Zitate von Evangelischen darüber, was Ihnen das ... - Stadtkirche
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Was wagen wir zu hoffen <br />
Evangelische Christinnen und Christen zum Abendmahl<br />
2008<br />
1)<br />
Für mich ist <strong>das</strong> Abendmahl et<strong>was</strong> sehr Berührendes, ja Intimes, et<strong>was</strong>, wo<br />
ich die Verbindung zum Austeilenden, also Pfarrer, sehr spüre und weiter<br />
die gedachte Verbindung zu der höheren Kraftquelle spüre oder es anstrebe.<br />
Und noch sehr wichtig:!<br />
Es ist ein wunderschönes Gemeinschaftserleben mit den anderen Teilnehmern<br />
oder anderen Menschen an sich! ich fühle mich wie aufgefangen<br />
2)<br />
Das Abendmahl bedeutet für mich einen Akt des Innehaltens, verbunden mit dem Glauben an<br />
die Vergebung meiner Sünden. Nach dem Abendmahl fühle ich mich meist (nicht immer!)<br />
sehr befreit - ein Gefühl, <strong>das</strong> oft nur sehr kurz währt, denn bald verfällt man wieder in den<br />
"alten Trott" des Sündigens in Gedanken, Worten und Werken.<br />
Ebenso wichtig ist mir, beim Abendmahl Gemeinschaft zu erleben, d.h. mit Menschen<br />
verschiedenen Alters, unterschiedlichen Geschlechts sowie unabhängig <strong>von</strong> deren beruflichen<br />
oder sozialen Stellung <strong>das</strong> Abendmahl zu teilen. Also <strong>das</strong> Erlebnis der Gemeinschaft ist mir<br />
ebenso wichtig wie der erstgenannte Aspekt<br />
"Das Abendmahl ist für mich ein religiöses Ritual, <strong>das</strong> mich immer wieder neu mit Gott und<br />
auch mit anderen Menschen verbindet. Ich darf dabei et<strong>was</strong> vom göttlichen Wesen in mich<br />
aufnehmen. Wenn ich ´Gott esse und trinke´, bekomme ich auch neue Kraft, um Dinge, die<br />
nicht gelungen sind, neu anzufangen. Dieses ´Neuanfangendürfen´ ist mir dabei sehr<br />
wichtig!"<br />
3)<br />
4)<br />
Das Abendmahl und seine Mystik ermöglichen mir die Verbindung mit dem<br />
göttlichen Teil in mir und dem System, welches mich ständig umgibt und<br />
dessen Teil ich gleichzeitig bin, noch stärker und tiefer wahrzunehmen.<br />
Ich habe beobachtet, <strong>das</strong>s ich beim Abendmal an gar nichts denke und <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Gefühl mit dem des "Nach Hause kommens" vergleichbar ist. Das ist ein sehr<br />
angenehmes weil angstfreies Gefühl. Es geht um Sicherheit und <strong>das</strong><br />
"Mitnehmen" selbiger für die nächsten Tage, Wochen, <strong>was</strong> auch immer. Durch<br />
die Teilnahme am Abendmahl spüre ich nochmal anders Zugang zu all dem Wissen<br />
und der Liebe Jesu.
5)<br />
Der Gang zum Abendmahl hat viel mit Scheu zu tun und Überwindung <strong>von</strong> Scheu. Und wenn<br />
ich <strong>darüber</strong> nachdenke, war <strong>das</strong> für mich als Kind/Jugendlicher (der damals erst mit der<br />
Konfirmation daran teilnehmen durfte) schon damit besetzt. .<br />
…Eine Scheu kann sich auch daraus ergeben (auch <strong>das</strong> kenne ich <strong>von</strong> mir und es soll nicht<br />
unerwähnt bleiben), <strong>das</strong>s der Gang zum Abendmahl mit einer vorangegangenen Beichte<br />
verknüpft ist. Mangelnde Vorbereitung, oder der Glaube, zu wenig vorbereitet zu sein, mögen<br />
manche abhalten. Vielleicht mag es da auch noch Aufklärungsbedarf geben. Dass es sich um<br />
eine Haltung handelt, die für die Teilnahme erwartet werden darf, möchte ich betonen.<br />
....Gerade <strong>das</strong> Überspringen der Scheu und <strong>das</strong> Genießen einer gewissen Intimität gelang mir<br />
wo anders: Ich erinnere mich an Abendmahlsfeiern, die nicht in der Kirche sondern anlässlich<br />
<strong>von</strong> Freizeiten gefeiert wurden, etwa im Kreis sitzend, oft ganz frei in der Form, Brot (nicht<br />
Hostie) und Wein <strong>von</strong> einem zum anderen weiterreichend. Hier waren alle vertraut, hier war<br />
es ein willkommenes Mittel, Zeichen dieser Vertrautheit zu setzen (ohne Scheu, ohne Ekel<br />
vor Nähe und Speichel, ohne Berührungsangst). Hier hab ich gelernt, <strong>das</strong>s in dieser spürbaren<br />
Nähe mit anderen spürbar auch die Nähe dessen ist, der <strong>das</strong> Abendmahl ursprünglich<br />
eingesetzt hat („Solches tut, so oft Ihr’s esset/trinket!), <strong>von</strong> dem überliefert ist, <strong>das</strong>s er<br />
versprochen hat, bei denen zu sein, die <strong>das</strong> Mahl zu seinem Gedächtnis nachvollziehen. Die<br />
Erinnerung an den Abend vor Golgatha, vor Kreuz und Auferstehung wird lebendig, Seine<br />
fast spürbare Anwesenheit gibt Gewissheit, <strong>das</strong>s die Zusage (<strong>das</strong> Bündnis, <strong>das</strong> Testament) des<br />
Heils existiert und hält (gegen Unsicherheit und Angst).<br />
Mir ist <strong>das</strong> Abendmahl in mehrerlei Hinsicht wichtig und wertvoll:<br />
6)<br />
• Gemeindlich als Ausdruck der Verbundenheit mit den bekannten und<br />
unbekannten Geschwistern im Glauben, mit den mir sympathischen ebenso wie mit<br />
denen, mit denen ich mir schwer tue. Ich glaube, wir brauchen alle immer wieder die<br />
Erinnerung: "Erkennt euch im Herrn als Schwestern und Brüder!"<br />
• Liturgisch als sinnliches Gegenüber und Korrelat (verbum visibilis) zum in unseren<br />
Gottesdiensten so dominanten gesprochenen Wort (verbum invisibilis). "Liebe",<br />
"Gnade", "Vergebung", "Gemeinschaft", "Hoffnung" - viele unserer großen Glaubens-<br />
Worte sind rein sprachlich ja so schwer zu fassen. Wie gut, auch eingeladen zu<br />
werden: "Seht und schmeckt, wie freundlich der Herr ist!"<br />
• Theologisch und spirituell als Rückbindung an und "Ver-Innerlichung" <strong>von</strong> Jesus<br />
Christus, in der Erinnerung an sein Handeln, sein Reden, sein Sterben - und an sein<br />
Leben über den Tod hinaus, mitten unter uns.<br />
• Ganz persönlich als Sakrament - als religiöses Ritual im besten Sinn, <strong>das</strong> aufgeladen<br />
ist mit einer Fülle an Bedeutung und <strong>das</strong> zugleich nie ganz fassbar ist, wohl aber mehr<br />
oder weniger deutlich zu spüren und mitunter auch kraftvoll zu erleben.
Kleine Wunder gibt es immer wieder.....<br />
Das Abendmahl bedeutet für mich Gemeinschaft und Geborgenheit - und manchmal mache<br />
ich auch eine spirituelle Erfahrung.<br />
7)<br />
8)<br />
Ein Bild entsteht: Jesus steht vor mir: Er, der kurz nach seinem letzten Abendessen, <strong>von</strong><br />
seinen Freunden allein gelassen wurde, obwohl er ihre Nähe gebraucht hätte und sie darum<br />
gebeten hatte, weil er Todesangst hatte. Er, der sich am Tag darauf am Kreuz <strong>von</strong> Gott<br />
verlassen fühlte. Jesus, der Tod und Gewalt überwunden hat, der um meinen Zweifel an<br />
diesem Sieg weiß und um meine Hoffnung, dem ich nichts vormachen muss und auch gar<br />
nicht könnte, der mir beten hilft, der alles Schöne und Schwere kennt, <strong>das</strong> Genießen, Feiern<br />
und den Abschied, meine Lebendigkeit und meine Lebensangst, meine Freigebigkeit und<br />
alles, <strong>was</strong> ich schuldig bleibe, der um mein Glück und um meine Entbehrungen weiß und zu<br />
mir spricht:<br />
Lerne <strong>von</strong> mir, Gott zu vertrauen. Glaub mir meinen Gott. Du kommst nicht zu kurz. Nimm<br />
<strong>das</strong> Geschenk des Lebens an. Und blicke auf die anderen mit mehr Wohlwollen, so wie ich es<br />
tue. Vertraue darauf, <strong>das</strong>s es die Wohnungen im Hause unseres Vaters gibt, <strong>das</strong>s es sich lohnt,<br />
daran mitzubauen. Dass ein neuer Anfang ist, wo es nach Ende aussieht. Und wenn du<br />
wieder gehst, und dies alles nicht mehr spüren kannst, die Nähe zu Gott und zu den anderen,<br />
wenn du es im Alltag wieder vergisst, gering achtest und in Frage stellst. Es ist dennoch<br />
geschehen, es bleibt für euch bereitet – immer neu - ein ganzes Leben lang.<br />
Jesus – ein Mythos Vielleicht. Das Abendmahl – ein traditionelles sinnentleertes Ritual<br />
Manchmal schon. Und dennoch: Im guten Fall wird all <strong>das</strong>, <strong>was</strong> vorher im Gottesdienst<br />
geschah – Musik, gemeinsames Singen, Predigt, Beichte, Gebet – auf innige und tiefe Weise<br />
verinnerlicht, zur Stärkung mit auf den Weg gegeben.<br />
Für mich ist <strong>das</strong> Abendmahl lange nicht so wichtig gewesen, auch jetzt bin<br />
ich ein eher zurückhaltend (mit)Feiernder. Manchmal habe ich mich auch<br />
geweigert, vor allem wenn die Gemeinschaft, in der Abendmahl gefeiert, nicht<br />
wohltuende Gemeinschaft ist.<br />
Im positiven Sinn meint für mich Abendmahl Wegzehrung, Begleitung auch in<br />
schweren Zeiten, Begegnung mit Gott und sich, inmitten der Gebrochenheit des<br />
Lebens. Wie Jesus mit Schuld und Tod umgegangen ist, dieses Beispiel nenne<br />
ich "Überwindung". Und Abendmahl kann so zum sichtbaren Zeichen einer<br />
Überwindung werden, die brüchige Gemeinschaft (bei Jesus: kommender Verrat,<br />
kommende Verleugnung, kommendes Verlassen durch die Jünger) und <strong>das</strong> brüchige<br />
Leben (bei Jesus: <strong>das</strong> Leiden und der nahende Tod) werden vorab in den Blick<br />
genommen. Und im vollen Bewusstsein wird auch für mich dennoch Leben<br />
sichtbar, spürbar, bekommt Geschmack. Und zwar: TROTZDEM, trotz aller<br />
Ungerechtigkeit, trotz aller Fragen, trotz allen Leidens, trotz aller<br />
Schuld.<br />
Abendmahl wird für mich so zum Lebenszeichen.<br />
Gerade im Gefängnis erlebe ich mit Gefangenen den Zwiespalt zwischen<br />
Zwangsgemeinschaft, in der gemeinschaftsbildende Rituale sehr behutsam gelebt werden<br />
können, und Offenheit für so ein Lebenszeichen.<br />
9)