Kapital & Märkte, Ausgabe Januar 2015
Die aktuelle Ausgabe von Kapital & Märkte beleuchtet die deutsche Aktienkultur und zeigt, was in der künftigen Anlagepolitik nicht fehlen darf. - Aktienkultur – In Deutschland noch ein Schattengewächs - Die Gründe für mangelnde Aktienkultur: Herdentrieb und fehlende Risikodiversifikation - Warum die Aktie ein Muss ist
Die aktuelle Ausgabe von Kapital & Märkte beleuchtet die deutsche Aktienkultur und zeigt, was in der künftigen Anlagepolitik nicht fehlen darf.
- Aktienkultur – In Deutschland noch ein Schattengewächs
- Die Gründe für mangelnde Aktienkultur: Herdentrieb und fehlende Risikodiversifikation
- Warum die Aktie ein Muss ist
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2<br />
Warum wird der Großteil des Geldes in Deutschland in<br />
Anlageformen gesteckt, die nicht einmal in der Lage sind,<br />
den <strong>Kapital</strong>erhalt zu gewährleisten Denn die Tatsache einer<br />
<strong>Kapital</strong>erosion durch negative Realzinsen betrifft indirekt die<br />
meisten Menschen hierzulande. So sind auch die Pensionskassen,<br />
die betriebliche Altersvorsorgemodelle darstellen<br />
sollen, und vor allem die Lebensversicherungsgesellschaften<br />
inzwischen mehr oder weniger verzweifelt auf der Suche nach<br />
Möglichkeiten, ihre Renditeversprechen in der bestehenden<br />
Niedrigzinskultur einzulösen. ❚<br />
Gründe für mangelnde Aktienkultur: Herdentrieb<br />
und fehlende Risikodiversifikation<br />
Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass Lebensversicherungsgesellschaften<br />
in ihren <strong>Kapital</strong>stöcken immer noch nur<br />
rund drei bis vier Prozent Aktien vorgesehen haben. Risikoaversion<br />
auf der einen Seite, aber auch regulatorische Fallstricke<br />
in Form von zu hohen Eigenkapital-Unterlegungsregeln<br />
auf der anderen Seite, verhindern bis dato ein höheres<br />
Engagement deutscher Lebensversicherer.<br />
Als Hauptgrund für die Abstinenz privater Investoren müssen<br />
die schlechten Erfahrungen mit der „Volksaktie“ der Deutschen<br />
Telekom AG herhalten. Innerhalb der massiven Übertreibungsphase<br />
des „Neuen Marktes“ in den Jahren 1996 bis 2000 gelang<br />
es, weite Teile der Bevölkerung für den Börsengang der Telekom<br />
zu interessieren. Nach dem Platzen der Spekulationsblase<br />
löste sich der Großteil des „Volksaktieninvestments“ in Luft auf.<br />
Hier ist ein grundlegender Mangel an Kenntnissen und Erfahrungen<br />
in der <strong>Kapital</strong>anlage zu beobachten. Denn mit ihrer<br />
Investition haben viele der neuen Aktionären den einzig<br />
dauerhaft erfolgversprechenden Grundsatz der <strong>Kapital</strong>anlage<br />
verletzt: die Risikodiversifikation (=Streuung der Risiken). Das<br />
<strong>Kapital</strong> nur auf ein einziges Investment zu konzentrieren, führt<br />
zu Klumpenrisiken, die zu schmerzhaften Verlusten wie bei<br />
den Telekom-Aktionären führen können.<br />
Und was noch gravierender ist: Private Investoren verletzen<br />
in der Regel einen weiteren Grundsatz einer erfolgreichen<br />
Anlagepolitik – das antizyklische Vorgehen. Wie in vielen Wirtschaftsbereichen<br />
liegt auch in der <strong>Kapital</strong>anlage der Gewinn<br />
im Einkauf. Börsenentwicklungen sind von vielerlei Einflüssen,<br />
wie zum Beispiel konjunkturellen Entwicklungen, geopolitischen<br />
Konflikten, Gewinnsituationen der Unternehmen oder<br />
auch nur Stimmungsumschwüngen der Investoren abhängig.<br />
Es kommt zu mehr oder weniger regelmäßigen zyklischen<br />
Auf- und Ab-Bewegungen, die den dauerhaft investierten<br />
Investor nicht stören, weil nach Phasen von Verlusten immer<br />
wieder Phasen der Erholung kommen. Währenddessen erhält<br />
der Aktionär jedes Jahr seine Dividende.<br />
Viele private Investoren springen aber erst dann auf den Zug,<br />
wenn längere Phasen der Kursgewinne zu verzeichnen waren.<br />
In der Überzeugung, dass sich Aktieninvestments nun doch<br />
lohnen, steigt man nach langem Zögern ein. Leider erwischen<br />
Anleger so häufig gerade die Marktphase, in der die inzwischen<br />
eher hochbewerteten Aktienmärkte in kurz vor einer –<br />
oft gesunden – Korrektur stehen. Der „normale“ Aktionär<br />
erlebt dann wieder einmal, dass sein Investment nicht von<br />
ABBILDUNG 2: DAX MIT KRISEN<br />
9.500<br />
9.500<br />
8.500<br />
7.500<br />
New-‐Economy-‐Blase <br />
Finanz-‐ und Schuldenkrise 2008<br />
<br />
Schwellen-länderkrise<br />
<br />
8.500<br />
7.500<br />
6.500<br />
5.500<br />
Asien-‐/Russland-‐Krise <br />
6.500<br />
5.500<br />
4.500<br />
4.500<br />
3.500<br />
3.500<br />
2.500<br />
2.500<br />
1.500<br />
1.500<br />
500<br />
Jan 87 Jan 89 Jan 91 Jan 93 Jan 95 Jan 97 Jan 99 Jan 01 Jan 03 Jan 05 Jan 07 Jan 09 Jan 11 Jan 13<br />
500<br />
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung<br />
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)