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Budapester Zeitung - Handelskammer Schweiz-Ungarn

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12. Jahrgang / Nr. 4 Budapest, 27. Januar - 2. Februar 2012 www.bzt.hu 750 Forint - 3,00 Euro<br />

KONTERREVOLUTION:<br />

Ex-Premier Gyurcsány verspricht seinen<br />

Anhängern, die „Orbánsche Revolution”<br />

wieder rückgängig zu machen.<br />

Politik Seite 2<br />

www.takarekbank.hu<br />

KURSE<br />

MEHR LEGO-STEINE:<br />

Lego investiert 125 Mio. Euro an seinem<br />

Standort in Nyíregyháza - bald wird es noch<br />

mehr ungarische Lego-Steine geben.<br />

Wirtschaft Seite 7<br />

ERINNERUNG:<br />

Der Historiker Krisztián Ungváry spürt<br />

der Frage nach, was neue Denkmäler<br />

über das heutige <strong>Ungarn</strong> aussagen.<br />

Feuilleton Seiten 8-9<br />

Größte Kundgebung der jungen ungarischen Demokratie stärkt Regierung den Rücken<br />

Klare Absage an äußere Gängelung<br />

WICHTIGE MAKRO-PARAMETER: (2011/2012, VERÄNDERUNG IN PROZENT ZUM VORJAHR)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

1,6 0,6<br />

-0,2<br />

-1,0<br />

Wirtschaftswachstum Privater Konsum Investitionen Inflation<br />

-4,1<br />

-0,1<br />

3,9<br />

4,9<br />

Quelle:<br />

Ungarische Nationalbank<br />

MANEGE:<br />

Das Internationale Zirkusfestival<br />

beehrt mit Artisten aus aller Welt<br />

die ungarische Hauptstadt.<br />

Budapest Seite 16<br />

Die Optik ist wieder hergestellt. Nachdem es durch zahlreiche Demonstrationen verschiedener regierungskritischer Gruppierungen monatelang so aussah, als würde sich die Unterstützung der<br />

Regierungspartei Fidesz nur noch in den Statistiken nachweisen lassen, machten die Regierungsanhänger letzten Sonnabend auf beeindruckende Weise deutlich, dass auch sie das Demonstrieren<br />

noch nicht verlernt haben. Lesen Sie auf der Seite 3 einen Bericht über die größte Demonstration seit der Wende und auf Seite 4 einen Kommentar zu ihrem westlichen Medienecho.<br />

EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen <strong>Ungarn</strong><br />

Orbán bei Barroso: Annäherung zwischen <strong>Ungarn</strong> und der EU<br />

Die vergangene Woche stand politisch ganz im Zeichen jener drei Vertragsverletzungsverfahren,<br />

die von der Europäischen Kommission am<br />

Dienstag vergangener Woche gegen <strong>Ungarn</strong> eingeleitet worden waren.<br />

Kaum wurden die drei Vertragsverletzungsverfahren initiiert, signalisierte<br />

die Regierung bereits ihre Bereitschaft, mit der EU-Kommission bei den<br />

umstrittenen Fragen so rasch wie möglich auf einen grünen Zweig zu gelangen.<br />

n einem am Freitag vergangener<br />

I Woche ausgestrahlten Interview<br />

mit dem staatlichen Radiosender<br />

MR 1 Kossuth Rádió etwa, sagte<br />

Orbán, er gehe davon aus, dass bei<br />

seinem Treffen mit EU-Kommissionspräsident<br />

José Manuel Barroso<br />

am Dienstag dieser Woche eine<br />

„politische Einigung“ über die beanstandeten<br />

ungarischen Gesetze<br />

erzielt werde. Er sehe diesbezüglich<br />

„keinerlei Schwierigkeiten“, sagte er.<br />

Der ungarische Premier erklärte<br />

auch, dass seine Regierung von der<br />

geplanten Zusammenlegung von<br />

Notenbank und Finanzaufsicht absehe.<br />

Unter anderem wurde auch<br />

dieser Punkt im neuen ungarischen<br />

Notenbankgesetz von Brüssel beanstandet.<br />

Zu den „schwierigeren<br />

Angelegenheiten“ zählte Orbán dagegen<br />

den Streit mit der EU-<br />

Kommission darüber, ob der Notenbankpräsident<br />

einen Eid auf die<br />

ungarische Verfassung ablegen soll<br />

oder nicht. Ein anderes Streitthema<br />

zwischen Budapest und Brüssel ist<br />

das gesetzlich festgeschriebene Einkommen<br />

des Notenbankchefs. In<br />

den Augen der Kommission ist das<br />

350.48<br />

26 Jan.<br />

362.79 294.03<br />

19 Jan. 26 Jan.<br />

302.74 243.48<br />

19 Jan. 26 Jan.<br />

250.58<br />

19 Jan.<br />

jetzige Gehalt des Notenbankpräsidenten,<br />

zwei Millionen Forint,<br />

viel zu niedrig. Indes wolle die Regierung<br />

weder in der Frage des Eids<br />

noch in jener des Einkommens<br />

kleinbeigeben, betonte Orbán.<br />

Orbán: Es wurden<br />

keine Vorbedingungen diktiert<br />

Zur Initiierung von drei Vertragsverletzungsverfahren<br />

gegen <strong>Ungarn</strong><br />

kam es deshalb, weil Ende des Vorjahres<br />

drei Gesetze von der Regierung<br />

Orbán verabschiedet worden<br />

waren, die nach Ansicht der EU-<br />

Kommission gegen EU-Recht verstoßen.<br />

Die Gesetze betreffen die<br />

Notenbank, die Justiz und den Datenschutz.<br />

Alle drei Rechtstexte<br />

wurden der neuen Verfassung, die<br />

am 1. Januar dieses Jahres in Kraft<br />

trat, als sogenannte Zweidrittelge-<br />

223.22<br />

26 Jan.<br />

234.97<br />

19 Jan.<br />

setze beigefügt.<br />

Angesprochen darauf, dass Kommissionspräsident<br />

Barroso die Beilegung<br />

des Streits um die beanstandeten<br />

ungarischen Gesetze als Vorbedingung<br />

für Kredit-Verhandlungen<br />

mit dem IWF gemacht habe,<br />

sagte Orbán, er habe diesbezüglich<br />

noch nichts Schriftliches bekommen.<br />

„Niemand hat <strong>Ungarn</strong> ein<br />

Dokument übergeben, in dem Vorbedingungen<br />

für den Beginn von<br />

Verhandlungen mit IWF und EU<br />

vorgeschrieben werden“, so Orbán.<br />

Der Premier fügte hinzu, dass ein<br />

solches Vorgehen der EU auch<br />

„ziemlich unfreundlich“ wäre.<br />

Am Freitag traf Viktor Orbán<br />

auch mit dem österreichischen Vizekanzler<br />

und Außenminister Michael<br />

Spindelegger zusammen, der<br />

zu einer Stippvisite nach Budapest<br />

gereist war. Nach seiner Unterre-<br />

dung mit Spindelegger, erklärte Orbán,<br />

dass seine Regierung angesichts<br />

der „angespannten Stimmung“<br />

sogar bereit sei, auch solche<br />

von der EU-Kommission beanstandeten<br />

Gesetze zu ändern, die nach<br />

ihrer eigenen Überzeugung nicht<br />

gegen EU-Recht verstoßen.<br />

Orbán-Sprecher Szijjártó<br />

formuliert schärfer<br />

BZT / Aaron Taylor<br />

Offenbar beseelt von den beispiellosen<br />

Menschenmassen beim „Friedensmarsch“<br />

zugunsten der Regierung<br />

am Samstag zuvor (Lesen Sie<br />

auf den Seiten 1, 3 und 4) schlug der<br />

Sprecher Orbáns, Péter Szijjártó, am<br />

vergangenen Montag gegenüber dem<br />

regierungsnahen Nachrichtensender<br />

hírTV bereits schärfere Töne an als<br />

sein Vorgesetzter.<br />

Fortsetzung auf Seite 5<br />

771785 110000 1 2 0 0 4


2 BUDAPESTER ZEITUNG POLITIK 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />

KOMPAKT<br />

� Orbán sieht größte Herausforderung<br />

seiner Karriere. Am vergangenen<br />

Mittwoch erschien in der US-amerikanischen<br />

Wirtschaftstageszeitung Wall<br />

Street Journal ein Interview mit Regierungschef<br />

Viktor Orbán. Der Premier<br />

sagte darin, dass er vor der größten<br />

Herausforderung seiner politischen<br />

Karriere stehe. „Es muss nicht nur eine<br />

Wirtschaftspolitik ausgearbeitet werden,<br />

die die Verschuldung bremst, sondern<br />

auch ein Budget geschnürt werden,<br />

das das Defizit unter 3% drückt.<br />

Nur dass es in der EU derzeit eine<br />

Rezession gibt und das Wachstum auch<br />

in <strong>Ungarn</strong> niedrig ist“, erklärte Orbán.<br />

� Bürgermeister von Szeged prescht<br />

in der MSZP vor. Der sozialistische<br />

Bürgermeister der südostungarischen<br />

Stadt Szeged, László Botka (38), bewirbt<br />

sich bei den oppositionellen Sozialisten<br />

(MSZP) um das Amt des Vorsitzenden<br />

des Parteiausschusses. Die<br />

Wahl wird auf dem MSZP-Parteitag im<br />

März stattfinden. Botka begründete<br />

seine Ambitionen gegenüber der <strong>Zeitung</strong><br />

Népszabadság damit, dass die<br />

MSZP nicht nur eines neuen Stils, sondern<br />

auch einer höheren Tourenzahl<br />

bedürfe, hierbei wolle er aktiv mithelfen.<br />

László Botka gilt als einer der Hoffnungsträger<br />

bei den Sozialisten. Er<br />

wurde bereits 2 Mal als Bürgermeister<br />

von Szeged wiedergewählt (2006 und<br />

2010).<br />

� Meinungsforschungsinstitut sieht<br />

MSZP und Jobbik ex aequo. Aus der<br />

Januar-Erhebung des Meinungsforschungsinstituts<br />

Tárki geht hervor, dass<br />

die oppositionellen Sozialisten (MSZP)<br />

und die rechtsradikale Partei Jobbik<br />

unter allen Befragten mit 11% gleichauf<br />

liegen. In der genannten Umfrage liegt<br />

die Regierungspartei Fidesz mit 18%<br />

voran. Die Partei „Eine andere Politik ist<br />

möglich“ (LMP) liegt bei 4%.<br />

� Europäische Union verschärft Defizitverfahren<br />

gegen <strong>Ungarn</strong>. Am vergangenen<br />

Dienstag beschlossen die<br />

Finanzminister der EU-27 eine Verschärfung<br />

des Defizitverfahrens gegen<br />

<strong>Ungarn</strong>. Konkret heißt das, dass Budapest<br />

2 Monate bekommt, sein Defizit<br />

strukturell und nicht wie bisher durch<br />

Einzelmaßnahmen nachhaltig zu senken.<br />

Da <strong>Ungarn</strong> kein Euroland ist, sind<br />

aber keine finanziellen Sanktionen vorgesehen.<br />

Das Land riskiert jedoch,<br />

dass milliardenschwere Fördergelder<br />

aus EU-Töpfen auf Eis gelegt werden.<br />

Wirtschaftskommissar Olli Rehn hatte<br />

schon vor 2 Wochen gewarnt, dass die<br />

EU ab Januar 2013 Mittel aus dem<br />

Kohäsionsfonds zurückhalten könnte,<br />

sollte <strong>Ungarn</strong> nicht umsteuern. So könnten<br />

<strong>Ungarn</strong>, das auf eine finanzielle<br />

Hilfe von IWF und EU dringend angewiesen<br />

ist, 1,7% des BIPs verlorengehen,<br />

verlautete aus Brüssel.<br />

BUDAPESTER ZEITUNG<br />

ISSN 1419-8770<br />

Verlag: BZT Media Kft.<br />

1037 Budapest, Kunigunda útja 18<br />

Chefredakteur & Herausgeber: Jan Mainka<br />

Tel: 453-0752, 453-0753 Fax: 240-7583<br />

E-Mail: verlag@bzt.hu - redaktion@bzt.hu<br />

Internet: www.bzt.hu<br />

Politik: Peter Bognar<br />

Kultur: Ines Gruber<br />

Fotos: Aaron Taylor<br />

Layout: Zsuzsa Urbán<br />

Marketing & Sales: Jan Mainka<br />

Abo & Distribution: Ildikó Varga<br />

Kioskvertrieb: Hungaropress Kft.<br />

Im Auftrag der MAGPRINT KFT. gedruckt von:<br />

Magyar Közlöny Lap- és könyvkiadó Kft.,<br />

Lajosmizse<br />

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Majláth Zsolt, Generaldirektor<br />

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<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong> ist Partner der:<br />

THE BUDAPEST TIMES<br />

as war die Botschaft der Pro-<br />

WRegierungs-Demonstration am Samstag? Wofür standen die<br />

Menschen ein? Warum nahmen so<br />

viele teil? Wieviele Menschen haben<br />

auf einem Quadratmeter Platz? Wer<br />

half bei der Organisation der<br />

Kundgebung? – Fragen wie diese<br />

werden in der Öffentlichkeit derzeit<br />

nicht nur von den Sympathisanten,<br />

sondern auch von diversen Politikern<br />

fieberhaft erörtert. Dies ist natürlich<br />

nicht weiter überraschend:<br />

Im politischen Kampf dreht sich alles<br />

um die aktuellen Vor- und<br />

Nachteile. Sachlichkeit und Objektivität<br />

haben da keinen Platz: Jeder<br />

ausgesprochene Satz wird auf die<br />

Waagschale gelegt und instrumentalisiert<br />

– unabhängig von den Absichten<br />

des Sprechers.<br />

Obwohl ich die Regeln dieses<br />

Spiels durchaus verstehe, bin ich<br />

der Meinung, dass die ungarische<br />

Bei anderen gelesen<br />

Ohrenbetäubender Schlachtlärm<br />

Regierungschef Viktor Orbán hatte nach dem erdrutschartigen<br />

Wahlsieg des Fidesz im April 2010<br />

von einer „Revolution in den Wahlkabinen gesprochen“.<br />

Der Begriff „Revolution“ avancierte<br />

fortan zum geflügelten Wort unter Regierungspolitikern,<br />

nicht zuletzt deshalb, um die gewaltigen<br />

Umwälzungen in den vergangenen anderthalb<br />

Jahren verbal zu verdeutlichen.<br />

ie von der Regierung Orbán mit großem<br />

DGetöse vorangetriebene „Revolution“ wollen<br />

Ex-Premier Ferenc Gyurcsány (2004-2009) und seine<br />

Partei Demokratische Koalition (DK) nach den<br />

Parlamentswahlen 2014 rückgängig machen, sozusagen<br />

durch eine Konterrevolution, „Systemrückverwandlung“<br />

heißt das im Jargon der DK.<br />

Vorreiterrolle in Sachen<br />

finanzieller Transparenz<br />

VON GÁBOR TÖRÖK<br />

Während die laufende Legislaturperiode noch nicht einmal ihre Halbzeit<br />

erreicht hat und die Gesetzgeber sich obendrein in der Winterpause befinden,<br />

ist auf der politischen Bühne schon jetzt ein derart ohrenbetäubender<br />

Schlachtlärm und ein dermaßen lautes Kampfgetöse zu hören, dass ich mir<br />

gar keine Vorstellungen machen kann, wie es sein wird, wenn wir uns den<br />

Wahlen nähern werden. Jeder tut seine Aufgabe: Es wird schwadroniert,<br />

interpretiert und manipuliert, was das Zeug hält. Bisweilen wird dies so sehr<br />

auf die Spitze getrieben, dass die echten Fragen auf der Strecke bleiben.<br />

Am kommenden Wochenende hält die Gyurcsány-Partei<br />

in der <strong>Budapester</strong> Syma-Halle ihren ersten<br />

Parteitag ab. Auf diesem wollen sich die DK-<br />

Politik in den kommenden Tagen<br />

und Wochen vor Entscheidungen<br />

steht, die es den Politikern gebieten,<br />

den Kopf ein bisschen aus der<br />

Sandkiste zu heben. Das Treffen<br />

von EU-Kommissionspräsident José<br />

Manuel Barroso und Regierungschef<br />

Viktor Orbán am Dienstag war<br />

nur ein, zweifelsohne aber wichtiges,<br />

Ereignis dieses Prozesses. Der<br />

Zeitpunkt rückt immer näher, da<br />

sich herausstellen wird, welche<br />

Voraussetzungen die Regierung genau<br />

erfüllen muss, um ein Kreditabkommen<br />

mit dem Gespann IWF-<br />

EU schließen zu können. Wenn wir<br />

schon wissen, was zu tun ist, ist die<br />

Fragestellung ziemlich einfach: Ja<br />

oder Nein? Oder mit anderen Worten:<br />

Tun wir dem Genüge, was von<br />

uns gefordert wird? Die größere<br />

Verantwortung liegt – wie immer –<br />

natürlich bei den Regierenden,<br />

doch muss ich auch betonen, dass es<br />

keineswegs unerheblich ist, in welcher<br />

Weise die Opposition sich in<br />

dieser Situation artikuliert.<br />

Von einem Forderungskatalog<br />

ist noch keine Rede<br />

Zahlreiche Mutmaßungen sind<br />

bereits darüber angestellt worden,<br />

welche Auflagen <strong>Ungarn</strong> zu erfüllen<br />

hat, von einem genauen Forderungskatalog<br />

können wir aber noch<br />

nicht sprechen. Die entscheidende<br />

Frage, die sich stellt, ist die, ob auch<br />

Auflagen gestellt werden, die von<br />

der Regierung aus wirtschaftlichen<br />

oder politischen Gründen nur<br />

schwer zu erfüllen sind. Sollten sich<br />

im Forderungskatalog Sparmaßnahmen<br />

wiederfinden, die von weiten<br />

Teilen der Gesellschaft unmittelbar<br />

zu spüren sind oder werden institutionelle<br />

Veränderungen verlangt, die<br />

dem bisherigen Kurs der Regierung<br />

zuwiderlaufen, dann werden die<br />

Regierenden einen denkbar hohen<br />

Preis dafür zahlen müssen, um das<br />

internationale Vertrauen wiederzuerlangen.<br />

Man kann sich natürlich<br />

herausreden und die neue Situation<br />

geschickt überspielen, was der Regierung<br />

wahrscheinlich auch gelingen<br />

wird. Gleichwohl ist anzunehmen,<br />

dass das schlimmste Szenario<br />

wohl kaum als Erfolg der Regierung<br />

Delegierten auf einen Ethik-Kodex einigen. Wie die<br />

<strong>Zeitung</strong> Népszabadság berichtete, ist es Ziel der<br />

Parteiführung um Ferenc Gyurcsány, die Verwendung<br />

öffentlicher Gelder, die der DK vorerst nur<br />

über ihre Parlamentsabgeordneten zufließen, Monat<br />

für Monat vor der Öffentlichkeit offenzulegen. Die<br />

DK will in Sachen Transparenz also offenbar eine<br />

Vorreiterrolle spielen.<br />

Auf dem Parteitag soll auch der Startschuss für<br />

die Ausarbeitung eines Programms fallen. Das<br />

Programm wird laut Népszabadság auf drei Säulen<br />

stehen: Verfassungssystem, Wirtschaftspolitik<br />

und Gesellschaftspolitik. Die DK gibt sich dafür<br />

ein Jahr. Nach Ansicht der Parteiführung müsse<br />

sich das Programm bereits auf die Zeit nach der<br />

Regierung Orbán richten.<br />

Népszabadság will aus vertraulichen Quellen<br />

aber auch wissen, dass die Gyurcsány-Partei es<br />

sich als Hauptziel gesetzt habe, jenes Verfassungssystem<br />

wiederherzustellen, das vor dem<br />

Amtsantritt der Regierung Orbán gültig war und<br />

auf dem Grundgesetz von 1989 beruhte. Eine<br />

„Systemrückverwandlung“ eben. Um eine solche<br />

interpretiert werden dürfte, vor allem<br />

dann nicht, wenn sie der Reihe<br />

nach Gesetze zurücknehmen oder<br />

umschreiben muss, die von ihr verabschiedet<br />

wurden.<br />

Stimmengewirr lenkt von<br />

wirklich Wichtigem ab<br />

Ich gehe davon aus, dass der<br />

Prozess der Ablenkung und Umdeutung<br />

in den nächsten Tagen –<br />

mit dem Näherrücken einer Entscheidung<br />

– neuen Schwung bekommen<br />

wird. Es steht zu erwarten,<br />

dass von da und dort vieles in<br />

den öffentlichen Diskurs geworfen<br />

wird, was mit der Situation an sich<br />

rein gar nichts zu tun haben wird.<br />

Wer nicht will, dass das Stimmengewirr<br />

seine Aufmerksamkeit von dem<br />

ablenkt, was wirklich wichtig ist,<br />

sollte sich jetzt nur auf zwei Dinge<br />

konzentrieren: auf die Forderungen<br />

und auf die Antworten. Über alles<br />

andere – Auswirkungen und Konsequenzen,<br />

Straße und politische<br />

Kraftfelder – sollte eigentlich nur<br />

danach gesprochen werden.<br />

Der Autor ist Politologe. Der hier abgedruckte<br />

Text erschien am 24.<br />

Januar auf seinem Blog www.torokgaborelemez.blog.hu.<br />

AUS DEM UNGARISCHEN<br />

Demokratische Koalition<br />

Ex-Premier Gyurcsány sinnt auf Konterrevolution<br />

„Komm zurück Feri”: Ex-Premier Gyurcsány würde gleich noch gerne die alte Verfassung mitbringen.<br />

MTI / Vajda János<br />

VON PETER BOGNAR<br />

Rückverwandlung mit der nötigen Legitimität zu<br />

unterfüttern, werde allerdings ein breiterer Konsens<br />

notwendig sein, als jener der künftigen<br />

Regierungsparteien.<br />

Konkrete wirtschaftspolitische<br />

Vorstellungen<br />

Gyurcsány und seine Demokratische Koalition<br />

haben aber auch schon konkrete wirtschaftspolitische<br />

Vorstellungen für die Zukunft. So wollen sie<br />

einen zweiten – weit höheren – Einkommensteuersatz<br />

für Vermögende einführen, Immobilien<br />

mit einem Wert von über 50 Millionen Forint sollen<br />

zudem mit einer Vermögenssteuer besteuert<br />

werden, und ab einer Erbschaft von 20 Millionen<br />

Forint soll es auch eine Erbschaftssteuer geben.<br />

Diese Steuermaßnahmen würden nach den Berechnungen<br />

der DK mindestens 200 Milliarden<br />

Forint jährlich in die Staatskasse spülen. Gelder,<br />

die für den öffentlichen Verkehr dringend notwendig<br />

seien. Diesen will die DK nämlich auf<br />

Vordermann bringen.<br />

Kein verpflichtender<br />

Religionsunterricht mehr<br />

Was die Gesellschaftspolitik angeht, hat die DK<br />

auch schon ihre Vorstellungen. Unter anderem<br />

will sie die finanzielle Privilegierung von kirchlichen<br />

Schulen ab- und darüber hinaus auch den<br />

verpflichtenden Besuch des Religions- und<br />

Ethikunterrichts einstellen. Die DK will außerdem<br />

Studiengebühren einführen, den sozial<br />

Benachteiligten jedoch mit Stipendien unter die<br />

Arme greifen. In der Sozialpolitik hingegen will<br />

sie anstelle der jetzigen Steuerbegünstigungen für<br />

Familien das System der Familienbeihilfe stärken.<br />

Ferenc Gyurcsány und die von ihm angeführte<br />

Plattform „Demokratische Koalition“ hatten sich<br />

im Oktober 2011 von den Sozialisten (MSZP)<br />

abgespalten, woraufhin die Partei Demokratische<br />

Koalition ins Leben gerufen wurde. Die neue<br />

Partei hat laut Népszabadság rund 3.400 registrierte<br />

Mitglieder, etwa 400 Anträge auf<br />

Parteimitgliedschaft sollen noch in Bearbeitung<br />

sein.<br />

PB


27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 POLITIK BUDAPESTER ZEITUNG 3<br />

Budapest erlebte größte Demonstration seit der Wende<br />

„Nimmer nach links!“<br />

Der Kossuth tér vorm Parlament war letzten Sonnabendnachmittag<br />

gegen halb sechs bereits gut gefüllt,<br />

als die Spitze des Stunden zuvor am Heldenplatz gestarteten<br />

„Friedensmarsches für <strong>Ungarn</strong>“ hier eintraf. Eine<br />

Stunde lang flutete der Menschenstrom danach durch<br />

die Alkotás utca (Straße der Verfassung) Richtung<br />

Parlament, um den Kossuth tér sodann aus<br />

Platzgründen gleich wieder in nördlicher und südlicher<br />

Richtung zu verlassen.<br />

ingeladen hatten zu der Großveranstaltung mehre-<br />

Ere konservative Persönlichkeiten, darunter Zsolt<br />

Bayer (Publizist bei der konservativen Tageszeitung<br />

Magyar Hírlap), András Bencsik (Chefredakteur der<br />

konservativen Wochenzeitung Demokrata), László Csizmadia<br />

(Sprecher des Forums für zivilen Zusammenhalt),<br />

István Stefka (Chefredakteur von Magyar<br />

Hírlap) und der Großindustrielle und Eigentümer von<br />

Magyar Hírlap, Gábor Széles. Dem Aufruf angeschlossen<br />

hatten sich auch verschiedene Zivilorganisationen<br />

wie der Batthyányi-Kreis sowie zahlreiche lokale<br />

Vertretungen der Zigeunerminderheit.<br />

Schätzungen hinsichtlich der Zahl der Teilnehmer variieren<br />

je nach politischem Lager: Während die<br />

Organisatoren kurz nach dem Marsch von „über<br />

500.000 Teilnehmern“ sprachen, legte sich die linksliberale<br />

Presse in <strong>Ungarn</strong> am Montag auf einen Wert um die<br />

100.000 fest. Das untere Ende der Schätzungen markierte<br />

das Gros der westliche Medien, deren ungarische<br />

Zuträger nur „einige Zehntausend“ Teilnehmer beim<br />

„Friedensmarsch“ gesehen haben wollen. Der Wahrheit<br />

am nächsten kommt vielleicht das Innenministerium,<br />

das in einer Pressemitteilung eine Schätzung von<br />

400.000 Teilnehmern verlautbarte. Immerhin hatte diese<br />

Institution wohl den besten Überblick, kreiste doch<br />

gelegentlich ein Polizeihubschrauber über der langgestreckten<br />

Marschsäule.<br />

Zahlenkrieg um genaue<br />

Teilnehmerzahl<br />

Hinter dem Zahlenkrieg dürfte von linksliberaler<br />

Seite das Bestreben stehen, die aktuelle Demonstration<br />

in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit auf eine Stufe<br />

mit der Anti-Regierungs-Kundgebung der Opposition<br />

am ersten Neujahrsmontag zu stellen. Bei dieser von<br />

westlichen Medienvertretern – im Gegensatz zur jüngsten<br />

Demonstration – mit höchster Aufmerksamkeit<br />

und Wertschätzung begleiteten Kundgebung aus Anlass<br />

des Festakts der Regierung zum Inkrafttreten der neuen<br />

Verfassung waren auf der Andrássy út vor der Oper<br />

nämlich tatsächlich nur „einige Zehntausend“ Teilnehmer<br />

erschienen. Wieviele Teilnehmer die Pro-Regierungs-Demonstration<br />

letztendlich wirklich hatte, wird<br />

sich vor allem wegen ihrer Ausbreitung und Dynamik<br />

wohl nie restlos klären lassen, fest steht aber, dass es sich<br />

um die größte Demonstration seit der Trauerkundgebung<br />

zur Wiederbestattung von 56er Revolutionsmärtyrern,<br />

darunter Premier Imre Nagy, am 16. Juni<br />

1989 auf dem <strong>Budapester</strong> Heldenplatz gehandelt hat.<br />

Die Teilnehmer repräsentierten einen breiten Querschnitt<br />

der ungarischen Gesellschaft. Gekommen waren<br />

Junge und Alte, sichtbar Wohlsituierte und Leute aus<br />

einfacheren Verhältnissen, <strong>Budapester</strong> und <strong>Ungarn</strong> vom<br />

Land, einige sogar aus den abgetrennten ungarischen<br />

Gebieten im heutigen Rumänien und der Slowakei.<br />

Gemeinsam war allen, dass sie genug hatten von den<br />

heftigen, zuletzt fast pausenlosen Einmischungs- und<br />

Gängelungsversuchen seitens westeuropäischer Politiker<br />

und nicht zuletzt von der unsachlichen <strong>Ungarn</strong>-Berichterstattung<br />

in den westlichen Medien. Die Kundgebung<br />

wirkte wie ein verzweifelter Versuch, sich auf diese<br />

Weise bei den westlichen Beobachtern Gehör zu verschaffen.<br />

Und so war auch mindestens die Hälfte der<br />

Transparente in englischer, deutscher und sogar französischer<br />

Sprache beschriftet. Tenor der Losungen waren<br />

sowohl ein klares Bekenntnis zur Person und Regierung<br />

von Premier Viktor Orbán als auch die Absage an äußere<br />

Einmischungsversuche.<br />

Obwohl durch die vielen Plakate, auf denen in knappen<br />

Worten Premier Orbán Unterstützung zugesichert<br />

wurde, der Eindruck entstehen konnte, hier stehe eine<br />

tumbe Masse blind hinter ihrem „Führer“ hatten die<br />

Teilnehmer durchaus auch einen Blick auf die kritischen<br />

Seiten seiner Politik. „Natürlich macht Orbán auch<br />

Fehler, bei der Wirtschaftspolitik und bei der Kommunikation<br />

hat er sogar sehr große Fehler gemacht, das ändert<br />

aber nichts an der Tatsache, dass die Schmähangriffe<br />

gegen unser Land und die permanenten Demütigungen<br />

durch die EU inakzeptabel sind. Es ist sicher<br />

nicht leicht, in dieser Atmosphäre sein Land nach außen<br />

zu vertreten“, so ein bei einem deutschen Unternehmen<br />

beschäftigter ungarischer Manager zu seinen Motiven<br />

für die Teilnahme gegenüber der BUDAPESTER ZEITUNG.<br />

Ähnlich äußerten sich auch zwei weitere Geschäftsleute.<br />

Klares Bekenntnis<br />

zur Demokratie<br />

Weitere häufig wiederkehrende Motive waren das<br />

Bekenntnis zur Demokratie und ein Nein zu Großmachtbestrebungen<br />

fremder Mächte auf Kosten <strong>Ungarn</strong>s.<br />

Trotz Ähnlichkeiten in den Grundaussagen glich<br />

rein äußerlich kaum ein Plakat dem anderen. Den meisten<br />

sah man ihre hausgemachte Herkunft an. Es gab<br />

anspruchsvoll gefertigte, aber auch sehr simple. Einige<br />

Transparente glichen wahren 3D-Installationen und<br />

mobilen Wandzeitungen. Es gab aber auch einfache<br />

Mütterchen, die das, was sie für richtig hielten, nur mit<br />

Filzstift auf ein kleines Stück Pappe geschrieben hatten<br />

und es dennoch nicht minder selbstbewusst in die Höhe<br />

hielten. Von den westlichen Medien wurden all diese<br />

Anstrengungen allerdings nicht gewürdigt. Bis auf ein<br />

paar, mehr diffamierende als informierende Kurzmeldungen<br />

wurde die größte Demonstration seit der<br />

Wende von ihnen komplett totgeschwiegen.<br />

Kein Wunder, schließlich gab es bei dieser Demonstration<br />

nichts, womit man gängige Orbán-<strong>Ungarn</strong>-<br />

Klischees in westlichen Redaktionen hätte bedienen<br />

können. Unter den Demonstrierenden gab es keine<br />

Neonazis, keine rassistischen Sprüche, es wurden keine<br />

EU-Fahnen verbrannt wie eine Woche zuvor auf einer<br />

Kundgebung der rechtsradikalen Partei Jobbik, ja, es<br />

war nicht einmal eine Atmosphäre vorhanden, in der<br />

EU-Fahnen hätten abgefackelt werden können. Stattdessen<br />

herrschte eine ausgelassene, geradezu volksfestartige<br />

Stimmung, es gab viele freudestrahlende, erleichterte<br />

Gesichter. Man begegnete sich zuvorkommend und<br />

rücksichtvoll. Trotz des Ernstes des Anlasses wurde auch<br />

viel gelacht. Etwa als ein Redner die den Kossuth tér erreichenden<br />

Demonstranten aufforderte, den Platz sofort<br />

„entweder nach links oder rechts“ zu räumen und ihm<br />

daraufhin ein vielstimmiges „Nimmer nach links!“ zurückschallte.<br />

Bei der nächsten Ansage bat er die<br />

Demonstrierenden betont, den Platz in „nördlicher oder<br />

südlicher Richtung“ zu verlassen.<br />

Immer wieder stimmte die Menge Sprechchöre an<br />

wie „Viktor, Viktor!“, „Wir lassen es nicht zu!“, „Wir haben<br />

keine Angst!“ oder „Zweidrittel, Zweidrittel!“, das<br />

ähnlich wie das trotzige „Wir sind das Volk!“ der<br />

Leipziger Montagsdemos darin erinnern sollte, nach<br />

wessen Pfeife die Regierung tanzen sollte. Einige gerufene<br />

Parolen wurden aufgegriffen, andere verstummten<br />

rasch wieder. Daneben wurden aber auch immer wieder,<br />

hauptsächlich von älteren Teilnehmerinnen, traurig klingende<br />

ungarische Lieder angestimmt. Den Höhepunkt<br />

bildete das gemeinsame Absingen des Szózat (dt.<br />

Aufruf), der zweiten offiziellen Nationalhymne der<br />

<strong>Ungarn</strong>: „Deiner Heimat sei unerschütterlich treu, oh<br />

Ungar! (...)“ Wenig später zerstreuten sich die Menschen<br />

in dem festen Bewusstsein, etwas Gutes für ihre<br />

Heimat getan zu haben, sie gingen genauso friedlich<br />

auseinander, wie sie zuvor demonstriert hatten.<br />

JAN MAINKA<br />

BZT / Aaron Taylor (18)


4 BUDAPESTER ZEITUNG MEINUNG 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />

Während die Demonstranten letzten Sonnabend freudig in Richtung<br />

Parlament marschierten, konnten sie noch nicht wissen, dass einer ihrer<br />

Kritikpunkte, nämlich die besonders in letzter Zeit immer unsachlichere<br />

und tendenziösere Berichterstattung westlicher Medien über <strong>Ungarn</strong>, wenige<br />

Stunden später neue Nahrung erhalten sollte. Die journalistische<br />

Wiedergabe und Aufarbeitung der größten Kundgebung <strong>Ungarn</strong>s seit der<br />

Wende spottete jeglichen professionellen Standards.<br />

ährend westliche Politiker im<br />

W Schulterschluss mit ihren<br />

Journalisten nicht müde werden,<br />

die ungarische Regierung zu attackieren,<br />

weil es hier angeblich keine<br />

Pressefreiheit und keine ausgewogene<br />

Berichterstattung mehr gäbe,<br />

lieferten sie jetzt selbst ein Paradebeispiel,<br />

wie man es in Sachen<br />

Berichterstattung besser nicht machen<br />

sollte. Während sie auf der einen<br />

Seite vor knapp drei Wochen eine<br />

Kundgebung der Opposition vor<br />

der <strong>Budapester</strong> Oper derart hymnisch<br />

feierten und hochjubelten,<br />

dass man als unbedarfter Rezipient<br />

solcher Meldungen schon quasi die<br />

Totenglöckchen der Orbán-Regierung<br />

hatte läuten hören, hatte die<br />

aktuelle Demonstration das Nachsehen.<br />

Für diese hatten die wackeren<br />

Vertreter der von ihnen selbst so<br />

gepriesenen westlichen Meinungsfreiheit<br />

nur Ignoranz und höchstens<br />

ein paar übelwollende, diffamierende<br />

Bemerkungen übrig – was man<br />

dieser Tage in Sachen Orbán-<strong>Ungarn</strong><br />

in deutschsprachigen Medien<br />

eben so bekommt. Meinungspluralismus,<br />

objektive Berichterstattung<br />

– Fehlanzeige.<br />

In Verkennung der Aufgaben ihres<br />

Berufsstandes drückten westliche<br />

Medienvertreter ihren Lesern<br />

und Zuschauern durch die ungleiche<br />

Behandlung der beiden Demonstrationen<br />

hemmungslos ihre per-<br />

VON BENCE INKEI<br />

Selbst die seriösesten internationalen Blätter<br />

begehen immer wieder denselben Fehler,<br />

wenn sie über <strong>Ungarn</strong> berichten: Sie wenden<br />

sich seit 20 Jahren an die immergleichen<br />

Informanten. So tragen auch sie maßgeblich<br />

dazu bei, dass wir uns wie zu Beginn der<br />

neunziger Jahre fühlen. (…) Man kann sich<br />

des Eindrucks nicht erwehren, dass das<br />

Trommelfeuer an Kritik, dass in diesen Tagen<br />

von Seiten der ausländischen Presse auf die<br />

Regierung von Viktor Orbán niederprasselt,<br />

frappant an die Zeit der Demokratischen<br />

Charta vor zwanzig Jahren erinnert.<br />

s lohnt sich, einen Blick zurückzuwerfen, in<br />

Ewelcher Art und Weise die von SZDSZ-nahen<br />

Zivilpersonen gegründete Demokratische<br />

Charta 1991 Panikmache betrieb: mit einer<br />

Demokratie, die sich in Gefahr befindet, mit<br />

dem drohenden Vormarsch der radikalen<br />

Rechten und mit der Expansion des Antisemitismus.<br />

Diese Sorgen sind insofern lächerlich,<br />

als man der Regierung von József Antall<br />

(1990-1994) eines mit Sicherheit nicht vorwerfen<br />

kann: die Demokratie gefährdet zu haben.<br />

Es lässt sich auch schwer von der Hand weisen,<br />

dass József Antall dem radikalen Flügel des damaligen<br />

Ungarischen Demokratenforums<br />

(MDF) unter István Csurka keinen Raum zur<br />

Entfaltung ließ, was noch während der ersten<br />

Legislaturperiode nach der Wende zum Austritt<br />

des Csurka-Flügels führte (István Csurka gründete<br />

daraufhin die Partei für Wahrheit und<br />

Leben [MIÉP]). Andererseits ist es aber auch<br />

verständlich, dass jene Stimmen im öffentlichen<br />

Kommentar zur westlichen Berichterstattung über den Friedensmarsch<br />

Weggeschaut<br />

sönliche Meinung über die ungarischen<br />

Verhältnisse aufs Auge: Die<br />

bei der Oper, das waren die Guten,<br />

und die beim Parlament nur ein<br />

paar fremdgesteuerte Idioten. Nun<br />

steht ja jedem frei, die einen wie die<br />

anderen für Gute oder Idioten zu<br />

halten. Aber dieses Werturteil sollte<br />

doch nicht gleich von den Vermittlern<br />

zwischen ungarischer Wirklichkeit<br />

und westeuropäischen Bürgern<br />

selbst kommen. Vielleicht ein wenig<br />

antiquiert die Auffassung, aber die<br />

Aufgabe von Berichterstattern sollte<br />

primär darin bestehen, darüber zu<br />

berichten, was ist. Das ist ihr vorrangiger<br />

Job. Der muss erst einmal<br />

korrekt erledigt werden. Und wenn<br />

dann immer noch Zeit und Platz<br />

bleibt, dann kann freilich auch mal<br />

die persönliche Sicht der Dinge zur<br />

Sprache kommen. Warum nicht?<br />

Die Gedanken sind frei.<br />

Wegschauen spart<br />

Korrigieren<br />

Die Absicht, die mit der äußerst<br />

sparsamen Berichterstattung über<br />

die aktuelle Großdemo verfolgt<br />

wurde, ist offenkundig, hätte doch<br />

schon das bloße Zeigen der realen<br />

Bilder einige sorgsam entwickelte<br />

Grundthesen zum Friedensmarsch<br />

gefährlich ins Wanken gebracht. So<br />

etwa das Bestreben, Oper- und Parlamentsdemo<br />

hinsichtlich ihrer<br />

Leben des Landes, die unweigerlich an die dreißiger<br />

und vierziger Jahre erinnern ließen, vielen<br />

Menschen Angst einjagten. Gleichwohl hatte<br />

die radikale Rechte in <strong>Ungarn</strong> kein größeres<br />

Lager als andere rechtsextreme Parteien anderswo<br />

in Westeuropa. In dieser Zeit erschienen in<br />

den einflussreichsten <strong>Zeitung</strong>en Deutschlands,<br />

Frankreichs, Österreichs und anderer westlicher<br />

Länder zum ersten Mal Artikel, in denen regelmäßig<br />

oppositionelle Intellektuelle zu Wort kamen,<br />

die im Hinblick auf das öffentliche Leben<br />

in <strong>Ungarn</strong> über Fremdenhass, Antisemitismus<br />

und Horthy-Nostalgie klagten.<br />

In politischer Hinsicht sind<br />

Konráds Äußerungen absolut irrelevant<br />

Seither sind zwanzig Jahre verstrichen,<br />

Regierungen kamen und gingen, und auch die<br />

Parteienlandschaft veränderte sich unentwegt.<br />

Eines indes ist bis heute geblieben: die rechtsradikale<br />

Gefahr. (…) Die über <strong>Ungarn</strong> berichtenden<br />

ausländischen <strong>Zeitung</strong>en schreiben<br />

auch heute nahezu dasselbe wie vor zwanzig<br />

Jahren, wobei die beiden am meisten zitierten<br />

Personen der Schriftsteller György Konrád und<br />

der Pianist András Schiff sind. Erstgenannter<br />

ist nicht nur Mitbegründer des liberalen Bunds<br />

der Freien Demokraten (SZDSZ), sondern<br />

auch der Demokratischen Charta. Obwohl er<br />

niemals ein politisches Amt bekleidete, galt er<br />

lange Zeit als einer der einflussreichsten<br />

Meinungsbildner jenes SZDSZ, der Anfang<br />

der Neunziger eine der größten Parteien in<br />

<strong>Ungarn</strong> war. Vor zwanzig Jahren konnte man<br />

das Argument also durchaus gelten lassen, dass<br />

seine Meinung nicht unerheblich sei, im Jahr<br />

Teilnehmerzahl in etwa auf eine<br />

ähnliche Ebene – Sprachregelung:<br />

„einige zehntausend Teilnehmer“ –<br />

zu heben. Schon die Erwähnung,<br />

dass bei der aktuellen Demo nicht<br />

nur ein kleiner Abschnitt auf der<br />

Andrássy út wie bei der Operndemo,<br />

sondern ein etwa drei Kilometer<br />

langer Abschnitt zwischen Oktogon<br />

und Parlament, einschließlich des<br />

Kossuth tér, gut mit Menschen gefüllt<br />

war, hätte die bemühte These<br />

von der ähnlichen Größe sofort<br />

sterben lassen.<br />

Eine halbwegs genaue Beschreibung,<br />

was das für Leute waren, die<br />

Richtung Parlament marschierten,<br />

hätte wiederum die mit Ausdrücken<br />

wie „auf Einladung ultrarechter<br />

Personen“ bewusst inszenierte These<br />

zerstört, bei der Demo würde es<br />

sich nur um einen tumben Naziaufmarsch<br />

handeln. Eine These, die<br />

ebenso ins Wanken geraten wäre,<br />

wenn korrekterweise auch die weiteren<br />

Mit-Organisatoren erwähnt<br />

worden wären, so etwa einige hundert<br />

Zigeuner-Selbstverwaltungen –<br />

übrigens kein Rassismus, so nennen<br />

sich die Roma-Vertretungen hier<br />

selbst.<br />

Auch die These der EU-Feindlichkeit<br />

hätte nicht aufrecht erhalten<br />

werden können. So hätte nämlich<br />

ein offener Beobachter inmitten der<br />

vielen EU-kritischen Losungen etwa<br />

auch immer wieder einzelne<br />

EU-Fahnen sehen können, die aber<br />

dummerweise nicht zum Verbrennen<br />

mitgeführt wurden, sondern<br />

wohl um allen Demütigungen zum<br />

Trotz die weitere Zugehörigkeit<br />

zum europäischen Staatenbund zu<br />

bekunden. EU-Fahnen werden in<br />

<strong>Ungarn</strong> zwar auch manchmal ver-<br />

brannt, aber dann eher auf echten<br />

„ultrarechten“ Veranstaltungen wie<br />

der Jobbik-Demonstration eine<br />

Woche vor der Großdemo. Ein kleiner,<br />

aber wichtiger Unterschied,<br />

den man dem Intellekt westeuropäischer<br />

Leser und Fernsehzuschauer<br />

durchaus zumuten könnte und von<br />

dem auch EU-Politiker wissen sollten,<br />

bevor sie in der gewohnten<br />

Weise ansetzen, <strong>Ungarn</strong> oberlehrerhaft<br />

zu maßregeln.<br />

Geifernde EU-Fraktionschefs<br />

und brennende EU-Fahnen<br />

EU-Europa kann und wird nur<br />

funktionieren, wenn die Kommunikationunterein-<br />

ander stimmt und<br />

man sich mit<br />

Respekt begegnet.<br />

Im Fall von<br />

<strong>Ungarn</strong> ist beides<br />

empfindlich gestört.<br />

Ein sachlicher<br />

und fairer<br />

Dialog über Meinungsverschiedenheiten<br />

findet<br />

zurzeit nur in<br />

Ansätzen statt.<br />

Ein Zustand, an<br />

dessen Zustandekommen<br />

freilich<br />

auch die Orbán-Regierung mit ihrem<br />

gewöhnungsbedürftigen, inzwischen<br />

aber gebesserten Umgangsstil<br />

mit strategischen Partnern einen großen<br />

Anteil trägt.<br />

Wild geifernde EU-Fraktionschefs<br />

auf der einen und brennende<br />

EU-Fahnen auf der anderen Seite<br />

sind inzwischen sichtbarer Ausdruck<br />

des gestörten Verhältnisses.<br />

2012 ist dies aber nicht mehr der Fall. Konrád<br />

gilt zwar als anerkannter Schriftsteller, in politischer<br />

Hinsicht sind seine Äußerungen jedoch<br />

absolut irrelevant. (…) Ungeachtet dessen wurde<br />

seine Meinung dieses Jahr bereits in Le<br />

Monde und in der Frankfurter Allgemeine<br />

<strong>Zeitung</strong> abgedruckt, als gäbe es heute niemanden<br />

anderen in <strong>Ungarn</strong>, dessen Meinung für<br />

das Ausland interessant sein könnte.<br />

András Schiff seinerseits sorgte im Januar des<br />

Vorjahres für großes Aufsehen, als er in einem<br />

Leserbrief in der Washington Post die Regierung<br />

Orbán scharf kritisierte. Obwohl darin in erster<br />

Linie vom Mediengesetz die Rede ist, das damals<br />

in Kraft trat, kamen auch der<br />

Fremdenhass, Rassismus, Antisemitismus und<br />

angsterfüllte Menschen zur Sprache. Der international<br />

renommierte Pianist ging dieses Jahr<br />

sogar weiter und sprach gegenüber dem Tagesspiegel<br />

von einer Fidesz-Jobbik-Koalition und<br />

von faschistischen Brigaden, die unter Mithilfe<br />

des Staates die Roma landesweit in Angst und<br />

Schrecken versetzten. Wenn wir <strong>Ungarn</strong> nur anhand<br />

der Erzählungen von Konrád und Schiff<br />

kennen würden, dann würden wir glatt glauben,<br />

dass die Machtübernahme der Pfeilkreuzler unmittelbar<br />

bevorstünde. Wir können aber auch<br />

getrost davon ausgehen, dass in <strong>Ungarn</strong> eine<br />

Nazigefahr besteht, solange Paul Lendvai in der<br />

deutschen Presse als Richtschnur gilt, wenn von<br />

Osteuropa die Rede ist. Unverständnis ruft bei<br />

mir aber auch hervor, dass der konservative Le<br />

Figaro Tamás Bauer (ehemaliger SZDSZ-Abgeordneter<br />

und nunmehriges Mitglied der von Ex-<br />

Premier Ferenc Gyurcsány angeführten Demokratischen<br />

Koalition [DK]; Anm. d. Red.) in<br />

wirtschaftlichen Fragen zitiert und CNN sich<br />

„EU-Europa kann und<br />

wird nur funktionieren,<br />

wenn die Kommunikation<br />

untereinander<br />

stimmt und man sich<br />

mit Respekt begegnet.<br />

Im Fall von <strong>Ungarn</strong> ist<br />

beides empfindlich<br />

gestört.”<br />

Jan Mainka<br />

Gastbeitrag<br />

Das einseitige Bild der ausländischen Presse von <strong>Ungarn</strong><br />

Gemeinsam ist beiden Seiten, dass<br />

sie sich von der jeweils anderen mit<br />

ihren Sorgen und Ängsten nicht<br />

mehr richtig verstanden fühlen.<br />

In dieser Situation entschlossen<br />

sich nun einige beherzte <strong>Ungarn</strong>,<br />

ihre Sorgen in knappe – und natürlich<br />

verknappende – englische,<br />

deutsche und französische Sätze zu<br />

packen, diese auf Bettlaken und<br />

Papptafeln zu schreiben und sie gemeinsam<br />

vor westlichen Kameras<br />

und Fotoapparaten hochzuhalten.<br />

Ein verzweifelt, naiver Versuch<br />

zwar, aber immerhin ein Versuch.<br />

Vielleicht gelangen die Botschaften<br />

ja auf diesem Weg an die gewünschte<br />

Adresse. Doch was passierte? Die<br />

Angesprochenen<br />

beziehungsweise<br />

deren Augen vor<br />

Ort wandten sich<br />

einfach ungehobelt<br />

ab und ließen<br />

die hoffnungsfrohkommunizierenden<br />

<strong>Ungarn</strong> einfach<br />

dumm stehen beziehungsweise<br />

marschieren.<br />

In jeder Gesprächssituation<br />

zwischen zwei Menschen<br />

würde eine<br />

solche despektierliche Behandlung<br />

des Gesprächspartners als Unhöflichkeit<br />

und Fauxpas sondergleichen gelten.<br />

Anscheinend aber nicht, wenn es<br />

um das Gespräch unter EU-Partnern geht.<br />

Klar, auch so kann man Diskussionen<br />

aus dem Weg gehen und seine<br />

Muskeln spielen lassen, gegenseitiger<br />

Respekt sieht aber anders aus.<br />

JAN MAINKA<br />

auf Mátyás Eörsi (ehemaliger hochrangiger<br />

SZDSZ-Politiker; Anm. d. Red.) beruft.<br />

Worte von Konrád in Endlosschleife zitiert<br />

Wie schädlich dieses Phänomen ist, zeigen<br />

vor allem die vergangenen Wochen, als <strong>Ungarn</strong><br />

wegen der tragischen Tätigkeit der Regierung<br />

Orbán ins Schlaglicht der Weltpresse<br />

kam. Doch anstatt das Augenmerk auf jene<br />

Schritte der Regierung zu lenken, die wahrlich<br />

kritische Fragen aufwerfen (davon gibt es leider<br />

genug), wurden die Worte von Konrád<br />

und Schiff in der Endlosschleife zitiert. So ist<br />

in vielen Artikeln von Fremdenhass, Nationalismus,<br />

Chauvinismus, Irredentismus und<br />

Antisemitismus die Rede, und natürlich vom<br />

Schreckgespenst einer Fidesz-Jobbik-Koalition.<br />

(…) Was traurig stimmt, ist, dass gerade<br />

wegen dieser überflüssigen – zweifelsohne aber<br />

wohlklingenden – Phrasen der Kern der<br />

Probleme aus den Augen verloren wird. Obendrein<br />

hat das Sperrfeuer der westlichen Presse<br />

Hunderttausenden von ratlosen <strong>Ungarn</strong> ein<br />

willkommenes Feindbild geschaffen. Obwohl<br />

diese Menschen die wirtschaftspolitischen Fehler<br />

der Regierung an ihren Geldbörsen spüren,<br />

sind sie immer noch leicht gegen die „ausländischen<br />

Angriffe auf <strong>Ungarn</strong>“ zu mobilisieren.<br />

Der Autor ist Mitarbeiter des eher neutral berichtenden<br />

Nachrichtenportals Origo. Der hier<br />

in Auszügen abgedruckte Text erschien am 18.<br />

Januar 2011 auf dem Meinungsportal von<br />

Origo, www.komment.hu.<br />

AUS DEM UNGARISCHEN<br />

VON PETER BOGNAR


27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 WIRTSCHAFT BUDAPESTER ZEITUNG 5<br />

EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen <strong>Ungarn</strong><br />

Annäherung zwischen <strong>Ungarn</strong> und der EU<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

So sagte Szijjártó, dass der Regierungschef<br />

auf eine rasche Einigung<br />

mit Brüssel aus sei, jedoch sei die<br />

Anwendung von zweierlei Maß gegenüber<br />

<strong>Ungarn</strong> für die Regierung<br />

unakzeptabel. Er betonte, dass der<br />

„Friedensmarsch“ ein Rückenwind<br />

und Vorteil für Viktor Orbán bei<br />

den Verhandlungen in Brüssel sei.<br />

Szijjártó betonte zudem, die Regierung<br />

werde niemals ein Abkommen<br />

schließen, dass den Interessen der<br />

ungarischen Nation und <strong>Ungarn</strong>s<br />

zuwiderliefe.<br />

Am vergangenen Dienstag<br />

schließlich reiste Ministerpräsident<br />

Viktor Orbán nach Brüssel, um sich<br />

mit dem neuen Präsidenten des<br />

Europäischen Parlaments (EP),<br />

Martin Schulz, EU-Kommissionspräsident<br />

Barroso, dem Präsidenten<br />

des Europäischen Rates, Herman<br />

Van Rompuy und dem Präsidenten<br />

der Europäischen Volkspartei, Wilfried<br />

Martens, zu Gesprächen zu<br />

treffen. Nach dem Treffen mit dem<br />

ungarischen Regierungschef sagte<br />

der sozialdemokratische EP-Präsident<br />

Schulz, dass er ein „offenes<br />

und fruchtbares Gespräch“ mit Orbán<br />

geführt habe, in vielen Fragen<br />

seien sie allerdings unterschiedlicher<br />

Meinung gewesen. Das Treffen habe<br />

im Zeichen von wechselseitiger<br />

Anerkennung, aber auch von Konfrontation<br />

gestanden, sagte Schulz.<br />

Der EP-Präsident sagte außerdem,<br />

die Europäische Union müsse<br />

sich darüber klar werden, dass „Herr<br />

Orbán ein gescheiter Mensch“ sei,<br />

umgekehrt müsse sich aber auch der<br />

ungarische Premier darüber klar<br />

werden, dass „auch die Europäer<br />

nicht dumm sind“. Laut Schulz<br />

wendet Orbán in Brüssel geschickt<br />

die europäische Rhetorik an, während<br />

er in Budapest ebendiese<br />

Rhetorik geißelt. Er sagte, Brüssel<br />

müsse Orbán zu den europäischen<br />

Werten auf eine Art und Weise<br />

wiederbekehren, ohne dem ungari-<br />

Entgegen den Erwartungen hat der Notenbankrat<br />

den Basiszins am vergangenen Dienstag unverändert<br />

bei sieben Prozent belassen – statt ihn um 50 Basispunkte<br />

zu erhöhen. In der Folge fiel der Euro-Forint-Wechselkurs<br />

innerhalb von nur fünf Minuten<br />

um 0,6 Prozent. Die ungarische Währung erholte<br />

sich allerdings bald wieder, um schließlich auf ein<br />

Drei-Monate-Hoch zu klettern. Andere ungarische<br />

Vermögenswerte (Staatsanleihen, Ausfallversicherungen)<br />

schnitten in den vergangenen Tagen ebenfalls<br />

gut ab. Ist es also angebracht, die Entscheidung<br />

des Notenbankrates als gerechtfertigt zu betrachten?<br />

er jüngsten Entscheidung, den Basiszins unver-<br />

D ändert zu lassen, waren in den vergangenen<br />

beiden Monaten zwei Leitzinserhöhungen von jeweils<br />

50 Basispunkten vorausgegangen. Das Niveau<br />

des ungarischen Leitzinses ist innerhalb der EU damit<br />

am höchsten. Die Erhöhungen des Basiszinses in<br />

den vergangenen beiden Monaten sind wohl dem erhöhten<br />

Risiko geschuldet, das von den „unorthodoxen“<br />

wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Regierung<br />

und ihrer Weigerung ausgegangen war, die<br />

Inkraftsetzung jener Gesetze aufzuschieben, die<br />

international heftig umstritten sind und einem<br />

Kreditabkommen mit dem IWF im Wege stehen.<br />

Der Notenbankrat wollte dieses Risiko offenbar mit<br />

höheren Renditen für die zunehmend besorgten<br />

Investoren kompensieren. Das erhöhte Risiko war<br />

nicht zuletzt am Sturzflug des Forint und sich ver-<br />

„Es gibt keine Tabufragen”: Premier Orbán mit Kommissionschef Barroso.<br />

schen Regierungschef dabei die<br />

Möglichkeit zu geben, dies für seinen<br />

eigenen Vorteil zu nutzen oder<br />

breite Massen in <strong>Ungarn</strong> gegen die<br />

Europäische Union zu richten.<br />

Einige Streitpunkte<br />

wurden beigelegt<br />

Bei dem mit großen Erwartungen<br />

begleiteten rund zweistündigen<br />

Treffen Orbáns mit EU-Kommissionspräsident<br />

Barroso konnten einige<br />

Streitpunkte beigelegt werden,<br />

bei anderen umstrittenen Fragen<br />

wird es noch weitere Verhandlungen<br />

zwischen der ungarischen Regierung<br />

und der EU-Kommission<br />

geben. Wie die Online-Ausgabe der<br />

Wochenzeitung hvg berichtete, gab<br />

Viktor Orbán nach den Gesprächen<br />

mit Barroso dies selbst bekannt.<br />

Der Ministerpräsident sagte, es gebe<br />

rechtliche Fragen, bei denen er<br />

den Standpunkt Brüssels anstandslos<br />

akzeptiere, weil es sich nicht um<br />

strategische Fragen handle. Die Zu-<br />

sammenlegung von Notenbank und<br />

Finanzaufsicht etwa sei so eine Frage.<br />

Orbán und seine Regierung haben<br />

sich der EU-Kommission auch<br />

darin willfährig gebeugt, nun doch<br />

keine Regierungsdelegierten in das<br />

oberste Entscheidungsgremium der<br />

Notenbank, den Notenbankrat, zu<br />

entsenden. Wie schon im Vorfeld<br />

des Treffens mit Barroso angekündigt,<br />

ist die Regierung in Sachen Notenbankpräsident<br />

jedoch nicht willens,<br />

bei der Frage des Eids auf die<br />

Verfassung und des gesetzlich geregelten<br />

Einkommens des Nationalbankchefs<br />

nachzugeben.<br />

Eine Lösung dagegen sieht Orbán<br />

bei der umstrittenen Frage der<br />

Abschaffung des Postens des Datenschutzbeauftragten.<br />

Mit Blick auf<br />

die Absenkung des gesetzlichen<br />

Pensionseintrittsalters bei Richtern<br />

von 70 auf 62 Jahre, erklärte der<br />

Regierungschef, dass dies lediglich<br />

im Zuge einer allgemeinen Angleichung<br />

des Rentenalters geschehe.<br />

Seine Regierung erwarte von Brüs-<br />

teuernden Ausfallversicherungen (CDS) abzulesen.<br />

So sackte der Forint im Januar auf einen historischen<br />

Tiefstand ab, während die Fünf-Jahres-Ausfallversicherungen<br />

auf einen Höchststand kletterten. Die Erwartungen<br />

der Investoren im Hinblick auf steigende<br />

Renditen wurden durch die galoppierenden Renditen<br />

bei den ungarischen Staatsanleihen letztlich weit<br />

überflügelt.<br />

Eine Umkehr dieses Prozesses erfolgte erst zu jenem<br />

Zeitpunkt, als die Regierung von ihrer unbeugsamen<br />

Haltung abrückte und gegenüber künftigen<br />

Gläubigern, zumal dem IWF, Kompromissbereitschaft<br />

signalisierte. Zu einem besseren Gesamtbild<br />

trugen auch die Konjunkturindikatoren Europas und<br />

der USA bei, die besser ausfielen als ursprünglich erwartet<br />

worden war. Als Folge wurden auf den Märkten<br />

nicht nur die Erwartungen bezüglich einer Erhöhung<br />

des ungarischen Leitzinses (150 bis 200<br />

Basispunkte) heruntergeschraubt, sondern es trat<br />

auch beim Forint und den Ausfallversicherungen eine<br />

Beruhigung ein. Immerhin erlangte so auch die<br />

monetäre Politik wieder einen größeren Handlungsspielraum<br />

bei der Bestimmung des Leitzinses.<br />

Dennoch: Die Erwartungen in Bezug auf eine<br />

Erhöhung des Basiszinses um 50 Basispunkte waren<br />

zuletzt keineswegs unbegründet. Trotz der allmählichen<br />

Beruhigung der Situation, ist der Forint noch<br />

immer ein Generator der Inflation – der Euro-<br />

Forint-Wechselkurs liegt schließlich noch immer weit<br />

über dem Niveau des vergangenen Sommers. Hinzu<br />

sel nun den Beweis dafür, dass es<br />

sich hierbei in irgendeiner Form um<br />

eine Diskriminierung handle.<br />

Barroso erwartet<br />

rasche Antworten<br />

EU-Kommissionspräsident Barroso<br />

sagte nach dem Treffen mit Orbán,<br />

dass er von <strong>Ungarn</strong> rasche<br />

Antworten auf die Sorgen und Bedenken<br />

der Kommission erwarte.<br />

Barroso betonte, dass die EU-Kommission<br />

jederzeit bereit sei, diese<br />

Antworten umgehend zu bewerten,<br />

nachdem sie diese bekommen habe.<br />

Barroso bot den ungarischen Behörden<br />

auch die Hilfe der Kommission<br />

an, um die umstrittenen Fragen<br />

zwischen Brüssel und Budapest<br />

so rasch wie möglich zu lösen.<br />

Beim Heimflug aus Brüssel gab<br />

Viktor Orbán dem Nachrichtensender<br />

hírTV ein Interview. Zu den<br />

Gesprächen mit Barroso sagte Orbán,<br />

dass es keine Frage mehr gebe,<br />

in der Unklarheit herrsche, die<br />

Standpunkte seiner Regierung und<br />

jener der Kommission hätten sich<br />

klar herauskristallisiert. Der Premier<br />

erklärte, er habe dem Kommissionspräsidenten<br />

klargemacht, dass<br />

die <strong>Ungarn</strong> stolz darauf seien, was<br />

die Regierung in den vergangenen<br />

anderthalb Jahren erreicht habe: Sie<br />

seien stolz auf die Verfassung, auf<br />

die Zweidrittelgesetze und auf die<br />

insgesamt 365 Rechtstexte, die seit<br />

Mai 2010 verabschiedet worden<br />

seien. Er, Orbán, habe Barroso auch<br />

versichert, dass <strong>Ungarn</strong> ein „offenes<br />

Land“ sei, in dem es „keine Tabu-<br />

Fragen“ gebe, folglich sei die Regierung<br />

bereit, über alles zu sprechen.<br />

Eines habe er sich gegenüber<br />

Brüssel aber ausbedungen, sagte<br />

Orbán: <strong>Ungarn</strong> erwarte sich von<br />

der Kommission Standpunkte, die<br />

auf Argumenten beruhen. Denn nur<br />

auf der Grundlage des Austauschs<br />

von sachlichen Argumenten könne<br />

eine Lösung herbeigeführt werden.<br />

PETER BOGNAR<br />

Analyse der Takarékbank Zrt.<br />

Ist die Beibehaltung des Basiszinsniveaus gerechtfertigt?<br />

EU / Cornelia Smet<br />

kommt, dass bei einer Verschlechterung der Risikobewertung<br />

<strong>Ungarn</strong>s (dies kann auch durch äußere<br />

Faktoren verursacht werden, etwa durch die weitere<br />

Verschärfung der Schuldenkrise in der EU) der<br />

Forint ohne weiteres wieder zu einem Sturzflug ansetzen<br />

könnte. Angesichts der großen Differenzen,<br />

welche die Regierung Orbán und das Gespann<br />

IWF/EU bei den anstehenden Kreditverhandlungen<br />

noch überwinden müssen, ist die allgemeine Prognose<br />

einer Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte in den<br />

kommenden beiden Monaten keineswegs unrealistisch.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass gerade im<br />

Kontext der Inflationsbekämpfung der Notenbank<br />

und unter Beachtung der langfristigen systemischen<br />

Finanzrisiken und -faktoren eine Erhöhung des<br />

Basiszinses am vergangenen Dienstag durchaus sinnvoll<br />

gewesen wäre. Die von der MNB an den Tag gelegte<br />

abwartende Haltung (sprich die Beibehaltung<br />

des Basiszinses) wäre eigentlich nur dann angebracht,<br />

wenn alle Risiken in Bezug auf einen IWF-<br />

Deal sowie andere äußere Finanzierungsprobleme bereits<br />

ausgeräumt wären. Mithin sind wir der Meinung,<br />

dass die jüngste Zinsentscheidung des Notenbankrates<br />

für die Glaubwürdigkeit der MNB abträglich ist.<br />

ANDRÁS OSZLAY<br />

CHEFANALYST DER TAKARÉKBANK<br />

KOMPAKT<br />

� Überraschung: Leitzins bleibt bei 7 %.<br />

Der Währungsrat der Ungarischen Nationalbank<br />

(MNB) beschloss am Dienstag zur allgemeinen<br />

Überraschung in Analystenkreisen,<br />

den Leitzins auf 7% zu belassen. Notenbankpräsident<br />

András Simor sprach von einer<br />

„knappen Entscheidung“ zu Ungunsten einer<br />

Anhebung um 50 Basispunkte. Das lässt vermuten,<br />

dass Simor und seine beiden Vizepräsidenten<br />

erstmals von den vier durch die<br />

Orbán-Regierung delegierten Mitgliedern<br />

des Gremiums überstimmt wurden.<br />

� IWF-Bericht ist pessimistisch. Im aktuellen<br />

Länderbericht für <strong>Ungarn</strong> rechnet der<br />

Internationale Währungsfonds mit einer lahmenden<br />

Konjunktur, weil die Eurozone weniger<br />

ungarische Exportgüter abnehmen und<br />

das Land Fehler in der Wirtschaftspolitik (Einheitssteuer,<br />

Schlusstilgung für Devisenkredite,<br />

Krisensondersteuern) verkraften müsse.<br />

Immerhin rechnet der IWF überhaupt noch<br />

mit Wachstum (+0,3%), wohingegen bei der<br />

EBRD bereits eine um 1,5% schrumpfende<br />

ungarische Wirtschaft prognostisiert wird. Die<br />

Experten sehen auch nicht, wie <strong>Ungarn</strong> das<br />

Haushaltsdefizit unter 3% halten will, nachdem<br />

es den im Kálmán-Széll-Plan vorgezeichneten<br />

Weg struktureller Reformen verlassen<br />

habe.<br />

� Hévíz ist die beliebteste Stadt. Im<br />

Kreise der Touristen ist Hévíz am Plattensee<br />

die beliebteste Stadt außerhalb von Budapest,<br />

teilte der Bürgermeister des Badeortes,<br />

Gábor Papp, mit. Die Anzahl der Übernachtungen<br />

übertraf im Vorjahr erstmals eine<br />

Million, was hauptsächlich einer wachsenden<br />

Anzahl russischer Kurgäste zu verdanken sei.<br />

� Parlamentsausschuss legt Bericht vor.<br />

Der Unterausschuss zur Untersuchung der<br />

Gründe für die Devisenverschuldung der<br />

Bevölkerung im Zeitraum 2002-2010 hat<br />

seinen Abschlussbericht vorgelegt. Wie der<br />

Vorsitzende des Gremiums, Ferenc Papcsák<br />

(Fidesz), ausführte, hätten alle Beteiligten<br />

versucht, die Verantwortung von sich zu<br />

schieben. Wenigstens habe sich der heutige<br />

Präsident des Bankenverbandes, Mihály<br />

Patai, im Namen der Geldinstitute bei den<br />

Familien entschuldigt. Der Verbraucherschutz<br />

habe total versagt, als die Menschen praktisch<br />

durch den Markt in die unvorteilhaften<br />

Konstruktionen gedrängt wurden.<br />

� Neuheiten im Inflations-Warenkorb.<br />

Wer schon immer Zweifel an der Inflationsstatistik<br />

hatte, der kann sich bestätigt fühlen,<br />

wenn er die Liste der neu in den Warenkorb<br />

des Zentralamts für Statistik (KSH) aufgenommenen<br />

Produkte durchstöbert. Jährlich<br />

wird eine Korrektur im Sinne des Zeitgeistes<br />

und der EU-Harmonierung vorgenommen.<br />

Fortan wird das KSH bei der Kalkulation der<br />

Verbraucherpreisteuerung etwa Gyros (an<br />

Stelle von Ofen-Sandwiches) und Smartphones<br />

(an Stelle von MP3-Playern) berücksichtigen.<br />

Zu den Neuheiten gehören noch<br />

Push-Up-BHs, E-Books und Flüssigreinigungsmittel.<br />

� Knapp 150.000 Schuldner zahlungsunfähig.<br />

Die Finanzaufsicht PSZÁF zählt in<br />

ihrem neuesten Bericht bezogen auf den Monat<br />

Oktober 2011 bereits 144.400 Privathaushalte,<br />

die mit der Tilgung ihrer (überwiegend<br />

in Fremdwährungen) aufgenommenen<br />

Kredite in Verzug von mehr als 90 Tagen<br />

geraten sind. Damit werden mittlerweile rund<br />

12% der Kredite nicht mehr bedient, die ein<br />

Volumen von 985 Mrd. Forint erreichen. Die<br />

Banken beginnen in Kürze die Zwangsversteigerung<br />

von 3% der betroffenen Immobilien<br />

– wie sie ausdrücklich betonen, ausschließlich<br />

von Kreditnehmern, die keinerlei<br />

Bereitschaft zur Zusammenarbeit gezeigt<br />

hätten.


6 BUDAPESTER ZEITUNG WIRTSCHAFT 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />

KOMPAKT<br />

� Audi Hungaria wieder auf Rekordkurs. Mit<br />

knapp 1,9 Mio. Motoren hat die Audi Hungaria<br />

Motor Kft. 2011 wieder an die Ergebnisse aus den<br />

Jahren vor der Krise anknüpfen können. Die Fahrzeugfertigung<br />

montierte zudem annähernd<br />

39.500 Autos, darunter neu rund 2.250 RS 3<br />

Sportback. In Gyõr, wo seit der Unternehmensgründung<br />

1993 insgesamt mehr als 20 Mio.<br />

Motoren gebaut wurden, waren am Jahresende<br />

bereits über 7.300 Mitarbeiter für Audi tätig. Die<br />

meisten der im Vorjahr neu eingestellten 1.200<br />

Mitarbeiter werden im entstehenden Fahrzeugwerk<br />

beschäftigt, doch auch Motorenfertigung,<br />

Werkzeugbau und technische Entwicklung benötigen<br />

immer mehr Personal.<br />

� Malév könnte doch das Geld ausgehen. Die<br />

Eigentümerstrukturen bei der ungarischen Fluggesellschaft<br />

Malév (neben dem Staat hält eine<br />

russische Bank 5% der Anteile) lassen keine<br />

Privatisierung zu, während die EU weitere staatliche<br />

Beihilfen untersagt und die Rückzahlung der<br />

zwischen 2007 und 2010 gewährten knapp 100<br />

Mrd. Ft. vorgeschrieben hat. Zu diesem Schluss<br />

kommt das Amt des Regierungsbeauftragten<br />

Gyula Budai, das einen umfassenden Bericht zur<br />

Privatisierung und Rückverstaatlichung der Malév<br />

erstellte. Darin wird die (strafrechtliche)<br />

Verantwortung der sozialistischen Regierungen<br />

von Ferenc Gyurcsány und Gordon Bajnai formuliert.<br />

� Übertragungsnetzbetreiber machte guten<br />

Gewinn. Die Mavir Zrt. hat die Erwartungen des<br />

Eigentümers MVM-Gruppe erfüllt und im Vorjahr<br />

ein operatives Ergebnis von ca. 13 Mrd. Ft. (2010:<br />

9,5 Mrd. Ft.) erzielt, informierte der Generaldirektor<br />

des Übertragungsnetzbetreibers, Zsolt Bertalan.<br />

Zu den wichtigsten Aufgaben für dieses Jahr<br />

zählte er ein sparsames Wirtschaften, was jedoch<br />

die unverzichtbaren Investitionen und die<br />

Versorgungssicherheit nicht beeinträchtigen<br />

könne, sowie die Vorbereitung der Gasbörse nach<br />

dem Vorbild der Strombörse. Die HUPX wickelt<br />

mittlerweile durchschnittlich 13% des täglichen<br />

Strombedarfs ab.<br />

� Mehr Sicherheit für die Staatsbahn. Der<br />

Staat hat einen Dienstleistungsvertrag mit der<br />

Staatsbahn MÁV bezüglich der Schienen-Infrastruktur<br />

für den Zeitraum 2011 bis 2015 abgeschlossen.<br />

Erstmals werden darin die Kosten für<br />

die Bewirtschaftung des Schienennetzes berücksichtigt,<br />

wobei unklar ist, was passiert, wenn der<br />

Staat die für die bestellten Dienstleistungen zu<br />

zahlenden Beträge auch künftig schuldig bleibt.<br />

Weil die Bahn seit Jahrzehnten unterfinanziert ist,<br />

gelten an mehreren tausend Abschnitten Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />

infolge des<br />

schlechten Schienenzustands.<br />

� Leier baut neues Werk auf der grünen Wiese.<br />

Die österreichische Leier-Gruppe wird in Gyõr<br />

auf der grünen Wiese ein Betonteilewerk für 2<br />

Mrd. Ft. errichten, gab Geschäftsführer Andor<br />

Komlós bekannt. Die Investition stützt sich auf<br />

Erwartungen des Unternehmens, wonach in der<br />

Verkehrsinfrastruktur <strong>Ungarn</strong>s nach tristen Jahren<br />

wieder größere Aufträge anstehen. Leier realisierte<br />

im Vorjahr mit 750 Mitarbeitern Umsatzerlöse<br />

von 17,1 Mrd. Ft..<br />

Die Festreden werden gehalten vom:<br />

Musikalischer Höhepunkt: Klavierdarbietung<br />

des ungarischen Pianisten Balázs Havasi<br />

Wir danken unseren Sponsoren:<br />

Auf der Jahreshauptversammlung in seinem<br />

Jubiläumsjahr – am 23. Februar feiert der Club<br />

sein zwanzigjähriges Bestehen – konnte DWC-<br />

Präsident Manfred Bey eine positive Bilanz präsentieren.<br />

Bei sämtlichen relevanten Zahlen gab<br />

es einen leichten Aufwärtstrend.<br />

u den gewachsenen Zahlen zählt insbesonde-<br />

Zre die Mitgliederzahl: nach einer kurzen<br />

Phase der Stagnation gab es hier vergangenes<br />

Jahr wieder einen leichten Zuwachs. Hatte der<br />

Club Ende 2010 noch 124 Mitglieder, waren es<br />

Ende letzten Jahres bereits 128. „Das ist noch<br />

keine riesige Entwicklung, immerhin aber ein<br />

gutes Zeichen“, würdigte Club-Chef Bey den<br />

leichten Aufwärtstrend. Zum Zeitpunkt der<br />

Hauptversammlung hatte der Club übrigens bereits<br />

132 Mitglieder.<br />

Solide Finanzlage<br />

Ähnlich solide gestalteten sich auch die<br />

Finanzen. Vorstandsmitglied Reinhard Hetzer<br />

konnte wie im Vorjahr wieder ein positives<br />

Jahresergebnis präsentieren. Nicht zu viel, um<br />

sich dem Vorwurf aussetzen zu müssen, Geld zu<br />

horten, aber auch nicht zu wenig, um eine solide<br />

Cashflow-Situation garantieren zu können. Auf<br />

jeden Fall genug, um eine Beibehaltung der<br />

Mitgliedsbeitragshöhe vorzuschlagen, was von<br />

Jahreshauptversammlung des Deutschen Wirtschaftsclubs (DWC)<br />

Schwarze Zahlen und leichter Mitgliederzuwachs<br />

DWC-Jahreshauptversammlung im Kempinski, seit letztem Jahr wieder DWC-Sitz.<br />

20 Jahre Deutscher Wirtschaftsclub<br />

20 Jahre Teil der Deutsch-Ungarischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

Galaveranstaltung<br />

den Mitgliedern<br />

ebenso<br />

wie die Entlastung<br />

des<br />

Vorstandes ohneGegenstimmenunterstützt<br />

wurde.<br />

Im Rechenschaftsbericht<br />

ging Manfred<br />

Bey – immer<br />

von Zahlen<br />

untermauert<br />

– auch noch<br />

auf verschiedene<br />

andere<br />

Entwicklungen<br />

des letzten<br />

Jahres ein.<br />

So habe sich<br />

unter ande-<br />

Donnerstag, der 23. Februar 2012, ab 15.30 Uhr im Stefánia Palais (H-1143 Budapest, Stefánia út 34-36)<br />

Ungarischen Ministerpräsidenten<br />

Herrn Viktor Orbán<br />

BZT / Aaron Taylor (2)<br />

DWC-Vorsitzender Manfred Bey bei der Präsentation des Rechenschaftsberichts:<br />

Bei den Mitgliederzahlen ging es leicht nach oben, ebenso bei ihrer Teilnahmequote.<br />

und vom vormaligen Bayerischen<br />

Ministerpräsidenten, Herrn Edmund Stoiber<br />

ren die Teilnahmequote der Mitglieder bei den<br />

Veranstaltungen deutlich verbessert. Während<br />

die Mitglieder 2010 bei DWC-Veranstaltungen<br />

nur etwa 42 Prozent der Besucher stellten – der<br />

Rest waren Partner und Gäste – verbesserte sich<br />

diese Zahl im letzten Jahr auf knapp 55<br />

Prozent.<br />

BMW, Audi und Mercedes<br />

Mit Blick auf die Veranstaltungsangebote<br />

könnte man das letztes DWC-Jahr auch als das<br />

Jahr der deutschen Premiumautomarken bezeichnen.<br />

Erst war „BWM-Dieselpapst“ Ferenc<br />

Anisits als Referent zu Gast, dann stellte Audi<br />

Motor Hungaria CFO Harald Salinger die gewaltigen<br />

Entwicklungsvorhaben des Gyõrer<br />

Autobauers vor und schließlich im letzten Herbst<br />

konnte bei einer Werksbesichtigung die neue<br />

Investition der Daimler AG in Kecskemét in<br />

Augenschein genommen werden.<br />

M.<br />

Ticketpreise: 7.500 Forint (Büfett-Dinner) und 15.000 Forint (Kempinski-Gala-Dinner)<br />

Weitere Informationen und Anmeldung unter: Deutscher Wirtschaftsclub Budapest e.V. / H-1051 Budapest, Erzsébet tér 7-8 (Kempinski Hotel Corvinus), Tel.: (+36-1) 312-1123 E-Mail: mail@dwc.hu - www.dwc.hu


27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 WIRTSCHAFT BUDAPESTER ZEITUNG 7<br />

Vergangene Woche wurden die<br />

letzten Papiere unterzeichnet. Nun<br />

kann die Großinvestition der LE-<br />

GO Group in <strong>Ungarn</strong> vollends beginnen.<br />

Bis Ende 2014 will der<br />

Spielzeughersteller in Nyíregyháza<br />

eine neue Produktionsstätte errichten.<br />

125 Millionen Euro sollen in neue<br />

energiefreundliche Gebäude und<br />

Produktionsanlagen mit einer<br />

Nutzfläche von 80.000 Quadratmeter<br />

fließen und damit 250 neue<br />

Arbeitsplätze schaffen.<br />

eit 1992 ist die LEGO Group mit<br />

S einer eigenen Verkaufsniederlassung<br />

auf dem ungarischen Markt vertreten.<br />

Die Produktionsaktivitäten begannen<br />

2006 über die Firma Flextronics,<br />

einem US-amerikanischen Anbieter<br />

von Electronic Manufacturing Services,<br />

der in <strong>Ungarn</strong> an mehreren<br />

Standorten unter anderem in Nyíregyháza<br />

Fertigungskapazitäten unterhielt.<br />

2008 übernahm LEGO die direkte<br />

Kontrolle über die Fabrik in Nyíregyháza,<br />

in der bisherigen Fabrik wurde<br />

sie Mieter. Vergangenes Jahr im März<br />

entschloss sich die Unternehmensleitung,<br />

am Standort Nyíregyháza eine eigene<br />

Fabrik zu errichten und begann<br />

nach einem geeigneten Gelände dafür<br />

zu suchen.<br />

Dieses wurde letzten Sommer in der<br />

Nähe des bisherigen Standorts gefunden<br />

und der Kauf der 100 Hektar großen<br />

Fläche innerhalb von wenigen<br />

Monaten abgewickelt. Die letzten<br />

Papiere wurden letzte Woche feierlich<br />

in den Räumen des Rathauses von<br />

Nyíregyháza unterzeichnet. 2014 soll<br />

dann die komplett neue Fabrik fertiggestellt<br />

und der Umzug aller bisherigen<br />

Bereiche erfolgt sein.<br />

Derzeit wird noch in den<br />

bestehenden Anlagen die<br />

vollständige Duplo-Produktpalette<br />

hergestellt.<br />

Von insgesamt 8,9 Milliarden<br />

Legosteinen, die<br />

jährlich weltweit produziert<br />

werden, kommen<br />

650 Millionen aus der<br />

Duplo-Reihe, die ausschließlich<br />

im ungarischen<br />

Werk produziert<br />

werden. Durch<br />

die Invetition sollen<br />

250 neue Arbeitsplätze<br />

entstehen. Derzeit beschäftigt<br />

LEGO zu Spitzenzeiten im<br />

September und Oktober etwa 1.300<br />

Mitarbeiter, von denen etwa 200 Saisonarbeiter<br />

sind.<br />

Die Errichtung der neuen energieef-<br />

Dänischer Spielzeughersteller LEGO investiert 125 Millionen Euro<br />

LEGO Group setzt auf Standort <strong>Ungarn</strong><br />

Einer von jährlich 8,9 Milliarden produzierten Lego-Steinen.<br />

fizienten Produktionskapazitäten soll<br />

in zwei Phasen erfolgen. Die erste<br />

Phase, die Errichtung des Palettenlagers<br />

mit einer Grundfläche von 13.000<br />

Quadratmeter soll noch in diesem Jahr<br />

abgeschlossen werden. Die zweite<br />

Phase, bei der die gesamte Nutzfläche<br />

auf 80.000 Quadratmeter wachsen<br />

soll, wird 2014 beendet sein. In dem<br />

neuen Fabrikkomplex werden modernste<br />

Einrichtungen installiert,<br />

unter anderem etwa 450<br />

Spritzgussmaschinen. Auf<br />

18.000 Quadratmeter werden<br />

Lager- und Servicebereiche<br />

unterkommen, sowie<br />

die Funktionen Dekoration,<br />

Verarbeitung, Konfektionierung<br />

und Endverpackung.<br />

Die Produktion in der neuen<br />

Fabrik wird auf einer modularen<br />

Plattform basieren,<br />

die nur modernste Hightech-<br />

Geräte nutzt. Unter anderem<br />

wegen der Schaffung neuer Arbeitsplätzen,<br />

rechnet die LEGO<br />

Group mit einer Investitionsbeihilfe<br />

durch den ungarischen Staat. Dank<br />

der Unterstützung soll unter anderem<br />

auch auf die Aspekte Nachhaltigkeit<br />

und Umweltfreundlichkeit<br />

ein<br />

großes Gewicht<br />

gelegt werden. So<br />

sollen bei der Energieversorgung<br />

der<br />

Fabrik auch erneuerbareEnergiequellen<br />

genutzt<br />

werden.<br />

Die Investitionen<br />

der LEGO<br />

Group sind für die<br />

ungarische Wirtschaft<br />

erfreulich<br />

und trotz des momentanangekratzten<br />

Rufes des<br />

Standorts <strong>Ungarn</strong>,<br />

aber kein Einzelfall. So investieren auch<br />

zahlreiche weitere internationale Großunternehmen<br />

weiter in ihre ungarischen<br />

Töchter. Laut Csaba Tóth, HR<br />

Manager der LEGO Manufacturing<br />

Kft., Nyíregyháza, gibt es nach wie vor<br />

jede Menge Gründe in <strong>Ungarn</strong> zu investieren.<br />

„Die Lage des ungarischen<br />

Standortes ist von strategischer Wichtigkeit<br />

und bietet in Sachen Logistik zahlreiche<br />

Vorteile. Speziell für LEGO ist<br />

Einer von 1.300 Arbeitsplätzen.<br />

Fast wie aus den eigenen Steinen: Die neue Lego-Zentrale.<br />

Einige von jährlich 650 Millionen „ungarischer” Duplosteine.<br />

das über Jahre in Nyíregyháza<br />

angehäufte Knowhow<br />

ein gutes Argument für weitere<br />

Investitionen.“ Auch die<br />

Tendenz sei erfreulich: „Die<br />

Geschichte der Produktionsstätte<br />

zeigt, dass sich<br />

LEGO auf den<br />

Standort <strong>Ungarn</strong><br />

verlassen<br />

kann.“ erklärt<br />

er gegenüber der<br />

B U D A P E S T E R<br />

ZEITUNG. „Selbst wenn<br />

das Wirtschaftsumfeld<br />

derzeit einige Fragen<br />

und Probleme aufwirft, beurteilen<br />

wir die langfristige Perspektive unverändert<br />

als positiv.“<br />

Die beachtliche Größe der neuen<br />

Fläche in Nyíregyháza lässt vermuten,<br />

dass die LEGO Group in Sachen<br />

Investition weitere Pläne schmiedet.<br />

„Die erworbene Fläche von 100<br />

Hektar bietet auch für weitere<br />

Investitionen noch Platz“, bestätigt<br />

Jens Peter Clausen, Geschäftsführer<br />

der LEGO Manufacturing Kft.: „Die<br />

bestehende Produktion in Nyíregyháza<br />

hat bewiesen, dass sie in der Lage<br />

ist, qualitativ hochwertige Produkte zu<br />

wettbewerbsfähigen Preisen<br />

zu liefern. Die<br />

Investitionen<br />

in die Fabrik<br />

basieren auf<br />

langfristigen<br />

Plänen. Sie zeigen<br />

das ungebrochene<br />

Vertrauen der Konzernleitung<br />

in <strong>Ungarn</strong><br />

und speziell in den Standort<br />

Nyíregyháza.“<br />

IRISZ HORVÁTH


8 BUDAPESTER ZEITUNG FEUILLETON 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />

ie zeigen die Traditionslinien, die<br />

S nach Ansicht ihrer Befürworter<br />

auch in der Gegenwart eine Funktion<br />

und Geltung besitzen. Natürlich<br />

kann hier nur von denjenigen Traditionsträgern<br />

gesprochen werden, deren<br />

Erinnerung mehrheitlich positiv<br />

besetzt ist, denn nur dieser Umstand<br />

macht eine öffentliche, vom Staat beziehungsweise<br />

von bestimmten Gemeinden<br />

finanzierte Ehrung möglich.<br />

Im Folgenden beschäftigen wir<br />

uns deshalb nur mit Monumenten,<br />

die nach der Wende von der öffentlichen<br />

Hand finanziert worden sind.<br />

Die Galionsfiguren der öffentlichen<br />

Erinnerung in <strong>Ungarn</strong> konzentrieren<br />

sich dabei natürlich auf<br />

das 20. Jahrhundert. Verschafft man<br />

sich einen Überblick über die Monumente,<br />

die seit der Wende errichtet<br />

worden sind, zeigt sich folgendes<br />

Bild: Im ganzen Land gibt es nur<br />

vier, an relativ unbedeutenden Plätzen<br />

aufgestellte Statuen des bedeutenden<br />

Politologen István Bibó wogegen<br />

für den Literaten Albert Wass<br />

49 verschiedene Monumente errichtet<br />

wurden. Für den früheren liberalkonservativen<br />

Ministerpräsidenten<br />

(1922-1930) István Bethlen, der<br />

<strong>Ungarn</strong> nach dem ersten Weltkrieg<br />

konsolidieren konnte, steht nur eine<br />

Figur, wogegen für seinen Vorgänger<br />

und notorischen Antisemiten Pál Teleki<br />

drei, für Reichsverweser Miklós<br />

Horthy zwei, für den Schriftsteller<br />

Sándor Márai vier und für den ehemaligen<br />

kommunistischen Funktionär<br />

und Symbolfigur der Revolution<br />

von 1956 Imre Nagy 14 Standbilder<br />

existieren. Aus dieser Liste geht als<br />

Sieger eindeutig Wass hervor, der<br />

nicht nur flächendeckend im ganzen<br />

Essay<br />

Symbolische Figuren<br />

Befürworter eines „dritten Weges”: Eine von landesweit vier Statuen zur Erinnerung an den großen Politologen István Bibó.<br />

Diese steht am Pester Donauufer.<br />

Es ist eine Messlatte der öffentlichen Erinnerung, sich mit Standbildern berühmter<br />

Persönlichkeiten zu beschäftigen und die Zahl der Monumente<br />

der bekanntesten meinungsbildenden <strong>Ungarn</strong> des 20. Jahrhunderts miteinander<br />

zu vergleichen. Die öffentlichen Denkmäler und Gedenkstätten lassen<br />

viele Rückschlüsse auf die geistige Verfasstheit, nicht nur der ungarischen<br />

Nation zu.<br />

Land vertreten ist, sondern auch die<br />

repräsentativsten Stellen für sich beanspruchen<br />

kann.<br />

János Kádár ist wahrscheinlich<br />

immer noch am populärsten<br />

Der populärste Politiker des Landes<br />

ist wahrscheinlich immer noch<br />

der frühere kommunistische Spitzenpolitiker<br />

János Kádár, der bei einer<br />

Meinungsumfrage im Jahre 2006<br />

von 42 Prozent aller Befragten als<br />

„Bester Politiker des 20. Jahrhunderts“<br />

bezeichnet wurde. Diese Popularität<br />

basiert zu erheblichem Teil<br />

auf einem im Vergleich zur Kádár-<br />

Zeit tatsächlichen Lebensniveauverfall<br />

breiter Bevölkerungsteile, kann<br />

sich jedoch (zum Glück) nicht in<br />

Monumente niederschlagen. Laut einer<br />

anderen Erhebung aus dem gleichen<br />

Jahr ist Imre Nagy der Politiker<br />

des 20. Jahrhunderts, den die wenigsten<br />

ablehnen. Allerdings reicht das<br />

nicht aus, um auf seine Person einen<br />

Konsens zu bauen, denn Nagy war<br />

bis zu seinem Tode ein Kommunist,<br />

der nach der Revolution durch seine<br />

mutige und unnachgiebige Haltung<br />

zum Tode verurteilt und gehenkt<br />

ZUR PERSON<br />

wurde. Sein Name verschmolz erst<br />

nachträglich mit der Revolution. Die<br />

Bewertung von Nagy als Person<br />

trennt sich stark von der Bewertung<br />

seiner politischen Ansichten.<br />

Wenn es um positive Figuren geht,<br />

gab es in den ersten zehn Jahren nach<br />

der Wende nur über eine Person –<br />

István Bibó – weitgehend Konsens. Das<br />

ist umso interessanter, da Bibó seitdem<br />

wieder fast völlig aus der öffentlichen<br />

Wahrnehmung verschwunden ist.<br />

István Bibó ist einer der bedeutendsten<br />

politischen Denker <strong>Ungarn</strong>s<br />

des letzten Jahrhunderts gewesen.<br />

Seine Bücher über die politische<br />

Hysterie und über die Judenfrage in<br />

<strong>Ungarn</strong> sind in mehrere Sprachen<br />

übersetzt worden. Er gehört zu den<br />

wenigen, die aus dem christlichen<br />

Mittelstand heraus kommend die eigene<br />

Verantwortung für den ungarischen<br />

Antisemitismus thematisiert<br />

haben, wobei Bibó im Jahre 1944<br />

auch persönlich Menschen rettete.<br />

Für seine Teilnahme an der Revolution<br />

1956 entging er nur knapp der<br />

Hinrichtung. In seinem Leben befindet<br />

sich keine Spur von moralischer<br />

Schwäche. Diese Merkmale seines<br />

Lebensweges und seiner Person sollten<br />

ihn daher als eine symbolische<br />

Figur der ungarischen Politik überaus<br />

empfehlen.<br />

Bibó hatte jedoch spezielle Eigenschaften,<br />

die mit der Konjunktur der<br />

Erinnerung seiner Person zu tun hatten.<br />

Er befürwortete in seinem Leben<br />

Der Historiker KRISZTIÁN UNGVÁRY, 41, studierte in Budapest, Jena und<br />

Freiburg Geschichte und Germanistik. Derzeit arbeitet er als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am <strong>Budapester</strong> ‘56er-Institut, das sich mit der Geschichte<br />

des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Zu den Spezialgebieten des Historikers<br />

gehört die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des ungarischen<br />

Holocausts sowie die Vertreibung der <strong>Ungarn</strong>deutschen und die ungarische<br />

Stasi-Vergangenheit. Sein bekanntestes Buch ist „Die Schlacht um<br />

Budapest“, das außer in der ungarischen Originalsprache auch auf Deutsch<br />

und Englisch erschienen ist.<br />

immer den „dritten Weg“, also einen<br />

nicht von der Sowjetunion dominierten<br />

Staatssozialismus. Vielen Liberalen<br />

mit linksradikaler Vergangenheit<br />

sind diese Ideen nicht fremd und ähnlich<br />

erging es denjenigen Rechten, die<br />

schon immer den Kapitalismus<br />

grundsätzlich ablehnten. Bibós politische<br />

Heimat, die nationale Bauernpartei<br />

bestand aus Politikern, die teils<br />

Rassisten, teils Parteigänger der<br />

Kommunisten waren. Die Erinnerung<br />

an Bibó zeigte also sowohl nach links<br />

als auch nach rechts offene Verbindungen.<br />

Die linke Intelligenz, die am<br />

meisten die Erinnerung an Bibó pflegte,<br />

profitierte davon, dass Bibó jeglicher<br />

Antikommunismus fern stand.<br />

Sein Spruch, wonach auf seinem Grab<br />

gemeißelt werden sollte, dass er im<br />

politischen Sinne zwischen 1945 und<br />

1947 „gelebt habe“, zeigt eine gewisse<br />

Voreingenommenheit, denn auch<br />

diese Zeit war – obwohl Bibó in diesen<br />

Jahren seine wichtigste Arbeiten<br />

schrieb – politisch gesehen bereits eine<br />

verkappte Diktatur.<br />

Fehlender Antikommunismus<br />

steht Bibó nicht gut zu Gesicht<br />

Gerade der fehlende Antikommunismus<br />

machte Bibó in den letzten<br />

Jahrzehnten aber auch wieder unaktuell.<br />

Den berechtigten Wunsch nach<br />

antikommunistischen Vorbildern<br />

konnten Ministerpräsident Imre Nagy<br />

und viele andere Opfer der kommunistischen<br />

Unterdrückung nicht erfüllen,<br />

da sie selbst Kommunisten waren.<br />

István Bethlen spielte sowohl während<br />

seiner Zeit als Ministerpräsident<br />

zwischen 1921 und 1931 als auch danach<br />

als Berater des Reichsverwesers<br />

eine positive Rolle. Er unterband die<br />

Tätigkeit der rechtsradikalen Freikorps,<br />

stabilisierte die ungarische Währung,<br />

vergrößerte <strong>Ungarn</strong>s politische<br />

Handlungsfreiheit. Von seinen Gegnern<br />

wurde er schon von Anfang an<br />

als „Liberaler“ und „Judenfreund“<br />

BZT / Aaron Taylor<br />

beschimpft, obwohl er konservativ<br />

und kein Philosemit war. Als überzeugter<br />

Antifaschist wirkte er auf<br />

Horthy mäßigend und nahm an den<br />

geheimen Waffenstillstandsverhandlungen<br />

mit den Alliierten 1943 und<br />

1944 teil. Den Verfolgungen der<br />

Gestapo konnte er noch entgehen,<br />

denen des sowjetischen Geheimdienst<br />

aber nicht mehr – er starb in<br />

Moskau im Gefängnis. Nach dem<br />

Urteil der maßgebenden Historiker<br />

in <strong>Ungarn</strong> war er der bedeutendste<br />

Ministerpräsident des Landes im 20.<br />

Jahrhundert. All diese Umstände prädestinierten<br />

ihn dazu, eine zentrale<br />

symbolische Figur im neuen <strong>Ungarn</strong><br />

zu sein.<br />

Sándor Márai konnte sich nicht<br />

als symbolische Figur durchsetzen<br />

Der auch in Deutschland geschätzte<br />

Literat Sándor Márai weist einen<br />

ähnlich positiven Lebenslauf auf. Er<br />

lehnte sowohl Faschismus als auch<br />

Kommunismus entschieden ab. In<br />

seinen Tagebüchern geißelte er den<br />

ungarischen Antisemitismus mit den<br />

stärksten Worten. Nach 1945 wählte<br />

er die Emigration. Trotz seines literarischen<br />

Erfolges – der im Ausland<br />

noch größer war als in <strong>Ungarn</strong> –<br />

konnte er sich nicht als symbolische<br />

Figur durchsetzen.<br />

Der erste Versuch der Rechten, eine<br />

neue Person zum politischen Symbol<br />

zu machen, betraf Pál Teleki. Der<br />

anerkannte Geograph war zwischen<br />

1920-1921 und 1939-1941 Ministerpräsident<br />

<strong>Ungarn</strong>s und fand schon<br />

in den letzten Jahrzehnten der kommunistischen<br />

Diktatur wegen seiner<br />

probritischen Haltung eine gemäßigte<br />

Würdigung. Die Tatsache jedoch,<br />

dass er nur deshalb als Antifaschist<br />

für die Nachwelt erschien, weil er in<br />

den Deutschen eine noch größere<br />

rassistische Gefahr sah als in den<br />

Juden, konnte damals nicht diskutiert<br />

werden. Dass Teleki ein glühender<br />

Antisemit war und mehrere antijüdische<br />

Gesetze eng mit seinem Namen<br />

verknüpft sind, macht eine öffentliche<br />

Ehrung (von zwei abgelegenen<br />

Statuen abgesehen) vorläufig unmöglich.<br />

Ähnlich erging es dem<br />

Reichsverweser Miklós Horthy, der<br />

zwar im Vergleich zu Teleki eigentlich<br />

als gemäßigter Politiker gelten<br />

kann, andererseits jedoch, wie etwa<br />

bei der Kriegszustandserklärung<br />

gegenüber der Sowjetunion eine hohe<br />

Verantwortung trägt. Obwohl bei<br />

seiner Wiederbestattung im Jahre<br />

1993 der damalige Ministerpräsident<br />

der rechtsgerichteten Regierungspartei<br />

und mehrere seiner Minister<br />

„als Privatpersonen“ anwesend waren,<br />

wurden bisher Bestrebungen für<br />

ein öffentliches Denkmal in Budapest<br />

abgelehnt. Diese Situation kann sich<br />

zwar ändern, es ist jedoch für alle<br />

klar, dass es dabei schon längst nicht<br />

mehr um Horthy, sondern um die<br />

Neubewertung einer ganzen historischen<br />

Epoche geht. Die symbolische<br />

Neubewertung der Zeit zwischen<br />

1920 und 1944 erfolgt bereits auf<br />

mehreren Gebieten und man fand<br />

auch die geeignete Person, die dies in<br />

Form von Skulpturen ausdrückt.<br />

Albert Wass, der eindeutige Sieger<br />

in dieser Reihe verkörpert wie kein<br />

anderer das königliche <strong>Ungarn</strong>. Es<br />

lohnt sich seinen Lebensweg mit<br />

dem von Márai zu vergleichen. Beide<br />

kurz nach 1900 geboren, machten<br />

bereits vor 1945 eine literarische<br />

Karriere, wobei Márai wesentlich bekannter<br />

und berühmter war.


27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 FEUILLETON BUDAPESTER ZEITUNG 9<br />

Márai beging 1989 Selbstmord, Wass starb<br />

1998 und erlebte noch den Erfolg seiner<br />

Werke in <strong>Ungarn</strong>. Márai bezeichnete die<br />

Horthy-Zeit als „Karikatur“, für Wass war dieselbe<br />

Zeit – die er allerdings bis 1940 nur aus<br />

dem bis dahin zu Rumänien gehörende<br />

Siebenbürgen beobachten konnte – eine Idylle.<br />

Im Gegensatz zu Márai kämpfte Wass an der<br />

Ostfront bei einer gegen Partisanen eingesetzten<br />

Besatzungsdivision, worauf er später<br />

immer sehr stolz war. Diesbezügliche Fragezeichen<br />

sind bei ihm nie aufgekommen und<br />

Kritik bezüglich der antisemitischen Maßnahmen<br />

der Zeit sucht man bei ihm auch vergebens.<br />

Im Gegenteil, nach der Ghettoisierung<br />

der Juden in Siebenbürgen publizierte er einen<br />

Aufsatz unter dem vielsagenden Titel „Landnahme<br />

der Ratten“. Diese Erzählung war zwar<br />

nur eine Allegorie, aber im gegebenen Kontext<br />

ist eine andere Interpretation als die Gleichsetzung<br />

der Juden mit den Ratten wenig<br />

glaubhaft. Zur selben Zeit schrieb Márai in seinem<br />

Tagebuch ganz direkt über diese<br />

Ereignisse, nur in einem ganz anderen Ton.<br />

Stellvertretend sei hier nur eine Eintragung zur<br />

selben Zeit und selben Situation zitiert: „Es ist<br />

eine Scham zu leben. Es ist eine Scham, sich<br />

unter der Sonne zu bewegen.“<br />

Márai und Wass gingen beide ins Exil<br />

Wegen angeblicher, bis heute nicht genau<br />

nachgewiesener Kriegsverbrechen (die nicht<br />

mit seinem Militärdienst zusammenhängen)<br />

wollten ihn die rumänischen Behörden bereits<br />

1945 vor Gericht stellen. Wie Márai,<br />

ging daher auch Wass ins Exil, im Gegensatz<br />

zu ersteren unterhielt er jedoch verschiedene<br />

Verbindungen zur ungarischen rechtsradikalen<br />

Emigration. Obwohl der Geburtsort beider<br />

Autoren seit 1920 (mit kurzer Unterrechung<br />

während der Rückgliederungen nach<br />

1938) nicht in <strong>Ungarn</strong> liegt, gingen sie mit<br />

diesem Umstand nicht in gleicher Weise um.<br />

Wenngleich beide über die Rückgliederung<br />

Die erste Aussage, wonach die<br />

Wehrmacht angeblich zur Liquidierung<br />

von Ghettobewohnern herangezogen<br />

worden sein soll, entbehrt jeglicher<br />

Grundlage. Wahr ist hingegen,<br />

dass sie in Budapest nachweislich<br />

mehrere Judenerschießungen verhindert<br />

hat. Die Verhinderung einer geplanten<br />

Massenerschießung am 17.<br />

Oktober am Pester Donauufer, die<br />

Verhinderung der Verschleppung und<br />

Ermordung von jüdischen Waisenkindern<br />

und sonstiger Verfolgter in der<br />

Abonyi utca, sowie schließlich die<br />

Verhinderung der Ermordung der<br />

Ghettoeinwohner sind die bekanntesten<br />

solcher Fälle. Es gibt keinen einzigen<br />

Hinweis dafür, dass die in<br />

Budapest stationierten kommandierenden<br />

Wehrmachtsoffiziere jemals<br />

eine Liquidierungsaktion beabsichtigt<br />

hätten.<br />

Präzise Überlieferungen gibt es<br />

hingegen dafür, dass sämtliche bekanntgewordene<br />

Mordaktionen auf<br />

die Initiative der ungarischen Pfeilkreuzler<br />

zurückzuführen sind. Nur in<br />

ganz seltenen Einzelfällen nahmen an<br />

den Aktionen – allerdings auf eigene<br />

Faust – auch deutsche Soldaten teil.<br />

Zumeist handelte es sich dabei um<br />

Angehörige der Reste einer der drei<br />

in Budapest stationierten SS-<br />

Eins von landesweit 49 Monumenten für Albert Wass.<br />

der jeweiligen Heimatregionen nach 1938<br />

mit bewegenden Worten geschrieben haben.<br />

Márai beschäftigte sich in seinen Werken<br />

nicht nur mit sogenannten „madjarischen<br />

Schicksalsfragen“ – dazu war er viel zu sehr<br />

Europäer und Individualist. Dabei ließ Márai<br />

nie einen Zweifel daran, dass sein Universum<br />

durch die ungarische Sprache bestimmt sei.<br />

Dagegen spricht Wass in den meisten seiner<br />

Werke den Schmerz über den persönlichen<br />

Verlust seiner Heimat (Siebenbürgen) an und<br />

lässt nur seine nationale Perspektive gelten.<br />

Er widmet den rumänischen und sowjetischen<br />

Verbrechen viel Raum, verschweigt jedoch<br />

alles, was in den Verantwortungsbereich<br />

der ungarischen Regierungen fallen könnte.<br />

Sein literarisches Werk ist durchgehend von<br />

nationalen Klischees gekennzeichnet. Auch<br />

im Exil vertrat er den Standpunkt, dass die<br />

Revision der Grenzen nicht auf ethnischer,<br />

sondern auf historischer Basis erfolgen sollte<br />

und verlangte die Zurückgliederung des ganzen<br />

Siebenbürgens.<br />

Wass ist zurzeit die populärste Figur der<br />

Zeitgeschichte: seine Denkmäler werden per-<br />

Polizeiregimenter, die zuvor unter anderen<br />

in der Ukraine an Massenerschießungen<br />

von Zivilisten und anderen<br />

Verbrechen beteiligt waren –<br />

nicht zu verwechseln mit der 4. SS-<br />

Polizei-Panzergrenadier-Division der<br />

Waffen-SS. Mir ist jedoch kein Fall<br />

bekannt, wo solche Erscheinungen,<br />

wenn sie ans Tageslicht kamen, nicht<br />

sofort disziplinarisch geahndet worden<br />

wären. Nicht nur aus moralischen<br />

oder menschlichen Gründen,<br />

sondern auch, weil solche Exzesse<br />

die „Erhaltung der Manneszucht“ gefährdeten.<br />

Aus diesen Überlegungen<br />

heraus schritten Kommandeure sofort<br />

ein, wenn sie von etwas derartigem<br />

Wind bekamen.<br />

Gerhard Schmidhuber ist nachweislich<br />

ein humaner Offizier gewesen.<br />

Im Rahmen der Recherchen für<br />

mein Buch „Die Schlacht um Budapest“<br />

konnte ich persönlich mit mehreren<br />

Zeitzeugen sprechen, die mit<br />

Schmidhuber zu tun hatten. Übereinstimmend<br />

bestätigten sie diese Einschätzung<br />

und führten zur Begründung<br />

auch verschiedene konkrete<br />

Begebenheiten an. So wurde von<br />

Schmidhuber unter anderem berichtet,<br />

dass er im Oktober 1944 die Erschießung<br />

von ungarischen Fahnenflüchtigen<br />

verhindert habe und dass,<br />

obwohl er damit seine Kompetenzen<br />

überschritt. Während der Belagerung<br />

ließ er nachweislich Offiziere, die jüdische<br />

Wohnungen geplündert hatten,<br />

sofort verhaften. Es ist zwar zutreffend,<br />

dass Raoul Wallenberg ihm<br />

am 15. Januar mit Konsequenzen gedroht<br />

hatte, falls das Ghetto angegriffen<br />

würde. Es lohnt sich jedoch, zu<br />

diesem Thema den Überbringer von<br />

Wallenbergs Botschaft, Pál Szalai, zu<br />

zitieren, der später in Yad Vashem als<br />

„Gerechter unter den Völkern“ geehrt<br />

wurde.<br />

Zunächst einmal war es kein Zufall,<br />

dass Szalai ausgerechnet zu Schmidhuber<br />

ging, weil er wusste, dass „dieser<br />

General auf Distanz zu den anderen<br />

politischen Generalen“ in Budapest<br />

war, also möglicherweise leichter<br />

zu einer Rettungsaktion zu überreden<br />

war. Nachdem er Schmidhuber<br />

schließlich die Botschaft von Wallenberg<br />

vorgetragen hatte, erinnert sich<br />

Szalai an folgende Szene: „Schmidhuber<br />

zeigte sich von der Nachricht<br />

tief berührt. Er bat um die Namen der<br />

an der Aktion Beteiligten, die ich auch<br />

übergab. Daraufhin rief er diese sofort<br />

zu sich.“ (es handelte sich um einen<br />

SS-Hauptsturmführer namens<br />

Mummi, um den ungarischen Pfeilkreuzler<br />

Vilmos Lucska und noch<br />

sönlich von Ministerpräsidenten<br />

Viktor Orbán eingeweiht,<br />

selbst der neue,<br />

von der Fidesz-Mehrheit<br />

gewählte Staatspräsident<br />

verwendete in seiner ersten<br />

amtlichen Rede ein<br />

Wass-Zitat. Landesweit<br />

werden Bibliotheken nach<br />

Wass benannt, seine Bücher<br />

stehen auf den Beststellerlisten.<br />

Es würde jedoch<br />

zu kurz greifen, seine<br />

Popularität mit seinem<br />

Antisemitismus und seiner<br />

Unbelehrbarkeit zu erklären.<br />

Es geht vielmehr darum,<br />

dass seine Person für<br />

die erlaubte Unreflektiertheit<br />

steht. Mit Wass kann<br />

sich jeder im rechten Lager identifizieren,<br />

vorausgesetzt, er bleibt unreflektiert (was<br />

man auch in einigen anderen osteuropäischen<br />

Ländern von den meisten Wählern behaupten<br />

kann). Diejenigen, die das Friedensdiktat von<br />

Trianon im Jahre 1920 als Unrecht ansehen,<br />

diejenigen, die sich durch nationalistische<br />

Ausfälle der Nachbarstaaten an den dort lebenden<br />

Madjaren solidarisch mit den Opfer<br />

zeigen wollen, diejenigen die mit ungarischen<br />

Großmachtphantasien noch nicht abgerechnet<br />

haben und diejenigen die echte Nationalsozialisten<br />

oder Antisemiten sind, können<br />

sich mit Wass auf einen Kompromiss verständigen.<br />

Alle anderen hier genannten Personen<br />

haben den Makel, Dinge etwas komplizierter<br />

sehen zu müssen und Antisemitismus verurteilt<br />

zu haben, was sie als Verbündete für viel<br />

politische Rechte disqualifiziert.<br />

Bezeichnend für das neue Klima ist auch<br />

der Umgang mit dem einzigen lebenden ungarischen<br />

Nobelpreisträger Imre Kertész. Er<br />

war während der kommunistischen Diktatur<br />

eine lediglich „geduldete“ Person, die keine<br />

Kompromisse mit dem System einging. Nach<br />

zwei weitere Pfeilkreuzler. Anstatt<br />

von Mummi kam aber nur ein Wachtmeister,<br />

den Schmidhuber sofort verhaften<br />

ließ. Gegen die Pfeilkreuzler<br />

konnte er nichts unternehmen, seiner<br />

Bitte, auch die ungarischen Verantwortlichen<br />

zu verhaften, wurde nicht<br />

stattgegeben. Schmidhuber fiel am<br />

11. Februar 1945 am Széna tér beim<br />

Ausbruch der deutsch-ungarischen<br />

Verteidiger aus der Budaer Burg.<br />

Zur These, erst die Drohungen von<br />

Wallenberg hätten Schmidhuber zu<br />

seinem Handeln veranlasst, möchte<br />

ich folgendes anmerken. Schmidhuber<br />

hatte wie die meisten deutschen<br />

Soldaten keine Illusionen hinsichtlich<br />

der sowjetischen Kriegsgefangenschaft.<br />

Für den Fall, dass sie verlieren,<br />

hatten sie mit ihrem Leben praktisch<br />

abgeschlossen. Eventuelle spä-<br />

seinem Bekenntnis hat es ihm nur die kommunistische<br />

Diktatur möglich gemacht, die<br />

Sprache über Auschwitz zu finden und er betrachtete<br />

diese Diktatur als Fortsetzung von<br />

Auschwitz. Schlimmer kann man Kommunismus<br />

eigentlich nicht verurteilen.<br />

Wer jedoch annehmen würde, dass Kertész<br />

bei den ungarischen Rechten nun auf Anerkennung<br />

zählen könnte, der irrt sich. Seine<br />

Person wurde in der rechten Presse auch nach<br />

der Verleihung des Nobelpreises entweder<br />

totgeschwiegen oder verunglimpft. Die einzige<br />

Ausnahme bildet die kleine kulturelle<br />

Monatszeitschrift Kommentár, die Kertész zu<br />

den 50 wichtigsten ungarischen konservativen<br />

Autoren des 20. Jahrhunderts rechnet. Es<br />

ist bezeichnend, dass die Fidesz-nahen <strong>Zeitung</strong>en<br />

Magyar Nemzet, Demokrata, Heti Válasz,<br />

Magyar Hírlap nie ein Interview mit ihm<br />

gedruckt haben, dafür jedoch frühere<br />

Kommunisten, die sich rechtzeitig beim Fidesz<br />

gemeldet haben, dauernd favorisieren. Das<br />

Lebenswerk von Kertész wäre mit den Gesichtslügen<br />

dieser Blätter auch nicht kompatibel.<br />

Horthy-Periode war nicht faschistisch<br />

Das Schlimme an diesem Prozess ist, dass<br />

die an und für sich notwendige Neubewertung<br />

der Zeit vor 1944, was teils auch in<br />

Deutschland pauschal unter „Horthy-<br />

Faschismus“ erwähnt wird, bitter notwendig<br />

wäre. Die Regierungsperiode von Horthy<br />

war nämlich nicht faschistisch sondern höchstens<br />

autoritär, es existierte ein Parlament und<br />

die Parteien beziehungsweise gewisse politische<br />

Interessengruppen hatten einen maßgeblichen<br />

Einfluss auf die Geschehnisse, wobei<br />

sich Horthy ganz selten in die Politik einmischte.<br />

Dass die Wahl der politischen Symbolfigur<br />

auf eine Gestalt fiel, die einseitig die<br />

schlimmsten Traditionen dieser Zeit verkörpert,<br />

ist eine fatale Entwicklung der rechten<br />

politischen Erinnerungskultur.<br />

KRISZTIÁN UNGVÁRY<br />

Wehrmacht schützte in Budapest Juden vor mordenden Pfeilkreuzlern<br />

NACHGEFRAGT<br />

In der vorangegangenen Ausgabe der BUDAPESTER ZEITUNG war in dem Artikel "Ein Gerechter unter den Völkern", in<br />

dem es um die Auftaktveranstaltung zum Wallenberg-Jahr ging, auf Grund von dort verlauteten Informationen unzutreffenderweise<br />

geschrieben worden, dass die deutsche Wehrmacht in Budapest das Ghetto liquidieren wollte und<br />

dass diese Maßnahme nur durch eine Drohung von Raoul Wallenberg an den zuständigen deutschen Befehlshaber,<br />

Generalmajor Gerhard Schmidhuber, verhindert werden konnte. Von mehreren Lesern wurden wir daraufhin auf diese<br />

Passage aufmerksam gemacht und um Klärung gebeten. Um den Sachverhalt vollends korrekt darzustellen,<br />

wandten wir uns an den Historiker Krisztián Ungváry, der uns dankenswerterweise prompt folgende Ausführungen<br />

zusandte:<br />

Generalmajor der Wehrmacht<br />

und Lebensretter Gerhard<br />

Schmidhuber: Beim Ausbruch<br />

vor 67 Jahren gefallen.<br />

tere Kriegsverbrecherprozesse spielten<br />

in ihren Überlegungen daher<br />

kaum eine Rolle. Und noch etwas:<br />

Schmidhuber war für die Sicherheit<br />

der Bevölkerung gar nicht zuständig.<br />

Wäre er nach dem Dienstwege gegangen,<br />

dann hätte er Wallenberg an<br />

den zuständigen SS- und Polizeiführer<br />

weiterverweisen müssen. Schmidhuber<br />

zeigte hingegen Eigeninitiative,<br />

er riss die Sache an sich und übertraf<br />

die vagen mit dem Besuch bei ihm<br />

verknüpften Erwartungen deutlich.<br />

So ließ er etwa sicherheitshalber<br />

auch Leute in seinem Zuständigkeitsbereich<br />

verhaften, was Wallenberg<br />

gar nicht verlangt hatte. Und noch eine<br />

Begebenheit, die Schmidhubers<br />

positive Rolle verdeutlicht: Vor einigen<br />

Jahren wurde von mehreren<br />

Juden, die Dank Schmidhubers Einschreiten<br />

überlebt hatten, angeregt,<br />

in Yad Vashem an den deutschen<br />

Offizier zu erinnern. Die Sache wurde<br />

allerdings mit einer kompliziert formulierten<br />

Begründung abgelehnt und<br />

verlief sich dann im Sande, nicht etwa<br />

weil dessen Verdienste bei der<br />

Rettung von Juden bestritten wurden,<br />

sondern, weil es in dieser Stelle<br />

wahrscheinlich nicht gut aussehen<br />

würde, ausgerechnet einen Wehrmachtsgeneral<br />

zu ehren.<br />

Es ist eine historische Tatsache,<br />

dass die Wehrmacht während des<br />

Zweiten Weltkriegs an vielen Verbrechen<br />

direkt oder indirekt beteiligt<br />

war. In Budapest hat sie nicht zuletzt<br />

dank des couragierten Auftretens von<br />

Generalmajor Schmidhuber aber gerade<br />

Verbrechen verhindert. Auch die<br />

Erinnerung an diese Episode in der<br />

Geschichte der Wehrmacht verdient<br />

es, wachgehalten zu werden.<br />

KRISZTIÁN UNGVÁRY


10 BUDAPESTER ZEITUNG FEUILLETON 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />

Für Klubrádió, den letzten regierungskritischen Radiosender in <strong>Ungarn</strong> heißt es ab März: Sendeschluss.<br />

Ende März ist es endgültig vorbei – dem regierungskritischen Radiosender<br />

Klubrádió wird die Lizenz entzogen. Genauer gesagt wurde sie dem Sender<br />

bei der diesjährigen Ausschreibung nicht erneut gewährt. Die Entscheidung<br />

wurde – wie so viele im kulturellen Bereich in den vergangen Monaten –<br />

mit Unverständnis aufgenommen. Neben vielen ungeklärten Fragen ist es<br />

jedoch vor allem der Nachfolger „Autorádió“ der für Verwirrung sorgt.<br />

cht Millionen Forint – so viel<br />

A ist der Unterschied zwischen<br />

den beiden Angeboten gewesen.<br />

Während Klubrádió für die Verlängerung<br />

seiner Lizenz 53 Millionen<br />

Forint bot, überstieg das Angebot<br />

von Autorádió dieses bei weitem.<br />

Karola Kincsi, Sprecherin der<br />

Medienbehörde, äußerte Unverständnis<br />

über das geringe Gebot des<br />

Radiosenders: „Die von Klubrádió<br />

genannte Summe übersteigt den<br />

Mindestbetrag nur um 0,4 Prozent.“<br />

Der erst im Januar vergangenen<br />

Jahres gegründete Sender<br />

Autórádió hingegen sei 40 Prozent<br />

über dem Mindestgebot gelegen.<br />

Mehr als 75 Millionen Forint netto<br />

bot die seither nicht mehr erreich-<br />

Die in gut zwei Jahren anstehenden Parlamentswahlen<br />

werden etliche Neuerungen in<br />

sich bergen. Neben den Veränderungen angesichts<br />

der heftig umstrittenen Modifizierung<br />

des Wahlgesetzes können 2014 erstmals auch<br />

die Auslandsungarn am Urnengang teilnehmen.<br />

Wahlberechtigt werden all jene <strong>Ungarn</strong><br />

im Ausland sein, die im Besitz der ungarischen<br />

Staatsbürgerschaft sein werden. Ein<br />

Wohnsitz in <strong>Ungarn</strong> wird für eine Wahlbeteiligung<br />

keine Voraussetzung mehr sein.<br />

ie Verleihung des Wahlrechts an die<br />

D Auslandsungarn hat im Lager der linksliberalen<br />

Opposition für Empörungsstürme<br />

gesorgt. Die Opposition sieht im Hinblick<br />

auf die Gunst der Wähler die christlich-konservativen<br />

Regierungsparteien Fidesz-KDNP<br />

im Kreis der Auslandsungarn nämlich eindeutig<br />

im Vorteil. In den Nachbarländern <strong>Ungarn</strong>s<br />

(Rumänien, Slowakei, Serbien und<br />

Ukraine) leben rund 2,5 Millionen <strong>Ungarn</strong> in<br />

der Minderheit. Viele ungarischstämmige<br />

Personen leben aber auch verstreut in Europa,<br />

in den USA, Kanada und Australien.<br />

Regierungskritischer Radiosender verliert Frequenz<br />

Klubrádió vor dem Aus<br />

bare Mehrheitseignerin Hajnalka<br />

Tamás für die bisherige Frequenz<br />

des regierungskritischen Senders.<br />

Chancen<br />

gab es<br />

Dabei hätte Klubrádió, so Kincsi<br />

auf einer Pressekonferenz vergangenen<br />

Freitag, durchaus die<br />

Möglichkeit gehabt, dass Gebot zu<br />

erhöhen. Immerhin seien im Rahmen<br />

eines Spendenaufrufs mehr als<br />

120 Millionen Forint für den<br />

Sender gesammelt worden. Dies sei<br />

jedoch nur einer der Gründe, warum<br />

die Bewerbung von Klubrádió<br />

als ausgesprochen schwach empfunden<br />

wurde. In Kenntnis der objekti-<br />

150.000 Anträge auf die ungarische<br />

Staatsbürgerschaft<br />

Dank des Doppelstaatsbürgerschaftsgesetzes,<br />

das die Regierung von Viktor Orbán<br />

unmittelbar nach ihrem Antritt im Sommer<br />

2010 verabschiedete, haben die Auslandsungarn<br />

seit 1. Januar 2011 die Möglichkeit,<br />

die ungarische Staatsbürgerschaft im<br />

Eilverfahren (drei bis fünf Monate) zu erlangen.<br />

Viele Magyaren jenseits der ungarischen<br />

Grenzen haben davon auch schon Gebrauch<br />

gemacht. Bis Oktober 2011 wurden unter<br />

den Auslandsungarn mehr als 150.000 Anträge<br />

auf die ungarische Staatsbürgerschaft<br />

gestellt.<br />

Bei den Parlamentswahlen 2014 könnten<br />

die Auslandsungarn unter Umständen sogar<br />

zum Zünglein an der Waage werden. Da über<br />

die möglichen Parteipräferenzen der im Ausland<br />

lebenden <strong>Ungarn</strong> bislang nur Mutmaßungen<br />

angestellt werden konnten, hat die<br />

Wochenzeitung hvg das Politik- und Meinungsforschungsinstitut<br />

Political Capital und<br />

das im rumänischen Klausenburg ansässige<br />

ven Bewertungskriterien sei eine so<br />

schwache Bewerbung seitens des<br />

Senders schlicht nicht nachvollziehbar,<br />

so es sich denn nicht um<br />

Provokation handle. Schließlich sei<br />

die Medienbehörde seit einem Jahr<br />

„nationalem und internationalem<br />

Druck“ ausgesetzt gewesen: „Sowohl<br />

von Privatpersonen als auch<br />

Organisationen aus dem In- und<br />

Ausland wurde seit Beginn der Ausschreibung<br />

im Mai versucht, Druck<br />

auf die Medienbehörde auszuüben,<br />

um Klubrádió seine Frequenz zu sichern“.<br />

Ebenfalls auf der Pressekonferenz<br />

anwesend war Ferenc Vicsek.<br />

Der Chefredakteur des demnächst<br />

eingestellten Senders sprach nach<br />

Ende der Veranstaltung davon, dass<br />

viele der Behauptungen der<br />

Medienbehörde schlichtweg falsch<br />

seien. So sei die Ausschreibung zu<br />

Dies hätte den Ausschlag für den<br />

denkbar knappen Zuschlag für den<br />

Sender Autórádió gegeben. „Wir<br />

halten die Entscheidung für empörend.<br />

Damit stößt man unsere halbe<br />

Million Hörer vor den Kopf“,<br />

macht Vicsek seinem Ärger Luft.<br />

Neuer Sender<br />

unbekannt<br />

Um den Nachfolger Autórádió<br />

indes hat sich der Nebel noch immer<br />

nicht gelichtet. Seit Bekanntgabe<br />

der Frequenzvergabe ist bei<br />

dem jungen Unternehmen niemand<br />

erreichbar. Die bisher bekannten<br />

Fakten werfen jedoch mehr Fragen<br />

auf als Antworten zu geben.<br />

Bekannt ist, dass der Sender im<br />

Januar des vergangenen Jahres gegründet<br />

wurde. Gesendet wurde indes<br />

noch nie. Momentan verfügt er<br />

über ein eingetragenes Eigenkapital<br />

von einer Million Forint. Bis Juli<br />

gehörte Autórádió zu der in Polen<br />

tätigen Firma Alagút Média, wechselte<br />

dann jedoch in den Besitz<br />

zweier ungarischer Privatpersonen,<br />

Hajnalka Tamás und Nóra Szerémi.<br />

Szerémi war bereits bei mehreren<br />

Radiostationen tätig. In der Riege<br />

der Anteilseigner von Autórádió<br />

findet sich auch Lajos Mészáros.<br />

Mészáros ist laut dem Nachrichtenportal<br />

index.hu derzeit an 16 Firmen<br />

beteiligt, sei es als Geschäftsführer<br />

oder Besitzer. Vier dieser<br />

Wahlrecht für Auslandsungarn<br />

Ungarische Minderheit mehrheitlich hinter Fidesz<br />

BZT / Aaron Taylor<br />

MTI / Szigetváry Zsolt<br />

Meinungsforschungsinstitut Kvantum<br />

Research beauftragt, eine Erhebung über die<br />

Präferenzen der ungarischen Minderheit in<br />

Rumänien hinsichtlich der ungarischen<br />

Parteien anzustellen. Im östlichen Nachbarland<br />

<strong>Ungarn</strong>s zählt die ungarische Minderheit<br />

insgesamt rund 1,4 Millionen Mitglieder.<br />

Fidesz mit 55,5 Prozent<br />

in Meinungsumfragen weit vorn<br />

Aus der Erhebung ging hervor, dass unter<br />

den rund 1,1 Millionen wahlberechtigten<br />

<strong>Ungarn</strong> in Rumänien die Regierungspartei<br />

Fidesz mit 55,5 Prozent eine überwältigende<br />

Mehrheit hinter sich hat, dahinter folgen weit<br />

abgeschlagen die Sozialisten (MSZP) mit 4,1,<br />

die rechtsradikale Partei Jobbik mit 2,9, Ex-<br />

Premier Ferenc Gyurcsánys Demokratische<br />

Koalition (DK) mit 1,8 und die Partei „Eine<br />

andere Politik ist möglich“ (LMP) mit 0,2<br />

Prozent.<br />

Die Erhebung förderte aber auch zutage,<br />

dass die Hälfte der Befragten weder an ungarischen<br />

Wahlen teilnehmen will, noch an einer<br />

Firmen befinden sich in Insolvenzverfahren<br />

oder haben solche bereits<br />

hinter sich.<br />

Doch verliert nicht nur Klubrádió<br />

seinen angestammten Sendeplatz in<br />

der Hauptstadt. Auch der bei<br />

Jugendlichen beliebte Musiksender<br />

Rádió 1 muss seine Frequenz zum<br />

April ersatzlos räumen. Etwas besser<br />

erging es Juventus Rádió – der<br />

Radiosender bekommt die bisherige<br />

Frequenz von Rádió 1.<br />

Ein Umzug ist auch für die<br />

Betreiber von Klubrádió demnächst<br />

denkbar. Sollte die eingereichte<br />

Klage auf eine Überprüfung des<br />

Verfahrens negativ ausfallen, so ist<br />

es vorstellbar, dass Klubrádió künftig<br />

als Internetradio senden wird.<br />

Noch im Herbst wähnte sich<br />

András Arató, Geschäftsführer bei<br />

Klubrádió, auf der sicheren Seite,<br />

„im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit“<br />

sei ein positiver Ausgang<br />

des Verfahrens so gut wie sicher.<br />

Eine der hauptstädtischen Frequenzen<br />

würde man sicher erhalten, sagte<br />

Arató damals. Auf der Pressekonferenz<br />

am Freitag vergangener<br />

Woche wurde er eines besseren belehrt.<br />

Kurz nachdem Autorádió den<br />

Zuschlag für die neue Frequenz erhielt<br />

wurde bekannt, dass man<br />

durchaus bereit sei, diese an den ursprünglichen<br />

Inhaber Klubrádió abzutreten.<br />

Für 200 Millionen Forint.<br />

ELISABETH KATALIN GRABOW<br />

Beginn noch inhaltsoffen gewesen,<br />

im Laufe des Verfahrens sei sie aber<br />

dann zu einer Begünstigung von<br />

Musiksendern verändert worden. Hörer werden zu Demonstranten: Klubrádió soll bleiben.<br />

vereinfachten Erlangung der ungarischen<br />

Staatsbürgerschaft interessiert ist. In Rumänien<br />

ist die Wahlbeteiligung generell geringer<br />

als in <strong>Ungarn</strong>, so auch im Kreis der ungarischen<br />

Minderheit. Nach Schätzungen dürften<br />

2014 höchstens zweihundert- bis dreihunderttausend<br />

Auslandsungarn an den ungarischen<br />

Parlamentswahlen teilnehmen. Bis<br />

Anfang Januar dieses Jahres haben rund<br />

65.000 wahlberechtigte Rumänienungarn die<br />

ungarische Staatsbürgerschaft im Eilverfahren<br />

erhalten.<br />

Laut früheren Erhebungen wollen die in<br />

Rumänien lebenden <strong>Ungarn</strong> die ungarische<br />

Staatsbürgerschaft aber nicht in erster Linie<br />

wegen der politischen Rechte erlangen. Sie<br />

werden vielmehr von der Hoffnung getrieben,<br />

das ungarische Gesundheits- und Rentensystem<br />

in Anspruch nehmen zu können<br />

und auf dem ungarischen Arbeitsmarkt einfacher<br />

eine Arbeit zu bekommen. Darüber hinaus<br />

verbinden viele Rumänienungarn mit<br />

dem ungarischen Reisepass auch eine größere<br />

Bewegungsfreiheit.<br />

PB


27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 FEUILLETON BUDAPESTER ZEITUNG 11<br />

An Feiertagen sind oppositionelle Demos unerwünscht<br />

Kampf um das Demonstrationsrecht in Budapest<br />

Selbst zu seinen besten Zeiten hätte der Fidesz nicht genug Anhänger ...<br />

Es wäre ja auch zu einfach gewesen. Die<br />

Zivilorganisation Egymillióan a Magyar Sajtószabadságért<br />

(kurz: Milla), kündigte im<br />

vergangenen Oktober auf ihrer Großkundgebung<br />

an, am 15. März erneut an der Erzsébet<br />

híd demonstrieren zu wollen. So weit der<br />

Plan. Als jedoch Mitte der vergangenen<br />

Woche bekannt wurde, dass die Regierung<br />

für alle Feiertage des Jahres diverse Platzreservierungen<br />

abgegeben hat, überschlugen<br />

sich die Gemüter.<br />

och zurück zum Anfang: Schon im ver-<br />

Dgangenen Jahr machte Milla mit einer er-<br />

sten Großkundgebung am 15. März auf sich<br />

aufmerksam. Mit etwa 30.000 Demonstranten<br />

war dies die erste von mehreren organisierten<br />

Veranstaltungen. Die Demonstration<br />

verlief friedlich, die Polizei war zufrieden. So<br />

dachten sich die Organisatoren von Milla und<br />

der beteiligten Partei 4K! – Negyedik köztársaság<br />

(Vierte Republik), würde auch die geplante<br />

Kundgebung am 23. Oktober in der<br />

Vorbereitung reibungslos verlaufen. Doch<br />

gab es schon damals erste Schwierigkeiten<br />

zwischen Organisatoren und Regierung. So<br />

hatte die Regierungspartei Fidesz nach<br />

Bekanntgabe des Termins eine eigene Kund-<br />

BZT / Aaron Taylor (2)<br />

gebung nur wenige hundert Meter entfernt<br />

geplant. Als der Konflikt schon festgefahren<br />

schien und von beiden Seiten kein Einlenken<br />

zu erwarten war, zog der Fidesz überraschend<br />

mangels auftretender Redner zurück.<br />

Gesamte Innenstadt<br />

„reserviert“<br />

Mitte der vergangenen Woche kam es dann<br />

zum Knalleffekt. Während bei Milla noch die<br />

Vorbereitungen liefen, reichte die Regierung<br />

für den 15. März Reservierungen für mehr als<br />

zehn Plätze in der <strong>Budapester</strong> Innenstadt ein.<br />

Péter Szijjártó, Sprecher des Ministerpräsidenten,<br />

schaffte es – ob absichtlich oder nicht<br />

–, durch gezielte Unkenntnis die ohnehin<br />

schon angespannte Situation noch zu verschärfen.<br />

Szijjártó behauptete auf einer Pressekonferenz<br />

Ende vergangener Woche, das<br />

Justizministerium hätte sämtliche Plätze für<br />

nationale Feiertage und Gedenkveranstaltungen<br />

bis 2014 reserviert, schließlich sei es „nur<br />

natürlich, dass diese Veranstaltungen abgehalten<br />

werden und die Plätze dafür reserviert“<br />

würden.<br />

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich<br />

warten. Nur kurz darauf reagierten die Organisatoren<br />

von Milla und reservierten den<br />

Pester Brückenkopf der Erzsébet híd symbolisch<br />

für die kommenden hundert Jahre.<br />

Auf Anfrage erfuhr die <strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

jedoch, dass der Sprecher des Ministerpräsidenten<br />

hier weit übers Ziel hinausgeschossen<br />

habe. Der von der Stadt zugesandte Beschluss<br />

zeigt deutlich, dass das Ministerium zwar fast<br />

die gesamte Innenstadt für den Rest des<br />

Jahres blockiert hat, jedoch nur für das laufende<br />

Kalenderjahr.<br />

Opposition lässt sich<br />

nicht kleinkriegen<br />

Die Empörung auf Seiten der Opposition<br />

wurde dadurch nicht gemindert. Péter Juhász,<br />

einer der Hauptorganisatoren bei Milla,<br />

sagte, zwar sei die Brücke selbst von der<br />

Hauptstadt blockiert worden, aber die Straße<br />

in Richtung Innenstadt, die Szabad sajtó út,<br />

nicht. „Es ging durch die Medien, dass die<br />

Stadt mit uns verhandeln wolle, aber bisher<br />

warten wir auf ein Gesprächsangebot“. Man<br />

wolle nicht auf eine Regierungsveranstaltung<br />

„drauf organisieren“, allerdings „werden wir<br />

auch nicht zulassen, dass man unsere verhindert“.<br />

Auch die Ende vergangenen Jahres neu gegründete<br />

Partei 4K! beteiligt sich wieder an<br />

der Großkundgebung. Koordinator András<br />

Istvánffy sieht bei der Frage des 15. März historische<br />

Parallelen: „Auf jeden Fall wird es<br />

am 15. März auch eine oppositionelle Demonstration<br />

geben. Es darf nicht passieren,<br />

dass an einem der wichtigsten Feiertage des<br />

Landes nur Regierungsfeierlichkeiten stattfinden.<br />

Die Regierung fürchtete sich zuletzt zu<br />

Zeiten des Kommunismus vor Oppositions-<br />

demos am 15. März“. Istvánffy ist dennoch<br />

optimistisch: „Die Regierung kann keinesfalls<br />

all den Platz nutzen, den sie reserviert hat“,<br />

sobald feststehe, wo die Regierungsfeierlichkeiten<br />

stattfinden, könne ein Kompromiss<br />

gefunden werden.<br />

Während Milla und 4K! erneut zusammenarbeiten<br />

und möglichst viele Menschen mobilisieren<br />

wollen, kocht Péter Konya von der<br />

Bewegung „Szolidarítás“ sein eigenes Süppchen.<br />

So wurde zu Beginn der Woche bekannt, dass<br />

„Szolidarítás“ selbst eine Demonstration<br />

plant, etwas vorverlegt am 10. März. Pressesprecherin<br />

Beáta Bódi teilte auf Anfrage mit,<br />

die Veranstaltung sei schon länger geplant<br />

gewesen, ähnlich wie mit dem sogenannten<br />

D-Day im vergangenen Jahr wolle man auf<br />

die schrittweise Abschaffung der sozialen<br />

und Freiheitsrechte aufmerksam machen.<br />

„Wir erfuhren erst nach der Anmeldung unserer<br />

Demonstration von der Platzreservierung<br />

durch die Regierung. Nichtsdestotrotz<br />

werden wir unsere Anhänger auch für die<br />

Milla-Kundgebung fünf Tage später mobilisieren.“<br />

Juristisch<br />

schwierig<br />

Eine für alle Beteiligten zufriedenstellende<br />

Lösung scheint indes unrealistisch, denn juristisch<br />

gesehen befindet sich die Platzreservierung<br />

in einer Grauzone. Wie Milla-Koordinator<br />

Juhász bei der Anmeldung der Demonstration<br />

erfuhr, nahm die Polizei seine Anmeldung<br />

schlichtweg nicht zur Kenntnis. Was<br />

im ersten Moment wie ein Schildbürgerstreich<br />

klingt, ist tatsächlich den rechtlichen<br />

Irrungen und Wirrungen des ungarischen<br />

Rechts geschuldet. Die Demonstration wäre<br />

an sich nicht rechtswidrig, die nötigen Voraussetzungen<br />

erfüllt. Prinzipiell ist jede friedliche<br />

Zusammenkunft auf öffentlichen Plätzen<br />

in <strong>Ungarn</strong> erlaubt. Durch die Reservierung<br />

der Regierung verändert sich allerdings<br />

der Rechtsstatus von öffentlichen Plätzen, das<br />

Nutzungsrecht liegt nunmehr bei den „Mietern“,<br />

also der Regierung. Der Polizei bleibt<br />

in solch einem Fall nichts anderes übrig, als<br />

ihre „Nichtzuständigkeit“ festzustellen und<br />

die oppositionelle Demonstrationsanmeldung<br />

nicht zur Kenntnis zu nehmen. Dass das<br />

Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit nicht<br />

beschnitten werden darf, wurde allerdings vor<br />

Kurzem erst vom Europäischen Gerichtshof<br />

für Menschenrechte in Straßburg in Zusammenhang<br />

mit den Protesten 2004 festgestellt.<br />

Zusammengefasst gibt es also laut einem<br />

Mitarbeiter des Helsinki Ausschusses nur<br />

zwei Möglichkeiten: Entweder die Regierung<br />

ermöglicht es den Oppositionellen zu<br />

demonstrieren oder der ungarische Staat<br />

wird aus Straßburg erneut zur Zahlung von<br />

Bußgeldern verdonnert – die dann vom ungarischen<br />

Steuerzahler beglichen werden<br />

müssen.<br />

ELISABETH KATALIN GRABOW<br />

... auf die Straßen ziehen können, um alle reservierte Plätze zu füllen.


12 BUDAPESTER ZEITUNG VERANSTALTUNGEN 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />

FREITAG, 27. JANUAR<br />

Tanz,Theater und klassische Musik<br />

STAATSOPER, 19 UHR: Boito – „Mefistofele“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19.30 UHR: Mini-<br />

Festival: Kammermusik. Gespielt werden Werken von<br />

Barnabás Horváth, Iván Madarász, István Vántus,<br />

Caprice und weiteren.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30<br />

UHR: Csik Ensemble, Dresch Quartett und weitere spielen<br />

Folk.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

UNGARISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFT, 19.30 UHR: Der<br />

ungarische Radiochor mit György Lakatos (Fagott)<br />

trägt drei Shakespeare Lieder von Vaughan Williams,<br />

Nystedt und Hovland vor.<br />

V. Szechényi István 9, www.mta.hu<br />

Ausgehen<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 19 UHR: Das Zeitgenössische<br />

Tanztheater Szeged tanzt „Die Philosophie des<br />

Körpers“.<br />

I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />

KULTURSCHIFF A38, 19.30 UHR: Compact Disco, Bambi<br />

Beatz, Deetron und LavaLava & Friends.<br />

XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />

TRAFÓ, 20 UHR: Tanztheater „Pichet Klunchun and<br />

Myself“.<br />

IX. Liliom utca 41, www.trafo.hu<br />

BUDAPESTER JAZZ CLUB, 21 UHR: Márió Rafael Trio und<br />

Emilio Trio.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

SAMSTAG, 28. JANUAR<br />

Tanz,Theater und klassische Musik<br />

FRANZ LISZT MUSIKAKADEMIE, 11 UHR: Matinée Konzert mit<br />

László Borbély (Klavier) und Anna Várföldi (Violine).<br />

VI. Liszt Ferenc tér 8, www.lfze.hu<br />

TÉTÉNYER KULTURZENTRUM, 11 UHR: Das Budafoker<br />

Dohnányi Orchester spielt Chorstücke von Liszt,<br />

Kodály, Bárdos, Orbán und Karai. Leitung: Gábor<br />

Hollerung.<br />

XXII. Nagytétényi út 31, www.klauzalhaz.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – GLASHALLE, 17 UHR: Trio Konzert mit<br />

den Werken von József Sári, Péter Zombola, Katalin<br />

Pócs und Miklós Kocsár.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

MUSIK MUSEUM, 17 UHR: Eszter Perényi (Violine), Anna<br />

Lugossy (Klavier) und Viktor Massányi (Gesang) spielen<br />

Werke von Brahms, Vieuxtemps, Hubay, Bach,<br />

Liszt, Mussorgsky und Sarasate.<br />

VII.Táncsics Mihály út, www.zti.hu<br />

UNGARISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFT, 19 UHR: Die<br />

Weiner-Szász Kammersymphonie spielt Werke von<br />

Fauré, Berlioz und Gounod. Leitung: Atala Schöck.<br />

V. Szechényi István tér 9, www.mta.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19.30 UHR: Mini-<br />

Festival: Thrensemble spielt Werke von Péter Tornyai,<br />

Péter Kõszeghy, Marcell Dargay und weiteren.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

Ausgehen<br />

STAATSOPER, 11 UND 17 UHR: „Die schlecht behütete<br />

Tochter“ (Ballett).<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

BÁRKA THEATER, 15 UHR: Jazzkonzert mit dem Modern Art<br />

Orchester, Kornél Fekete Kovács und András Hajós.<br />

VIII. Üllõi út 82, www.barka.hu<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 19 UHR: Varidance tanzt<br />

„Verzauberung“.<br />

I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />

NATIONALTHEATER, 19 UHR: Die Madhouse Compagnie präsentiert<br />

die kompletten Werke Shakespeares (Komödie<br />

auf Englisch).<br />

IX. Bajor Gizi Park 1, www.nemzetiszinhaz.hu<br />

TRAFÓ, 20 UHR: Tanztheater „Pichet Klunchun and<br />

Myself“.<br />

IX. Liliom utca 41, www.trafo.hu<br />

DÜRER KERT, 20 UHR: Trick, Apollogika, Long Beach und<br />

OverHelp.<br />

XIV. Ajtósi Dürer sor 19-21, www.durerkert.com<br />

KULTURSCHIFF A38, 21 UHR: Mary Popkids, The Bras und<br />

We Plants are Happy Plants.<br />

XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />

Kammerkonzert: Duo EDAN<br />

Zeitgenössische und klassische Musik erklingt<br />

am kommenden Donnerstag im Salon des<br />

Österreichischen Kulturforums. Das Wiener<br />

Duo EDAN, bestehend as Edua Zádory (Violine)<br />

und Anastasiia Dombrovska (Klavier),<br />

spielen an diesem Abend Stücke der bekanntesten<br />

zeitgenössischen Komponistin Österreichs,<br />

Johanna Doderer, deren Werke sich<br />

mehr und mehr internationaler Beliebtheit er-<br />

BUDAPESTER JAZZ CLUB, 21 UHR: Budapest Jazz Orchestra<br />

und Barnabás Pély, danach: Róbert Szakcsi Lakatos<br />

Trio.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

GÖDÖR KLUB, 21 UHR: Balkan Beats: David Dely, Maszkura<br />

und Tücsökraj, Anselmo Crew und DJ Robert Soko.<br />

V. Erzsébet tér, www.godorklub.hu<br />

SONNTAG, 29. JANUAR<br />

Tanz,Theater und klassische Musik<br />

STAATSOPER, 18 UHR: Mozart – „Figaros Hochzeit“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30<br />

UHR: Chanticleer Vocal Ensemble – „Love Story“.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19.30 UHR: Mini-<br />

Festival: Das Miskolcer Symphonieorchester spielt<br />

Werke von Zsolt Durkó, Endre Olsvay, László<br />

Dubrovay, Miklós Sugár und Levente Gyöngyösi.<br />

Leitung: László Kovács.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

Ausgehen<br />

SPIELPLAN DER DEUTSCHEN BÜHNE UNGARN<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 10.30 UHR: Das <strong>Budapester</strong><br />

Tanztheater führt „Frau Holle“ für Kinder auf.<br />

I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />

BUDAPESTER JAZZ CLUB, 16 UHR: Vilmos Jávori Jazz Drum<br />

Wettbewerb, Halbfinale 2012.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

VIGYÁZÓ SÁNDOR KULTURCENTER, 20 UHR: Zita Gereben<br />

Quintett.<br />

XVII. Pesti út 113<br />

MONTAG, 30. JANUAR<br />

Mittwoch 1. Feb. 17.00 Der Häßliche DBU, SZEKSZÁRD<br />

Donnerstag 2. Feb. 16.00 Der Häßliche DBU, SZEKSZÁRD<br />

Dienstag 7. Feb. 15.00 Südseekeller DBU, SZEKSZÁRD<br />

Mittwoch 8. Feb. 16.00 Südseekeller DBU, SZEKSZÁRD<br />

Donnerstag 9. Feb. 12.00 Südseekeller DBU, SZEKSZÁRD<br />

Dienstag 14. Feb. 18.00 Männer und Frauen DBU, SZEKSZÁRD<br />

passen einfach nicht zusammen<br />

Mittwoch 15. Feb. 11.00 Südseekeller DBU, SZEKSZÁRD<br />

Donnerstag 16. Feb. 14.30 Leonce und Lena KECSKEMÉT<br />

Dienstag 21. Feb. 19.00 PREMIERE:<br />

Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />

Mittwoch 22. Feb. 18.00 Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />

Donnerstag 23. Feb. 17.00 Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />

Montag 27. Feb. 16.00 Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />

Dienstag 28. Feb. 18.00 Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />

Mittwoch 29. Feb. 17.00 Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />

freuen. Auf dem Programm stehen jedoch auch<br />

Werke von Perlman, Achorn, Hubay und Bloch,<br />

und den Klassikern Brahms, Liszt und Ravel. Um<br />

Anmeldung wird unter orsolya.nemeshazi@bmeia.gv.at<br />

oder +36 1 413 35 93 gebeten.<br />

Salon des Österreichischen Kulturforums<br />

2. Februar, 18.30 Uhr<br />

VI. Andrássy út 43<br />

www.okf.hu<br />

Tanz,Theater und klassische Musik<br />

NÁDOR KONZERTHALLE, 19.30 UHR: Kriszta Renáta<br />

Konyicska (Klavier) und Csaba Király (Orgel) spielen<br />

Werke von Bach, Schubert, Schumann und Liszt.<br />

XIV. Ajtósi Dürer sor 39, www.hangverseny.hu<br />

TÁRSASKÖR ÓBUDA, 19.30 UHR: Das Somogyer Stringquartett<br />

mit Zsuza Tóth (Flöte) und István Varga (Klarinette)<br />

spielt Werke von Rezsõ Sugár, György Fehér,<br />

Gábor Kósa, Péter Csillag und anderen.<br />

III. Kiskorona utca 7<br />

www.obudaitarsaskor.hu<br />

Deutsche Bühne <strong>Ungarn</strong><br />

7100 Szekszárd, Garay tér 4<br />

www.dbu.hu<br />

Ausgehen<br />

BUDAPESTER OPERETTENTHEATER,<br />

10 UHR: „Krawall im Wald“ (Märchen<br />

mit Musik).<br />

VI. Nagymezõ utca 17<br />

www.operettszinhaz.hu<br />

BUDAPESTER OPERETTENTHEATER,<br />

17 UHR: Kálmán – „Die Csárdásfürstin“.<br />

VI. Nagymezõ utca 17<br />

www.operettszinhaz.hu<br />

THÁLIA THEATER, 17 UHR: „Abigail“<br />

(Musical).<br />

VI. Nagymezõ utca 19<br />

www.thalia.hu<br />

RAM COLOSSEUM, 19 UHR: ExperiDance<br />

tanzt „Happiness<br />

69:09“.<br />

XIII. Kárpát utca 23<br />

www.ramcolosseum.com<br />

SZIMPLA CAFÉ, 20 UHR: Árpád<br />

Baranyi.<br />

VII. Kertész utca 48<br />

www.szimapla.hu<br />

JEDERMANN CAFÉ, 21 UHR: Fondor Orchester.<br />

IX. Ráday utca 58<br />

DIENSTAG, 31. JANUAR<br />

Ausgehen<br />

BUDAPESTER OPERETTENTHEATER, 10 UHR: „Krawall im Wald“<br />

(Märchen mit Musik).<br />

VI. Nagymezõ utca 17, www.operettszinhaz.hu<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 10.30 UHR: „Ti-Ti-Ta“ – Tanzaufführung<br />

von Jolán Foltin und Péter Novák für Kinder.<br />

I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />

STAATSOPER, 19 UHR: „Im Wirbel“ – Ballettabend mit der<br />

Musik von Schubert, Mahler, Weill, Richter und Glass.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19 UHR: Das Gyõrer<br />

Ballett tanzt „La Vie en Rose“.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

KULTURSCHIFF A38, 20 UHR: Viza und Fran Palermo.<br />

XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />

BUDAPESTER JAZZ CLUB, 21 UHR: Kiende.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

MITTWOCH,1.FEBRUAR<br />

Tanz,Theater und klassische Musik<br />

STAATSOPER, 18 UHR: Mozart – „Figaros Hochzeit“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

TÁRSASKÖR ÓBUDA, 19 UHR: Beethoven Abend mit dem<br />

Qaartsiluni Ensemble.<br />

III. Kiskorona utca 7, www.obudaitarsaskor.hu<br />

Ausgehen<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 10.30 UND 15 UHR: Die ungarische<br />

Art of Movement Compagnie führt „Karneval der<br />

Tiere“ auf.<br />

I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />

BUDAPESTER OPERETTENTHEATER, 19 UHR: „Miss Saigon“.<br />

VI. Nagymezõ utca 17, www.operettszinhaz.hu<br />

JEDERMANN CAFÉ, 21 UHR: Viktor Hegyi Quartett.<br />

IX. Ráday utca 58<br />

BUDAPESTER JAZZ CLUB, 21 UHR: Galakonzert von Lakatos<br />

Ablakos Dezsõ.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

DONNERSTAG,2.FEBRUAR<br />

Tanz,Theater und klassische Musik<br />

UNGARISCHES RADIO, 18 UHR: András Csáki (Gitarre) spielt<br />

Werke von Telemann, Bach, Granados, Giuliani,<br />

Piazzolla und weiteren.<br />

VIII. Pollack Mihály tér 8, www.radio.hu<br />

STAATSOPER, 19 UHR: Boito – „Mefistofele“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

PFARRKIRCHE ST. ANNA, 19.30 UHR: András Gábor Virágh<br />

(Orgel) und Ildikó Szakács spielen Werke von Bach,<br />

Buxtehude, Händel, Monteverdi, Purcell, Schütz und<br />

Vivaldi.<br />

I. Batthyány tér 7<br />

Ausgehen<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 10.30 UND 15 UHR: Das<br />

<strong>Budapester</strong> Tanztheater führt „Frau Holle“ für Kinder auf.<br />

I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19 UHR: Das ungarische<br />

Folkstanzensemble tanzt „Sonnenlegende“.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

BUDAPESTER OPERETTENTHEATER, 19 UHR: „Miss Saigon“.<br />

VI. Nagymezõ utca 17, www.operettszinhaz.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30<br />

UHR: Felix Lajkó Violinenkonzert mit Mariann Falusi (Gesang).<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

MIKA TIVADAR CLUB, 20 UHR: Loco und Smárton Trio.<br />

VII. Kazinczy utca 47, www.mikativadarmulato.hu<br />

KULTURSCHIFF A38, 21 UHR: Roberto Rodriguez, Nesta,<br />

Add2Basket, Gerysson und Holic.<br />

XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />

BUDAPESTER JAZZ CLUB, 21 UHR: Gábor Éles Trio.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu


27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 VERANSTALTUNGEN BUDAPESTER ZEITUNG 13<br />

Natalia Lach-Lachowicz, Fotokünstlerin<br />

aus Polen, eröffnet ihre erste<br />

Retrospektive mit dem Titel „Opus<br />

Magnum“ im Ernst Museum. International<br />

bekannt wurde sie 1974 mit<br />

ihrer Bilderreihe „Natalia ist Sex“ –<br />

auf Miniaturbildern ist sie während<br />

des Geschlechtsverkehrs mit ihrem<br />

Mann zu sehen. Doch: Natalia ist<br />

nicht nur Sex.<br />

ie Fragen, die sich beim Besuch<br />

Ddieser Ausstellung stellen, gehen<br />

darüber hinaus, ob dies Pornographie<br />

ist oder nicht. Sollten sie zumindest.<br />

Fragen sollten aufkommen, die<br />

lauten: Wie konnte man in den 70er<br />

Jahren im hoch-katholischen Polen<br />

solche Kunst machen? Wie konnte eine<br />

Frau aus dem ehemaligen Ostblock<br />

international bekannt werden<br />

mit einem fünfzigjährigen Schaffenswerk,<br />

dessen leitendes Thema auf<br />

den ersten Blick Erotik und Sexualität<br />

ist? Und wie ist dieselbe Frau eine<br />

wichtige Figur im künstlerischen<br />

Feminismus geworden?<br />

Bananen<br />

vernaschen<br />

Natalia LL erkennt man sofort: Ihr<br />

platinblondes Haar wird von einem<br />

schwarzen Haarband aus dem Gesicht<br />

gehalten, schwarze schlicht-elegante<br />

Kleidung und eine große Sonnenbrille.<br />

Eine attraktive Mittsiebzigerin.<br />

Auch ihre Stimme ist attraktiv oder liegt es<br />

an der polnischen Sprache, durchsetzt von zurükkgehaltenem<br />

Lachen?<br />

Die Bilder der Reihe „Consumer Art“ – auf denen<br />

in Serie hübsche blonde Damen zu sehen<br />

sind, wie sie Bananen, Würste oder Grissinis vernaschen<br />

– sprechen, so die Künstlerin, nicht nur<br />

von Erotik. Es ging Natalia LL dabei um<br />

Konsum. Es ging ihr um die interessante Dialektik,<br />

die sich ergibt, wenn eine Konsumgesellschaft<br />

heranwächst, die vor leeren Regalen steht. Die er-<br />

Retrospektive im Ernst Museum: Natalia LL<br />

Ehrlich, ausdrucksstark und etwas pornographisch<br />

Die Künstlerin von „Post-Konsumer-Art“ (1976).<br />

Begegnungen im Trafó Theater<br />

Von Tanz und Tradition<br />

Zwischen Tradition und Moderne begegnen sich zwei Künstler völlig unterschiedlicher<br />

Herkunft. „Pichet Klunchun and Myself“ (Pichet Klunchun und<br />

ich) erzählt die Geschichte zweier Menschen, die ihre Wurzeln hinter sich lassen<br />

und über eine Begegnung voneinander lernen. Sie sind auf der Suche<br />

nach Verständnis füreinander und beleuchten dabei Eurozentrismus und kulturelle<br />

Globalisierung.<br />

wei Stühle stehen auf der sonst<br />

Zleeren Bühne und sind einander<br />

zugewandt. Auf dem einen, in weiße<br />

Turnschuhe, Pullover und Jeans gekleidet,<br />

sitzt Jérome Bel. Ihm gegenüber<br />

sitzt Pichet Klunchun, komplett in<br />

schwarz. Jérome Bel, einen Laptop auf<br />

dem Schoß, liest Fragen vor. Begonnen<br />

bei Namen und Beruf, befragt er<br />

Klunchun über seinen Werdegang als<br />

Tänzer und wie er zum Tanz gekommen<br />

sei. Ausführlich erzählt dieser seine<br />

Geschichte. Es geht um seinen<br />

Glauben, den Wunsch nach einer eigenen<br />

Familie und um seine Vorstellung<br />

von Glück, Bel ist verblüfft.<br />

Kontraste<br />

überwinden<br />

Als Bel ihn fragt, wie er den Tod auf<br />

der Bühne zeigen würde, beginnt<br />

Klunchun mit seiner Interpretation des<br />

Abschieds von der irdischen Welt. Er<br />

zeigt die verschiedenen Ausdrucksweisen<br />

für den Tod und demonstriert auf<br />

einfühlsame Weise das Trauerempfinden,<br />

wie es im thailändischen Tanzstil<br />

wähnte Banane zum Beispiel war Gegenstand der<br />

Sehnsucht im Polen der 70er Jahre.<br />

Doch auch ganz andere Themen sind in der Retrospektive<br />

zu sehen. Eine Serie der Fotografien,<br />

die im letzten Jahrzehnt entstanden sind, huldigt<br />

den Opfern des Terrorismus. Es sind Großformate<br />

von nackten Körpern, die nur eine Gasmaske tragen.<br />

Auf einigen Fotografien ist nur der Kopf mit<br />

der Maske zu sehen. Oft wurden mehrere Aufnahmen<br />

übereinandergelegt oder die Belichtungszeit<br />

so erhöht, dass Gesichter und Gestalten auf einem<br />

umgesetzt wird. Nun ist Klunchun mit<br />

dem Fragenstellen an der Reihe. Er<br />

stellt Bel die gleichen Fragen, die er zuvor<br />

selbst beantwortet hat und als dieser<br />

beginnt, von seinem Beruf und seiner<br />

Karriere zu erzählen wird schnell deutlich,<br />

um was es in diesem Stück geht. Es<br />

geht um Kontraste und darum, diese zu<br />

überwinden.<br />

Beruf<br />

und Berufung<br />

Pichet Klunchun ist thailändischer<br />

Tänzer im „Khon“-Stil. Der Khon<br />

gehört heute zu den traditionellsten<br />

Tanzformen Thailands und erzählt<br />

mit Masken und Kostümen vom ewigen<br />

Kampf zwischen Gut und Böse.<br />

Jérome Bel ist Choreograph. Über<br />

die Grenzen Europas hinweg sorgte<br />

der gebürtige Franzose mit seinen<br />

minimalistischen Stücken und eigentümlichen<br />

Interpretationen für Furore<br />

in Theaterkreisen und erntete dabei<br />

neben Lob auch viel Kritik.<br />

Aus der Unterhaltung zwischen den<br />

beiden Künstlern wird deutlich, dass<br />

es hierbei nicht nur um zwei verschiedene<br />

Tanzstile geht. Hier prallen gesellschaftliche<br />

und geistige Welten aufeinander.<br />

Neben zwei völlig unterschiedlichen<br />

Lebensgeschichten verweist<br />

das Stück indirekt auch auf übergeordnete<br />

Leitfragen wie etwa einem<br />

weltweit vorherrschenden eurozentristischen<br />

Kunstverständnis, also der Vorstellung<br />

eines Kunstideals nach europäischem<br />

Leitbild, oder der Frage<br />

nach der Globalisierung und Vermarktung<br />

von Kultur. Dem gegenseitigen<br />

Respekt, den sich die beiden Künstler<br />

im Stück entgegenbringen, ist abzulesen,<br />

dass es hier nicht um die Inwertsetzung<br />

oder Abwägung verschiedener<br />

Kulturen geht, ganz im Gegenteil.<br />

Aufgezeigt werden Kontraste, diese<br />

sollen jedoch mit Brücken überwunden<br />

und nicht mit einem kulturellen<br />

Einheitsbrei beseitigt werden.<br />

Die Kritiken der französisch-thailändischen<br />

Koproduktion sind bis<br />

Bild in mehreren Positionen überlappend<br />

gesehen werden.<br />

Tabuisierten Themen<br />

begegnen<br />

Konzeptkunst heißt der in den 60er<br />

Jahren aufkommende Trend, dem<br />

Natalia LL angehört. Es geht nicht<br />

um die Ästhetik des fertigen Kunstwerkes,<br />

sondern um das Konzept, das<br />

dahinter steckt. So wiederholen sich<br />

Bilder oft, Serien entstehen, Folgen<br />

von Themen, mit denen sich die<br />

Künstlerin Jahrzehnte lang beschäftigt<br />

hat. Ein weiteres Thema ist Mythologie,<br />

vor allem nordische Mythologie.<br />

Das Thema der Kampfgöttin<br />

Brunhilde wird erschlossen, einmal<br />

sieht man sie als blonde Domina, ein<br />

andermal als Netzstrumpfhosen tragende<br />

Kämpferin. Ausdrucksstark ist<br />

auch die Bilderreihe über Odin, welcher<br />

der Mythologie zufolge vom alten,<br />

klapprigen und auf einen Stock<br />

gestützten Mann (Natalias Ehegatte)<br />

zum jugendlichen Kämpfer „transfigurieren“<br />

kann (Transfiguration of<br />

Odin I.-III. 2009).<br />

Das Thema des Jungbrunnens hat<br />

Natalia mit 72 Jahren eingeholt.<br />

Doch sie verwendet es, sie bringt es<br />

in ihre Kunst ein, wie sie auch ihre<br />

Jugend und Sexualität damals in ihre<br />

Kunst eingebracht hat. Es sind Themen,<br />

die im Leben jedes Menschen<br />

eine Rolle spielen, die oft tabuisiert<br />

wurden und werden. Natalia LL begegnet diesen<br />

Themen ehrlich, ausdrucksstark und sehr offen.<br />

KATALIN GYÕRY<br />

NATALIA LL – OPUS MAGNUM<br />

Ernst Museum<br />

VI. Nagymezö utca 8<br />

19.Januar - 18. März<br />

Eintritt 500 Forint<br />

www.mucsarnok.hu<br />

„Zwei völlig unterschiedliche Lebensgeschichten.“<br />

jetzt durchweg positiv. Es wird sich<br />

jedoch noch zeigen, ob die minimalistische<br />

Darstellung auch der <strong>Budapester</strong><br />

Theaterszene zusagt. Dank seiner<br />

hervorragenden Kontakte zur<br />

internationalen Kunstszene ist es dem<br />

Leiter des Trafó, György Szabó, mit<br />

diesem Stück wieder einmal gelungen,<br />

seinem Ruf gerecht zu werden<br />

und dem Trafó-Publikum erneut ein<br />

neues und innovatives Konzept zugänglich<br />

zu machen, das Lust auf<br />

mehr macht.<br />

LUCAS POHL<br />

PICHET KLUNCHUN AND MYSELF<br />

27.-28. Januar, 20 Uhr<br />

Eintritt: 1.800 Forint<br />

(Studenten: 1.500 Forint)<br />

Trafó Theater<br />

IX. Budapest, Liliom utca 41<br />

Tel.: +36 1 2151600<br />

www.trafo.hu<br />

Kultur &<br />

Bildung<br />

GOETHE-INSTITUT<br />

IX. Ráday utca 58<br />

Tel.: +36 1 374 4070<br />

E-Mail: info@budapest.goethe.org<br />

www.goethe.de/budapest<br />

Leiterin: Jutta Gehrig<br />

Öffnungszeiten der Bibliothek des Goethe-<br />

Instituts: dienstags bis donnerstags 14 bis 19<br />

Uhr, freitags 11 bis 17 Uhr, samstags 10 bis<br />

14 Uhr.<br />

Ö S T E R R E I C H I S C H E S<br />

K U L T U R F O R U M<br />

VI. Benczúr utca 16,<br />

Tel.: +36 1 413 3590,<br />

E-Mail: budapest-kf@bmeia.gv.at,<br />

www.okfbudapest.hu,<br />

Leiterin: Dr. Elisabeth Kornfeind<br />

ANDRÁSSY UNIVERSITÄT<br />

VIII. Pollack Mihály tér 3<br />

Tel: +36 1 266 3101, -4408<br />

30 525 50 43<br />

Fax: +36 1 266 3099<br />

www.andrassyuni.hu<br />

Rektor: Prof. Dr. András Masát<br />

KONRAD-ADENAUER-<br />

STIFTUNG<br />

I. Batthyány utca 49<br />

Tel: +36 1 487 5010<br />

E-Mail: adenauer@adenauer.hu,<br />

www.adenauer.hu<br />

Leiter: Hans Kaiser<br />

DEUTSCHSPRACHIGER LIONS<br />

CLUB “THOMAS MANN”<br />

www.thomasmannlionsbudapest.com<br />

2. Februar, 19:30 Uhr: Ádám Kertész,<br />

Mitglied der Ungarischen Akademie der<br />

Wissenschaften, spricht zum Thema „Verwüstung<br />

als globales und lokales Problem“.<br />

Anmeldung bis zum 1. Februar erforderlich.<br />

Der Eintritt ist frei, jedoch wird herzlich um eine<br />

angemessene Spende zu Gunsten der Lions<br />

Club Charity Aktivitäten gebeten.<br />

Zentrale der ELMÜ, XIII. Váci út 72–74<br />

HAUS DER<br />

UNGARNDEUTSCHEN<br />

Tel: +36 1 269 1081<br />

www.hdu.hu<br />

1. Februar, 18 Uhr: Buchpräsentation. Die<br />

Autorin Angela Korb stellt ihr Buch Reigöd<br />

vum Weidepam – Kaanr Vrzälstikr vor und<br />

berichtet über die Entstehung dieser<br />

Sammlung ungarndeutschen Erzählguts.<br />

Der Eintritt ist wie immer frei!<br />

VI. Lendvay u. 22<br />

DEUTSCHSPRACHIGE<br />

KIRCHEN<br />

KAPELLE DER DEUTSCHSPRACHIGEN<br />

EVANGELISCHEN GEMEINDE<br />

I. Bécsi kapu tér,<br />

Tel.: 212 8979<br />

RÖMISCH-KATHOLISCHE GEMEINDE<br />

I. Fõ utca 43,<br />

Tel./Fax: 213 7508<br />

Pfarrer: noch nicht benannt<br />

Gottesdienste: jeden Sonn- und Feiertag<br />

um 10 Uhr in der Szent Ferenc<br />

Sebei Kirche (Nähe Batthyány tér).<br />

EVANGELISCH-REFORMIERTE<br />

GEMEINDE<br />

V. Alkotmány utca 15,<br />

Tel./Fax: 311 2369<br />

Pfarrer: Zoltán Balog<br />

Gottesdienste: sonntags 10 Uhr, (Eingang<br />

um die Ecke in der Hold utca).<br />

EVANGELISCH-LUTHERISCHE<br />

GEMEINDE<br />

I. Logodi utca 5-7,<br />

Tel./Fax: 212 8979<br />

Pfarrer: Johannes Erlbruch<br />

Gottesdienste: sonntags 10 Uhr in der<br />

Kapelle Táncsics Mihály utca 28


14 BUDAPESTER ZEITUNG BUDAPEST 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />

KOMPAKT<br />

� Eisbahn geöffnet. Die größte Kunsteisbahn<br />

<strong>Ungarn</strong>s, die Mûjégpálya im Stadtwäldchen<br />

(XIV. Olof Palme sétány 5), ist bis auf<br />

weiteres geöffnet und wartet vormittags und<br />

nachmittags unter freiem Himmel auf sportbegeisterte<br />

Besucher. Wegen finanzieller<br />

Schwierigkeiten konnte die Bahn im vergangenen<br />

Jahr nur von Anfang bis Ende Dezember<br />

besucht werden. Die Entscheidung für<br />

den weiteren Betrieb wurde nach den europäischen<br />

Eisschnelllaufmeisterschaften<br />

(6.-8. Januar) gefällt. Weitere Informationen<br />

zu den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen<br />

unter: www.mujegpalya.hu.<br />

� PeCsa Music Hall. Das Petõfi Csarnok<br />

wurde vorvergangenen Donnerstag unter<br />

dem Namen PeCsa Musik Hall der Presse<br />

vorgestellt. Der jetzige Mieter, die Cortina<br />

Service Kft., hatte im Herbst von der Hauptstadt<br />

das Betriebsrecht auf zehn Jahre bekommen.<br />

Wie der Firmenleiter Károly Nagy<br />

ausführte, werden auch weiterhin die gewohnten<br />

Programme organisiert. Jedoch soll<br />

es auch einige Reformen geben. So sollen<br />

unter anderem die Außen- und Sanitäranlagen<br />

erneuert sowie die Büros und die Vorhalle<br />

renoviert werden. Außerdem stehen die<br />

Modernisierung der Heizung, der Bau eines<br />

neuen Veranstaltungs- und Konzertraums<br />

und neuer Garderoben auf dem Plan. Auch<br />

die Außenfassade soll erneuert werden.<br />

� Moderne Verwaltungsbeamte. Bis Ende<br />

Januar noch können die <strong>Budapester</strong> ihre<br />

Stimme abgeben, ob in sieben Bezirken der<br />

Hauptstadt ab 2013 Bezirksregierungsämter<br />

wichtige Gemeindeaufgaben erfüllen sollen.<br />

Eine ähnliche Umfrage findet auch in den<br />

Komitaten statt, wo ähnliche Umstrukturierungen<br />

vorgenommen werden sollen. Der<br />

entsprechende Gesetzesvorschlag soll im<br />

Februar dem Parlament vorgelegt werden.<br />

Diesen Regierungsämtern wären in<br />

Budapest jeweils zwischen 220-240.000<br />

Menschen zugeteilt. Alle amtlichen Dokumente<br />

wie Personalausweise und Baugenehmigungen<br />

müssten dann bei diesen<br />

Ämtern beantragt werden. Die betroffenen<br />

Bürgermeister hielten sich bisher mit ihrer<br />

Meinung darüber zurück.<br />

UMZUG<br />

Beim heutigen Betreiber der seit 2002 bestehenden<br />

progressiven und weltoffenen Kulturstätte<br />

„Gödör“(deutsch: Grube) auf dem <strong>Budapester</strong><br />

Erzsébet tér herrscht dieser Tage Grabesstimmung.<br />

Es ist bereits fix, dass er seinen Platz,<br />

sprich seine „Grube“ räumen muss. Wie die Wochenzeitung<br />

Magyar Narancs berichtete, wird<br />

das Verwaltungs- und Justizministerium, in dessen<br />

Zuständigkeitsbereich das „Gödör“ fällt, den<br />

Vertrag mit dem Betreiber, dem Architekturbüro<br />

Uni-Co, über den 31. Januar hinaus<br />

nicht verlängern.<br />

ies bedeutet, dass auch Ákos Filep, der seit<br />

Dneun Jahren die „Grube“ leitet seinen Hut<br />

nehmen muss. Filep und der bisherige Betreiber<br />

Uni-Co werden mit 31. Januar aber nicht nur ihren<br />

Hut, sondern auch den Namen des beliebten<br />

Treffs der jungen <strong>Budapester</strong> Kulturszene (mit-)nehmen.<br />

Ist doch der Markenname „Gödör“ ihre<br />

Erfindung.<br />

„Akvárium“ und Design Terminal<br />

unter einem Dach<br />

Ab dem 1. Februar wird das “Gödör” den<br />

Namen “Akvárium” tragen. Dieses wird künftig<br />

unter einem Dach mit dem sogenannten Design<br />

Terminal (DT) betrieben, der auf dem Erzsébet<br />

tér unmittelbar daneben steht. Der dem Bauhaus<br />

nachempfundene ehemalige internationale Busbahnhof<br />

wurde 2006 renoviert. Seit dem Vorjahr<br />

fungiert das Gebäude als Design Terminal.<br />

Róbert Englert, der diesen leitet, gibt die<br />

Richtung vor, in welche die gemeinsame Reise<br />

von „Akvárium“ und DT gehen soll: „Wir teilen<br />

den Platz, wir teilen die Ressourcen, wir teilen<br />

die Interessen, da liegt eine einheitliche Konzeptund<br />

Programmerstellung ja quasi auf der Hand.“<br />

Für die Ausarbeitung eines Programms für das<br />

“Akvárium” konnte Péter Muraközy gewonnen<br />

werden. Muraközy ist nicht nur Programmchef der<br />

ÜBERSETZUNG<br />

Kult(ur)stätte wird in “Akvárium” umbenannt<br />

Das „Gödör“ fährt in die Grube<br />

Musikfestivals<br />

VOLT und Balatonsound,sondern<br />

auch Hauptorganisator<br />

des<br />

allsommerlich<br />

stattfindenden<br />

Straßenmusikfests<br />

in der nördlich des<br />

Balaton gelegenen<br />

Stadt Veszprém.<br />

Die Sorge, das<br />

ehemaligen „Gödör“<br />

und nunmehrigen“Akvárium”<br />

könnte einerprogrammatischenNeuausrichtung<br />

„zum Opfer<br />

fallen“, entkräftete<br />

Muraközy bereits<br />

vor seiner Ernennung<br />

zum Programmchef. Er versprach Kontinuität:<br />

„Das bisherige Programm war gut, es muss also<br />

fortgesetzt werden.“ Im Februar wird sich zeigen,<br />

ob Muraközy wirklich Wort hält.<br />

Stätte eines<br />

verhinderten Nationaltheaters<br />

Das „Gödör“ verdankt seinen Namen der riesigen<br />

Baugrube, die zwischen März 1998 und<br />

März 2002 auf dem Erzsébet tér unmittelbar neben<br />

dem Deák tér klaffte. Im März 1998 gab es<br />

den ersten Spatenstich für ein neues Nationaltheater<br />

im Herzen der Hauptstadt. Die Entscheidung<br />

darüber war 1996 von der linksliberalen<br />

Regierung von Gyula Horn (1994-1998) gefällt<br />

worden, ein Jahr später, im Mai 1997, wurde der<br />

Gewinner der öffentlichen Ausschreibung für<br />

den Entwurf des neuen Theaters (der Architekt<br />

Ferenc Bán) verkündet.<br />

KLEINANZEIGEN<br />

PRESSE<br />

Der Regierungswechsel im Frühjahr 1998<br />

warf allerdings alles über den Haufen. Die erste<br />

Regierung von Viktor Orbán (1998-2002) erachtete<br />

die Pläne für den Bau eines neuen<br />

Nationaltheaters auf dem Erzsébet tér als viel zu<br />

teuer. Als eine der ersten Entscheidungen der<br />

Regierung Orbán wurden die Bauarbeiten daher<br />

kurzerhand eingestellt. Aus der riesigen<br />

Baugrube entstanden 2002 schließlich eine<br />

Tiefgarage und eben das „Gödör“ als Non-Profit-<br />

Kulturzentrum. Das neue Nationaltheater (das<br />

alte Nationaltheater auf dem Blaha Lujza tér fiel<br />

während des Kommunismus dem U-Bahnbau<br />

zum Opfer) wurde noch unter der ersten<br />

Regierung Orbán auf dem Soroksárer Donauufer<br />

errichtet – in der Nachbarschaft wurde später der<br />

Palast der Künste erbaut. Die feierliche<br />

Eröffnung des von Mária Siklós entworfenen<br />

Schauspielhauses fand am 15. März 2002 statt.<br />

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27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 GASTRONOMIE BUDAPESTER ZEITUNG 15<br />

Der vom Restaurantführer Dining<br />

Guide durchgeführte „Wettbewerb<br />

des besten ungarischen Restaurants<br />

des Jahres 2011“ endete am vergangenen<br />

Donnerstag mit der Auszeichnung<br />

des Innenstadt-Restaurants Onyx.<br />

eitere Auszeichnungen wurden<br />

W für das „Lieblingsrestaurant“ in<br />

Budapest, das beste Restaurant in der<br />

ländlichen Region und das beste mittel-<br />

und osteuropäische Restaurant im<br />

Rahmen einer Gala-Veranstaltung im<br />

Sofitel Chain Bridge Hotel vergeben.<br />

Den Vorsitz führte András Wiszkidenszky<br />

vom Dining Guide Verlag.<br />

Dieser Wettbewerb fand bereits zum<br />

siebten Mal statt und ergänzt ein beeindruckendes<br />

Portfolio von Preisen<br />

für das Onyx, das im Vorjahr den<br />

zweiten Michelin-Stern in <strong>Ungarn</strong> erhielt.<br />

Außerdem erfolgte ein Eintrag in<br />

den österreichischen Restaurantführer<br />

Gault Millau mit zwei Hauben, was<br />

auch einem Michelin-Stern entspricht.<br />

Der letztjährige Gewinner Stefan<br />

Gerbhardt vom Restaurant Chateau<br />

Visz überreichte den Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Dining-Guide-Award<br />

an Katalin Pintér, die Generaldirektorin<br />

von Gerbeaud House, dem<br />

Stammhaus von Onyx, Gerbeaud Café<br />

und Gerbeaud Pub.<br />

Das Restaurant wurde von der<br />

Dining-Guide-Liste der zehn besten<br />

Restaurants ausgewählt. Vertreten waren<br />

sowohl altbekannte wie Costes,<br />

Babel Delicate, Fausto’s, Bock Bisztró,<br />

Csalogány 26, Chateau Visz als auch<br />

neue Namen wie Nobu, MAK und 67.<br />

Vorherige Preisträger waren das<br />

V. Zoltán u. 16<br />

(am Szabadság tér)<br />

Reservierung:<br />

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italienische Restaurant Fausto in den<br />

Jahren 2005 und 2007, das inzwischen<br />

nicht mehr existierende Lou Lou im Jahr<br />

2006, Bock Bisztró im Jahr 2008, Michelin-Stern-Costes<br />

im Jahr 2009 und<br />

das Luxus-Hotel und – Restaurant Chateau<br />

Visz am Balaton im Jahr 2010.<br />

Bestes Restaurant<br />

Mittelosteuropas<br />

Krisztian Huszár, Chef des MAK<br />

Bistro im V. Bezirk, erhielt den Dining<br />

Guide Preis der Jury als Budapests<br />

Lieblingsrestaurant. Das Kistücsök in<br />

Balatonszemes, aus der Dining Guide<br />

Liste der Top 20, wurde als bestes Restaurant<br />

der ländlichen Gegend vor<br />

Dining Guide-Wettbewerb<br />

Onyx als bestes Restaurant in Budapest gekürt<br />

Hohe Auszeichnung für das Innenstadt-Restaurant Onyx: Das beste ungarische Restaurant 2011.<br />

Arany Kaviar<br />

Restaurant<br />

Speisen wie ein russischer Zar<br />

dem Chateau Visz in Berencsepuszta<br />

und 67 in Székesfehérvár geehrt.<br />

Erstmals verliehen wurde bei der<br />

Veranstaltung am vergangenen Donnerstag<br />

der Dining Guide CEEFood<br />

(Central and Eastern European Food)<br />

Preis, der an Tomaz Kavcic, Chef des<br />

slowenischen Restaurants Pri Lojzeti,<br />

vergeben wurde.<br />

Das CEEFood Award-Programm<br />

wurde im vergangenen Jahr von Dining<br />

Guide etabliert und hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, die besten Restaurants der<br />

jeweiligen Länder in der Region hervorzuheben.<br />

Die für diesen Preis nominierten anderen<br />

Restaurants kamen aus Warschau<br />

(La Rotisserie), Prag (La Degustation<br />

Verbringen Sie auf unserer lauschigen Terrasse einen angenehmen Sommerabend.<br />

1015 Budapest, Ostrom u. 19 Sommeröffnungszeiten: Mo-Sa: 18-24 Uhr<br />

Tel.: (+36 1) 201 6737 reservation@aranykaviar.hu www.aranykaviar.hu<br />

Boheme Bourgeoise), Bratislava (Camouflage),<br />

Belgrad (Zaplet), Pula in<br />

Kroatien (Valsabbion), Bukarest<br />

(Heritage), Sofia (UNO Enoteca) und<br />

Istanbul (Müzedechanga).<br />

Im Einklang mit dem Thema des<br />

Abends erfolgte auch die Bewirtung.<br />

Die meisten Restaurants erbrachten<br />

Nachweise ihres Könnens, von einfachen<br />

Käseprodukten bei Kistücsök bis<br />

hin zu exklusiven Makis am japanischen<br />

Stand von Nobu. Vertreter des<br />

Baldaszti Gourmet-Shop, von Terfezia<br />

Schokolade, Törley Champagner,<br />

Gyulai Pálinka und aus der Pécs-<br />

Mecsek Weinregion stellten ihre Produkte<br />

ebenfalls zur Schau.<br />

BÉNÉDICTE WILLIAMS<br />

Dining Guide – Bakró-Nagy Ferenc<br />

DINING GUIDE’S TOP 10<br />

RESTAURANTS:<br />

BABEL DELICATE<br />

V. Március 15. tér<br />

Tel.: +36 1 338 2143<br />

BOCK BISZTRÓ<br />

VII. Erzsébet körút 43-49.<br />

Tel.: +36 1 321 0340<br />

CHATEAU VISZ<br />

Berencsepuszta 8681 Visz<br />

Tel.: +36 85 710 003<br />

COSTES<br />

IX. Ráday u. 4.<br />

Tel.: +36 1 219 0696<br />

CSALOGÁNY 26<br />

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V. Vörösmarty tér 7-8.<br />

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16 BUDAPESTER ZEITUNG BUDAPEST 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />

KOMPAKT<br />

� UN eröffnet Büro in nordostungarischer<br />

Stadt Gyöngyös. Wie am vergangenen<br />

Mittwoch bekannt wurde, eröffnet<br />

das Weltraumbüro der Vereinten Nation<br />

(UNOOSA) eine regionale Zweigstelle<br />

in Gyöngyös. Diese soll ab Februar in Betrieb<br />

genommen und zusammen mit der<br />

Károly Róbert Hochschule betrieben werden.<br />

Der Pressesprecher der Universitäten<br />

des Komitats Heves, Tibor Ocela,<br />

erklärte dazu, dass das neue Büro eines<br />

von zwölf Zentren weltweit sei, welche am<br />

UN-SPIDER Programm teilnehmen. Damit<br />

sollen Natur- und Industriekatastrophen<br />

frühzeitig erkannt, die Bedrohung<br />

abgewandt und/oder gemildert und die<br />

Auswirkungen untersucht werden.<br />

� Obdachloser gab sich als Staatsoberhaupt<br />

aus. In Tata wurde vergangenen<br />

Mittwoch ein Obdachloser verhaftet,<br />

der in einem Laden Alkohol stehlen<br />

wollte. Als ihn die Angestellten des Geschäfts<br />

stellten und festhalten wollten,<br />

wurde er handgreiflich. Weitere Zeugen<br />

eilten den Verkäufern zur Hilfe und hielten<br />

den 55-jährigen Mann solange fest, bis<br />

die Polizei erschien. Diese versuchte<br />

seine Personalien festzustellen, was wegen<br />

fehlender Papiere nicht glückte. Der<br />

Obdachlose behauptete daraufhin, Staatspräsident<br />

Pál Schmitt zu sein.<br />

� Ungarisches Opfer der Schiffskatastrophe<br />

überführt. Die Leiche des beim<br />

Schiffsunglück der Costa Concordia an der<br />

toskanischen Küste ertrunkenen Musikers<br />

Sándor Fehér wurde am vergangenen<br />

Mittwoch von Mailand nach Budapest<br />

überführt. Der junge Mann hatte bei<br />

der Evakuierung der Kinder tatkräftig mitgeholfen<br />

und verschwand, als er seine<br />

Geige retten wollte. Bislang gibt es 16<br />

bestätigte Todesfälle. Mehr als 20 weitere<br />

Passagiere werden noch vermisst. Fehér<br />

ist das einzige ungarische Opfer. In Deutschland<br />

wurden bisher drei Tote identifiziert.<br />

Gesellschaft<br />

& Sport<br />

DEUTSCHE STAMMTISCHE<br />

DEUTSCHER STAMMTISCH BUDAPEST<br />

jeden 2. Mittwoch um 18 Uhr, und jeden 4. Sonntag<br />

um 12 Uhr, an wechselnden Orten<br />

Info: Angelika Gudjons, Tel.: +36 30/ 392 8094<br />

E-Mail: angelikagudjons@yahoo.de<br />

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jeden 2. Mittwoch um 20 Uhr, an diversen Orten<br />

Info: Günter Bader, Tel.: +36 96/ 416 222<br />

www.stammtisch.hu<br />

STAMMTISCH IN EGER<br />

jeden 2. Mittwoch um 18 Uhr, an diversen Orten<br />

Info: Werner Krock, Tel.: +36 70/ 434 9057<br />

Email: info@egerstammtisch.hu<br />

GESELLSCHAFT<br />

KULTURKREIS DEUTSCHSPRACHIGER FRAUEN<br />

jeden letzten Dienstag im Monat um 10 Uhr im Hotel<br />

Intercontinental, Apáczai Csere u. 12-14, 1052 Bp.<br />

Kontakt: Anke von Schroeter, Tel.: +36 1 316 8201<br />

oder Karin Wéber, Tel.: +36 23/ 394 058.<br />

SPORT<br />

DEUTSCHSPRACHIGE HALLENFUßBALLGRUPPE<br />

Jeden Dienstag um 18.30 Uhr, Deutsche Schule<br />

Budapest, XII. Cinege út 8/C.<br />

Um Voranmeldung wird gebeten!<br />

Kontakt: Christian Suttner, Tel.: +36 20/ 261 2924<br />

E-Mail: ksuttner@beflex.hu<br />

BUDAPESTER SKATRUNDE<br />

Allmonatlich an verschiedenen Orten.<br />

Interessenten wenden sich bitte an Rita Szabó unter<br />

E-Mail: szabo.rita@journal.hu.<br />

Zirkusfestival im Hauptstadtzirkus<br />

Manege frei für Top-Zirkusproduktionen<br />

Rolling Wheel zeigt eine artistische Glanzleistung im und<br />

um das Rhönrad.<br />

Atemberaubende Luftakrobatik, wilde Tiere, lebendige Statuen, witzige<br />

Clowneinlagen und viel Akrobatik wartet auf die Neugierigen am kommenden<br />

Wochenende beim ungarischen Zirkusfestival, vom 2. bis 6.<br />

Februar beim internationalen Festival und zwischen dem 11. Februar und<br />

11. März beim Festival Plus.<br />

as internationale Festival wur-<br />

Dde von István Kristóf, dem<br />

Direktor des Hauptstadtzirkusses,<br />

vor 16 Jahren ins Leben gerufen,<br />

um den Regierenden zu zeigen,<br />

dass Zirkus auch Kunst und Kultur<br />

ist. Seither findet in dem schönen<br />

Gebäude mitten in Budapest alle<br />

zwei Jahre ein Wettbewerb zwischen<br />

den besten Artisten der Welt<br />

statt. So kommen die Teilnehmer<br />

dieses Mal aus 18 unterschiedlichen<br />

Ländern wie Kuba, Russland,<br />

<strong>Schweiz</strong> und Kanada. Kristóf erklärte,<br />

dass das Internationale Zirkusfestival<br />

in Budapest inzwischen<br />

zu den besten weltweit gehöre,<br />

zwar nicht das Niveau von Monte<br />

Andrey und Nataly Shirokaloff.<br />

Carlo erreiche, allerdings auch nicht<br />

weit davon entfernt sei.<br />

Nachwuchstalente<br />

Das Wochenende vor dem internationalen<br />

Festival, 28. und 29. Januar,<br />

gehört den ungarischen Nachwuchsartisten,<br />

die ihr Talent unter Beweis<br />

stellen können, und ihren schon bekannteren<br />

Kollegen. Von letzteren<br />

haben einige beim Cirque du Soleil<br />

gearbeitet und bereits internationale<br />

Erfahrungen gesammelt. Bei den<br />

Jüngeren sieht man wenig Fehler, viel<br />

Engagement und Spaß an der Sache.<br />

Die Auftritte des Trió Sárközi,<br />

Henrik Veres oder der vier Trapezkünstlerinnen<br />

Clair de Lune lassen<br />

auf eine große Karriere hoffen. Von<br />

den ungarischen Artisten werden die<br />

Trapezkünstlerin Natália Demjén, die<br />

witzigen Jongleure Almost Trio, die<br />

Rhönradturner von Rolling Wheels<br />

und das Duo Lavision, das sich in<br />

zwei lebende Statuen verwandelt, am<br />

internationalen Wettbewerb teilnehmen.<br />

Wettbewerb<br />

Vier Tage lang messen sich ausgezeichnete<br />

internationale Akrobaten,<br />

Jongleure, Clows, Zauberer, Luftakrobaten<br />

und Tierbändiger in der<br />

Manege, um am letzten Tag, beim<br />

Galaabend, zu erfahren, wer die<br />

Besten unter ihnen sind. Den<br />

Zuschauern wird eine bunte Show<br />

geboten, mit Jongleurstango, chinesischer<br />

Stange, Hochseil, Rhönrad,<br />

Kraftakten, Trampulin, Hula Hoop,<br />

Der Tierbändiger Shirokaloff tritt auch beim Festival Plus auf.<br />

Hunden, Tigern und Panthern sowie<br />

vielen komischen Darbietungen<br />

der Spaßmacher. Die internationale<br />

Jury wird sich aus Artisten bekannter<br />

Zirkusse zusammesetzen wie<br />

dem Cirque du Soleil, Circus<br />

Roncalli und Fabialandie. Stargäste<br />

beim Galaabend am 6. Februar sind<br />

der Deutsche Semen Shuster, der<br />

Jongleur David Laible Junior aus<br />

Italien und Nathalie Enterline aus<br />

den USA.<br />

Begleitprogramm<br />

Die Gewinner des internationalen<br />

Zirkusfestivals treten noch einen<br />

Monat lang, vom 11. Februar bis<br />

11. März, beim Hauptstadtzirkus<br />

auf, um all jenen, die das Spektakel<br />

verpasst haben, noch einen Einblick<br />

in das Können der Besten zu gewähren.<br />

Eintrittskarten kosten je<br />

nach Vorstellungstag und Sitzplatz<br />

zwischen 1.500 und 8.000 Forint.<br />

Während des Festivals läuft vom<br />

30. Januar bis 12. Februar die<br />

Fotoausstellung von Róbert László<br />

Bácsi im Zirkusgebäude und dem<br />

Hotel Benczúr. Der Fotograf zeigt<br />

mit seinen Bildern den Alltag der<br />

Artisten hinter den Kulissen, die<br />

Weitergabe von Wissen und die<br />

Entwicklung ihres Genres. Außerdem<br />

findet am Vormittag des 6.<br />

Februar eine Konferenz im Hotel<br />

Benczúr (VI. Benczúr utca 35.)<br />

über die soziale Funktion des Zirkus<br />

statt. Die internationalen Teilnehmer<br />

wie Felicity Simpson, Ruggero<br />

Sintoni und Daniel Romila<br />

befassen sich mit der Ausbildung<br />

junger Menschen, die obdachlos<br />

oder benachteiligt sind. Die Konferenzsprache<br />

ist Englisch.<br />

INES GRUBER<br />

Stargast aus Deutschland: Housh Ma Housh alias Semen Shuster.<br />

FÕVÁROSI<br />

NAGYCIRKUSZ<br />

Ungarisches Zirkusfestival,<br />

28. bis 29. Januar<br />

Internationales Zirkusfestival,<br />

2. bis 6. Februar<br />

Festival Plus, 11. Februar<br />

bis 11 März<br />

Állatkerti Körút 12/a<br />

www.fnc.hu

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