Budapester Zeitung - Handelskammer Schweiz-Ungarn
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12. Jahrgang / Nr. 4 Budapest, 27. Januar - 2. Februar 2012 www.bzt.hu 750 Forint - 3,00 Euro<br />
KONTERREVOLUTION:<br />
Ex-Premier Gyurcsány verspricht seinen<br />
Anhängern, die „Orbánsche Revolution”<br />
wieder rückgängig zu machen.<br />
Politik Seite 2<br />
www.takarekbank.hu<br />
KURSE<br />
MEHR LEGO-STEINE:<br />
Lego investiert 125 Mio. Euro an seinem<br />
Standort in Nyíregyháza - bald wird es noch<br />
mehr ungarische Lego-Steine geben.<br />
Wirtschaft Seite 7<br />
ERINNERUNG:<br />
Der Historiker Krisztián Ungváry spürt<br />
der Frage nach, was neue Denkmäler<br />
über das heutige <strong>Ungarn</strong> aussagen.<br />
Feuilleton Seiten 8-9<br />
Größte Kundgebung der jungen ungarischen Demokratie stärkt Regierung den Rücken<br />
Klare Absage an äußere Gängelung<br />
WICHTIGE MAKRO-PARAMETER: (2011/2012, VERÄNDERUNG IN PROZENT ZUM VORJAHR)<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
-4<br />
-5<br />
1,6 0,6<br />
-0,2<br />
-1,0<br />
Wirtschaftswachstum Privater Konsum Investitionen Inflation<br />
-4,1<br />
-0,1<br />
3,9<br />
4,9<br />
Quelle:<br />
Ungarische Nationalbank<br />
MANEGE:<br />
Das Internationale Zirkusfestival<br />
beehrt mit Artisten aus aller Welt<br />
die ungarische Hauptstadt.<br />
Budapest Seite 16<br />
Die Optik ist wieder hergestellt. Nachdem es durch zahlreiche Demonstrationen verschiedener regierungskritischer Gruppierungen monatelang so aussah, als würde sich die Unterstützung der<br />
Regierungspartei Fidesz nur noch in den Statistiken nachweisen lassen, machten die Regierungsanhänger letzten Sonnabend auf beeindruckende Weise deutlich, dass auch sie das Demonstrieren<br />
noch nicht verlernt haben. Lesen Sie auf der Seite 3 einen Bericht über die größte Demonstration seit der Wende und auf Seite 4 einen Kommentar zu ihrem westlichen Medienecho.<br />
EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen <strong>Ungarn</strong><br />
Orbán bei Barroso: Annäherung zwischen <strong>Ungarn</strong> und der EU<br />
Die vergangene Woche stand politisch ganz im Zeichen jener drei Vertragsverletzungsverfahren,<br />
die von der Europäischen Kommission am<br />
Dienstag vergangener Woche gegen <strong>Ungarn</strong> eingeleitet worden waren.<br />
Kaum wurden die drei Vertragsverletzungsverfahren initiiert, signalisierte<br />
die Regierung bereits ihre Bereitschaft, mit der EU-Kommission bei den<br />
umstrittenen Fragen so rasch wie möglich auf einen grünen Zweig zu gelangen.<br />
n einem am Freitag vergangener<br />
I Woche ausgestrahlten Interview<br />
mit dem staatlichen Radiosender<br />
MR 1 Kossuth Rádió etwa, sagte<br />
Orbán, er gehe davon aus, dass bei<br />
seinem Treffen mit EU-Kommissionspräsident<br />
José Manuel Barroso<br />
am Dienstag dieser Woche eine<br />
„politische Einigung“ über die beanstandeten<br />
ungarischen Gesetze<br />
erzielt werde. Er sehe diesbezüglich<br />
„keinerlei Schwierigkeiten“, sagte er.<br />
Der ungarische Premier erklärte<br />
auch, dass seine Regierung von der<br />
geplanten Zusammenlegung von<br />
Notenbank und Finanzaufsicht absehe.<br />
Unter anderem wurde auch<br />
dieser Punkt im neuen ungarischen<br />
Notenbankgesetz von Brüssel beanstandet.<br />
Zu den „schwierigeren<br />
Angelegenheiten“ zählte Orbán dagegen<br />
den Streit mit der EU-<br />
Kommission darüber, ob der Notenbankpräsident<br />
einen Eid auf die<br />
ungarische Verfassung ablegen soll<br />
oder nicht. Ein anderes Streitthema<br />
zwischen Budapest und Brüssel ist<br />
das gesetzlich festgeschriebene Einkommen<br />
des Notenbankchefs. In<br />
den Augen der Kommission ist das<br />
350.48<br />
26 Jan.<br />
362.79 294.03<br />
19 Jan. 26 Jan.<br />
302.74 243.48<br />
19 Jan. 26 Jan.<br />
250.58<br />
19 Jan.<br />
jetzige Gehalt des Notenbankpräsidenten,<br />
zwei Millionen Forint,<br />
viel zu niedrig. Indes wolle die Regierung<br />
weder in der Frage des Eids<br />
noch in jener des Einkommens<br />
kleinbeigeben, betonte Orbán.<br />
Orbán: Es wurden<br />
keine Vorbedingungen diktiert<br />
Zur Initiierung von drei Vertragsverletzungsverfahren<br />
gegen <strong>Ungarn</strong><br />
kam es deshalb, weil Ende des Vorjahres<br />
drei Gesetze von der Regierung<br />
Orbán verabschiedet worden<br />
waren, die nach Ansicht der EU-<br />
Kommission gegen EU-Recht verstoßen.<br />
Die Gesetze betreffen die<br />
Notenbank, die Justiz und den Datenschutz.<br />
Alle drei Rechtstexte<br />
wurden der neuen Verfassung, die<br />
am 1. Januar dieses Jahres in Kraft<br />
trat, als sogenannte Zweidrittelge-<br />
223.22<br />
26 Jan.<br />
234.97<br />
19 Jan.<br />
setze beigefügt.<br />
Angesprochen darauf, dass Kommissionspräsident<br />
Barroso die Beilegung<br />
des Streits um die beanstandeten<br />
ungarischen Gesetze als Vorbedingung<br />
für Kredit-Verhandlungen<br />
mit dem IWF gemacht habe,<br />
sagte Orbán, er habe diesbezüglich<br />
noch nichts Schriftliches bekommen.<br />
„Niemand hat <strong>Ungarn</strong> ein<br />
Dokument übergeben, in dem Vorbedingungen<br />
für den Beginn von<br />
Verhandlungen mit IWF und EU<br />
vorgeschrieben werden“, so Orbán.<br />
Der Premier fügte hinzu, dass ein<br />
solches Vorgehen der EU auch<br />
„ziemlich unfreundlich“ wäre.<br />
Am Freitag traf Viktor Orbán<br />
auch mit dem österreichischen Vizekanzler<br />
und Außenminister Michael<br />
Spindelegger zusammen, der<br />
zu einer Stippvisite nach Budapest<br />
gereist war. Nach seiner Unterre-<br />
dung mit Spindelegger, erklärte Orbán,<br />
dass seine Regierung angesichts<br />
der „angespannten Stimmung“<br />
sogar bereit sei, auch solche<br />
von der EU-Kommission beanstandeten<br />
Gesetze zu ändern, die nach<br />
ihrer eigenen Überzeugung nicht<br />
gegen EU-Recht verstoßen.<br />
Orbán-Sprecher Szijjártó<br />
formuliert schärfer<br />
BZT / Aaron Taylor<br />
Offenbar beseelt von den beispiellosen<br />
Menschenmassen beim „Friedensmarsch“<br />
zugunsten der Regierung<br />
am Samstag zuvor (Lesen Sie<br />
auf den Seiten 1, 3 und 4) schlug der<br />
Sprecher Orbáns, Péter Szijjártó, am<br />
vergangenen Montag gegenüber dem<br />
regierungsnahen Nachrichtensender<br />
hírTV bereits schärfere Töne an als<br />
sein Vorgesetzter.<br />
Fortsetzung auf Seite 5<br />
771785 110000 1 2 0 0 4
2 BUDAPESTER ZEITUNG POLITIK 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />
KOMPAKT<br />
� Orbán sieht größte Herausforderung<br />
seiner Karriere. Am vergangenen<br />
Mittwoch erschien in der US-amerikanischen<br />
Wirtschaftstageszeitung Wall<br />
Street Journal ein Interview mit Regierungschef<br />
Viktor Orbán. Der Premier<br />
sagte darin, dass er vor der größten<br />
Herausforderung seiner politischen<br />
Karriere stehe. „Es muss nicht nur eine<br />
Wirtschaftspolitik ausgearbeitet werden,<br />
die die Verschuldung bremst, sondern<br />
auch ein Budget geschnürt werden,<br />
das das Defizit unter 3% drückt.<br />
Nur dass es in der EU derzeit eine<br />
Rezession gibt und das Wachstum auch<br />
in <strong>Ungarn</strong> niedrig ist“, erklärte Orbán.<br />
� Bürgermeister von Szeged prescht<br />
in der MSZP vor. Der sozialistische<br />
Bürgermeister der südostungarischen<br />
Stadt Szeged, László Botka (38), bewirbt<br />
sich bei den oppositionellen Sozialisten<br />
(MSZP) um das Amt des Vorsitzenden<br />
des Parteiausschusses. Die<br />
Wahl wird auf dem MSZP-Parteitag im<br />
März stattfinden. Botka begründete<br />
seine Ambitionen gegenüber der <strong>Zeitung</strong><br />
Népszabadság damit, dass die<br />
MSZP nicht nur eines neuen Stils, sondern<br />
auch einer höheren Tourenzahl<br />
bedürfe, hierbei wolle er aktiv mithelfen.<br />
László Botka gilt als einer der Hoffnungsträger<br />
bei den Sozialisten. Er<br />
wurde bereits 2 Mal als Bürgermeister<br />
von Szeged wiedergewählt (2006 und<br />
2010).<br />
� Meinungsforschungsinstitut sieht<br />
MSZP und Jobbik ex aequo. Aus der<br />
Januar-Erhebung des Meinungsforschungsinstituts<br />
Tárki geht hervor, dass<br />
die oppositionellen Sozialisten (MSZP)<br />
und die rechtsradikale Partei Jobbik<br />
unter allen Befragten mit 11% gleichauf<br />
liegen. In der genannten Umfrage liegt<br />
die Regierungspartei Fidesz mit 18%<br />
voran. Die Partei „Eine andere Politik ist<br />
möglich“ (LMP) liegt bei 4%.<br />
� Europäische Union verschärft Defizitverfahren<br />
gegen <strong>Ungarn</strong>. Am vergangenen<br />
Dienstag beschlossen die<br />
Finanzminister der EU-27 eine Verschärfung<br />
des Defizitverfahrens gegen<br />
<strong>Ungarn</strong>. Konkret heißt das, dass Budapest<br />
2 Monate bekommt, sein Defizit<br />
strukturell und nicht wie bisher durch<br />
Einzelmaßnahmen nachhaltig zu senken.<br />
Da <strong>Ungarn</strong> kein Euroland ist, sind<br />
aber keine finanziellen Sanktionen vorgesehen.<br />
Das Land riskiert jedoch,<br />
dass milliardenschwere Fördergelder<br />
aus EU-Töpfen auf Eis gelegt werden.<br />
Wirtschaftskommissar Olli Rehn hatte<br />
schon vor 2 Wochen gewarnt, dass die<br />
EU ab Januar 2013 Mittel aus dem<br />
Kohäsionsfonds zurückhalten könnte,<br />
sollte <strong>Ungarn</strong> nicht umsteuern. So könnten<br />
<strong>Ungarn</strong>, das auf eine finanzielle<br />
Hilfe von IWF und EU dringend angewiesen<br />
ist, 1,7% des BIPs verlorengehen,<br />
verlautete aus Brüssel.<br />
BUDAPESTER ZEITUNG<br />
ISSN 1419-8770<br />
Verlag: BZT Media Kft.<br />
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Chefredakteur & Herausgeber: Jan Mainka<br />
Tel: 453-0752, 453-0753 Fax: 240-7583<br />
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Politik: Peter Bognar<br />
Kultur: Ines Gruber<br />
Fotos: Aaron Taylor<br />
Layout: Zsuzsa Urbán<br />
Marketing & Sales: Jan Mainka<br />
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Im Auftrag der MAGPRINT KFT. gedruckt von:<br />
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<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong> ist Partner der:<br />
THE BUDAPEST TIMES<br />
as war die Botschaft der Pro-<br />
WRegierungs-Demonstration am Samstag? Wofür standen die<br />
Menschen ein? Warum nahmen so<br />
viele teil? Wieviele Menschen haben<br />
auf einem Quadratmeter Platz? Wer<br />
half bei der Organisation der<br />
Kundgebung? – Fragen wie diese<br />
werden in der Öffentlichkeit derzeit<br />
nicht nur von den Sympathisanten,<br />
sondern auch von diversen Politikern<br />
fieberhaft erörtert. Dies ist natürlich<br />
nicht weiter überraschend:<br />
Im politischen Kampf dreht sich alles<br />
um die aktuellen Vor- und<br />
Nachteile. Sachlichkeit und Objektivität<br />
haben da keinen Platz: Jeder<br />
ausgesprochene Satz wird auf die<br />
Waagschale gelegt und instrumentalisiert<br />
– unabhängig von den Absichten<br />
des Sprechers.<br />
Obwohl ich die Regeln dieses<br />
Spiels durchaus verstehe, bin ich<br />
der Meinung, dass die ungarische<br />
Bei anderen gelesen<br />
Ohrenbetäubender Schlachtlärm<br />
Regierungschef Viktor Orbán hatte nach dem erdrutschartigen<br />
Wahlsieg des Fidesz im April 2010<br />
von einer „Revolution in den Wahlkabinen gesprochen“.<br />
Der Begriff „Revolution“ avancierte<br />
fortan zum geflügelten Wort unter Regierungspolitikern,<br />
nicht zuletzt deshalb, um die gewaltigen<br />
Umwälzungen in den vergangenen anderthalb<br />
Jahren verbal zu verdeutlichen.<br />
ie von der Regierung Orbán mit großem<br />
DGetöse vorangetriebene „Revolution“ wollen<br />
Ex-Premier Ferenc Gyurcsány (2004-2009) und seine<br />
Partei Demokratische Koalition (DK) nach den<br />
Parlamentswahlen 2014 rückgängig machen, sozusagen<br />
durch eine Konterrevolution, „Systemrückverwandlung“<br />
heißt das im Jargon der DK.<br />
Vorreiterrolle in Sachen<br />
finanzieller Transparenz<br />
VON GÁBOR TÖRÖK<br />
Während die laufende Legislaturperiode noch nicht einmal ihre Halbzeit<br />
erreicht hat und die Gesetzgeber sich obendrein in der Winterpause befinden,<br />
ist auf der politischen Bühne schon jetzt ein derart ohrenbetäubender<br />
Schlachtlärm und ein dermaßen lautes Kampfgetöse zu hören, dass ich mir<br />
gar keine Vorstellungen machen kann, wie es sein wird, wenn wir uns den<br />
Wahlen nähern werden. Jeder tut seine Aufgabe: Es wird schwadroniert,<br />
interpretiert und manipuliert, was das Zeug hält. Bisweilen wird dies so sehr<br />
auf die Spitze getrieben, dass die echten Fragen auf der Strecke bleiben.<br />
Am kommenden Wochenende hält die Gyurcsány-Partei<br />
in der <strong>Budapester</strong> Syma-Halle ihren ersten<br />
Parteitag ab. Auf diesem wollen sich die DK-<br />
Politik in den kommenden Tagen<br />
und Wochen vor Entscheidungen<br />
steht, die es den Politikern gebieten,<br />
den Kopf ein bisschen aus der<br />
Sandkiste zu heben. Das Treffen<br />
von EU-Kommissionspräsident José<br />
Manuel Barroso und Regierungschef<br />
Viktor Orbán am Dienstag war<br />
nur ein, zweifelsohne aber wichtiges,<br />
Ereignis dieses Prozesses. Der<br />
Zeitpunkt rückt immer näher, da<br />
sich herausstellen wird, welche<br />
Voraussetzungen die Regierung genau<br />
erfüllen muss, um ein Kreditabkommen<br />
mit dem Gespann IWF-<br />
EU schließen zu können. Wenn wir<br />
schon wissen, was zu tun ist, ist die<br />
Fragestellung ziemlich einfach: Ja<br />
oder Nein? Oder mit anderen Worten:<br />
Tun wir dem Genüge, was von<br />
uns gefordert wird? Die größere<br />
Verantwortung liegt – wie immer –<br />
natürlich bei den Regierenden,<br />
doch muss ich auch betonen, dass es<br />
keineswegs unerheblich ist, in welcher<br />
Weise die Opposition sich in<br />
dieser Situation artikuliert.<br />
Von einem Forderungskatalog<br />
ist noch keine Rede<br />
Zahlreiche Mutmaßungen sind<br />
bereits darüber angestellt worden,<br />
welche Auflagen <strong>Ungarn</strong> zu erfüllen<br />
hat, von einem genauen Forderungskatalog<br />
können wir aber noch<br />
nicht sprechen. Die entscheidende<br />
Frage, die sich stellt, ist die, ob auch<br />
Auflagen gestellt werden, die von<br />
der Regierung aus wirtschaftlichen<br />
oder politischen Gründen nur<br />
schwer zu erfüllen sind. Sollten sich<br />
im Forderungskatalog Sparmaßnahmen<br />
wiederfinden, die von weiten<br />
Teilen der Gesellschaft unmittelbar<br />
zu spüren sind oder werden institutionelle<br />
Veränderungen verlangt, die<br />
dem bisherigen Kurs der Regierung<br />
zuwiderlaufen, dann werden die<br />
Regierenden einen denkbar hohen<br />
Preis dafür zahlen müssen, um das<br />
internationale Vertrauen wiederzuerlangen.<br />
Man kann sich natürlich<br />
herausreden und die neue Situation<br />
geschickt überspielen, was der Regierung<br />
wahrscheinlich auch gelingen<br />
wird. Gleichwohl ist anzunehmen,<br />
dass das schlimmste Szenario<br />
wohl kaum als Erfolg der Regierung<br />
Delegierten auf einen Ethik-Kodex einigen. Wie die<br />
<strong>Zeitung</strong> Népszabadság berichtete, ist es Ziel der<br />
Parteiführung um Ferenc Gyurcsány, die Verwendung<br />
öffentlicher Gelder, die der DK vorerst nur<br />
über ihre Parlamentsabgeordneten zufließen, Monat<br />
für Monat vor der Öffentlichkeit offenzulegen. Die<br />
DK will in Sachen Transparenz also offenbar eine<br />
Vorreiterrolle spielen.<br />
Auf dem Parteitag soll auch der Startschuss für<br />
die Ausarbeitung eines Programms fallen. Das<br />
Programm wird laut Népszabadság auf drei Säulen<br />
stehen: Verfassungssystem, Wirtschaftspolitik<br />
und Gesellschaftspolitik. Die DK gibt sich dafür<br />
ein Jahr. Nach Ansicht der Parteiführung müsse<br />
sich das Programm bereits auf die Zeit nach der<br />
Regierung Orbán richten.<br />
Népszabadság will aus vertraulichen Quellen<br />
aber auch wissen, dass die Gyurcsány-Partei es<br />
sich als Hauptziel gesetzt habe, jenes Verfassungssystem<br />
wiederherzustellen, das vor dem<br />
Amtsantritt der Regierung Orbán gültig war und<br />
auf dem Grundgesetz von 1989 beruhte. Eine<br />
„Systemrückverwandlung“ eben. Um eine solche<br />
interpretiert werden dürfte, vor allem<br />
dann nicht, wenn sie der Reihe<br />
nach Gesetze zurücknehmen oder<br />
umschreiben muss, die von ihr verabschiedet<br />
wurden.<br />
Stimmengewirr lenkt von<br />
wirklich Wichtigem ab<br />
Ich gehe davon aus, dass der<br />
Prozess der Ablenkung und Umdeutung<br />
in den nächsten Tagen –<br />
mit dem Näherrücken einer Entscheidung<br />
– neuen Schwung bekommen<br />
wird. Es steht zu erwarten,<br />
dass von da und dort vieles in<br />
den öffentlichen Diskurs geworfen<br />
wird, was mit der Situation an sich<br />
rein gar nichts zu tun haben wird.<br />
Wer nicht will, dass das Stimmengewirr<br />
seine Aufmerksamkeit von dem<br />
ablenkt, was wirklich wichtig ist,<br />
sollte sich jetzt nur auf zwei Dinge<br />
konzentrieren: auf die Forderungen<br />
und auf die Antworten. Über alles<br />
andere – Auswirkungen und Konsequenzen,<br />
Straße und politische<br />
Kraftfelder – sollte eigentlich nur<br />
danach gesprochen werden.<br />
Der Autor ist Politologe. Der hier abgedruckte<br />
Text erschien am 24.<br />
Januar auf seinem Blog www.torokgaborelemez.blog.hu.<br />
AUS DEM UNGARISCHEN<br />
Demokratische Koalition<br />
Ex-Premier Gyurcsány sinnt auf Konterrevolution<br />
„Komm zurück Feri”: Ex-Premier Gyurcsány würde gleich noch gerne die alte Verfassung mitbringen.<br />
MTI / Vajda János<br />
VON PETER BOGNAR<br />
Rückverwandlung mit der nötigen Legitimität zu<br />
unterfüttern, werde allerdings ein breiterer Konsens<br />
notwendig sein, als jener der künftigen<br />
Regierungsparteien.<br />
Konkrete wirtschaftspolitische<br />
Vorstellungen<br />
Gyurcsány und seine Demokratische Koalition<br />
haben aber auch schon konkrete wirtschaftspolitische<br />
Vorstellungen für die Zukunft. So wollen sie<br />
einen zweiten – weit höheren – Einkommensteuersatz<br />
für Vermögende einführen, Immobilien<br />
mit einem Wert von über 50 Millionen Forint sollen<br />
zudem mit einer Vermögenssteuer besteuert<br />
werden, und ab einer Erbschaft von 20 Millionen<br />
Forint soll es auch eine Erbschaftssteuer geben.<br />
Diese Steuermaßnahmen würden nach den Berechnungen<br />
der DK mindestens 200 Milliarden<br />
Forint jährlich in die Staatskasse spülen. Gelder,<br />
die für den öffentlichen Verkehr dringend notwendig<br />
seien. Diesen will die DK nämlich auf<br />
Vordermann bringen.<br />
Kein verpflichtender<br />
Religionsunterricht mehr<br />
Was die Gesellschaftspolitik angeht, hat die DK<br />
auch schon ihre Vorstellungen. Unter anderem<br />
will sie die finanzielle Privilegierung von kirchlichen<br />
Schulen ab- und darüber hinaus auch den<br />
verpflichtenden Besuch des Religions- und<br />
Ethikunterrichts einstellen. Die DK will außerdem<br />
Studiengebühren einführen, den sozial<br />
Benachteiligten jedoch mit Stipendien unter die<br />
Arme greifen. In der Sozialpolitik hingegen will<br />
sie anstelle der jetzigen Steuerbegünstigungen für<br />
Familien das System der Familienbeihilfe stärken.<br />
Ferenc Gyurcsány und die von ihm angeführte<br />
Plattform „Demokratische Koalition“ hatten sich<br />
im Oktober 2011 von den Sozialisten (MSZP)<br />
abgespalten, woraufhin die Partei Demokratische<br />
Koalition ins Leben gerufen wurde. Die neue<br />
Partei hat laut Népszabadság rund 3.400 registrierte<br />
Mitglieder, etwa 400 Anträge auf<br />
Parteimitgliedschaft sollen noch in Bearbeitung<br />
sein.<br />
PB
27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 POLITIK BUDAPESTER ZEITUNG 3<br />
Budapest erlebte größte Demonstration seit der Wende<br />
„Nimmer nach links!“<br />
Der Kossuth tér vorm Parlament war letzten Sonnabendnachmittag<br />
gegen halb sechs bereits gut gefüllt,<br />
als die Spitze des Stunden zuvor am Heldenplatz gestarteten<br />
„Friedensmarsches für <strong>Ungarn</strong>“ hier eintraf. Eine<br />
Stunde lang flutete der Menschenstrom danach durch<br />
die Alkotás utca (Straße der Verfassung) Richtung<br />
Parlament, um den Kossuth tér sodann aus<br />
Platzgründen gleich wieder in nördlicher und südlicher<br />
Richtung zu verlassen.<br />
ingeladen hatten zu der Großveranstaltung mehre-<br />
Ere konservative Persönlichkeiten, darunter Zsolt<br />
Bayer (Publizist bei der konservativen Tageszeitung<br />
Magyar Hírlap), András Bencsik (Chefredakteur der<br />
konservativen Wochenzeitung Demokrata), László Csizmadia<br />
(Sprecher des Forums für zivilen Zusammenhalt),<br />
István Stefka (Chefredakteur von Magyar<br />
Hírlap) und der Großindustrielle und Eigentümer von<br />
Magyar Hírlap, Gábor Széles. Dem Aufruf angeschlossen<br />
hatten sich auch verschiedene Zivilorganisationen<br />
wie der Batthyányi-Kreis sowie zahlreiche lokale<br />
Vertretungen der Zigeunerminderheit.<br />
Schätzungen hinsichtlich der Zahl der Teilnehmer variieren<br />
je nach politischem Lager: Während die<br />
Organisatoren kurz nach dem Marsch von „über<br />
500.000 Teilnehmern“ sprachen, legte sich die linksliberale<br />
Presse in <strong>Ungarn</strong> am Montag auf einen Wert um die<br />
100.000 fest. Das untere Ende der Schätzungen markierte<br />
das Gros der westliche Medien, deren ungarische<br />
Zuträger nur „einige Zehntausend“ Teilnehmer beim<br />
„Friedensmarsch“ gesehen haben wollen. Der Wahrheit<br />
am nächsten kommt vielleicht das Innenministerium,<br />
das in einer Pressemitteilung eine Schätzung von<br />
400.000 Teilnehmern verlautbarte. Immerhin hatte diese<br />
Institution wohl den besten Überblick, kreiste doch<br />
gelegentlich ein Polizeihubschrauber über der langgestreckten<br />
Marschsäule.<br />
Zahlenkrieg um genaue<br />
Teilnehmerzahl<br />
Hinter dem Zahlenkrieg dürfte von linksliberaler<br />
Seite das Bestreben stehen, die aktuelle Demonstration<br />
in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit auf eine Stufe<br />
mit der Anti-Regierungs-Kundgebung der Opposition<br />
am ersten Neujahrsmontag zu stellen. Bei dieser von<br />
westlichen Medienvertretern – im Gegensatz zur jüngsten<br />
Demonstration – mit höchster Aufmerksamkeit<br />
und Wertschätzung begleiteten Kundgebung aus Anlass<br />
des Festakts der Regierung zum Inkrafttreten der neuen<br />
Verfassung waren auf der Andrássy út vor der Oper<br />
nämlich tatsächlich nur „einige Zehntausend“ Teilnehmer<br />
erschienen. Wieviele Teilnehmer die Pro-Regierungs-Demonstration<br />
letztendlich wirklich hatte, wird<br />
sich vor allem wegen ihrer Ausbreitung und Dynamik<br />
wohl nie restlos klären lassen, fest steht aber, dass es sich<br />
um die größte Demonstration seit der Trauerkundgebung<br />
zur Wiederbestattung von 56er Revolutionsmärtyrern,<br />
darunter Premier Imre Nagy, am 16. Juni<br />
1989 auf dem <strong>Budapester</strong> Heldenplatz gehandelt hat.<br />
Die Teilnehmer repräsentierten einen breiten Querschnitt<br />
der ungarischen Gesellschaft. Gekommen waren<br />
Junge und Alte, sichtbar Wohlsituierte und Leute aus<br />
einfacheren Verhältnissen, <strong>Budapester</strong> und <strong>Ungarn</strong> vom<br />
Land, einige sogar aus den abgetrennten ungarischen<br />
Gebieten im heutigen Rumänien und der Slowakei.<br />
Gemeinsam war allen, dass sie genug hatten von den<br />
heftigen, zuletzt fast pausenlosen Einmischungs- und<br />
Gängelungsversuchen seitens westeuropäischer Politiker<br />
und nicht zuletzt von der unsachlichen <strong>Ungarn</strong>-Berichterstattung<br />
in den westlichen Medien. Die Kundgebung<br />
wirkte wie ein verzweifelter Versuch, sich auf diese<br />
Weise bei den westlichen Beobachtern Gehör zu verschaffen.<br />
Und so war auch mindestens die Hälfte der<br />
Transparente in englischer, deutscher und sogar französischer<br />
Sprache beschriftet. Tenor der Losungen waren<br />
sowohl ein klares Bekenntnis zur Person und Regierung<br />
von Premier Viktor Orbán als auch die Absage an äußere<br />
Einmischungsversuche.<br />
Obwohl durch die vielen Plakate, auf denen in knappen<br />
Worten Premier Orbán Unterstützung zugesichert<br />
wurde, der Eindruck entstehen konnte, hier stehe eine<br />
tumbe Masse blind hinter ihrem „Führer“ hatten die<br />
Teilnehmer durchaus auch einen Blick auf die kritischen<br />
Seiten seiner Politik. „Natürlich macht Orbán auch<br />
Fehler, bei der Wirtschaftspolitik und bei der Kommunikation<br />
hat er sogar sehr große Fehler gemacht, das ändert<br />
aber nichts an der Tatsache, dass die Schmähangriffe<br />
gegen unser Land und die permanenten Demütigungen<br />
durch die EU inakzeptabel sind. Es ist sicher<br />
nicht leicht, in dieser Atmosphäre sein Land nach außen<br />
zu vertreten“, so ein bei einem deutschen Unternehmen<br />
beschäftigter ungarischer Manager zu seinen Motiven<br />
für die Teilnahme gegenüber der BUDAPESTER ZEITUNG.<br />
Ähnlich äußerten sich auch zwei weitere Geschäftsleute.<br />
Klares Bekenntnis<br />
zur Demokratie<br />
Weitere häufig wiederkehrende Motive waren das<br />
Bekenntnis zur Demokratie und ein Nein zu Großmachtbestrebungen<br />
fremder Mächte auf Kosten <strong>Ungarn</strong>s.<br />
Trotz Ähnlichkeiten in den Grundaussagen glich<br />
rein äußerlich kaum ein Plakat dem anderen. Den meisten<br />
sah man ihre hausgemachte Herkunft an. Es gab<br />
anspruchsvoll gefertigte, aber auch sehr simple. Einige<br />
Transparente glichen wahren 3D-Installationen und<br />
mobilen Wandzeitungen. Es gab aber auch einfache<br />
Mütterchen, die das, was sie für richtig hielten, nur mit<br />
Filzstift auf ein kleines Stück Pappe geschrieben hatten<br />
und es dennoch nicht minder selbstbewusst in die Höhe<br />
hielten. Von den westlichen Medien wurden all diese<br />
Anstrengungen allerdings nicht gewürdigt. Bis auf ein<br />
paar, mehr diffamierende als informierende Kurzmeldungen<br />
wurde die größte Demonstration seit der<br />
Wende von ihnen komplett totgeschwiegen.<br />
Kein Wunder, schließlich gab es bei dieser Demonstration<br />
nichts, womit man gängige Orbán-<strong>Ungarn</strong>-<br />
Klischees in westlichen Redaktionen hätte bedienen<br />
können. Unter den Demonstrierenden gab es keine<br />
Neonazis, keine rassistischen Sprüche, es wurden keine<br />
EU-Fahnen verbrannt wie eine Woche zuvor auf einer<br />
Kundgebung der rechtsradikalen Partei Jobbik, ja, es<br />
war nicht einmal eine Atmosphäre vorhanden, in der<br />
EU-Fahnen hätten abgefackelt werden können. Stattdessen<br />
herrschte eine ausgelassene, geradezu volksfestartige<br />
Stimmung, es gab viele freudestrahlende, erleichterte<br />
Gesichter. Man begegnete sich zuvorkommend und<br />
rücksichtvoll. Trotz des Ernstes des Anlasses wurde auch<br />
viel gelacht. Etwa als ein Redner die den Kossuth tér erreichenden<br />
Demonstranten aufforderte, den Platz sofort<br />
„entweder nach links oder rechts“ zu räumen und ihm<br />
daraufhin ein vielstimmiges „Nimmer nach links!“ zurückschallte.<br />
Bei der nächsten Ansage bat er die<br />
Demonstrierenden betont, den Platz in „nördlicher oder<br />
südlicher Richtung“ zu verlassen.<br />
Immer wieder stimmte die Menge Sprechchöre an<br />
wie „Viktor, Viktor!“, „Wir lassen es nicht zu!“, „Wir haben<br />
keine Angst!“ oder „Zweidrittel, Zweidrittel!“, das<br />
ähnlich wie das trotzige „Wir sind das Volk!“ der<br />
Leipziger Montagsdemos darin erinnern sollte, nach<br />
wessen Pfeife die Regierung tanzen sollte. Einige gerufene<br />
Parolen wurden aufgegriffen, andere verstummten<br />
rasch wieder. Daneben wurden aber auch immer wieder,<br />
hauptsächlich von älteren Teilnehmerinnen, traurig klingende<br />
ungarische Lieder angestimmt. Den Höhepunkt<br />
bildete das gemeinsame Absingen des Szózat (dt.<br />
Aufruf), der zweiten offiziellen Nationalhymne der<br />
<strong>Ungarn</strong>: „Deiner Heimat sei unerschütterlich treu, oh<br />
Ungar! (...)“ Wenig später zerstreuten sich die Menschen<br />
in dem festen Bewusstsein, etwas Gutes für ihre<br />
Heimat getan zu haben, sie gingen genauso friedlich<br />
auseinander, wie sie zuvor demonstriert hatten.<br />
JAN MAINKA<br />
BZT / Aaron Taylor (18)
4 BUDAPESTER ZEITUNG MEINUNG 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />
Während die Demonstranten letzten Sonnabend freudig in Richtung<br />
Parlament marschierten, konnten sie noch nicht wissen, dass einer ihrer<br />
Kritikpunkte, nämlich die besonders in letzter Zeit immer unsachlichere<br />
und tendenziösere Berichterstattung westlicher Medien über <strong>Ungarn</strong>, wenige<br />
Stunden später neue Nahrung erhalten sollte. Die journalistische<br />
Wiedergabe und Aufarbeitung der größten Kundgebung <strong>Ungarn</strong>s seit der<br />
Wende spottete jeglichen professionellen Standards.<br />
ährend westliche Politiker im<br />
W Schulterschluss mit ihren<br />
Journalisten nicht müde werden,<br />
die ungarische Regierung zu attackieren,<br />
weil es hier angeblich keine<br />
Pressefreiheit und keine ausgewogene<br />
Berichterstattung mehr gäbe,<br />
lieferten sie jetzt selbst ein Paradebeispiel,<br />
wie man es in Sachen<br />
Berichterstattung besser nicht machen<br />
sollte. Während sie auf der einen<br />
Seite vor knapp drei Wochen eine<br />
Kundgebung der Opposition vor<br />
der <strong>Budapester</strong> Oper derart hymnisch<br />
feierten und hochjubelten,<br />
dass man als unbedarfter Rezipient<br />
solcher Meldungen schon quasi die<br />
Totenglöckchen der Orbán-Regierung<br />
hatte läuten hören, hatte die<br />
aktuelle Demonstration das Nachsehen.<br />
Für diese hatten die wackeren<br />
Vertreter der von ihnen selbst so<br />
gepriesenen westlichen Meinungsfreiheit<br />
nur Ignoranz und höchstens<br />
ein paar übelwollende, diffamierende<br />
Bemerkungen übrig – was man<br />
dieser Tage in Sachen Orbán-<strong>Ungarn</strong><br />
in deutschsprachigen Medien<br />
eben so bekommt. Meinungspluralismus,<br />
objektive Berichterstattung<br />
– Fehlanzeige.<br />
In Verkennung der Aufgaben ihres<br />
Berufsstandes drückten westliche<br />
Medienvertreter ihren Lesern<br />
und Zuschauern durch die ungleiche<br />
Behandlung der beiden Demonstrationen<br />
hemmungslos ihre per-<br />
VON BENCE INKEI<br />
Selbst die seriösesten internationalen Blätter<br />
begehen immer wieder denselben Fehler,<br />
wenn sie über <strong>Ungarn</strong> berichten: Sie wenden<br />
sich seit 20 Jahren an die immergleichen<br />
Informanten. So tragen auch sie maßgeblich<br />
dazu bei, dass wir uns wie zu Beginn der<br />
neunziger Jahre fühlen. (…) Man kann sich<br />
des Eindrucks nicht erwehren, dass das<br />
Trommelfeuer an Kritik, dass in diesen Tagen<br />
von Seiten der ausländischen Presse auf die<br />
Regierung von Viktor Orbán niederprasselt,<br />
frappant an die Zeit der Demokratischen<br />
Charta vor zwanzig Jahren erinnert.<br />
s lohnt sich, einen Blick zurückzuwerfen, in<br />
Ewelcher Art und Weise die von SZDSZ-nahen<br />
Zivilpersonen gegründete Demokratische<br />
Charta 1991 Panikmache betrieb: mit einer<br />
Demokratie, die sich in Gefahr befindet, mit<br />
dem drohenden Vormarsch der radikalen<br />
Rechten und mit der Expansion des Antisemitismus.<br />
Diese Sorgen sind insofern lächerlich,<br />
als man der Regierung von József Antall<br />
(1990-1994) eines mit Sicherheit nicht vorwerfen<br />
kann: die Demokratie gefährdet zu haben.<br />
Es lässt sich auch schwer von der Hand weisen,<br />
dass József Antall dem radikalen Flügel des damaligen<br />
Ungarischen Demokratenforums<br />
(MDF) unter István Csurka keinen Raum zur<br />
Entfaltung ließ, was noch während der ersten<br />
Legislaturperiode nach der Wende zum Austritt<br />
des Csurka-Flügels führte (István Csurka gründete<br />
daraufhin die Partei für Wahrheit und<br />
Leben [MIÉP]). Andererseits ist es aber auch<br />
verständlich, dass jene Stimmen im öffentlichen<br />
Kommentar zur westlichen Berichterstattung über den Friedensmarsch<br />
Weggeschaut<br />
sönliche Meinung über die ungarischen<br />
Verhältnisse aufs Auge: Die<br />
bei der Oper, das waren die Guten,<br />
und die beim Parlament nur ein<br />
paar fremdgesteuerte Idioten. Nun<br />
steht ja jedem frei, die einen wie die<br />
anderen für Gute oder Idioten zu<br />
halten. Aber dieses Werturteil sollte<br />
doch nicht gleich von den Vermittlern<br />
zwischen ungarischer Wirklichkeit<br />
und westeuropäischen Bürgern<br />
selbst kommen. Vielleicht ein wenig<br />
antiquiert die Auffassung, aber die<br />
Aufgabe von Berichterstattern sollte<br />
primär darin bestehen, darüber zu<br />
berichten, was ist. Das ist ihr vorrangiger<br />
Job. Der muss erst einmal<br />
korrekt erledigt werden. Und wenn<br />
dann immer noch Zeit und Platz<br />
bleibt, dann kann freilich auch mal<br />
die persönliche Sicht der Dinge zur<br />
Sprache kommen. Warum nicht?<br />
Die Gedanken sind frei.<br />
Wegschauen spart<br />
Korrigieren<br />
Die Absicht, die mit der äußerst<br />
sparsamen Berichterstattung über<br />
die aktuelle Großdemo verfolgt<br />
wurde, ist offenkundig, hätte doch<br />
schon das bloße Zeigen der realen<br />
Bilder einige sorgsam entwickelte<br />
Grundthesen zum Friedensmarsch<br />
gefährlich ins Wanken gebracht. So<br />
etwa das Bestreben, Oper- und Parlamentsdemo<br />
hinsichtlich ihrer<br />
Leben des Landes, die unweigerlich an die dreißiger<br />
und vierziger Jahre erinnern ließen, vielen<br />
Menschen Angst einjagten. Gleichwohl hatte<br />
die radikale Rechte in <strong>Ungarn</strong> kein größeres<br />
Lager als andere rechtsextreme Parteien anderswo<br />
in Westeuropa. In dieser Zeit erschienen in<br />
den einflussreichsten <strong>Zeitung</strong>en Deutschlands,<br />
Frankreichs, Österreichs und anderer westlicher<br />
Länder zum ersten Mal Artikel, in denen regelmäßig<br />
oppositionelle Intellektuelle zu Wort kamen,<br />
die im Hinblick auf das öffentliche Leben<br />
in <strong>Ungarn</strong> über Fremdenhass, Antisemitismus<br />
und Horthy-Nostalgie klagten.<br />
In politischer Hinsicht sind<br />
Konráds Äußerungen absolut irrelevant<br />
Seither sind zwanzig Jahre verstrichen,<br />
Regierungen kamen und gingen, und auch die<br />
Parteienlandschaft veränderte sich unentwegt.<br />
Eines indes ist bis heute geblieben: die rechtsradikale<br />
Gefahr. (…) Die über <strong>Ungarn</strong> berichtenden<br />
ausländischen <strong>Zeitung</strong>en schreiben<br />
auch heute nahezu dasselbe wie vor zwanzig<br />
Jahren, wobei die beiden am meisten zitierten<br />
Personen der Schriftsteller György Konrád und<br />
der Pianist András Schiff sind. Erstgenannter<br />
ist nicht nur Mitbegründer des liberalen Bunds<br />
der Freien Demokraten (SZDSZ), sondern<br />
auch der Demokratischen Charta. Obwohl er<br />
niemals ein politisches Amt bekleidete, galt er<br />
lange Zeit als einer der einflussreichsten<br />
Meinungsbildner jenes SZDSZ, der Anfang<br />
der Neunziger eine der größten Parteien in<br />
<strong>Ungarn</strong> war. Vor zwanzig Jahren konnte man<br />
das Argument also durchaus gelten lassen, dass<br />
seine Meinung nicht unerheblich sei, im Jahr<br />
Teilnehmerzahl in etwa auf eine<br />
ähnliche Ebene – Sprachregelung:<br />
„einige zehntausend Teilnehmer“ –<br />
zu heben. Schon die Erwähnung,<br />
dass bei der aktuellen Demo nicht<br />
nur ein kleiner Abschnitt auf der<br />
Andrássy út wie bei der Operndemo,<br />
sondern ein etwa drei Kilometer<br />
langer Abschnitt zwischen Oktogon<br />
und Parlament, einschließlich des<br />
Kossuth tér, gut mit Menschen gefüllt<br />
war, hätte die bemühte These<br />
von der ähnlichen Größe sofort<br />
sterben lassen.<br />
Eine halbwegs genaue Beschreibung,<br />
was das für Leute waren, die<br />
Richtung Parlament marschierten,<br />
hätte wiederum die mit Ausdrücken<br />
wie „auf Einladung ultrarechter<br />
Personen“ bewusst inszenierte These<br />
zerstört, bei der Demo würde es<br />
sich nur um einen tumben Naziaufmarsch<br />
handeln. Eine These, die<br />
ebenso ins Wanken geraten wäre,<br />
wenn korrekterweise auch die weiteren<br />
Mit-Organisatoren erwähnt<br />
worden wären, so etwa einige hundert<br />
Zigeuner-Selbstverwaltungen –<br />
übrigens kein Rassismus, so nennen<br />
sich die Roma-Vertretungen hier<br />
selbst.<br />
Auch die These der EU-Feindlichkeit<br />
hätte nicht aufrecht erhalten<br />
werden können. So hätte nämlich<br />
ein offener Beobachter inmitten der<br />
vielen EU-kritischen Losungen etwa<br />
auch immer wieder einzelne<br />
EU-Fahnen sehen können, die aber<br />
dummerweise nicht zum Verbrennen<br />
mitgeführt wurden, sondern<br />
wohl um allen Demütigungen zum<br />
Trotz die weitere Zugehörigkeit<br />
zum europäischen Staatenbund zu<br />
bekunden. EU-Fahnen werden in<br />
<strong>Ungarn</strong> zwar auch manchmal ver-<br />
brannt, aber dann eher auf echten<br />
„ultrarechten“ Veranstaltungen wie<br />
der Jobbik-Demonstration eine<br />
Woche vor der Großdemo. Ein kleiner,<br />
aber wichtiger Unterschied,<br />
den man dem Intellekt westeuropäischer<br />
Leser und Fernsehzuschauer<br />
durchaus zumuten könnte und von<br />
dem auch EU-Politiker wissen sollten,<br />
bevor sie in der gewohnten<br />
Weise ansetzen, <strong>Ungarn</strong> oberlehrerhaft<br />
zu maßregeln.<br />
Geifernde EU-Fraktionschefs<br />
und brennende EU-Fahnen<br />
EU-Europa kann und wird nur<br />
funktionieren, wenn die Kommunikationunterein-<br />
ander stimmt und<br />
man sich mit<br />
Respekt begegnet.<br />
Im Fall von<br />
<strong>Ungarn</strong> ist beides<br />
empfindlich gestört.<br />
Ein sachlicher<br />
und fairer<br />
Dialog über Meinungsverschiedenheiten<br />
findet<br />
zurzeit nur in<br />
Ansätzen statt.<br />
Ein Zustand, an<br />
dessen Zustandekommen<br />
freilich<br />
auch die Orbán-Regierung mit ihrem<br />
gewöhnungsbedürftigen, inzwischen<br />
aber gebesserten Umgangsstil<br />
mit strategischen Partnern einen großen<br />
Anteil trägt.<br />
Wild geifernde EU-Fraktionschefs<br />
auf der einen und brennende<br />
EU-Fahnen auf der anderen Seite<br />
sind inzwischen sichtbarer Ausdruck<br />
des gestörten Verhältnisses.<br />
2012 ist dies aber nicht mehr der Fall. Konrád<br />
gilt zwar als anerkannter Schriftsteller, in politischer<br />
Hinsicht sind seine Äußerungen jedoch<br />
absolut irrelevant. (…) Ungeachtet dessen wurde<br />
seine Meinung dieses Jahr bereits in Le<br />
Monde und in der Frankfurter Allgemeine<br />
<strong>Zeitung</strong> abgedruckt, als gäbe es heute niemanden<br />
anderen in <strong>Ungarn</strong>, dessen Meinung für<br />
das Ausland interessant sein könnte.<br />
András Schiff seinerseits sorgte im Januar des<br />
Vorjahres für großes Aufsehen, als er in einem<br />
Leserbrief in der Washington Post die Regierung<br />
Orbán scharf kritisierte. Obwohl darin in erster<br />
Linie vom Mediengesetz die Rede ist, das damals<br />
in Kraft trat, kamen auch der<br />
Fremdenhass, Rassismus, Antisemitismus und<br />
angsterfüllte Menschen zur Sprache. Der international<br />
renommierte Pianist ging dieses Jahr<br />
sogar weiter und sprach gegenüber dem Tagesspiegel<br />
von einer Fidesz-Jobbik-Koalition und<br />
von faschistischen Brigaden, die unter Mithilfe<br />
des Staates die Roma landesweit in Angst und<br />
Schrecken versetzten. Wenn wir <strong>Ungarn</strong> nur anhand<br />
der Erzählungen von Konrád und Schiff<br />
kennen würden, dann würden wir glatt glauben,<br />
dass die Machtübernahme der Pfeilkreuzler unmittelbar<br />
bevorstünde. Wir können aber auch<br />
getrost davon ausgehen, dass in <strong>Ungarn</strong> eine<br />
Nazigefahr besteht, solange Paul Lendvai in der<br />
deutschen Presse als Richtschnur gilt, wenn von<br />
Osteuropa die Rede ist. Unverständnis ruft bei<br />
mir aber auch hervor, dass der konservative Le<br />
Figaro Tamás Bauer (ehemaliger SZDSZ-Abgeordneter<br />
und nunmehriges Mitglied der von Ex-<br />
Premier Ferenc Gyurcsány angeführten Demokratischen<br />
Koalition [DK]; Anm. d. Red.) in<br />
wirtschaftlichen Fragen zitiert und CNN sich<br />
„EU-Europa kann und<br />
wird nur funktionieren,<br />
wenn die Kommunikation<br />
untereinander<br />
stimmt und man sich<br />
mit Respekt begegnet.<br />
Im Fall von <strong>Ungarn</strong> ist<br />
beides empfindlich<br />
gestört.”<br />
Jan Mainka<br />
Gastbeitrag<br />
Das einseitige Bild der ausländischen Presse von <strong>Ungarn</strong><br />
Gemeinsam ist beiden Seiten, dass<br />
sie sich von der jeweils anderen mit<br />
ihren Sorgen und Ängsten nicht<br />
mehr richtig verstanden fühlen.<br />
In dieser Situation entschlossen<br />
sich nun einige beherzte <strong>Ungarn</strong>,<br />
ihre Sorgen in knappe – und natürlich<br />
verknappende – englische,<br />
deutsche und französische Sätze zu<br />
packen, diese auf Bettlaken und<br />
Papptafeln zu schreiben und sie gemeinsam<br />
vor westlichen Kameras<br />
und Fotoapparaten hochzuhalten.<br />
Ein verzweifelt, naiver Versuch<br />
zwar, aber immerhin ein Versuch.<br />
Vielleicht gelangen die Botschaften<br />
ja auf diesem Weg an die gewünschte<br />
Adresse. Doch was passierte? Die<br />
Angesprochenen<br />
beziehungsweise<br />
deren Augen vor<br />
Ort wandten sich<br />
einfach ungehobelt<br />
ab und ließen<br />
die hoffnungsfrohkommunizierenden<br />
<strong>Ungarn</strong> einfach<br />
dumm stehen beziehungsweise<br />
marschieren.<br />
In jeder Gesprächssituation<br />
zwischen zwei Menschen<br />
würde eine<br />
solche despektierliche Behandlung<br />
des Gesprächspartners als Unhöflichkeit<br />
und Fauxpas sondergleichen gelten.<br />
Anscheinend aber nicht, wenn es<br />
um das Gespräch unter EU-Partnern geht.<br />
Klar, auch so kann man Diskussionen<br />
aus dem Weg gehen und seine<br />
Muskeln spielen lassen, gegenseitiger<br />
Respekt sieht aber anders aus.<br />
JAN MAINKA<br />
auf Mátyás Eörsi (ehemaliger hochrangiger<br />
SZDSZ-Politiker; Anm. d. Red.) beruft.<br />
Worte von Konrád in Endlosschleife zitiert<br />
Wie schädlich dieses Phänomen ist, zeigen<br />
vor allem die vergangenen Wochen, als <strong>Ungarn</strong><br />
wegen der tragischen Tätigkeit der Regierung<br />
Orbán ins Schlaglicht der Weltpresse<br />
kam. Doch anstatt das Augenmerk auf jene<br />
Schritte der Regierung zu lenken, die wahrlich<br />
kritische Fragen aufwerfen (davon gibt es leider<br />
genug), wurden die Worte von Konrád<br />
und Schiff in der Endlosschleife zitiert. So ist<br />
in vielen Artikeln von Fremdenhass, Nationalismus,<br />
Chauvinismus, Irredentismus und<br />
Antisemitismus die Rede, und natürlich vom<br />
Schreckgespenst einer Fidesz-Jobbik-Koalition.<br />
(…) Was traurig stimmt, ist, dass gerade<br />
wegen dieser überflüssigen – zweifelsohne aber<br />
wohlklingenden – Phrasen der Kern der<br />
Probleme aus den Augen verloren wird. Obendrein<br />
hat das Sperrfeuer der westlichen Presse<br />
Hunderttausenden von ratlosen <strong>Ungarn</strong> ein<br />
willkommenes Feindbild geschaffen. Obwohl<br />
diese Menschen die wirtschaftspolitischen Fehler<br />
der Regierung an ihren Geldbörsen spüren,<br />
sind sie immer noch leicht gegen die „ausländischen<br />
Angriffe auf <strong>Ungarn</strong>“ zu mobilisieren.<br />
Der Autor ist Mitarbeiter des eher neutral berichtenden<br />
Nachrichtenportals Origo. Der hier<br />
in Auszügen abgedruckte Text erschien am 18.<br />
Januar 2011 auf dem Meinungsportal von<br />
Origo, www.komment.hu.<br />
AUS DEM UNGARISCHEN<br />
VON PETER BOGNAR
27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 WIRTSCHAFT BUDAPESTER ZEITUNG 5<br />
EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen <strong>Ungarn</strong><br />
Annäherung zwischen <strong>Ungarn</strong> und der EU<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
So sagte Szijjártó, dass der Regierungschef<br />
auf eine rasche Einigung<br />
mit Brüssel aus sei, jedoch sei die<br />
Anwendung von zweierlei Maß gegenüber<br />
<strong>Ungarn</strong> für die Regierung<br />
unakzeptabel. Er betonte, dass der<br />
„Friedensmarsch“ ein Rückenwind<br />
und Vorteil für Viktor Orbán bei<br />
den Verhandlungen in Brüssel sei.<br />
Szijjártó betonte zudem, die Regierung<br />
werde niemals ein Abkommen<br />
schließen, dass den Interessen der<br />
ungarischen Nation und <strong>Ungarn</strong>s<br />
zuwiderliefe.<br />
Am vergangenen Dienstag<br />
schließlich reiste Ministerpräsident<br />
Viktor Orbán nach Brüssel, um sich<br />
mit dem neuen Präsidenten des<br />
Europäischen Parlaments (EP),<br />
Martin Schulz, EU-Kommissionspräsident<br />
Barroso, dem Präsidenten<br />
des Europäischen Rates, Herman<br />
Van Rompuy und dem Präsidenten<br />
der Europäischen Volkspartei, Wilfried<br />
Martens, zu Gesprächen zu<br />
treffen. Nach dem Treffen mit dem<br />
ungarischen Regierungschef sagte<br />
der sozialdemokratische EP-Präsident<br />
Schulz, dass er ein „offenes<br />
und fruchtbares Gespräch“ mit Orbán<br />
geführt habe, in vielen Fragen<br />
seien sie allerdings unterschiedlicher<br />
Meinung gewesen. Das Treffen habe<br />
im Zeichen von wechselseitiger<br />
Anerkennung, aber auch von Konfrontation<br />
gestanden, sagte Schulz.<br />
Der EP-Präsident sagte außerdem,<br />
die Europäische Union müsse<br />
sich darüber klar werden, dass „Herr<br />
Orbán ein gescheiter Mensch“ sei,<br />
umgekehrt müsse sich aber auch der<br />
ungarische Premier darüber klar<br />
werden, dass „auch die Europäer<br />
nicht dumm sind“. Laut Schulz<br />
wendet Orbán in Brüssel geschickt<br />
die europäische Rhetorik an, während<br />
er in Budapest ebendiese<br />
Rhetorik geißelt. Er sagte, Brüssel<br />
müsse Orbán zu den europäischen<br />
Werten auf eine Art und Weise<br />
wiederbekehren, ohne dem ungari-<br />
Entgegen den Erwartungen hat der Notenbankrat<br />
den Basiszins am vergangenen Dienstag unverändert<br />
bei sieben Prozent belassen – statt ihn um 50 Basispunkte<br />
zu erhöhen. In der Folge fiel der Euro-Forint-Wechselkurs<br />
innerhalb von nur fünf Minuten<br />
um 0,6 Prozent. Die ungarische Währung erholte<br />
sich allerdings bald wieder, um schließlich auf ein<br />
Drei-Monate-Hoch zu klettern. Andere ungarische<br />
Vermögenswerte (Staatsanleihen, Ausfallversicherungen)<br />
schnitten in den vergangenen Tagen ebenfalls<br />
gut ab. Ist es also angebracht, die Entscheidung<br />
des Notenbankrates als gerechtfertigt zu betrachten?<br />
er jüngsten Entscheidung, den Basiszins unver-<br />
D ändert zu lassen, waren in den vergangenen<br />
beiden Monaten zwei Leitzinserhöhungen von jeweils<br />
50 Basispunkten vorausgegangen. Das Niveau<br />
des ungarischen Leitzinses ist innerhalb der EU damit<br />
am höchsten. Die Erhöhungen des Basiszinses in<br />
den vergangenen beiden Monaten sind wohl dem erhöhten<br />
Risiko geschuldet, das von den „unorthodoxen“<br />
wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Regierung<br />
und ihrer Weigerung ausgegangen war, die<br />
Inkraftsetzung jener Gesetze aufzuschieben, die<br />
international heftig umstritten sind und einem<br />
Kreditabkommen mit dem IWF im Wege stehen.<br />
Der Notenbankrat wollte dieses Risiko offenbar mit<br />
höheren Renditen für die zunehmend besorgten<br />
Investoren kompensieren. Das erhöhte Risiko war<br />
nicht zuletzt am Sturzflug des Forint und sich ver-<br />
„Es gibt keine Tabufragen”: Premier Orbán mit Kommissionschef Barroso.<br />
schen Regierungschef dabei die<br />
Möglichkeit zu geben, dies für seinen<br />
eigenen Vorteil zu nutzen oder<br />
breite Massen in <strong>Ungarn</strong> gegen die<br />
Europäische Union zu richten.<br />
Einige Streitpunkte<br />
wurden beigelegt<br />
Bei dem mit großen Erwartungen<br />
begleiteten rund zweistündigen<br />
Treffen Orbáns mit EU-Kommissionspräsident<br />
Barroso konnten einige<br />
Streitpunkte beigelegt werden,<br />
bei anderen umstrittenen Fragen<br />
wird es noch weitere Verhandlungen<br />
zwischen der ungarischen Regierung<br />
und der EU-Kommission<br />
geben. Wie die Online-Ausgabe der<br />
Wochenzeitung hvg berichtete, gab<br />
Viktor Orbán nach den Gesprächen<br />
mit Barroso dies selbst bekannt.<br />
Der Ministerpräsident sagte, es gebe<br />
rechtliche Fragen, bei denen er<br />
den Standpunkt Brüssels anstandslos<br />
akzeptiere, weil es sich nicht um<br />
strategische Fragen handle. Die Zu-<br />
sammenlegung von Notenbank und<br />
Finanzaufsicht etwa sei so eine Frage.<br />
Orbán und seine Regierung haben<br />
sich der EU-Kommission auch<br />
darin willfährig gebeugt, nun doch<br />
keine Regierungsdelegierten in das<br />
oberste Entscheidungsgremium der<br />
Notenbank, den Notenbankrat, zu<br />
entsenden. Wie schon im Vorfeld<br />
des Treffens mit Barroso angekündigt,<br />
ist die Regierung in Sachen Notenbankpräsident<br />
jedoch nicht willens,<br />
bei der Frage des Eids auf die<br />
Verfassung und des gesetzlich geregelten<br />
Einkommens des Nationalbankchefs<br />
nachzugeben.<br />
Eine Lösung dagegen sieht Orbán<br />
bei der umstrittenen Frage der<br />
Abschaffung des Postens des Datenschutzbeauftragten.<br />
Mit Blick auf<br />
die Absenkung des gesetzlichen<br />
Pensionseintrittsalters bei Richtern<br />
von 70 auf 62 Jahre, erklärte der<br />
Regierungschef, dass dies lediglich<br />
im Zuge einer allgemeinen Angleichung<br />
des Rentenalters geschehe.<br />
Seine Regierung erwarte von Brüs-<br />
teuernden Ausfallversicherungen (CDS) abzulesen.<br />
So sackte der Forint im Januar auf einen historischen<br />
Tiefstand ab, während die Fünf-Jahres-Ausfallversicherungen<br />
auf einen Höchststand kletterten. Die Erwartungen<br />
der Investoren im Hinblick auf steigende<br />
Renditen wurden durch die galoppierenden Renditen<br />
bei den ungarischen Staatsanleihen letztlich weit<br />
überflügelt.<br />
Eine Umkehr dieses Prozesses erfolgte erst zu jenem<br />
Zeitpunkt, als die Regierung von ihrer unbeugsamen<br />
Haltung abrückte und gegenüber künftigen<br />
Gläubigern, zumal dem IWF, Kompromissbereitschaft<br />
signalisierte. Zu einem besseren Gesamtbild<br />
trugen auch die Konjunkturindikatoren Europas und<br />
der USA bei, die besser ausfielen als ursprünglich erwartet<br />
worden war. Als Folge wurden auf den Märkten<br />
nicht nur die Erwartungen bezüglich einer Erhöhung<br />
des ungarischen Leitzinses (150 bis 200<br />
Basispunkte) heruntergeschraubt, sondern es trat<br />
auch beim Forint und den Ausfallversicherungen eine<br />
Beruhigung ein. Immerhin erlangte so auch die<br />
monetäre Politik wieder einen größeren Handlungsspielraum<br />
bei der Bestimmung des Leitzinses.<br />
Dennoch: Die Erwartungen in Bezug auf eine<br />
Erhöhung des Basiszinses um 50 Basispunkte waren<br />
zuletzt keineswegs unbegründet. Trotz der allmählichen<br />
Beruhigung der Situation, ist der Forint noch<br />
immer ein Generator der Inflation – der Euro-<br />
Forint-Wechselkurs liegt schließlich noch immer weit<br />
über dem Niveau des vergangenen Sommers. Hinzu<br />
sel nun den Beweis dafür, dass es<br />
sich hierbei in irgendeiner Form um<br />
eine Diskriminierung handle.<br />
Barroso erwartet<br />
rasche Antworten<br />
EU-Kommissionspräsident Barroso<br />
sagte nach dem Treffen mit Orbán,<br />
dass er von <strong>Ungarn</strong> rasche<br />
Antworten auf die Sorgen und Bedenken<br />
der Kommission erwarte.<br />
Barroso betonte, dass die EU-Kommission<br />
jederzeit bereit sei, diese<br />
Antworten umgehend zu bewerten,<br />
nachdem sie diese bekommen habe.<br />
Barroso bot den ungarischen Behörden<br />
auch die Hilfe der Kommission<br />
an, um die umstrittenen Fragen<br />
zwischen Brüssel und Budapest<br />
so rasch wie möglich zu lösen.<br />
Beim Heimflug aus Brüssel gab<br />
Viktor Orbán dem Nachrichtensender<br />
hírTV ein Interview. Zu den<br />
Gesprächen mit Barroso sagte Orbán,<br />
dass es keine Frage mehr gebe,<br />
in der Unklarheit herrsche, die<br />
Standpunkte seiner Regierung und<br />
jener der Kommission hätten sich<br />
klar herauskristallisiert. Der Premier<br />
erklärte, er habe dem Kommissionspräsidenten<br />
klargemacht, dass<br />
die <strong>Ungarn</strong> stolz darauf seien, was<br />
die Regierung in den vergangenen<br />
anderthalb Jahren erreicht habe: Sie<br />
seien stolz auf die Verfassung, auf<br />
die Zweidrittelgesetze und auf die<br />
insgesamt 365 Rechtstexte, die seit<br />
Mai 2010 verabschiedet worden<br />
seien. Er, Orbán, habe Barroso auch<br />
versichert, dass <strong>Ungarn</strong> ein „offenes<br />
Land“ sei, in dem es „keine Tabu-<br />
Fragen“ gebe, folglich sei die Regierung<br />
bereit, über alles zu sprechen.<br />
Eines habe er sich gegenüber<br />
Brüssel aber ausbedungen, sagte<br />
Orbán: <strong>Ungarn</strong> erwarte sich von<br />
der Kommission Standpunkte, die<br />
auf Argumenten beruhen. Denn nur<br />
auf der Grundlage des Austauschs<br />
von sachlichen Argumenten könne<br />
eine Lösung herbeigeführt werden.<br />
PETER BOGNAR<br />
Analyse der Takarékbank Zrt.<br />
Ist die Beibehaltung des Basiszinsniveaus gerechtfertigt?<br />
EU / Cornelia Smet<br />
kommt, dass bei einer Verschlechterung der Risikobewertung<br />
<strong>Ungarn</strong>s (dies kann auch durch äußere<br />
Faktoren verursacht werden, etwa durch die weitere<br />
Verschärfung der Schuldenkrise in der EU) der<br />
Forint ohne weiteres wieder zu einem Sturzflug ansetzen<br />
könnte. Angesichts der großen Differenzen,<br />
welche die Regierung Orbán und das Gespann<br />
IWF/EU bei den anstehenden Kreditverhandlungen<br />
noch überwinden müssen, ist die allgemeine Prognose<br />
einer Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte in den<br />
kommenden beiden Monaten keineswegs unrealistisch.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass gerade im<br />
Kontext der Inflationsbekämpfung der Notenbank<br />
und unter Beachtung der langfristigen systemischen<br />
Finanzrisiken und -faktoren eine Erhöhung des<br />
Basiszinses am vergangenen Dienstag durchaus sinnvoll<br />
gewesen wäre. Die von der MNB an den Tag gelegte<br />
abwartende Haltung (sprich die Beibehaltung<br />
des Basiszinses) wäre eigentlich nur dann angebracht,<br />
wenn alle Risiken in Bezug auf einen IWF-<br />
Deal sowie andere äußere Finanzierungsprobleme bereits<br />
ausgeräumt wären. Mithin sind wir der Meinung,<br />
dass die jüngste Zinsentscheidung des Notenbankrates<br />
für die Glaubwürdigkeit der MNB abträglich ist.<br />
ANDRÁS OSZLAY<br />
CHEFANALYST DER TAKARÉKBANK<br />
KOMPAKT<br />
� Überraschung: Leitzins bleibt bei 7 %.<br />
Der Währungsrat der Ungarischen Nationalbank<br />
(MNB) beschloss am Dienstag zur allgemeinen<br />
Überraschung in Analystenkreisen,<br />
den Leitzins auf 7% zu belassen. Notenbankpräsident<br />
András Simor sprach von einer<br />
„knappen Entscheidung“ zu Ungunsten einer<br />
Anhebung um 50 Basispunkte. Das lässt vermuten,<br />
dass Simor und seine beiden Vizepräsidenten<br />
erstmals von den vier durch die<br />
Orbán-Regierung delegierten Mitgliedern<br />
des Gremiums überstimmt wurden.<br />
� IWF-Bericht ist pessimistisch. Im aktuellen<br />
Länderbericht für <strong>Ungarn</strong> rechnet der<br />
Internationale Währungsfonds mit einer lahmenden<br />
Konjunktur, weil die Eurozone weniger<br />
ungarische Exportgüter abnehmen und<br />
das Land Fehler in der Wirtschaftspolitik (Einheitssteuer,<br />
Schlusstilgung für Devisenkredite,<br />
Krisensondersteuern) verkraften müsse.<br />
Immerhin rechnet der IWF überhaupt noch<br />
mit Wachstum (+0,3%), wohingegen bei der<br />
EBRD bereits eine um 1,5% schrumpfende<br />
ungarische Wirtschaft prognostisiert wird. Die<br />
Experten sehen auch nicht, wie <strong>Ungarn</strong> das<br />
Haushaltsdefizit unter 3% halten will, nachdem<br />
es den im Kálmán-Széll-Plan vorgezeichneten<br />
Weg struktureller Reformen verlassen<br />
habe.<br />
� Hévíz ist die beliebteste Stadt. Im<br />
Kreise der Touristen ist Hévíz am Plattensee<br />
die beliebteste Stadt außerhalb von Budapest,<br />
teilte der Bürgermeister des Badeortes,<br />
Gábor Papp, mit. Die Anzahl der Übernachtungen<br />
übertraf im Vorjahr erstmals eine<br />
Million, was hauptsächlich einer wachsenden<br />
Anzahl russischer Kurgäste zu verdanken sei.<br />
� Parlamentsausschuss legt Bericht vor.<br />
Der Unterausschuss zur Untersuchung der<br />
Gründe für die Devisenverschuldung der<br />
Bevölkerung im Zeitraum 2002-2010 hat<br />
seinen Abschlussbericht vorgelegt. Wie der<br />
Vorsitzende des Gremiums, Ferenc Papcsák<br />
(Fidesz), ausführte, hätten alle Beteiligten<br />
versucht, die Verantwortung von sich zu<br />
schieben. Wenigstens habe sich der heutige<br />
Präsident des Bankenverbandes, Mihály<br />
Patai, im Namen der Geldinstitute bei den<br />
Familien entschuldigt. Der Verbraucherschutz<br />
habe total versagt, als die Menschen praktisch<br />
durch den Markt in die unvorteilhaften<br />
Konstruktionen gedrängt wurden.<br />
� Neuheiten im Inflations-Warenkorb.<br />
Wer schon immer Zweifel an der Inflationsstatistik<br />
hatte, der kann sich bestätigt fühlen,<br />
wenn er die Liste der neu in den Warenkorb<br />
des Zentralamts für Statistik (KSH) aufgenommenen<br />
Produkte durchstöbert. Jährlich<br />
wird eine Korrektur im Sinne des Zeitgeistes<br />
und der EU-Harmonierung vorgenommen.<br />
Fortan wird das KSH bei der Kalkulation der<br />
Verbraucherpreisteuerung etwa Gyros (an<br />
Stelle von Ofen-Sandwiches) und Smartphones<br />
(an Stelle von MP3-Playern) berücksichtigen.<br />
Zu den Neuheiten gehören noch<br />
Push-Up-BHs, E-Books und Flüssigreinigungsmittel.<br />
� Knapp 150.000 Schuldner zahlungsunfähig.<br />
Die Finanzaufsicht PSZÁF zählt in<br />
ihrem neuesten Bericht bezogen auf den Monat<br />
Oktober 2011 bereits 144.400 Privathaushalte,<br />
die mit der Tilgung ihrer (überwiegend<br />
in Fremdwährungen) aufgenommenen<br />
Kredite in Verzug von mehr als 90 Tagen<br />
geraten sind. Damit werden mittlerweile rund<br />
12% der Kredite nicht mehr bedient, die ein<br />
Volumen von 985 Mrd. Forint erreichen. Die<br />
Banken beginnen in Kürze die Zwangsversteigerung<br />
von 3% der betroffenen Immobilien<br />
– wie sie ausdrücklich betonen, ausschließlich<br />
von Kreditnehmern, die keinerlei<br />
Bereitschaft zur Zusammenarbeit gezeigt<br />
hätten.
6 BUDAPESTER ZEITUNG WIRTSCHAFT 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />
KOMPAKT<br />
� Audi Hungaria wieder auf Rekordkurs. Mit<br />
knapp 1,9 Mio. Motoren hat die Audi Hungaria<br />
Motor Kft. 2011 wieder an die Ergebnisse aus den<br />
Jahren vor der Krise anknüpfen können. Die Fahrzeugfertigung<br />
montierte zudem annähernd<br />
39.500 Autos, darunter neu rund 2.250 RS 3<br />
Sportback. In Gyõr, wo seit der Unternehmensgründung<br />
1993 insgesamt mehr als 20 Mio.<br />
Motoren gebaut wurden, waren am Jahresende<br />
bereits über 7.300 Mitarbeiter für Audi tätig. Die<br />
meisten der im Vorjahr neu eingestellten 1.200<br />
Mitarbeiter werden im entstehenden Fahrzeugwerk<br />
beschäftigt, doch auch Motorenfertigung,<br />
Werkzeugbau und technische Entwicklung benötigen<br />
immer mehr Personal.<br />
� Malév könnte doch das Geld ausgehen. Die<br />
Eigentümerstrukturen bei der ungarischen Fluggesellschaft<br />
Malév (neben dem Staat hält eine<br />
russische Bank 5% der Anteile) lassen keine<br />
Privatisierung zu, während die EU weitere staatliche<br />
Beihilfen untersagt und die Rückzahlung der<br />
zwischen 2007 und 2010 gewährten knapp 100<br />
Mrd. Ft. vorgeschrieben hat. Zu diesem Schluss<br />
kommt das Amt des Regierungsbeauftragten<br />
Gyula Budai, das einen umfassenden Bericht zur<br />
Privatisierung und Rückverstaatlichung der Malév<br />
erstellte. Darin wird die (strafrechtliche)<br />
Verantwortung der sozialistischen Regierungen<br />
von Ferenc Gyurcsány und Gordon Bajnai formuliert.<br />
� Übertragungsnetzbetreiber machte guten<br />
Gewinn. Die Mavir Zrt. hat die Erwartungen des<br />
Eigentümers MVM-Gruppe erfüllt und im Vorjahr<br />
ein operatives Ergebnis von ca. 13 Mrd. Ft. (2010:<br />
9,5 Mrd. Ft.) erzielt, informierte der Generaldirektor<br />
des Übertragungsnetzbetreibers, Zsolt Bertalan.<br />
Zu den wichtigsten Aufgaben für dieses Jahr<br />
zählte er ein sparsames Wirtschaften, was jedoch<br />
die unverzichtbaren Investitionen und die<br />
Versorgungssicherheit nicht beeinträchtigen<br />
könne, sowie die Vorbereitung der Gasbörse nach<br />
dem Vorbild der Strombörse. Die HUPX wickelt<br />
mittlerweile durchschnittlich 13% des täglichen<br />
Strombedarfs ab.<br />
� Mehr Sicherheit für die Staatsbahn. Der<br />
Staat hat einen Dienstleistungsvertrag mit der<br />
Staatsbahn MÁV bezüglich der Schienen-Infrastruktur<br />
für den Zeitraum 2011 bis 2015 abgeschlossen.<br />
Erstmals werden darin die Kosten für<br />
die Bewirtschaftung des Schienennetzes berücksichtigt,<br />
wobei unklar ist, was passiert, wenn der<br />
Staat die für die bestellten Dienstleistungen zu<br />
zahlenden Beträge auch künftig schuldig bleibt.<br />
Weil die Bahn seit Jahrzehnten unterfinanziert ist,<br />
gelten an mehreren tausend Abschnitten Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />
infolge des<br />
schlechten Schienenzustands.<br />
� Leier baut neues Werk auf der grünen Wiese.<br />
Die österreichische Leier-Gruppe wird in Gyõr<br />
auf der grünen Wiese ein Betonteilewerk für 2<br />
Mrd. Ft. errichten, gab Geschäftsführer Andor<br />
Komlós bekannt. Die Investition stützt sich auf<br />
Erwartungen des Unternehmens, wonach in der<br />
Verkehrsinfrastruktur <strong>Ungarn</strong>s nach tristen Jahren<br />
wieder größere Aufträge anstehen. Leier realisierte<br />
im Vorjahr mit 750 Mitarbeitern Umsatzerlöse<br />
von 17,1 Mrd. Ft..<br />
Die Festreden werden gehalten vom:<br />
Musikalischer Höhepunkt: Klavierdarbietung<br />
des ungarischen Pianisten Balázs Havasi<br />
Wir danken unseren Sponsoren:<br />
Auf der Jahreshauptversammlung in seinem<br />
Jubiläumsjahr – am 23. Februar feiert der Club<br />
sein zwanzigjähriges Bestehen – konnte DWC-<br />
Präsident Manfred Bey eine positive Bilanz präsentieren.<br />
Bei sämtlichen relevanten Zahlen gab<br />
es einen leichten Aufwärtstrend.<br />
u den gewachsenen Zahlen zählt insbesonde-<br />
Zre die Mitgliederzahl: nach einer kurzen<br />
Phase der Stagnation gab es hier vergangenes<br />
Jahr wieder einen leichten Zuwachs. Hatte der<br />
Club Ende 2010 noch 124 Mitglieder, waren es<br />
Ende letzten Jahres bereits 128. „Das ist noch<br />
keine riesige Entwicklung, immerhin aber ein<br />
gutes Zeichen“, würdigte Club-Chef Bey den<br />
leichten Aufwärtstrend. Zum Zeitpunkt der<br />
Hauptversammlung hatte der Club übrigens bereits<br />
132 Mitglieder.<br />
Solide Finanzlage<br />
Ähnlich solide gestalteten sich auch die<br />
Finanzen. Vorstandsmitglied Reinhard Hetzer<br />
konnte wie im Vorjahr wieder ein positives<br />
Jahresergebnis präsentieren. Nicht zu viel, um<br />
sich dem Vorwurf aussetzen zu müssen, Geld zu<br />
horten, aber auch nicht zu wenig, um eine solide<br />
Cashflow-Situation garantieren zu können. Auf<br />
jeden Fall genug, um eine Beibehaltung der<br />
Mitgliedsbeitragshöhe vorzuschlagen, was von<br />
Jahreshauptversammlung des Deutschen Wirtschaftsclubs (DWC)<br />
Schwarze Zahlen und leichter Mitgliederzuwachs<br />
DWC-Jahreshauptversammlung im Kempinski, seit letztem Jahr wieder DWC-Sitz.<br />
20 Jahre Deutscher Wirtschaftsclub<br />
20 Jahre Teil der Deutsch-Ungarischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
Galaveranstaltung<br />
den Mitgliedern<br />
ebenso<br />
wie die Entlastung<br />
des<br />
Vorstandes ohneGegenstimmenunterstützt<br />
wurde.<br />
Im Rechenschaftsbericht<br />
ging Manfred<br />
Bey – immer<br />
von Zahlen<br />
untermauert<br />
– auch noch<br />
auf verschiedene<br />
andere<br />
Entwicklungen<br />
des letzten<br />
Jahres ein.<br />
So habe sich<br />
unter ande-<br />
Donnerstag, der 23. Februar 2012, ab 15.30 Uhr im Stefánia Palais (H-1143 Budapest, Stefánia út 34-36)<br />
Ungarischen Ministerpräsidenten<br />
Herrn Viktor Orbán<br />
BZT / Aaron Taylor (2)<br />
DWC-Vorsitzender Manfred Bey bei der Präsentation des Rechenschaftsberichts:<br />
Bei den Mitgliederzahlen ging es leicht nach oben, ebenso bei ihrer Teilnahmequote.<br />
und vom vormaligen Bayerischen<br />
Ministerpräsidenten, Herrn Edmund Stoiber<br />
ren die Teilnahmequote der Mitglieder bei den<br />
Veranstaltungen deutlich verbessert. Während<br />
die Mitglieder 2010 bei DWC-Veranstaltungen<br />
nur etwa 42 Prozent der Besucher stellten – der<br />
Rest waren Partner und Gäste – verbesserte sich<br />
diese Zahl im letzten Jahr auf knapp 55<br />
Prozent.<br />
BMW, Audi und Mercedes<br />
Mit Blick auf die Veranstaltungsangebote<br />
könnte man das letztes DWC-Jahr auch als das<br />
Jahr der deutschen Premiumautomarken bezeichnen.<br />
Erst war „BWM-Dieselpapst“ Ferenc<br />
Anisits als Referent zu Gast, dann stellte Audi<br />
Motor Hungaria CFO Harald Salinger die gewaltigen<br />
Entwicklungsvorhaben des Gyõrer<br />
Autobauers vor und schließlich im letzten Herbst<br />
konnte bei einer Werksbesichtigung die neue<br />
Investition der Daimler AG in Kecskemét in<br />
Augenschein genommen werden.<br />
M.<br />
Ticketpreise: 7.500 Forint (Büfett-Dinner) und 15.000 Forint (Kempinski-Gala-Dinner)<br />
Weitere Informationen und Anmeldung unter: Deutscher Wirtschaftsclub Budapest e.V. / H-1051 Budapest, Erzsébet tér 7-8 (Kempinski Hotel Corvinus), Tel.: (+36-1) 312-1123 E-Mail: mail@dwc.hu - www.dwc.hu
27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 WIRTSCHAFT BUDAPESTER ZEITUNG 7<br />
Vergangene Woche wurden die<br />
letzten Papiere unterzeichnet. Nun<br />
kann die Großinvestition der LE-<br />
GO Group in <strong>Ungarn</strong> vollends beginnen.<br />
Bis Ende 2014 will der<br />
Spielzeughersteller in Nyíregyháza<br />
eine neue Produktionsstätte errichten.<br />
125 Millionen Euro sollen in neue<br />
energiefreundliche Gebäude und<br />
Produktionsanlagen mit einer<br />
Nutzfläche von 80.000 Quadratmeter<br />
fließen und damit 250 neue<br />
Arbeitsplätze schaffen.<br />
eit 1992 ist die LEGO Group mit<br />
S einer eigenen Verkaufsniederlassung<br />
auf dem ungarischen Markt vertreten.<br />
Die Produktionsaktivitäten begannen<br />
2006 über die Firma Flextronics,<br />
einem US-amerikanischen Anbieter<br />
von Electronic Manufacturing Services,<br />
der in <strong>Ungarn</strong> an mehreren<br />
Standorten unter anderem in Nyíregyháza<br />
Fertigungskapazitäten unterhielt.<br />
2008 übernahm LEGO die direkte<br />
Kontrolle über die Fabrik in Nyíregyháza,<br />
in der bisherigen Fabrik wurde<br />
sie Mieter. Vergangenes Jahr im März<br />
entschloss sich die Unternehmensleitung,<br />
am Standort Nyíregyháza eine eigene<br />
Fabrik zu errichten und begann<br />
nach einem geeigneten Gelände dafür<br />
zu suchen.<br />
Dieses wurde letzten Sommer in der<br />
Nähe des bisherigen Standorts gefunden<br />
und der Kauf der 100 Hektar großen<br />
Fläche innerhalb von wenigen<br />
Monaten abgewickelt. Die letzten<br />
Papiere wurden letzte Woche feierlich<br />
in den Räumen des Rathauses von<br />
Nyíregyháza unterzeichnet. 2014 soll<br />
dann die komplett neue Fabrik fertiggestellt<br />
und der Umzug aller bisherigen<br />
Bereiche erfolgt sein.<br />
Derzeit wird noch in den<br />
bestehenden Anlagen die<br />
vollständige Duplo-Produktpalette<br />
hergestellt.<br />
Von insgesamt 8,9 Milliarden<br />
Legosteinen, die<br />
jährlich weltweit produziert<br />
werden, kommen<br />
650 Millionen aus der<br />
Duplo-Reihe, die ausschließlich<br />
im ungarischen<br />
Werk produziert<br />
werden. Durch<br />
die Invetition sollen<br />
250 neue Arbeitsplätze<br />
entstehen. Derzeit beschäftigt<br />
LEGO zu Spitzenzeiten im<br />
September und Oktober etwa 1.300<br />
Mitarbeiter, von denen etwa 200 Saisonarbeiter<br />
sind.<br />
Die Errichtung der neuen energieef-<br />
Dänischer Spielzeughersteller LEGO investiert 125 Millionen Euro<br />
LEGO Group setzt auf Standort <strong>Ungarn</strong><br />
Einer von jährlich 8,9 Milliarden produzierten Lego-Steinen.<br />
fizienten Produktionskapazitäten soll<br />
in zwei Phasen erfolgen. Die erste<br />
Phase, die Errichtung des Palettenlagers<br />
mit einer Grundfläche von 13.000<br />
Quadratmeter soll noch in diesem Jahr<br />
abgeschlossen werden. Die zweite<br />
Phase, bei der die gesamte Nutzfläche<br />
auf 80.000 Quadratmeter wachsen<br />
soll, wird 2014 beendet sein. In dem<br />
neuen Fabrikkomplex werden modernste<br />
Einrichtungen installiert,<br />
unter anderem etwa 450<br />
Spritzgussmaschinen. Auf<br />
18.000 Quadratmeter werden<br />
Lager- und Servicebereiche<br />
unterkommen, sowie<br />
die Funktionen Dekoration,<br />
Verarbeitung, Konfektionierung<br />
und Endverpackung.<br />
Die Produktion in der neuen<br />
Fabrik wird auf einer modularen<br />
Plattform basieren,<br />
die nur modernste Hightech-<br />
Geräte nutzt. Unter anderem<br />
wegen der Schaffung neuer Arbeitsplätzen,<br />
rechnet die LEGO<br />
Group mit einer Investitionsbeihilfe<br />
durch den ungarischen Staat. Dank<br />
der Unterstützung soll unter anderem<br />
auch auf die Aspekte Nachhaltigkeit<br />
und Umweltfreundlichkeit<br />
ein<br />
großes Gewicht<br />
gelegt werden. So<br />
sollen bei der Energieversorgung<br />
der<br />
Fabrik auch erneuerbareEnergiequellen<br />
genutzt<br />
werden.<br />
Die Investitionen<br />
der LEGO<br />
Group sind für die<br />
ungarische Wirtschaft<br />
erfreulich<br />
und trotz des momentanangekratzten<br />
Rufes des<br />
Standorts <strong>Ungarn</strong>,<br />
aber kein Einzelfall. So investieren auch<br />
zahlreiche weitere internationale Großunternehmen<br />
weiter in ihre ungarischen<br />
Töchter. Laut Csaba Tóth, HR<br />
Manager der LEGO Manufacturing<br />
Kft., Nyíregyháza, gibt es nach wie vor<br />
jede Menge Gründe in <strong>Ungarn</strong> zu investieren.<br />
„Die Lage des ungarischen<br />
Standortes ist von strategischer Wichtigkeit<br />
und bietet in Sachen Logistik zahlreiche<br />
Vorteile. Speziell für LEGO ist<br />
Einer von 1.300 Arbeitsplätzen.<br />
Fast wie aus den eigenen Steinen: Die neue Lego-Zentrale.<br />
Einige von jährlich 650 Millionen „ungarischer” Duplosteine.<br />
das über Jahre in Nyíregyháza<br />
angehäufte Knowhow<br />
ein gutes Argument für weitere<br />
Investitionen.“ Auch die<br />
Tendenz sei erfreulich: „Die<br />
Geschichte der Produktionsstätte<br />
zeigt, dass sich<br />
LEGO auf den<br />
Standort <strong>Ungarn</strong><br />
verlassen<br />
kann.“ erklärt<br />
er gegenüber der<br />
B U D A P E S T E R<br />
ZEITUNG. „Selbst wenn<br />
das Wirtschaftsumfeld<br />
derzeit einige Fragen<br />
und Probleme aufwirft, beurteilen<br />
wir die langfristige Perspektive unverändert<br />
als positiv.“<br />
Die beachtliche Größe der neuen<br />
Fläche in Nyíregyháza lässt vermuten,<br />
dass die LEGO Group in Sachen<br />
Investition weitere Pläne schmiedet.<br />
„Die erworbene Fläche von 100<br />
Hektar bietet auch für weitere<br />
Investitionen noch Platz“, bestätigt<br />
Jens Peter Clausen, Geschäftsführer<br />
der LEGO Manufacturing Kft.: „Die<br />
bestehende Produktion in Nyíregyháza<br />
hat bewiesen, dass sie in der Lage<br />
ist, qualitativ hochwertige Produkte zu<br />
wettbewerbsfähigen Preisen<br />
zu liefern. Die<br />
Investitionen<br />
in die Fabrik<br />
basieren auf<br />
langfristigen<br />
Plänen. Sie zeigen<br />
das ungebrochene<br />
Vertrauen der Konzernleitung<br />
in <strong>Ungarn</strong><br />
und speziell in den Standort<br />
Nyíregyháza.“<br />
IRISZ HORVÁTH
8 BUDAPESTER ZEITUNG FEUILLETON 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />
ie zeigen die Traditionslinien, die<br />
S nach Ansicht ihrer Befürworter<br />
auch in der Gegenwart eine Funktion<br />
und Geltung besitzen. Natürlich<br />
kann hier nur von denjenigen Traditionsträgern<br />
gesprochen werden, deren<br />
Erinnerung mehrheitlich positiv<br />
besetzt ist, denn nur dieser Umstand<br />
macht eine öffentliche, vom Staat beziehungsweise<br />
von bestimmten Gemeinden<br />
finanzierte Ehrung möglich.<br />
Im Folgenden beschäftigen wir<br />
uns deshalb nur mit Monumenten,<br />
die nach der Wende von der öffentlichen<br />
Hand finanziert worden sind.<br />
Die Galionsfiguren der öffentlichen<br />
Erinnerung in <strong>Ungarn</strong> konzentrieren<br />
sich dabei natürlich auf<br />
das 20. Jahrhundert. Verschafft man<br />
sich einen Überblick über die Monumente,<br />
die seit der Wende errichtet<br />
worden sind, zeigt sich folgendes<br />
Bild: Im ganzen Land gibt es nur<br />
vier, an relativ unbedeutenden Plätzen<br />
aufgestellte Statuen des bedeutenden<br />
Politologen István Bibó wogegen<br />
für den Literaten Albert Wass<br />
49 verschiedene Monumente errichtet<br />
wurden. Für den früheren liberalkonservativen<br />
Ministerpräsidenten<br />
(1922-1930) István Bethlen, der<br />
<strong>Ungarn</strong> nach dem ersten Weltkrieg<br />
konsolidieren konnte, steht nur eine<br />
Figur, wogegen für seinen Vorgänger<br />
und notorischen Antisemiten Pál Teleki<br />
drei, für Reichsverweser Miklós<br />
Horthy zwei, für den Schriftsteller<br />
Sándor Márai vier und für den ehemaligen<br />
kommunistischen Funktionär<br />
und Symbolfigur der Revolution<br />
von 1956 Imre Nagy 14 Standbilder<br />
existieren. Aus dieser Liste geht als<br />
Sieger eindeutig Wass hervor, der<br />
nicht nur flächendeckend im ganzen<br />
Essay<br />
Symbolische Figuren<br />
Befürworter eines „dritten Weges”: Eine von landesweit vier Statuen zur Erinnerung an den großen Politologen István Bibó.<br />
Diese steht am Pester Donauufer.<br />
Es ist eine Messlatte der öffentlichen Erinnerung, sich mit Standbildern berühmter<br />
Persönlichkeiten zu beschäftigen und die Zahl der Monumente<br />
der bekanntesten meinungsbildenden <strong>Ungarn</strong> des 20. Jahrhunderts miteinander<br />
zu vergleichen. Die öffentlichen Denkmäler und Gedenkstätten lassen<br />
viele Rückschlüsse auf die geistige Verfasstheit, nicht nur der ungarischen<br />
Nation zu.<br />
Land vertreten ist, sondern auch die<br />
repräsentativsten Stellen für sich beanspruchen<br />
kann.<br />
János Kádár ist wahrscheinlich<br />
immer noch am populärsten<br />
Der populärste Politiker des Landes<br />
ist wahrscheinlich immer noch<br />
der frühere kommunistische Spitzenpolitiker<br />
János Kádár, der bei einer<br />
Meinungsumfrage im Jahre 2006<br />
von 42 Prozent aller Befragten als<br />
„Bester Politiker des 20. Jahrhunderts“<br />
bezeichnet wurde. Diese Popularität<br />
basiert zu erheblichem Teil<br />
auf einem im Vergleich zur Kádár-<br />
Zeit tatsächlichen Lebensniveauverfall<br />
breiter Bevölkerungsteile, kann<br />
sich jedoch (zum Glück) nicht in<br />
Monumente niederschlagen. Laut einer<br />
anderen Erhebung aus dem gleichen<br />
Jahr ist Imre Nagy der Politiker<br />
des 20. Jahrhunderts, den die wenigsten<br />
ablehnen. Allerdings reicht das<br />
nicht aus, um auf seine Person einen<br />
Konsens zu bauen, denn Nagy war<br />
bis zu seinem Tode ein Kommunist,<br />
der nach der Revolution durch seine<br />
mutige und unnachgiebige Haltung<br />
zum Tode verurteilt und gehenkt<br />
ZUR PERSON<br />
wurde. Sein Name verschmolz erst<br />
nachträglich mit der Revolution. Die<br />
Bewertung von Nagy als Person<br />
trennt sich stark von der Bewertung<br />
seiner politischen Ansichten.<br />
Wenn es um positive Figuren geht,<br />
gab es in den ersten zehn Jahren nach<br />
der Wende nur über eine Person –<br />
István Bibó – weitgehend Konsens. Das<br />
ist umso interessanter, da Bibó seitdem<br />
wieder fast völlig aus der öffentlichen<br />
Wahrnehmung verschwunden ist.<br />
István Bibó ist einer der bedeutendsten<br />
politischen Denker <strong>Ungarn</strong>s<br />
des letzten Jahrhunderts gewesen.<br />
Seine Bücher über die politische<br />
Hysterie und über die Judenfrage in<br />
<strong>Ungarn</strong> sind in mehrere Sprachen<br />
übersetzt worden. Er gehört zu den<br />
wenigen, die aus dem christlichen<br />
Mittelstand heraus kommend die eigene<br />
Verantwortung für den ungarischen<br />
Antisemitismus thematisiert<br />
haben, wobei Bibó im Jahre 1944<br />
auch persönlich Menschen rettete.<br />
Für seine Teilnahme an der Revolution<br />
1956 entging er nur knapp der<br />
Hinrichtung. In seinem Leben befindet<br />
sich keine Spur von moralischer<br />
Schwäche. Diese Merkmale seines<br />
Lebensweges und seiner Person sollten<br />
ihn daher als eine symbolische<br />
Figur der ungarischen Politik überaus<br />
empfehlen.<br />
Bibó hatte jedoch spezielle Eigenschaften,<br />
die mit der Konjunktur der<br />
Erinnerung seiner Person zu tun hatten.<br />
Er befürwortete in seinem Leben<br />
Der Historiker KRISZTIÁN UNGVÁRY, 41, studierte in Budapest, Jena und<br />
Freiburg Geschichte und Germanistik. Derzeit arbeitet er als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am <strong>Budapester</strong> ‘56er-Institut, das sich mit der Geschichte<br />
des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Zu den Spezialgebieten des Historikers<br />
gehört die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des ungarischen<br />
Holocausts sowie die Vertreibung der <strong>Ungarn</strong>deutschen und die ungarische<br />
Stasi-Vergangenheit. Sein bekanntestes Buch ist „Die Schlacht um<br />
Budapest“, das außer in der ungarischen Originalsprache auch auf Deutsch<br />
und Englisch erschienen ist.<br />
immer den „dritten Weg“, also einen<br />
nicht von der Sowjetunion dominierten<br />
Staatssozialismus. Vielen Liberalen<br />
mit linksradikaler Vergangenheit<br />
sind diese Ideen nicht fremd und ähnlich<br />
erging es denjenigen Rechten, die<br />
schon immer den Kapitalismus<br />
grundsätzlich ablehnten. Bibós politische<br />
Heimat, die nationale Bauernpartei<br />
bestand aus Politikern, die teils<br />
Rassisten, teils Parteigänger der<br />
Kommunisten waren. Die Erinnerung<br />
an Bibó zeigte also sowohl nach links<br />
als auch nach rechts offene Verbindungen.<br />
Die linke Intelligenz, die am<br />
meisten die Erinnerung an Bibó pflegte,<br />
profitierte davon, dass Bibó jeglicher<br />
Antikommunismus fern stand.<br />
Sein Spruch, wonach auf seinem Grab<br />
gemeißelt werden sollte, dass er im<br />
politischen Sinne zwischen 1945 und<br />
1947 „gelebt habe“, zeigt eine gewisse<br />
Voreingenommenheit, denn auch<br />
diese Zeit war – obwohl Bibó in diesen<br />
Jahren seine wichtigste Arbeiten<br />
schrieb – politisch gesehen bereits eine<br />
verkappte Diktatur.<br />
Fehlender Antikommunismus<br />
steht Bibó nicht gut zu Gesicht<br />
Gerade der fehlende Antikommunismus<br />
machte Bibó in den letzten<br />
Jahrzehnten aber auch wieder unaktuell.<br />
Den berechtigten Wunsch nach<br />
antikommunistischen Vorbildern<br />
konnten Ministerpräsident Imre Nagy<br />
und viele andere Opfer der kommunistischen<br />
Unterdrückung nicht erfüllen,<br />
da sie selbst Kommunisten waren.<br />
István Bethlen spielte sowohl während<br />
seiner Zeit als Ministerpräsident<br />
zwischen 1921 und 1931 als auch danach<br />
als Berater des Reichsverwesers<br />
eine positive Rolle. Er unterband die<br />
Tätigkeit der rechtsradikalen Freikorps,<br />
stabilisierte die ungarische Währung,<br />
vergrößerte <strong>Ungarn</strong>s politische<br />
Handlungsfreiheit. Von seinen Gegnern<br />
wurde er schon von Anfang an<br />
als „Liberaler“ und „Judenfreund“<br />
BZT / Aaron Taylor<br />
beschimpft, obwohl er konservativ<br />
und kein Philosemit war. Als überzeugter<br />
Antifaschist wirkte er auf<br />
Horthy mäßigend und nahm an den<br />
geheimen Waffenstillstandsverhandlungen<br />
mit den Alliierten 1943 und<br />
1944 teil. Den Verfolgungen der<br />
Gestapo konnte er noch entgehen,<br />
denen des sowjetischen Geheimdienst<br />
aber nicht mehr – er starb in<br />
Moskau im Gefängnis. Nach dem<br />
Urteil der maßgebenden Historiker<br />
in <strong>Ungarn</strong> war er der bedeutendste<br />
Ministerpräsident des Landes im 20.<br />
Jahrhundert. All diese Umstände prädestinierten<br />
ihn dazu, eine zentrale<br />
symbolische Figur im neuen <strong>Ungarn</strong><br />
zu sein.<br />
Sándor Márai konnte sich nicht<br />
als symbolische Figur durchsetzen<br />
Der auch in Deutschland geschätzte<br />
Literat Sándor Márai weist einen<br />
ähnlich positiven Lebenslauf auf. Er<br />
lehnte sowohl Faschismus als auch<br />
Kommunismus entschieden ab. In<br />
seinen Tagebüchern geißelte er den<br />
ungarischen Antisemitismus mit den<br />
stärksten Worten. Nach 1945 wählte<br />
er die Emigration. Trotz seines literarischen<br />
Erfolges – der im Ausland<br />
noch größer war als in <strong>Ungarn</strong> –<br />
konnte er sich nicht als symbolische<br />
Figur durchsetzen.<br />
Der erste Versuch der Rechten, eine<br />
neue Person zum politischen Symbol<br />
zu machen, betraf Pál Teleki. Der<br />
anerkannte Geograph war zwischen<br />
1920-1921 und 1939-1941 Ministerpräsident<br />
<strong>Ungarn</strong>s und fand schon<br />
in den letzten Jahrzehnten der kommunistischen<br />
Diktatur wegen seiner<br />
probritischen Haltung eine gemäßigte<br />
Würdigung. Die Tatsache jedoch,<br />
dass er nur deshalb als Antifaschist<br />
für die Nachwelt erschien, weil er in<br />
den Deutschen eine noch größere<br />
rassistische Gefahr sah als in den<br />
Juden, konnte damals nicht diskutiert<br />
werden. Dass Teleki ein glühender<br />
Antisemit war und mehrere antijüdische<br />
Gesetze eng mit seinem Namen<br />
verknüpft sind, macht eine öffentliche<br />
Ehrung (von zwei abgelegenen<br />
Statuen abgesehen) vorläufig unmöglich.<br />
Ähnlich erging es dem<br />
Reichsverweser Miklós Horthy, der<br />
zwar im Vergleich zu Teleki eigentlich<br />
als gemäßigter Politiker gelten<br />
kann, andererseits jedoch, wie etwa<br />
bei der Kriegszustandserklärung<br />
gegenüber der Sowjetunion eine hohe<br />
Verantwortung trägt. Obwohl bei<br />
seiner Wiederbestattung im Jahre<br />
1993 der damalige Ministerpräsident<br />
der rechtsgerichteten Regierungspartei<br />
und mehrere seiner Minister<br />
„als Privatpersonen“ anwesend waren,<br />
wurden bisher Bestrebungen für<br />
ein öffentliches Denkmal in Budapest<br />
abgelehnt. Diese Situation kann sich<br />
zwar ändern, es ist jedoch für alle<br />
klar, dass es dabei schon längst nicht<br />
mehr um Horthy, sondern um die<br />
Neubewertung einer ganzen historischen<br />
Epoche geht. Die symbolische<br />
Neubewertung der Zeit zwischen<br />
1920 und 1944 erfolgt bereits auf<br />
mehreren Gebieten und man fand<br />
auch die geeignete Person, die dies in<br />
Form von Skulpturen ausdrückt.<br />
Albert Wass, der eindeutige Sieger<br />
in dieser Reihe verkörpert wie kein<br />
anderer das königliche <strong>Ungarn</strong>. Es<br />
lohnt sich seinen Lebensweg mit<br />
dem von Márai zu vergleichen. Beide<br />
kurz nach 1900 geboren, machten<br />
bereits vor 1945 eine literarische<br />
Karriere, wobei Márai wesentlich bekannter<br />
und berühmter war.
27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 FEUILLETON BUDAPESTER ZEITUNG 9<br />
Márai beging 1989 Selbstmord, Wass starb<br />
1998 und erlebte noch den Erfolg seiner<br />
Werke in <strong>Ungarn</strong>. Márai bezeichnete die<br />
Horthy-Zeit als „Karikatur“, für Wass war dieselbe<br />
Zeit – die er allerdings bis 1940 nur aus<br />
dem bis dahin zu Rumänien gehörende<br />
Siebenbürgen beobachten konnte – eine Idylle.<br />
Im Gegensatz zu Márai kämpfte Wass an der<br />
Ostfront bei einer gegen Partisanen eingesetzten<br />
Besatzungsdivision, worauf er später<br />
immer sehr stolz war. Diesbezügliche Fragezeichen<br />
sind bei ihm nie aufgekommen und<br />
Kritik bezüglich der antisemitischen Maßnahmen<br />
der Zeit sucht man bei ihm auch vergebens.<br />
Im Gegenteil, nach der Ghettoisierung<br />
der Juden in Siebenbürgen publizierte er einen<br />
Aufsatz unter dem vielsagenden Titel „Landnahme<br />
der Ratten“. Diese Erzählung war zwar<br />
nur eine Allegorie, aber im gegebenen Kontext<br />
ist eine andere Interpretation als die Gleichsetzung<br />
der Juden mit den Ratten wenig<br />
glaubhaft. Zur selben Zeit schrieb Márai in seinem<br />
Tagebuch ganz direkt über diese<br />
Ereignisse, nur in einem ganz anderen Ton.<br />
Stellvertretend sei hier nur eine Eintragung zur<br />
selben Zeit und selben Situation zitiert: „Es ist<br />
eine Scham zu leben. Es ist eine Scham, sich<br />
unter der Sonne zu bewegen.“<br />
Márai und Wass gingen beide ins Exil<br />
Wegen angeblicher, bis heute nicht genau<br />
nachgewiesener Kriegsverbrechen (die nicht<br />
mit seinem Militärdienst zusammenhängen)<br />
wollten ihn die rumänischen Behörden bereits<br />
1945 vor Gericht stellen. Wie Márai,<br />
ging daher auch Wass ins Exil, im Gegensatz<br />
zu ersteren unterhielt er jedoch verschiedene<br />
Verbindungen zur ungarischen rechtsradikalen<br />
Emigration. Obwohl der Geburtsort beider<br />
Autoren seit 1920 (mit kurzer Unterrechung<br />
während der Rückgliederungen nach<br />
1938) nicht in <strong>Ungarn</strong> liegt, gingen sie mit<br />
diesem Umstand nicht in gleicher Weise um.<br />
Wenngleich beide über die Rückgliederung<br />
Die erste Aussage, wonach die<br />
Wehrmacht angeblich zur Liquidierung<br />
von Ghettobewohnern herangezogen<br />
worden sein soll, entbehrt jeglicher<br />
Grundlage. Wahr ist hingegen,<br />
dass sie in Budapest nachweislich<br />
mehrere Judenerschießungen verhindert<br />
hat. Die Verhinderung einer geplanten<br />
Massenerschießung am 17.<br />
Oktober am Pester Donauufer, die<br />
Verhinderung der Verschleppung und<br />
Ermordung von jüdischen Waisenkindern<br />
und sonstiger Verfolgter in der<br />
Abonyi utca, sowie schließlich die<br />
Verhinderung der Ermordung der<br />
Ghettoeinwohner sind die bekanntesten<br />
solcher Fälle. Es gibt keinen einzigen<br />
Hinweis dafür, dass die in<br />
Budapest stationierten kommandierenden<br />
Wehrmachtsoffiziere jemals<br />
eine Liquidierungsaktion beabsichtigt<br />
hätten.<br />
Präzise Überlieferungen gibt es<br />
hingegen dafür, dass sämtliche bekanntgewordene<br />
Mordaktionen auf<br />
die Initiative der ungarischen Pfeilkreuzler<br />
zurückzuführen sind. Nur in<br />
ganz seltenen Einzelfällen nahmen an<br />
den Aktionen – allerdings auf eigene<br />
Faust – auch deutsche Soldaten teil.<br />
Zumeist handelte es sich dabei um<br />
Angehörige der Reste einer der drei<br />
in Budapest stationierten SS-<br />
Eins von landesweit 49 Monumenten für Albert Wass.<br />
der jeweiligen Heimatregionen nach 1938<br />
mit bewegenden Worten geschrieben haben.<br />
Márai beschäftigte sich in seinen Werken<br />
nicht nur mit sogenannten „madjarischen<br />
Schicksalsfragen“ – dazu war er viel zu sehr<br />
Europäer und Individualist. Dabei ließ Márai<br />
nie einen Zweifel daran, dass sein Universum<br />
durch die ungarische Sprache bestimmt sei.<br />
Dagegen spricht Wass in den meisten seiner<br />
Werke den Schmerz über den persönlichen<br />
Verlust seiner Heimat (Siebenbürgen) an und<br />
lässt nur seine nationale Perspektive gelten.<br />
Er widmet den rumänischen und sowjetischen<br />
Verbrechen viel Raum, verschweigt jedoch<br />
alles, was in den Verantwortungsbereich<br />
der ungarischen Regierungen fallen könnte.<br />
Sein literarisches Werk ist durchgehend von<br />
nationalen Klischees gekennzeichnet. Auch<br />
im Exil vertrat er den Standpunkt, dass die<br />
Revision der Grenzen nicht auf ethnischer,<br />
sondern auf historischer Basis erfolgen sollte<br />
und verlangte die Zurückgliederung des ganzen<br />
Siebenbürgens.<br />
Wass ist zurzeit die populärste Figur der<br />
Zeitgeschichte: seine Denkmäler werden per-<br />
Polizeiregimenter, die zuvor unter anderen<br />
in der Ukraine an Massenerschießungen<br />
von Zivilisten und anderen<br />
Verbrechen beteiligt waren –<br />
nicht zu verwechseln mit der 4. SS-<br />
Polizei-Panzergrenadier-Division der<br />
Waffen-SS. Mir ist jedoch kein Fall<br />
bekannt, wo solche Erscheinungen,<br />
wenn sie ans Tageslicht kamen, nicht<br />
sofort disziplinarisch geahndet worden<br />
wären. Nicht nur aus moralischen<br />
oder menschlichen Gründen,<br />
sondern auch, weil solche Exzesse<br />
die „Erhaltung der Manneszucht“ gefährdeten.<br />
Aus diesen Überlegungen<br />
heraus schritten Kommandeure sofort<br />
ein, wenn sie von etwas derartigem<br />
Wind bekamen.<br />
Gerhard Schmidhuber ist nachweislich<br />
ein humaner Offizier gewesen.<br />
Im Rahmen der Recherchen für<br />
mein Buch „Die Schlacht um Budapest“<br />
konnte ich persönlich mit mehreren<br />
Zeitzeugen sprechen, die mit<br />
Schmidhuber zu tun hatten. Übereinstimmend<br />
bestätigten sie diese Einschätzung<br />
und führten zur Begründung<br />
auch verschiedene konkrete<br />
Begebenheiten an. So wurde von<br />
Schmidhuber unter anderem berichtet,<br />
dass er im Oktober 1944 die Erschießung<br />
von ungarischen Fahnenflüchtigen<br />
verhindert habe und dass,<br />
obwohl er damit seine Kompetenzen<br />
überschritt. Während der Belagerung<br />
ließ er nachweislich Offiziere, die jüdische<br />
Wohnungen geplündert hatten,<br />
sofort verhaften. Es ist zwar zutreffend,<br />
dass Raoul Wallenberg ihm<br />
am 15. Januar mit Konsequenzen gedroht<br />
hatte, falls das Ghetto angegriffen<br />
würde. Es lohnt sich jedoch, zu<br />
diesem Thema den Überbringer von<br />
Wallenbergs Botschaft, Pál Szalai, zu<br />
zitieren, der später in Yad Vashem als<br />
„Gerechter unter den Völkern“ geehrt<br />
wurde.<br />
Zunächst einmal war es kein Zufall,<br />
dass Szalai ausgerechnet zu Schmidhuber<br />
ging, weil er wusste, dass „dieser<br />
General auf Distanz zu den anderen<br />
politischen Generalen“ in Budapest<br />
war, also möglicherweise leichter<br />
zu einer Rettungsaktion zu überreden<br />
war. Nachdem er Schmidhuber<br />
schließlich die Botschaft von Wallenberg<br />
vorgetragen hatte, erinnert sich<br />
Szalai an folgende Szene: „Schmidhuber<br />
zeigte sich von der Nachricht<br />
tief berührt. Er bat um die Namen der<br />
an der Aktion Beteiligten, die ich auch<br />
übergab. Daraufhin rief er diese sofort<br />
zu sich.“ (es handelte sich um einen<br />
SS-Hauptsturmführer namens<br />
Mummi, um den ungarischen Pfeilkreuzler<br />
Vilmos Lucska und noch<br />
sönlich von Ministerpräsidenten<br />
Viktor Orbán eingeweiht,<br />
selbst der neue,<br />
von der Fidesz-Mehrheit<br />
gewählte Staatspräsident<br />
verwendete in seiner ersten<br />
amtlichen Rede ein<br />
Wass-Zitat. Landesweit<br />
werden Bibliotheken nach<br />
Wass benannt, seine Bücher<br />
stehen auf den Beststellerlisten.<br />
Es würde jedoch<br />
zu kurz greifen, seine<br />
Popularität mit seinem<br />
Antisemitismus und seiner<br />
Unbelehrbarkeit zu erklären.<br />
Es geht vielmehr darum,<br />
dass seine Person für<br />
die erlaubte Unreflektiertheit<br />
steht. Mit Wass kann<br />
sich jeder im rechten Lager identifizieren,<br />
vorausgesetzt, er bleibt unreflektiert (was<br />
man auch in einigen anderen osteuropäischen<br />
Ländern von den meisten Wählern behaupten<br />
kann). Diejenigen, die das Friedensdiktat von<br />
Trianon im Jahre 1920 als Unrecht ansehen,<br />
diejenigen, die sich durch nationalistische<br />
Ausfälle der Nachbarstaaten an den dort lebenden<br />
Madjaren solidarisch mit den Opfer<br />
zeigen wollen, diejenigen die mit ungarischen<br />
Großmachtphantasien noch nicht abgerechnet<br />
haben und diejenigen die echte Nationalsozialisten<br />
oder Antisemiten sind, können<br />
sich mit Wass auf einen Kompromiss verständigen.<br />
Alle anderen hier genannten Personen<br />
haben den Makel, Dinge etwas komplizierter<br />
sehen zu müssen und Antisemitismus verurteilt<br />
zu haben, was sie als Verbündete für viel<br />
politische Rechte disqualifiziert.<br />
Bezeichnend für das neue Klima ist auch<br />
der Umgang mit dem einzigen lebenden ungarischen<br />
Nobelpreisträger Imre Kertész. Er<br />
war während der kommunistischen Diktatur<br />
eine lediglich „geduldete“ Person, die keine<br />
Kompromisse mit dem System einging. Nach<br />
zwei weitere Pfeilkreuzler. Anstatt<br />
von Mummi kam aber nur ein Wachtmeister,<br />
den Schmidhuber sofort verhaften<br />
ließ. Gegen die Pfeilkreuzler<br />
konnte er nichts unternehmen, seiner<br />
Bitte, auch die ungarischen Verantwortlichen<br />
zu verhaften, wurde nicht<br />
stattgegeben. Schmidhuber fiel am<br />
11. Februar 1945 am Széna tér beim<br />
Ausbruch der deutsch-ungarischen<br />
Verteidiger aus der Budaer Burg.<br />
Zur These, erst die Drohungen von<br />
Wallenberg hätten Schmidhuber zu<br />
seinem Handeln veranlasst, möchte<br />
ich folgendes anmerken. Schmidhuber<br />
hatte wie die meisten deutschen<br />
Soldaten keine Illusionen hinsichtlich<br />
der sowjetischen Kriegsgefangenschaft.<br />
Für den Fall, dass sie verlieren,<br />
hatten sie mit ihrem Leben praktisch<br />
abgeschlossen. Eventuelle spä-<br />
seinem Bekenntnis hat es ihm nur die kommunistische<br />
Diktatur möglich gemacht, die<br />
Sprache über Auschwitz zu finden und er betrachtete<br />
diese Diktatur als Fortsetzung von<br />
Auschwitz. Schlimmer kann man Kommunismus<br />
eigentlich nicht verurteilen.<br />
Wer jedoch annehmen würde, dass Kertész<br />
bei den ungarischen Rechten nun auf Anerkennung<br />
zählen könnte, der irrt sich. Seine<br />
Person wurde in der rechten Presse auch nach<br />
der Verleihung des Nobelpreises entweder<br />
totgeschwiegen oder verunglimpft. Die einzige<br />
Ausnahme bildet die kleine kulturelle<br />
Monatszeitschrift Kommentár, die Kertész zu<br />
den 50 wichtigsten ungarischen konservativen<br />
Autoren des 20. Jahrhunderts rechnet. Es<br />
ist bezeichnend, dass die Fidesz-nahen <strong>Zeitung</strong>en<br />
Magyar Nemzet, Demokrata, Heti Válasz,<br />
Magyar Hírlap nie ein Interview mit ihm<br />
gedruckt haben, dafür jedoch frühere<br />
Kommunisten, die sich rechtzeitig beim Fidesz<br />
gemeldet haben, dauernd favorisieren. Das<br />
Lebenswerk von Kertész wäre mit den Gesichtslügen<br />
dieser Blätter auch nicht kompatibel.<br />
Horthy-Periode war nicht faschistisch<br />
Das Schlimme an diesem Prozess ist, dass<br />
die an und für sich notwendige Neubewertung<br />
der Zeit vor 1944, was teils auch in<br />
Deutschland pauschal unter „Horthy-<br />
Faschismus“ erwähnt wird, bitter notwendig<br />
wäre. Die Regierungsperiode von Horthy<br />
war nämlich nicht faschistisch sondern höchstens<br />
autoritär, es existierte ein Parlament und<br />
die Parteien beziehungsweise gewisse politische<br />
Interessengruppen hatten einen maßgeblichen<br />
Einfluss auf die Geschehnisse, wobei<br />
sich Horthy ganz selten in die Politik einmischte.<br />
Dass die Wahl der politischen Symbolfigur<br />
auf eine Gestalt fiel, die einseitig die<br />
schlimmsten Traditionen dieser Zeit verkörpert,<br />
ist eine fatale Entwicklung der rechten<br />
politischen Erinnerungskultur.<br />
KRISZTIÁN UNGVÁRY<br />
Wehrmacht schützte in Budapest Juden vor mordenden Pfeilkreuzlern<br />
NACHGEFRAGT<br />
In der vorangegangenen Ausgabe der BUDAPESTER ZEITUNG war in dem Artikel "Ein Gerechter unter den Völkern", in<br />
dem es um die Auftaktveranstaltung zum Wallenberg-Jahr ging, auf Grund von dort verlauteten Informationen unzutreffenderweise<br />
geschrieben worden, dass die deutsche Wehrmacht in Budapest das Ghetto liquidieren wollte und<br />
dass diese Maßnahme nur durch eine Drohung von Raoul Wallenberg an den zuständigen deutschen Befehlshaber,<br />
Generalmajor Gerhard Schmidhuber, verhindert werden konnte. Von mehreren Lesern wurden wir daraufhin auf diese<br />
Passage aufmerksam gemacht und um Klärung gebeten. Um den Sachverhalt vollends korrekt darzustellen,<br />
wandten wir uns an den Historiker Krisztián Ungváry, der uns dankenswerterweise prompt folgende Ausführungen<br />
zusandte:<br />
Generalmajor der Wehrmacht<br />
und Lebensretter Gerhard<br />
Schmidhuber: Beim Ausbruch<br />
vor 67 Jahren gefallen.<br />
tere Kriegsverbrecherprozesse spielten<br />
in ihren Überlegungen daher<br />
kaum eine Rolle. Und noch etwas:<br />
Schmidhuber war für die Sicherheit<br />
der Bevölkerung gar nicht zuständig.<br />
Wäre er nach dem Dienstwege gegangen,<br />
dann hätte er Wallenberg an<br />
den zuständigen SS- und Polizeiführer<br />
weiterverweisen müssen. Schmidhuber<br />
zeigte hingegen Eigeninitiative,<br />
er riss die Sache an sich und übertraf<br />
die vagen mit dem Besuch bei ihm<br />
verknüpften Erwartungen deutlich.<br />
So ließ er etwa sicherheitshalber<br />
auch Leute in seinem Zuständigkeitsbereich<br />
verhaften, was Wallenberg<br />
gar nicht verlangt hatte. Und noch eine<br />
Begebenheit, die Schmidhubers<br />
positive Rolle verdeutlicht: Vor einigen<br />
Jahren wurde von mehreren<br />
Juden, die Dank Schmidhubers Einschreiten<br />
überlebt hatten, angeregt,<br />
in Yad Vashem an den deutschen<br />
Offizier zu erinnern. Die Sache wurde<br />
allerdings mit einer kompliziert formulierten<br />
Begründung abgelehnt und<br />
verlief sich dann im Sande, nicht etwa<br />
weil dessen Verdienste bei der<br />
Rettung von Juden bestritten wurden,<br />
sondern, weil es in dieser Stelle<br />
wahrscheinlich nicht gut aussehen<br />
würde, ausgerechnet einen Wehrmachtsgeneral<br />
zu ehren.<br />
Es ist eine historische Tatsache,<br />
dass die Wehrmacht während des<br />
Zweiten Weltkriegs an vielen Verbrechen<br />
direkt oder indirekt beteiligt<br />
war. In Budapest hat sie nicht zuletzt<br />
dank des couragierten Auftretens von<br />
Generalmajor Schmidhuber aber gerade<br />
Verbrechen verhindert. Auch die<br />
Erinnerung an diese Episode in der<br />
Geschichte der Wehrmacht verdient<br />
es, wachgehalten zu werden.<br />
KRISZTIÁN UNGVÁRY
10 BUDAPESTER ZEITUNG FEUILLETON 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />
Für Klubrádió, den letzten regierungskritischen Radiosender in <strong>Ungarn</strong> heißt es ab März: Sendeschluss.<br />
Ende März ist es endgültig vorbei – dem regierungskritischen Radiosender<br />
Klubrádió wird die Lizenz entzogen. Genauer gesagt wurde sie dem Sender<br />
bei der diesjährigen Ausschreibung nicht erneut gewährt. Die Entscheidung<br />
wurde – wie so viele im kulturellen Bereich in den vergangen Monaten –<br />
mit Unverständnis aufgenommen. Neben vielen ungeklärten Fragen ist es<br />
jedoch vor allem der Nachfolger „Autorádió“ der für Verwirrung sorgt.<br />
cht Millionen Forint – so viel<br />
A ist der Unterschied zwischen<br />
den beiden Angeboten gewesen.<br />
Während Klubrádió für die Verlängerung<br />
seiner Lizenz 53 Millionen<br />
Forint bot, überstieg das Angebot<br />
von Autorádió dieses bei weitem.<br />
Karola Kincsi, Sprecherin der<br />
Medienbehörde, äußerte Unverständnis<br />
über das geringe Gebot des<br />
Radiosenders: „Die von Klubrádió<br />
genannte Summe übersteigt den<br />
Mindestbetrag nur um 0,4 Prozent.“<br />
Der erst im Januar vergangenen<br />
Jahres gegründete Sender<br />
Autórádió hingegen sei 40 Prozent<br />
über dem Mindestgebot gelegen.<br />
Mehr als 75 Millionen Forint netto<br />
bot die seither nicht mehr erreich-<br />
Die in gut zwei Jahren anstehenden Parlamentswahlen<br />
werden etliche Neuerungen in<br />
sich bergen. Neben den Veränderungen angesichts<br />
der heftig umstrittenen Modifizierung<br />
des Wahlgesetzes können 2014 erstmals auch<br />
die Auslandsungarn am Urnengang teilnehmen.<br />
Wahlberechtigt werden all jene <strong>Ungarn</strong><br />
im Ausland sein, die im Besitz der ungarischen<br />
Staatsbürgerschaft sein werden. Ein<br />
Wohnsitz in <strong>Ungarn</strong> wird für eine Wahlbeteiligung<br />
keine Voraussetzung mehr sein.<br />
ie Verleihung des Wahlrechts an die<br />
D Auslandsungarn hat im Lager der linksliberalen<br />
Opposition für Empörungsstürme<br />
gesorgt. Die Opposition sieht im Hinblick<br />
auf die Gunst der Wähler die christlich-konservativen<br />
Regierungsparteien Fidesz-KDNP<br />
im Kreis der Auslandsungarn nämlich eindeutig<br />
im Vorteil. In den Nachbarländern <strong>Ungarn</strong>s<br />
(Rumänien, Slowakei, Serbien und<br />
Ukraine) leben rund 2,5 Millionen <strong>Ungarn</strong> in<br />
der Minderheit. Viele ungarischstämmige<br />
Personen leben aber auch verstreut in Europa,<br />
in den USA, Kanada und Australien.<br />
Regierungskritischer Radiosender verliert Frequenz<br />
Klubrádió vor dem Aus<br />
bare Mehrheitseignerin Hajnalka<br />
Tamás für die bisherige Frequenz<br />
des regierungskritischen Senders.<br />
Chancen<br />
gab es<br />
Dabei hätte Klubrádió, so Kincsi<br />
auf einer Pressekonferenz vergangenen<br />
Freitag, durchaus die<br />
Möglichkeit gehabt, dass Gebot zu<br />
erhöhen. Immerhin seien im Rahmen<br />
eines Spendenaufrufs mehr als<br />
120 Millionen Forint für den<br />
Sender gesammelt worden. Dies sei<br />
jedoch nur einer der Gründe, warum<br />
die Bewerbung von Klubrádió<br />
als ausgesprochen schwach empfunden<br />
wurde. In Kenntnis der objekti-<br />
150.000 Anträge auf die ungarische<br />
Staatsbürgerschaft<br />
Dank des Doppelstaatsbürgerschaftsgesetzes,<br />
das die Regierung von Viktor Orbán<br />
unmittelbar nach ihrem Antritt im Sommer<br />
2010 verabschiedete, haben die Auslandsungarn<br />
seit 1. Januar 2011 die Möglichkeit,<br />
die ungarische Staatsbürgerschaft im<br />
Eilverfahren (drei bis fünf Monate) zu erlangen.<br />
Viele Magyaren jenseits der ungarischen<br />
Grenzen haben davon auch schon Gebrauch<br />
gemacht. Bis Oktober 2011 wurden unter<br />
den Auslandsungarn mehr als 150.000 Anträge<br />
auf die ungarische Staatsbürgerschaft<br />
gestellt.<br />
Bei den Parlamentswahlen 2014 könnten<br />
die Auslandsungarn unter Umständen sogar<br />
zum Zünglein an der Waage werden. Da über<br />
die möglichen Parteipräferenzen der im Ausland<br />
lebenden <strong>Ungarn</strong> bislang nur Mutmaßungen<br />
angestellt werden konnten, hat die<br />
Wochenzeitung hvg das Politik- und Meinungsforschungsinstitut<br />
Political Capital und<br />
das im rumänischen Klausenburg ansässige<br />
ven Bewertungskriterien sei eine so<br />
schwache Bewerbung seitens des<br />
Senders schlicht nicht nachvollziehbar,<br />
so es sich denn nicht um<br />
Provokation handle. Schließlich sei<br />
die Medienbehörde seit einem Jahr<br />
„nationalem und internationalem<br />
Druck“ ausgesetzt gewesen: „Sowohl<br />
von Privatpersonen als auch<br />
Organisationen aus dem In- und<br />
Ausland wurde seit Beginn der Ausschreibung<br />
im Mai versucht, Druck<br />
auf die Medienbehörde auszuüben,<br />
um Klubrádió seine Frequenz zu sichern“.<br />
Ebenfalls auf der Pressekonferenz<br />
anwesend war Ferenc Vicsek.<br />
Der Chefredakteur des demnächst<br />
eingestellten Senders sprach nach<br />
Ende der Veranstaltung davon, dass<br />
viele der Behauptungen der<br />
Medienbehörde schlichtweg falsch<br />
seien. So sei die Ausschreibung zu<br />
Dies hätte den Ausschlag für den<br />
denkbar knappen Zuschlag für den<br />
Sender Autórádió gegeben. „Wir<br />
halten die Entscheidung für empörend.<br />
Damit stößt man unsere halbe<br />
Million Hörer vor den Kopf“,<br />
macht Vicsek seinem Ärger Luft.<br />
Neuer Sender<br />
unbekannt<br />
Um den Nachfolger Autórádió<br />
indes hat sich der Nebel noch immer<br />
nicht gelichtet. Seit Bekanntgabe<br />
der Frequenzvergabe ist bei<br />
dem jungen Unternehmen niemand<br />
erreichbar. Die bisher bekannten<br />
Fakten werfen jedoch mehr Fragen<br />
auf als Antworten zu geben.<br />
Bekannt ist, dass der Sender im<br />
Januar des vergangenen Jahres gegründet<br />
wurde. Gesendet wurde indes<br />
noch nie. Momentan verfügt er<br />
über ein eingetragenes Eigenkapital<br />
von einer Million Forint. Bis Juli<br />
gehörte Autórádió zu der in Polen<br />
tätigen Firma Alagút Média, wechselte<br />
dann jedoch in den Besitz<br />
zweier ungarischer Privatpersonen,<br />
Hajnalka Tamás und Nóra Szerémi.<br />
Szerémi war bereits bei mehreren<br />
Radiostationen tätig. In der Riege<br />
der Anteilseigner von Autórádió<br />
findet sich auch Lajos Mészáros.<br />
Mészáros ist laut dem Nachrichtenportal<br />
index.hu derzeit an 16 Firmen<br />
beteiligt, sei es als Geschäftsführer<br />
oder Besitzer. Vier dieser<br />
Wahlrecht für Auslandsungarn<br />
Ungarische Minderheit mehrheitlich hinter Fidesz<br />
BZT / Aaron Taylor<br />
MTI / Szigetváry Zsolt<br />
Meinungsforschungsinstitut Kvantum<br />
Research beauftragt, eine Erhebung über die<br />
Präferenzen der ungarischen Minderheit in<br />
Rumänien hinsichtlich der ungarischen<br />
Parteien anzustellen. Im östlichen Nachbarland<br />
<strong>Ungarn</strong>s zählt die ungarische Minderheit<br />
insgesamt rund 1,4 Millionen Mitglieder.<br />
Fidesz mit 55,5 Prozent<br />
in Meinungsumfragen weit vorn<br />
Aus der Erhebung ging hervor, dass unter<br />
den rund 1,1 Millionen wahlberechtigten<br />
<strong>Ungarn</strong> in Rumänien die Regierungspartei<br />
Fidesz mit 55,5 Prozent eine überwältigende<br />
Mehrheit hinter sich hat, dahinter folgen weit<br />
abgeschlagen die Sozialisten (MSZP) mit 4,1,<br />
die rechtsradikale Partei Jobbik mit 2,9, Ex-<br />
Premier Ferenc Gyurcsánys Demokratische<br />
Koalition (DK) mit 1,8 und die Partei „Eine<br />
andere Politik ist möglich“ (LMP) mit 0,2<br />
Prozent.<br />
Die Erhebung förderte aber auch zutage,<br />
dass die Hälfte der Befragten weder an ungarischen<br />
Wahlen teilnehmen will, noch an einer<br />
Firmen befinden sich in Insolvenzverfahren<br />
oder haben solche bereits<br />
hinter sich.<br />
Doch verliert nicht nur Klubrádió<br />
seinen angestammten Sendeplatz in<br />
der Hauptstadt. Auch der bei<br />
Jugendlichen beliebte Musiksender<br />
Rádió 1 muss seine Frequenz zum<br />
April ersatzlos räumen. Etwas besser<br />
erging es Juventus Rádió – der<br />
Radiosender bekommt die bisherige<br />
Frequenz von Rádió 1.<br />
Ein Umzug ist auch für die<br />
Betreiber von Klubrádió demnächst<br />
denkbar. Sollte die eingereichte<br />
Klage auf eine Überprüfung des<br />
Verfahrens negativ ausfallen, so ist<br />
es vorstellbar, dass Klubrádió künftig<br />
als Internetradio senden wird.<br />
Noch im Herbst wähnte sich<br />
András Arató, Geschäftsführer bei<br />
Klubrádió, auf der sicheren Seite,<br />
„im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit“<br />
sei ein positiver Ausgang<br />
des Verfahrens so gut wie sicher.<br />
Eine der hauptstädtischen Frequenzen<br />
würde man sicher erhalten, sagte<br />
Arató damals. Auf der Pressekonferenz<br />
am Freitag vergangener<br />
Woche wurde er eines besseren belehrt.<br />
Kurz nachdem Autorádió den<br />
Zuschlag für die neue Frequenz erhielt<br />
wurde bekannt, dass man<br />
durchaus bereit sei, diese an den ursprünglichen<br />
Inhaber Klubrádió abzutreten.<br />
Für 200 Millionen Forint.<br />
ELISABETH KATALIN GRABOW<br />
Beginn noch inhaltsoffen gewesen,<br />
im Laufe des Verfahrens sei sie aber<br />
dann zu einer Begünstigung von<br />
Musiksendern verändert worden. Hörer werden zu Demonstranten: Klubrádió soll bleiben.<br />
vereinfachten Erlangung der ungarischen<br />
Staatsbürgerschaft interessiert ist. In Rumänien<br />
ist die Wahlbeteiligung generell geringer<br />
als in <strong>Ungarn</strong>, so auch im Kreis der ungarischen<br />
Minderheit. Nach Schätzungen dürften<br />
2014 höchstens zweihundert- bis dreihunderttausend<br />
Auslandsungarn an den ungarischen<br />
Parlamentswahlen teilnehmen. Bis<br />
Anfang Januar dieses Jahres haben rund<br />
65.000 wahlberechtigte Rumänienungarn die<br />
ungarische Staatsbürgerschaft im Eilverfahren<br />
erhalten.<br />
Laut früheren Erhebungen wollen die in<br />
Rumänien lebenden <strong>Ungarn</strong> die ungarische<br />
Staatsbürgerschaft aber nicht in erster Linie<br />
wegen der politischen Rechte erlangen. Sie<br />
werden vielmehr von der Hoffnung getrieben,<br />
das ungarische Gesundheits- und Rentensystem<br />
in Anspruch nehmen zu können<br />
und auf dem ungarischen Arbeitsmarkt einfacher<br />
eine Arbeit zu bekommen. Darüber hinaus<br />
verbinden viele Rumänienungarn mit<br />
dem ungarischen Reisepass auch eine größere<br />
Bewegungsfreiheit.<br />
PB
27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 FEUILLETON BUDAPESTER ZEITUNG 11<br />
An Feiertagen sind oppositionelle Demos unerwünscht<br />
Kampf um das Demonstrationsrecht in Budapest<br />
Selbst zu seinen besten Zeiten hätte der Fidesz nicht genug Anhänger ...<br />
Es wäre ja auch zu einfach gewesen. Die<br />
Zivilorganisation Egymillióan a Magyar Sajtószabadságért<br />
(kurz: Milla), kündigte im<br />
vergangenen Oktober auf ihrer Großkundgebung<br />
an, am 15. März erneut an der Erzsébet<br />
híd demonstrieren zu wollen. So weit der<br />
Plan. Als jedoch Mitte der vergangenen<br />
Woche bekannt wurde, dass die Regierung<br />
für alle Feiertage des Jahres diverse Platzreservierungen<br />
abgegeben hat, überschlugen<br />
sich die Gemüter.<br />
och zurück zum Anfang: Schon im ver-<br />
Dgangenen Jahr machte Milla mit einer er-<br />
sten Großkundgebung am 15. März auf sich<br />
aufmerksam. Mit etwa 30.000 Demonstranten<br />
war dies die erste von mehreren organisierten<br />
Veranstaltungen. Die Demonstration<br />
verlief friedlich, die Polizei war zufrieden. So<br />
dachten sich die Organisatoren von Milla und<br />
der beteiligten Partei 4K! – Negyedik köztársaság<br />
(Vierte Republik), würde auch die geplante<br />
Kundgebung am 23. Oktober in der<br />
Vorbereitung reibungslos verlaufen. Doch<br />
gab es schon damals erste Schwierigkeiten<br />
zwischen Organisatoren und Regierung. So<br />
hatte die Regierungspartei Fidesz nach<br />
Bekanntgabe des Termins eine eigene Kund-<br />
BZT / Aaron Taylor (2)<br />
gebung nur wenige hundert Meter entfernt<br />
geplant. Als der Konflikt schon festgefahren<br />
schien und von beiden Seiten kein Einlenken<br />
zu erwarten war, zog der Fidesz überraschend<br />
mangels auftretender Redner zurück.<br />
Gesamte Innenstadt<br />
„reserviert“<br />
Mitte der vergangenen Woche kam es dann<br />
zum Knalleffekt. Während bei Milla noch die<br />
Vorbereitungen liefen, reichte die Regierung<br />
für den 15. März Reservierungen für mehr als<br />
zehn Plätze in der <strong>Budapester</strong> Innenstadt ein.<br />
Péter Szijjártó, Sprecher des Ministerpräsidenten,<br />
schaffte es – ob absichtlich oder nicht<br />
–, durch gezielte Unkenntnis die ohnehin<br />
schon angespannte Situation noch zu verschärfen.<br />
Szijjártó behauptete auf einer Pressekonferenz<br />
Ende vergangener Woche, das<br />
Justizministerium hätte sämtliche Plätze für<br />
nationale Feiertage und Gedenkveranstaltungen<br />
bis 2014 reserviert, schließlich sei es „nur<br />
natürlich, dass diese Veranstaltungen abgehalten<br />
werden und die Plätze dafür reserviert“<br />
würden.<br />
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich<br />
warten. Nur kurz darauf reagierten die Organisatoren<br />
von Milla und reservierten den<br />
Pester Brückenkopf der Erzsébet híd symbolisch<br />
für die kommenden hundert Jahre.<br />
Auf Anfrage erfuhr die <strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
jedoch, dass der Sprecher des Ministerpräsidenten<br />
hier weit übers Ziel hinausgeschossen<br />
habe. Der von der Stadt zugesandte Beschluss<br />
zeigt deutlich, dass das Ministerium zwar fast<br />
die gesamte Innenstadt für den Rest des<br />
Jahres blockiert hat, jedoch nur für das laufende<br />
Kalenderjahr.<br />
Opposition lässt sich<br />
nicht kleinkriegen<br />
Die Empörung auf Seiten der Opposition<br />
wurde dadurch nicht gemindert. Péter Juhász,<br />
einer der Hauptorganisatoren bei Milla,<br />
sagte, zwar sei die Brücke selbst von der<br />
Hauptstadt blockiert worden, aber die Straße<br />
in Richtung Innenstadt, die Szabad sajtó út,<br />
nicht. „Es ging durch die Medien, dass die<br />
Stadt mit uns verhandeln wolle, aber bisher<br />
warten wir auf ein Gesprächsangebot“. Man<br />
wolle nicht auf eine Regierungsveranstaltung<br />
„drauf organisieren“, allerdings „werden wir<br />
auch nicht zulassen, dass man unsere verhindert“.<br />
Auch die Ende vergangenen Jahres neu gegründete<br />
Partei 4K! beteiligt sich wieder an<br />
der Großkundgebung. Koordinator András<br />
Istvánffy sieht bei der Frage des 15. März historische<br />
Parallelen: „Auf jeden Fall wird es<br />
am 15. März auch eine oppositionelle Demonstration<br />
geben. Es darf nicht passieren,<br />
dass an einem der wichtigsten Feiertage des<br />
Landes nur Regierungsfeierlichkeiten stattfinden.<br />
Die Regierung fürchtete sich zuletzt zu<br />
Zeiten des Kommunismus vor Oppositions-<br />
demos am 15. März“. Istvánffy ist dennoch<br />
optimistisch: „Die Regierung kann keinesfalls<br />
all den Platz nutzen, den sie reserviert hat“,<br />
sobald feststehe, wo die Regierungsfeierlichkeiten<br />
stattfinden, könne ein Kompromiss<br />
gefunden werden.<br />
Während Milla und 4K! erneut zusammenarbeiten<br />
und möglichst viele Menschen mobilisieren<br />
wollen, kocht Péter Konya von der<br />
Bewegung „Szolidarítás“ sein eigenes Süppchen.<br />
So wurde zu Beginn der Woche bekannt, dass<br />
„Szolidarítás“ selbst eine Demonstration<br />
plant, etwas vorverlegt am 10. März. Pressesprecherin<br />
Beáta Bódi teilte auf Anfrage mit,<br />
die Veranstaltung sei schon länger geplant<br />
gewesen, ähnlich wie mit dem sogenannten<br />
D-Day im vergangenen Jahr wolle man auf<br />
die schrittweise Abschaffung der sozialen<br />
und Freiheitsrechte aufmerksam machen.<br />
„Wir erfuhren erst nach der Anmeldung unserer<br />
Demonstration von der Platzreservierung<br />
durch die Regierung. Nichtsdestotrotz<br />
werden wir unsere Anhänger auch für die<br />
Milla-Kundgebung fünf Tage später mobilisieren.“<br />
Juristisch<br />
schwierig<br />
Eine für alle Beteiligten zufriedenstellende<br />
Lösung scheint indes unrealistisch, denn juristisch<br />
gesehen befindet sich die Platzreservierung<br />
in einer Grauzone. Wie Milla-Koordinator<br />
Juhász bei der Anmeldung der Demonstration<br />
erfuhr, nahm die Polizei seine Anmeldung<br />
schlichtweg nicht zur Kenntnis. Was<br />
im ersten Moment wie ein Schildbürgerstreich<br />
klingt, ist tatsächlich den rechtlichen<br />
Irrungen und Wirrungen des ungarischen<br />
Rechts geschuldet. Die Demonstration wäre<br />
an sich nicht rechtswidrig, die nötigen Voraussetzungen<br />
erfüllt. Prinzipiell ist jede friedliche<br />
Zusammenkunft auf öffentlichen Plätzen<br />
in <strong>Ungarn</strong> erlaubt. Durch die Reservierung<br />
der Regierung verändert sich allerdings<br />
der Rechtsstatus von öffentlichen Plätzen, das<br />
Nutzungsrecht liegt nunmehr bei den „Mietern“,<br />
also der Regierung. Der Polizei bleibt<br />
in solch einem Fall nichts anderes übrig, als<br />
ihre „Nichtzuständigkeit“ festzustellen und<br />
die oppositionelle Demonstrationsanmeldung<br />
nicht zur Kenntnis zu nehmen. Dass das<br />
Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit nicht<br />
beschnitten werden darf, wurde allerdings vor<br />
Kurzem erst vom Europäischen Gerichtshof<br />
für Menschenrechte in Straßburg in Zusammenhang<br />
mit den Protesten 2004 festgestellt.<br />
Zusammengefasst gibt es also laut einem<br />
Mitarbeiter des Helsinki Ausschusses nur<br />
zwei Möglichkeiten: Entweder die Regierung<br />
ermöglicht es den Oppositionellen zu<br />
demonstrieren oder der ungarische Staat<br />
wird aus Straßburg erneut zur Zahlung von<br />
Bußgeldern verdonnert – die dann vom ungarischen<br />
Steuerzahler beglichen werden<br />
müssen.<br />
ELISABETH KATALIN GRABOW<br />
... auf die Straßen ziehen können, um alle reservierte Plätze zu füllen.
12 BUDAPESTER ZEITUNG VERANSTALTUNGEN 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />
FREITAG, 27. JANUAR<br />
Tanz,Theater und klassische Musik<br />
STAATSOPER, 19 UHR: Boito – „Mefistofele“.<br />
VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />
PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19.30 UHR: Mini-<br />
Festival: Kammermusik. Gespielt werden Werken von<br />
Barnabás Horváth, Iván Madarász, István Vántus,<br />
Caprice und weiteren.<br />
IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />
PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30<br />
UHR: Csik Ensemble, Dresch Quartett und weitere spielen<br />
Folk.<br />
IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />
UNGARISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFT, 19.30 UHR: Der<br />
ungarische Radiochor mit György Lakatos (Fagott)<br />
trägt drei Shakespeare Lieder von Vaughan Williams,<br />
Nystedt und Hovland vor.<br />
V. Szechényi István 9, www.mta.hu<br />
Ausgehen<br />
STAATLICHES TANZTHEATER, 19 UHR: Das Zeitgenössische<br />
Tanztheater Szeged tanzt „Die Philosophie des<br />
Körpers“.<br />
I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />
KULTURSCHIFF A38, 19.30 UHR: Compact Disco, Bambi<br />
Beatz, Deetron und LavaLava & Friends.<br />
XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />
TRAFÓ, 20 UHR: Tanztheater „Pichet Klunchun and<br />
Myself“.<br />
IX. Liliom utca 41, www.trafo.hu<br />
BUDAPESTER JAZZ CLUB, 21 UHR: Márió Rafael Trio und<br />
Emilio Trio.<br />
VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />
SAMSTAG, 28. JANUAR<br />
Tanz,Theater und klassische Musik<br />
FRANZ LISZT MUSIKAKADEMIE, 11 UHR: Matinée Konzert mit<br />
László Borbély (Klavier) und Anna Várföldi (Violine).<br />
VI. Liszt Ferenc tér 8, www.lfze.hu<br />
TÉTÉNYER KULTURZENTRUM, 11 UHR: Das Budafoker<br />
Dohnányi Orchester spielt Chorstücke von Liszt,<br />
Kodály, Bárdos, Orbán und Karai. Leitung: Gábor<br />
Hollerung.<br />
XXII. Nagytétényi út 31, www.klauzalhaz.hu<br />
PALAST DER KÜNSTE – GLASHALLE, 17 UHR: Trio Konzert mit<br />
den Werken von József Sári, Péter Zombola, Katalin<br />
Pócs und Miklós Kocsár.<br />
IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />
MUSIK MUSEUM, 17 UHR: Eszter Perényi (Violine), Anna<br />
Lugossy (Klavier) und Viktor Massányi (Gesang) spielen<br />
Werke von Brahms, Vieuxtemps, Hubay, Bach,<br />
Liszt, Mussorgsky und Sarasate.<br />
VII.Táncsics Mihály út, www.zti.hu<br />
UNGARISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFT, 19 UHR: Die<br />
Weiner-Szász Kammersymphonie spielt Werke von<br />
Fauré, Berlioz und Gounod. Leitung: Atala Schöck.<br />
V. Szechényi István tér 9, www.mta.hu<br />
PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19.30 UHR: Mini-<br />
Festival: Thrensemble spielt Werke von Péter Tornyai,<br />
Péter Kõszeghy, Marcell Dargay und weiteren.<br />
IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />
Ausgehen<br />
STAATSOPER, 11 UND 17 UHR: „Die schlecht behütete<br />
Tochter“ (Ballett).<br />
VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />
BÁRKA THEATER, 15 UHR: Jazzkonzert mit dem Modern Art<br />
Orchester, Kornél Fekete Kovács und András Hajós.<br />
VIII. Üllõi út 82, www.barka.hu<br />
STAATLICHES TANZTHEATER, 19 UHR: Varidance tanzt<br />
„Verzauberung“.<br />
I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />
NATIONALTHEATER, 19 UHR: Die Madhouse Compagnie präsentiert<br />
die kompletten Werke Shakespeares (Komödie<br />
auf Englisch).<br />
IX. Bajor Gizi Park 1, www.nemzetiszinhaz.hu<br />
TRAFÓ, 20 UHR: Tanztheater „Pichet Klunchun and<br />
Myself“.<br />
IX. Liliom utca 41, www.trafo.hu<br />
DÜRER KERT, 20 UHR: Trick, Apollogika, Long Beach und<br />
OverHelp.<br />
XIV. Ajtósi Dürer sor 19-21, www.durerkert.com<br />
KULTURSCHIFF A38, 21 UHR: Mary Popkids, The Bras und<br />
We Plants are Happy Plants.<br />
XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />
Kammerkonzert: Duo EDAN<br />
Zeitgenössische und klassische Musik erklingt<br />
am kommenden Donnerstag im Salon des<br />
Österreichischen Kulturforums. Das Wiener<br />
Duo EDAN, bestehend as Edua Zádory (Violine)<br />
und Anastasiia Dombrovska (Klavier),<br />
spielen an diesem Abend Stücke der bekanntesten<br />
zeitgenössischen Komponistin Österreichs,<br />
Johanna Doderer, deren Werke sich<br />
mehr und mehr internationaler Beliebtheit er-<br />
BUDAPESTER JAZZ CLUB, 21 UHR: Budapest Jazz Orchestra<br />
und Barnabás Pély, danach: Róbert Szakcsi Lakatos<br />
Trio.<br />
VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />
GÖDÖR KLUB, 21 UHR: Balkan Beats: David Dely, Maszkura<br />
und Tücsökraj, Anselmo Crew und DJ Robert Soko.<br />
V. Erzsébet tér, www.godorklub.hu<br />
SONNTAG, 29. JANUAR<br />
Tanz,Theater und klassische Musik<br />
STAATSOPER, 18 UHR: Mozart – „Figaros Hochzeit“.<br />
VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />
PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30<br />
UHR: Chanticleer Vocal Ensemble – „Love Story“.<br />
IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />
PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19.30 UHR: Mini-<br />
Festival: Das Miskolcer Symphonieorchester spielt<br />
Werke von Zsolt Durkó, Endre Olsvay, László<br />
Dubrovay, Miklós Sugár und Levente Gyöngyösi.<br />
Leitung: László Kovács.<br />
IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />
Ausgehen<br />
SPIELPLAN DER DEUTSCHEN BÜHNE UNGARN<br />
STAATLICHES TANZTHEATER, 10.30 UHR: Das <strong>Budapester</strong><br />
Tanztheater führt „Frau Holle“ für Kinder auf.<br />
I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />
BUDAPESTER JAZZ CLUB, 16 UHR: Vilmos Jávori Jazz Drum<br />
Wettbewerb, Halbfinale 2012.<br />
VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />
VIGYÁZÓ SÁNDOR KULTURCENTER, 20 UHR: Zita Gereben<br />
Quintett.<br />
XVII. Pesti út 113<br />
MONTAG, 30. JANUAR<br />
Mittwoch 1. Feb. 17.00 Der Häßliche DBU, SZEKSZÁRD<br />
Donnerstag 2. Feb. 16.00 Der Häßliche DBU, SZEKSZÁRD<br />
Dienstag 7. Feb. 15.00 Südseekeller DBU, SZEKSZÁRD<br />
Mittwoch 8. Feb. 16.00 Südseekeller DBU, SZEKSZÁRD<br />
Donnerstag 9. Feb. 12.00 Südseekeller DBU, SZEKSZÁRD<br />
Dienstag 14. Feb. 18.00 Männer und Frauen DBU, SZEKSZÁRD<br />
passen einfach nicht zusammen<br />
Mittwoch 15. Feb. 11.00 Südseekeller DBU, SZEKSZÁRD<br />
Donnerstag 16. Feb. 14.30 Leonce und Lena KECSKEMÉT<br />
Dienstag 21. Feb. 19.00 PREMIERE:<br />
Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />
Mittwoch 22. Feb. 18.00 Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />
Donnerstag 23. Feb. 17.00 Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />
Montag 27. Feb. 16.00 Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />
Dienstag 28. Feb. 18.00 Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />
Mittwoch 29. Feb. 17.00 Kleinbürgerhochzeit DBU, SZEKSZÁRD<br />
freuen. Auf dem Programm stehen jedoch auch<br />
Werke von Perlman, Achorn, Hubay und Bloch,<br />
und den Klassikern Brahms, Liszt und Ravel. Um<br />
Anmeldung wird unter orsolya.nemeshazi@bmeia.gv.at<br />
oder +36 1 413 35 93 gebeten.<br />
Salon des Österreichischen Kulturforums<br />
2. Februar, 18.30 Uhr<br />
VI. Andrássy út 43<br />
www.okf.hu<br />
Tanz,Theater und klassische Musik<br />
NÁDOR KONZERTHALLE, 19.30 UHR: Kriszta Renáta<br />
Konyicska (Klavier) und Csaba Király (Orgel) spielen<br />
Werke von Bach, Schubert, Schumann und Liszt.<br />
XIV. Ajtósi Dürer sor 39, www.hangverseny.hu<br />
TÁRSASKÖR ÓBUDA, 19.30 UHR: Das Somogyer Stringquartett<br />
mit Zsuza Tóth (Flöte) und István Varga (Klarinette)<br />
spielt Werke von Rezsõ Sugár, György Fehér,<br />
Gábor Kósa, Péter Csillag und anderen.<br />
III. Kiskorona utca 7<br />
www.obudaitarsaskor.hu<br />
Deutsche Bühne <strong>Ungarn</strong><br />
7100 Szekszárd, Garay tér 4<br />
www.dbu.hu<br />
Ausgehen<br />
BUDAPESTER OPERETTENTHEATER,<br />
10 UHR: „Krawall im Wald“ (Märchen<br />
mit Musik).<br />
VI. Nagymezõ utca 17<br />
www.operettszinhaz.hu<br />
BUDAPESTER OPERETTENTHEATER,<br />
17 UHR: Kálmán – „Die Csárdásfürstin“.<br />
VI. Nagymezõ utca 17<br />
www.operettszinhaz.hu<br />
THÁLIA THEATER, 17 UHR: „Abigail“<br />
(Musical).<br />
VI. Nagymezõ utca 19<br />
www.thalia.hu<br />
RAM COLOSSEUM, 19 UHR: ExperiDance<br />
tanzt „Happiness<br />
69:09“.<br />
XIII. Kárpát utca 23<br />
www.ramcolosseum.com<br />
SZIMPLA CAFÉ, 20 UHR: Árpád<br />
Baranyi.<br />
VII. Kertész utca 48<br />
www.szimapla.hu<br />
JEDERMANN CAFÉ, 21 UHR: Fondor Orchester.<br />
IX. Ráday utca 58<br />
DIENSTAG, 31. JANUAR<br />
Ausgehen<br />
BUDAPESTER OPERETTENTHEATER, 10 UHR: „Krawall im Wald“<br />
(Märchen mit Musik).<br />
VI. Nagymezõ utca 17, www.operettszinhaz.hu<br />
STAATLICHES TANZTHEATER, 10.30 UHR: „Ti-Ti-Ta“ – Tanzaufführung<br />
von Jolán Foltin und Péter Novák für Kinder.<br />
I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />
STAATSOPER, 19 UHR: „Im Wirbel“ – Ballettabend mit der<br />
Musik von Schubert, Mahler, Weill, Richter und Glass.<br />
VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />
PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19 UHR: Das Gyõrer<br />
Ballett tanzt „La Vie en Rose“.<br />
IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />
KULTURSCHIFF A38, 20 UHR: Viza und Fran Palermo.<br />
XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />
BUDAPESTER JAZZ CLUB, 21 UHR: Kiende.<br />
VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />
MITTWOCH,1.FEBRUAR<br />
Tanz,Theater und klassische Musik<br />
STAATSOPER, 18 UHR: Mozart – „Figaros Hochzeit“.<br />
VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />
TÁRSASKÖR ÓBUDA, 19 UHR: Beethoven Abend mit dem<br />
Qaartsiluni Ensemble.<br />
III. Kiskorona utca 7, www.obudaitarsaskor.hu<br />
Ausgehen<br />
STAATLICHES TANZTHEATER, 10.30 UND 15 UHR: Die ungarische<br />
Art of Movement Compagnie führt „Karneval der<br />
Tiere“ auf.<br />
I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />
BUDAPESTER OPERETTENTHEATER, 19 UHR: „Miss Saigon“.<br />
VI. Nagymezõ utca 17, www.operettszinhaz.hu<br />
JEDERMANN CAFÉ, 21 UHR: Viktor Hegyi Quartett.<br />
IX. Ráday utca 58<br />
BUDAPESTER JAZZ CLUB, 21 UHR: Galakonzert von Lakatos<br />
Ablakos Dezsõ.<br />
VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />
DONNERSTAG,2.FEBRUAR<br />
Tanz,Theater und klassische Musik<br />
UNGARISCHES RADIO, 18 UHR: András Csáki (Gitarre) spielt<br />
Werke von Telemann, Bach, Granados, Giuliani,<br />
Piazzolla und weiteren.<br />
VIII. Pollack Mihály tér 8, www.radio.hu<br />
STAATSOPER, 19 UHR: Boito – „Mefistofele“.<br />
VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />
PFARRKIRCHE ST. ANNA, 19.30 UHR: András Gábor Virágh<br />
(Orgel) und Ildikó Szakács spielen Werke von Bach,<br />
Buxtehude, Händel, Monteverdi, Purcell, Schütz und<br />
Vivaldi.<br />
I. Batthyány tér 7<br />
Ausgehen<br />
STAATLICHES TANZTHEATER, 10.30 UND 15 UHR: Das<br />
<strong>Budapester</strong> Tanztheater führt „Frau Holle“ für Kinder auf.<br />
I. Színház utca 1-3, www.tancszinhaz.hu<br />
PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19 UHR: Das ungarische<br />
Folkstanzensemble tanzt „Sonnenlegende“.<br />
IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />
BUDAPESTER OPERETTENTHEATER, 19 UHR: „Miss Saigon“.<br />
VI. Nagymezõ utca 17, www.operettszinhaz.hu<br />
PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30<br />
UHR: Felix Lajkó Violinenkonzert mit Mariann Falusi (Gesang).<br />
IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />
MIKA TIVADAR CLUB, 20 UHR: Loco und Smárton Trio.<br />
VII. Kazinczy utca 47, www.mikativadarmulato.hu<br />
KULTURSCHIFF A38, 21 UHR: Roberto Rodriguez, Nesta,<br />
Add2Basket, Gerysson und Holic.<br />
XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />
BUDAPESTER JAZZ CLUB, 21 UHR: Gábor Éles Trio.<br />
VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu
27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 VERANSTALTUNGEN BUDAPESTER ZEITUNG 13<br />
Natalia Lach-Lachowicz, Fotokünstlerin<br />
aus Polen, eröffnet ihre erste<br />
Retrospektive mit dem Titel „Opus<br />
Magnum“ im Ernst Museum. International<br />
bekannt wurde sie 1974 mit<br />
ihrer Bilderreihe „Natalia ist Sex“ –<br />
auf Miniaturbildern ist sie während<br />
des Geschlechtsverkehrs mit ihrem<br />
Mann zu sehen. Doch: Natalia ist<br />
nicht nur Sex.<br />
ie Fragen, die sich beim Besuch<br />
Ddieser Ausstellung stellen, gehen<br />
darüber hinaus, ob dies Pornographie<br />
ist oder nicht. Sollten sie zumindest.<br />
Fragen sollten aufkommen, die<br />
lauten: Wie konnte man in den 70er<br />
Jahren im hoch-katholischen Polen<br />
solche Kunst machen? Wie konnte eine<br />
Frau aus dem ehemaligen Ostblock<br />
international bekannt werden<br />
mit einem fünfzigjährigen Schaffenswerk,<br />
dessen leitendes Thema auf<br />
den ersten Blick Erotik und Sexualität<br />
ist? Und wie ist dieselbe Frau eine<br />
wichtige Figur im künstlerischen<br />
Feminismus geworden?<br />
Bananen<br />
vernaschen<br />
Natalia LL erkennt man sofort: Ihr<br />
platinblondes Haar wird von einem<br />
schwarzen Haarband aus dem Gesicht<br />
gehalten, schwarze schlicht-elegante<br />
Kleidung und eine große Sonnenbrille.<br />
Eine attraktive Mittsiebzigerin.<br />
Auch ihre Stimme ist attraktiv oder liegt es<br />
an der polnischen Sprache, durchsetzt von zurükkgehaltenem<br />
Lachen?<br />
Die Bilder der Reihe „Consumer Art“ – auf denen<br />
in Serie hübsche blonde Damen zu sehen<br />
sind, wie sie Bananen, Würste oder Grissinis vernaschen<br />
– sprechen, so die Künstlerin, nicht nur<br />
von Erotik. Es ging Natalia LL dabei um<br />
Konsum. Es ging ihr um die interessante Dialektik,<br />
die sich ergibt, wenn eine Konsumgesellschaft<br />
heranwächst, die vor leeren Regalen steht. Die er-<br />
Retrospektive im Ernst Museum: Natalia LL<br />
Ehrlich, ausdrucksstark und etwas pornographisch<br />
Die Künstlerin von „Post-Konsumer-Art“ (1976).<br />
Begegnungen im Trafó Theater<br />
Von Tanz und Tradition<br />
Zwischen Tradition und Moderne begegnen sich zwei Künstler völlig unterschiedlicher<br />
Herkunft. „Pichet Klunchun and Myself“ (Pichet Klunchun und<br />
ich) erzählt die Geschichte zweier Menschen, die ihre Wurzeln hinter sich lassen<br />
und über eine Begegnung voneinander lernen. Sie sind auf der Suche<br />
nach Verständnis füreinander und beleuchten dabei Eurozentrismus und kulturelle<br />
Globalisierung.<br />
wei Stühle stehen auf der sonst<br />
Zleeren Bühne und sind einander<br />
zugewandt. Auf dem einen, in weiße<br />
Turnschuhe, Pullover und Jeans gekleidet,<br />
sitzt Jérome Bel. Ihm gegenüber<br />
sitzt Pichet Klunchun, komplett in<br />
schwarz. Jérome Bel, einen Laptop auf<br />
dem Schoß, liest Fragen vor. Begonnen<br />
bei Namen und Beruf, befragt er<br />
Klunchun über seinen Werdegang als<br />
Tänzer und wie er zum Tanz gekommen<br />
sei. Ausführlich erzählt dieser seine<br />
Geschichte. Es geht um seinen<br />
Glauben, den Wunsch nach einer eigenen<br />
Familie und um seine Vorstellung<br />
von Glück, Bel ist verblüfft.<br />
Kontraste<br />
überwinden<br />
Als Bel ihn fragt, wie er den Tod auf<br />
der Bühne zeigen würde, beginnt<br />
Klunchun mit seiner Interpretation des<br />
Abschieds von der irdischen Welt. Er<br />
zeigt die verschiedenen Ausdrucksweisen<br />
für den Tod und demonstriert auf<br />
einfühlsame Weise das Trauerempfinden,<br />
wie es im thailändischen Tanzstil<br />
wähnte Banane zum Beispiel war Gegenstand der<br />
Sehnsucht im Polen der 70er Jahre.<br />
Doch auch ganz andere Themen sind in der Retrospektive<br />
zu sehen. Eine Serie der Fotografien,<br />
die im letzten Jahrzehnt entstanden sind, huldigt<br />
den Opfern des Terrorismus. Es sind Großformate<br />
von nackten Körpern, die nur eine Gasmaske tragen.<br />
Auf einigen Fotografien ist nur der Kopf mit<br />
der Maske zu sehen. Oft wurden mehrere Aufnahmen<br />
übereinandergelegt oder die Belichtungszeit<br />
so erhöht, dass Gesichter und Gestalten auf einem<br />
umgesetzt wird. Nun ist Klunchun mit<br />
dem Fragenstellen an der Reihe. Er<br />
stellt Bel die gleichen Fragen, die er zuvor<br />
selbst beantwortet hat und als dieser<br />
beginnt, von seinem Beruf und seiner<br />
Karriere zu erzählen wird schnell deutlich,<br />
um was es in diesem Stück geht. Es<br />
geht um Kontraste und darum, diese zu<br />
überwinden.<br />
Beruf<br />
und Berufung<br />
Pichet Klunchun ist thailändischer<br />
Tänzer im „Khon“-Stil. Der Khon<br />
gehört heute zu den traditionellsten<br />
Tanzformen Thailands und erzählt<br />
mit Masken und Kostümen vom ewigen<br />
Kampf zwischen Gut und Böse.<br />
Jérome Bel ist Choreograph. Über<br />
die Grenzen Europas hinweg sorgte<br />
der gebürtige Franzose mit seinen<br />
minimalistischen Stücken und eigentümlichen<br />
Interpretationen für Furore<br />
in Theaterkreisen und erntete dabei<br />
neben Lob auch viel Kritik.<br />
Aus der Unterhaltung zwischen den<br />
beiden Künstlern wird deutlich, dass<br />
es hierbei nicht nur um zwei verschiedene<br />
Tanzstile geht. Hier prallen gesellschaftliche<br />
und geistige Welten aufeinander.<br />
Neben zwei völlig unterschiedlichen<br />
Lebensgeschichten verweist<br />
das Stück indirekt auch auf übergeordnete<br />
Leitfragen wie etwa einem<br />
weltweit vorherrschenden eurozentristischen<br />
Kunstverständnis, also der Vorstellung<br />
eines Kunstideals nach europäischem<br />
Leitbild, oder der Frage<br />
nach der Globalisierung und Vermarktung<br />
von Kultur. Dem gegenseitigen<br />
Respekt, den sich die beiden Künstler<br />
im Stück entgegenbringen, ist abzulesen,<br />
dass es hier nicht um die Inwertsetzung<br />
oder Abwägung verschiedener<br />
Kulturen geht, ganz im Gegenteil.<br />
Aufgezeigt werden Kontraste, diese<br />
sollen jedoch mit Brücken überwunden<br />
und nicht mit einem kulturellen<br />
Einheitsbrei beseitigt werden.<br />
Die Kritiken der französisch-thailändischen<br />
Koproduktion sind bis<br />
Bild in mehreren Positionen überlappend<br />
gesehen werden.<br />
Tabuisierten Themen<br />
begegnen<br />
Konzeptkunst heißt der in den 60er<br />
Jahren aufkommende Trend, dem<br />
Natalia LL angehört. Es geht nicht<br />
um die Ästhetik des fertigen Kunstwerkes,<br />
sondern um das Konzept, das<br />
dahinter steckt. So wiederholen sich<br />
Bilder oft, Serien entstehen, Folgen<br />
von Themen, mit denen sich die<br />
Künstlerin Jahrzehnte lang beschäftigt<br />
hat. Ein weiteres Thema ist Mythologie,<br />
vor allem nordische Mythologie.<br />
Das Thema der Kampfgöttin<br />
Brunhilde wird erschlossen, einmal<br />
sieht man sie als blonde Domina, ein<br />
andermal als Netzstrumpfhosen tragende<br />
Kämpferin. Ausdrucksstark ist<br />
auch die Bilderreihe über Odin, welcher<br />
der Mythologie zufolge vom alten,<br />
klapprigen und auf einen Stock<br />
gestützten Mann (Natalias Ehegatte)<br />
zum jugendlichen Kämpfer „transfigurieren“<br />
kann (Transfiguration of<br />
Odin I.-III. 2009).<br />
Das Thema des Jungbrunnens hat<br />
Natalia mit 72 Jahren eingeholt.<br />
Doch sie verwendet es, sie bringt es<br />
in ihre Kunst ein, wie sie auch ihre<br />
Jugend und Sexualität damals in ihre<br />
Kunst eingebracht hat. Es sind Themen,<br />
die im Leben jedes Menschen<br />
eine Rolle spielen, die oft tabuisiert<br />
wurden und werden. Natalia LL begegnet diesen<br />
Themen ehrlich, ausdrucksstark und sehr offen.<br />
KATALIN GYÕRY<br />
NATALIA LL – OPUS MAGNUM<br />
Ernst Museum<br />
VI. Nagymezö utca 8<br />
19.Januar - 18. März<br />
Eintritt 500 Forint<br />
www.mucsarnok.hu<br />
„Zwei völlig unterschiedliche Lebensgeschichten.“<br />
jetzt durchweg positiv. Es wird sich<br />
jedoch noch zeigen, ob die minimalistische<br />
Darstellung auch der <strong>Budapester</strong><br />
Theaterszene zusagt. Dank seiner<br />
hervorragenden Kontakte zur<br />
internationalen Kunstszene ist es dem<br />
Leiter des Trafó, György Szabó, mit<br />
diesem Stück wieder einmal gelungen,<br />
seinem Ruf gerecht zu werden<br />
und dem Trafó-Publikum erneut ein<br />
neues und innovatives Konzept zugänglich<br />
zu machen, das Lust auf<br />
mehr macht.<br />
LUCAS POHL<br />
PICHET KLUNCHUN AND MYSELF<br />
27.-28. Januar, 20 Uhr<br />
Eintritt: 1.800 Forint<br />
(Studenten: 1.500 Forint)<br />
Trafó Theater<br />
IX. Budapest, Liliom utca 41<br />
Tel.: +36 1 2151600<br />
www.trafo.hu<br />
Kultur &<br />
Bildung<br />
GOETHE-INSTITUT<br />
IX. Ráday utca 58<br />
Tel.: +36 1 374 4070<br />
E-Mail: info@budapest.goethe.org<br />
www.goethe.de/budapest<br />
Leiterin: Jutta Gehrig<br />
Öffnungszeiten der Bibliothek des Goethe-<br />
Instituts: dienstags bis donnerstags 14 bis 19<br />
Uhr, freitags 11 bis 17 Uhr, samstags 10 bis<br />
14 Uhr.<br />
Ö S T E R R E I C H I S C H E S<br />
K U L T U R F O R U M<br />
VI. Benczúr utca 16,<br />
Tel.: +36 1 413 3590,<br />
E-Mail: budapest-kf@bmeia.gv.at,<br />
www.okfbudapest.hu,<br />
Leiterin: Dr. Elisabeth Kornfeind<br />
ANDRÁSSY UNIVERSITÄT<br />
VIII. Pollack Mihály tér 3<br />
Tel: +36 1 266 3101, -4408<br />
30 525 50 43<br />
Fax: +36 1 266 3099<br />
www.andrassyuni.hu<br />
Rektor: Prof. Dr. András Masát<br />
KONRAD-ADENAUER-<br />
STIFTUNG<br />
I. Batthyány utca 49<br />
Tel: +36 1 487 5010<br />
E-Mail: adenauer@adenauer.hu,<br />
www.adenauer.hu<br />
Leiter: Hans Kaiser<br />
DEUTSCHSPRACHIGER LIONS<br />
CLUB “THOMAS MANN”<br />
www.thomasmannlionsbudapest.com<br />
2. Februar, 19:30 Uhr: Ádám Kertész,<br />
Mitglied der Ungarischen Akademie der<br />
Wissenschaften, spricht zum Thema „Verwüstung<br />
als globales und lokales Problem“.<br />
Anmeldung bis zum 1. Februar erforderlich.<br />
Der Eintritt ist frei, jedoch wird herzlich um eine<br />
angemessene Spende zu Gunsten der Lions<br />
Club Charity Aktivitäten gebeten.<br />
Zentrale der ELMÜ, XIII. Váci út 72–74<br />
HAUS DER<br />
UNGARNDEUTSCHEN<br />
Tel: +36 1 269 1081<br />
www.hdu.hu<br />
1. Februar, 18 Uhr: Buchpräsentation. Die<br />
Autorin Angela Korb stellt ihr Buch Reigöd<br />
vum Weidepam – Kaanr Vrzälstikr vor und<br />
berichtet über die Entstehung dieser<br />
Sammlung ungarndeutschen Erzählguts.<br />
Der Eintritt ist wie immer frei!<br />
VI. Lendvay u. 22<br />
DEUTSCHSPRACHIGE<br />
KIRCHEN<br />
KAPELLE DER DEUTSCHSPRACHIGEN<br />
EVANGELISCHEN GEMEINDE<br />
I. Bécsi kapu tér,<br />
Tel.: 212 8979<br />
RÖMISCH-KATHOLISCHE GEMEINDE<br />
I. Fõ utca 43,<br />
Tel./Fax: 213 7508<br />
Pfarrer: noch nicht benannt<br />
Gottesdienste: jeden Sonn- und Feiertag<br />
um 10 Uhr in der Szent Ferenc<br />
Sebei Kirche (Nähe Batthyány tér).<br />
EVANGELISCH-REFORMIERTE<br />
GEMEINDE<br />
V. Alkotmány utca 15,<br />
Tel./Fax: 311 2369<br />
Pfarrer: Zoltán Balog<br />
Gottesdienste: sonntags 10 Uhr, (Eingang<br />
um die Ecke in der Hold utca).<br />
EVANGELISCH-LUTHERISCHE<br />
GEMEINDE<br />
I. Logodi utca 5-7,<br />
Tel./Fax: 212 8979<br />
Pfarrer: Johannes Erlbruch<br />
Gottesdienste: sonntags 10 Uhr in der<br />
Kapelle Táncsics Mihály utca 28
14 BUDAPESTER ZEITUNG BUDAPEST 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />
KOMPAKT<br />
� Eisbahn geöffnet. Die größte Kunsteisbahn<br />
<strong>Ungarn</strong>s, die Mûjégpálya im Stadtwäldchen<br />
(XIV. Olof Palme sétány 5), ist bis auf<br />
weiteres geöffnet und wartet vormittags und<br />
nachmittags unter freiem Himmel auf sportbegeisterte<br />
Besucher. Wegen finanzieller<br />
Schwierigkeiten konnte die Bahn im vergangenen<br />
Jahr nur von Anfang bis Ende Dezember<br />
besucht werden. Die Entscheidung für<br />
den weiteren Betrieb wurde nach den europäischen<br />
Eisschnelllaufmeisterschaften<br />
(6.-8. Januar) gefällt. Weitere Informationen<br />
zu den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen<br />
unter: www.mujegpalya.hu.<br />
� PeCsa Music Hall. Das Petõfi Csarnok<br />
wurde vorvergangenen Donnerstag unter<br />
dem Namen PeCsa Musik Hall der Presse<br />
vorgestellt. Der jetzige Mieter, die Cortina<br />
Service Kft., hatte im Herbst von der Hauptstadt<br />
das Betriebsrecht auf zehn Jahre bekommen.<br />
Wie der Firmenleiter Károly Nagy<br />
ausführte, werden auch weiterhin die gewohnten<br />
Programme organisiert. Jedoch soll<br />
es auch einige Reformen geben. So sollen<br />
unter anderem die Außen- und Sanitäranlagen<br />
erneuert sowie die Büros und die Vorhalle<br />
renoviert werden. Außerdem stehen die<br />
Modernisierung der Heizung, der Bau eines<br />
neuen Veranstaltungs- und Konzertraums<br />
und neuer Garderoben auf dem Plan. Auch<br />
die Außenfassade soll erneuert werden.<br />
� Moderne Verwaltungsbeamte. Bis Ende<br />
Januar noch können die <strong>Budapester</strong> ihre<br />
Stimme abgeben, ob in sieben Bezirken der<br />
Hauptstadt ab 2013 Bezirksregierungsämter<br />
wichtige Gemeindeaufgaben erfüllen sollen.<br />
Eine ähnliche Umfrage findet auch in den<br />
Komitaten statt, wo ähnliche Umstrukturierungen<br />
vorgenommen werden sollen. Der<br />
entsprechende Gesetzesvorschlag soll im<br />
Februar dem Parlament vorgelegt werden.<br />
Diesen Regierungsämtern wären in<br />
Budapest jeweils zwischen 220-240.000<br />
Menschen zugeteilt. Alle amtlichen Dokumente<br />
wie Personalausweise und Baugenehmigungen<br />
müssten dann bei diesen<br />
Ämtern beantragt werden. Die betroffenen<br />
Bürgermeister hielten sich bisher mit ihrer<br />
Meinung darüber zurück.<br />
UMZUG<br />
Beim heutigen Betreiber der seit 2002 bestehenden<br />
progressiven und weltoffenen Kulturstätte<br />
„Gödör“(deutsch: Grube) auf dem <strong>Budapester</strong><br />
Erzsébet tér herrscht dieser Tage Grabesstimmung.<br />
Es ist bereits fix, dass er seinen Platz,<br />
sprich seine „Grube“ räumen muss. Wie die Wochenzeitung<br />
Magyar Narancs berichtete, wird<br />
das Verwaltungs- und Justizministerium, in dessen<br />
Zuständigkeitsbereich das „Gödör“ fällt, den<br />
Vertrag mit dem Betreiber, dem Architekturbüro<br />
Uni-Co, über den 31. Januar hinaus<br />
nicht verlängern.<br />
ies bedeutet, dass auch Ákos Filep, der seit<br />
Dneun Jahren die „Grube“ leitet seinen Hut<br />
nehmen muss. Filep und der bisherige Betreiber<br />
Uni-Co werden mit 31. Januar aber nicht nur ihren<br />
Hut, sondern auch den Namen des beliebten<br />
Treffs der jungen <strong>Budapester</strong> Kulturszene (mit-)nehmen.<br />
Ist doch der Markenname „Gödör“ ihre<br />
Erfindung.<br />
„Akvárium“ und Design Terminal<br />
unter einem Dach<br />
Ab dem 1. Februar wird das “Gödör” den<br />
Namen “Akvárium” tragen. Dieses wird künftig<br />
unter einem Dach mit dem sogenannten Design<br />
Terminal (DT) betrieben, der auf dem Erzsébet<br />
tér unmittelbar daneben steht. Der dem Bauhaus<br />
nachempfundene ehemalige internationale Busbahnhof<br />
wurde 2006 renoviert. Seit dem Vorjahr<br />
fungiert das Gebäude als Design Terminal.<br />
Róbert Englert, der diesen leitet, gibt die<br />
Richtung vor, in welche die gemeinsame Reise<br />
von „Akvárium“ und DT gehen soll: „Wir teilen<br />
den Platz, wir teilen die Ressourcen, wir teilen<br />
die Interessen, da liegt eine einheitliche Konzeptund<br />
Programmerstellung ja quasi auf der Hand.“<br />
Für die Ausarbeitung eines Programms für das<br />
“Akvárium” konnte Péter Muraközy gewonnen<br />
werden. Muraközy ist nicht nur Programmchef der<br />
ÜBERSETZUNG<br />
Kult(ur)stätte wird in “Akvárium” umbenannt<br />
Das „Gödör“ fährt in die Grube<br />
Musikfestivals<br />
VOLT und Balatonsound,sondern<br />
auch Hauptorganisator<br />
des<br />
allsommerlich<br />
stattfindenden<br />
Straßenmusikfests<br />
in der nördlich des<br />
Balaton gelegenen<br />
Stadt Veszprém.<br />
Die Sorge, das<br />
ehemaligen „Gödör“<br />
und nunmehrigen“Akvárium”<br />
könnte einerprogrammatischenNeuausrichtung<br />
„zum Opfer<br />
fallen“, entkräftete<br />
Muraközy bereits<br />
vor seiner Ernennung<br />
zum Programmchef. Er versprach Kontinuität:<br />
„Das bisherige Programm war gut, es muss also<br />
fortgesetzt werden.“ Im Februar wird sich zeigen,<br />
ob Muraközy wirklich Wort hält.<br />
Stätte eines<br />
verhinderten Nationaltheaters<br />
Das „Gödör“ verdankt seinen Namen der riesigen<br />
Baugrube, die zwischen März 1998 und<br />
März 2002 auf dem Erzsébet tér unmittelbar neben<br />
dem Deák tér klaffte. Im März 1998 gab es<br />
den ersten Spatenstich für ein neues Nationaltheater<br />
im Herzen der Hauptstadt. Die Entscheidung<br />
darüber war 1996 von der linksliberalen<br />
Regierung von Gyula Horn (1994-1998) gefällt<br />
worden, ein Jahr später, im Mai 1997, wurde der<br />
Gewinner der öffentlichen Ausschreibung für<br />
den Entwurf des neuen Theaters (der Architekt<br />
Ferenc Bán) verkündet.<br />
KLEINANZEIGEN<br />
PRESSE<br />
Der Regierungswechsel im Frühjahr 1998<br />
warf allerdings alles über den Haufen. Die erste<br />
Regierung von Viktor Orbán (1998-2002) erachtete<br />
die Pläne für den Bau eines neuen<br />
Nationaltheaters auf dem Erzsébet tér als viel zu<br />
teuer. Als eine der ersten Entscheidungen der<br />
Regierung Orbán wurden die Bauarbeiten daher<br />
kurzerhand eingestellt. Aus der riesigen<br />
Baugrube entstanden 2002 schließlich eine<br />
Tiefgarage und eben das „Gödör“ als Non-Profit-<br />
Kulturzentrum. Das neue Nationaltheater (das<br />
alte Nationaltheater auf dem Blaha Lujza tér fiel<br />
während des Kommunismus dem U-Bahnbau<br />
zum Opfer) wurde noch unter der ersten<br />
Regierung Orbán auf dem Soroksárer Donauufer<br />
errichtet – in der Nachbarschaft wurde später der<br />
Palast der Künste erbaut. Die feierliche<br />
Eröffnung des von Mária Siklós entworfenen<br />
Schauspielhauses fand am 15. März 2002 statt.<br />
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27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4 GASTRONOMIE BUDAPESTER ZEITUNG 15<br />
Der vom Restaurantführer Dining<br />
Guide durchgeführte „Wettbewerb<br />
des besten ungarischen Restaurants<br />
des Jahres 2011“ endete am vergangenen<br />
Donnerstag mit der Auszeichnung<br />
des Innenstadt-Restaurants Onyx.<br />
eitere Auszeichnungen wurden<br />
W für das „Lieblingsrestaurant“ in<br />
Budapest, das beste Restaurant in der<br />
ländlichen Region und das beste mittel-<br />
und osteuropäische Restaurant im<br />
Rahmen einer Gala-Veranstaltung im<br />
Sofitel Chain Bridge Hotel vergeben.<br />
Den Vorsitz führte András Wiszkidenszky<br />
vom Dining Guide Verlag.<br />
Dieser Wettbewerb fand bereits zum<br />
siebten Mal statt und ergänzt ein beeindruckendes<br />
Portfolio von Preisen<br />
für das Onyx, das im Vorjahr den<br />
zweiten Michelin-Stern in <strong>Ungarn</strong> erhielt.<br />
Außerdem erfolgte ein Eintrag in<br />
den österreichischen Restaurantführer<br />
Gault Millau mit zwei Hauben, was<br />
auch einem Michelin-Stern entspricht.<br />
Der letztjährige Gewinner Stefan<br />
Gerbhardt vom Restaurant Chateau<br />
Visz überreichte den Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Dining-Guide-Award<br />
an Katalin Pintér, die Generaldirektorin<br />
von Gerbeaud House, dem<br />
Stammhaus von Onyx, Gerbeaud Café<br />
und Gerbeaud Pub.<br />
Das Restaurant wurde von der<br />
Dining-Guide-Liste der zehn besten<br />
Restaurants ausgewählt. Vertreten waren<br />
sowohl altbekannte wie Costes,<br />
Babel Delicate, Fausto’s, Bock Bisztró,<br />
Csalogány 26, Chateau Visz als auch<br />
neue Namen wie Nobu, MAK und 67.<br />
Vorherige Preisträger waren das<br />
V. Zoltán u. 16<br />
(am Szabadság tér)<br />
Reservierung:<br />
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italienische Restaurant Fausto in den<br />
Jahren 2005 und 2007, das inzwischen<br />
nicht mehr existierende Lou Lou im Jahr<br />
2006, Bock Bisztró im Jahr 2008, Michelin-Stern-Costes<br />
im Jahr 2009 und<br />
das Luxus-Hotel und – Restaurant Chateau<br />
Visz am Balaton im Jahr 2010.<br />
Bestes Restaurant<br />
Mittelosteuropas<br />
Krisztian Huszár, Chef des MAK<br />
Bistro im V. Bezirk, erhielt den Dining<br />
Guide Preis der Jury als Budapests<br />
Lieblingsrestaurant. Das Kistücsök in<br />
Balatonszemes, aus der Dining Guide<br />
Liste der Top 20, wurde als bestes Restaurant<br />
der ländlichen Gegend vor<br />
Dining Guide-Wettbewerb<br />
Onyx als bestes Restaurant in Budapest gekürt<br />
Hohe Auszeichnung für das Innenstadt-Restaurant Onyx: Das beste ungarische Restaurant 2011.<br />
Arany Kaviar<br />
Restaurant<br />
Speisen wie ein russischer Zar<br />
dem Chateau Visz in Berencsepuszta<br />
und 67 in Székesfehérvár geehrt.<br />
Erstmals verliehen wurde bei der<br />
Veranstaltung am vergangenen Donnerstag<br />
der Dining Guide CEEFood<br />
(Central and Eastern European Food)<br />
Preis, der an Tomaz Kavcic, Chef des<br />
slowenischen Restaurants Pri Lojzeti,<br />
vergeben wurde.<br />
Das CEEFood Award-Programm<br />
wurde im vergangenen Jahr von Dining<br />
Guide etabliert und hat sich zum<br />
Ziel gesetzt, die besten Restaurants der<br />
jeweiligen Länder in der Region hervorzuheben.<br />
Die für diesen Preis nominierten anderen<br />
Restaurants kamen aus Warschau<br />
(La Rotisserie), Prag (La Degustation<br />
Verbringen Sie auf unserer lauschigen Terrasse einen angenehmen Sommerabend.<br />
1015 Budapest, Ostrom u. 19 Sommeröffnungszeiten: Mo-Sa: 18-24 Uhr<br />
Tel.: (+36 1) 201 6737 reservation@aranykaviar.hu www.aranykaviar.hu<br />
Boheme Bourgeoise), Bratislava (Camouflage),<br />
Belgrad (Zaplet), Pula in<br />
Kroatien (Valsabbion), Bukarest<br />
(Heritage), Sofia (UNO Enoteca) und<br />
Istanbul (Müzedechanga).<br />
Im Einklang mit dem Thema des<br />
Abends erfolgte auch die Bewirtung.<br />
Die meisten Restaurants erbrachten<br />
Nachweise ihres Könnens, von einfachen<br />
Käseprodukten bei Kistücsök bis<br />
hin zu exklusiven Makis am japanischen<br />
Stand von Nobu. Vertreter des<br />
Baldaszti Gourmet-Shop, von Terfezia<br />
Schokolade, Törley Champagner,<br />
Gyulai Pálinka und aus der Pécs-<br />
Mecsek Weinregion stellten ihre Produkte<br />
ebenfalls zur Schau.<br />
BÉNÉDICTE WILLIAMS<br />
Dining Guide – Bakró-Nagy Ferenc<br />
DINING GUIDE’S TOP 10<br />
RESTAURANTS:<br />
BABEL DELICATE<br />
V. Március 15. tér<br />
Tel.: +36 1 338 2143<br />
BOCK BISZTRÓ<br />
VII. Erzsébet körút 43-49.<br />
Tel.: +36 1 321 0340<br />
CHATEAU VISZ<br />
Berencsepuszta 8681 Visz<br />
Tel.: +36 85 710 003<br />
COSTES<br />
IX. Ráday u. 4.<br />
Tel.: +36 1 219 0696<br />
CSALOGÁNY 26<br />
I. Csalogány u. 26.<br />
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Tel.: +36 1 429 4242<br />
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V. Vörösmarty tér 7-8.<br />
Tel.: +36 30 508 0622<br />
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16 BUDAPESTER ZEITUNG BUDAPEST 27. JANUAR - 2. FEBRUAR 2012 • NR. 4<br />
KOMPAKT<br />
� UN eröffnet Büro in nordostungarischer<br />
Stadt Gyöngyös. Wie am vergangenen<br />
Mittwoch bekannt wurde, eröffnet<br />
das Weltraumbüro der Vereinten Nation<br />
(UNOOSA) eine regionale Zweigstelle<br />
in Gyöngyös. Diese soll ab Februar in Betrieb<br />
genommen und zusammen mit der<br />
Károly Róbert Hochschule betrieben werden.<br />
Der Pressesprecher der Universitäten<br />
des Komitats Heves, Tibor Ocela,<br />
erklärte dazu, dass das neue Büro eines<br />
von zwölf Zentren weltweit sei, welche am<br />
UN-SPIDER Programm teilnehmen. Damit<br />
sollen Natur- und Industriekatastrophen<br />
frühzeitig erkannt, die Bedrohung<br />
abgewandt und/oder gemildert und die<br />
Auswirkungen untersucht werden.<br />
� Obdachloser gab sich als Staatsoberhaupt<br />
aus. In Tata wurde vergangenen<br />
Mittwoch ein Obdachloser verhaftet,<br />
der in einem Laden Alkohol stehlen<br />
wollte. Als ihn die Angestellten des Geschäfts<br />
stellten und festhalten wollten,<br />
wurde er handgreiflich. Weitere Zeugen<br />
eilten den Verkäufern zur Hilfe und hielten<br />
den 55-jährigen Mann solange fest, bis<br />
die Polizei erschien. Diese versuchte<br />
seine Personalien festzustellen, was wegen<br />
fehlender Papiere nicht glückte. Der<br />
Obdachlose behauptete daraufhin, Staatspräsident<br />
Pál Schmitt zu sein.<br />
� Ungarisches Opfer der Schiffskatastrophe<br />
überführt. Die Leiche des beim<br />
Schiffsunglück der Costa Concordia an der<br />
toskanischen Küste ertrunkenen Musikers<br />
Sándor Fehér wurde am vergangenen<br />
Mittwoch von Mailand nach Budapest<br />
überführt. Der junge Mann hatte bei<br />
der Evakuierung der Kinder tatkräftig mitgeholfen<br />
und verschwand, als er seine<br />
Geige retten wollte. Bislang gibt es 16<br />
bestätigte Todesfälle. Mehr als 20 weitere<br />
Passagiere werden noch vermisst. Fehér<br />
ist das einzige ungarische Opfer. In Deutschland<br />
wurden bisher drei Tote identifiziert.<br />
Gesellschaft<br />
& Sport<br />
DEUTSCHE STAMMTISCHE<br />
DEUTSCHER STAMMTISCH BUDAPEST<br />
jeden 2. Mittwoch um 18 Uhr, und jeden 4. Sonntag<br />
um 12 Uhr, an wechselnden Orten<br />
Info: Angelika Gudjons, Tel.: +36 30/ 392 8094<br />
E-Mail: angelikagudjons@yahoo.de<br />
STAMMTISCH IN GYÕR<br />
jeden 2. Mittwoch um 20 Uhr, an diversen Orten<br />
Info: Günter Bader, Tel.: +36 96/ 416 222<br />
www.stammtisch.hu<br />
STAMMTISCH IN EGER<br />
jeden 2. Mittwoch um 18 Uhr, an diversen Orten<br />
Info: Werner Krock, Tel.: +36 70/ 434 9057<br />
Email: info@egerstammtisch.hu<br />
GESELLSCHAFT<br />
KULTURKREIS DEUTSCHSPRACHIGER FRAUEN<br />
jeden letzten Dienstag im Monat um 10 Uhr im Hotel<br />
Intercontinental, Apáczai Csere u. 12-14, 1052 Bp.<br />
Kontakt: Anke von Schroeter, Tel.: +36 1 316 8201<br />
oder Karin Wéber, Tel.: +36 23/ 394 058.<br />
SPORT<br />
DEUTSCHSPRACHIGE HALLENFUßBALLGRUPPE<br />
Jeden Dienstag um 18.30 Uhr, Deutsche Schule<br />
Budapest, XII. Cinege út 8/C.<br />
Um Voranmeldung wird gebeten!<br />
Kontakt: Christian Suttner, Tel.: +36 20/ 261 2924<br />
E-Mail: ksuttner@beflex.hu<br />
BUDAPESTER SKATRUNDE<br />
Allmonatlich an verschiedenen Orten.<br />
Interessenten wenden sich bitte an Rita Szabó unter<br />
E-Mail: szabo.rita@journal.hu.<br />
Zirkusfestival im Hauptstadtzirkus<br />
Manege frei für Top-Zirkusproduktionen<br />
Rolling Wheel zeigt eine artistische Glanzleistung im und<br />
um das Rhönrad.<br />
Atemberaubende Luftakrobatik, wilde Tiere, lebendige Statuen, witzige<br />
Clowneinlagen und viel Akrobatik wartet auf die Neugierigen am kommenden<br />
Wochenende beim ungarischen Zirkusfestival, vom 2. bis 6.<br />
Februar beim internationalen Festival und zwischen dem 11. Februar und<br />
11. März beim Festival Plus.<br />
as internationale Festival wur-<br />
Dde von István Kristóf, dem<br />
Direktor des Hauptstadtzirkusses,<br />
vor 16 Jahren ins Leben gerufen,<br />
um den Regierenden zu zeigen,<br />
dass Zirkus auch Kunst und Kultur<br />
ist. Seither findet in dem schönen<br />
Gebäude mitten in Budapest alle<br />
zwei Jahre ein Wettbewerb zwischen<br />
den besten Artisten der Welt<br />
statt. So kommen die Teilnehmer<br />
dieses Mal aus 18 unterschiedlichen<br />
Ländern wie Kuba, Russland,<br />
<strong>Schweiz</strong> und Kanada. Kristóf erklärte,<br />
dass das Internationale Zirkusfestival<br />
in Budapest inzwischen<br />
zu den besten weltweit gehöre,<br />
zwar nicht das Niveau von Monte<br />
Andrey und Nataly Shirokaloff.<br />
Carlo erreiche, allerdings auch nicht<br />
weit davon entfernt sei.<br />
Nachwuchstalente<br />
Das Wochenende vor dem internationalen<br />
Festival, 28. und 29. Januar,<br />
gehört den ungarischen Nachwuchsartisten,<br />
die ihr Talent unter Beweis<br />
stellen können, und ihren schon bekannteren<br />
Kollegen. Von letzteren<br />
haben einige beim Cirque du Soleil<br />
gearbeitet und bereits internationale<br />
Erfahrungen gesammelt. Bei den<br />
Jüngeren sieht man wenig Fehler, viel<br />
Engagement und Spaß an der Sache.<br />
Die Auftritte des Trió Sárközi,<br />
Henrik Veres oder der vier Trapezkünstlerinnen<br />
Clair de Lune lassen<br />
auf eine große Karriere hoffen. Von<br />
den ungarischen Artisten werden die<br />
Trapezkünstlerin Natália Demjén, die<br />
witzigen Jongleure Almost Trio, die<br />
Rhönradturner von Rolling Wheels<br />
und das Duo Lavision, das sich in<br />
zwei lebende Statuen verwandelt, am<br />
internationalen Wettbewerb teilnehmen.<br />
Wettbewerb<br />
Vier Tage lang messen sich ausgezeichnete<br />
internationale Akrobaten,<br />
Jongleure, Clows, Zauberer, Luftakrobaten<br />
und Tierbändiger in der<br />
Manege, um am letzten Tag, beim<br />
Galaabend, zu erfahren, wer die<br />
Besten unter ihnen sind. Den<br />
Zuschauern wird eine bunte Show<br />
geboten, mit Jongleurstango, chinesischer<br />
Stange, Hochseil, Rhönrad,<br />
Kraftakten, Trampulin, Hula Hoop,<br />
Der Tierbändiger Shirokaloff tritt auch beim Festival Plus auf.<br />
Hunden, Tigern und Panthern sowie<br />
vielen komischen Darbietungen<br />
der Spaßmacher. Die internationale<br />
Jury wird sich aus Artisten bekannter<br />
Zirkusse zusammesetzen wie<br />
dem Cirque du Soleil, Circus<br />
Roncalli und Fabialandie. Stargäste<br />
beim Galaabend am 6. Februar sind<br />
der Deutsche Semen Shuster, der<br />
Jongleur David Laible Junior aus<br />
Italien und Nathalie Enterline aus<br />
den USA.<br />
Begleitprogramm<br />
Die Gewinner des internationalen<br />
Zirkusfestivals treten noch einen<br />
Monat lang, vom 11. Februar bis<br />
11. März, beim Hauptstadtzirkus<br />
auf, um all jenen, die das Spektakel<br />
verpasst haben, noch einen Einblick<br />
in das Können der Besten zu gewähren.<br />
Eintrittskarten kosten je<br />
nach Vorstellungstag und Sitzplatz<br />
zwischen 1.500 und 8.000 Forint.<br />
Während des Festivals läuft vom<br />
30. Januar bis 12. Februar die<br />
Fotoausstellung von Róbert László<br />
Bácsi im Zirkusgebäude und dem<br />
Hotel Benczúr. Der Fotograf zeigt<br />
mit seinen Bildern den Alltag der<br />
Artisten hinter den Kulissen, die<br />
Weitergabe von Wissen und die<br />
Entwicklung ihres Genres. Außerdem<br />
findet am Vormittag des 6.<br />
Februar eine Konferenz im Hotel<br />
Benczúr (VI. Benczúr utca 35.)<br />
über die soziale Funktion des Zirkus<br />
statt. Die internationalen Teilnehmer<br />
wie Felicity Simpson, Ruggero<br />
Sintoni und Daniel Romila<br />
befassen sich mit der Ausbildung<br />
junger Menschen, die obdachlos<br />
oder benachteiligt sind. Die Konferenzsprache<br />
ist Englisch.<br />
INES GRUBER<br />
Stargast aus Deutschland: Housh Ma Housh alias Semen Shuster.<br />
FÕVÁROSI<br />
NAGYCIRKUSZ<br />
Ungarisches Zirkusfestival,<br />
28. bis 29. Januar<br />
Internationales Zirkusfestival,<br />
2. bis 6. Februar<br />
Festival Plus, 11. Februar<br />
bis 11 März<br />
Állatkerti Körút 12/a<br />
www.fnc.hu