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1 A. Bedeutung von Zeichen, Symbolen und Ritualen in der ...

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A. <strong>Bedeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Zeichen</strong>, <strong>Symbolen</strong> <strong>und</strong> <strong>Ritualen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> seelsorgerlichen<br />

Begleitung <strong>von</strong> Menschen im E<strong>in</strong>zelgespräch, <strong>in</strong> Gruppen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Gottesdiensten<br />

A. Beg<strong>in</strong>n me<strong>in</strong>er Gedanken -<br />

Bevor ich Ihnen erzähle, welche <strong>Bedeutung</strong> <strong>Zeichen</strong> Rituale <strong>und</strong> Symbole für mich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em über<br />

30-jährigen Dienst als Pfarrer bekommen haben, möchte ich e<strong>in</strong>e Geschichte erzählen - e<strong>in</strong>e<br />

Geschichte, die ich selbst erlebt habe...<br />

Aus Gründen <strong>der</strong> Verschwiegenheit habe ich Namen <strong>und</strong> Orte verän<strong>der</strong>t. In dieser Geschichte<br />

kommt fast alles <strong>von</strong> dem vor, was mir zum Thema „<strong>Zeichen</strong>, Symbole <strong>und</strong> Rituale“ wichtig ist.<br />

E<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er Wohngruppe psychisch kranker gehörloser Menschen erzählt mir <strong>von</strong><br />

Erna. Sie ist Mitte 50, sehr religiös, aber aus <strong>der</strong> Evangelischen Kirche ausgetreten.<br />

Im letzten Jahr hat sie die Urne ihrer Mutter aus Württemberg nach München überführen lassen ,<br />

um ihr Grab öfters besuchen zu können.<br />

Da die Mutter katholisch war, wurde <strong>der</strong> katholische Priester verständigt. Er kam, begrüßte Erna<br />

<strong>und</strong> die Mitarbeiter<strong>in</strong> gar nicht, machte e<strong>in</strong> kurzes Ritual <strong>und</strong> war "ratz fatz" wie<strong>der</strong> verschw<strong>und</strong>en.<br />

Ich glaube, er hat den beiden nicht e<strong>in</strong>mal die Hand gegeben. Es kam ke<strong>in</strong>erlei persönlicher Kontakt<br />

zustande. Die Mitarbeiter<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> ihrer eigenen Kirche aktiv ist, war sehr schockiert.<br />

E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>mal g<strong>in</strong>g Erna <strong>in</strong> die katholische Messe am Ort. Sie wollte gerne zur Kommunion gehen,<br />

wurde aber mit den Worten geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t: Das darfst Du nicht! Du bist doch aus <strong>der</strong> Kirche<br />

ausgetreten!<br />

Erna ist e<strong>in</strong> Mensch voller Ängste <strong>und</strong> Psychosen. Auf die Frage, ob sie denn wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Kirche<br />

e<strong>in</strong>treten wolle, antwortete sie mit "Ja" - <strong>und</strong> auf die Frage, warum sie ausgetreten sei: "Ich habe<br />

den Pfarrer nicht mehr verstanden!" Sie wollte bei mir <strong>in</strong> die Evangelische Kirche e<strong>in</strong>treten weil sie<br />

mich seit e<strong>in</strong>igen Jahren gut kennt.<br />

Nun erlebe ich Folgendes:<br />

Erna besucht mich <strong>in</strong> <strong>der</strong> benachbarten Stadt - zusammen mit <strong>der</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>. Ich heiße sie<br />

herzlich willkommen, habe den Tisch <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Zimmer liebevoll gedeckt,. Es gibt Kaffee <strong>und</strong><br />

Kuchen. Als wir gegessen <strong>und</strong> getrunken haben, fülle ich die Anmeldung für den Kirchene<strong>in</strong>tritt aus<br />

- <strong>und</strong> erlebe ihre Ängste bei <strong>der</strong> Frage, ob sie ledig, verheiratet o<strong>der</strong> geschieden sei.<br />

Sie ist geschieden <strong>und</strong> hat Angst, das zu sagen. Die Mitarbeiter<strong>in</strong> vermittelt ihr <strong>in</strong> Gebärdensprache:<br />

Du musst ke<strong>in</strong>e Angst haben! Niemand tut dir deshalb etwas! Erna beg<strong>in</strong>nt zu strahlen.<br />

Spontan hole ich me<strong>in</strong>e Stola aus dem Schrank <strong>und</strong> zeige sie ihr - (Ich lege me<strong>in</strong>e Stola um <strong>und</strong> deute auf<br />

die beiden Bil<strong>der</strong>: 1.Bild: Der Vater wartet <strong>von</strong> weitem mit offenen Armen auf den heimkehrenden Sohn. 2.Bild: Der<br />

Vater nimmt den Sohn <strong>in</strong> die Arme) - <strong>und</strong> sage: Du musst vor <strong>der</strong> Kirche ke<strong>in</strong>e Angst haben <strong>und</strong> Du musst<br />

vor Gott ke<strong>in</strong>e Angst haben. Jesus hat uns diese Geschichte erzählt. Der Vater schimpft nicht, er<br />

freut sich <strong>und</strong> nimmt den Sohn <strong>in</strong> die Arme. Gott ist so wie dieser Vater - Du musst vor ihm ke<strong>in</strong>e<br />

Angst haben. Er hat e<strong>in</strong>e offene Tür für dich! Jetzt gebe ich ihr e<strong>in</strong> Blatt mit dem Taufbekenntnis,<br />

das me<strong>in</strong>e Konfirmandengruppe jede Woche spricht <strong>und</strong> dass wir bei je<strong>der</strong> Taufe mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

sprechen.<br />

TAUFBEKENNTNIS<br />

"Gott, wir danken dir, dass wir getauft s<strong>in</strong>d.<br />

Wir gehören zu dir.<br />

Wir s<strong>in</strong>d bei dir zu Hause.<br />

Uns steht die Tür offen zu de<strong>in</strong>em Haus,<br />

1


jetzt <strong>und</strong> <strong>in</strong> Ewigkeit.<br />

Ke<strong>in</strong> Tod kann mehr unser Ende se<strong>in</strong>.<br />

Ke<strong>in</strong>e Schuld braucht uns mehr <strong>von</strong> dir zu trennen.<br />

In ke<strong>in</strong>em Leid brauchen wir mehr zu verzweifeln.<br />

Auf dich, Gott, s<strong>in</strong>d wir getauft!<br />

Du hast uns geschaffen,<br />

aus dir leben wir.<br />

Auf dich, Jesus Christus, s<strong>in</strong>d wir getauft.<br />

Du bist für uns <strong>in</strong> den Tod gegangen <strong>und</strong> <strong>in</strong>s Leben.<br />

Auf dich, Heiliger Geist, s<strong>in</strong>d wir getauft.<br />

Du willst uns erfüllen mit Liebe <strong>und</strong> mit Zuversicht.<br />

Du bist Gott.<br />

Wir danken dir, dass du über uns bist<br />

<strong>und</strong> bei uns <strong>und</strong> <strong>in</strong> uns <strong>in</strong> Ewigkeit.<br />

Amen.<br />

(K<strong>in</strong><strong>der</strong>gottesdienstarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evang. Kirche Kurhessen - Waldeck, Verfasser<strong>in</strong>: Lydia Laucht, Bad Wildungen)<br />

Erna kann zwar nicht hören, aber lesen. Ich unterstreiche ihr e<strong>in</strong>ige Symbole <strong>in</strong> diesem<br />

Taufbekenntnis. Steffensky würde es Sprachsymbole nennen: wie z.B. ' wir s<strong>in</strong>d bei dir zu Hause'<br />

'uns steht die Tür offen zu de<strong>in</strong>em Haus'.<br />

Wie<strong>der</strong> spüre ich, wie Erna erleichtert aufatmet. Ich möchte dieses Gefühl noch e<strong>in</strong>mal<br />

unterstreichen bzw. mit ‘kostbarem Öl’ bestreichen <strong>und</strong> frage sie, ob ich sie jetzt salben darf. Sie<br />

erfährt, dass es sehr kostbares echtes Rosenöl ist <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong>verstanden, dass ich sie so berühre.<br />

So salbe ich ihr die Stirn <strong>und</strong> ihre Hände mit Rosenöl - <strong>und</strong> sage s<strong>in</strong>ngemäß:<br />

"Du musst vor Gott ke<strong>in</strong>e Angst haben - Er hat dich ganz lieb!"<br />

Der Duft des Rosenöls erfüllt das Zimmer. Das geschah alles sehr <strong>in</strong>tuitiv <strong>und</strong> war vorher so nicht<br />

geplant - aber es war an <strong>der</strong> Atmosphäre zu spüren, dass es sie tief berührte.<br />

Dann gehen wir noch mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Stadtkirche - zu dem Kerzenstän<strong>der</strong> - übrigens ist diese<br />

Kirche auch immer tagsüber offen. Ich lade sie e<strong>in</strong> für ihre verstorbene Mutter e<strong>in</strong>e Kerze<br />

anzuzünden <strong>und</strong> sie tut es gerne.<br />

Beim Abschied schenke ich ihr e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>gerkreuz - <strong>und</strong> spüre auch hier wie<strong>der</strong> ihre Freude! Es wird<br />

für sie - so hoffe ich - zu e<strong>in</strong>em Er<strong>in</strong>nerungszeichen <strong>und</strong> Symbol e<strong>in</strong>es gütigen Gottes, <strong>der</strong> ihr sagt:<br />

Bei mir hast du e<strong>in</strong>e offene Tür! Hier wirst Du geliebt!<br />

Ich lade sie zum offiziellen Kirchene<strong>in</strong>tritt zwei Wochen später zum Abendmahlsgottesdienst <strong>der</strong><br />

Lebenshilfe e<strong>in</strong>, für ehemalige Konfirmierte, <strong>und</strong> sage zu ihr:<br />

„Du wirst dann dort im Gottesdienst wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Kirche aufgenommen!“<br />

Die Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>und</strong> ich haben diesen Gottesdienst ausgesucht, weil Erna auf die Worte "Christi<br />

Blut für dich vergossen" mit Angst <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>geschlagenheit reagieren könnte. Seit mehr als zwei<br />

Jahrzehnten gebrauche ich bei Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung - <strong>und</strong> auch bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n - die<br />

Formulierung:<br />

„Nimm <strong>und</strong> iß - Jesus kommt zu dir! Nimm <strong>und</strong> tr<strong>in</strong>k - Jesus hat dich lieb!“<br />

2


Wichtig ist es mir, Erna zu vermitteln: Christus stirbt nicht WEGEN DIR, son<strong>der</strong>n FÜR DICH AUS<br />

LIEBE!<br />

Diese Austeilungsworte habe ich so vom Auhof <strong>in</strong> Hilpoltste<strong>in</strong> übernommen, e<strong>in</strong>e große<br />

E<strong>in</strong>richtung für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen <strong>von</strong> den Rummelsbergern.<br />

Nun zum Abendmahlsgottesdienst:<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n habe ich noch e<strong>in</strong>mal für alle Gottesdienstbesucher me<strong>in</strong>e Stola erklärt, die ich auf<br />

me<strong>in</strong>en weißen Talar trage:<br />

„Du darfst heimkommen - Gott hat immer e<strong>in</strong>e offene Tür für dich!“<br />

Im geme<strong>in</strong>samen Lied: "Komm sag es allen weiter. Gott selber lädt uns e<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> Haus hat offene<br />

Türen" wird das alles noch e<strong>in</strong>mal aufgenommen. Erna liest den Text mit!<br />

In <strong>der</strong> neuen Kirche stehen alle im Kreis beim Abendmahl. Die Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>von</strong> Erna <strong>und</strong> ich<br />

teilen Brot <strong>und</strong> Saft aus - mit den Worten, die wir gerade gehört haben.<br />

Vorne auf dem Altar steht e<strong>in</strong>e Figur des auferstandenen <strong>und</strong> segnenden Christus <strong>von</strong> Irene<br />

Dill<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Kreuzes.<br />

Die Verantwortlichen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er früheren Geme<strong>in</strong>de, <strong>in</strong> <strong>der</strong> diese Kirche steht - St. Matthäus,<br />

Schwabach-Eichwasen - wollten ganz bewusst ke<strong>in</strong>en Kruzifix, son<strong>der</strong>n die Figur e<strong>in</strong>es österlichen<br />

Christus auf dem Altar stehen haben!<br />

Bei me<strong>in</strong>er Predigt über Krippenfiguren wurde für Erna noch e<strong>in</strong>mal übersetzt, was <strong>der</strong> Engel den<br />

Hirten gesagt hat: "Fürchte dich nicht, euch ist heute <strong>der</strong> Heiland geboren!" Habt ke<strong>in</strong>e Angst vor<br />

Gott, er liebt euch <strong>und</strong> hat euch als <strong>Zeichen</strong> se<strong>in</strong>er Liebe den Jesus geschickt!"<br />

Bei den Austeilungsworten: Jesus hat dich lieb! streichle ich auch Erna über den Kopf. Kurz vor<br />

dem Schluss-Segen gehe ich zu Erna, gebe ihr die Hand <strong>und</strong> wünsche ihr Gottes Segen zur<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>in</strong> die Evangelische Kirche. Ich schenke ihr e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Bronze-Engel <strong>und</strong><br />

umarme sie <strong>und</strong> sie umarmt mich ganz fest!<br />

Sie legt dann sehr viel Wert darauf, geme<strong>in</strong>sam mit mir an <strong>der</strong> Krippe fotografiert zu werden <strong>und</strong><br />

hält stolz ihren Engel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand!<br />

H<strong>in</strong>terher sitzen wir noch lange mit allen Gottesdienst-Teilnehmer<strong>in</strong>nen- <strong>und</strong> Teilnehmern<br />

zusammen, tr<strong>in</strong>ken Kaffee, essen Kuchen <strong>und</strong> unterhalten uns...<br />

E<strong>in</strong>ige ältere beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen aus Schwabach - auch um die 60 Jahre - bedanken sich beim<br />

Abschied für den schönen Gottesdienst!<br />

Warum ich die Geschichte so ausführlich erzählt habe, ahnen Sie vielleicht:<br />

Steffensky würde sagen: es kamen hier Wortsymbole vor <strong>und</strong> auch viele gestische Symbole.<br />

Letztere sprechen gerade auch viele Menschen an, die sich sprachlich nicht so äußern können...<br />

Bei den Wortsymbolen nenne ich die Bil<strong>der</strong> im Taufbekenntnis vom "Zuhause" <strong>von</strong> <strong>der</strong> "offenen<br />

Tür", die Worte bei <strong>der</strong> Salbung: "Hab ke<strong>in</strong>e Angst! Gott hat dich lieb!"<br />

Die Abendmahlsworte: Jesus kommt zu dir! Jesus hat dich lieb!<br />

Ich zähle noch e<strong>in</strong>mal auf:<br />

geme<strong>in</strong>sames Essen<br />

Salbung mit duftendem gut riechendem Rosenöl<br />

die <strong>von</strong> mir angezündete Kerze - <strong>und</strong> die Altarkerzen<br />

die Stola<br />

das F<strong>in</strong>gerkreuz<br />

3


<strong>der</strong> Engel<br />

die Krippenfiguren <strong>und</strong> die Krippe<br />

<strong>der</strong> Kirchenraum als e<strong>in</strong>ladende herzliche Atmosphäre<br />

Altarfigur des segnenden Christus<br />

Abendmahl: "Sehet <strong>und</strong> schmecket wie fre<strong>und</strong>lich <strong>der</strong> Herr ist"<br />

Was Erna nicht hören konnte, aber die übrige Geme<strong>in</strong>de: "Vertraute Lie<strong>der</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Organist, <strong>der</strong><br />

se<strong>in</strong>e Gitarre nimmt - sich vor die Leute h<strong>in</strong>stellt <strong>und</strong> mit ihnen „Komm, sag es allen weiter!“ s<strong>in</strong>gt<br />

<strong>und</strong> dabei fre<strong>und</strong>lich die Menschen anschaut! Und e<strong>in</strong>e junge Frau, die bei <strong>der</strong> Austeilung auf ihrer<br />

Flöte improvisiert.<br />

Der Kreis beim Abendmahl ist e<strong>in</strong> elementares Symbol <strong>der</strong> Zusammengehörigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Offenheit<br />

zu den an<strong>der</strong>en <strong>und</strong> zu Gott.<br />

Fulbert Steffensky schreibt dazu <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch, Feier des Lebens, Spiritualität im Alltag:<br />

"Jesus hat auch gemalt, versprochen, entworfen, e<strong>in</strong>gesetzt, geordnet, abgegrenzt. Er hat Gesten<br />

,Symbole, Ausmalungen des neuen Lebens versucht. Er hat nicht nur gesagt: Gott liebt euch <strong>und</strong><br />

liebet e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Er hat dieser Liebe se<strong>in</strong> Pathos gegeben, se<strong>in</strong>en Tanz, se<strong>in</strong>en Ausdruck <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>nlichkeit. Er<br />

war e<strong>in</strong> Prediger <strong>und</strong> Dramaturg. Er hat nicht nur Fre<strong>und</strong>schaft gestiftet, son<strong>der</strong>n auch Gesten <strong>der</strong><br />

Fre<strong>und</strong>schaft erf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ihr <strong>Zeichen</strong> gesetzt<br />

Brot <strong>und</strong> We<strong>in</strong>, Öl <strong>und</strong> Wasser, Segnungen <strong>und</strong> Umarmungen, Fußwaschungen <strong>und</strong> In-den-Sand-<br />

Schreiben, Fasten <strong>und</strong> Tr<strong>in</strong>ken wurden zu neuen Gesten des Lebens. Wenn sich zwei Menschen<br />

lieben, dann wird ihre Liebe nur dauern, wenn sie sich ihre Gefühle ausdrücken, ihre Wünsche<br />

sagen, ihre Befürchtungen äußern.<br />

Das wäre die notwendige Versprachlichung <strong>der</strong> Liebe. Aber Liebende brauchen auch Tänze <strong>und</strong><br />

Bil<strong>der</strong>. Liebende brauchen Gesten, <strong>Zeichen</strong>, Berührungen, Tränen, Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-Schlafen,<br />

Geschenke, die sie sich machen. Die Liebe wird veröden, wenn sie sich auf das Sagbare<br />

beschränkte.“<br />

Die Selbstdarstellung des Menschen <strong>in</strong> gestischer Sprache, im Symbol hat – wie Steffensky<br />

me<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e doppelte Funktion:<br />

e<strong>in</strong>e heilende<br />

<strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e antizipatorische.<br />

Heilend wird das Symbol dadurch, dass <strong>der</strong> Mensch se<strong>in</strong>e Konflikte nicht zu verdrängen <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>e Wünsche nicht zu verleugnen braucht.<br />

Sie werden offen für ihn <strong>und</strong> die Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>sehbar. Er kommt aus <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>zelung heraus <strong>und</strong><br />

teilt sich mit. Das braucht er nicht völlig auszuformulieren.<br />

Der Gestus, das Symbol ist dar<strong>in</strong> barmherziger, <strong>in</strong>dem es auch dem zu e<strong>in</strong>er Selbstformulierung<br />

verhilft, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Sprache nur beschränkt umgehen kann.<br />

Das Symbol schafft somit e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>samkeit zwischen dem Sprachbegabten <strong>und</strong> dem<br />

Sprachlosen. (Jetzt verstehe ich, warum die unterschiedlichsten Jugendlichen <strong>in</strong> den<br />

Konfirmandengruppen so gut mitmachen, wenn ich bei das Symbol <strong>der</strong> Baumscheibe bei <strong>der</strong><br />

Beichte verwende <strong>und</strong> Feuerritual, um die Beichtbriefe zu verbrennen. Die Segenstänze, bei denen<br />

ich dabei war <strong>in</strong> sehr unterschiedlichen Gruppen, vom K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten bis zum Gottesdienst <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de lösen ähnliche Erfahrungen <strong>von</strong> erlebter Geme<strong>in</strong>schaft aus.)<br />

4


Waldemar Pisarski drückt es so aus: Was e<strong>in</strong> Mensch ausdrücken lernt, drückt sich nicht länger bei<br />

ihm e<strong>in</strong>. Formen des Ausdrucks zu f<strong>in</strong>den - <strong>in</strong> Freude <strong>und</strong> Leid - hat heilende Funktion!<br />

Die zweite Funktion des Gestus - ist die Stärkung <strong>der</strong> Hoffnung, <strong>der</strong> Ausrichtung auf die<br />

Zukunft <strong>und</strong> ihre spielerische Vorwegnahme“.<br />

"Wie im Spiel hebt die sich symbolisch äußernde Geme<strong>in</strong>de ihre Beschränkung auf die Gegenwart<br />

auf. Das Symbol ist e<strong>in</strong> Instrument, das Zukunft <strong>in</strong> die Beschränkung <strong>der</strong> Gegenwart br<strong>in</strong>gt. (S. 83)<br />

(Ergänzung <strong>von</strong> mir: so auch me<strong>in</strong> Gebet zum Kreuzeszeichen bei <strong>der</strong> Salbung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des vor <strong>der</strong><br />

Taufe: "Gott, das Kreuz de<strong>in</strong>es Sohnes Jesus lehrt uns, dass es im Leben immer wie<strong>der</strong> weitergeht,<br />

dass nach Karfreitag Ostern kommt, nach je<strong>der</strong> Nacht <strong>der</strong> Morgen, dass die Liebe stärker ist als <strong>der</strong><br />

Hass, dass das Leben stärker ist als <strong>der</strong> Tod <strong>und</strong> am ende auch dunkle Täler zu ende gehen <strong>und</strong> das<br />

Licht wie<strong>der</strong> sche<strong>in</strong>en wird - weil Christus lebt!")<br />

Und diese Hoffnung ist nur vermittelbar, wenn es gute Er<strong>in</strong>nerungen gibt. Das wird<br />

beson<strong>der</strong>s bei allen sogenannten Passageriten, auch Übergangsritualen deutlich.<br />

Bei Übergangsritualen s<strong>in</strong>d viele Menschen offen für e<strong>in</strong>e seelsorgerliche Begleitung. Es geht<br />

immer auch um e<strong>in</strong>en Abschied, e<strong>in</strong>en Verlust, e<strong>in</strong>e Statusverän<strong>der</strong>ung - <strong>und</strong> die müssen verkraftet<br />

werden. Selbst angenehme Lebensübergänge, z.B. hohe Geburtstage s<strong>in</strong>d bei aller Freude auch mit<br />

ganz natürlichen Ängsten verb<strong>und</strong>en: Wie wird es werden, bleibe ich noch lange ges<strong>und</strong> - wie geht<br />

es weiter- nach dem Abschied <strong>von</strong> <strong>der</strong> vertrauten Familie - mit dem neuen Partner - o<strong>der</strong> wenn die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus dem Haus s<strong>in</strong>d, werden wir als Paar mit <strong>der</strong> neuen Situation fertig<br />

Wichtig ist an dieser Stelle, wenn <strong>der</strong> Wunsch nach Begleitung da ist, auch nach e<strong>in</strong>em Ritual zu<br />

suchen, das die Betroffenen mitnimmt, das noch e<strong>in</strong>mal Raum lässt zum rückwärts schauen - <strong>in</strong><br />

die Zukunft blickt - <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegenwart nicht alle<strong>in</strong>e lässt.<br />

Das Ritual sollte - wenn möglich an Vertrautes anschließen - <strong>und</strong> <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em, <strong>der</strong> nicht so<br />

betroffen ist, zelebriert werden.<br />

Dazu gehört auch e<strong>in</strong>e gute handwerkliche Fähigkeit: Genau zu wissen, was ich jetzt tue - also<br />

e<strong>in</strong>e liebevolle Vorbereitung.<br />

Hilda-Maria Lan<strong>der</strong> <strong>und</strong> Maria- Reg<strong>in</strong>a Zohner schreiben dazu <strong>in</strong> ihrem Buch, "Trauer <strong>und</strong><br />

Abschied, Ritual <strong>und</strong> Tanz für die Arbeit mit Gruppen", S.31:<br />

"Rituale, die unser Leben begleiten, werden immer weniger sichtbar .Mit dem Verschw<strong>in</strong>den<br />

s<strong>in</strong>nenhafter Abschiedsrituale haben wir unsere Kraft <strong>in</strong> die unerlöste Verdrängung gesteckt...<br />

E<strong>in</strong> Ritual ist e<strong>in</strong>e symbolische Handlung, die nach festgelegten Regeln, Anordnungen stilisiert <strong>und</strong><br />

formalisiert wird. Die Handlung ist sehr bewusst, bedarf hoher Konzentration <strong>und</strong> klarer<br />

bestimmter Erwartung, wenn sie wirksam se<strong>in</strong> soll. Auszugehen ist <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Wirkung auf die<br />

Innen- <strong>und</strong> Außenwelt. Das Ritual lebt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holbarkeit <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>holung, an dem alle<br />

teilnehmen können, die den Wunsch danach haben."<br />

E<strong>in</strong> ganz bekanntes Übergangsritual- den Tag verabschieden <strong>und</strong> die Nacht kommen zu<br />

lassen - kennen viele <strong>von</strong> uns noch aus <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit:<br />

Ich liege alle<strong>in</strong> im Bett, ich weiß, dass bald das Licht ausgemacht wird, die Nacht kommt - <strong>der</strong> Tag<br />

ist vorüber mit allem was war - <strong>und</strong> <strong>der</strong> neue Tag ist noch nicht da. Da - so war es bei mir - kommt<br />

die Mutter <strong>und</strong> s<strong>in</strong>gt an me<strong>in</strong>em Bett e<strong>in</strong> Gute-Nacht-Gebet:<br />

"Breit aus die Flügel beide" o<strong>der</strong> "Müde b<strong>in</strong> ich, geh zur Ruh".<br />

Ich spüre die Nähe <strong>der</strong> Mutter, ihren Atem, ihre Wärme, ihren Arm, ihren Kuss <strong>und</strong> schlafe ruhig<br />

e<strong>in</strong>. Als ich Jahre später jeden Tag mit dem Fahrrad <strong>in</strong> die vier km entfernte Schule fahre, steht die<br />

Mutter am Morgen wie<strong>der</strong> bei mir <strong>und</strong> betet mit mir das Morgengebet:<br />

"Führe mich o Herr <strong>und</strong> leite me<strong>in</strong>en Gang nach de<strong>in</strong>em Wort, sei <strong>und</strong> bleibe du auch heute me<strong>in</strong><br />

Beschützer <strong>und</strong> me<strong>in</strong> Hort. Nirgends als bei dir alle<strong>in</strong>, kann ich recht bewahret se<strong>in</strong>."<br />

5


Das hilft mir beim Losfahren <strong>und</strong> <strong>in</strong> verän<strong>der</strong>ter Form begegnen mir diese Rituale später wie<strong>der</strong>.<br />

Das Kreuzeszeichen kannte ich nicht als Segenszeichen - jedenfalls nicht <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em pietistischen<br />

Elternhaus. Die Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> me<strong>in</strong>es Sohnes erzählte aber da<strong>von</strong>, dass die katholische Mutter den<br />

Töchter e<strong>in</strong> Kreuz auf die Stirn gemacht hat, wenn sie wie<strong>der</strong> <strong>von</strong> zu Hause wegfuhren...<br />

B. 1 <strong>Zeichen</strong>, Symbole <strong>und</strong> Rituale für mich selbst <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begegnung mit<br />

E<strong>in</strong>zelnen.<br />

Wie ich auf me<strong>in</strong>em Lebensweg immer mehr Zugang zu <strong>Zeichen</strong>, <strong>Symbolen</strong> <strong>und</strong> <strong>Ritualen</strong> fand,<br />

will ich weiter erzählen.<br />

1. Als Geme<strong>in</strong>devikar <strong>in</strong> Neumarkt/Oberpfalz hatte ich für e<strong>in</strong>e ganze Weile die<br />

evangelischen Kranken zu besuchen. Manchmal war ich sehr erschöpft <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g gerne <strong>in</strong> die<br />

Kapelle des Krankenhauses, wo e<strong>in</strong>e lebensgroße Christusfigur mit ausgebreiteten Armen an<br />

<strong>der</strong> Altarwand h<strong>in</strong>g. Im Anschauen dieses Christus fiel mir das Wortsymbol e<strong>in</strong>: "Kommet her zu<br />

mir alle, die ihr mühselig <strong>und</strong> beladen seid, ich will euch erquicken!" Ich habe den Christus<br />

angeschaut <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> neue Kraft bekommen.<br />

2. Und doch sollte es noch e<strong>in</strong>ige Jahre dauern, bis ich an<strong>der</strong>e Formen entdeckte, die z.T.<br />

uralt waren o<strong>der</strong> ganz neu.<br />

Viel zu verdanken habe ich den Fortbildungstagungen <strong>der</strong> Evangelischen Krankenhausseelsorge <strong>in</strong><br />

Bayern <strong>und</strong> unseren eigenen Fortbildungswochen im Ökumenischen Krankenhausbesuchsdienst <strong>in</strong><br />

Schwabach. Unter an<strong>der</strong>em lernte ich e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Ritual für mich selbst, bevor ich auf me<strong>in</strong>e<br />

Station g<strong>in</strong>g.<br />

Ich wollte doch me<strong>in</strong>e eigenen D<strong>in</strong>ge, me<strong>in</strong>en Streß, me<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Unruhe abgeben, bevor ich e<strong>in</strong>en<br />

Kranken besuchte. Wenn ich auf die Intensivstation g<strong>in</strong>g, betete ich - bevor ich durch die Stationstür<br />

trat - für mich die Worte:<br />

"Von guten Mächten w<strong>und</strong>erbar geborgen,<br />

erwarten wir getrost, was kommen mag.<br />

Gott ist bei uns am Abend <strong>und</strong> am Morgen<br />

<strong>und</strong> ganz gewiss an jedem neuen Tag!"<br />

Dann stellte ich mir vor, dass dieses Gebet <strong>und</strong> diese Guten Mächte e<strong>in</strong> unsichtbares Zelt mit<br />

heilen<strong>der</strong> Energie um mich errichteten - <strong>und</strong> <strong>von</strong> diesem Energiefeld umgeben g<strong>in</strong>g ich dann <strong>in</strong><br />

die Station h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

Wenn ich me<strong>in</strong>e Besuche beendet hatte, g<strong>in</strong>g ich nochmals <strong>in</strong> die Kapelle, zündete e<strong>in</strong>e Kerze an<br />

<strong>und</strong> gab das , was war, dort ab.<br />

Seitdem ich dieses Ritual für mich praktizierte, war ich nicht mehr so erschöpft <strong>und</strong> hatte ich auch<br />

vor den Besuchen ke<strong>in</strong>e Angst mehr. Jede Mitarbeiter<strong>in</strong> des Besuchsdienstes hat dazu auch eigene<br />

Rituale entwickelt. Viele g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Schwabach zuerst geme<strong>in</strong>sam o<strong>der</strong> alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die Kapelle,<br />

setzten sich dort h<strong>in</strong>, zündeten e<strong>in</strong>e Kerze an <strong>und</strong> bereiteten sich so auf die Besuche vor. E<strong>in</strong>ige<br />

g<strong>in</strong>gen auch nach den Besuchen noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Kapelle, um das Erlebte möglichst hier zu<br />

lassen...<strong>und</strong> dabei nochmals e<strong>in</strong>e Kerze vor dem SEGNENDEN CHRISTUS anzuzünden .<br />

3. Je länger ich im Besuchsdienst war, um so weniger nahm ich mit an Gebeten <strong>und</strong><br />

Heftchen für die Kranken. Wenn ich das Gefühl hatte, e<strong>in</strong> Gebet sprechen zu sollen, habe ich so<br />

gefragt, dass <strong>der</strong> Kranke Ja o<strong>der</strong> Ne<strong>in</strong> sagen konnte. Beides habe ich erlebt. Und die Gebete, auf die<br />

ich mich beschränkte waren: das bekannte Gebet "Von guten Mächten“ , das Vaterunser, <strong>und</strong><br />

Auszüge aus dem 23.Psalm, den ich - auf Rat e<strong>in</strong>es alten Krankenhausseelsorgers - oft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte<br />

6


egann: "Und ob ich schon wan<strong>der</strong>te im f<strong>in</strong>steren Tal“ - <strong>der</strong> Anfang kam dann zum Ende: - „Denn<br />

<strong>der</strong> Herr ist me<strong>in</strong> Hirte, wird nichts mangeln.“ Diese drei Gebete waren ausreichend!<br />

E<strong>in</strong>e längere Zeit habe ich Krankengebete <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em befre<strong>und</strong>eten Kollegen gezielt an e<strong>in</strong>zelne<br />

Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten verteilt <strong>und</strong> ihnen auch <strong>von</strong> <strong>der</strong> Entstehung dieser Gebete erzählt.<br />

(Verfasser: Pfr .Karl Görner, z.Zt. Psychiatrieseelsorger <strong>in</strong> Ansbach. Er hat während se<strong>in</strong>er<br />

Krebserkrankung sehr ehrliche Gebete geschrieben.)<br />

4. Persönliche Segnung <strong>und</strong> Salbung<br />

Sie geschah bei Kranken, <strong>und</strong> auch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen, meistens mit e<strong>in</strong>em Familienangehörigen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>/dem Fre<strong>und</strong> (Lebenshilfe mit Angehörigen).<br />

Dieses liebevolle Berührung im Namen Jesu wurde mir immer wichtiger. Vielen evangelischen<br />

Patienten musste ich erst da<strong>von</strong> ganz behutsam erzählen, weil sie das überhaupt nicht kannten.<br />

Waren K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> Partner katholisch, war die Salbung schon etwas bekannter - auf Wunsch habe<br />

ich immer auch die Angehörigen mit gesegnet <strong>und</strong> gesalbt.<br />

Wichtig wurde die Salbung auch für Menschen, die nicht mehr ansprechbar waren, weil sie schon<br />

im Koma lagen o<strong>der</strong> so <strong>in</strong>tubiert, dass ke<strong>in</strong>e Gesprächsmöglichkeit bestand.<br />

An dieser Stelle möchte ich uns bitten, doch e<strong>in</strong>mal das Blatt über die Krankensalbung zur Hand zu<br />

nehmen, dass ich aus unserem Evangelischen Gesangbuch abgezogen habe. (Blatt <strong>in</strong> die Hand<br />

nehmen!)<br />

Zur Information an katholische Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer: Die Krankensalbung ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Evangelischen Kirche ke<strong>in</strong> Sakrament. Christ<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Christen können e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> im Namen Jesu<br />

salben <strong>und</strong> segnen. Von daher hatten auch e<strong>in</strong>ige Frauen des Krankenhausbesuchsdienstes e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>es Ölfläschchen dabei, um jemand damit etwas Gutes zu tun. Es muss bei katholischen<br />

Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten ke<strong>in</strong>e Krankensalbung se<strong>in</strong>, weil das ja nur <strong>der</strong> Priester darf.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Alzheimer Patient<strong>in</strong> habe ich die Füße gesalbt <strong>und</strong> später Stirn <strong>und</strong> Hände <strong>und</strong> ihren<br />

Ehemann.<br />

Konkretes Beispiel<br />

Ich habe e<strong>in</strong>en krebskranken Fre<strong>und</strong> <strong>in</strong> den letzten Wochen vor se<strong>in</strong>em Tod regelmäßig gesalbt -<br />

auch se<strong>in</strong>e Frau. Als er im Wohnzimmer ausgesegnet wurde, habe ich ganz selbstverständlich noch<br />

e<strong>in</strong>mal den Toten gesalbt. Unvergesslich, wie er mir wenige Tage vor se<strong>in</strong>em Tod - ohne dass ich<br />

das vorher wusste - die Hände aufgelegt hat <strong>und</strong> mich ganz <strong>in</strong>nig salbte <strong>und</strong> segnete.<br />

5. Begegnung mit E<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krankenhauskapelle nach <strong>der</strong> wöchentlichen<br />

Andacht<br />

Im Krankenhaus <strong>in</strong> Schwabach gibt es jeden Dienstag e<strong>in</strong>e ökumenische Andacht, die <strong>von</strong><br />

Seelsorger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Seelsorgern aus verschiedenen Kirchen gehalten wird.<br />

Ich hatte mir angewöhnt, wenn ich <strong>in</strong>nerlich die Bereitschaft verspürte, am Ende e<strong>in</strong>er Andacht<br />

zum Segnen mit <strong>und</strong> ohne Salben e<strong>in</strong>zuladen. Beides stellt ich frei, um katholische Patient<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Patienten nicht <strong>in</strong> Gewissensnot zu br<strong>in</strong>gen, weil ja nur <strong>der</strong> geweihte Priester die Krankensalbung<br />

spenden darf. Wer es wollte, wurde unter Handauflegung gesegnet <strong>und</strong> wer es wollte,<br />

wurde gesegnet <strong>und</strong> gesalbt!<br />

6. <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre e<strong>in</strong>es Raumes (hier Krankenhauskapelle) für die<br />

seelsorgerliche Begleitung <strong>von</strong> Menschen.<br />

Wir hatten das Glück, <strong>in</strong> Schwabach bei <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong>er neuen Krankenhauskapelle mitzuwirken,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>von</strong> Anfang an <strong>Zeichen</strong> <strong>und</strong> Symbole e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen.<br />

7


Irene Dill<strong>in</strong>g, Meditationsbeauftragte <strong>der</strong> Evang. Luth. Landeskirche <strong>in</strong> Bayern <strong>und</strong> zugleich<br />

Künstler<strong>in</strong>, bekam den Auftrag die Kapelle e<strong>in</strong>zurichten <strong>und</strong> schuf für uns e<strong>in</strong>en lebensgroßen<br />

Schutzmantel-Christus, <strong>der</strong> beide Hände zum Segnen ausbreitete.<br />

Davor stand auf dem Altar e<strong>in</strong>e Tonschale mit Sand, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tag <strong>und</strong> Nacht offenen<br />

Kapelle, Kerzen angezündet werden konnten. Das Bild des Schutzmantel-Christus wurde durch<br />

e<strong>in</strong>e Kamera auf Kanal 17 beim E<strong>in</strong>schalten <strong>in</strong> jedes Zimmer übertragen.<br />

Neben dem Altar lag e<strong>in</strong> Buch, <strong>in</strong> dem Besucher/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Kapelle ihre Gedanken <strong>und</strong> Gebete<br />

aufschreiben können. Es gibt viele Dankgebete, aber auch Klagegebete mit Klagen, die unter die<br />

Haut gehen..<br />

Mir wurde deutlich, wie wichtig hier dieses Figur des segnenden <strong>und</strong> schützenden Christus für die<br />

Menschen dieser Kapelle war - nicht nur bei stillen Gebeten o<strong>der</strong> Andachten, son<strong>der</strong>n auch bei<br />

Aussegnungen: <strong>der</strong> Sarg mit dem/ <strong>der</strong> Verstorbenen wurde vor dem Schutzmantel-Christus<br />

aufgebahrt.<br />

7. Engel <strong>und</strong> F<strong>in</strong>gerkreuze<br />

Die Erfahrung mit dieser Christusfigur hat uns mit dazu bewogen, offen zu werden weitere<br />

mutmachende <strong>Zeichen</strong> , die wir den Kranken persönlich <strong>in</strong> die Hand geben konnten. Beim kle<strong>in</strong>en<br />

Schriftentisch <strong>in</strong> <strong>der</strong> h<strong>in</strong>teren Ecke <strong>der</strong> Kapelle war e<strong>in</strong> Opferstock angebracht. Die E<strong>in</strong>lagen daraus<br />

konnten wir zur Anschaffung <strong>von</strong> kle<strong>in</strong>en Bronzeengeln <strong>und</strong> F<strong>in</strong>gerkreuzen nehmen. (Bestelladressen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage)<br />

Bronze-Engel<br />

Beim Amt für Geme<strong>in</strong>dedienst <strong>in</strong> Hamburg bestellten wir im Laufe <strong>der</strong> Jahre viele, viele Kilo<br />

Bronze-Engel <strong>und</strong> erlebten damit unsere Geschichten. Oft hatte ich , bevor ich auf die<br />

Intensivstation g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Hosentasche e<strong>in</strong>en Engel <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>gerkreuz. Wir<br />

haben im Ökumenischen Besuchsdienst viele Geschichten mit diesen Engeln erlebt. Ich will nur<br />

e<strong>in</strong>e da<strong>von</strong> erzählen.<br />

Engelsgeschichte<br />

Ich besuche e<strong>in</strong>e schwerkranke Frau - über viele Jahre leidend - Mutter zweier ehemaliger<br />

Konfirmanden. Der Mann war - soweit ich wusste - bei <strong>der</strong> DKP. Er schickte se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu<br />

Zeltlagern <strong>in</strong> die DDR, weil es billig war. Sie sorgte dafür - schon <strong>von</strong> <strong>der</strong> Krankheit gezeichnet ,<br />

dass sie bei mir den Konfirmandenunterricht besuchten.<br />

Nun sah ich sie nach Jahren wie<strong>der</strong> - völlig abgemagert - wie e<strong>in</strong> lebendes Skelett- es war<br />

erschütternd. Ich war völlig hilflos. Ich weiß nicht mehr, was ich überhaupt geredet habe.<br />

Ich hatte ihr e<strong>in</strong>e Karte geschrieben <strong>und</strong> dann diesen Engel auf das Nachtkästchen gestellt. Die<br />

Freude <strong>in</strong> ihren Augen werde ich nicht vergessen.<br />

Nach ihrem Tode erzählten mir Mann <strong>und</strong> Tochter, wie sehr die Mutter an diesem Engel h<strong>in</strong>g. Sie<br />

haben ihr den Engel mit <strong>in</strong> den Sarg gelegt.<br />

Wenn ich diesen Engel herausholte, verän<strong>der</strong>te sich auf e<strong>in</strong>mal die Atmosphäre im Zimmer.<br />

Irgendwie waren auf e<strong>in</strong>mal die "Guten Mächte" gegenwärtig - <strong>und</strong> es war gut so.<br />

Normalerweise habe ich auch da gefragt: Könnten Sie mit so e<strong>in</strong>em Engel etwas anfangen Es gab<br />

nur wenige, die NEIN sagten, an<strong>der</strong>e f<strong>in</strong>gen sich e<strong>in</strong>fach an zu freuen.<br />

Salbungsgeschichte mit Engel<br />

Hier erzähle ich die Geschichte <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er etwa 50 Jahre alten Frau, die <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e auf die<br />

an<strong>der</strong>e Witwe wurde <strong>und</strong> schon den ganzen Nachmittag bei ihrem plötzlich verstorbenen Mann im<br />

Krankenzimmer saß. Sie war mit ihrem Mann noch nicht lange zugezogen <strong>und</strong> kannte mich<br />

8


‘zufällig’ durch die Taufe e<strong>in</strong>es Nachbark<strong>in</strong>des, bei <strong>der</strong> sie e<strong>in</strong>geladen war. E<strong>in</strong>e Krankenschwester<br />

hatte mich verständigt.<br />

Aus me<strong>in</strong>em Gedächtnisprotokoll: Ich komme <strong>in</strong>s Zimmer <strong>und</strong> begrüße sie - langes Schweigen - ab<br />

<strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>ige Sätze zwischen uns. Ich frage irgendwann ganz behutsam, ob ich ihren Mann<br />

„aussegnen“ darf. Sie möchte es gerne <strong>und</strong> neben wenigen Worten benutzte ich me<strong>in</strong><br />

wohlriechendes echtes Rosenöl <strong>und</strong> mache e<strong>in</strong> Kreuz auf die Stirn des Toten. Wir beten das<br />

‘Vaterunser’ - ich gebrauche nur wenige Worte <strong>und</strong> versuche ihren stummen Schrei <strong>und</strong> ihre Klage<br />

da h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu nehmen. Ich frage sie, ob sie ihren lieben Mann auch noch selber salben wolle Sie<br />

bejaht es <strong>und</strong> berührt ihn noch e<strong>in</strong>mal ganz zärtlich mit dem duftenden Öl. Ich glaube, dass ich sie<br />

auch noch selbst mit diesem Öl gesalbt <strong>und</strong> gesegnet habe. Ich bleibe noch so lange im Zimmer, <strong>in</strong><br />

dem sich <strong>der</strong> Geruch des Todes jetzt verb<strong>in</strong>det mit dem Geruch <strong>von</strong> Rosen. Ich verlasse sie erst als<br />

ihre Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> kommt. Zum Abschied schenke ich ihr e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Engel.<br />

In diesen gestischen <strong>Symbolen</strong> war etwas heilendes - mitten <strong>in</strong> tiefstem Schmerz - auch im<br />

Vaterunsergebet. Gerade das lange Schweigen <strong>und</strong> die wenigen Worte waren wichtig.<br />

Wie<strong>der</strong> hat es mich persönlich sehr bewegt, wie <strong>der</strong> Duft des Öls <strong>in</strong>mitten des schrecklichen<br />

Erlebens etwas Wohltuendes hatte, ebenso die kle<strong>in</strong>e Figur des Bronze-Engels mit dem kle<strong>in</strong>en<br />

Gebet <strong>von</strong> Dietrich Bonhoeffer. In dem plötzlichen Sterben h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> war es so, als wären auf e<strong>in</strong>mal<br />

DENNOCH "Gute Mächte“ für diese Witwe spürbar, denen sie ihren lieben Mann überlassen<br />

konnte <strong>und</strong> auch sich selbst. Die Symbole halfen mir, nur wenige Worte zu gebrauchen <strong>und</strong> das<br />

Schweigen besser auszuhalten!<br />

Kreuzesgeschichte<br />

Auf me<strong>in</strong>er Station - <strong>der</strong> Intensiv - erlebte ich Folgendes: Aus hygienischen Gründen war es dort<br />

nicht möglich, e<strong>in</strong> Kreuz an <strong>der</strong> Wand aufzuhängen. Auf e<strong>in</strong>mal hörte ich e<strong>in</strong>en älteren Patienten<br />

laut schimpfen: Wieso ist denn da ke<strong>in</strong> Kreuz!<br />

Schnell war ich bei ihm, erklärte ihm den Sachverhalt <strong>und</strong> sagte dann: An <strong>der</strong> Wand kann ke<strong>in</strong><br />

Kreuz hängen, aber ich habe hier e<strong>in</strong>es. Das schenke ich Ihnen.<br />

E<strong>in</strong> Strahlen er goss sich auf se<strong>in</strong> Gesicht. Er nahm das Kreuz behutsam aus me<strong>in</strong>er Hand <strong>und</strong><br />

steckte es wie - e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d den Teddybären - unter se<strong>in</strong>e Bettdecke...<br />

Das Kreuz als <strong>Zeichen</strong>: Ich b<strong>in</strong> nicht vergessen. Christus ist bei mir! O<strong>der</strong> mit den Worten des 23.<br />

Psalmes: Und ob ich schon wan<strong>der</strong>te im f<strong>in</strong>steren Tal, fürchte ich ke<strong>in</strong> Unglück, denn du bist bei<br />

mir!"<br />

8. Abendmahl als Wortsymbol <strong>und</strong> gestisches Symbol <strong>in</strong> <strong>der</strong> persönlichen Seelsorge<br />

Wenn <strong>der</strong> Wunsch nach Hausabendmahl o<strong>der</strong> Krankenabendmahl kam, dann eher aus <strong>der</strong><br />

bäuerlichen Bevölkerung. Es war mir ganz wichtig mit me<strong>in</strong>em besten dunklen Anzug, dem Talar,<br />

me<strong>in</strong>er Stola <strong>und</strong> schönen Abendmahlsgefäße - e<strong>in</strong>schließlich weißer Tischdecke <strong>und</strong> Kerzen - <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er guten Atmosphäre mit den Leuten im Haus zu feiern. Immer wie<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en mit e<strong>in</strong>em<br />

"Sprachsymbol" (= Bibelwort) <strong>und</strong> persönlicher Segnung mit o<strong>der</strong> ohne Salbung.<br />

Zwei Geschichten bleiben mir unvergesslich.<br />

Die erste Geschichte: E<strong>in</strong>e Bäuer<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fränkischen Schweiz lag im Sterben - vielleicht um die<br />

40 Jahre alt. Sie wollte noch e<strong>in</strong>mal das Abendmahl feiern, mit <strong>der</strong> ganzen Familie. Und dann sagte<br />

sie mir, die doch ganz traditionell erzogen war <strong>und</strong> wusste: zum Abendmahl geht man erst bei <strong>der</strong><br />

Konfirmation! „Herr Pfarrer, me<strong>in</strong> Bernd, <strong>der</strong> ist zwar erst 9 Jahre alt, aber <strong>der</strong> darf auch mitfeiern!<br />

Wenn <strong>der</strong> konfirmiert wird, b<strong>in</strong> ich doch nicht mehr da!“ Und das haben wir dann auch gemacht!<br />

Das Abendmahl als <strong>Zeichen</strong> des Übergangs , des Abschiedes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zugehörigkeit untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> zu Christus.<br />

Die zweite Geschichte: Früh am Morgen ruft die Tochter an. Herr Pfarrer, me<strong>in</strong>e Mutter (e<strong>in</strong>e<br />

Bäuer<strong>in</strong> <strong>von</strong> etwa 84 Jahren) hat gesagt: Heute sterbe ich. Ruf den Pfarrer! Ich will noch e<strong>in</strong>mal das<br />

9


Abendmahl feiern! Wir haben das Abendmahl gefeiert - <strong>und</strong> Abschied genommen - <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige<br />

St<strong>und</strong>en später ist sie <strong>in</strong> Frieden gestorben!<br />

Solchen Abendmahlsfeiern g<strong>in</strong>gen natürlich viele persönliche Begegnungen voraus. Auf den<br />

Dörfern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fränkischen Schweiz war es noch üblich, dass <strong>der</strong> Pfarrer verständigt wurde, wenn<br />

jemand krank war o<strong>der</strong> <strong>in</strong> das Krankenhaus nach Schnaittach, Lauf o<strong>der</strong> Nürnberg <strong>und</strong> Erlangen<br />

überwiesen wurde. Dadurch entstanden schon vor <strong>der</strong> Beerdigung persönliche Beziehungen.<br />

9. Persönliches Beichtgespräch (Beichtformular).<br />

9.1 Bericht e<strong>in</strong>es Pfarrers aus Berl<strong>in</strong>:<br />

Immer wie<strong>der</strong> kamen unbekannte Frauen zu ihm <strong>und</strong> suchten das Gespräch, weil sie, mit <strong>der</strong><br />

Abtreibung ihres K<strong>in</strong>des nicht fertig wurden. Er hat dann für diese Personengruppe e<strong>in</strong> Beichtformular<br />

ausgearbeitet, das mit großer Dankbarkeit angenommen wurde. Es gibt Worte, die kann<br />

ich mir nicht selber sagen - die muss mir e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er sagen. Dazu gehört auch <strong>der</strong> Zuspruch <strong>der</strong><br />

Vergebung!<br />

9.2 E<strong>in</strong>e mir wohltuende Erfahrung: Nach e<strong>in</strong>em langen Beichtgespräch mit e<strong>in</strong>em Kollegen g<strong>in</strong>gen<br />

wir <strong>in</strong> die Kirche. Er sprach mir persönlich unter Handauflegung die Vergebung me<strong>in</strong>er Sünden zu,<br />

dann umarmte er mich <strong>und</strong> lud mich zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Essen <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Haus e<strong>in</strong>.<br />

Ich glaube, dass wir hier noch viele Möglichkeiten hätten, belasteten Menschen beizustehen - <strong>in</strong><br />

Formen, die ihnen <strong>und</strong> uns gut tun!<br />

93 Gespräch als Beichte (diese Geschichte fällt unter die Verschwiegenheit <strong>und</strong> soll nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Seelsorgegruppe mit Gruppenschweigepflicht weitergegeben werden!)<br />

Nach e<strong>in</strong>er KH-Andacht kommt e<strong>in</strong> Patient zu mir <strong>und</strong> erzählt mir, er habe sich mit AIDS <strong>in</strong>fiziert.<br />

Er sei schon lange aus <strong>der</strong> katholischen Kirche ausgetreten. Eigentlich sei er schwul, aber er habe es<br />

vor se<strong>in</strong>er Frau <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n verborgen. Er weiß nicht, wie er das alles se<strong>in</strong>er Frau <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n erklären soll <strong>und</strong> steckt voller Ängste. Zur Kommunion sei er auch schon lange nicht mehr<br />

gegangen. Ich frage ihn nach dem Gespräch, ob ich ihn salben darf. Er sagt Ja . Ich salbe ihn <strong>und</strong><br />

spreche ihm die Vergebung se<strong>in</strong>er Sünden zu!<br />

Ich zitiere noch e<strong>in</strong>mal Steffensky:<br />

"Befreiung geschieht nicht auf dem Weg <strong>der</strong> Appelle. Befreiungsansätze brauchen den<br />

Umweg über die Symbole, <strong>in</strong> denen das Glücksverlangen <strong>und</strong> die Lebenserwartungen<br />

e<strong>in</strong>geübt <strong>und</strong> ausgedrückt werden".<br />

B. 2 <strong>Bedeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Zeichen</strong>, <strong>Symbolen</strong> <strong>und</strong> <strong>Ritualen</strong> <strong>in</strong> Gruppen<br />

1. In den Trauergruppen habe ich gelernt, wie wichtig <strong>der</strong> Kreis ist - um e<strong>in</strong>e schöne<br />

Mitte - <strong>und</strong> auch die Tischgeme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Tee getrunken haben <strong>und</strong> uns<br />

unterhielten. Die schöne Mitte e<strong>in</strong> ganz wichtiges <strong>Zeichen</strong> <strong>von</strong> "Etwas Schönes sehen",<br />

willkommen se<strong>in</strong>. Es waren schöne Tücher, m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Kerze, e<strong>in</strong> Blumenstrauß...<strong>und</strong><br />

unterschiedlich wechselnde an<strong>der</strong>e D<strong>in</strong>ge, wie z.B. kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> große Kieselste<strong>in</strong>e...dann die<br />

Klangschale - mit <strong>der</strong> die E<strong>in</strong>zelnen - beim Anschlagen erzählten, wie es Ihnen g<strong>in</strong>g - o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Atemübung beendet wurde.<br />

Im Kreis waren wir gleichwertig. Zum festen Ritual gehörte, irgendwann aus dem Kreis<br />

aufzustehen, sich an die schön geschmückten Tische zu setzen, sich zu stärken <strong>und</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />

reden.<br />

2. <strong>Bedeutung</strong> des Kreistanzes: Und dann gegen Ende nochmals e<strong>in</strong>en Kreis zu machen, <strong>in</strong><br />

dem e<strong>in</strong> Tanz - e<strong>in</strong> ganz leichter Tanz angeboten wurde...<strong>und</strong> auch se<strong>in</strong>e Symbolik erklärt wurde:<br />

Gegen den Uhrzeigers<strong>in</strong>n - Richtung Leben,<br />

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die nach oben offene rechte Hand, die Kraft empfängt <strong>und</strong> den an<strong>der</strong>en festhält,<br />

die nach unten offene l<strong>in</strong>ke Hand, die sich <strong>in</strong> die offene Hand <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en legt - <strong>und</strong> etwas<br />

weitergibt, was sie empfangen hat,<br />

die Gruppe als ganze - mit ihrer spürbaren Energie, wenn sich alle an Händen halten <strong>und</strong> tanzten,<br />

das auf <strong>der</strong> Stelle treten - wo es sche<strong>in</strong>bar nicht weiter geht - <strong>und</strong> das Rückwärtsschauen im<br />

Weitergehen - ohne das es auch ke<strong>in</strong> Vorwärts gibt.<br />

AN DIESER STELLE DEN ULMENTANZ VON ANASTASIA GENG EINFÜHREN<br />

(3 M<strong>in</strong>uten o<strong>der</strong> 6 M<strong>in</strong>uten - wenn zweimal)<br />

ODER NACH EINEM KANON VON PACHELBEL EINEN TRAUERTANZ ANBIETEN<br />

3. <strong>Bedeutung</strong> des Segenswortes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe: (Wortsymbol <strong>und</strong> gestisches Symbol)<br />

Und am Schluss: e<strong>in</strong> liebevoll ausgesuchtes o<strong>der</strong> selbst formuliertes Segenswort, das je<strong>der</strong>/jedem<br />

zugesprochen wurde <strong>und</strong> auf Wunsch auch schriftlich mit nach Hause genommen werden konnte.<br />

3.1 Längeres Segenswort - z.B:<br />

"Sei gesegnet1<br />

Gott, den du manchmal gar nicht begreifen kannst,<br />

lasse se<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>lichkeit aufs Neue über dir aufleuchten auch durch Menschen, die dich<br />

verstehen.<br />

Er halte se<strong>in</strong>e Hand schützend über dir auf allen de<strong>in</strong>en Wegen <strong>und</strong> fange dich <strong>in</strong><br />

schwierigen<br />

Situationen auf.<br />

Er beschenke dich mit allem, was de<strong>in</strong>em Leib <strong>und</strong> de<strong>in</strong>er Seele gut tut, sie nährt <strong>und</strong> wärmt.<br />

Wird dir e<strong>in</strong> Weg zu schwer, so gebe er dir Zeit zum Innehalten <strong>und</strong> zum Ausruhen,<br />

solange bis de<strong>in</strong>e Seele nachgekommen ist.<br />

Gott sehe de<strong>in</strong>e Tränen <strong>und</strong> segne sie.<br />

Gott sehe de<strong>in</strong> Lachen <strong>und</strong> freue sich mit dir mit. Amen "<br />

3.2 Unser ältestes Teammitglied sprach meistens den Abschluss-Segen nach dem längeren<br />

Segensspruch:<br />

"Der Segen Gottes <strong>und</strong> die Energie dieser Gruppe geleite dich durch die kommenden Tage!"<br />

Danach drückten wir <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> rechten Nachbar<strong>in</strong> noch e<strong>in</strong>mal die Hände <strong>und</strong> schauten uns an!<br />

4. Segnung <strong>und</strong> Salbung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe bei Geburtstagsjubiläen <strong>und</strong> bei Abschieden<br />

5. Anfangs- <strong>und</strong> Schluss-Ritual bei unseren monatlichen Fortbildungen im<br />

Krankenhausbesuchsdienst<br />

Wir haben über viele Jahre ke<strong>in</strong> Anfangs- <strong>und</strong> Schlussritual gehabt. Die Fortbildung durch e<strong>in</strong>en<br />

Referenten begann um 19 Uhr <strong>und</strong> endete - ohne Pause - um 22 Uhr. Dann wurden noch ganz<br />

schnell e<strong>in</strong>ige persönliche D<strong>in</strong>ge geklärt <strong>und</strong> meistens wurde es 23 Uhr bis wir zu Hause waren.<br />

Aus dem geme<strong>in</strong>samen Nachdenken wurde dann e<strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlicher Neubeg<strong>in</strong>n.<br />

Neuer Ablauf <strong>der</strong> persönlichen monatlichen Fortbildung:<br />

Beg<strong>in</strong>n um 19.15 mit e<strong>in</strong>er Eröffnungsr<strong>und</strong>e:<br />

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a) Wie geht es mir heute persönlich <strong>und</strong><br />

b) wie geht es mir auf me<strong>in</strong>er Station.<br />

Je<strong>der</strong> sollte hierbei zu Wort kommen. Dann hatte e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Frauen<br />

c) e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Meditation als "Wegzehrung" mitgebracht.<br />

Bevor wir um 20 Uhr mit <strong>der</strong> Arbeit an e<strong>in</strong>em Thema begannen, hatten sich alle schon ausgetauscht,<br />

wussten <strong>von</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>und</strong> fühlten sich auch spirituell gestärkt.<br />

Nach <strong>der</strong> thematischen E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> etwa 90 M<strong>in</strong>uten (20 Uhr bis 21.30) wurde<br />

d) am Schluss noch e<strong>in</strong> Segenswort vorgelesen - o<strong>der</strong> beim Kreis <strong>in</strong> <strong>der</strong> benachbarten Kapelle<br />

gesprochen o<strong>der</strong> (= Nebenraum) e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Segenstanz getanzt.<br />

e) weitere hilfreiche Rituale bei <strong>der</strong> monatlichen Fortbildung für uns ganz persönlich:<br />

Es gab jetzt immer e<strong>in</strong>e schöne Mitte - mit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Kerze - <strong>und</strong> immer auch Getränke zur<br />

Stärkung.<br />

Die Jahresfortbildung (Dauer vier Tage):<br />

Sie wurde jetzt mit e<strong>in</strong>em schönen Begrüßungsritual begonnen <strong>und</strong> endete mit e<strong>in</strong>em<br />

Abschiedsritual <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er persönlichen Salbung <strong>und</strong> Segnung an jede e<strong>in</strong>zelne Teilnehmer<strong>in</strong> durch<br />

den leitenden Seelsorger, <strong>der</strong> selbst auch durch Frauen aus dem Team gesegnet <strong>und</strong> gesalbt wurde.<br />

6. Rituale im Konfirmandenunterricht<br />

6.1 Aus <strong>der</strong> Trauergruppenarbeit nahm ich die Sitzordnung mit:<br />

Stuhlkreis mit e<strong>in</strong>er schönen Mitte, buntes Tuch, Kerze, manchmal auch Blumen.<br />

Begrüßungszeremonie mit Anschlagen <strong>der</strong> Klangschale: Wie geht's mir heute<br />

Arbeitse<strong>in</strong>heit an den Tischen mit geme<strong>in</strong>samer Pause <strong>und</strong> Getränken<br />

6.2 Abschluss <strong>in</strong> <strong>der</strong> im Geme<strong>in</strong>dezentrum bef<strong>in</strong>dlichen Kirche:<br />

Stehen im Kreis,<br />

Figur des segnenden auferstandenen Christus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte,<br />

Kerzen anzünden,<br />

freies Gebet (<strong>von</strong> mir), <strong>von</strong> allen gesprochenes Vaterunser<br />

<strong>und</strong> Segen - manchmal auch Segenstanz.<br />

6.3 Die Konfirmand<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Konfirmanden konnten die e<strong>in</strong>zelnen Teelichter zur Vaterunserstele<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ecke br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> an jemand denken, bzw. für jemand still beten.<br />

6.4 Vorbereitung <strong>der</strong> Beichte mit dem <strong>Zeichen</strong> <strong>der</strong> Baumscheibe, dem Ritual des Briefschreibens<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Beichtbriefverbrennung <strong>und</strong> dem Zuspruch <strong>der</strong> Vergebung.<br />

7. Ritual e<strong>in</strong>er Haus- o<strong>der</strong> Wohnungssegnung<br />

Geme<strong>in</strong>sam vor <strong>der</strong> Schwelle stehen<br />

Segnung <strong>und</strong> Salbung <strong>der</strong> Türschwelle<br />

Dabei Psalm 121 o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Gebet<br />

Möglicherweise auch e<strong>in</strong> Lied s<strong>in</strong>gen: Ausgang <strong>und</strong> E<strong>in</strong>gang<br />

Räucherung mit Salbei durch alle Räume mit allen geme<strong>in</strong>sam gehen - vom Keller bis zum Dach.<br />

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Dabei nochmals e<strong>in</strong> bekanntes Lied s<strong>in</strong>gen: z.B. Laudate omnes gentes...<br />

Am Schluss versammeln sich alle im Wohnzimmer im Kreis um e<strong>in</strong>e schön gestaltete Mitte mit<br />

Kerze <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Symbolen</strong><br />

Es wird noch e<strong>in</strong>mal an die Vergangenheit er<strong>in</strong>nert ( eventuell etwas aus <strong>der</strong> alten Wohnung <strong>in</strong> die<br />

Hand nehmen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Foto) Die Hausbewohner können sich auch hier beteiligen <strong>und</strong> sich an<br />

Schönes <strong>und</strong> Schweres er<strong>in</strong>nern.<br />

Es werden gute Wünsche formuliert (da können sich auch an<strong>der</strong>e beteiligen) <strong>und</strong> Hoffnungen für<br />

die Zukunft, die sich mit den neuen Räumen verb<strong>in</strong>den.<br />

Dann heißt es ankommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegenwart mit e<strong>in</strong>em Segenstanz <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em - <strong>von</strong> mehreren<br />

Gästen gesprochenen Haussegen (möglichst schriftlich da lassen!)<br />

Es schließt sich e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Mahlfeier <strong>in</strong> schlichter Form an! (vielleicht Brot <strong>und</strong> Salz -<br />

Wasser <strong>und</strong> We<strong>in</strong>).<br />

B. 3 Die <strong>Bedeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Zeichen</strong>, <strong>Symbolen</strong> <strong>und</strong> <strong>Ritualen</strong> im Gottesdienst<br />

1. Im Taufgottesdienst (<strong>in</strong> Auszügen):<br />

a) <strong>Zeichen</strong> <strong>der</strong> Stola mit Bil<strong>der</strong>n vom heimkehrenden Sohn<br />

b) Zuspruch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte vom heimkehrenden Sohn: Du hast bei Gott immer e<strong>in</strong>e offene Tür!<br />

c) Salbung mit echtem Rosenöl <strong>und</strong><br />

d) Segnung mit dem Kreuzeszeichen: Du bist Christ, du bist <strong>in</strong> Gottes Augen kostbar <strong>und</strong> wertvoll.<br />

<strong>Zeichen</strong> des Kreuzes: bedrohlich <strong>und</strong> doch beschützt <strong>und</strong> bewahrt!<br />

Rosenöl (echtes) - "Du gehörst zu Christus" (Gerüche s<strong>in</strong>d D-Züge, besser Intercityzüge <strong>in</strong> die<br />

Vergangenheit)<br />

e) Taufe mit Wasser <strong>und</strong><br />

f) persönlichem Bibelwort als Taufspruch<br />

g) Segensworte durch Paten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e liebe Menschen <strong>und</strong> auch persönliche Berührung mit <strong>der</strong><br />

Hand o<strong>der</strong> mit Wasser<br />

h) Ritual des Taufbekenntnisses - <strong>von</strong> allen gesprochen!<br />

i) Vaterunser-Ritual<br />

j) Dank- <strong>und</strong> Fürbitten verb<strong>in</strong>den als Übergangsritual die Vergangenheit mit Zukunft <strong>und</strong><br />

Gegenwart.<br />

k) Persönliche liebevolle Atmosphäre durch geeignete Lie<strong>der</strong> zum Mits<strong>in</strong>gen- auch für K<strong>in</strong><strong>der</strong> - <strong>und</strong><br />

die Erzählung <strong>der</strong> Geschichte <strong>von</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>segnung mit dem persönlichen Zuspruch: "Jesus mag<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Eltern, beson<strong>der</strong>s die Mütter!"<br />

l) weiterer Zuspruch beim Anzünden <strong>der</strong> Taufkerze: mit dem Jesuswort vom Licht des Lebens!<br />

m) bei <strong>der</strong> Segnung <strong>der</strong> Eltern, Geschwister <strong>und</strong> Paten.<br />

2a Aussegnung:<br />

- wichtig wurde mir: kurze Auslegung e<strong>in</strong>es Bibelwortes, mit <strong>der</strong> ich auf die persönliche Situation<br />

e<strong>in</strong>gehen konnte.<br />

- Im Gebet war Rückblick <strong>und</strong> Dank wichtig, aber auch Klage <strong>und</strong> die bitte um gegenseitige<br />

Vergebung <strong>und</strong> Bitte um Loszulassen - Segen (manchmal mit Rosenöl) des Toten <strong>und</strong> Segen <strong>der</strong><br />

Lebenden<br />

13


2b Beerdigungen<br />

Sie gehören zu den typischen Übergangsritualen.<br />

a) Aus e<strong>in</strong>em Klageritual <strong>der</strong> Trauergruppen, dass ich Jorgos Canacakis verdanke, habe ich für den<br />

Gottesdienst immer bei <strong>der</strong> Dank- <strong>und</strong> Fürbitte e<strong>in</strong> feststehendes Ritual übernommen:<br />

"wir klagen, wir bitten, wir danken <strong>und</strong> übergeben an dich...<br />

"Vergib ihm, wo er se<strong>in</strong>e Grenzen hatte, <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en etwas schuldig geblieben ist - vergib<br />

auch uns, wo wir ihm etwas schuldig bleiben mussten...gib ihm Frieden <strong>und</strong> Ruhe...sei bei<br />

uns...Amen"<br />

b) Beim Friedhoftor, wenn das Beerdigungsauto den Sarg mitnahm entstand folgendes festes Ritual:<br />

- während <strong>der</strong> Sarg noch im Tor stehen blieb, bevor er <strong>in</strong>s Auto gehoben wurde;<br />

Wir können nur Nachschauen - hier unter diesem Tor - e<strong>in</strong> Gebet, was uns Lebende mit unseren<br />

Toten verb<strong>in</strong>det spreche ich jetzt :"Von guten Mächten...." Friede sei mit ihm (+), Friede sei mit<br />

euch (+).Amen“<br />

c) Lie<strong>der</strong> zum Klagen gibt es so gut wie ke<strong>in</strong>e im neuen Gesangbuch. Empfehlenswert ist das neue<br />

Mennonitische Gesangbuch, die e<strong>in</strong>ige Trauer- <strong>und</strong> Klagelie<strong>der</strong> aufgenommen haben. (siehe<br />

Anhang)<br />

2c Trauerfeier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule <strong>der</strong> Lebenshilfe für die Klasse e<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong>, die mit 18<br />

Jahren plötzlich verstorben ist (Sie wurde nach <strong>Ritualen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Trauergruppe konzipiert <strong>und</strong> ist im<br />

Anhang nachlesbar!)<br />

3. Gedenkgottesdienstes für verstorbene Angehörige<br />

- ganz wichtig war die Verlesung <strong>der</strong> Namen<br />

- e<strong>in</strong>e schöne Musik während die Menschen zu e<strong>in</strong>em am Boden liegenden Kreuz g<strong>in</strong>gen , um für<br />

ihre Verstorbenen e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> mehrere Kerzen anzuzünden (Harfen - <strong>und</strong> Flötenmusik ist sehr<br />

geeignet)<br />

- das Gebet am Schluß , <strong>in</strong> dem noch e<strong>in</strong>mal Schuldgefühle, Klage <strong>und</strong> Dank aufgenommen werden.<br />

4. Konfirmation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

a) persönlicher Zuspruch bei <strong>der</strong> Salbung: "Du bist <strong>in</strong> Gottes Augen kostbar <strong>und</strong> wertvoll!" nach<br />

Verlesung des persönlichen Konfirmationsspruches.<br />

b) Konfirmation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebenshilfe mit Abendmahl, Segnung <strong>und</strong> Salbung,<br />

Unter an<strong>der</strong>em: die Geschichte vom Guten Hirten erzählen <strong>und</strong> spielen. Die Schäfchen (Stofftiere)<br />

erhalten die Konfirmanden später als Konfirmationsgeschenk. Bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>segnung wird e<strong>in</strong> Lied<br />

gesungen (Melodie: „Hört, wen Jesus glücklich preist“) <strong>in</strong> dem je<strong>der</strong> mit Vornamen persönlich<br />

angeredet wird, mit Segnung <strong>und</strong> Salbung mit Rosenöl: "Jesus hat den Harald lieb! Halleluja!"<br />

5. Beichtgottesdienst im Konfi-Camp<br />

- Er<strong>in</strong>nerung mit <strong>der</strong> Baumscheibe, Briefe schreiben- Feuerritual.<br />

6. Abschied vom K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, <strong>von</strong> <strong>der</strong> SVE - Lebenshilfe <strong>und</strong> Schulabschluss<br />

- noch e<strong>in</strong>mal wird <strong>der</strong> Vorname genannt, dazu gesungen, e<strong>in</strong>zelne werden unter Handauflegung<br />

gesegnet <strong>und</strong> gesalbt.<br />

7. Salbungsgottesdienst zu Jahresbeg<strong>in</strong>n <strong>und</strong> im Konfi-Camp (In <strong>der</strong> Anlage ist e<strong>in</strong><br />

Entwurf beigefügt)<br />

8. Altjahresgottesdienst mit <strong>Symbolen</strong><br />

14


9. Segnungsgottesdienst am Buß <strong>und</strong> Bettag<br />

10. Bei Trauungen:<br />

- Ritual im Gebet Statusverän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Herkunftsfamilie bedenken, für verstorbene Angehörige,<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Kerze brennen lassen!<br />

Bitte, dass je<strong>der</strong> wenigstens e<strong>in</strong>en Menschen habe, mit dem er lachen <strong>und</strong> we<strong>in</strong>en kann.<br />

11a Sonntagsgottesdienst<br />

Was bewirkt e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam gesungenes Kyrie (aus Taizé o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ostkirche o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es)<br />

Welche <strong>Bedeutung</strong> haben vertraute Choräle an beson<strong>der</strong>en Tagen (z.B. Heiligabend,<br />

Altjahresabend)<br />

Was macht beim Abendmahl das Lied "Christe, du Lamm Gottes" mit uns, was passiert, wenn<br />

stattdessen das Taizé-Lied: "Me<strong>in</strong>e Hoffnung <strong>und</strong> me<strong>in</strong>e Freude" gesungen wird<br />

Wie formuliere ich das Sündenbekenntnis <strong>und</strong> den Segen mit e<strong>in</strong>em liebevollen Gottesbild<br />

11b M<strong>in</strong>igottesdienst<br />

e<strong>in</strong>fache Rituale <strong>und</strong> Symbole ganz wichtig...Je weniger die K<strong>in</strong><strong>der</strong> kognitiv verstehen, um so<br />

wichtiger ist e<strong>in</strong>e wohltuende Atmosphäre<br />

Bitte des Teams um e<strong>in</strong> festliches <strong>Zeichen</strong>/Symbol, wenn sie den Gottesdienst gestalten: Ich habe<br />

den vier Frauen bunte Regenbogenschals geschenkt, die sehr gut ankommen.<br />

11c K<strong>in</strong><strong>der</strong>gottesdienst<br />

- vor dem Kollektengebet Verabschiedung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Hauptgottesdienst, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d nimmt die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gottesdienstlaterne vom Altar, alle ziehen <strong>in</strong> feierlicher Prozession aus!<br />

- im Kreis sitzen, <strong>Zeichen</strong> mit Lie<strong>der</strong>n verb<strong>in</strong>den - mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> essen <strong>und</strong> tr<strong>in</strong>ken<br />

- segnen <strong>und</strong> salben.....<br />

11d Familiengottesdienst mit Taufer<strong>in</strong>nerung<br />

Taufkerzen werden mitgebracht, Segnung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Handauflegung, eventuell auch Salbung...<br />

12 Rituale für kirchenfremde Mitmenschen<br />

Beispiele aus Gedenkgottesdienste für Verstorbene im Dom zu Erfurt <strong>und</strong> St.-Valent<strong>in</strong>s-<br />

Gottesdienste für Liebende <strong>in</strong> Erfurt<br />

(ausführliche Beschreibung dieser Gottesdienste <strong>in</strong> dem neu erschienenen Buch, Leben braucht<br />

Segen, Segensfeiern für alle, die segnen <strong>und</strong> gesegnet werden wollen, Werkbuch, hrsg. Hans<br />

Bauernfe<strong>in</strong>d, Richard Geier, Her<strong>der</strong>verlag 2002).<br />

Die OFFENE KIRCHE ST.KLARA <strong>in</strong> Nürnberg um den Jesuitenpater Kern hat hier viele<br />

Anregungen übernommen <strong>und</strong> eigenständig weiterentwickelt.<br />

C. Wie kann im E<strong>in</strong>zelgespräch, <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren <strong>und</strong> größeren Gruppen <strong>und</strong> auch<br />

bei Gottesdiensten e<strong>in</strong>e fre<strong>und</strong>liche Atmosphäre entstehen, die für sich schon<br />

seelsorgerlich ist <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em fre<strong>und</strong>lichen Gottesbild entspricht<br />

Symbole <strong>und</strong> <strong>Zeichen</strong> , e<strong>in</strong>schließlich Gerüche <strong>und</strong> Bewegung (es muss ja nicht immer Tanz se<strong>in</strong>)<br />

<strong>und</strong> Berührungen würden da sehr viel bewirken. Welche Form für e<strong>in</strong>zelne <strong>und</strong> für Geme<strong>in</strong>den<br />

stimmt, muss vor Ort gespürt werden.<br />

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1. Wortsymbole <strong>und</strong> gestische Symbole f<strong>in</strong>de ich sehr schön verb<strong>und</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Thomasmesse, die es seit e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> Nürnberg gibt (W<strong>in</strong>ter: St.Jakob/ Sommer: St.Lorenz)<br />

Ich er<strong>in</strong>nere an die Möglichkeit - sich persönlich segnen <strong>und</strong> salben zu lassen,<br />

- e<strong>in</strong> Gebet aufzuschreiben, das auf Wunsch auch laut vorgelesen wird<br />

- zu e<strong>in</strong>er Klagemauer zu gehen <strong>und</strong> dort e<strong>in</strong>e Klage <strong>in</strong> die Ritzen zu stecken,<br />

- mit jemand persönlich zu sprechen<br />

- zu schweigen<br />

- zu s<strong>in</strong>gen, zu beten <strong>und</strong> zuzuhören<br />

- <strong>und</strong> zu schmecken <strong>und</strong> zu sehen, wie fre<strong>und</strong>lich Gott ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er w<strong>und</strong>erschönen<br />

Abendmahlsfeier...<br />

- Nicht zu vergessen, die schön geschmückte Kirche - mit feierlichem E<strong>in</strong>zug <strong>und</strong> Auszug aller<br />

Mitwirkenden<br />

- Und die Musik, die viele anspricht, e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>.<br />

C. G. Jung spricht <strong>von</strong> <strong>der</strong> dreifachen <strong>Bedeutung</strong> des Rituals:<br />

Es geht um Umwandlung <strong>von</strong> Lebensenergie bei Lebensübergängen,<br />

es geht um s<strong>in</strong>nstiftende Rituale <strong>und</strong> um heilende Kräfte <strong>der</strong> Rituale.<br />

Rituale haben nicht automatisch e<strong>in</strong>e heilende <strong>und</strong> belebende Wirkung - auch die kirchlichen<br />

Rituale nicht.<br />

Anselm Grün schreibt: Wir müssen uns daher immer wie<strong>der</strong> Gedanken machen, welchen S<strong>in</strong>n die<br />

Rituale haben, <strong>und</strong> wir brauchen Phantasie , um die alten Rituale so zu feiern, dass sie uns heute<br />

erreichen...<strong>in</strong>dem wir sie so begehen, dass die Menschen unmittelbar da<strong>von</strong> erreicht werden.<br />

Es geht nicht darum, immer neue Rituale zu entwickeln, son<strong>der</strong>n die alten Rituale so zu feiern <strong>und</strong><br />

zu verstehen, dass sie für uns stimmen. Nur dann können sie uns <strong>in</strong>nerlich erneuern <strong>und</strong> kultivieren,<br />

nur dann werden sie schöpferische Energie <strong>in</strong> uns freisetzen <strong>und</strong> unsere W<strong>und</strong>en heilen."(a.a.39/40)<br />

(Anselm Grün: Geborgenheit f<strong>in</strong>den, Rituale feiern, Wege zu mehr Lebensfreude. Er beschreibt die<br />

heilende Kraft <strong>der</strong> Riten, S,36ff)<br />

2. Zwei Beispiele aus <strong>der</strong> Osternacht:<br />

Die Osternacht <strong>in</strong> <strong>der</strong> alten liturgischen Form.<br />

Sie kann als Übergangsritual für Menschen heilend se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> diesen Formen zu Hause s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong><br />

sich <strong>in</strong> diesen Formen ansprechen lassen.<br />

Die Osternacht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er freieren Form.<br />

Wir haben sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deakademie <strong>in</strong> Rummelsberg kennen gelernt <strong>und</strong> <strong>in</strong> unserer Geme<strong>in</strong>de,<br />

St. Matthäus, Schwabach-Eichwasen fast 20 Jahre gepflegt.<br />

Hier ,werden uralte Rituale aufgenommen <strong>und</strong> z.T. verän<strong>der</strong>t – z.B. auch durch Ergänzung <strong>von</strong><br />

alten Lie<strong>der</strong>n mit neuem Liedgut, durch Erzählung <strong>der</strong> Bibeltexte - auch für die anwesenden<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, durch die geme<strong>in</strong>same Taufer<strong>in</strong>nerung <strong>und</strong> regelmäßige Taufe <strong>von</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Erwachsenen, durch e<strong>in</strong>e freie Abendmahlsform - die auch Familien e<strong>in</strong>schließt.<br />

Durch e<strong>in</strong> Indianisches Klageritual zu vier Himmelsrichtungen beim Rückblick auf Karfreitag ,<br />

bewusstes H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>nehmen <strong>und</strong> Benennen <strong>der</strong> Dunkelheit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nacht <strong>und</strong> das Anzünden <strong>der</strong><br />

Osterkerze als hier <strong>und</strong> heute erfahrene Hoffnung - <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en fröhlichen Sirtaki als Ostertanz<br />

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draußen vor <strong>der</strong> Kirche - <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Frühstück, Texte, Lie<strong>der</strong>, Geschichten blieben<br />

alle Jahre fast gleich <strong>und</strong> waren dadurch vertraut.<br />

3. Schließen möchte ich mit Gedanken zur <strong>Bedeutung</strong> <strong>von</strong> Segensgesten <strong>und</strong><br />

Wünschen für viele heutige Menschen<br />

(Zitat aus dem Materialheft <strong>der</strong> Beratungsstelle Frankfurt, Heft 72, Segensworte <strong>und</strong> Segensgesten)<br />

"Für viele Menschen hat gerade <strong>der</strong> zugesprochene Segen e<strong>in</strong>e wichtige <strong>Bedeutung</strong>: Bed<strong>in</strong>gungslos<br />

e<strong>in</strong>e positive Zusage zu bekommen ist ke<strong>in</strong>eswegs alltäglich.<br />

Und zu den Entdeckungen <strong>der</strong> therapeutischen Arbeit auch außerhalb des kirchlichen Rahmens<br />

gehört genau das, was im religiösen Leben schon immer durch die Segenshandlungen e<strong>in</strong>en festen<br />

Platz hatte: daß wir bestimmte D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>fach <strong>von</strong> außen, <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Person auf den Kopf<br />

zugesagt bekommen müssen, um <strong>von</strong> dem "Alles-Selber-Können-Müssen" entlastet zu werden.<br />

Den Acker de<strong>in</strong>es Lebens<br />

kannst du nicht selbst bestellen.<br />

Den Dschungel <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Herzen<br />

Kannst du nicht selbst roden.<br />

Das Wort, das dir hilft,<br />

kannst du dir nicht selbst sagen. (Äthiopisches Sprichwort)<br />

Die Erfahrung des Beschenkt-Werdens wird <strong>in</strong> Segensgesten durch Handauflegen, durch erhobene<br />

Hände, durch das Überreichen <strong>von</strong> <strong>Symbolen</strong> o<strong>der</strong> die Verwendung <strong>von</strong> Wasser o<strong>der</strong> Öl<br />

unterstrichen. Es gibt ke<strong>in</strong> richtig o<strong>der</strong> Falsch zwischen Segenszuspruch <strong>und</strong> Segensgebet.<br />

Viele Segensformen können sowohl für die e<strong>in</strong>e wie für die an<strong>der</strong>e Situation formuliert werden.<br />

Die Liturgen müssen jeweils selbst entscheiden, welche Form ihnen selbst (ihrer Rolle, ihren<br />

Gefühlen <strong>und</strong> Fähigkeiten) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Situation (Ort <strong>und</strong> Zeit, Raum <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>de, Ereignis <strong>und</strong><br />

Thema ) angemessen ist."<br />

4. Der Auftrag zum Segnen, e<strong>in</strong> Charisma für Hauptamtliche UND Ehrenamtliche.<br />

In e<strong>in</strong>em neuen, beson<strong>der</strong>s im Bereich <strong>der</strong> katholischen Kirche veröffentlichten Segens - Buch<br />

werden nicht nur die Kleriker, son<strong>der</strong>n alle haupt- <strong>und</strong> ehrenamtlichen Frauen <strong>und</strong> Männer <strong>der</strong><br />

Kirche, die zum Segnen e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Charisma haben, ermutigt. ("Leben braucht Segen, Segensfeiern<br />

, Für alle, die segnen <strong>und</strong> gesegnet werden wollen", hrsg. H. Bauernfe<strong>in</strong>d, Richard Geier, Her<strong>der</strong>verlag)<br />

Unter an<strong>der</strong>em heißt es dort - <strong>und</strong> das gilt auch für den Bereich <strong>der</strong> Evangelischen Kirche:<br />

"Zugleich werden durch e<strong>in</strong>en weiten Kreis <strong>der</strong> Vorsteher<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Vorsteher milieuverengte<br />

Strukturen durchbrochen <strong>und</strong> für das kirchliche Wirken neue Horizonte eröffnet(106/107).<br />

5. Empfehlenswert ist es, bewusst die Orte <strong>der</strong> Segnung zu wählen.<br />

Hierbei kann es sich um Kirchenräume o<strong>der</strong> Kapellen handeln <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> wie<strong>der</strong>um um bestimmte<br />

konturierte Orte (z.B. e<strong>in</strong>e Heiligenfigur, den Taufste<strong>in</strong>, die Osterkerze, e<strong>in</strong>e Apostelkerze, den<br />

Kirchene<strong>in</strong>gang, den Tabernakel.<br />

(Ergänzung <strong>von</strong> mir: Bei <strong>der</strong> Salbung zum Jahresbeg<strong>in</strong>n wurden <strong>in</strong> St. Matthäus drei Orte<br />

ausgewählt: a) vor <strong>der</strong> Taufwand, b) vor <strong>der</strong> Vaterunserstele, c) Weihnachtsbaum/ bzw. Altarwand)<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus können sich auch private Wohnbereiche o<strong>der</strong> natürliche Örtlichkeiten (bei e<strong>in</strong>em<br />

alten Baum, auf e<strong>in</strong>em Berg, neben e<strong>in</strong>em Fluss...) sowie die Arbeitsräume <strong>von</strong> Menschen als<br />

beson<strong>der</strong>s geeignet erweisen.<br />

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Liturgische Kleidung für die Vorsteher<strong>in</strong>, den Vorsteher e<strong>in</strong>er solchen Segensfeier empfiehlt sich.<br />

Dennoch sollte die Situation <strong>und</strong> das Empf<strong>in</strong>den sowohl <strong>der</strong> Vorsteher<strong>in</strong>, des Vorstehers als auch<br />

<strong>der</strong> Teilnehmenden berücksichtigt werden."<br />

Beenden möchte ich me<strong>in</strong>en Vortrag für alle, die es wollen mit e<strong>in</strong>em Segnungsritual.<br />

Sie ziehen für sich persönlich e<strong>in</strong> Bibelwort aus diesem Brotkorb als "Brot des Lebens", ich spreche<br />

Ihnen dieses Wort mit e<strong>in</strong>em Segen <strong>und</strong> mit Handauflegung zu.<br />

Bibelwort <strong>und</strong> Zuspruch mit Handauflegung!<br />

Schluss: Bewahre uns Gott, behüte uns Gott (als Tanz)<br />

6. Wie<strong>der</strong> mehr Rituale <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evangelischen Kirche<br />

Gerade habe ich – nach e<strong>in</strong>er letzten Überarbeitung me<strong>in</strong>es Referates – <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Ausgabe <strong>der</strong><br />

Nürnberger Nachrichten vom 13.April 2005 e<strong>in</strong>en Bericht über die <strong>in</strong> Augsburg stattf<strong>in</strong>dende<br />

vangelische Landessynode <strong>der</strong> Evangelisch-Lutherischen Kirche <strong>in</strong> Bayern entdeckt:<br />

Überschrift: „Wie<strong>der</strong> mehr Rituale“ - Evangelische Landeskirche denkt über Defizite nach.<br />

Es wird dort berichtet, dass Oberkirchenrat Rüdiger Schloz unter dem Thema „Kirche vor Ort“<br />

folgendes an die Synodalen weitergab: Ke<strong>in</strong> ‚pädagogisch verständiger Mensch kann ernsthaft<br />

me<strong>in</strong>en, dass die Geme<strong>in</strong>degottesdienste geeignet wären, 13-jährigen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern<br />

Freude am Gottesdienst zu vermitteln.’<br />

Und weiter: ’Die Konfirmanden tun mir manchmal bei me<strong>in</strong>en eigenen Predigten leid.’<br />

In neun Optionen legte <strong>der</strong> Theologe <strong>und</strong> Soziologe dar, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche e<strong>in</strong>e ‚Reorganisation’<br />

<strong>der</strong> Denkmuster <strong>und</strong> Gewohnheiten anstehe. Dazu brauche man wie<strong>der</strong> <strong>Zeichen</strong> <strong>und</strong> Rituale, die im<br />

Protestantismus mehr <strong>und</strong> mehr verschw<strong>und</strong>en seien. ’Der Mensch braucht für se<strong>in</strong>en Glauben auch<br />

etwas Handgreifliches, Erleb- <strong>und</strong> Erfahrbares.’<br />

Zu danken habe ich me<strong>in</strong>e eigenen Lernerfahrungen im Blick auf den Umgang mit <strong>Zeichen</strong>,<br />

<strong>Symbolen</strong> <strong>und</strong> <strong>Ritualen</strong> vor allem <strong>der</strong> Begegnung mit beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten, kranken <strong>und</strong> trauernden<br />

Mitmenschen . So wurde ich offen für die <strong>Bedeutung</strong> e<strong>in</strong>er guten Atmosphäre – über Worte h<strong>in</strong>aus<br />

– <strong>in</strong> <strong>der</strong> persönlichen Begegnung mit Menschen, im Umgang mit Gruppen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den<br />

unterschiedlichsten Gottesdiensten. Lasst uns sehen <strong>und</strong> schmecken, riechen <strong>und</strong> tanzen, hören <strong>und</strong><br />

fühlen wie fre<strong>und</strong>lich Gott ist, <strong>und</strong> wie es <strong>in</strong> <strong>und</strong> um se<strong>in</strong> Haus fre<strong>und</strong>lich zugeht. Vielen Dank!<br />

D. Literaturh<strong>in</strong>weise<br />

Sehr gute Anregungen fand ich zu me<strong>in</strong>en eigenen Erfahrungen bei:<br />

Sab<strong>in</strong>e Bäuerle (hrsg.), Geistliche Impulse, Kle<strong>in</strong>e Liturgien/ Andachten, Rituale,<br />

Geschichten, Nr. 98, Zentrum Verkündigung <strong>der</strong> Evangelischen Kirche Hessen-Nassau,<br />

Fachbereich Gottesdienst, Kunst <strong>und</strong> Kultur, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Ebenda, S. 31 f: "Das Licht Christi leuchtet/ Meditative Andacht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adventszeit zu Jesaja<br />

42,17: ‚Ich will die F<strong>in</strong>sternis vor euch zu Licht machen' - Kurze Beschreibung: Jede/r schreibt auf<br />

e<strong>in</strong> Blatt Gedanken zu "Me<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>sternis", das Blatt wird später <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schale gelegt , die vor<br />

e<strong>in</strong>em Kreuz <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er großen Kerze steht. Während alle ihre Augen geschlossen halten, stellt die<br />

Leitende e<strong>in</strong> brennendes Teelicht vor jede/n...Beim Öffnen <strong>der</strong> Augen hören alle den Spruch: "Ich<br />

will die F<strong>in</strong>sternis vor euch zum Licht machen!"<br />

Ergänzung <strong>von</strong> mir: Ich würde die Blätter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen Tonschale vor dem Kreuz verbrennen als<br />

Umwandlung <strong>in</strong> spürbares Licht <strong>und</strong> <strong>von</strong> diesen brennenden Blättern dann die kle<strong>in</strong>en Teelichter<br />

anzünden.<br />

Ebenda, S.53: E<strong>in</strong> Ritual gegen die Angst, Von guten Mächten w<strong>und</strong>erbar geborgen, Ursula<br />

Trippel. Kurze Beschreibung: das Ritual ist entstanden, um e<strong>in</strong>em 11jährigen Jungen, <strong>der</strong> voller<br />

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Ängste steckt, zu helfen. Der kurze Gebetsvers wird gesungen <strong>und</strong> dabei werden mit den Händen<br />

Bewegungen gemacht.<br />

Ebenda, S.82, Kle<strong>in</strong>e Liturgie zum Willkommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe- Neue aufnehmen, Renate<br />

Drevensek<br />

Kurze Beschreibung: Alle stehen im Kreis, jede/je<strong>der</strong> spürt die Hände des an<strong>der</strong>en. Nun werden die<br />

Hände auf den Rücken <strong>der</strong> Neuen, des Neuen gelegt, es gibt Willkommenswünsche <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Segnung.<br />

Helmut Behr<strong>in</strong>ger, Die Heilkraft <strong>der</strong> Feste, <strong>der</strong> Jahreskreis als Lebenshilfe<br />

Dar<strong>in</strong> (S.13) "Immer mehr Menschen suchen nach Riten <strong>und</strong> <strong>Ritualen</strong>, die alt überkommenen Feste<br />

neu zu gestalten.(S. 14) Denn <strong>in</strong> den Festen lebt etwas, was prägt, fest verwurzelt <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen<br />

Seelentiefe, was nicht nur Lehre ist, nicht nur ‚Wort' (wie es die Theologie oft e<strong>in</strong>seitig<br />

verabsolutierte!) Die Tradition lebt hier <strong>in</strong> Farben, Formen, Bil<strong>der</strong>n, Gerüchen <strong>und</strong> Geschmäckern.<br />

Gesängen <strong>und</strong> Musik, im Anschau-, Antast- <strong>und</strong> Mitmachbarem, im Tun <strong>und</strong> Sich-Beteiligen <strong>und</strong><br />

Mit-H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>genommense<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft, ob als Teilhaber/<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Zuschauer/<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Festes,<br />

e<strong>in</strong>er Vorführung, e<strong>in</strong>es Spieles o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Prozession, o<strong>der</strong> alle<strong>in</strong> mit sich o<strong>der</strong> im kle<strong>in</strong>en<br />

vertrauten Kreis."<br />

Sigrid Berg, Biblische Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Symbole erfahren, Kösel – Verlag 1996<br />

Heribert Fischedick, Die Kraft <strong>der</strong> Rituale, Lebensübergänge bewusst gestalten, Stuttgart 2004<br />

Anselm Grün, Geborgenheit f<strong>in</strong>den, Rituale feiern, Wege zu mehr Lebensfreude, Stuttgart<br />

1997 (dar<strong>in</strong> auch beson<strong>der</strong>s beschrieben: C.G. Jung <strong>in</strong> ‚Die heilende Kraft <strong>der</strong> Rituale, S.36ff)<br />

Hilda-Maria Lan<strong>der</strong>, Maria-Reg<strong>in</strong>a Zohner, Trauer <strong>und</strong> Abschied, Ritual <strong>und</strong> Tanz für die<br />

Arbeit mit Gruppen, Ma<strong>in</strong>z, 1992, S.31ff<br />

M. Lurker, Die Botschaft <strong>der</strong> Symbole, München<br />

Materialheft <strong>der</strong> Beratungsstelle für Gestaltung <strong>von</strong> Gottesdiensten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Geme<strong>in</strong>deveranstaltungen, Evang. Kirche Hessen-Nassau, Heft 72, Segensworte <strong>und</strong><br />

Segensgesten ( S. 16 ff)<br />

Waltraud Schnei<strong>der</strong>/Konrad Schnei<strong>der</strong>, Lasst uns tanzen, Getanzte Gebete <strong>und</strong> Meditationen<br />

für Schule, Gottesdienst <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>de, Freiburg 2002<br />

Klaus Schill<strong>in</strong>g, Symbole erleben, Glauben erfahren mit Hand, Kopf <strong>und</strong> Herz, Stuttgart 1991<br />

Fulbert Steffensky, Feier des Lebens, Spiritualität im Alltag, Stuttgart 1991 (S. 78ff)<br />

E<strong>in</strong>e große Arbeitshilfe ist mir <strong>in</strong>zwischen das Evangelische Gesangbuch geworden,<br />

bayerische Ausgabe, hier<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s:<br />

Anleitung zur Krankensalbung, S.1484f<br />

Anleitung zur Beichte, S.1201f<br />

Anleitung zum Segenstanz ‚Bewahre uns Gott, behüte uns Gott’, S.1222<br />

Neue Trauer- <strong>und</strong> Klagelie<strong>der</strong> habe ich im neuen mennonitischen Gesangbuch entdeckt, auch<br />

Segnungs-, Salbungs- <strong>und</strong> Abschiedsrituale (München 2004)<br />

Verfasser: Pfr. Werner Strekies, K.Adenauer-Str.43 b, 91126 Schwabach, Telefon: 09122-877428<br />

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