Kapital & Märkte, Ausgabe Januar 2015
Die aktuelle Ausgabe von Kapital & Märkte beleuchtet die deutsche Aktienkultur und zeigt, was in der künftigen Anlagepolitik nicht fehlen darf. - Aktienkultur – In Deutschland noch ein Schattengewächs - Die Gründe für mangelnde Aktienkultur: Herdentrieb und fehlende Risikodiversifikation - Warum die Aktie ein Muss ist
Die aktuelle Ausgabe von Kapital & Märkte beleuchtet die deutsche Aktienkultur und zeigt, was in der künftigen Anlagepolitik nicht fehlen darf.
- Aktienkultur – In Deutschland noch ein Schattengewächs
- Die Gründe für mangelnde Aktienkultur: Herdentrieb und fehlende Risikodiversifikation
- Warum die Aktie ein Muss ist
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3<br />
Erfolg gekrönt war. Nach wiederum langem Zögern haben<br />
die Verluste ein solches Ausmaß angenommen, dass er sich<br />
zu einem Verkauf mit schmerzhaftem Verlust entschließt und<br />
sich schwört, nie mehr eine Aktie anzufassen. Damit verpasst<br />
der Anleger die Möglichkeit, günstige Aktien zu kaufen, und<br />
vor allem verpasst er die nächste Erholungsphase der Börsen.<br />
In den vergangenen 15 Jahren gab es eine Vielzahl dieser<br />
zyklischen Bewegungen, die immer wieder zu diesen Vorgehensweisen<br />
geführt haben:<br />
Direkte Folge dieser Angst vor Krisen und Verlusten ist die<br />
zunehmende Abstinenz deutscher Privatanleger von der<br />
Börse. Trotz der offenkundigen Schwierigkeit, mit althergebrachten<br />
Investmentformen wie Tages- bzw. Festgeldern oder<br />
dem guten alten Sparbuch Erträge zu erwirtschaften, sinkt<br />
die Bereitschaft privater Investoren, in Aktien zu investieren,<br />
immer weiter.<br />
Der tiefgreifende Vertrauensverlust in die unabhängige Beratung<br />
der Banken infolge der Finanz- und Schuldenkrise in<br />
2008 und eine Abscheu vor einigen Fehlentwicklungen des<br />
„bösen“ <strong>Kapital</strong>ismus in Verbindung mit dem umstrittenen<br />
„Shareholder-Value-Prinzip“ hält viele Anleger von Aktieninvestments<br />
ab. Die Aktie als eigentlich volkswirtschaftlich nachhaltiges<br />
Finanzierungsinstrument, das die Produktionsmittel<br />
auf breite gesellschaftliche Eigentümerschichten verteilt, ist<br />
zudem auch durch den sogenannten „Hochfrequenzhandel“<br />
in Verruf geraten. Dieser pervertiert die volkswirtschaftliche<br />
Funktion von Aktien, indem er die Unternehmenstitel zu<br />
sekündlich gehandelten Spekulationsobjekten degradiert. Da<br />
verwundert es kaum, dass nach Zahlen des Deutschen Aktieninstituts<br />
weniger Aktionäre und Aktienfondsbesitzer zu verzeichnen<br />
sind und sich gerade die jüngeren Investoren zunehmend<br />
von Aktien abwenden.<br />
Die Folge: Deutsche börsennotierte Unternehmen gehören<br />
inzwischen mehrheitlich internationalen Investoren. Der<br />
Anteil deutscher Privatanleger beläuft sich nach Untersuchungen<br />
der Deutschen Bundesbank auf gerade noch<br />
zwölf Prozent (deutsche Institutionelle Investoren halten<br />
29 Prozent). Internationale Investoren sind dagegen mit<br />
59 Prozent an deutschen börsennotierten Unternehmen<br />
beteiligt. Bei den Dax-Unternehmen beläuft sich dieser<br />
Anteil sogar auf 64 Prozent. ❚<br />
Warum die Aktie ein Muss ist<br />
Die Entwicklungen der jährlichen Renditeergebnisse verschiedener<br />
Anlagestrategien mit unterschiedlichen Aktienquoten<br />
zeigen eines deutlich: Die Aktie sollte in der künftigen Anlagepolitik<br />
nicht fehlen; gerade bei einer Generation, die sich<br />
zunehmend selbst um ihre Alterssicherung kümmern muss.<br />
Aufgrund der dramatischen Erosion der Zinserträge im Anleihensektor<br />
ist deutlich zu sehen, dass die Anlagestrategien<br />
mit hohen Anleiheanteilen stetig sinkende Erträge pro Jahr<br />
verzeichnen. Weil davon auszugehen ist, dass es hinsichtlich<br />
des niedrigen Zinsniveaus keine schnelle Änderung geben<br />
wird, muss der Aktienanteil in Zukunft einen wesentlich höheren<br />
Stellenwert einnehmen, als den meisten Investoren in<br />
Deutschland bisher bewusst war. ❚<br />
ABBILDUNG 3: RENDITEVERGLEICH – LANGFRISTIG SCHLAGEN AKTIEN RENTEN<br />
10 %<br />
9 %<br />
10-Jahresrendite Bundesanleihe (linke Skala)<br />
MSCI World in Euro (rechte Skala)<br />
2.000<br />
1.800<br />
8 %<br />
1.600<br />
7 %<br />
1.400<br />
6 %<br />
1.200<br />
5 %<br />
1.000<br />
4 %<br />
800<br />
3 %<br />
600<br />
2 %<br />
400<br />
1 %<br />
200<br />
0 %<br />
Jan 90 Jan 92 Jan 94 Jan 96 Jan 98 Jan 00 Jan 02 Jan 04 Jan 06 Jan 08 Jan 10 Jan 12 Jan 14<br />
0<br />
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung<br />
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)