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AHW Jahresberichr 2004 RZ_Achim - AIDS-Hilfe Wuppertal eV

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Jahresbericht <strong>2004</strong><br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V.


Vorwort Seite 3<br />

Hauptamtliche MitarbeiterInnen<br />

der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V. Seite 4<br />

Abschiedsrede zum Tod von René Erber<br />

„... es bleibt eine Lücke, die nicht zu füllen ist ...“ Seite 5<br />

Arbeitsbereiche der <strong>AHW</strong> stellen sich vor Seite 8<br />

Die Kranken trifft es am härtesten –<br />

Gesundheitskosten und Lebensqualität Seite 12<br />

HIV und die medizinische Versorgung<br />

in <strong>Wuppertal</strong> Seite 13<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> und Selbsthilfe Seite 14<br />

Chat mit mir! – Ein neuer Weg: Online-Beratung Seite 15<br />

Wir wissen, was wir wollen – Leben! Lieben!<br />

Schutz vor HIV! Die besondere Situation von<br />

Frauen mit HIV und <strong>AIDS</strong> Seite 16<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> ist oft „Erste <strong>Hilfe</strong>“ –<br />

Erstkontakte zur <strong>AHW</strong> im Jahr <strong>2004</strong> Seite 17<br />

Statistik <strong>2004</strong> Seite 18<br />

Chronik <strong>2004</strong> Seite 20<br />

Impressum Seite 23


Vorwort<br />

„Niemals geht man so ganz.“ Der Titel dieses Liedes wurde wohl<br />

auch deshalb für die Benefiz-CDs der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> gewählt, weil<br />

man gerade dann, wenn Menschen noch sehr jung aus dem Leben<br />

gerissen werden, das Gefühl hat, sie lebten weiter mit uns. Im<br />

vergangenen Jahr starb René Erber viel zu früh an den Folgen von<br />

<strong>AIDS</strong>. Er hatte für sich die beste Form gelebter „Selbsthilfe“ als<br />

HIV-positiver Mann gefunden. Mit dem, was er für die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Wuppertal</strong> geleistet hat, und dank seiner Wirkung auf die<br />

Menschen, denen er begegnete, ist er nicht so ganz gegangen.<br />

Der Verlust von René Erber und die Wahl von Petra Scholl, Stewart<br />

Lindemann und Chris Weber als neuer Vorstand haben die <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> sicherlich im Jahr <strong>2004</strong> geprägt. Aber die Zeit<br />

blieb nicht stehen, vieles ist in Bewegung, das uns direkt und<br />

indirekt beeinflusste. Auch im Jahr 23 nach der Entdeckung von<br />

<strong>AIDS</strong> hat die Wissenschaft den entscheidenden Durchbruch noch<br />

nicht geschafft. Es ist erschreckend zu sehen, dass <strong>AIDS</strong> dank der<br />

verbesserten Therapien zunehmend als weniger bedrohlich wahrgenommen<br />

wird, was sich in ansteigenden Infektionszahlen auch<br />

in den Industrienationen niederschlägt. In <strong>Wuppertal</strong> hat sich dieser<br />

Trend glücklicherweise bislang noch nicht bemerkbar gemacht.<br />

Angesichts der nationalen und globalen Daten wäre es jedoch<br />

blauäugig, auf umfassende Präventionsarbeit zu verzichten.<br />

Die finanzielle Situation hat sich für viele HIV-Positive in<br />

<strong>Wuppertal</strong> durch Gesundheitsreform und Hartz IV drastisch verschlechtert.<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> engagiert sich hier im<br />

Rahmen ihrer materiellen und ideellen Möglichkeiten und wird<br />

entschiedenen politischen Widerstand leisten, wenn die öffentliche<br />

Hand versucht, die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n in der Weise zu instrumentalisieren,<br />

dass sie Leistungen übernehmen sollen, die originär von<br />

Krankenkassen oder Staat zu erbringen sind. Wir setzen uns weiterhin<br />

für die Verbesserung der kompetenten medizinischen Versorgung<br />

der Betroffenen ein.<br />

Der neue Vorstand arbeitet zielgerichtet an der Stabilisierung der<br />

finanziellen Absicherung der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> gerade in Zeiten<br />

leerer öffentlicher Kassen, um die bewährten Angebote unserer<br />

haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fortzuführen,<br />

zu intensivieren und weiterzuentwickeln. Wir möchten<br />

unsere Angebote durch intensive Kontakte mit HIV-Positiven stets<br />

den sich verändernden Situationen und Problemen der Betroffenen<br />

anpassen. Das Eintreten gegen die andauernde Stigmatisierung<br />

und Diskriminierung HIV-positiver Menschen in allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen bleibt selbstverständlich auf der Tagesordnung.<br />

Wie sich die erfolgreiche Arbeit im Jahr <strong>2004</strong> gestaltet hat, können<br />

Sie diesem Bericht entnehmen. Wir möchten an dieser Stelle all den<br />

Menschen danken, die uns durch ihre Mitarbeit in Politik und<br />

Verwaltung, durch ihre Spenden, ihren persönlichen Einsatz oder<br />

mit ihrem Fachwissen unterstützt haben, insbesondere den engagierten<br />

haupt- und ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong>. Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft auf Sie<br />

zählen können.<br />

Stewart Lindemann, Chris Weber, Petra Scholl<br />

Vorstand der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V.<br />

3


Hauptamtliche MitarbeiterInnen<br />

der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V.<br />

Michael Jähme<br />

Dipl.-Sozialpädagoge<br />

psychosoziale Beratung für schwule<br />

Männer und Menschen mit<br />

Migrationshintergrund<br />

Im Vorstand der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> NRW e.V.<br />

1998–<strong>2004</strong>,<br />

seit Oktober 1990, 38,5 Stunden<br />

Ansgar Schütz<br />

Dipl.-Sozialpädagoge<br />

Ehrenamtskoordination<br />

bis Mai <strong>2004</strong>, 23,25 Stunden<br />

Andrea Wetzchewald<br />

Dipl.-Sozialarbeiterin<br />

psychosoziale Beratung für Frauen und<br />

Menschen in Haft<br />

Prävention mit Jugendlichen<br />

seit April 1998, 34,5 Stunden<br />

Christian Freier<br />

Bankkaufmann<br />

Verwaltung und Buchhaltung<br />

Merchandising<br />

seit November 1996, 38,5 Stunden<br />

Marc Jonas<br />

Dipl.-Psychologe<br />

Ehrenamtskoordination<br />

Prävention mit Jugendlichen<br />

seit September <strong>2004</strong>, 19,25 Stunden<br />

4


Abschiedsrede zum Tod von René Erber<br />

„... es bleibt eine Lücke, die nicht zu füllen ist ...“<br />

Seit dem 22. 11. 1997 bis zu seinem Tod war René Erber geschäftsführender<br />

Vorstand der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V. Nie zuvor hat<br />

ein Vorstandsmitglied der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> so lange sein<br />

Amt wahrgenommen.<br />

Bereits bei seiner Kandidatur brachte<br />

er zum Ausdruck, dass ihm als<br />

HIV-positiver, schwuler Mann die<br />

Selbstvertretung dieser Personengruppe<br />

auch auf Vorstandsebene<br />

und die Lobbyarbeit für Menschen<br />

mit HIV und <strong>AIDS</strong> am Herzen lag.<br />

Einen Schwerpunkt seiner Arbeit<br />

sah er damals schon in der weiteren<br />

Vernetzung der vor Ort tätigen<br />

Träger.<br />

In den Jahren seines außergewöhnlichen<br />

Engagements entwickelte<br />

sich die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> kontinuierlich<br />

weiter und professionalisierte<br />

sich zunehmend.<br />

Viele der Impulse dazu gingen von<br />

René aus. Renés Engagement war so<br />

umfassend und vielseitig, dass es<br />

gar nicht möglich ist, alle Ebenen<br />

seines Wirkens zu benennen und zu<br />

würdigen.<br />

Exemplarisch möchte ich dennoch<br />

an einigen Beispielen deutlich<br />

machen, was René bewirkt hat:<br />

Er setzte sich beispielsweise für Veränderungen im Bereich der<br />

ehrenamtlichen Arbeit ein. EhrenamtlerInnen sollten stärker als<br />

zuvor die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> nach außen vertreten und kompetente<br />

AnsprechpartnerInnen zu HIV und <strong>AIDS</strong> sein.<br />

Renés Wertschätzung ehrenamtlicher<br />

Arbeit zeigt sich nicht zuletzt<br />

darin, dass er es ermöglichte,<br />

eine halbe Stelle eigens für die<br />

Begleitung und Qualifizierung von<br />

Ehrenamtlichen zu schaffen.<br />

Um die Vereinsentwicklung voranzutreiben,<br />

suchte René den Austausch<br />

mit anderen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n,<br />

bildete sich im „Führen und Leiten“<br />

von <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n fort und führte<br />

jährliche Klausurtagungen ein, bei<br />

denen sich Team, Vorstand und<br />

Ehrenamtliche der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong><br />

mit der Weiterentwicklung<br />

des Vereins auseinandersetzten.<br />

Bei einer dieser Klausurtagungen<br />

entwickelten wir gemeinsam eine<br />

Vision von neuen Räumen, die HIVpositiven<br />

Menschen und den vielfältigen<br />

Angeboten der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>-<br />

Arbeit gerecht würden.<br />

Dass wir heute in großzügigen,<br />

freundlichen Räumen sind, dazu<br />

brauchte es Mut, in Zeiten knapper<br />

Kassen die Finanzierung allein aus<br />

5


Spendengeldern zu sichern und Durchhaltevermögen: Es war<br />

nicht leicht, behindertengerechte Räume zu finden, die auch für<br />

Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen zugänglich sind,<br />

und nicht selten wurde die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> als Mieter kritisch beäugt.<br />

Auch neuen Anforderungen und Entwicklungen stand René stets<br />

aufgeschlossen gegenüber. So setzte er sich dafür ein, dass sich<br />

die MitarbeiterInnen der <strong>AHW</strong>-Beratung auch über E-Mail und<br />

Internet anbieten und stellte dafür sowohl die Mittel und<br />

Ressourcen für die Qualifizierung als auch für die notwendige<br />

technische Ausstattung zur Verfügung. Zunehmend nehmen nun<br />

auch Menschen die Beratung der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> in Anspruch, denen<br />

ein persönliches Gespräch oder auch ein telefonischer Kontakt<br />

nicht möglich ist.<br />

Nie hat René die Lebenssituation von Menschen mit HIV aus den<br />

Augen verloren. Er wusste um die psychischen, sozialen, gesundheitlichen<br />

Dimensionen, die das Leben mit HIV mit sich bringt,<br />

und hat dies immer wieder in der Öffentlichtlichkeit und der<br />

Politik verdeutlicht.<br />

René hat Selbsthilfe stets als eine Säule der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>-Arbeit verstanden<br />

neben dem hauptamtlichen und ehrenamtlichen<br />

Engagement.<br />

Nicht zuletzt hat René durch seinen kontinuierlichen Einsatz, die<br />

Finanzierung der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V. weiter zu sichern, es<br />

möglich gemacht, dass die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> ihre Angebote<br />

aufrechterhalten und erweitern konnte.<br />

Seine Heimat war immer die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong>. Aber er hat<br />

soziales Engagement auch immer in größeren Zusammenhängen<br />

gesehen und gedacht und dies auch durch sein Engagement auf<br />

Landes- und Bundesebene oder mit seiner Vorstandstätigkeit<br />

beim Paritätischen Wohlfahrtsverband umgesetzt.<br />

René war aber nicht nur engagiert für soziale Inhalte, er war auch<br />

ein sehr engagierter Chef. Eine Rolle, in die er nach und nach hineingewachsen<br />

ist und die er voll ausfüllte. Er pflegte einen kollegialen<br />

Führungsstil und begegnete uns MitarbeiterInnen stets<br />

wohlwollend und voller Vertrauen. Er traf klare und konsequente<br />

Entscheidungen. Und er stellte sich immer vor sein Team.<br />

Für unser Team und auch als Vorstandskollege war er immer ein<br />

verlässlicher Partner. René entlastete uns durch sein großes<br />

Engagement und seine Bereitschaft, Aufgaben zu übernehmen<br />

und Verantwortung zu tragen. Des öfteren sicher über seine<br />

eigenen Kräfte und Ressourcen hinaus. Er hat sich nie in den Vordergrund<br />

gedrängt und es war für ihn nie ein Problem, sich<br />

zurückzunehmen und anderen Raum zu lassen. René war gleichzeitig<br />

sparsam und großzügig. Er war entscheidungsfreudig und<br />

unkonventionell. René ist Konflikten nie aus dem Weg gegangen<br />

und fand immer eine gute Form, diese anzusprechen und zu<br />

klären.<br />

Er vertrat die Interessen der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong>, ohne die<br />

Interessen anderer aus den Augen zu verlieren. Er hatte die<br />

Fähigkeit, Dinge differenziert zu betrachten. Er war diplomatisch<br />

und ein guter Stratege.<br />

René war eine besondere Persönlichkeit: Motor für sein Engagement<br />

waren sicherlich seine eigene Infektion und seine<br />

Homosexualität. Aber er kreiste niemals um sich selbst und arbeitete<br />

immer an den Inhalten und für die Sache.<br />

6


Und er war, was man einen „feinen Menschen“ nennen könnte:<br />

Er war immer interessiert und zugewandt und traf stets einen<br />

angemessenen, höflichen Ton. Eigenschaften, die mich sehr beeindruckt<br />

haben.<br />

Selbst in den letzten Monaten, in denen er sich aufgrund seiner<br />

fortschreitenden Krankheit immer mehr zurückziehen musste,<br />

hat er nie sich selbst in den Vordergrund gestellt. Unterstützungsangebote<br />

hat er nur wenig in Anspruch genommen.<br />

Selbst im Sterben hat er es uns leicht gemacht.<br />

Er ist offen mit seinem Sterben umgegangen und hat uns damit<br />

die Gelegenheit gegeben, uns auseinanderzusetzen und uns zu<br />

verabschieden. Aber er hat auch für sich nichts gefordert und<br />

blieb, was seine persönliche Situation betraf, auch immer ein<br />

wenig distanziert.<br />

Der Tod von René bedeutet einen großen Verlust. Wir haben einen<br />

einzigartigen Menschen, einen guten und kompetenten Chef und<br />

Vorstandskollegen, einen Streiter für die Anliegen der Menschen<br />

mit HIV, einen außergewöhnlich sozial engagierten Menschen<br />

verloren.<br />

Er fehlt mir ...<br />

„... es bleibt eine Lücke, die nicht zu füllen ist ...“<br />

Andrea Wetzchewald,<br />

Mitarbeiterin der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V.<br />

7


Arbeitsbereiche der <strong>AHW</strong> stellen sich vor<br />

Schwulenarbeit<br />

Schwule Männer gehören nach wie vor zu der am stärksten von<br />

HIV betroffenen Bevölkerungsgruppe. Die <strong>AHW</strong> ist mit ihrem<br />

telefonischen und persönlichen Beratungsangebot besonders auf<br />

die Gruppe schwuler Männer eingestellt. Beratung bei der <strong>AHW</strong><br />

nehmen diese auch unabhängig vom Thema HIV in Anspruch, z. B.<br />

bei der Suche nach lebensstilakzeptierenden Ärzten und Psychotherapeuten,<br />

Selbsthilfegruppen oder Möglichkeiten zur sozialen<br />

Anbindung bei erlebter Vereinsamung. Um bei diesen Anliegen<br />

beraten und vermitteln zu können, ist die <strong>AHW</strong> mit den Vereinen<br />

und Initiativen der Schwulen-Selbsthilfe in <strong>Wuppertal</strong> vernetzt<br />

und arbeitet beim kommunalen „Runden Tisch zur aktiven Minderheitenpolitik<br />

für Lesben und Schwule“ mit.<br />

Migration<br />

In den vergangen Jahren sind in Deutschland deutlich ansteigende<br />

Infektionszahlen bezüglich HIV/<strong>AIDS</strong> bei MigrantInnen zu verzeichnen.<br />

Das spiegelt sich auch in den Erfahrungen der <strong>AHW</strong> für<br />

<strong>Wuppertal</strong> wider. Die Situation von MigrantInnen ist sehr vielschichtig.<br />

Sprachbarrieren und aufenthaltsrechtliche Fragen stehen<br />

im Vordergrund. Die <strong>AHW</strong> vermittelt Basiswissen zur HIV-<br />

Infektion und HIV-Therapie, so dass es auch verstanden wird, und<br />

ist für MigrantInnen ein wichtiger Lotse im Gesundheits- und<br />

Sozialsystem. Zum Arbeitsfeld Migration und <strong>AIDS</strong> ist die <strong>AHW</strong> im<br />

Arbeitskreis „<strong>AIDS</strong>-Prävention und Migration“ mit zentralen<br />

<strong>Wuppertal</strong>er Fachstellen und Migrationsdiensten vernetzt.<br />

auf unterschiedlichen Ebenen für die Interessen von Frauen mit<br />

HIV und <strong>AIDS</strong> ein.<br />

Frauenarbeit in der <strong>AHW</strong> umfasst Präventionsangebote für Mädchen,<br />

frauenspezifische Beratungsangebote und Gesundheitsangebote<br />

für HIV-positive Frauen, Vernetzung auf kommunaler,<br />

Landes- und Bundesebene, Öffentlichkeitsarbeit sowie frauenspezifische<br />

Fortbildungsangebote für Beschäftigte im sozialen<br />

und medizinischen Bereich.<br />

<strong>AIDS</strong>-Prävention mit Jugendlichen<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> führt Präventionsveranstaltungen für<br />

Schulklassen und andere interessierte (Jugend-)Gruppen durch.<br />

Frauenarbeit<br />

HIV-positive Frauen stellen eine sehr heterogen Gruppe dar. Sie<br />

kommen aus unterschiedlichsten Lebenszusammenhängen und<br />

treten mit verschiedenen Erwartungen, Fragestellungen und<br />

Bedürfnissen an die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> heran. Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> setzt sich<br />

8


Die Inhalte der Veranstaltungen umfassen Informationen zu Übertragungswegen,<br />

Schutzmöglichkeiten, dem HIV-Test, Krankheitsverlauf<br />

und Behandelbarkeit der HIV-Infektion. Die TeilnehmerInnen<br />

werden angeregt, sich mit eigenen Haltungen hinsichtlich<br />

unterschiedlicher Aspekte des Lebens mit HIV, Homosexualität,<br />

der eigenen Sexualität und Drogengebrauch auseinanderzusetzen.<br />

Vielfältige sexualpädagogische Methoden bieten<br />

den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, sich den Themen zu nähern.<br />

Die Veranstaltungen werden im Mann-Frau-Team angeboten.<br />

Auch geschlechtsspezifische Veranstaltungen für reine Mädchenoder<br />

Jungengruppen werden angeboten.<br />

Im Jahr <strong>2004</strong> führte die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> 24 Veranstaltungen durch und<br />

erreichte insgesamt 585 Schülerinnen und Schüler unterschiedlichster<br />

Schulformen. Darüber hinaus kooperiert die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

mit zahlreichen anderen Organisationen, die Angebote im<br />

Bereich der Sexualpädagogik anbietet.<br />

Berufliche Fortbildung<br />

MitarbeiterInnen der <strong>AHW</strong> werden als Referenten für die Ausund<br />

Fortbildung zu HIV/<strong>AIDS</strong> von Bildungsträgern engagiert.<br />

Einige Ausbildungsstätten für Kranken- und Altenpflege in <strong>Wuppertal</strong>,<br />

Remscheid und Velbert haben HIV/<strong>AIDS</strong> fest in ihren<br />

Lehrplan integriert. Auch zur Fortbildung bei Ärzten werden die<br />

MitarbeiterInnen der <strong>AHW</strong> angefragt. Kooperationen bei der<br />

Qualifizierung der MitarbeiterInnen bestehen auch mit der Hebammenschule,<br />

mit Hospizinitiativen und mit der Ökumenischen<br />

Werkstatt <strong>Wuppertal</strong>.<br />

Neben der Vermittlung medizinischen Basiswissens liegt der<br />

Schwerpunkt auf der besonderen Lebenssituation von Menschen<br />

mit HIV und <strong>AIDS</strong> sowie einer Diskussion um Wertvorstellungen<br />

und innere Haltungen.<br />

Im Jahr <strong>2004</strong> führte die <strong>AHW</strong> 17 Fortbildungsveranstaltungen mit<br />

305 TeilnehmerInnen durch.<br />

Spritzenautomat<br />

Drogengebrauchende Menschen sind von HIV- und Hepatitisinfektionen<br />

besonders gefährdet, wenn sie untereinander Spritzen<br />

austauschen. Um dieses Risiko zu mindern, engagiert sich die<br />

<strong>AHW</strong> seit dem Jahr 2000 wieder im Spritzenautomatenprojekt<br />

der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> NRW: Die beiden Automaten (Standorte Ohligsmühle<br />

und Schwarzbach) werden regelmäßig mit Spritzen bestückt,<br />

um sicherzustellen, dass drogengebrauchenden Menschen<br />

rund um die Uhr ein leichter Zugang zu sauberem Spritzbesteck<br />

ermöglicht wird. Daneben befinden sich auch Kondompackungen<br />

in den Automaten. Im Jahr <strong>2004</strong> wurden 1733 Packungen aus den<br />

Automaten gezogen.<br />

Ehrenamtskoordination<br />

Ursprünglich auf ehrenamtlicher Arbeit gegründet, ist das<br />

Aufgabenspektrum der <strong>AHW</strong> inzwischen derart angewachsen,<br />

dass ein hauptamtlicher Mitarbeiter u. a. mit der Koordination<br />

der ehrenamtlichen Helfer betraut wurde. In der <strong>AHW</strong> engagierten<br />

sich 14 ehrenamtliche Helfer in unterschiedlichen Bereichen. So<br />

werden die Spritzenautomaten von Ehrenamtlern betreut und<br />

das wöchentliche positive Frühstück ausgerichtet. Präventionsaktionen<br />

und Infostände wären ohne ehrenamtliche Unterstützung<br />

nur schwer zu realisieren. Darüber hinaus sind es nicht<br />

zuletzt Ehrenamtler, die es der <strong>AHW</strong> erlauben, auf verschiedenste<br />

Bedürfnisse von Menschen mit HIV/<strong>AIDS</strong> schnell und unbürokratisch<br />

zu reagieren. Die <strong>AHW</strong> sorgt ihrerseits für eine entsprechende<br />

(auch externe) Weiterbildung, um die Qualität ehrenamtlicher<br />

Tätigkeit zu gewährleisten. Im Jahr <strong>2004</strong> leisteten Ehrenamtliche<br />

einen Einsatz im Umfang von 2245 Stunden.<br />

9


Auch der Vorstand der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> besteht aus ehrenamtlichen<br />

Kräften.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Mit Infoständen trägt die <strong>AHW</strong> dazu bei, HIV/<strong>AIDS</strong> im Bewusstsein<br />

der Menschen wach zu halten. Bei Anlässen wie dem Welt-<strong>AIDS</strong>-<br />

Tag ist der Infostand in der Rathaus-Gallerie fester Bestandteil,<br />

aber auch bei Gemeinschaftsaktionen z. B. mit der katholischen<br />

Kirche (Missio-<strong>AIDS</strong>-Truck) engagiert sich die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>. Darüber<br />

hinaus unterstützt die <strong>AHW</strong> auf Anfrage Veranstaltungen von<br />

Schulen, Verbänden etc. mit Materialien und auch personell.<br />

Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag<br />

Seit 1988 wird jedes Jahr am 1. Dezember der internationale Welt-<br />

<strong>AIDS</strong>-Tag begangen als Tag der Solidarität mit Menschen mit HIV<br />

und <strong>AIDS</strong>. Weltweit bekanntes Symbol für die Solidarität mit HIV-<br />

Positiven ist die Rote Schleife, die besonders am Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag<br />

von vielen Menschen getragen wird. Zusammen mit dem Arbeitskreis<br />

Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag führte die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> wieder zahlreiche<br />

Aktionen und Veranstaltungen durch, um auf die Situation<br />

von Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> aufmerksam zu machen.<br />

Weltweit und auch in <strong>Wuppertal</strong> stand <strong>2004</strong> die Situation HIVpositiver<br />

Frauen im Mittelpunkt der Veranstaltungen.<br />

Beratung<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> bietet vielfältige Möglichkeiten der<br />

Beratung und Unterstützung an. Ratsuchende haben die Möglichkeit,<br />

sich telefonisch, persönlich oder auch per E-Mail oder Chat<br />

an die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> zu wenden. Die Beratung kann anonym sein und<br />

auf Wunsch auch außerhalb der <strong>AHW</strong> stattfinden.<br />

Die Beratungsangebote wenden sich an Menschen mit HIV und<br />

<strong>AIDS</strong>, deren Angehörige und Freunde und alle anderen Menschen,<br />

die Fragen zum Thema HIV und <strong>AIDS</strong> haben.<br />

Das Beratungsspektrum umfasst beispielsweise allgemeine Informationen<br />

zu HIV und <strong>AIDS</strong>, Unterstützung nach einem positiven<br />

Testergebnis, psychosoziale Beratung und Begleitung, Information<br />

zu medizinischer Versorgung oder sozialrechtliche Fragen.<br />

Darüber hinaus bietet die <strong>AHW</strong> Beratung für HIV-Positive in den<br />

Justizvollzugsanstalten <strong>Wuppertal</strong> und Remscheid an. Im Jahr <strong>2004</strong><br />

erfolgten – die Beratungsformen telefonisch, persönlich, E-Mail<br />

und Chat zusammengenommen – 1713 Beratungsgespräche durch<br />

die Fachkräfte der <strong>AHW</strong>.<br />

10


Foto: M. Wiegmann<br />

Cornelia Rothweiler<br />

<strong>Wuppertal</strong>er<br />

Sozialarbeiterin (grad.)<br />

Diagnose Aids<br />

Ich bin für Sie da!<br />

Weil ich Betroffenen helfe, die bestmögliche Betreuung zu erhalten. Weil ich Sie durch den<br />

Dschungel von medizinischen und psychologischen Angeboten begleite und Sie dabei unterstütze,<br />

das Richtige für Sie zu finden.<br />

einfühlsam<br />

kompetent<br />

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Ihre persönliche Beratung ist uns wichtig!<br />

Ihre AOK Rheinland - Die Gesundheitskasse<br />

Regionaldirektion <strong>Wuppertal</strong><br />

Bundesallee 265<br />

42103 <strong>Wuppertal</strong><br />

Telefon 0202 / 482 - 0


Die Kranken trifft es am härtesten –<br />

Gesundheitskosten und Lebensqualität<br />

Das so genannte „Gesund-Modernisierungs-Gesetz“ (GMG) ist seit<br />

dem 1. Januar <strong>2004</strong> in Kraft. Für Menschen mit HIV haben sich<br />

wichtige Veränderungen mit neuen finanziellen Härten ergeben.<br />

Erst nach Inkrafttreten der Reform wurde durch Initiative der<br />

Deutschen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> geklärt, dass alle Menschen mit HIV, die<br />

unter medikamentöser Therapie stehen, per Definition als „chronisch<br />

krank“ einzustufen sind. Damit reduziert sich deren Eigenanteil<br />

an den Zuzahlungen bei Kassenrezepten von 2 % auf 1 % der<br />

jährlichen Bruttoeinkünfte. Bislang geltende Befreiungsregelungen<br />

sind mit dem GMG aufgehoben. Besonders zu Jahresbeginn entstehen<br />

besondere Härten, wenn zunächst die Eigenbeteiligungshöhe<br />

erreicht werden muss, bevor eine Befreiung von weiteren<br />

Zuzahlungen für den Rest des Jahres beantragt werden kann. Die<br />

Einforderung eines Eigenanteils wird begleitet von einer weiteren<br />

einschneidenden Verschlechterung. Viele Präparate, die HIV-<br />

Positive benötigen, um die Nebenwirkungen der HIV-Medikamente<br />

zu lindern oder zu vermeiden, wurden aus dem Leistungskatalog<br />

der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gestrichen. Diese<br />

müssen nun komplett selber finanziert werden und fallen nicht<br />

unter eine Zuzahlungsbefreiung. Die Deutsche <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> arbeitet<br />

zielstrebig darauf hin, dass zur HIV-Therapie zugehörige Nebenwirkungsmanagement<br />

als Standardtherapie anzuerkennen und diese<br />

Präparate wieder in die Leistungen der GKV aufzunehmen.<br />

Es wurde aber auch eine langjährige Forderung der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n<br />

und Therapieaktivisten gefolgt, denn seit <strong>2004</strong> sind die HIV-Resistenztests<br />

in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen worden.<br />

Durch Resistenztests ist es möglich, bereits vor dem Einsatz<br />

die optimal wirksamen Medikamente auszuwählen.<br />

Seit dem 1. 1. <strong>2004</strong> sind auch Sozialhilfeempfänger voll in die<br />

Gesetzliche Krankenversicherung integriert. Damit treffen auf sie<br />

die gleichen Regelungen zu mit der Folge, dass sie sowohl für die<br />

Eigenbeteiligung von 2 %, bzw. 1 %, als auch für ärztlich verordnete,<br />

aber nicht oder nur zum Teil durch Krankenkassen finanzierte<br />

Mittel und Medikamente aufkommen müssen. Dies ist grundsätzlich<br />

fragwürdig, da die Sozialhilfe per Definition nur das „Existenzminimum“<br />

abdecken soll und besondere Belastungen durch Krankheit<br />

nicht dazugehören. Ab 1. 1. 2005 bestehen mit Inkrafttreten<br />

des neuen Sozialgesetzbuches keine Möglichkeiten mehr, einmalige<br />

Gesundheitskosten, wie z. B. den Kauf einer notwendigen Brille,<br />

als einmaligen Bedarf beim Sozialamt geltend zu machen.<br />

Finanzielle Belastungen kamen auch auf die Rentnerinnen und<br />

Rentner zu: Auf Betriebsrenten mussten sie den vollen Krankenversicherungsbeitrag<br />

zahlen. Die jährliche Rentenanpassung<br />

wurde <strong>2004</strong> ausgesetzt. Zukünftig werden Rentner auch von ihrer<br />

Rente einen Beitrag zur Pflegeversicherung leisten müssen. Von<br />

der Rente bleibt weniger im Portmonee. Die eigenen Finanzmittel,<br />

die Menschen mit HIV für ihre Gesunderhaltung aufbringen<br />

müssen, steigen bei gleichbleibenden oder sinkenden<br />

Bezügen und steigenden allgemeinen<br />

Lebenshaltungskosten. Viele HIV-Positive,<br />

die aufgrund ihrer Erkrankung<br />

nicht mehr erwerbstätig sind, befürchten<br />

eine zunehmende Einbuße<br />

an Lebensqualität. Wer krank ist und<br />

nicht arbeiten kann, steckt in der Falle.<br />

Für viele HIV-Positive bedeutet das<br />

dank der Therapiefortschritte längere<br />

Leben eine dauerhafte Einschränkung<br />

der Lebensqualität in Armut. Die <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> hat im vergangenen<br />

Jahr 25 Anträge auf Einzelfallhilfe an<br />

die Deutsche <strong>AIDS</strong>-Stiftung gestellt.<br />

12


HIV und die medizinische Versorgung in<br />

<strong>Wuppertal</strong><br />

Für HIV-Positive ist eine fachkundige ärztliche Betreuung von<br />

größter Bedeutung. Die zunehmende Komplexität der medizinischen<br />

HIV-Therapie mit dem sich ständig verändernden und<br />

erweiternden Forschungsstand bedeutet, dass eine qualifizierte<br />

Versorgung von HIV-Positiven nur noch von auf HIV spezialisierten<br />

Ärzten geleistet werden kann. Die HIV-Therapie muss immer<br />

stärker auf den einzelnen Patienten zugeschnitten sein. Nur bei<br />

HIV-Spezialisten können Menschen mit HIV von den Fortschritten<br />

der Behandelbarkeit wirksam profitieren. Behandlung durch spezialisierte<br />

Ärzte hat direkte Auswirkungen auf Therapieerfolg,<br />

Lebensqualität und Lebensdauer von Menschen mit HIV/<strong>AIDS</strong>.<br />

Von Bedeutung ist dabei auch die Vermeidung und Linderung der<br />

mit der HIV-Therapie verbundenen Nebenwirkungen.<br />

In <strong>Wuppertal</strong> gab es drei HIV-Schwerpunktpraxen durch niedergelassene<br />

Ärzte, von denen Ende <strong>2004</strong> noch eine Praxis weiterbesteht.<br />

Besonders nach Schließung der größten Praxis entstand ein<br />

Versorgungsdefizit, das zum 1.12.2003 mit Eröffnung der „CID-<br />

Ambulanz“ (CID steht für: Chronical Infectious Diseases) als<br />

HIV/<strong>AIDS</strong>-Behandlungszentrum in der Region Bergisch-Land am<br />

Klinikum St. Antonius in der Carnaper Straße vermindert wurde.<br />

Die CID-Institutsambulanz wird als wohnortnahe Anlaufstelle<br />

von HIV-Positiven sehr geschätzt.<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> sieht einen Bedarf, die personelle<br />

Ausstattung der CID-Ambulanz weiterzuentwickeln, um die<br />

Zufriedenheit und Akzeptanz der HIV-Positiven dort zu erhalten.<br />

Bereichen Zahnärzte, Augenärzte, Hautärzte und Gynäkologen.<br />

Dies hat auch Bedeutung für Menschen mit HIV vor einem positiven<br />

Testergebnis. Bei einigen Krankheitsbildern muss nämlich<br />

auch die Möglichkeit einer ursächlichen HIV-Infektion bedacht<br />

werden.<br />

Menschen mit HIV berichten der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong>, dass die<br />

Suche nach Ärzten, die auf die Behandlung von HIV-Positiven eingestellt<br />

sind, schwierig ist. Die bewährten Hygienestandards in<br />

einer Arztpraxis schließen eine Übertragung des HIV auf andere<br />

Patienten aus. Auch ist eine Ansteckung von medizinischem<br />

Personal bei der Behandlung von HIV-Positiven in Deutschland<br />

extrem selten beobachtet worden. Aus Sicht der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> sind<br />

es aber einerseits diffuse Ängste bei Ärzten, die dazu führen, dass<br />

die Behandlung von Menschen mit HIV/<strong>AIDS</strong> mehr oder weniger<br />

direkt abgelehnt wird, und andererseits Bedenken, den HIV-fachlichen<br />

Anforderungen zu entsprechen. Daher wird die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

von HIV-Positiven häufig angefragt, ob sie Ärzte kennt, die mit<br />

HIV-Positiven fachlich qualifiziert und nicht diskriminierend<br />

umgehen.<br />

Die CID-Ambulanz kann den Hausarzt für Menschen mit<br />

HIV/<strong>AIDS</strong> nicht ersetzen. Niedergelassene Ärzte müssen sich<br />

mehr der Patientengruppe der HIV-Positiven öffnen und zu HIV<br />

und <strong>AIDS</strong> fortbilden.<br />

Neben der ärztlichen Versorgung durch HIV-Schwerpunktärzte<br />

brauchen Menschen mit HIV auch Hausärzte und Fachärzte, die in<br />

ihren jeweiligen Fachdisziplinen die besonderen HIV-bedingten<br />

Krankheitsbilder erkennen und behandeln, besonders in den<br />

13


<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> und Selbsthilfe<br />

Von der <strong>AHW</strong> organisierte Ausflüge, ein bis zwei Mal im Jahr,<br />

ermöglichen darüber hinaus besonders den finanziell sehr knapp<br />

gestellten Menschen, Eindrücke außerhalb des Stadtgebietes von<br />

<strong>Wuppertal</strong> zu erfahren, wie bei einem Besuch im Duisburger Zoo.<br />

Die <strong>AHW</strong> erreichen viele Informationen, die für HIV-Positive wichtig<br />

sind. Damit diese Informationen bei ihnen ankommen, versendet<br />

die <strong>AHW</strong> monatlich den Infobrief „Positive Post“.<br />

Bisher 70 Menschen mit HIV haben sich in den Verteiler der<br />

Positiven Post aufnehmen lassen.<br />

Die medizinischen Fortschritte in der HIV-Therapie mit der Folge<br />

einer längeren Lebenszeit ohne Erkrankung wirken sich stark auf<br />

die Dynamik der Positiven-Selbsthilfe aus.<br />

Für viele HIV-Positive ist das Bedürfnis, sich mit anderen Betroffenen<br />

zu einem Bündnis zusammenzuschließen, geringer geworden.<br />

Trotzdem ist der Erfahrungsaustausch und die Begegnung mit<br />

anderen HIV-Positiven von großer Bedeutung.<br />

Die <strong>AHW</strong> bietet daher unterschiedliche Möglichkeiten und Orte<br />

an, an denen Kontakte entstehen und Selbsthilfe sich organisieren<br />

kann. Ohne Bildung einer offiziellen Positivengruppe entstehen<br />

hier funktionierende private Unterstützungsnetzwerke. Speziell<br />

für Frauen existiert aber eine monatliche „positive Frauengruppe.“<br />

Dem Wunsch nach Geselligkeit und Kommunikation kommt das<br />

wöchentliche Offene Positive Frühstück oder das monatliche<br />

selbstgekochte „Dinner for Fun“ entgegen.<br />

Außer Sachinformationen über aktuelle Entwicklungen in der<br />

HIV-Therapie, Veränderungen im Gesundheitssystem oder den<br />

Sozialsystemen informiert der Infobrief über Seminare oder<br />

Positiventreffen.<br />

Und die <strong>AHW</strong> berichtet über ihre Interessenvertretung für<br />

Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong>.<br />

Im Selbsthilfe-Forum geht es um Erfahrungsaustausch<br />

und Diskussion aktueller<br />

Themen im Leben mit HIV.<br />

Hier werden z. B. Erwartungen und Forderungen<br />

an die <strong>Wuppertal</strong>er HIV-Ambulanz<br />

formuliert, Gespräche mit der Presse<br />

vorbereitet oder die Auswirkungen der<br />

Gesundheitsreform bewertet.<br />

Die Themen der Treffen werden von HIV-<br />

Positiven selber ausgewählt.<br />

14


Chat mit mir! – Ein neuer Weg: Online-<br />

Beratung<br />

Das Internet wird als Kommunikationsmedium und Informationsquelle<br />

immer wichtiger. Über 50 % der deutschen Bevölkerung<br />

verfügen über einen Zugang zum Internet und nutzen diesen<br />

regelmäßig. Auch von psychologischen, gesundheitlichen und<br />

sozialen Einrichtungen werden Beratungsangebote im Onlinebereich<br />

zunehmend aufgebaut.<br />

Online-Beratung ist eine alternative und ergänzende Beratungsform<br />

zum telefonischen oder persönlichen Gespräch. Online-<br />

Beratung bietet einfache Zugangswege und ermöglicht Beratung<br />

auch für Personen, die telefonische oder persönliche Angebote<br />

nicht in Anspruch nehmen würden.<br />

Der Vorteil der Online-Beratung liegt in der Anonymität des<br />

Mediums und der persönlichen Distanz zwischen Ratsuchenden<br />

und BeraterInnen. Schambesetzte Themen können leichter<br />

benannt werden. Die NutzerInnen der Online-Beratung sind –<br />

zumindest bei der E-Mail-Beratung – nicht an Öffnungszeiten der<br />

<strong>AHW</strong> gebunden. Daher bietet diese Beratungsform beiden Seiten<br />

eine größere zeitliche Flexibilität. Außerdem ist der Aufwand für<br />

NutzerInnen bei klar umrissenen Fragestellungen gering. Online-<br />

Beratung ist eine ideale Chance für eine Erstberatung.<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> führt schon seit mehreren Jahren<br />

Beratung per E-Mail durch. Seit Februar <strong>2004</strong> ist das Angebot<br />

durch die Teilnahme am Modellprojekt Online-Beratung des<br />

Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen erweitert. Hierbei<br />

wird eine internet-basierte System-Software genutzt, die von der<br />

Organisation „Das-Beratungsnetz“ betreut wird.<br />

Zugang zur virtuellen Beratungsstelle der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong><br />

finden Nutzer über www.das-beratungsnetz.de oder direkt über<br />

www.aidshilfe-wuppertal.de<br />

Ratsuchende, die sich über dieses<br />

System per E-Mail an die<br />

BeraterInnen der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

wenden, bleiben anonym, da nur<br />

ihr Nickname bekannt wird.<br />

Zusätzlich bietet die Software<br />

einen gesichert datengeschützten<br />

Raum.<br />

Neben E-Mail-Beratung besteht<br />

die Möglichkeit, zu angebotenen<br />

oder individuell vereinbarten<br />

Zeiten in Einzelchats Beratung<br />

einzuholen.<br />

Im Jahr <strong>2004</strong> haben 28 Personen<br />

die Online-Beratung genutzt.<br />

Der Altersschwerpunkt liegt in der Gruppe der 26- bis 30-Jährigen.<br />

78 % der Nutzer waren Männer, 14 % Frauen. (Rest ohne Angabe).<br />

68 % der Anfragen kamen aus NRW, fast die Hälfte lebt in einem<br />

Singlehaushalt. Mit 40 % die stärkste Nutzergruppe sind Menschen<br />

mit Abitur.<br />

Die Beratungsanlässe gleichen denen der traditionellen Beratungsformen.<br />

Fragen nach Infektionswahrscheinlichkeiten,<br />

Ansteckungswegen und Testmöglichkeiten überwiegen. Bei komplexeren<br />

Fragestellungen haben Nutzer nach mehrfachen Online-<br />

Kontakten und Vertrauensaufbau zur <strong>AHW</strong> auch die persönlichen<br />

Beratung oder Telefonberatung wahrgenommen.<br />

Online-Beratung erfordert einen ähnlichen Zeitaufwand wie eine<br />

telefonische oder persönliche Beratung, da eine Antwort bei komplexen<br />

Problemschilderungen entsprechend ausführlich gegeben<br />

werden muss.<br />

15


Wir wissen, was wir wollen – Leben! Lieben! Schutz vor HIV!<br />

Die besondere Situation von Frauen mit HIV und <strong>AIDS</strong><br />

Die Zahl HIV-infizierter und an <strong>AIDS</strong><br />

erkrankter Frauen nimmt zu.<br />

Nahezu die Hälfte aller Menschen<br />

mit HIV weltweit sind Frauen und<br />

Mädchen.<br />

In Deutschland liegt der Anteil der<br />

Frauen bei den Neuinfektionen bei<br />

über 20 % und hat sich damit in den<br />

letzten 10 Jahren verdoppelt.<br />

In Deutschland leben ca. 39.000<br />

Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong>, davon<br />

ca. 9.000 Frauen. Nach Schätzungen<br />

des Robert-Koch-Instituts leben<br />

in NRW ca. 1.800–2.000 Frauen mit<br />

HIV und <strong>AIDS</strong>.<br />

Aufgrund dieser Zahlen und der besonderen Situation von Frauen<br />

mit HIV und <strong>AIDS</strong> setzte die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO)<br />

im Jahr <strong>2004</strong> Mädchen und Frauen in den Mittelpunkt ihrer Kampagne<br />

zum Welt <strong>AIDS</strong>-Tag. In Deutschland wurde das Frauenthema<br />

unter dem Motto „Wir wissen, was wir wollen – Leben!<br />

Lieben! Schutz vor HIV!“ aufgegriffen.<br />

HIV-positive Frauen sind eine sehr heterogene Gruppe, sie kommen<br />

aus unterschiedlichsten Lebenszusammenhängen und Schichten.<br />

Zunehmend infizieren sich jedoch Menschen, die sozial und ökonomisch<br />

benachteiligt sind. Gerade Mädchen und Frauen mit einem<br />

geringen Bildungsstand oder in schwierigen sozialen Situationen<br />

scheinen ein erhöhtes Risiko zu haben, sich zu infizieren.<br />

In der medizinischen Versorgung sind positive Frauen nach wie<br />

vor benachteiligt. Bei Frauen wird die Infektion erst in einem<br />

deutlich späterem Stadium diagnostiziert als bei Männern. Daher<br />

erhalten sie erst später Zugang zu medizinischer Behandlung.<br />

Das Wissen über geschlechtsspezifische Unterschiede ist nach<br />

wie vor unzureichend. Gut erforscht ist jedoch der Bereich der<br />

Schwangerschaft.<br />

In Deutschland sind ca. 80 % der HIV-positiven Frauen im gebärfähigen<br />

Alter. Somit spielen die Frage nach Kinderwunsch und<br />

Schwangerschaft eine große Rolle. Viele Frauen erfahren erst im<br />

Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge von ihrer Infektion.<br />

Andererseits entscheiden sich aufgrund verbesserter Therapiemöglichkeiten<br />

und einer höheren Lebenserwartung und dem bei<br />

optimaler Behandlung geringem Infektionsrisiko für das Kind<br />

auch zunehmend Frauen, die schon länger von ihrer Infektion<br />

wissen, ihren Kinderwunsch zu realisieren.<br />

Besonders hart treffen die Folgen von HIV und <strong>AIDS</strong> Frauen im<br />

ökonomischen Bereich. Deutlich häufiger als Männer sind sie auf<br />

Sozialhilfe oder anderen Formen der Unterstützung angewiesen,<br />

nicht zuletzt, weil sie häufig die Verantwortung für Familie und<br />

Kinder haben.<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> begegnet der besonderen Situation von<br />

Frauen mit HIV und <strong>AIDS</strong> auf unterschiedlichsten Ebenen:<br />

• durch frauenspezifische Beratung<br />

• durch Gesundheits- und Selbsthilfeangebote für Frauen mit<br />

HIV und <strong>AIDS</strong><br />

• durch Fortbildungsangebote im medizinischen Bereich,<br />

beispielsweise für GynäkologInnen, Krankenpflegepersonal<br />

oder Hebammen<br />

• durch Öffentlichkeitsarbeit und Information<br />

• durch Präventionsangebote für Mädchen<br />

• und durch Vernetzung und Interessensvertretung auf<br />

kommunaler, Landes- und Bundesebene<br />

16


<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> ist oft „Erste <strong>Hilfe</strong>“ –<br />

Erstkontakte zur <strong>AHW</strong> im Jahr <strong>2004</strong><br />

Jedes Jahr wenden sich Menschen mit HIV erstmalig an die <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong>. Im Durchschnitt sind dies etwa 25 Personen.<br />

Durch die Schließung der größten HIV-Schwerpunktpraxis in<br />

<strong>Wuppertal</strong> waren im Jahr 2003 die Erstkontakte auf 39 Personen<br />

gestiegen. Auch <strong>2004</strong> ist die Zahl der Erstkontakte mit 29 über<br />

dem langjährigen Niveau. Aus Sicht der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> ist dies einerseits<br />

eine Auswirkung der Umstrukturierung der medizinischen<br />

Versorgung in <strong>Wuppertal</strong> und andererseits Auswirkung der Verunsicherungen<br />

mit erhöhtem Beratungsbedarf infolge der Reformen<br />

in der Sozial- und Gesundheitsgesetzgebung.<br />

Die Mitteilung der HIV-Diagnose bewirkt bei vielen Menschen<br />

nach wie vor eine große Verunsicherung. Rund 50 % der Erstkontakte<br />

erfolgen durch Menschen, deren HIV-Diagnose nicht länger<br />

als 6 Monate zurückliegt, oft führte die HIV-Diagnose unmittelbar<br />

zur Kontaktaufnahme mit der <strong>AHW</strong>. Auffallend ist, dass<br />

MigrantInnen in der Gruppe, die unmittelbar nach HIV-Diagnosestellung<br />

Kontakt zur <strong>AHW</strong> aufnimmt, unterrepräsentiert sind. Ihr<br />

Anteil an den Neudiagnosen liegt bundesweit bei rund 20 %, bei<br />

der <strong>AHW</strong> lag ihr Anteil bei nur 15 %. Diese Beobachtung deckt sich<br />

mit generellen Erkenntnissen, dass bei MigrantInnen deutliche<br />

Hemmschwellen vorhanden sind, Kontakte zu sozialen Hilfs- und<br />

Unterstützungsangeboten aufzunehmen. Die <strong>AHW</strong> sieht hier<br />

einen Bedarf zu stärkerem Engagement, dem aber aus personellen<br />

Begrenzungen nicht entsprechend begegnet werden kann.<br />

Schwule Männer sind mit 8 Personen die zweitgrößte Gruppe bei<br />

den Erstkontakten.<br />

Die Hälfte der 6 Frauen, die mit HIV neu zur <strong>AHW</strong> Kontakt aufnahmen,<br />

waren Migrantinnen aus Schwarzafrika.<br />

Erstkontakte zu Drogengebrauchern – 5 Personen – entstehen in<br />

der Regel über die Beratungstätigkeit der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> in<br />

den Justizvollzugsanstalten <strong>Wuppertal</strong> und Remscheid.<br />

Vermittelt werden diese Kontakte von den Sozialarbeitern oder<br />

Seelsorgern.<br />

Heterosexuelle Männer, die ohne Bezug zu Drogenkonsum HIVpositiv<br />

sind, gehören überwiegend der Gruppe der Migranten an.<br />

Deutsche heterosexuelle Männer mit HIV berichten von vermuteter<br />

Ansteckung mit HIV während Auslandsaufenthalten.<br />

Das Alter der Menschen mit HIV, die sich erstmalig an die <strong>AHW</strong><br />

wenden, liegt mit 38 Jahren im langjährigen Durchschnitt. Die<br />

jüngste Person war im Berichtszeitraum 21, die älteste 64 Jahre alt.<br />

Der Wohnort der Erstkontakte liegt bei 16 Personen in <strong>Wuppertal</strong>.<br />

Aus Solingen, wo eine eigene <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> arbeitet, kamen keine<br />

Neukontakte. Remscheid als Wohnort folgt mit 5, direkte Nachbargemeinden<br />

von <strong>Wuppertal</strong> mit 2 Personen.<br />

Anders verhält es sich bei der Gesamtgruppe aller Erstkontakte.<br />

Hier stellen MigrantInnen mit 9 Personen die stärkste Gruppe.<br />

Die Kontaktaufnahme erfolgt meist auf Empfehlung und Vermittlung<br />

der behandelnden Ärzte, wenn im Patientengespräch finanzielle<br />

oder soziale Notlagen erkennbar werden und begleitende<br />

Unterstützung erforderlich ist.<br />

17


Statistik <strong>2004</strong><br />

Finanzen<br />

Einnahmen und Ausgaben der <strong>AHW</strong> <strong>2004</strong><br />

(Angaben in Euro, gerundet)<br />

Einnahmen<br />

Öffentliche Zuwendungen<br />

- Landesmittel 50.300<br />

- kommunale Mittel 100.850<br />

- sonstige Zuschüsse 4.574 155.724<br />

Mitgliedsbeiträge 6.335 6.335<br />

Spenden u.Ä.<br />

- freie Spenden 15.828<br />

- zweckgebundene Spenden 535<br />

- Sachspenden 374<br />

- Erbschaften 26.481<br />

- Geldbußen 7.835<br />

- Sponsoring 250 51.303<br />

Ausgaben<br />

Personalkosten 150.051<br />

Abschreibungen 11.368<br />

Raumkosten 26.574<br />

Mitgliedsbeiträge 3.058<br />

Fortbildung, Supervision 765<br />

Öffentlichkeitsarbeit 2.738<br />

Porto, Telefon, Fax 3.796<br />

Positivenhilfe 4.219<br />

Sonstige Kosten 20.338<br />

Übertrag – 765<br />

Sonstige Erträge 8.780 8.780<br />

Gesamt 222.142<br />

Gesamt 222.142<br />

18


Erläuterungen<br />

Durch die Kampagne „Säge weg!“ des Landesverbandes der <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong>n in NRW konnte die Höhe des Zuschusses aus Landesmitteln<br />

für die Jahre <strong>2004</strong> und 2005 erfolgreich verteidigt werden.<br />

Somit blieb aber auch – wie in den vergangenen Jahren – ein<br />

Ausgleich der allgemeinen Kostensteigerungen und die in den<br />

Tarifabschlüssen vorgesehene Anhebung aus. Eine ähnliche Lage<br />

ergibt sich aus dem kommunalen Zuschuss. Auch dort stagniert<br />

die Zuwendung seit dem Jahr 2000 und lässt somit die<br />

Steigerung der Kosten außen vor.<br />

Die Einnahmen aus Geldbußen sind auch im vergangenen Jahr<br />

weiter gesunken und haben einen erneuten Tiefstand erreicht.<br />

Die Ursache hierfür liegt auch im verschärften Wettbewerb der<br />

sozialen Institutionen um diese Einnahmequelle.<br />

Zu den Ausgaben der <strong>AHW</strong> für die Unterstützung von Positiven in<br />

finanziellen Notlagen kommen noch 5.838 Euro an bewilligten<br />

Zuwendungen der Deutschen <strong>AIDS</strong>-Stiftung.<br />

Durch die Krankheit und den Tod von René Erber musste die<br />

Arbeit des ehrenamtlich geschäftsführenden Vorstands auf das<br />

Wesentliche beschränkt werden, zumal auch die Suche nach<br />

geeigneten Nachfolgern viel Engagement erforderte. Dies bedeutete<br />

eine größere Belastung in der Verantwortung für die vier<br />

hauptamtlichen MitarbeiterInnen und für einen Haushalt von<br />

rund 222.000 Euro.<br />

Das Spendenaufkommen ist auch in diesem Jahr zurückgegangen.<br />

Nur durch eine Erbschaft konnte dies aufgefangen werden.<br />

Die schwindende Zahl der Mitglieder und die nachlassende<br />

Zahlungsmoral ließ auch dieses Finanzierungsstandbein immer<br />

dünner werden.<br />

Die Minderausgaben im Personalbereich ergaben sich aus folgenden<br />

Faktoren: Die Stelle von Ansgar Schütz wurde erst nach drei<br />

Monaten neu besetzt. Das Weihnachtsgeld der vier hauptamtlichen<br />

MitarbeiterInnen wurde auf die Hälfte reduziert. Dies ergab<br />

Einsparungen in Höhe von 9.478 Euro.<br />

19


Das war <strong>2004</strong><br />

JANUAR<br />

21.1.<br />

In der <strong>AHW</strong> findet die Fortbildungsveranstaltung für<br />

FrauenärztInnen „Die HIV-positive Patientin in der<br />

Gynäkologie und Geburtshilfe“ statt. Referentin war Frau<br />

Dr. Funke von der Universitätsklinik Köln. Die Veranstaltung<br />

wurde von GynäkologInnen aus niedergelassenen<br />

Praxen und Kliniken, ÄrztInnen aus Beratungseinrichtungen<br />

und Hebammen besucht und war als Fortbildungsveranstaltung<br />

für ÄrztInnen anerkannt.<br />

28.1.<br />

Der Landeshaushalt <strong>2004</strong>/2005 wird beschlossen. Damit<br />

steht endgültig fest, dass die geplanten Kürzungen im<br />

<strong>AIDS</strong>-Bereich zurückgenommen wurden. Die Förderung der<br />

<strong>AHW</strong> durch das Land NRW läuft also auf dem Niveau von<br />

2003 weiter. Ende Januar wird das Angebot der Online-<br />

Beratung der <strong>AHW</strong> über die Beratungsnetz-Struktur freigeschaltet.<br />

(Modellprojekt BKK mit Das-Beratungsnetz.de)<br />

FEBRUAR<br />

20.2.<br />

In der „Börse“ findet eine Gay- and Lesbian-Party statt. Die<br />

<strong>AHW</strong> ist mit einem Infostand, kreativen T-Shirts etc. vertreten.<br />

MÄ<strong>RZ</strong><br />

3.3.<br />

8.3.<br />

MiTTalk-Veranstaltung „Patientenschulung“ mit Dr. Martin<br />

Reith, HIV-Schwerpunktarzt aus Düsseldorf als Referenten.<br />

Internationaler Frauentag. Zusammen mit anderen Trägern<br />

und Initiativen organisierte die <strong>AHW</strong> einen Infomarkt auf<br />

dem Willy-Brand-Platz. Frauen aus der <strong>AHW</strong> waren mit<br />

Bauchläden unterwegs und verteilten im Rahmen einer<br />

landesweiten Aktion der LAG-Frauen ca. 450 Infopacks.<br />

APRIL<br />

15.4.<br />

16.4.<br />

MAI<br />

15.5.<br />

24.5.<br />

JUNI<br />

11.6.<br />

12.6.<br />

JULI<br />

6.7.<br />

Frau Lyudmyla Melnyk aus Cherkassy/Ukraine, die dort in<br />

einer Elterninitiative zu HIV/<strong>AIDS</strong> arbeitet, führt nach<br />

Vermittlung über das Paritätische Bildungswerk ein Informationsgespräch<br />

in der <strong>AHW</strong>.<br />

In der <strong>AHW</strong> wird die erste Einzelchat-Beratung innerhalb<br />

des Modellprojektes von Beranet durchgeführt.<br />

Der Arbeitsvertrag von Ansgar Schütz mit der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

endet. Die Stelle ist zur Wiederbesetzung ausgeschrieben.<br />

1Live-Konzert im Forum Rex mit Rosenstolz.<br />

Ca. 500 Besucher. Rosenstolz haben während des Konzerts<br />

für Spenden an die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> aufgerufen und Dosen ins<br />

Publikum gereicht.<br />

Sammelergebnis: 586,97 Euro. <strong>AHW</strong> war mit einem<br />

Infostand präsent.<br />

Infostand der <strong>AHW</strong> bei einer lesbisch-schwulen Party in der<br />

Börse.<br />

Ausflug der <strong>AHW</strong> zum Zoo Duisburg.<br />

Selbsthilfe-Forum in der <strong>AHW</strong> zum Thema<br />

„gute und schlechte Erfahrungen<br />

mit der CID-Ambulanz“.<br />

20


21.7.<br />

Die <strong>AHW</strong> beteiligt sich mit einem Infostand an den<br />

Aktionen zum Nationalen Gedenktag für verstorbene<br />

DrogengebraucherInnen in <strong>Wuppertal</strong>, organisiert von der<br />

Elterninitiative für akzeptierende Drogenpolitik. Bürgermeister<br />

Peter Jung (CDU) sprach sich in seiner Ansprache<br />

für die Legalisierung von Drogen aus.<br />

AUGUST<br />

Anfang August erhält die <strong>AHW</strong> eine Mitteilung vom Amtsgericht<br />

über eine Erbschaft an den Verein von mehr als 26.000 Euro.<br />

21.8.<br />

René Erber stirbt im Caritas-Hospiz in Düsseldorf. Sein Tod<br />

löst große Anteilnahme und Betroffenheit aus im Kreis der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n, im Paritätischen Wohlfahrtsverband, Stadtverwaltung<br />

<strong>Wuppertal</strong> und bei politischen Entscheidungsträgern.<br />

31.8.<br />

Grillen auf der Hardt als Variante des Dinner for Fun – für<br />

Hartgesottene: Es war der zweite Anlauf, nachdem der<br />

Termin im Juli wegen schlechten Wetters abgesagt wurde.<br />

Auch jetzt schüttete es am Nachmittag noch aus Kübeln,<br />

abends war es aber heiter und windstill, und so wurde das<br />

Grillen doch zu einem gemütlichen Happening.<br />

SEPTEMBER<br />

1.9.<br />

Marc Jonas beginnt als Nachfolger von Ansgar Schütz seine<br />

Arbeit in den Bereichen Ehrenamtskoordination, Sexualpädagogische<br />

<strong>AIDS</strong>-Prävention mit Schulklassen/Jugendgruppen<br />

und niedrigschwellige Angebote für Menschen<br />

mit HIV/<strong>AIDS</strong><br />

8.9.<br />

Abschieds-/Trauerfeier für René Erber. Persönliche Erinnerungen<br />

werden gesprochen von: Lorenz Bahr, Amtsvorgänger<br />

Vorstand <strong>AHW</strong>, Dr. Stefan Kühn, Sozialdezernent<br />

der Stadt <strong>Wuppertal</strong>, Monika Lottmann, Kreisgruppenvorstand<br />

DPWV, Sven-Christian Finke, Vorstand DAH,<br />

Michael Jähme, Vorstand AH NRW, Andrea Wetzchewald,<br />

Team <strong>AHW</strong>.<br />

Die musikalische Begleitung erfolgte durch die Iris Panknin<br />

Band. An der Abschiedsfeier nahmen rund 120 Personen<br />

aus dem Bereich der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n, der <strong>Wuppertal</strong>er <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong>, des DPWV, Stadtverwaltung und Politik und Freunde<br />

und Familienangehörige von René Erber teil.<br />

13.+14.9.<br />

<strong>AHW</strong>-Infostand auf dem Willy-Brand-Platz/Elberfeld und<br />

Alter Markt/Barmen.<br />

Anlass war der Missio-<strong>AIDS</strong>-Tag, für <strong>Wuppertal</strong> organisiert<br />

vom katholischen Stadtdekanat. Bei diesem Tag ging es um<br />

das Thema <strong>AIDS</strong> in Afrika und Lateinamerika.<br />

Ein Ausstellungstruck lud zum Besuch ein, begleitet von<br />

Infoständen der neu eröffneten katholischen Citiykirche<br />

und der <strong>AHW</strong>.<br />

15.9.<br />

Die Vorstände der Deutschen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> besuchen die<br />

<strong>AHW</strong> innerhalb ihrer Rundreise durch Mitgliedsorganisationen<br />

zur breiten Orientierung über Situation, Arbeitsschwerpunkte<br />

vor Ort und Feed-back über die DAH.<br />

15.9.<br />

MiTTalk-Veranstaltung mit dem <strong>Wuppertal</strong>er Bundestagsabgeordneten<br />

Manfred Zöllmer zum Thema: „Reformen bei<br />

Gesundheit, Soziales und Arbeit – Auswirkungen für<br />

Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong>“.<br />

Bereits in der Beratungspraxis beobachtete Härtefälle und<br />

Sorge um ein drastischeres Absinken des Lebensstandards<br />

für HIV-Positive im Krankheitsfall waren Anliegen, die die<br />

<strong>AHW</strong> einbrachte.<br />

21


OKTOBER<br />

30.10.<br />

Auf Initiative der <strong>AHW</strong> findet die GAYCOM <strong>2004</strong> mit<br />

Einladung durch den Sozialdezernenten der Stadt, Stefan<br />

Kühn, in <strong>Wuppertal</strong> statt.<br />

Thematisch beinhaltet die GAYCOM ein „Vernetzungstreffen<br />

der kommunalen Runden Tische“ zur aktiven<br />

Minderheitenpolitik für Lesben und Schwule. Veranstalter<br />

ist das Schwule Netzwerk NRW.<br />

NOVEMBER<br />

9.11.<br />

Ausstrahlung der Sendung zu <strong>AIDS</strong> in der Reihe „Planet-<br />

Wissen“ des WDR, bei der Michael Jähme und Tobias Luppe<br />

(Ärzte ohne Grenzen) als Experten eingeladen waren.<br />

24.11.<br />

Christa Tigges, <strong>AIDS</strong>-Beratung im Gesundheitsamt, teilt<br />

auf Nachfrage mit, dass in <strong>2004</strong> die Zahl der HIV-Neudiagnosen<br />

in der Beratungsstelle auf Vorjahresniveau stagniert<br />

und keine steigenden Zahlen beobachtet wurden.<br />

Ab sofort biete die <strong>AIDS</strong>-Beratungsstelle für je 10 Euro<br />

auch einen anonymen Test auf Hepatitis und Syphilis an.<br />

27.11.<br />

Auf der Mitgliederversammlung der <strong>AHW</strong> werden Stewart<br />

Lindemann, Petra Scholl und Chris Weber zum neuen<br />

Vorstand des Vereins gewählt. Sie lösen damit Anja Knopf<br />

und Christa Tigges ab.<br />

Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag <strong>2004</strong><br />

Der AK WAT bestimmt das Benefiz, Endstand 5511.30 Euro,<br />

zu je 50 % für<br />

• Projekte für Menschen mit HIV und <strong>AIDS</strong> in <strong>Wuppertal</strong><br />

• das Frauenprojekt „Colectivo de Mujeres de Matagalpa“<br />

in Nicaragua<br />

27.11.<br />

„Sauna-Talk“ in Theos Sauna-Club zum Thema „Viel Lust –<br />

wenig Gummi“ – Die HIV-Fälle bei Schwulen in<br />

Deutschland steigen wieder.<br />

DEZEMBER<br />

1.12.<br />

Im Rathaus Elberfeld: Podiumsdiskussion „Bittere Pille“<br />

zur Gesundheitsreform <strong>2004</strong> und deren Auswirkungen für<br />

Menschen mit Hepatitis, HIV und <strong>AIDS</strong>.<br />

1.12.<br />

Gedenkveranstaltung zum WAT an der Installation<br />

„Namen und Steine“ auf dem Willy-Brand-Platz.<br />

In der Zeitschrift „VEM-Infoservice“ erscheint im Dezember<br />

<strong>2004</strong> ein Beitrag über „<strong>AIDS</strong> und Armut in Deutschland“,<br />

der unter Mitwirkung der <strong>AHW</strong> von der Journalistin<br />

Annette Lübbers verfasst wurde. Sie zeichnete auch für<br />

einen Artikel in der WZ zum WAT, in dem das Leben einer<br />

<strong>Wuppertal</strong>er Frau mit HIV geschildert wurde.<br />

15.12.<br />

MiTTalk mit Dr. Miriam Hochreuther, CID-Ambulanz<br />

<strong>Wuppertal</strong>: „Neue Entwicklungen in der HIV-Therapie“.<br />

23.12.<br />

Alljährliches Weihnachtsfrühstück in der <strong>AHW</strong>.<br />

22


Impressum<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V.<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V.<br />

Friedrich-Ebert-Straße 109–111<br />

42117 <strong>Wuppertal</strong><br />

Redaktion:<br />

Christian Freier (v.i.S.d.P.)<br />

Gestaltung und Satz:<br />

<strong>Achim</strong> du Mesnil, Klaus Peters<br />

Druck:<br />

Druckpartner, Essen<br />

Fotos:<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V.,<br />

S. 10 Klasse 10b Gesamtschuhle Barmen<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V. ist als gemeinnützig und<br />

besonders förderungswürdig anerkannt, Spenden sind<br />

daher steuerabzugsfähig.<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V.<br />

Friedrich-Ebert-Straße 109–111<br />

42117 <strong>Wuppertal</strong><br />

Büro 02 02.45 00 03<br />

Beratung 07 00.44 53 32 02<br />

Fax 02 02.45 25 70<br />

aidshilfe@wtal.de<br />

www.aidshilfe-wuppertal.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo. + Di. 10 00 –12 30 und 14 00 –16 00<br />

Do. 10 00 –12 30 und 16 00 –18 00<br />

Fr. 10 00 –12 30<br />

Stadtsparkasse <strong>Wuppertal</strong><br />

Bankleitzahl 330 500 00<br />

Konto 937 649<br />

Spendenkonto 918 904

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