Schwellen-länderkrise<br />
<br />
8.500<br />
7.500<br />
6.500<br />
5.500<br />
Asien-‐/Russland-‐Krise <br />
6.500<br />
5.500<br />
4.500<br />
4.500<br />
3.500<br />
3.500<br />
2.500<br />
2.500<br />
1.500<br />
1.500<br />
500<br />
Jan 87 Jan 89 Jan 91 Jan 93 Jan 95 Jan 97 Jan 99 Jan 01 Jan 03 Jan 05 Jan 07 Jan 09 Jan 11 Jan 13<br />
500<br />
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung<br />
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)
3<br />
Erfolg gekrönt war. Nach wiederum langem Zögern haben<br />
die Verluste ein solches Ausmaß angenommen, dass er sich<br />
zu einem Verkauf mit schmerzhaftem Verlust entschließt und<br />
sich schwört, nie mehr eine Aktie anzufassen. Damit verpasst<br />
der Anleger die Möglichkeit, günstige Aktien zu kaufen, und<br />
vor allem verpasst er die nächste Erholungsphase der Börsen.<br />
In den vergangenen 15 Jahren gab es eine Vielzahl dieser<br />
zyklischen Bewegungen, die immer wieder zu diesen Vorgehensweisen<br />
geführt haben:<br />
Direkte Folge dieser Angst vor Krisen und Verlusten ist die<br />
zunehmende Abstinenz deutscher Privatanleger von der<br />
Börse. Trotz der offenkundigen Schwierigkeit, mit althergebrachten<br />
Investmentformen wie Tages- bzw. Festgeldern oder<br />
dem guten alten Sparbuch Erträge zu erwirtschaften, sinkt<br />
die Bereitschaft privater Investoren, in Aktien zu investieren,<br />
immer weiter.<br />
Der tiefgreifende Vertrauensverlust in die unabhängige Beratung<br />
der Banken infolge der Finanz- und Schuldenkrise in<br />
2008 und eine Abscheu vor einigen Fehlentwicklungen des<br />
„bösen“ <strong>Kapital</strong>ismus in Verbindung mit dem umstrittenen<br />
„Shareholder-Value-Prinzip“ hält viele Anleger von Aktieninvestments<br />
ab. Die Aktie als eigentlich volkswirtschaftlich nachhaltiges<br />
Finanzierungsinstrument, das die Produktionsmittel<br />
auf breite gesellschaftliche Eigentümerschichten verteilt, ist<br />
zudem auch durch den sogenannten „Hochfrequenzhandel“<br />
in Verruf geraten. Dieser pervertiert die volkswirtschaftliche<br />
Funktion von Aktien, indem er die Unternehmenstitel zu<br />
sekündlich gehandelten Spekulationsobjekten degradiert. Da<br />
verwundert es kaum, dass nach Zahlen des Deutschen Aktieninstituts<br />
weniger Aktionäre und Aktienfondsbesitzer zu verzeichnen<br />
sind und sich gerade die jüngeren Investoren zunehmend<br />
von Aktien abwenden.<br />
Die Folge: Deutsche börsennotierte Unternehmen gehören<br />
inzwischen mehrheitlich internationalen Investoren. Der<br />
Anteil deutscher Privatanleger beläuft sich nach Untersuchungen<br />
der Deutschen Bundesbank auf gerade noch<br />
zwölf Prozent (deutsche Institutionelle Investoren halten<br />
29 Prozent). Internationale Investoren sind dagegen mit<br />
59 Prozent an deutschen börsennotierten Unternehmen<br />
beteiligt. Bei den Dax-Unternehmen beläuft sich dieser<br />
Anteil sogar auf 64 Prozent. ❚<br />
Warum die Aktie ein Muss ist<br />
Die Entwicklungen der jährlichen Renditeergebnisse verschiedener<br />
Anlagestrategien mit unterschiedlichen Aktienquoten<br />
zeigen eines deutlich: Die Aktie sollte in der künftigen Anlagepolitik<br />
nicht fehlen; gerade bei einer Generation, die sich<br />
zunehmend selbst um ihre Alterssicherung kümmern muss.<br />
Aufgrund der dramatischen Erosion der Zinserträge im Anleihensektor<br />
ist deutlich zu sehen, dass die Anlagestrategien<br />
mit hohen Anleiheanteilen stetig sinkende Erträge pro Jahr<br />
verzeichnen. Weil davon auszugehen ist, dass es hinsichtlich<br />
des niedrigen Zinsniveaus keine schnelle Änderung geben<br />
wird, muss der Aktienanteil in Zukunft einen wesentlich höheren<br />
Stellenwert einnehmen, als den meisten Investoren in<br />
Deutschland bisher bewusst war. ❚<br />
ABBILDUNG 3: RENDITEVERGLEICH – LANGFRISTIG SCHLAGEN AKTIEN RENTEN<br />
10 %<br />
9 %<br />
10-Jahresrendite Bundesanleihe (linke Skala)<br />
MSCI World in Euro (rechte Skala)<br />
2.000<br />
1.800<br />
8 %<br />
1.600<br />
7 %<br />
1.400<br />
6 %<br />
1.200<br />
5 %<br />
1.000<br />
4 %<br />
800<br />
3 %<br />
600<br />
2 %<br />
400<br />
1 %<br />
200<br />
0 %<br />
Jan 90 Jan 92 Jan 94 Jan 96 Jan 98 Jan 00 Jan 02 Jan 04 Jan 06 Jan 08 Jan 10 Jan 12 Jan 14<br />
0<br />
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung<br />
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)
4<br />
Impressum<br />
BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG<br />
Börsenplatz 1, 70174 Stuttgart<br />
Amtsgericht Stuttgart HRA 738<br />
Persönlich haftende Gesellschafter: <br />
Dr. Volker Gerstenmaier, Mario Caroli <br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Michael Beck<br />
Leiter Portfolio Management<br />
Telefon 0711/2148-242, Telefax 0711/2148-250<br />
Michael.Beck@privatbank.de<br />
Redaktion:<br />
Michael Beck<br />
Leiter Portfolio Management<br />
www.privatbank.de/kapitalmarkt<br />
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der Erstellung des Dokuments wieder. Sie können ohne Vorankündigung<br />
angepasst oder geändert werden. Die enthaltenen Informationen wurden sorgfältig<br />
geprüft und zusammengestellt. Eine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit<br />
kann nicht übernommen werden.<br />
Die vorliegende Information ist keine Anlageberatung oder Empfehlung. Für individuelle<br />
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unseres Hauses gerne zur Ver fügung.<br />
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BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG<br />
Börsenplatz 1, 70174 Stuttgart<br />
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