Workshop - AIDS-Hilfe Wuppertal eV
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(an)erkannt?<br />
lesbische & schwule<br />
Jugendliche<br />
dokumentation<br />
in Schule & Jugendhilfe<br />
Fachtagung 17.11.03
Vorwort<br />
Grußwort von Marlis Drevermann<br />
Dezernentin für Kultur, Bildung und Sport<br />
Grußwort von Dr. Stefan Kühn<br />
Dezernent für Soziales, Jugend und Integration<br />
Vorträge<br />
Sexuelle Orientierung und Sozialisation<br />
Stefan Timmermanns, Projekt TRIANGLE<br />
Situation lesbischer und schwuler Jugendlicher<br />
aus wissenschaftlicher Perspektive<br />
Kai Seiler, Diplom-Psychologe<br />
Situation lesbischer und schwuler Jugendlicher<br />
aus der Sicht von Jugendlichen<br />
Katja Fuchte, SchLAu <strong>Wuppertal</strong><br />
<strong>Workshop</strong>s<br />
Lesbische und schwule Jugendliche in der Jugendhilfe<br />
Uwe Schönemann, Ev. Verein für Kinder-, Jugend- und<br />
Familienhilfe <strong>Wuppertal</strong><br />
Diskriminierung von schwulen Jungen in Gruppen<br />
Andreas Müller, profamilia Mettmann<br />
Lesbische und schwule Jugendliche –<br />
Das unbekannte Wesen<br />
Thomas Rattay, Jugendnetzwerk Labda &<br />
Dörthe Landgraf, Beratungsstelle Na Sowas Schleswig-Holstein<br />
Materialien<br />
Literaturhinweise der Referenten/innen<br />
Adressen der Referenten/innen & Veranstalter/innen<br />
Dankeschön & Impressum<br />
Seite 4<br />
Seite 6<br />
Seite 7<br />
Seite 8<br />
Seite 15<br />
Seite 21<br />
Seite 26<br />
Seite 27<br />
Seite 30<br />
Seite 34<br />
Seite 36<br />
Seite 38<br />
Seite 39<br />
Inhalt
4<br />
Vorwort<br />
(an)erkannt – lesbische & schwule Jugendliche<br />
in Schule und Jugendhilfe<br />
Kaum noch eine Vorabendserie<br />
ohne lesbische<br />
oder schwule Jugendliche:<br />
Also alles prima?<br />
Wenn wir nach ihrer Präsenz<br />
im Fernsehen gehen<br />
würden, wären lesbische<br />
und schwule Jugendliche<br />
in unserer Gesellschaft<br />
nicht nur toleriert. Es wäre<br />
angekommen, dass lesbische<br />
und schwule Jugendliche<br />
leben und lieben<br />
wie andere auch.<br />
Die Zeit des Coming Out<br />
ist für lesbische und<br />
schwule Jugendliche mit<br />
hohen Anforderungen<br />
verbunden. Sie müssen –<br />
anders als andere Jugendliche<br />
– eine Vorstellung<br />
von ihrem Selbst in<br />
einer Welt entwickeln,<br />
die ausschließlich heterosexuell<br />
zu sein scheint.<br />
Darüber hinaus findet die<br />
Entwicklung des Selbstwertes<br />
in einer Kultur<br />
statt, die Lesben und<br />
Schwule verhöhnt oder<br />
ignoriert. Darüber hinaus<br />
besteht die Anforderung<br />
eine Entscheidung über<br />
das “wo” und “wann”<br />
eines Coming Outs mit all<br />
seinen Nebeneffekten zu<br />
treffen<br />
Hierbei spielt es eine große<br />
Rolle, ob Jugendliche<br />
auf kompetente Ansprechpersonen<br />
für Liebes-<br />
und Lebensfragen,<br />
auf sichtbare Vorbilder<br />
und Kontaktmöglichkeiten<br />
mit anderen lesbischen<br />
und schwulen Jugendlichen<br />
treffen.<br />
Die Fachtagung hat über die<br />
Lebenssituation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher – jenseits<br />
der Vorabendserien – informiert<br />
und einen Impuls für die Jugendhilfe<br />
und die pädagogische Praxis<br />
gegeben.<br />
Leider mussten aufgrund der<br />
geringen Teilnehmer/innenzahl<br />
drei <strong>Workshop</strong>s ausfallen. Die<br />
Adressen der Referenten/innen<br />
sind jedoch im Anhang abgedruckt.<br />
Wir wünschen allen Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern der Tagung,<br />
aber auch allen, die nicht<br />
teilnehmen konnten, viel Spass<br />
beim Lesen und (wieder-)entdekken.
Begrüßung<br />
Ansgar Schütz, <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> &<br />
Roswitha Bocklage, Gleichstellungsstelle<br />
Grußworte<br />
Marlis Drevermann, Dezernentin für<br />
Kultur, Bildung und Sport<br />
Dr. Stefan Kühn, Dezernent für Soziales,<br />
Jugend und Integration<br />
Vorträge<br />
Sexuelle Orientierung & Sozialisation<br />
Stefan Timmermanns, Projekt<br />
TRIANGLE<br />
Situation lesbischer & schwuler<br />
Jugendlicher aus wissenschaftlicher<br />
Sicht<br />
Kai Seiler, Dipl. Psychologe<br />
Situation lesbischer & schwuler Jugendlicher<br />
aus der Sicht von Jugendlichen<br />
Katja Fuchte, SchLAu <strong>Wuppertal</strong><br />
<strong>Workshop</strong>s<br />
Wie gehe ich das Thema an? -<br />
Umsetzungsmöglichkeiten der sexualpädagogischen<br />
Richtlinien.<br />
Für Leherer/innen, Ursula Bösken,<br />
Moderatorin des Landesinstituts für<br />
Lehrer/innenfortbildung Soest<br />
Räume und Orte für lesbische und<br />
schwule Jugendliche<br />
Für Mitarbeiter/innen aus der offenen<br />
Jugendarbeit, Thomas Haas, Schwullesbisches<br />
Jugendzentrum anyway, Köln<br />
Lesbische und schwule Jugendliche<br />
in der Jugendhilfe<br />
Für Mitarbeiter/innen aus der Jugendhilfe,<br />
Uwe Schönemann, Ev. Verein für<br />
Kinder-, Jugend- und Familienhilfe <strong>Wuppertal</strong><br />
Wie wird man eigentlich hetero?<br />
Uschi Förster, Bildungscooperative<br />
Oberhausen<br />
Diskriminierung von schwulen Jungen<br />
in Gruppen<br />
Andreas Müller, profamilia Mettmann<br />
Lesbische und schwule Jugendliche –<br />
Das unbekannte Wesen<br />
Thomas Rattay, Jugendnetzwerk Lambda<br />
& Dörthe Landgraf, Beratungsstelle Na<br />
Sowas Schleswig-Holstein<br />
Abschluss „Verbotene Liebe –<br />
lesbische Mädchen in der Provinz“<br />
Film von Femina Vita, Herford<br />
Programm<br />
5
6<br />
Grußwort<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich komme aus einer Zeit, wo ich<br />
die Endläufe der 68er-Generation<br />
erlebt habe, die sich die sexuelle<br />
Revolution auf ihre Fahnen<br />
geschrieben hatten. Dass nach<br />
einer solchen Revolution das Thema<br />
“Sexualität” und die Arbeit<br />
mit diesem Thema nicht zu Ende<br />
ist, davon lasse ich mich immer<br />
wieder gerne belehren. Das Leben<br />
ist viel bunter, als dass man<br />
alle Aspekte in einem großen<br />
Federstrich erledigen könnte. Ich<br />
spreche deshalb lieber von Evolution,<br />
von einer Aufgabe, um<br />
die wir uns dauerhaft zu bemühen<br />
haben.<br />
Diese Fachtagung beschäftigt<br />
sich mit einer Facette von sexueller<br />
Orientierung bzw. mit Menschen,<br />
die aufgrund ihrer sexuellen<br />
Orientierung in unserer Gesellschaft<br />
besondere Probleme<br />
haben, vor allem wenn sie damit<br />
auf Institutionen treffen. Wir haben<br />
es hier mit einem gesellschaftlich<br />
höchst relevanten Thema<br />
zu tun, das auch in einem<br />
wesentlichen Institut, der Schule,<br />
vorkommen sollte. Richtlinien gibt<br />
es dazu, die Richtlinien für Sexualerziehung.<br />
Aber zwischen<br />
Richtlinien und dem Leben gibt<br />
es ja bekanntermaßen eine große<br />
Kluft. Sich um die Verringerung<br />
dieser Kluft zu bemühen, ist<br />
so notwendig wie lohnenswert.<br />
Bislang hängt es eher von Einzelengagements<br />
von Lehrerinnen<br />
und Lehren ab, ob sie sich mit<br />
dem Thema befassen. Es ist noch<br />
längst kein Teil der Normalität im<br />
Unterricht. Dabei werden diese<br />
Marlis Drevermann, Dezernentin für Kultur, Bildung und Sport<br />
Themen, gerade in einer Zeit<br />
ausgeblendet, wo Schülerinnen<br />
und Schüler mit ihrer Sexualität<br />
zurecht kommen müssen, sich<br />
selbst finden müssen. Und dabei<br />
spielt Sexualität doch bei der<br />
Selbstfindung, bei der Identifikation<br />
eine erhebliche Rolle.<br />
Ich glaube, dass es deswegen<br />
ganz wichtig ist, dass wir die<br />
Facetten der Sexualität in der<br />
Schule behandeln. Dass wir den<br />
Schülerinnen und Schülern in<br />
einer ihrer schwierigsten Phasen,<br />
in der Pubertät, beiseite stehen –<br />
mit Kenntnis, mit Wissen und mit<br />
Möglichkeiten der Begleitung,<br />
diese Rolle für sich selbst zu finden.<br />
Wenn uns dies nicht gelingt,<br />
wird “Diskriminierung” weiter<br />
Realität bleiben. Denn bei<br />
dem, was ich nicht kenne und<br />
dem, was ich nicht weiß, reagiere<br />
ich möglicherweise hämisch,<br />
gerade in einer Phase, in der ich<br />
selbst noch nicht weiß, wer ich<br />
eigentlich bin. Deswegen ist es<br />
enorm wichtig, dass das Thema<br />
Sexualität, auch mit der Facette<br />
der Homosexualität, in die Schulklassen<br />
Eingang findet. Hierzu<br />
gehört es auch, Wissen und Informationen<br />
zu vermitteln. Auch<br />
Informationen an Lehrerinnen<br />
und Lehrer, um die Kommunikation<br />
und den Umgang mit diesem<br />
Thema zu üben. Ich hoffe, dass<br />
Ihre Tagung ein Baustein dazu<br />
sein wird.<br />
Ich weiß, dass Sie sehr bedauern,<br />
wie wenig Lehrerinnen und<br />
Lehrer Sie erreicht haben. Hierbei<br />
muss ich um Verständnis wer-<br />
ben, weil der Schulalltag gerade<br />
in einer Zeit, wo es auch um Anmeldungen<br />
für das neue Schuljahr<br />
geht, nicht gerade ein Leichtes<br />
ist und Lehrerinnen und Lehrer<br />
in vielen Fragen überfordert sind<br />
und sich mit Themenbereichen<br />
allein gelassen fühlen. Daher<br />
sollten wir uns gemeinsam darum<br />
bemühen, die Integration dieses<br />
Themas weiterzutreiben, damit<br />
es bei diesem Themenfeld eine<br />
Partnerschaft und eine Kooperation<br />
zwischen Jugendhilfe und<br />
Schule gibt. Ich könnte mir deswegen<br />
gut vorstellen, dass wir<br />
gemeinsam versuchen, das Thema<br />
Sexualität an Schulen, wo<br />
vielleicht manche denken, dass<br />
sei ja schon perdu, in die klassische<br />
Lehrerfortbildung, zu integrieren.<br />
Dass wir vielleicht über<br />
die ganz normale Lehrerfortbildung<br />
überlegen, wie wir mit<br />
solchen Themen an die Schulen<br />
herankommen. Das scheint mir<br />
ganz wichtig zu sein. So bin ich<br />
auch gerne bereit über diese<br />
Möglichkeiten mit Ihnen gemeinsam<br />
das Gespräch zu führen.<br />
In diesem Sinne hoffe ich, dass<br />
Sie alle für uns gut vorarbeiten<br />
und wir Ihre Ergebnisse dann in<br />
die Normalität der Lehrerfortbildung<br />
und damit auch stärker<br />
als bisher in die Schulen bringen<br />
können.<br />
Ich wünsche ihnen viel Erfolg.
Dr. Stefan Kühn, Dezernent für Soziales, Jugend und Integration<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
ich freue mich ganz besonders,<br />
dass die Schuldezernentin und<br />
der Jugenddezernent gemeinsam<br />
die Fachtagung mit einem<br />
kurzen Grußwort eröffnen.<br />
Es ist ein bewusstes, ein wichtiges<br />
Symbol, dass wir beide gemeinsam<br />
bei Ihnen sind. Es<br />
zeigt, welche Bedeutung Schule<br />
und Jugendhilfe diesem Thema<br />
beimessen. Und es ist eine Wertschätzung<br />
Ihrer Arbeit und der<br />
Arbeit von ganz vielen Initiativen<br />
in unserem Tal.<br />
Zum Thema der heutigen Fachtagung<br />
zuerst die provokante Frage:<br />
Ist es überhaupt notwendig,<br />
sich mit den Themen lesbischer<br />
und schwuler Jugendlicher in<br />
einer Fachtagung auseinander<br />
zu setzen? Denn in jeder Vorabendserie<br />
tritt doch mittlerweile<br />
ein lesbischer oder schwuler Jugendlicher<br />
auf. In jedem Jugendmagazin<br />
findet man etwas zu<br />
diesem Thema. Also sind wir<br />
nicht längst eine tolerante, liberale<br />
Gesellschaft? Alle Probleme<br />
gelöst? Alles in bester Ordnung?<br />
Also warum dann diese Fachtagung?<br />
Ich glaube, dass wir dabei aber<br />
nur den Lack der gesellschaftlichen<br />
Entwicklung sehen. Kratzt<br />
man an diesem Lack ein<br />
bisschen, kommt sehr viel zum<br />
Vorschein, was deutlich macht,<br />
dass diese Fachtagung inhaltlich<br />
wichtig ist. Wichtig für die Kinder<br />
und Jugendlichen, die sich mit<br />
ihrer eigenen Sexualität ausein-<br />
ander setzen müssen. Denn Jugendliche<br />
in der Pubertät haben<br />
immer Schwierigkeiten sich zu<br />
finden, ihre Sexualität zu entdekken.<br />
Um so mehr gilt das für<br />
schwule und lesbische Jugendliche,<br />
die auch ihr Anderssein in<br />
dieser Gesellschaft entdecken<br />
müssen, annehmen und leben<br />
müssen. Insofern bedürfen sie<br />
besonders viel Mut und Selbstvertrauen<br />
auf diesem Weg.<br />
Aus diesem Grund sind wir als<br />
Jugendhilfe, für die ich hier spreche,<br />
natürlich ganz besonders<br />
gefordert, denn das ist eine<br />
ganz klassische Aufgabe für uns<br />
als Jugendhilfe, Jugendliche aufzunehmen,<br />
anzunehmen. Sie<br />
stark zu machen auf ihrem Weg.<br />
Sie dabei zu unterstützen, sich<br />
selbst und die Gesellschaft zu<br />
entdecken.<br />
Nun sind wir an diese Aufgabe,<br />
ich sag das etwas selbstkritisch,<br />
manchmal zu theoretisch heran<br />
gegangen. Theoretisch ist es<br />
überhaupt keine Frage, dass wir<br />
uns für lesbische und schwule<br />
Jugendliche öffnen. Aber hat<br />
sich die Jugendhilfe wirklich<br />
geoutet durch praktisches Tun?<br />
Haben wir also immer gesagt,<br />
das ist für uns ein wichtiges Thema?<br />
Lesbische und schwule Jugendliche<br />
sind uns Willkommen?<br />
Wir wollen sie bei uns haben?<br />
Mit ihnen gemeinsam Dinge entwickeln?<br />
Ich glaube, dass wir noch Nachholbedarf<br />
haben und gleichzeitig<br />
an positive Projekte anknüp-<br />
Grußwort<br />
fen können. So haben wir z.B.<br />
mit dem Medienprojekt ein hervorragendes<br />
Projekt realisiert.<br />
Schwule und lesbische Jugendliche<br />
aus ganz NRW haben gemeinsam<br />
gearbeitet. Sie haben<br />
das Medium “Film” genutzt, um<br />
etwas über sich und ihr Leben zu<br />
sagen, sich filmisch geoutet.<br />
Im übrigen machen wir sowohl<br />
Mädchen- als auch Jungenarbeit,<br />
wo natürlich die Frage<br />
nach Sexualität und damit auch<br />
nach Homosexualität zu stellen<br />
ist. Und letztlich wird der<br />
Jugendhilfeausschuss erstmalig<br />
darüber zu befinden haben, ob<br />
wir einen Jugendverein von lesbischen<br />
und schwulen Jugendlichen<br />
anerkennen, als anerkannten<br />
Träger der Jugendhilfe. Deswegen<br />
glaube ich, dass momentan<br />
ein ganz wichtiger Praxistest<br />
vor der Jugendhilfe steht.<br />
Ich wünsche Ihnen für die Fachtagung<br />
alles Gute und möchte<br />
mich bei denen bedanken, die<br />
an der Vorbereitung der Fachtagung<br />
beteiligt waren.<br />
7
8<br />
Vortrag<br />
Stefan Timmermanns, Projekt TRIANGLE<br />
SEXUELLE ORIENTIERUNG UND SOZIALISATION<br />
Schwierigkeiten bei der<br />
Identitätsfindung<br />
Dieser Vortrag behandelt das<br />
Thema “sexuelle Orientierung<br />
und Sozialisation”. Sozialisation<br />
hat sehr viel mit Erwachsenwerden<br />
zu tun und das ist nicht immer<br />
ganz einfach. Damit sage<br />
ich Ihnen sicherlich nichts Neues.<br />
Sich frei zu entfalten, sich selbst<br />
so anzunehmen, wie man ist,<br />
fällt in einer normativen Gesellschaft<br />
nicht leicht und es handelt<br />
sich dabei auch nicht um ein<br />
Minderheitenproblem.<br />
Meine These lautet, dass die<br />
ursprüngliche Problemstellung für<br />
hetero-, bi- wie homosexuelle<br />
Jugendliche, nämlich ihren Platz<br />
in der Gesellschaft zu finden,<br />
zwar relativ gleich ist. Junge<br />
Lesben, Schwule und Bisexuelle<br />
– und das ist der bedeutende<br />
Unterschied – haben bei der<br />
Bewältigung dieser Entwicklungsaufgabe<br />
jedoch wesentlich<br />
schlechtere Voraussetzungen als<br />
andere Jugendliche. Warum das<br />
so ist, möchte ich im Folgenden<br />
näher erläutern. Dabei werde<br />
ich mich vor allem auf die<br />
Homosexuellenfeindlichkeit und<br />
den Umgang der Jugendlichen<br />
untereinander beschränken.<br />
Zunächst eine allgemeine Beobachtung<br />
zur Thematik: Wie ist<br />
eigentlich die Einstellung zu Homosexuellen<br />
bei Jugendlichen?<br />
Zwei aktuellere Untersuchungen<br />
belegen, dass Homonegativität,<br />
also die negative Einstellung<br />
gegenüber Lesben und Schwu-<br />
len, heute verbreiteter ist als viele<br />
denken. Das Münchener Meinungsforschungsinstitut<br />
“iconkids<br />
and youth” hat herausgefunden,<br />
dass zwei Drittel der Jugendlichen<br />
Lesben und Schwulen gegenüber<br />
eine negative Einstellung<br />
haben. In meiner Dissertation<br />
“Keine Angst, die beißen<br />
nicht!” konnte ich beobachten,<br />
dass der relativ offene Umgang<br />
mit dem Thema heutzutage, z.B.<br />
auch in den Medien, eine oberflächliche<br />
Toleranz erzeugt und<br />
die Jugendlichen mehr nötigt,<br />
sich zu positionieren als das früher<br />
der Fall war. Das Thema<br />
sexuelle Orientierung polarisiert<br />
heute stärker, vor allem bei den<br />
Jungen.<br />
Sozialisation und<br />
Homonegativität<br />
Der Begriff ‚Homophobie‘ wurde<br />
1972 von George Weinberg<br />
geprägt und meint eine irrationale<br />
Furcht heterosexueller Menschen<br />
im Umgang mit Lesben<br />
und Schwulen. Serdahely/<br />
Ziemba definieren dieses Phänomen<br />
als Gefühl von Angst, Abscheu,<br />
Aversion, Ärger, Unwohlsein<br />
oder Furcht, die heterosexuelle<br />
Menschen Lesben und<br />
Schwulen gegenüber empfinden<br />
können. Als Mittel, die traditionelle<br />
Rollenverteilung zwischen<br />
Mann und Frau aufrecht zu erhalten,<br />
sieht Christian Spoden<br />
die Homophobie. Sie sei ein<br />
“Ausdruck von rigiden<br />
Geschlechtsrollenstereotypen”<br />
und eine Folge “der hierarchischen<br />
Trennung der Geschlech-
ter”. Zu ihrer Funktion gehöre es,<br />
die “traditionelle Männlichkeit,<br />
Werte und Macht aufrecht zu<br />
erhalten”. Somit komme Homophobie<br />
einem “Mittel sozialer<br />
Kontrolle” gleich, dessen Aufgabe<br />
es sei, “alle Männer, nicht nur<br />
Homosexuelle, zu kontrollieren”.<br />
Als sprachliches und inhaltliches<br />
Pendant haben sich in den letzten<br />
Jahren die Begriffe ‚Heterosexismus‘,‚Zwangsheterosexualität‘<br />
oder ‚Heteronormativität‘<br />
herauskristallisiert, die die allgegenwärtige<br />
Norm heterosexuellen<br />
Verhaltens beschreiben. Ellis<br />
fasst unter ‚Heterosexismus‘ die<br />
stillschweigende Annahme, dass<br />
alle Menschen heterosexuell seien,<br />
einige sich aber willentlich<br />
homo- oder bisexuell verhalten.<br />
Hartmann versteht darunter sowohl<br />
“die Setzung und Reproduktion<br />
heterosexueller Beziehungen<br />
als das Normale, also Heterosexualität<br />
als gesellschaftliche<br />
Norm” als auch “die Diskriminierung<br />
– also [das] Verschweigen,<br />
Marginalisieren, Pathologisieren<br />
– von Lesben und Schwulen und<br />
ihrer Lebensgestaltung”. Da es<br />
sich bei der Homophobie aber<br />
nicht um eine Phobie im klassischen<br />
Sinne handelt, tauchte in<br />
den letzten Jahren auch der Begriff<br />
Homonegativität auf.<br />
Auf die Funktionen der “Schwulen-feindschaft”<br />
bei männlichen<br />
Jugendlichen hat v.a. Michael<br />
Schenk hingewiesen. Er sieht<br />
abfällige und beleidigende Äußerungen<br />
wie z. B. ‚schwule<br />
Sau‘ von Jungen über Homosexuelle<br />
oder vermeintlich homosexu-<br />
ell motivierte Handlungen als<br />
Code, den man je nach Kontext<br />
dechiffrieren muss. Die Diskriminierung<br />
von Schwulen basiert<br />
zum einen auf Fehlinformationen<br />
und Vorurteilen, zum anderen<br />
auf dem Dilemma, dass man<br />
Schwule nicht erkennen kann,<br />
und dass niemand davor gefeit<br />
ist als ‚schwul‘ bezeichnet zu<br />
werden. Vor einer Stigmatisierung,<br />
die mit diesem Wort verbunden<br />
ist, versuchen sich Jungen<br />
zu schützen. Schwulenfeindliche<br />
Äußerungen erfüllen<br />
unterschiedliche Funktionen und<br />
Aufgaben, die je einzeln für sich<br />
oder kumulativ mit anderen ein<br />
solches Verhalten erklären können.<br />
Dazu gehört das Normieren<br />
dessen, was männliches Verhalten<br />
ausmacht, das Absichern<br />
der eigenen männlichen Identität,<br />
Abstand gegenüber allem<br />
zu halten, was einem unangenehm<br />
und fremd ist, Schutz vor<br />
gleichgeschlechtlicher Nähe,<br />
Berührung und Zärtlichkeit und<br />
Macht über andere auszuüben.<br />
Als die wichtigsten Funktionen<br />
können die folgenden angesehen<br />
werden:<br />
(1) Der Normierungseffekt bezieht<br />
sich auf einen<br />
‚Männlichkeits-Kodex‘, der<br />
hauptsächlich innerhalb der<br />
Gruppe Gleichaltriger gilt: “Der<br />
Begriff ‚schwul‘ wird so für die<br />
peer group ein Instrument der<br />
sozialen Kontrolle jedes ihrer<br />
Mitglieder. Wer sich nicht daran<br />
hält, wird ‚schwul‘ genannt und<br />
verliert den Anspruch auf Männlichkeit.”.<br />
Die Angst vor Aus-<br />
Sexuelle Orientierung<br />
und Sozialisation<br />
Stefan Timmermanns<br />
Projekt TRIANGLE<br />
grenzung zwingt zu einem konformen<br />
Verhalten. Auf diese Weise<br />
entsteht ein erheblicher<br />
Normalitätsdruck bei männlichen<br />
Jugendlichen.<br />
(2) Die Identitätsabsicherung<br />
vieler Jungen erfolgt dadurch,<br />
dass sie sich von allem abgrenzen,<br />
was ‚nicht-männlich‘ ist.<br />
Dazu gehört zum einen, dass<br />
Jungen es ablehnen, so zu sein<br />
wie Frauen, zum anderen bemühen<br />
sie sich, unter keinen Umständen<br />
in den Verdacht zu geraten<br />
schwul sein zu können. Die<br />
Folgen sind, dass Männlichkeit<br />
ständig bewiesen werden muss<br />
und eine vermehrte Rollenorientierung<br />
und Homophobie<br />
die ansonsten “brüchige<br />
Identitätsdecke” zusammenhalten<br />
soll.<br />
(3) Die Schutzfunktion dient bei<br />
vielen Jungen der Abwehr von<br />
Angst und Gefühlen. Zum einen<br />
bietet Homophobie Schutz vor<br />
Stigmatisierung und Verhaltensunsicherheit,<br />
denn “wer einen<br />
anderen zuerst als ‚schwul‘ bezeichnet,<br />
grenzt sich ab und<br />
schützt sich selbst vor dem Stigma”.<br />
Zum anderen sind freundschaftliche<br />
Nähe und körperliche<br />
Berührung unter Jungen zunächst<br />
‚ungefährlich’. Sie können aber<br />
auch Empfindungen wie zum<br />
Beispiel Zärtlichkeit, Bewunderung,<br />
Mitgefühl auslösen, die<br />
9
10<br />
Sexuelle Orientierung<br />
und Sozialisation<br />
Stefan Timmermanns<br />
Projekt TRIANGLE<br />
vielen Jungen Angst machen.<br />
Hier bietet der Mechanismus der<br />
Projektion auf die Gruppe der<br />
Schwulen eine Lösung dieses<br />
inneren Konfliktes. Auch Schenk<br />
sieht in der Homophobie und<br />
Schwulenfeindschaft eine Projektion<br />
von Aggressionen, Aversionen<br />
und Vorurteilen, die Resultate<br />
einer Umwandlung eigener<br />
emotionaler Sachverhalte sind:<br />
“Nicht was schwul ist macht<br />
Angst, sondern, das, was Angst<br />
macht, wird schwul genannt.<br />
Schwule Männer müssen ausbaden,<br />
was in der männlichen Biographie<br />
unerledigt blieb. Sie<br />
personifizieren die Instabilität<br />
und Verunsicherung der männlichen<br />
Geschlechtsidentität. Als<br />
Träger abgespaltener, nicht erwünschter<br />
‚männlicher‘ Anteile<br />
sind sie Adressat der Abwehr<br />
und Aggressionen. Schwule werden<br />
deshalb als Opfer gebraucht.”<br />
Homonegatives Verhalten<br />
als moderne<br />
Verarbeitungsform gesellschaftlicher<br />
Konflikte<br />
Machtausübung, Normierung<br />
und Identitätsabsicherung als<br />
Funktionen von Homophobie<br />
beschränken sich jedoch nicht<br />
nur auf das Verhalten von Jungen.<br />
Ihre breitere Bedeutung für<br />
alle Jugendlichen und ihre tiefere<br />
Struktur und Wirkungsweise hat<br />
Sabine Hark in einer Ergänzung<br />
zum 7. Kinder- und Jugendbericht<br />
des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen dargelegt. Jugendliche<br />
scheinen nur nach außen<br />
untereinander gleichberechtigt.<br />
Tatsächlich agierten sie in einem<br />
sozialen Raum, der durch ethnisch-kulturelle<br />
oder soziale Herkunft,<br />
Geschlecht und institutionalisierter<br />
Heterosexualität hierarchisch<br />
strukturiert ist. Unter Jugendlichen<br />
gibt es einmal diejenigen,<br />
die verletzungsmächtig<br />
sind und die, die durch Handlungen<br />
oder Worte anderer verletzbar<br />
sind. Verletzungsmächtig<br />
sind diejenigen, die Normen und<br />
Leitbildern entsprechen, verletzbar<br />
diejenigen, die diese Normen<br />
nicht erfüllen können oder<br />
wollen bzw. diejenigen, die von<br />
anderen zur “personifizierten<br />
Abweichung” ernannt werden.<br />
Dies geschieht unabhängig davon,<br />
ob sie tatsächlich ‚Abweichler‘<br />
z.B. dadurch sind, dass sie<br />
erotische Gefühle für das eigene<br />
Geschlecht empfinden oder<br />
nicht.<br />
Sabine Hark stellt weiter fest,<br />
dass homophobe Beschimpfungen<br />
keine Relikte überkommener<br />
traditioneller Vorurteile gegenüber<br />
Homosexualität, sondern<br />
“moderne Verarbeitungsformen<br />
gesellschaftlicher Konflikte” rund<br />
um die Frage dessen sind, was<br />
akzeptiertes Geschlechterrollenverhalten<br />
ist. In Jungengruppen<br />
äußern sie sich eher explizit, das<br />
heißt verbal oder in Form physischer<br />
Gewalt, in Mädchengruppen<br />
eher implizit, in Form<br />
subtil entwertender Äußerungen<br />
und einer “Selbstüberwachung”<br />
der Hinwendung zu Jungen und<br />
Männern. Die Beschimpfungen<br />
von vermeintlich Homosexuellen
sind folglich eine Strategie, um<br />
sich im System der heterosexuellen<br />
Zweigeschlechtlichkeit zu<br />
situieren und sicherzustellen,<br />
selbst der geforderten oder imaginierten<br />
Norm zu entsprechen.<br />
Beschämungen werden eingesetzt,<br />
um eine Grenze zu ziehen<br />
zwischen ‚richtiger‘ Männlichund<br />
Weiblichkeit einerseits und<br />
Abweichung andererseits.<br />
Gleichzeitig verdeutlichen sie,<br />
wer in den Gruppen verletzbar<br />
und wer verletzungsmächtig sei.<br />
Indem ein anderer Junge als<br />
Schwuler oder ein Mädchen als<br />
Lesbe beschimpft, unabhängig<br />
davon, ob die betreffende Person<br />
sich selbst so definiert, wird<br />
die eigene Unsicherheit derjenigen,<br />
die die Beschimpfung aussprechen,<br />
kein richtiger Junge<br />
bzw. kein richtiges Mädchen zu<br />
sein, erfolgreich abgewehrt. Eine<br />
solche Problemlösestrategie dient<br />
in den sozialen Interaktionen der<br />
Jugendlichen dazu, die allgegenwärtige<br />
heterosexuelle Zweigeschlechtlichkeit<br />
zu<br />
plausibilisieren, und sich selbst<br />
sicher innerhalb dieser Ordnung<br />
zu platzieren.<br />
Die heterosexuelle Zweigeschlechtlichkeit<br />
braucht also die<br />
Homosexualität, um sich selbst<br />
überhaupt definieren und letztlich<br />
legitimieren zu können.<br />
Ohne das Konstrukt der Homosexualität<br />
gäbe es nicht einmal die<br />
Idee der Heterosexualität und<br />
niemand würde auf die Idee<br />
kommen, danach zu fragen, ob<br />
eine sexuelle Handlung bzw.<br />
das Verhalten einer Frau oder<br />
eines Mannes natürlich sei.<br />
Die feministische und die kritische<br />
Männerforschung haben bereits<br />
darauf hingewiesen, dass Sozialisation<br />
und Disziplinierung von<br />
geschlechtstypischem Verhalten<br />
verstärkt durch Kinder und Jugendlichen<br />
untereinander in den<br />
Peer-Gruppen stattfindet. Sie<br />
bringen sich gegenseitig bei,<br />
was es heißt, ein ‚richtiger Junge‘<br />
bzw. ein ‚richtiges Mädchen‘<br />
zu sein. In Bezug auf die Abwertung<br />
homosexueller Anteile unterscheidet<br />
sich das Verhalten von<br />
Jungen und Mädchen zwar nicht<br />
grundsätzlich, aber in der Art<br />
und Weise der Umsetzung. Jungen<br />
und Männer müssen nicht<br />
nur gegenüber Mädchen und<br />
Frauen ein dominantes Verhalten<br />
zeigen, sondern auch Homosexualität<br />
abwerten. Das gelingt<br />
am besten durch verbales<br />
Verächtlichmachen von Homosexualität<br />
selbst oder durch Bezichtigung<br />
anderer Jungen als<br />
schwul, die dem jeweiligen<br />
gruppenspezifischen Bild von<br />
Männlichkeit nicht entsprechen.<br />
In den Mädchengruppen läuft<br />
die Disziplinierung durch die<br />
Peers weniger über verbale oder<br />
physische Gewalt ab, sondern<br />
über subtile Entwertungen lesbischer<br />
Orientierungen. Hinzu<br />
kommt die Überwachung des<br />
Gebots der Hinwendung zu Jungen<br />
oder Männern, was den<br />
Erfolg ‚richtiger‘ Weiblichkeit<br />
anzeigt. Um etwas zu gelten,<br />
attraktiv und weiblich zu sein,<br />
brauchen Mädchen die Bezie-<br />
Sexuelle Orientierung<br />
und Sozialisation<br />
Stefan Timmermanns<br />
Projekt TRIANGLE<br />
hungen zu den Jungen. Diese<br />
weibliche Abhängigkeit bewirkt,<br />
dass Mädchen der körperlichen<br />
Weiblichkeit nicht selbst Wert<br />
verleihen können. Sie vermögen<br />
es nicht, sich ihren Körper selbst<br />
lustvoll anzueignen und sind in<br />
diesem zentralen Punkt ihrer<br />
Identität abhängig vom Mann.<br />
Die komplexe Strategie der vermeintlichen<br />
sozialen Anerkennung<br />
lesbischer Mädchen und<br />
Frauen einerseits und die Behauptung,<br />
persönlich nichts mit<br />
Homosexualität zu tun zu haben,<br />
bzw. damit nichts anfangen zu<br />
können, erfüllt letztlich die gleiche<br />
Funktion wie die eher expliziten<br />
rituellen Verhöhnungen auf<br />
Seiten der Jungen.<br />
Durch Äußerungen wie z. B.:<br />
“Ich stehe da nicht drauf, aber<br />
die müssen es selbst wissen, für<br />
wen sie etwas empfinden. Man<br />
kann sie deswegen nicht verurteilen,<br />
dass sie schlechter sind als<br />
andere. Ich finde es ekelhaft.”<br />
kann sich auch ein Mädchen auf<br />
der Seite heterosexueller Weiblichkeit<br />
positionieren. Durch eine<br />
solche Äußerung erfüllt es einerseits<br />
die Norm Empathie gegenüber<br />
Benachteiligten zu zeigen.<br />
Andererseits ist dieselbe Bemerkung<br />
widersprüchlich, weil sie<br />
nicht nur Mitgefühl zum Ausdruck<br />
bringt, sondern gleichzeitig<br />
auch Lesbischsein abwertet<br />
und ausgrenzt. Die Verletzung<br />
11
12<br />
Sexuelle Orientierung<br />
und Sozialisation<br />
Stefan Timmermanns<br />
Projekt TRIANGLE<br />
anderer braucht also nicht unbedingt<br />
mit verbaler oder physischer<br />
Gewalttätigkeit einherzugehen,<br />
wie es eher von Jungen<br />
praktiziert wird, sondern kann<br />
auch als subtile Entwertung unter<br />
der Tarnkappe sozialer Toleranz<br />
und Anteilnahme kaschiert sein.<br />
Das folgende Zitat Sabine Harks<br />
bringt das bisher Gesagte auf<br />
den Punkt: “In der Adoleszenz<br />
werden neue Deutungsmuster<br />
tentativ durchgespielt und später<br />
zu einem eigenen Handlungsmuster<br />
reorganisiert. Dabei muss<br />
offensichtlich ein großes Maß an<br />
Unsicherheit und Ängsten im<br />
Zusammenhang mit der Entwicklung<br />
geschlechtlicher Identität<br />
abgearbeitet werden. Daher<br />
scheint es naheliegend, dass es<br />
nicht die Differenz in der sexuellen<br />
Objektwahl oder vermeintlich<br />
anderer sexueller Praktiken ist,<br />
die die Ursache für die Diskriminierung<br />
von Schwulen und Lesben<br />
darstellt, sondern die unterstellte<br />
Abweichung von den akzeptierten<br />
Formen von Männlichund<br />
Weiblichkeit. Nicht die vermeintlich<br />
andere Sexualität, sondern<br />
der unterstellte Bruch mit<br />
der vorgeschriebenen<br />
Geschlechtsidentität macht<br />
Angst. Diesen Ängsten und Unsicherheiten<br />
sind die (heterosexuell<br />
werdenden) Jugendlichen allerdings<br />
nicht hilflos ausgeliefert; im<br />
Gegenteil, sie greifen auf eta-<br />
blierte Praktiken sozialer Entwertung<br />
– explizite Verhöhnung,<br />
subtile Entwertung – zurück, um<br />
ihre eigene heterosexuelle männliche<br />
bzw. weibliche Positionierung<br />
abzusichern. Für lesbische<br />
bzw. schwul werdende Jugendliche<br />
gibt es diese Chance nicht.<br />
Sie sind mit der Aufgabe konfrontiert,<br />
aus der Position der<br />
Verwerfung und Entwertung ein<br />
positives Selbst zu entwerfen.”.<br />
Einer der Schlüssel zur Problemlösung:<br />
unser Umgang<br />
mit Männlich- und<br />
Weiblichkeit<br />
Was können wir als Pädagoginnen<br />
und Pädagogen tun, damit<br />
die Sozialisation von lesbischen,<br />
schwulen, bisexuellen aber auch<br />
heterosexuellen Jugendliche besser<br />
gelingt? Eine Strategie der<br />
scheinbaren Toleranz, die aus<br />
der Position der vermeintlichen<br />
Mehrheit sozusagen “von oben<br />
herab”, die alle die, die in irgendeiner<br />
Form vom Mainstream<br />
abweichen‚ schon irgendwie<br />
okay findet’ wird meiner Meinung<br />
nach nicht von Erfolg gekrönt<br />
sein. Wir sollten zudem<br />
Hierarchisierungen ‚hier das Verhalten<br />
der Mehrheit – dort das<br />
Verhalten der Minderheit’ vermeiden,<br />
weil sie meist eng mit einer<br />
Abwertung verbunden ist. Auch<br />
ein additives Umgehen mit dem<br />
Thema Homosexualität nach dem
Motto ‚und dann gibt es da<br />
auch noch...’ sollte vermieden<br />
werden, denn so wird ebenfalls<br />
implizit eine Abwertung transportiert.<br />
Homo- und bisexuelle Liebe<br />
und Sexualität müssen als gleichwertige<br />
Varianten menschlichen<br />
Zusammenlebens überall dort<br />
selbstverständlich mitgedacht,<br />
mitbehandelt und mitbesprochen<br />
werden, wo es um Lebensplanung,<br />
Liebe und Sexualität im<br />
Allgemeinen geht: Nicht als Variante,<br />
die es neben der Mann-<br />
Frau-Beziehung auch noch gibt,<br />
sondern als Beispiel, das nicht<br />
nur für die Besonderheiten einer<br />
Beziehung zwischen zwei Männern<br />
oder Frauen steht und für<br />
die Universalität von Liebe, Partnerschaft<br />
und Sexualität zwischen<br />
allen Menschen.<br />
In der Analyse der Probleme von<br />
Lesben und Schwulen mit ihrer<br />
Sozialisation in einem heteronormativen<br />
Umfeld stellte sich vor<br />
allem der abwertende Umgang<br />
mit den Formen von Männlichkeit<br />
und Weiblichkeit heraus, die in<br />
unserer Gesellschaft nicht akzeptiert<br />
werden. Einen essentiellen<br />
Schlüssel zur Lösung von Problemen<br />
im Zusammenhang mit der<br />
Sozialisation aller Jugendlicher<br />
sehe ich in einer Flexibilisierung<br />
und Dynamisierung der Geschlechterrollen,<br />
Identitäten und<br />
Lebensformen. Kinder und Jugendliche<br />
müssen lernen mit vielfältigen<br />
Varianten von Mann-<br />
oder Frausein zu leben und umzugehen<br />
ohne dabei eine bestimmte<br />
Lebensweise abzuwerten.<br />
Anders kann ich mir derzeit<br />
ein friedliches Mit- und Nebeneinander<br />
von Machos und<br />
Softies, kessen Vätern und<br />
Vamps nicht vorstellen.<br />
Für den Bereich der Sexualität<br />
und der Geschlechterrollen heißt<br />
die Konsequenz aber auch,<br />
dass das, was als “typisch”<br />
männlich oder weiblich in bestimmten<br />
Kulturen und sozialen<br />
Schichten definiert wird bzw.<br />
wurde, als von Menschen erdachtes<br />
und gleichzeitig veränderbares<br />
Konstrukt entlarvt werden<br />
muss. Wir sollten Kindern<br />
und Jugendlichen die Möglichkeit<br />
geben kreativer, spielerischer<br />
und flexibler damit umzugehen,<br />
was Mann- und Frausein bedeuten<br />
kann und ihnen Mut machen,<br />
in sich hinein zu horchen,<br />
um für sich selber eine stimmige,<br />
individuelle Antwort auf die Frage<br />
nach der eigenen<br />
Geschlechtsidentität und sexuellen<br />
Orientierung zu finden.<br />
Sexuelle Orientierung<br />
und Sozialisation<br />
Stefan Timmermanns<br />
Projekt TRIANGLE<br />
Für die Praxis halte ich die folgenden<br />
Arbeitshilfen für besonders geeignet,<br />
weil sie den Ansatz der Pluralisierung<br />
und Vielfältigkeit berücksichtigen und<br />
Methoden dafür bereitstellen, damit<br />
Kinder und Jugendliche sich mit diesem<br />
Denken auseinander setzen und beschäftigen:<br />
“Ganz normal anders” von<br />
Martin Ganguly (2002) und das Handbuch<br />
des europäischen Kooperationsprojektes<br />
TRIANGLE, an dem ich selbst<br />
zur Zeit gerade mitarbeite. Es wird<br />
Ende August 2004 zur Verfügung<br />
stehen und richtet sich an alle, die in<br />
Schule, Jugendarbeit und Beratung mit<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
umgehen.<br />
Weitere Informationen zu TRIANGLE<br />
siehe unter www.triangle-info.de<br />
Literatur: Sonja Düring; Michael J. Ellis;<br />
Martin Ganguly; Sabine Hark; Jutta<br />
Hartmann; Iconkids & youth research;<br />
Josef Riedele; Michael Schenkl; W.J.<br />
Serdahely, G.J. Ziemba; Christian<br />
Spoden; Stefan Timmermanns. Die<br />
ausführliche Literaturangabe ist im<br />
Anhang abgedruckt.<br />
13
15<br />
Vortrag<br />
Der Titel meines Vortrages mag<br />
möglicherweise mehr versprechen,<br />
als der gegenwärtige<br />
Forschungsstand halten kann:<br />
Denn mitnichten ist es so, dass<br />
der hier zu behandelnde<br />
Problemraum bereits “abgefrühstückt”<br />
ist.<br />
Zunächst muss festgestellt werden,<br />
dass Inhalte zu dieser Thematik<br />
in den einschlägigen Lehrbüchern<br />
zur Entwicklungspsychologie<br />
nur rudimentär vorhanden<br />
sind. Des weiteren leidet<br />
ein Großteil der empirischen<br />
Studien, die sich mit der<br />
psychosexuellen Entwicklung<br />
lesbischer und schwuler Jugendlicher<br />
beschäftigen, unter methodischen<br />
Mängeln. So ist z.B.<br />
nach wie vor die Größe und<br />
Struktur der Grundgesamtheit<br />
lesbischer und schwuler Jugendlicher<br />
unbekannt. U.a. sind daher<br />
repräsentative Schlüsse aus Studien<br />
schwierig. Darauf aber an<br />
dieser Stelle näher einzugehen,<br />
würde jedoch den Rahmen<br />
sprengen und Sie voraussichtlich<br />
langweilen.<br />
Nur vorab ein paar Hinweise<br />
auf die blinden oder halbblinden<br />
Flecke der Forschung:<br />
Es fehlt nach wie vor eine empirisch<br />
fundierte und akzeptierte<br />
allgemeine Theorie zur Entstehung<br />
und Entwicklung von Homosexualität,<br />
Bisexualität und<br />
ihre Besonderheiten werden in<br />
vielen Studien weitgehend vernachlässigt.<br />
Ferner bestehen<br />
große Lücken im Wissen um Homosexualität<br />
in unteren sozialen<br />
Kai Seiler, Dipl.-Psychologe<br />
SITUATION LESBISCHER UND SCHWULER JUGENDLICHER<br />
AUS WISSENSCHAFTLICHER PERSPEKTIVE<br />
Schichten und bei Migranten/<br />
innen, da u.a. diese Bereiche<br />
aus verschiedenen Gründen selten<br />
in Stichproben vorkommen.<br />
Im Folgenden werde ich nun ein<br />
paar Befunde vorstellen, die aus<br />
wissenschaftlich fundierten Studien<br />
stammen. Dabei werde ich<br />
zunächst auf die Identitätsentwicklung<br />
eingehen und Umweltaspekte<br />
wie Familie, soziales<br />
Umfeld und Internet miteinbeziehen.<br />
Die psychosoziale<br />
Gesundheit der Jugendlichen<br />
stellt einen weiteren Schwerpunkt<br />
dar. Schließen will ich meinen<br />
Vortrag mit dem Aufzeigen notwendigerUnterstützungsmaßnahmen<br />
im familiären, schulischen,<br />
staatlichen Bereich und<br />
für die Jugendhilfe.<br />
Zunächst zur Identitätsentwicklung:<br />
Ein homosexueller Mensch zu<br />
sein, bedeutet immer auch, sich<br />
mit der Rolle eines Homosexuellen<br />
auseinander zu setzen und<br />
sie ggf. auch spielen zu müssen<br />
– so wie sie von der Gesellschaft<br />
gesehen wird. Die sexuelle Orientierung<br />
kann demnach für<br />
manche wesentlich die persönliche<br />
Identität mitbestimmen, da<br />
sie Einfluss auf Bereiche nimmt,<br />
die nicht allein der sexuellen<br />
Identität zuzuordnen sind. Ich<br />
merke das z.B. immer besonders<br />
daran, wenn ein heterosexueller<br />
guter Freund zu mir sagt: “Du<br />
wirkst überhaupt nicht schwul!”<br />
(Ich weiß nicht, ob ich das in<br />
diesem Zusammenhang als Beleidigung<br />
oder Kompliment auffassen<br />
soll – ich merke nur, dass<br />
ich mich von Zeit zu Zeit mit dieser<br />
Schublade auseinander setzen<br />
muss...).<br />
In der Sexualforschung ist hinsichtlich<br />
der homosexuellen<br />
Identitätsentwicklung ein Begriff<br />
geprägt worden, der Ihnen<br />
möglicherweise schon mal über<br />
den Weg gelaufen ist: das<br />
Coming Out.<br />
Allgemein kann unter Coming<br />
Out der Entwicklungsprozess<br />
verstanden werden, durch den<br />
sich homosexuell (und bisexuell)<br />
orientierte Menschen ihrer sexuellen<br />
Präferenzen bewusst werden<br />
und in dem sie sich dazu<br />
entschließen, dieses Wissen in<br />
ihr persönliches und soziales<br />
Leben zu integrieren. Ein Unterschied<br />
im Coming Out zwischen<br />
Mädchen und Jungen ist das<br />
durchschnittliche Alter. In vielen<br />
Forschungsergebnissen wurde<br />
bestätigt, dass Mädchen sich<br />
ihrer sexuellen Orientierung später<br />
bewusst werden als Jungen,<br />
obwohl sie früher als Jungen in<br />
die Pubertät kommen. In einer<br />
Umfrage von 1999 zeigt sich<br />
dieser Trend ebenfalls. Jungen
haben mit durchschnittlich 13,7<br />
Jahren das erste Mal das Gefühl,<br />
“anders” zu sein, Mädchen<br />
mit 15 Jahren. Beim äußeren<br />
Coming Out unterscheiden sich<br />
die beiden Gruppen kaum noch.<br />
Jungen outen sich mit durchschnittlich<br />
16,5 Jahren, Mädchen<br />
mit 16,9 Jahren. Ältere<br />
Studien zeigten, dass Mädchen<br />
größere Schwierigkeiten im<br />
Coming Out haben als Jungen.<br />
Rigorosere Geschlechterrollen<br />
werden hierfür meist verantwortlich<br />
gemacht, da sie Mädchen<br />
besonders unter Druck setzten,<br />
sich der heterosexuellen Norm<br />
anzupassen.<br />
Das alles zeigt, dass die<br />
Identitätsentwicklung stark von<br />
Zeitgeist, kulturellen und familiären<br />
Einflüssen bestimmt wird –<br />
neben den jeweiligen<br />
Persönlichkeitseigenschaften der<br />
Jugendlichen. Denn auch dass<br />
muss aus psychologischer Sicht<br />
betont werden: Je nach<br />
Persönlichkeitsstruktur kann das<br />
gleiche belastende Ereignis für<br />
zwei Jugendliche unterschiedlich<br />
bewertet und verarbeitet werden<br />
– auch oder gerade wenn sich<br />
die Persönlichkeit noch in einem<br />
Entwicklungsprozess befindet.<br />
Die Präsenz und das Wissen<br />
über homo- und bisexuelle Lebensweisen<br />
haben durch das<br />
sozialkritische Engagement ver-<br />
schiedener Gruppen (z.B. des<br />
deutschen Lesben- und<br />
Schwulenverbands in Deutschland),<br />
durch wissenschaftliche<br />
Forschung und das verstärkte<br />
öffentliche Auftreten von homosexuell<br />
orientierten Menschen in<br />
den letzten Jahrzehnten stark<br />
zugenommen. Umso bemerkenswerter<br />
ist ein Befund des Meinungsforschungsinstituts<br />
“iconkids & youth” vom März<br />
vergangenen Jahres. In einer<br />
repräsentativen mündlichen Befragung<br />
wurden Jugendliche<br />
danach gefragt, wie gut sie verschiedene<br />
gesellschaftliche<br />
Gruppierungen finden. 71 Prozent<br />
der befragten Jungen und<br />
51 Prozent der Mädchen äußerten<br />
sich negativ zu Homosexuellen.<br />
Hier ist ein negativer Trend<br />
festzustellen, denn bei einer gleichen<br />
Befragung aus dem Jahr<br />
1998 äußerten nur 34 Prozent<br />
der 12 – 17jährigen, dass sie<br />
Schwule und Lesben “nicht oder<br />
überhaupt nicht gut” fänden.<br />
Wie ist dieser Anstieg zu erklären?<br />
Nun, meiner Ansicht nach<br />
verursacht möglicherweise die<br />
gegenwärtige starke Medienpräsenz<br />
bestimmter – und nicht<br />
gerade realistischer schwuler<br />
und lesbischer Lebensweisen –<br />
einen stärkeren Abgrenzungsprozess<br />
bei jenen Jugendlichen,<br />
die auf dieser oberflächlichen<br />
Ebene mit dem Thema konfrontiert<br />
sind, und das dürften nach<br />
wie vor in dem angesprochenen<br />
Alter die meisten sein. Die in den<br />
Medien dargestellten Lesben<br />
und Schwule werden womöglich<br />
darüber hinaus keine geeigne-<br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher<br />
aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive<br />
Kai Seiler, Dipl.-Psychologe<br />
ten Identifikationsfiguren für heterosexuelle<br />
Jugendliche darstellen<br />
– überspitzt gesagt ist Jackie<br />
Chan schon etwas anderes als<br />
Carsten Flöter. In diesem Zusammenhang<br />
stellt sich auch die<br />
Frage, inwieweit die Medienfiguren<br />
überhaupt geeignete<br />
Identifikationsflächen für junge<br />
Lesben und schwule im Coming<br />
Out bieten. In den meisten<br />
Soaps z.B. wird eine weitgehend<br />
unproblematische Welt im<br />
gutsituierten und sozial höher<br />
gestellten Milieu gezeigt. Eben<br />
noch Hetero mit Freundin und<br />
jetzt knutschend mit dem Medizinstudenten<br />
auf dem Sofa –<br />
und alle Eltern und Freunde finden<br />
es toll.<br />
Provokant kann man hier fragen,<br />
ob diese Szenen den unter Hänseleien<br />
leidenden und von seinen<br />
Eltern zurückgewiesenen<br />
Jungschwulen nicht noch verstörter<br />
machen, da er seine Lebenswirklichkeit<br />
dort nicht wiederfindet.<br />
Eine Studie der Universität München<br />
im Auftrag des niedersächsischen<br />
Sozialministeriums aus<br />
dem Jahr 2001 zeigt, dass das<br />
Outing in Familie und Schule<br />
nach wie vor als erheblicher<br />
Stressfaktor wahrgenommen<br />
wird. Fast die Hälfte der dortigen<br />
15 bis 25-jährigen Interviewpartner<br />
hat bisher dem eige-<br />
15
16<br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher<br />
aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive<br />
Situation Kai Seiler, lesbischer Dipl.-Psychologe<br />
und<br />
schwuler Jugendlicher<br />
aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive<br />
Kai Seiler, Dipl.-Psychologe<br />
nen Vater die Homosexualität<br />
nicht mitteilen können, vom Rest<br />
muss über ein Viertel langfristig<br />
damit leben, vom Vater wegen<br />
der Homosexualität abgelehnt zu<br />
werden. Aufgrund der immer<br />
noch bestehenden Stigmatisierung<br />
und der Befürchtung, als<br />
potentieller Partner von meist<br />
heterosexuell orientierten Peers<br />
abgelehnt zu werden, trauen<br />
sich viele homo- und bisexuell<br />
orientierte Jugendliche nicht, ihre<br />
Gefühle zu offenbaren. Die für<br />
die Selbstakzeptanz so wichtige<br />
Erfahrung, um seiner selbst Willen<br />
gemocht und begehrt zu werden,<br />
wird womöglich seltener<br />
bzw. zu einem späteren Zeitpunkt<br />
gemacht. Für viele Jugendliche<br />
ist dies eine Quelle der<br />
Angst und Verunsicherung, da<br />
sie befürchten, nie den richtigen<br />
Partner zu finden.<br />
In der bereits genannten Studie<br />
aus Niedersachsen wird betont,<br />
dass sich die Pubertät schwuler<br />
Jugendlicher erheblich vom<br />
heterosexuellen Muster unterscheidet.<br />
Die statistische Verteilung<br />
homo- und heterosexueller<br />
Gleichaltriger und die Diskriminierung<br />
homosexueller Lebensformen<br />
im Alltag führen dazu, dass<br />
das Experimentieren mit Liebe,<br />
Sexualität und Partnerschaft erst<br />
später beginnen kann. Durch die<br />
mangelnde Möglichkeit, Liebesbeziehungen<br />
einzugehen und<br />
öffentlich zu leben, bleibt die<br />
sexuelle Identitätsentwicklung<br />
gewissermaßen lange Zeit unvollständig:<br />
Den ersten festen<br />
Freund hatten die Teilnehmer der<br />
Studie im Mittel mit 19,3 im Gegensatz<br />
zu den 16,8 Jahren für<br />
die erste feste Freundin bei den<br />
heterosexuellen Jugendlichen.<br />
Nun zu positiveren Aspekten: Es<br />
gibt aus verschiedenen Studien<br />
Hinweise darauf, dass sich das<br />
Lebensgefühl der meisten lesbischen<br />
und schwulen Jugendlichen<br />
nach dem äußeren Coming<br />
Out vorteilhaft verändert – im<br />
Gegensatz zu den Gefühlen der<br />
Unsicherheit, Einsamkeit und<br />
Ausgrenzung davor. Positive<br />
Reaktionen gibt es am häufigsten<br />
im engeren Freundeskreis.<br />
Lassen Sie mich im Folgenden<br />
auf ein paar weitere relevante<br />
Rahmenbedingungen hinsichtlich<br />
der Unterstützung der Identitätsentwicklung<br />
eingehen. Zunächst<br />
zu einem Medium, dass sich in<br />
den letzten Jahren rasant entwikkelt<br />
hat: Das Internet. Die Psychologin<br />
Watzlawik schreibt<br />
dazu: “Das Internet ist nicht (nur)<br />
als Singlemarkt zu verstehen,<br />
sondern liefert auch grundlegende<br />
Informationen bei der Suche<br />
nach der eigenen (sexuellen)<br />
Identität. Dass homo- und bisexuell<br />
orientierte Jugendliche keine<br />
Seltenheit sind und ihr Schicksal<br />
auch nicht alleine tragen müssen,<br />
wird vielen erst bewusst,<br />
wenn sie feststellen, wie vielen<br />
anderen es genauso geht.”. Leider<br />
ist jedoch das Internet nach<br />
wie vor nur einem Teil der Jugendlichen<br />
zugänglich. Dieses<br />
Medium ist ferner hinsichtlich der<br />
Sozialisation von Lesben und<br />
Schwulen ebenfalls zu wenig
erforscht. Das Internet schafft<br />
jedoch durch verschiedene – teils<br />
kommerzielle – Portale, die Möglichkeit,<br />
anonym an vielerlei Informationen<br />
zu kommen.<br />
Dies und die vergleichsweise<br />
starke Medienpräsenz lesbischer<br />
und schwuler Inhalte mag gegenwärtig<br />
dazu beitragen, dass<br />
die Jugendlichen, die Beratungsstellen<br />
und Jugendgruppen aufsuchen,<br />
immer jünger werden. So<br />
hat z.B. die Jugendberatung des<br />
Lesben- und Schwulenzentrums<br />
Bonn ihren Schwerpunkt bei Beratungsgesprächen<br />
mit 14 –<br />
15jährigen; im Gegensatz zum<br />
Schwerpunkt im Altersbereich um<br />
Anfang 20 noch vor ein paar<br />
Jahren. Das stellt auch die Beraterinnen<br />
und Berater vor neue<br />
und teils schwierige Herausforderungen.<br />
Womit wir bei einem anderen<br />
Punkt der strukturellen<br />
Unterstützungsmöglichkeiten<br />
im Identitätsbildungsprozess<br />
wären:<br />
Wie und wo findet Beratung in<br />
diesem Bereich überhaupt statt?<br />
Wo gibt es <strong>Hilfe</strong>angebote? Wo<br />
werden Lesben und Schwule in<br />
der Jugendhilfe und Schule sichtbar?<br />
Zunächst zu den ehrenamtlichen<br />
und semiprofessionellen<br />
Beratungseinrichtungen: Gegenwärtig<br />
gibt es in NRW ca. 35<br />
Beratungstelefone unterschiedlicher<br />
lesbischer bzw. schwuler<br />
Einrichtungen sowie ca. 40 lesbi-<br />
sche, schwule bzw. gemischte<br />
Jugendgruppen. Vor gut zwei<br />
Jahren habe ich in einem Fachbeitrag<br />
allerdings auch auf die<br />
Schwierigkeiten ehrenamtlicher<br />
Jugendarbeit hingewiesen. So<br />
stellen sie einerseits notwendige,<br />
weil nicht anderweitig vorgehaltene<br />
Anlaufstellen dar, andererseits<br />
sind hier oftmals strukturelle<br />
Defizite im finanziellen und<br />
räumlichen Bereich sowie hinsichtlich<br />
der Qualifikation und<br />
Motivation der Ehrenamtlichen<br />
vorhanden.<br />
Zu den professionellen, nicht<br />
homosexuell-spezifischen<br />
Beratungseinrichtungen kann<br />
aus Befunden einer Studie des<br />
nordrhein-westfälischen Familienministeriums<br />
geschlossen werden,<br />
dass diese von Schwulen<br />
und Lesben nur selten wegen<br />
dieses Themas aufgesucht werden.<br />
Weniger als die Hälfte der<br />
befragten Beraterinnen und Berater<br />
in der Studie gaben an,<br />
mit den Lebensweisen lesbischer<br />
Frauen und schwuler Männer<br />
vertraut zu sein. Das Wissen<br />
werde eher unspezifisch und nur<br />
selten durch themenspezifische<br />
Fachtagungen, <strong>Workshop</strong>s und<br />
Seminare wie z.B. auf dieser<br />
heutigen Veranstaltung erworben.<br />
Ferner machen die Ergebnisse<br />
deutlich, dass das Thema<br />
“Gleichgeschlechtliche Lebensweisen”<br />
bisher kaum Bestandteil<br />
der eigenen Aus- und Weiterbildung<br />
ist.<br />
Wo findet das Thema Homosexualität<br />
in der Schule statt? In<br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher<br />
aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive<br />
Kai Seiler, Dipl.-Psychologe<br />
den bereits zitierten Studien gibt<br />
es viele Hinweise, dass im Lehrplan<br />
nach wie vor dieser Bereich<br />
vernachlässigt wird bzw. gar<br />
nicht vorkommt. Jedoch gibt es<br />
auch engagierte Lehrerinnen und<br />
Lehrer, die das Thema nicht nur<br />
als “abweichendes Sexualverhalten”<br />
im Biologieunterricht<br />
behandeln, sondern im Rahmen<br />
von Projektwochen darauf eingehen<br />
oder sogar “echte” Lesben<br />
und Schwule in den Unterricht<br />
einladen. Mein Vorredner Stefan<br />
Timmermanns stellte in seiner<br />
Dissertation fest, dass solche<br />
Schulaufklärungsprojekte als<br />
einmalige kurzfristige Interventionen<br />
zwar die grundlegenden<br />
gesellschaftlichen Defizite der<br />
Nicht-Sichtbarkeit von Lesben<br />
und Schwulen in Schule und<br />
Jugendarbeit nicht gänzlich lösen<br />
können. Dennoch zeigte die<br />
Evaluation der Aufklärungsarbeit,<br />
dass Jugendliche im persönlichen<br />
Kontakt mit Lesben und<br />
Schwulen ihre Einstellungen zu<br />
Homosexualität, Geschlechtsrollen<br />
und eigene Rollenerwartungen<br />
reflektieren lernen.<br />
Hierzu sei mir allerdings noch<br />
eine persönliche Bemerkung gestattet:<br />
Auch mit der<br />
“LesBiSchwulen Jugendgruppe<br />
<strong>Wuppertal</strong> e.V.” haben wir in<br />
der Vergangenheit mehrfach<br />
Schulaufklärungsprojekte durch-<br />
17
18<br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher<br />
aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive<br />
Situation Kai Seiler, lesbischer Dipl.-Psychologe<br />
und<br />
schwuler Jugendlicher<br />
aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive<br />
Kai Seiler, Dipl.-Psychologe<br />
geführt, die von einigen Schulen<br />
auch recht rege nachgefragt<br />
wurden. Ein zu klärendes strukturelles<br />
Problem liegt jedoch in der<br />
personellen Verfügbarkeit von so<br />
genannten Aufklärerinnen und<br />
Aufklärern: Zum einen ist nicht<br />
jeder oder jede dafür geeignet,<br />
zum anderen finden diese Projekte<br />
i.d.R. vormittags statt. Dies<br />
verlangt von den Betroffenen viel<br />
Idealismus und Opfer, da sich<br />
z.B. Berufstätige dafür Urlaub<br />
oder Schulfrei nehmen müssen.<br />
Lassen sie mich nun auf<br />
ein paar Fakten zur<br />
psychosozialen Gesundheit<br />
eingehen<br />
Hierzu weist die Studie der Universität<br />
München darauf hin,<br />
dass hauptsächlich die Probleme<br />
im Bereich der Liebe und Sexualität<br />
sowie der sozialen Beziehungen<br />
liegen. Es wurden jedoch<br />
nur männliche Jugendliche<br />
befragt: Über die Hälfte der<br />
Befragten gab an, durch<br />
Partnerschaftsprobleme/Liebeskummer<br />
belastet zu sein (54 %),<br />
gefolgt von den Bereichen “Einsamkeit”<br />
(47 %), Sorgen wegen<br />
<strong>AIDS</strong> (40 %), Kennen lernen<br />
anderer Schwuler (37 %). Erschreckend<br />
ist, dass für drei Viertel<br />
aller Teilnehmer zumindest<br />
einmal im Leben Selbstmord ein<br />
Thema gewesen war – und jeder<br />
zwölfte hatte bereits einen<br />
oder mehrere Suizidversuche<br />
hinter sich.<br />
Dieser Befund korrespondiert mit<br />
den dahingehend hohen Zah-<br />
len, die aus den USA berichtet<br />
werden. In einer amerikanischen<br />
Studie aus dem Jahre 1989 stellt<br />
der Psychologe Gibson fest, dass<br />
schwule und lesbische Jugendliche<br />
zwei- bis dreimal häufiger<br />
Selbstmordversuche unternehmen<br />
als andere Gleichaltrige. Er<br />
schätzt ferner den Prozentsatz<br />
von homosexuellen Jugendlichen<br />
unter den jährlich vollendeten<br />
Selbstmorden auf 30 Prozent. In<br />
dieser Studie wird allerdings<br />
auch darauf hingewiesen, was<br />
vergleichbar für viele Bereiche<br />
psychosozialer Belastungen gilt:<br />
Je höher der Grad der Bildung<br />
und je privilegierter die soziale<br />
Herkunft ist, umso größer ist die<br />
Wahrscheinlichkeit von geringeren<br />
Störungen in der Sozialisation<br />
von jungen Lesben und<br />
Schwulen.<br />
In einer Studie der Berliner Senatsverwaltung<br />
für Jugend aus<br />
dem Jahre 1999 gehen die dort<br />
berichteten Zahlen in eine ähnlich<br />
alarmierende Richtung. Fast<br />
zwei Drittel der weiblichen und<br />
44 % der männlichen Befragten<br />
haben schon einmal mit Alkohol,<br />
Drogen oder noch eklatanteren<br />
Strategien auf Probleme reagiert.<br />
Sechs von zehn Befragten<br />
haben schon einmal daran gedacht,<br />
ihrem Leben ein Ende zu<br />
setzen, die Mädchen bzw. Frauen<br />
etwas häufiger als die Jungen<br />
bzw. Männer. Fast jeder<br />
Fünfte der Befragten hatten bereits<br />
einen (oder mehrere) Suizidversuch(e)<br />
hinter sich. 40 % der<br />
Jungen wollten sich vor dem 16.<br />
Geburtstag das Leben nehmen.
Weit über die Hälfte (58 %) der<br />
weiblichen Befragten versuchten<br />
vor ihrem inneren Coming Out,<br />
ihrem Leben ein Ende zu setzen.<br />
Von Jugendlichen mit Suizidversuch(en)<br />
wurde Einsamkeit als<br />
Problem besonders häufig genannt,<br />
daneben hatten oder haben<br />
viele Befragte Probleme mit<br />
ihren Eltern und/oder konnten mit<br />
niemandem über ihre Gefühle<br />
sprechen.<br />
Auch in anderen Verhaltensweisen<br />
spiegelt sich die zusätzliche<br />
psychosoziale Belastung wider.<br />
Homosexuelle Jugendliche in den<br />
USA machen im Vergleich zu<br />
ihren heterosexuellen Altersgenossen<br />
wesentlich häufiger<br />
Gewalterfahrungen, nehmen<br />
früher und häufiger Drogen und<br />
schwänzen häufiger die Schule,<br />
da sie sich auf dem Weg dorthin<br />
oder in der Schule selbst nicht<br />
sicher fühlen. In einer deutschen<br />
Untersuchung von Schneider sind<br />
diese Tendenzen ebenfalls zu<br />
verzeichnen. In seiner Studie<br />
nannten Jugendliche weiterhin<br />
Depressionen, Einsamkeit, Angst<br />
und heterosexuelle Promiskuität<br />
als Folge der Entdeckung der<br />
eigenen Homosexualität.<br />
Was ist aus dem hier Aufgezeigten<br />
nun das Fazit,<br />
welche Empfehlungen können<br />
gegeben werden?<br />
In ihrem Überblick über verschiedene<br />
Coming-Out-Studien kommt<br />
die Entwicklungspsychologin<br />
Watzlawik zu dem Schluss: “Mit<br />
Einschränkungen ist anzuneh-<br />
men, dass das äußere Coming<br />
Out heute positiver verläuft als<br />
noch vor 13 Jahren. Alarmierend<br />
bleibt jedoch die (anfänglich)<br />
sehr negative Selbstwahrnehmung<br />
von einem Großteil der<br />
homo- und auch bisexuell orientierten<br />
Jugendlichen.” Dennoch<br />
sind hinsichtlich einer allzu pauschalen<br />
Betrachtung vielfache<br />
Differenzierungen nötig: nach<br />
wie vor ist anzunehmen, dass<br />
die Sozialisation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher auf dem<br />
Land anders und teilweise<br />
schwieriger verläuft, als in größeren<br />
Städten.<br />
Darüber hinaus bleibt abzuwarten,<br />
wie sich die gesellschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen weiterentwickeln<br />
und Einfluss auf<br />
die Sozialisation junger Lesben<br />
und Schwuler nehmen wird. Ob<br />
es z.B. in naher Zukunft wieder<br />
eine konservative Gegenbewegung<br />
geben wird. Oder ob die<br />
Integrationsschwierigkeiten bei<br />
der größer werdenden Zahl von<br />
Migrantenkindern zu einem<br />
noch größeren Abgrenzungsbzw.<br />
Diskriminierungsverhalten<br />
führen wird.<br />
Womit wir bei einem anderen<br />
wichtigen Punkt zukünftiger Strategien<br />
sind: Sich intensiver damit<br />
auseinander zu setzen, wodurch<br />
Diskriminierungen in diesem Bereich<br />
zustande kommen. Angemessene<br />
Aufklärung und pädagogische<br />
Arbeit zur sexuellen<br />
Identitätsentwicklung sind daher<br />
angezeigt, um Unsicherheit<br />
durch Unwissen zu vermeiden,<br />
um übertriebene und zerstöreri-<br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher<br />
aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive<br />
Kai Seiler, Dipl.-Psychologe<br />
19
20<br />
Situation<br />
Situation<br />
lesbischer<br />
lesbischer<br />
und<br />
und<br />
schwuler<br />
schwuler<br />
Jugendlicher<br />
Jugendlicher<br />
aus<br />
aus<br />
wissenschaftlicher<br />
wissenschaftlicher<br />
Perspektive<br />
Perspektive<br />
Kai<br />
Kai<br />
Seiler,<br />
Seiler,<br />
Dipl.-Psychologe<br />
Dipl.-Psychologe<br />
sche Abgrenzungsversuche im<br />
Identitätsentwicklungs-prozess<br />
junger Menschen zu vermeiden.<br />
Beraterinnen und Berater in städtischen<br />
und anderen Einrichtungen<br />
sollten im Rahmen von Fortbildungen<br />
weiter für die Relevanz<br />
des Themas sensibilisiert<br />
werden und Lösungskompetenz<br />
erwerben.<br />
Darüber hinaus benötigen wir<br />
mehr Wissen aus der Forschung.<br />
Das heißt auch, dass mehr staatliche<br />
Mittel als bisher dafür zur<br />
Verfügung gestellt werden müssen.<br />
Z.B. auch, um die Wirksamkeit<br />
von Interventionen wissenschaftlich<br />
zu überprüfen.<br />
Schwäche zu zeigen und anders<br />
als die Mehrheit zu sein,<br />
bieten die besten Angriffsflächen<br />
für Mobbing in der Schule<br />
und in anderen Bereichen. Es ist<br />
daher die Aufgabe von Familie,<br />
Jugendhilfe und Schule, die Jugendlichen<br />
in ihrem Selbstwert<br />
zu stärken und bei ihrer<br />
Identitätsentwicklung zu unterstützen.<br />
Das gilt sowohl für die<br />
heterosexuell orientierten Jugendlichen<br />
als auch für die homosexuell<br />
empfindenden. Denn ein in<br />
seiner sexuellen Identitätsbildung<br />
gefestigter Hetero wird Schwule,<br />
Bisexuelle oder Lesben mit anderen<br />
Augen sehen und nicht als<br />
Bedrohung oder Unsicherheitsfaktor<br />
wahrnehmen.<br />
Streckenweise stellen die aufgezeigten<br />
Punkte natürlich nur Allgemeinplätze.<br />
In den nachher<br />
stattfindenden <strong>Workshop</strong>s kann<br />
jedoch erschöpfender geklärt<br />
werden, wie konkrete Strategien<br />
und Hilfsangebote aussehen<br />
können und welche positiven<br />
oder negativen Erfahrungen<br />
gemacht wurden.<br />
Mir ist es darüber hinaus wichtig<br />
zu betonen, dass es bei aller<br />
Verallgemeinerung der dargestellten<br />
Befunde trotzdem darauf<br />
ankommt, immer den jeweiligen<br />
Einzelfall in seinen oder ihren<br />
spezifischen Zusammenhängen<br />
und Abhängigkeiten zu betrachten.<br />
Zum Schluss meines Vortrages<br />
darf ich mir einen Appell erlauben:<br />
Vor dem Hintergrund der<br />
hier nur kurz skizzierten Befunde<br />
kann und darf es nicht sein,<br />
dass schwule und lesbische Jugendliche<br />
sowohl in der Schule<br />
als auch in der Jugendhilfe so<br />
wenig Unterstützung erfahren.<br />
Daher möchte ich hier alle Anwesenden<br />
um eine gemeinsame<br />
Kraftanstrengung bitten, dieses<br />
Thema stärker in die eigene Arbeit<br />
zu integrieren. Und – wenn<br />
es um finanzielle Mittel geht, die<br />
Notwendigkeiten zu erkennen.<br />
In diesem Bereich gibt es – gerade<br />
in der so genannten Provinz<br />
– keine etablierte Struktur wie in<br />
anderen Jugendverbänden. Hier<br />
wird, meist nur ehrenamtlich, um<br />
jeden Cent gekämpft. Aber beispielsweise<br />
eine lesbisch-schwule<br />
Jugendgruppe zu fördern<br />
kann und darf im Jahre 2003<br />
keine Gesinnungsentscheidung<br />
mehr sein, sondern muss selbstverständlich<br />
sein!<br />
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit<br />
und wünsche der Fachtagung<br />
einen guten Verlauf!<br />
Literatur: U. Biechele; M. Castells; C.<br />
DeMonteflores & S.J. Schultz; P. Gibson,<br />
G. Herdt; Jugendnetzwerk Lambda; M.<br />
Mayerle; R. Oerter & L. Montada; M.<br />
Schneider; K. Schupp; K. Seiler; S.<br />
Timmermanns; H.M. Trautner; M.<br />
Watzlawik; C. Winik. Die ausführliche<br />
Literaturangabe ist im Anhang abgedruckt.
Katja Fuchte, SchLAu <strong>Wuppertal</strong><br />
SITUATION LESBISCHER UND SCHWULER JUGENDLICHER<br />
AUS SICHT VON JUGENDLICHEN<br />
Nach den vorangegangenen,<br />
theoretischen Ausführungen werde<br />
ich Sie auf eine kurze Reise in<br />
das Leben von LesBiSchwulen<br />
Jugendlichen mitnehmen. Ich<br />
habe vier Beispiele von <strong>Wuppertal</strong>er<br />
Jugendlichen aus dem Bereich<br />
“Schule” und “Jugendhilfeeinrichtungen”<br />
konstruiert, um<br />
Ihnen ganz plastisch und konkret<br />
zu verdeutlichen, wie die Innenwelt<br />
von LesBiSchwulen Jugendlichen<br />
bzw. ihre Lebenssituation<br />
aussehen kann. Des Weiteren<br />
möchte ich Ihnen Möglichkeiten<br />
aufzeigen, welche förderlichen<br />
Rahmenbedingungen für das<br />
Coming Out von Jugendlichen<br />
geschaffen werden können.<br />
Allgemein ist zu sagen, dass sich<br />
während des Coming-Outs viele<br />
Fragen und Unsicherheiten in<br />
den Jugendlichen breit machen,<br />
zum Beispiel:<br />
� Wer bin ich?<br />
� Was will ich für mein Leben?<br />
� Wie wird mein Umfeld reagieren?<br />
� Werde ich mit meinen Wünschen<br />
ernst genommen?<br />
� Schmeißen mich meine Eltern<br />
’raus, wenn sie von meinem<br />
LesBiSchwul-Sein erfahren?<br />
� Bedeutet Andersein auch Alleinsein?<br />
� Bin ich die einzige Person auf<br />
dieser Welt mit meinen Gefühlen?<br />
Mein erstes Beispiel wird<br />
Stefan sein<br />
Er ist neunzehn Jahre alt und<br />
besucht die zwölfte Klasse eines<br />
Gymnasiums. Stefan fühlte sich<br />
schon immer ausschließlich zu<br />
Jungs hingezogen; besonders<br />
wenn ihn Lars aus seinem Fußballverein<br />
anlacht, bekommt<br />
Stefan ein Kribbeln im Bauch. Er<br />
ist überzeugt schwul zu sein.<br />
In seinem Elternhaus herrscht ein<br />
homophobes Klima: Lesben und<br />
Schwule sind nicht Thema, aber<br />
es ist klar, dass ihre Lebensweise<br />
nicht akzeptiert wird. Stefan war<br />
noch nie mit einer Frau zusammen,<br />
die Eltern und besonders<br />
die Oma sprechen ihn öfter darauf<br />
an und sie erwarten auch<br />
noch Enkelkinder. Stefan würde<br />
sich seiner Familie gerne anvertrauen,<br />
sie an seinen Gefühlen<br />
teilhaben lassen, aber er hat<br />
Angst, dass sie ihn nicht verstehen<br />
werden.<br />
In der Schule sind Sprüche wie<br />
“schwule Sau” an der Tagesordnung;<br />
Jungs haben hart im Nehmen<br />
und möglichst cool zu sein.<br />
Im Unterricht, zum Beispiel Biologie,<br />
sind LesBiSchwule Lebensweisen<br />
nur als Pendant zur “normalen”,<br />
heterosexuellen Lebensart<br />
Thema.<br />
Vortrag<br />
In Stefans Fußballverein klatschen<br />
sich die Jungs nach guten<br />
Spielaktionen, Toren oder zur<br />
Motivation auf den Po. Wie würden<br />
Stefans Mannschaftskameraden<br />
mit einem Outing Stefans<br />
umgehen? Hieße es dann immer<br />
“Mit dem Arschficker will ich<br />
nichts zu tun haben!”? Käme<br />
beim gemeinsamen Duschen<br />
nicht immer eine seltsame Stimmung<br />
auf? Klar, Stefan weiß,<br />
dass die Jungs ihn nicht interessieren.<br />
Aber dächten die Jungs<br />
nicht anders darüber?<br />
Aufgrund all dieser Faktoren ist<br />
der Neunzehnjährige ungeoutet.<br />
Er fühlt sich allein, ist sich unsicher,<br />
wie er sich verhalten soll. Er<br />
steht gleichzeitig unter einem<br />
hohen Erwartungsdruck, denn er<br />
will seine Eltern nicht enttäuschen.<br />
Wie könnte Stefans Geschichte<br />
weitergehen?<br />
Das SchLAu-Projekt <strong>Wuppertal</strong><br />
(Schwul-Lesbisches Aufklärungsprojekt<br />
<strong>Wuppertal</strong>) wird in den<br />
Schulunterricht eingeladen und<br />
gestaltet eine Doppelstunde.<br />
Stefan begegnet lebensfrohen<br />
Lesben und Schwulen in seinem<br />
Alter, die sich der homophoben<br />
Atmosphäre in seinem Kurs stellen.<br />
Die vorlauten Jungs aus seiner<br />
Stufe werden im Laufe der<br />
angestoßenen Diskussion immer<br />
kleinlauter, weil sie keine ver-<br />
21
22<br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher aus<br />
Sicht von Jugendlichen<br />
Katja Fuchte, SchLAu <strong>Wuppertal</strong><br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher aus<br />
Sicht von Jugendlichen<br />
Katja Fuchte, SchLAu <strong>Wuppertal</strong><br />
nünftigen Argumente haben wieso<br />
sie “Lesben und Schwule<br />
scheiße finden”.<br />
Über das SchLAu-Projekt findet<br />
Stefan zur B.J., der LesBi-Schwulen<br />
Jugendgruppe <strong>Wuppertal</strong><br />
e.V.. Er trifft Gleichgesinnte in<br />
entspannter Atmosphäre, erlebt<br />
lustige Gesprächsabende, gemeinsame<br />
Ausflüge und die gut<br />
besuchte Jugendgruppenparty.<br />
Bei letzterer ist seine Mithilfe an<br />
der Bar gefragt, schon nach kurzer<br />
Zeit fühlt sich der Neunzehnjährige<br />
in die Gruppe integriert.<br />
Mittwoch abends geht er neuerdings<br />
mit zum Stammtisch im<br />
Merlin’s auf der Hochstraße, den<br />
nächsten Sommerurlaub will er in<br />
Spanien auf einer Ferienfreizeit<br />
des LesBiSchwulen Jugendnetzwerks<br />
Lambda verbringen.<br />
Stefan überlegt, ob er einem<br />
schwulen Sportverein beitreten<br />
soll, um in einem entspannteren<br />
Umfeld Fußball spielen zu können.<br />
Kurz gesagt: Ihm tut es gut für<br />
eine Weile komplett in ein<br />
LesBiSchwules Umfeld einzutauchen<br />
und sich Unterstützung zu<br />
holen, bis er sich sicher genug<br />
fühlt nicht-LesBiSchwulen Menschen<br />
zu zeigen, wie er empfindet;<br />
bis er zu sich und seinen<br />
Empfindungen stehen kann. Das<br />
Thema “Eltern” ist für Stefan im-<br />
mer noch problematisch, aber er<br />
spricht viel mit seinen neuen<br />
Freunden darüber und ist überzeugt,<br />
dass er sein Coming Out<br />
schon packen wird.<br />
Als nächstes möchte ich<br />
Ihnen Lena vorstellen<br />
Sie ist sechzehn Jahre alt und<br />
geht in die zehnte Klasse einer<br />
Hauptschule. Ihre Familie ist katholisch,<br />
LesBiSchwule Menschen<br />
sind verpönt, gelten bei den Eltern<br />
als eklig und sündig. Lena<br />
ist ebenfalls gläubig und gleichzeitig<br />
davon überzeugt, dass<br />
Gott sie so liebt, wie er sie erschaffen<br />
hat. Die Kirche vermittelt<br />
ihr jedoch ein anderes Bild.<br />
Die Sechzehnjährige weiß nicht,<br />
woran sie glauben soll: an ihr<br />
Gefühl, oder an die Botschaft<br />
ihres Pfarrers?!<br />
Lena ist in ihre Deutschlehrerin<br />
verliebt. Sie fühlt sich allein mit<br />
diesen Gefühlen – weiß nicht mit<br />
wem sie darüber reden könnte –<br />
denn in ihrem Freundeskreis wird<br />
oft gefrotzelt über Lesben, nach<br />
dem Motto “Die haben noch<br />
nicht den richtigen Mann abbekommen!”.<br />
Die Mädels in Lenas Clique begrüßen<br />
sich immer mit ‚dreimaligem<br />
Küssen auf den Mund’,<br />
weil’s chic ist. Eigentlich empfindet<br />
Lena auch nichts Besonderes<br />
dabei, nur wenn sie Claudia auf<br />
diese Weise begrüßt, prickelt es<br />
immer in ihrem Bauch und ein<br />
heißer Stich durchfährt sie von<br />
oben bis unten.<br />
Die Gefühle des Teenagers fahren<br />
Achterbahn, Lena möchte sie<br />
gerne ausleben, Claudias Körper<br />
spüren… . Sie würde gerne<br />
mit jemandem Vertrautes über<br />
ihre Gefühle reden.<br />
Die Menge der beschriebenen<br />
Unsicherheitsfaktoren führt dazu,<br />
dass sich Lena nicht traut ihre<br />
Lebensvorstellung “öffentlich zu<br />
bekennen”.<br />
Was könnte passieren?<br />
Lena fährt mit dem Bus in die<br />
Innenstadt <strong>Wuppertal</strong>s und entdeckt<br />
dort die Telefonnummer<br />
vom Lesbentelefon “Lesbental”.<br />
Diese Nummer liegt drei Wochen<br />
in einem Buch auf ihrem<br />
Schreibtisch versteckt, dann endlich<br />
traut sie sich dort anzurufen.<br />
Die lesBischen Frauen am anderen<br />
Ende der Leitung zeigen viel<br />
Verständnis für Lenas Situation<br />
und plaudern aus dem<br />
Nähkästchen. Der erste Schritt ist<br />
gemacht. Die Sechzehnjährige<br />
bekommt die Adresse der<br />
LesBiSchwulen Jugendgruppe in<br />
<strong>Wuppertal</strong>; fasst sich irgendwann<br />
ein Herz und macht sich<br />
auf den Weg zum Gruppentreffen.<br />
(Ihren Eltern erzählt<br />
Lena, sie gehe mit Monika aus<br />
ihrer Klasse zum Schwimmen.)<br />
Zum Geburtstag bekommt die<br />
Hauptschülerin ihren eigenen<br />
Computer, seitdem ist sie oft im
Internet unterwegs. Lena hat die<br />
Homepage der HUK-Gruppe<br />
(“Homosexuelle und Kirche”)<br />
entdeckt und chattet in einem<br />
Lesbenforum mit Mädels aus<br />
<strong>Wuppertal</strong> und Umgebung. Die<br />
anonyme Internet-Umgebung<br />
bietet ihr genügend Schutz bei<br />
ihrer Suche nach Bekanntschaften.<br />
Lena hat sich bereits ein<br />
Userprofil angelegt und die erste<br />
Antwort auf ihre Kontaktanzeige<br />
erhalten. Mit dem “Krümelmonster”<br />
will sie sich nächste<br />
Woche in der Eisdiele treffen.<br />
Wie aufregend, da muss Lena<br />
sich noch dringend neue Klamotten<br />
kaufen… .<br />
Beispiel Nummer drei ist<br />
Tobi<br />
Der Siebzehnjährige hat seinen<br />
Realschulabschluss absolviert<br />
und gerade seine Ausbildung<br />
zum Fliesenleger begonnen. Er<br />
lebt in einer betreuten Wohngruppe,<br />
weil zu Hause einiges<br />
schief gelaufen ist und er mit<br />
seinen Eltern nicht mehr zusammenleben<br />
kann.<br />
Tobi ist bi, das heißt beide Geschlechter<br />
können Gefühle des<br />
Begehrens in ihm auslösen. Er<br />
empfindet sich dadurch als reich<br />
an Gefühlen, hat aber gleichzeitig<br />
das Gefühl, andere erwarte-<br />
ten eine Entscheidung für die<br />
Mädels von ihm. Diese Ambivalenz<br />
ist schwer auszuhalten, gerade<br />
weil all seine männlichen<br />
Freunde momentan eine Freundin<br />
haben, er zurzeit gerne mit einem<br />
Mann zusammen wäre.<br />
Tobi hat Angst von seinem Umfeld<br />
nicht ernst genommen zu<br />
werden, wenn er davon erzählen<br />
würde, deshalb ist er<br />
ungeoutet.<br />
Wie könnte Tobi unterstützt werden?<br />
In der betreuten Wohngemeinschaft<br />
liegen Informations-Broschüren<br />
aus. In denen entdeckt<br />
Tobi Ansprechpartner/innen für<br />
LesBiSchwule Fragen, unter anderem<br />
auch Adressen im Internet.<br />
Dort kann sich der Jugendliche<br />
informieren über Jugend- und<br />
andere Gruppen, LesBiSchwule<br />
Parties, Kneipen, Chatrooms,<br />
berühmte LesBi-Schwule Persönlichkeiten,<br />
mit denen er sich identifizieren<br />
kann, und so weiter. In<br />
der Wohngemeinschaft kann der<br />
Azubi auf einen gut über<br />
LesBiSchwules Leben informierten,<br />
erfahrenen und offenen Betreuer<br />
zugehen und mit ihm reden,<br />
wenn ihm danach ist.<br />
Beim nächsten Videoabend gukken<br />
alle Mitbewohner/innen gemeinsam<br />
einen Film mit LesBi-<br />
Schwuler Thematik; es wird ein<br />
Ausflug zum Christopher-Street-<br />
Day (CSD) nach Köln angeboten.<br />
Tobi ist sehr froh, dass LesBi-<br />
Schwules Leben selbstverständ-<br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher aus<br />
Sicht von Jugendlichen<br />
Katja Fuchte, SchLAu <strong>Wuppertal</strong><br />
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Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher aus<br />
Sicht von Jugendlichen<br />
Katja Fuchte, SchLAu <strong>Wuppertal</strong><br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher aus<br />
Sicht von Jugendlichen<br />
Katja Fuchte, SchLAu <strong>Wuppertal</strong><br />
lich in seiner Wohngruppe integriert<br />
ist. Wenn er mal einen<br />
Freund hat, wird er ihn auf jeden<br />
Fall gerne vorstellen und mit<br />
nach Hause bringen.<br />
Abschließend werde ich<br />
Ihnen von Maike berichten<br />
Sie arbeitet als Helferin bei einer<br />
Kinderärztin, ist zweiundzwanzig<br />
Jahre jung und lebt in ihrer<br />
eigenen Wohnung. Maike ist<br />
lesbisch. Bevor sie dies feststellte,<br />
war sie mit verschiedenen Jungs<br />
zusammen, die sie sehr gern<br />
hatte. Aber irgendwie hat ihr<br />
immer ein bestimmtes Gefühl<br />
gefehlt: Die Leidenschaft für ihre<br />
Partner war nie so vorhanden,<br />
wie sie es aus Erzählungen ihrer<br />
Freundinnen kannte. Vor allem<br />
der Sex war zwar schön, aber<br />
nicht so erfüllend, wie sie es sich<br />
gewünscht hätte.<br />
Durch Zufall hat Maike im Urlaub<br />
eine Frau geküsst und dabei<br />
ist der Funke übergesprungen.<br />
Sie war total verliebt und<br />
fieberte jedem Mal, dass sie sich<br />
trafen entgegen. Dieses Gefühl<br />
war neu für sie, denn vorher war<br />
es ihr recht egal, wann sie ihren<br />
Freund wiedersehen würde.<br />
In ihrem privaten Umfeld hat sich<br />
Maike geoutet, sie geht jeden<br />
dritten Samstag im Monat zum<br />
Frauenschwoof in die Börse.<br />
Aber sie lebt in Sorge, weil sie<br />
am Rande <strong>Wuppertal</strong>s wohnt<br />
und in ihrer Gegend der “Buschfunk”<br />
grassiert. Die junge Arzthelferin<br />
hat Angst, dass die Patienten/innen<br />
der Praxis Maikes<br />
Lebensweise nicht akzeptieren,<br />
ihre Kinder nicht mehr in Maikes<br />
Hände geben möchten, wenn<br />
sie von ihrem Lesbischsein erfahren.<br />
Vielleicht werden sie in Zukunft<br />
der Praxis sogar komplett<br />
fern bleiben. Das wäre doch<br />
sicherlich ein Kündigungsgrund<br />
für Maikes Chefin… .<br />
Genervt ist die Zweiundzwanzigjährige,<br />
weil sie oft gefragt<br />
wird, wann sie ES gemerkt<br />
habe. Und vor allem wie. Und<br />
warum sie eigentlich lesbisch sei,<br />
sie hätte das doch nicht nötig<br />
(“so hübsch wie sie aussehe”,<br />
und “bei DEN schönen, langen<br />
Haaren”). Bei solchen Fragen<br />
und Sprüchen merkt Maike immer<br />
wieder aufs Neue, dass<br />
LesBiSchwul zu sein gesellschaftlich<br />
nicht als “normal” angesehen<br />
wird. Besonders ätzend ist<br />
die Aussage von prolligen Jungs<br />
oder -scheinbar um ihre Gesundheit<br />
besorgten Verwandten, sie<br />
“habe noch nicht den richtigen<br />
Mann abbekommen”. Maike<br />
weiß in solchen Situationen oft<br />
nicht was sie auf solche Aussagen<br />
antworten soll.<br />
Und nun?<br />
Maike besucht das Jugendzentrum<br />
ihres Stadtteils, weil sie an<br />
einem Freizeitangebot teilnehmen<br />
möchte. In einer unbeobachteten<br />
Ecke des Vorraums entdeckt<br />
sie einen Tisch mit Flyern<br />
und Informationsbroschüren. Sie<br />
stöbert in diesen herum, in der<br />
Hoffnung etwas mit LesBi-Schwuler<br />
Thematik zu finden. Und da<br />
ist sie: eine Broschüre für Lesben,<br />
in der Tipps und Tricks stehen,<br />
wie frau in jenen Situationen<br />
reagieren könnte, wie sie Maike<br />
so nerven. Das Heft packt Maike<br />
gleich ein. Zu Hause wird sie in<br />
Ruhe darin lesen… .<br />
<strong>Hilfe</strong> und Unterstützung für<br />
lesbische und schwule Jugendliche<br />
Unsere Reise in das Leben von<br />
LesBiSchwulen Jugendlichen<br />
möchte ich nun abschließen und<br />
noch einmal kurz zusammenfassen,<br />
wie Sie diesen Jugendlichen<br />
– vor allem in der Zeit ihres<br />
Coming Outs – hilfreich zur Seite<br />
stehen können.
Es ist hoffentlich deutlich geworden,<br />
dass Jugendliche in ihrem<br />
Coming Out unterstützt werden<br />
können und sich dies generell<br />
auch ausdrücklich wünschen.<br />
Hilfreich ist es der allgegenwärtigen<br />
Heteronormativität in unserer<br />
Gesellschaft entgegen zu wirken<br />
indem Sie alternative, vielfältige,<br />
LesBiSchwule Lebensweisen sichtbar<br />
machen. Sie können Jugendlichen<br />
in ihrem Coming Out unter<br />
die Arme greifen, indem Sie für<br />
Transparenz sorgen, jenseits von<br />
Klischeevorstellungen wie schwulen<br />
Frisören in Talkshows und<br />
LesBiSchwulen Skandalen in<br />
Fernseh-Soaps.<br />
Wie könnten Sie dies konkret<br />
umsetzen?<br />
Zum Beispiel, indem Sie ein<br />
Mädchen im persönlichen Gespräch<br />
nicht ausschließlich fragen,<br />
ob sie einen Freund habe,<br />
sondern die Möglichkeit in einer<br />
Beziehung mit einer Frau zu<br />
stehen mitdenken und transportieren.<br />
Indem Sie zum Beispiel<br />
die offene Frage stellen, ob sie<br />
in einer Beziehung lebe. Indem<br />
Sie die Frage nach Kinderwünschen<br />
offener gestalten, das<br />
Thema ‚Heirat’ nicht ausschließlich<br />
vor heterosexuellem Hintergrund<br />
besprechen. Kurz gesagt:<br />
indem sie Heteronormativität aus<br />
ihrer Sprache verbannen.<br />
Eine weitere Offerte ist in Ihrer<br />
“Broschürenecke” solche mit<br />
LesBiSchwuler Thematik zu integrieren,<br />
neben anderen auch<br />
LesBiSchwule Plakate an die<br />
Wand zu bringen.<br />
Sie können Jugendliche in ihrem<br />
Coming Out unterstützen, in dem<br />
Sie Ihre Augen und Ohren offen<br />
halten, homophobes Klima wahrnehmen<br />
und dieses offen<br />
thematisieren, Vorurteile nicht<br />
durch Ignoranz stärken, sondern<br />
ebensolche in Frage stellen.<br />
Schließlich ein ganz entscheidender<br />
Punkt:<br />
Ich würde mir wünschen, dass<br />
jede und jeder einzelne von<br />
Ihnen ihren/seinen Beitrag leistet<br />
und die Vernetzung zwischen<br />
den verschiedenen Anlaufstellen<br />
für Jugendliche auch – oder gerade<br />
– im LesBiSchwulen Bereich<br />
fördert und ausbaut, dass sie<br />
gemeinsam jene Anlaufstellen in<br />
Ihre eigene Arbeit einbinden.<br />
Stellen Sie sich vor, Sie haben<br />
sich nach wochenlangem – vielleicht<br />
auch erst nach monatelangem<br />
– Zögern endlich dazu<br />
durchgerungen bei einer Beratungsstelle<br />
für Jugendliche vorstellig<br />
zu werden und die scheinbar<br />
kompetente Person, von der<br />
Sie sich Unterstützung erhoffen,<br />
hat keinerlei Ahnung, wie sie<br />
Ihnen weiterhelfen könnte… .<br />
Solche Situationen sind leider<br />
heute immer noch keine Seltenheit.<br />
Das Ineinandergreifen und<br />
Kooperieren von Institutionen für<br />
Jugendliche ist auch – oder gerade<br />
– im LesBi-Schwulen Bereich<br />
absolut notwendig und leider<br />
noch zutiefst ausbaufähig.<br />
Situation lesbischer und<br />
schwuler Jugendlicher aus<br />
Sicht von Jugendlichen<br />
Katja Fuchte, SchLAu <strong>Wuppertal</strong><br />
Sie können sicher sein, dass die<br />
Jugendlichen Ihnen Ihr Engagement<br />
danken werden, indem sie<br />
die schönen Seiten des LesBi-<br />
Schwulen Lebens genießen… .<br />
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
Hier einige Links zum Thema:<br />
B.J. LesBiSchwule Jugendgruppe<br />
<strong>Wuppertal</strong> e.V.: www.bj-wuppertal.de<br />
SchLAu NRW: www.schlau-nrw.de<br />
LesBiSchwules Jugendnetzwerk Lambda:<br />
www.lambda-online.de<br />
Lesbental – das Lesbentelefon <strong>Wuppertal</strong>:<br />
www.lesbental.de<br />
Lesben- und Schwulenverband<br />
Deutschland: www.lsvd.de<br />
Homosexuelle und Kirche: www.huk.org<br />
25
26<br />
<strong>Workshop</strong><br />
Uwe Schönemann, Ev. Verein für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe<br />
LESBISCHE UND SCHWULE JUGENDLICHE IN DER JUGENDHILFE<br />
In dem <strong>Workshop</strong> lag ein<br />
Schwerpunkt darauf, die Haltung<br />
der Teilnehmer/innen gegenüber<br />
Sexualität deutlich zu<br />
machen. Dafür wurden verschiedene<br />
Begriffe der Sexualität in 3<br />
Kategorien eingeteilt (1. Das<br />
mag ich; 2. Das kann ich bei<br />
anderen akzeptieren; 3. Mag<br />
ich weder für mich noch für andere).<br />
Die meisten Begriffe konnten<br />
ohne große Diskussionen eingeteilt<br />
werden. Jedoch gab es<br />
auch Begriffe wie „Alt liebt<br />
jung“, „Angst“, „Hure“, „Stricher“,<br />
„Macht“ bei denen die<br />
Einteilung nicht so einfach war.<br />
Diese Begriffe wurden dann auf<br />
die Linie der Kategorie 2 und 3<br />
gelegt.<br />
Die Teilnehmer/innen entschlossen<br />
sich dazu, dass diese Begriffe<br />
mit ihrem Hintergrund betrachtet<br />
werden müssen. So gehören<br />
die „Hure“ oder der „Stricher“,<br />
die freiwillig anschaffen gehen<br />
zur Kategorie 2, werden sie jedoch<br />
dazu gezwungen ist dies<br />
auf jeden Fall Kategorie 3.. Die<br />
Auswertung dieser Einteilung<br />
ergab eine hohe Toleranzgrenze<br />
unter den Teilnehmern/innen.<br />
Eine weiter Feststellung des<br />
<strong>Workshop</strong>s war, dass Sexualität<br />
in der Jugendhilfe nicht explizit<br />
als Thema von Jugendlichen benannt<br />
wird. Jugendliche kommen<br />
meist mit anderen Themen in die<br />
Jugendhilfe auf denen der<br />
Schwerpunkt der Arbeit liegt.<br />
Den Teilnehmern/innen war es<br />
wichtig, ihren Blick darauf zu<br />
legen, worum es den Jugendlichen<br />
wirklich geht. Da hinter<br />
einigen Problemen der Jugendlichen<br />
auch die Entdeckung ihrer<br />
eigenen Homosexualität stecken<br />
kann. Alle Teilnehmer/innen waren<br />
sich darüber einig, das Jugendliche<br />
genau abschätzen,<br />
bei wem sie sich outen können,<br />
wenn sie soweit sind.<br />
Vor diesem Hintergrund ist es<br />
wichtig, in der Jugendhilfe ein<br />
Setting des „Erlaubten“ zu schaffen.<br />
Damit ist auch die eigene<br />
Sensibilisierung gemeint, auch<br />
im Hinblick auf Sprache. So<br />
könnte man z.B. einen männlichen<br />
Jugendlichen fragen, ob er<br />
schon eine Freundin oder einen<br />
Freund hat.<br />
Das Fazit aus diesem <strong>Workshop</strong><br />
ist, dass die Jugendhilfe eine<br />
authentische Atmosphäre schaffen<br />
muss, die es den Jugendlichen<br />
ermöglicht, sich zu outen.
Andreas Müller, profamilia Mettmann<br />
DISKRIMINIERUNG VON SCHWULEN JUNGEN IN GRUPPEN<br />
Zunächst die Frage, ob man als<br />
Leiter einer Gruppenveranstaltung<br />
seine eigene sexuelle<br />
Orientierung mitteilen sollte.<br />
Das Gesprächsklima wird sich<br />
verändern, je nachdem, ob man<br />
der Gruppe offen schwul, explizit<br />
heterosexuell oder neutral<br />
gegenübertritt. Der Entscheidung<br />
sollte die Überlegung vorangehen,<br />
was einem welche Position<br />
in der speziellen Situation bringt.<br />
Weitere Einflussfaktoren, die bei<br />
Veranstaltung zu berücksichtigen<br />
sind, wären die Gruppenzusammensetzung,<br />
ob gemischtgeschlechtlich,<br />
Jungen, Schwule<br />
oder Migranten/innen. Ein anderer<br />
Faktor ist die Institution (Schule,<br />
Jugendzentrum, eigene Einrichtung,<br />
Wohnheim), der eigene<br />
Anstellungsträger, die zur Verfügung<br />
stehende Zeit. Aber auch<br />
das Setzen von Grenzen, für sich<br />
und die Gruppe, ist ein wichtiger<br />
Punkt.<br />
Nach einem “Outen” des Pädagogen<br />
als schwul besteht die<br />
Gefahr einer Pseudotoleranz,<br />
wodurch Türen zugeschlagen<br />
werden. Andererseits könnte ein<br />
nicht offen schwuler Gruppenleiter<br />
für potentiell schwule<br />
Gruppenteilnehmer, die sich ihrer<br />
Rolle noch ungewiss sind, problematisch<br />
sein. Es besteht aber<br />
auch die Gefahr, dass ein<br />
selbstbewusster, offen schwuler<br />
Mann die noch unsicheren Jungen<br />
mitten im Selbstfindungsprozess<br />
frustrieren könnte.<br />
Als Umgang mit dem Problem<br />
wurde empfohlen, zu betonen,<br />
dass man nur ein Beispiel unter<br />
vielen anderen ist. Außerdem<br />
sollte man den entsprechenden<br />
Jungen eine Telefonnummer<br />
und/oder Anlaufstelle nennen,<br />
wo in diskretem Rahmen außerhalb<br />
der Gruppensituation Gespräche<br />
möglich sind. Viele<br />
niederschwellige Angebote sind<br />
nötig, um möglichst viele schwule<br />
Jungen zu erreichen. Man muss<br />
aber auch akzeptieren, dass es<br />
Jungen gibt, die man nicht erreichen<br />
wird, selbst wenn man<br />
meint, Beratung täte ihnen gut.<br />
Die System-Voraussetzung “Institution<br />
Jugendzentrum” ist der<br />
schwierigste Rahmen für Veranstaltungen.<br />
Man weiß nie, ob<br />
tatsächlich Teilnehmer kommen<br />
werden und wenn ja, wie viele.<br />
In der Institution “Schule” ist zu<br />
berücksichtigen, dass es sich um<br />
Zwangsgemeinschaften handelt,<br />
die oft von großen gruppendynamischen<br />
Problemen belastet<br />
sind – gerade in Hauptschulen,<br />
wo es ständig neue Schüler aufzufangen<br />
und zu integrieren gilt.<br />
Es wird empfohlen, solche Probleme<br />
in die Einheit zu integrieren<br />
und dann z.B. das Thema<br />
“Außenseiter” abzuhandeln. Die<br />
eigene Einrichtung bietet bei<br />
entsprechenden räumlichen Voraussetzungen<br />
oft den günstigsten<br />
Rahmen.<br />
Durch die Vorgabe verschiedener<br />
zeitlicher Rahmen werden<br />
unterschiedliche Erfahrungen<br />
und Intensitäten möglich. Man<br />
<strong>Workshop</strong><br />
27
28<br />
Diskriminierung von<br />
schwulen Jungen<br />
in Gruppen<br />
Andreas Müller, profamilia<br />
Diskriminierung von<br />
schwulen Jungen<br />
in Gruppen<br />
Andreas Müller, profamilia<br />
sollte überlegen, ob es sinnvoll<br />
ist, sich auf eine Veranstaltung<br />
von nur einer Stunde einzulassen,<br />
da es kaum möglich sein<br />
wird, so schnell das nötige Vertrauensverhältnis<br />
herzustellen,<br />
um sinnvoll arbeiten zu können.<br />
Wichtig ist es, Grenzen zu setzen<br />
und den nötigen Schutz zu<br />
geben – für sich und die Gruppe.<br />
Jeder hat das Recht, zu bestimmten<br />
Themen nichts zu sagen.<br />
Viele Schüler denken beim Thema<br />
“Homosexualität” das Thema<br />
“Sexueller Missbrauch” mit. Das<br />
sollte dem Pädagogen bewusst<br />
sein. Hier gilt es, deutlich zu machen,<br />
dass diese Themen nicht<br />
miteinander zusammenhängen,<br />
sondern dass es – unabhängig<br />
von der sexuellen Orientierung –<br />
Missbrauch im homo- wie im<br />
heterosexuellen Bereich gibt.<br />
Zu Beginn einer Einheit kann das<br />
Spiel “Prominentenraten”<br />
hilfreich sein.<br />
Jedem Teilnehmer wird ein Zettel<br />
mit dem Namen eines/einer Prominenten<br />
auf den Rücken geklebt.<br />
Nun gilt es, herumzugehen<br />
und bei den anderen Informationen<br />
über diese Person zu<br />
sammeln, um sie letztendlich zu<br />
erraten. Die Befragten dürfen<br />
nur mit “Ja” oder “Nein” antworten.<br />
Anschließend können diese erratenen<br />
Personen in Person der<br />
Zettelträger zu ihren Einstellungen<br />
zum gewählten Thema, z.B.<br />
Sexualität, Homosexualität …<br />
befragt werden.<br />
Durch dieses Spiel kommt die<br />
Gruppe in Bewegung und miteinander<br />
ins Gespräch. Es können<br />
Prominente ausgewählt werden,<br />
die sich als homo- oder<br />
bisexuell positioniert haben, es<br />
können aber auch einfach Idole<br />
der Jugendlichen ausgesucht<br />
werden. Durch die anschließende<br />
Befragung kommen die Teilnehmer<br />
ins Gespräch über die<br />
Themen der Einheit, Normen<br />
usw. und können durch Zuschreibungen<br />
und Assoziationen<br />
mutig und frei reden. Kennt sich<br />
ein Teilnehmer mit den Stars nicht<br />
aus und erntet Spott, kann man<br />
anhand dieser Situation die Themen<br />
“Außenseiter”, “mit dem<br />
Strom schwimmen” oder “sich<br />
und eigene, vom Strom abweichende<br />
Interessen ernst nehmen”<br />
besprechen.<br />
Ein anderes Spiel ist das Kartenspiel<br />
“Homosexualität”.<br />
Ein Satz an Fragekarten zum<br />
Thema wird vorbereitet mit den<br />
Kategorien “Anfangsfragen”,<br />
“spezielle Fragen” und<br />
“Abschlussfragen”.<br />
Ein Teilnehmer erhält eine Frage,<br />
sucht sich den zu Befragende<br />
aus und liest dann die Frage. Er<br />
darf als erster antworten, muss<br />
aber nicht antworten. Anschließend<br />
geht die Frage an den<br />
Rest der Gruppe. Der Befragte<br />
stellt nach den gleichen Regeln<br />
wie zuvor die nächste Frage an<br />
einen nächsten Teilnehmer.<br />
Fragen zum Thema “Homosexualität”<br />
können folgendermaßen<br />
aussehen:<br />
�“Warum<br />
ist es in unserer Gesellschaft<br />
eher akzeptiert, wenn sich<br />
zwei Frauen umarmen als zwei<br />
Männer?”<br />
�“Wenn<br />
dein bester Freund sagt,<br />
er ist schwul: Wie würdest du<br />
reagieren? (Analog: Beste Freundin<br />
– lesbisch)”<br />
�“Wie<br />
viel Nähe lässt du als Jungen<br />
von einem Jungen/als Mädchen<br />
von einem Mädchen zu<br />
(bzw. Frau – Frau/Mann –<br />
Mann)?”<br />
�“Wenn<br />
Jungen gemeinsam<br />
onanieren: Sind sie dann<br />
schwul?”<br />
�“Kennst<br />
du Schwule oder Lesben?<br />
Wenn ja: Wie findest du<br />
sie?”<br />
�“Warum<br />
werden auch heute<br />
noch Schwule und Lesben unterdrückt?”<br />
Wichtig ist es, auch ein “Ihh”<br />
o.ä. gelten zu lassen. Nur so<br />
lässt sich weitestgehende Offenheit<br />
erreichen, die weiter führt<br />
als “erwünschte” Pseudotoleranz.<br />
Allerdings empfiehlt es<br />
sich, manche Äußerungen nicht<br />
unkommentiert stehen zu lassen.<br />
Auch kann es nötig werden,<br />
Informationen einzubringen, wie<br />
<strong>Workshop</strong>
z.B. die, dass Jugendliche in der<br />
Regel bis zum 18. Lebensjahr<br />
noch nicht endgültig sexuell festgelegt<br />
sind, und dass gemeinsames<br />
Onanieren nicht nach sich<br />
ziehen muss, dass man schul ist/<br />
wird.<br />
Zum körperlichen Umgang miteinander<br />
sollte herausgearbeitet<br />
werden, dass es sich dabei um<br />
ein kulturelles Produkt handelt,<br />
sprich die Gebräuche und das,<br />
was einem “normal” und “unnormal”<br />
erscheint, von Land zu<br />
Land unterschiedlich sind.<br />
Weitere Themen, die angesprochen<br />
werden könnten, sind: Pornographie,<br />
Selbstbefriedigung<br />
und Missbrauch. Die Themenwahl<br />
erfolgt teilweise so, dass<br />
ein Thema die Gruppe und das<br />
andere der Moderator wählt.<br />
Während sich Pornographie und<br />
Selbstbefriedigung großer Beliebtheit<br />
erfreuen, werden Missbrauch<br />
und Homosexualität in<br />
heterosexuellen oder gemischten<br />
Jungengruppen in der Regel nie<br />
gewählt.<br />
Das letzte Beispiel ist das<br />
“Außenseiterspiel”<br />
Es ist angesetzt für vier Zeitstunden.<br />
In einer 3-tägigen Reihe<br />
wäre es gut am 2. Tag zu<br />
platzieren.<br />
Zwei Personen, möglichst die<br />
stärksten, gehen vor die Tür. Der<br />
Rest teilt sich in 3 Gruppen auf,<br />
die alle die Aufgabe bekommen,<br />
die Person, die allein von<br />
draußen hineinkommt, auszugrenzen,<br />
auf Ansprache zu<br />
schweigen, zu pöbeln oder gar<br />
angedeutet zu schlagen. Zunächst<br />
wird der erste der beiden<br />
Wartenden hineingeholt und soll<br />
versuchen, in eine der 3 Gruppen<br />
hineinzukommen – was natürlich<br />
nicht klappt, wenn die<br />
Gruppen ihrer Anweisung folgen.<br />
Dem 2. Teilnehmer geht es<br />
später genauso.<br />
Anschließend wird aufgearbeitet,<br />
wie es den Außenseitern<br />
ging, später auch, wie den<br />
Gruppenmitgliedern.<br />
Nach dem folgenden Gespräch<br />
darüber, wie schnell man zum<br />
Außenseiter werden kann, weil<br />
man z.B. nicht die Kleidung<br />
trägt, die “in” ist, oder schwul ist<br />
oder Ausländer, wird besprochen,<br />
wer in der Gruppe Außenseiter<br />
ist und wie schlimm es für<br />
ihn sein muss, das nicht nur 5<br />
Minuten sondern über lange Zeit<br />
zu ertragen. Auf diese Art und<br />
Weise kann versucht werden, für<br />
die Zwangsgemeinschaft Schulklasse<br />
zumindest ein Minimum<br />
an Toleranz heraus zu arbeiten.<br />
Diskriminierung von<br />
schwulen Jungen<br />
in Gruppen<br />
Andreas Müller, profamilia<br />
29
30<br />
<strong>Workshop</strong><br />
Dörthe Landgraf, Beratungsstelle Na Sowas &<br />
Thomas Rattay, Jugendnetzwerk Lambda<br />
LESBISCHE UND SCHWULE JUGENDLICHE –<br />
DAS UNBEKANNTE WESEN<br />
dass jede/r Vor-Urteile hat und<br />
sie anwendet, insbesondere bei<br />
Selbst – Reflexionen<br />
denjenigen, die man nicht kennt. Wer zum Thema “Sexueller Ori-<br />
Vor-Urteile beeinflussen auch die entierungen” arbeitet, muss auf<br />
professionelle Begegnung mit eine Vielzahl emotionaler Reak-<br />
Vor-Urteile & Reality-Check den Jugendlichen.<br />
tionen gefasst sein. Hinter dem<br />
oberflächlichen schönen Lack<br />
Inhalt des <strong>Workshop</strong>s soll es sein, In einem zweiten Schritt des Ken- von Toleranz lauern Ablehnung,<br />
Beschäftigten in der Jugendarnen lernens wurden zwei ver- Aggression bis zu offener (verbeit,<br />
(Schule, Jugendzentrum schiedene Formen des<br />
baler) Gewalt. Das Bild der<br />
etc.) Methoden an die Hand zu Soziogrammes benutzt. Zuerst Lackschicht, von Stefan<br />
geben, wie sie in der Arbeit mit ordneten sich alle Teilnehmen- Timmermanns in seinem Ein-<br />
Jugendlichen die Aspekte der den auf einer imaginären Skala stiegsreferat gewählt, wurde von<br />
sexuellen Orientierungen einbrin- von 0 bis 100 % zu unterschied- den Referenten/innen übernomgen<br />
können.<br />
lichen Fragestellungen ein, u.a. men, da es mit ihren Erfahrun-<br />
“Ich habe in meiner Arbeit zu ... gen übereinstimmt.<br />
Arbeitsthese der Referenten/ Prozent mit Jugendlichen zu<br />
innen ist, dass die Pädagogin tun”. Dann saßen alle Teilneh- Da viel Reden zum Thema eine<br />
das wichtigste Arbeitsmedium in menden in einem Stuhlkreis. Es Form der Vermeidung sein kann,<br />
der Arbeit mit den Jugendlichen trafen sich die in die Mitte des wählten die Referentinnen<br />
ist. Sie wählten ohne große wei- Stuhlkreises, die unterschiedliche theaterpädagogische Elemente<br />
tere Beschreibung den Einstieg: Fragen mit “Ja” beantworten für die Selbst-Reflexionen der<br />
“Du siehst aus, als ob Du ...” konnten und wollten. Die Fragen Teilnehmenden. Es wurde darauf<br />
An einer Präsentationswand hän- wurden sowohl von den Referen- hingewiesen, dass keine die<br />
gen ca. 25 Karten mit möglichen ten/innen als auch von den Teil- Übungen machen muss und<br />
Fortsetzungen des oben genannnehmenden gestellt:<br />
dass jede/r entscheidet, wie weit<br />
ten Satzes:<br />
� “ Wer lebt mit Kindern zusam- jede Person mitmacht.<br />
� 3 Kinder hast.<br />
men?”<br />
� gerne früh aufstehst.<br />
� “Wer hat Lesben/Schwule in Als Warming-up wurde eine Ver-<br />
� nie Angst hast.<br />
seiner Verwandtschaft?”<br />
bindung aus Bewegung und<br />
� gern Urlaub in Italien machst. � “Wer konnte mit seinen Eltern Ausdruck ausgewählt, wobei<br />
offen über Sexualität reden?” alle Teilnehmenden durch den<br />
Jeweils eine Person suchte sich<br />
Raum gehen und dabei unter-<br />
eine Karte aus und gab sie einer Die Methode “Soziogramm” schiedliche, von den Referenten/<br />
anderen Person von der ange- kann den Teilnehmenden die innen genannte Gefühle oder<br />
nommen wurde, dass die jeweili- Vielfalt der unterschiedlichen Situationen zum Ausdruck bringe<br />
Zuschreibung passt. Die Per- Persönlichkeiten bewusst machen gen.son,<br />
die die Karte bekommen und je nach Fragestellung, den � “Ihr seid gestresst.”<br />
hatte, war nun an der Reihe, bis sich verändernden eigenen � “Ihr freut euch.”<br />
alle eine Karte erhalten hatten. Platz. In der Gruppe wurden � “Ihr seid wütend.”<br />
Es folgte eine kurze Vorstellungs- von den Teilnehmenden auch �<br />
“Ihr sagt Ja/Nein.” (erst spüren,<br />
runde aller Teilnehmer/innen mit persönliche Fragen u.a. zur se- dann einen Ausdruck für sich<br />
der Möglichkeit die zugeordnete xuellen Orientierung der Anwe- selbst und dann einem Gegen-<br />
Karte zu kommentieren. Diese<br />
Methode sollte klar machen,<br />
senden gestellt.<br />
über)
Diese Übungen wurden in einem<br />
sich anschließenden Auswertungsgespräch<br />
als herausfordernd<br />
und teilweise konfrontativ<br />
beschrieben. Sie ermöglichten<br />
Einsichten zum “Ja” und “Nein”<br />
Sagen und brachten Erkenntnisse<br />
über Erwartungen, die einzelne<br />
hatten, in die Begegnung mit<br />
den anderen Teilnehmenden.<br />
Zum Einstieg in die Übung<br />
“Standbild” sollten sich alle Teilnehmenden<br />
an Situationen aus<br />
dem Arbeitsbereich zu den Themen<br />
“Ablehnung/<br />
Ausgrenzung”, “Diskriminierung”<br />
und/oder “lesbisch/schwul sein”<br />
erinnern. Danach wurde ein<br />
Standbild mit dem Titel “Angst<br />
vor Homosexualität” entwickelt.<br />
Eine Person beginnt und positioniert<br />
sich in der Mitte des Kreises<br />
und drei weitere Personen positionieren<br />
sich nacheinander<br />
spontan dazu. Im nächsten<br />
Schritt schauen sich die anderen<br />
das Standbild genau an und<br />
sagen jeweils ein Wort, was ihnen<br />
spontan dazu einfällt (das<br />
Standbild wird noch nicht aufgelöst).<br />
Diese Wörter wurden einzeln<br />
auf großen Karten notiert.<br />
Dann bittet die Referentin die 4<br />
Personen des Standbildes einen<br />
Satz aus ihrer jeweiligen Rolle<br />
heraus zu sagen, wenn sie angetippt<br />
wird. Dies tut sie mehrmals<br />
hintereinander und in unterschiedlicher<br />
Reihenfolge. So dass<br />
die gesagten Sätze eine zusätzliche<br />
Wirkung, neben dem Standbild<br />
an sich, erzeugen. Nun<br />
wird das Bild aufgelöst, die daran<br />
beteiligten Personen schütteln<br />
ihre Rolle ab und werden aus<br />
den Rollen entlassen. Danach<br />
werden die während des Standbildes<br />
vom Referenten notierten<br />
Wortkarten in die Mitte des Kreises<br />
gelegt (“Haß”, “Verzweifelung”.<br />
“Ohnmacht”, “lieber Sterben”,<br />
“Stolz”, “Demut”, etc.).<br />
Bereits während der Begriffssammlung<br />
und besonders als die<br />
einzelnen Personen des Standbildes<br />
“ihre” Sätze sagten, entstand<br />
eine “gedrückte” Stimmung<br />
in der Gruppe.<br />
In einem reflektierenden Gespräch<br />
wurde deutlich, wie sehr<br />
das Standbild und die genannten<br />
Worte als erste Eindrücke die<br />
Vielfalt der Gefühle widerspiegelt,<br />
die oft nicht angenehm<br />
sind. Es zeigt die Brisanz, die im<br />
Thema liegt, die sich jeder und<br />
jede stellen muss, die mit dem<br />
Thema “Sexuelle Orientierungen”<br />
arbeitet. Eine Teilnehmende<br />
bestätigt die Relevanz dieser<br />
Gefühle für die Jugendlichen<br />
und dass es für sie Lebensthemen<br />
sind, auch unabhängig<br />
vom Thema der “sexuellen Orientierung”.<br />
Lesbische und schwule<br />
Jugendliche –<br />
Das unbekannte Wesen<br />
Dörthe Landgraf, Na Sowas &<br />
Thomas Rattay, Lambda<br />
Es wurde von den Teilnehmer/<br />
innen diskutiert, ob die Methode<br />
bei “ihren” Jugendlichen sinnvoll<br />
angewendet werden kann, bzw.<br />
die Sorge kam auf, mit den aufkommenden<br />
Emotionen nicht<br />
adäquat umgehen zu können.<br />
Die Referenten/innen bestätigen,<br />
dass diese Methode gut angeleitet<br />
sein muss, ermutigten aber,<br />
diese auszuprobieren und dass<br />
sie auch für andere Themen (Sexualität<br />
etc.) gut geeignet ist.<br />
Medien und Methoden –<br />
It‘s Playtime<br />
“Der große Preis der sexuellen<br />
Orientierungen”<br />
Nach der Mittagspause und<br />
dem leckeren Mittagessen ging<br />
es leichter weiter. Es wurde gespielt:<br />
“Der große Preis der sexuellen<br />
Orientierungen”, eine abgewandelte<br />
Version der Quiz-<br />
Show “Der große Preis”: Es gibt<br />
6 Blocks mit jeweils 5 Aufgaben<br />
für 20, 40, 60, 80 und 100<br />
Punkte. Die Schwierigkeit ist gestaffelt<br />
nach Punkten. Für einfache<br />
Fragen gibt es weniger<br />
Punkte.<br />
Beispiele:<br />
�Was<br />
bedeutet die Doppelaxt?<br />
�Erzähle<br />
einen Schwulen/Lesbenwitz.<br />
�Nenne<br />
3 gleiche und 3 unterschiedliche<br />
Probleme in hetero/<br />
und homosexuellen Liebesbezie-<br />
31
32<br />
Lesbische und schwule<br />
Jugendliche –<br />
Das unbekannte Wesen<br />
Dörthe Landgraf, Na Sowas &<br />
Lesbische Thomas Rattay, und schwule Lambda<br />
Jugendliche –<br />
Das unbekannte Wesen<br />
Dörthe Landgraf, Na Sowas &<br />
Thomas Rattay, Lambda<br />
hungen.<br />
�Wo<br />
ist die Christopher Street?<br />
�Mache<br />
einer Person des anderen<br />
Geschlechtes ein Kompliment.<br />
�Nenne<br />
5 verschiedene Formen<br />
eine Liebesbeziehung zu leben.<br />
�Nenne<br />
3 berühmte lesbische<br />
Persönlichkeiten.<br />
�Nenne<br />
einen berühmten schwulen<br />
Schauspieler.<br />
�Wofür<br />
stehen die Farben des Regenbogens?<br />
�Nenne<br />
drei Symbole für die<br />
lesBischwule Gemeinschaft.<br />
�Zwei<br />
Mädchen unterhalten sich<br />
über lesbischen Sex; Spielt diese<br />
Szene.<br />
�Baut<br />
ein Denkmal, dass verschiedene<br />
sexuelle Orientierungen<br />
darstellt.<br />
�Woher<br />
bekomme ich Informationen<br />
über Lesben und Schwule?<br />
Nenne den Titel eines Coming<br />
out Films.<br />
�In<br />
der Jugendgruppe erzählt ein<br />
Mädchen vom Coming out ihres<br />
Bruders zu Hause. Spielt diese<br />
Szene.<br />
�Mache<br />
einen Sockenstriptease.<br />
Die Anzahl und Größe der<br />
Teams sind abhängig von der<br />
Gruppengröße. Ein Team beginnt.<br />
Wenn die Aufgabe nicht<br />
erfüllt werden kann, wird die<br />
Aufgabe an die nächste Gruppe<br />
weitergereicht. Die Gruppe<br />
mit den meisten Punkten gewinnt.<br />
Es gab Himbeerherzen<br />
für die Gewinner/innen. Die<br />
Beantwortung bleibt immer freiwillig!<br />
Die Inhalte dieses Spieles können<br />
je nach Bedarf abgewandelt<br />
werden. Z.B. könnten zum Thema<br />
“Sexualität” die Kategorien<br />
“Verhütungsmittel”, “Körperorgane<br />
und Funktionen” hinzugefügt<br />
werden oder zum Thema<br />
“Lebensplanung” um die Kategorien<br />
“Liebe”, “Beziehungen”,<br />
“Beruf”, “Freizeit”, “Historisches”<br />
erweitert werden.<br />
4 Thesen für die Arbeit mit<br />
Jugendlichen<br />
1.Sexuelle Orientierungen sind<br />
immer ein Thema in der Arbeit<br />
mit Jugendlichen.<br />
Jugendliche sind auf der Suche,<br />
sie experimentieren, mit wem<br />
und wie sie leben und lieben<br />
wollen. Als Pädagogen/innen<br />
müssen wir uns dem Thema stellen.<br />
Wir tun es auch, wenn wir<br />
es vermeiden!! Pädagogen/<br />
innen werden z.B. nach ihrem<br />
Privatleben gefragt, was teile ich<br />
mit und wie? Für Jungen ist die<br />
Frage nach dem “Schwulsein”<br />
wichtiger als die Frage nach der<br />
Sexuellen Orientierung, es geht<br />
um Jungesein und Mannwerden<br />
mit allen gesellschaftlichen Normen<br />
und Beschränkungen. Wer<br />
ist dafür zuständig, die in der<br />
Mädchenarbeit engagierte Kollegin<br />
oder der nicht vorhandene<br />
Kollege?<br />
2.Alle Lebensformen sollten immer<br />
präsent sein.<br />
Eine einfache (?) Möglichkeit ist<br />
es, in unserer Sprache immer alle<br />
Möglichkeiten mit zu benennen<br />
z.B. das sich ein Mädchen in ein<br />
Mädchen oder einen Jungen<br />
verlieben kann. In Jugendzentren<br />
und Schulklassen hängen oft<br />
Plakate, diese könnten ergänzt<br />
werden um Mädchen- und<br />
Jungenpaare. In Büchern und<br />
Filmen könnte darauf geachtet<br />
werden, dass z.B. auch Coming<br />
Out Thema ist als eine Frage in<br />
der Pubertät berücksichtigt werden.<br />
3.Lesbisch/ schwule/ bisexuelle/<br />
transgender Lebensweisen sollten<br />
explizit ein Thema sein.<br />
In <strong>Wuppertal</strong> besteht vor Ort die<br />
Chance junge Lesben und<br />
Schwule einzuladen.<br />
4.Eine Bitte: Bitte vermeintlich<br />
lesbische/schwule Jugendliche<br />
nicht direkt und öffentlich ansprechen!<br />
Besser: Materialien an frei zugänglichen<br />
Orten auslegen und<br />
wenn eine persönliche Ansprache<br />
stattfinden soll, ausschließlich<br />
unter vier Augen. Den Jugendlichen<br />
ist ein öffentliches Ansprechen<br />
oft unangenehm oder peinlich,<br />
insbesondere wenn sie sich<br />
in der Phase ihres “inneren<br />
Coming Outs” befinden und sich<br />
selbst noch nicht klar über sich<br />
sind.
Die letzte These führte zu einer �Jede<br />
und jeder muss für sich<br />
Lesbische und schwule<br />
Jugendliche –<br />
Das unbekannte Wesen<br />
Dörthe Landgraf, Na Sowas &<br />
Thomas Rattay, Lambda<br />
intensiven Diskussion über die selbst entscheiden, was sie/er<br />
Möglichkeiten und Grenzen von sich traut.<br />
präventiven Interventionen von �Wichtig<br />
ist zu differenzieren, mit<br />
Pädagogen/innen.<br />
welcher Gruppe kann ich was<br />
machen.<br />
“Ab wann ist es Liebe?” �Welche<br />
Fragen/ Themen/Aspekte<br />
sind mir zu persönlich? durch unterschiedlichste kulturel-<br />
Bei diesem Spiel wird ein Zettel �Mit<br />
welchen Fragen muss ich le Hintergründe entstehen beson-<br />
mit verschiedenen Möglichkeiten rechnen?<br />
dere Schwierigkeiten (Jugendli-<br />
der Begegnung verteilt, z.B. �Absprachen<br />
mit Kollegen/innen che mit Migrationshintergrund).<br />
“Miteinander reden”, “Sich anlä- bzw. im Team sind wichtig � Ein Austausch unter den einzelcheln”,<br />
“Sich auf den Mund küs- Tipp der Referenten/innen: es nen Einrichtungen sollte geförsen”,<br />
“Petting” etc..<br />
kann auch gut sein, sich Modedert werden. (“Wie gehen an-<br />
In Gruppen sollte gemeinsam ratoren/innen von außen zu dere mit solchen Themen um?”,<br />
eine Rangliste erarbeitet werden, holen und selbst nicht anwesend “Was kann getan werden?”)<br />
ab wann es Liebe ist. Die einzel- zu sein<br />
Rat der Referenten/innen: sich<br />
nen Interaktionen werden dann Pro Familia und die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> als Mitarbeiter/in in der Jugend-<br />
ausgeschnitten und von unten bieten sexualpädagogische Anarbeit nicht zu sehr unter Druck<br />
(keine Liebe) nach oben (Liebe) gebote für Schulklassen an. setzten zu lassen, sofort Großes<br />
auf ein Papier geklebt. Die Tipp einer Teilnehmenden: in verändern zu wollen, sondern im<br />
Grenze, an der Liebe beginnt, geschlechtergetrennten Gruppen Kleinen anzufangen (Poster auf-<br />
wird durch einen Strich gekenn- zu arbeiten vereinfacht die Sahängen, Flyer auslegen etc.)<br />
zeichnet. Bereits bei der Erstelche manchmal.<br />
lung der Rangliste wird in den �Spielerisch<br />
an das Thema heran- Feedback<br />
Gruppen intensiv diskutiert und gehen: in Bad Oldesloe gab es<br />
unterschiedliche Bewertungen z. B. eine Rallye für alle 8. Klas- In der abschließenden Feed-<br />
stehen sich gegenüber. Danach sen durch alle relevanten Beraback-Runde wurde besonders<br />
kann die Fragestellung differentungsstellen der Stadt.<br />
die Ausgewogenheit zwischen<br />
ziert werden: “Wie ist das je- �Im<br />
Jugendzentrum können die Reflexion, in der Arbeit verwendweils<br />
bei Jungs/Mädchen?”, Themen bei einem<br />
baren Methoden und theoreti-<br />
”Wie wäre es, wenn es sich um “Übernachtungs-Event” angeschem Input positiv bewertet,<br />
zwei Mädchen oder zwei Junsprochen werden.<br />
auch wenn es im ersten Teil für<br />
gen handeln würde”.<br />
�Feststellung<br />
der anwesenden einige sehr herausfordernd war.<br />
Lehrerinnen: Aufklärungsarbeit Insgesamt wurde bedauert, dass<br />
ist noch immer kein integrativer es sich um ein einmaliges Ange-<br />
Wie bringe ich mich als Bestandteil des Schulunterrichts bot handelt, was längerfristig<br />
Pädagoge/in ein?<br />
und hängt von der Einstellung und berufsbegleitend als Fortbil-<br />
einzelner Lehrer/innen ab! dung stattfinden sollte.<br />
In der abschließenden Diskussion �Feststellung<br />
der anwesenden<br />
kamen die Teilnehmer/innen zu Mitarbeiterinnen aus der offenen<br />
folgenden Schlussfolgerungen Jugendarbeit: in der Offenen Tür Arbeitsmaterialien: Methodenheft<br />
für die Arbeit zum Thema “Sexu- ist schwul/lesbisch sein ein Tabu- „ lesbisch, schwul, bi”, Martin Ganguly.<br />
elle Orientierungen”:<br />
thema (auch viele Kollegen/<br />
innen sind nicht interessiert) und<br />
Die Bezugsadresse ist unter Arbeitsmaterialien<br />
im Anhang abgedruckt.<br />
33
34<br />
Materialien<br />
Videos<br />
Queer-Gefilmt<br />
zu bestellen über: Medienprojekt<br />
borderline@wuppertal.de oder<br />
Tel. 563 26 47<br />
Verbotenen Liebe – Lesbische Mädchen<br />
in der Provinz<br />
zu bestellen über: femina vita e.V.<br />
Höckerstr. 13, 32052 Herford<br />
Tel. 05221 - 5 06 22<br />
feminavita@aol.com<br />
Kontakte<br />
B.J. LesBiSchwule Jugendgruppe<br />
<strong>Wuppertal</strong> e.V.:<br />
www.bj-wuppertal.de<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung, Bestellung kostenloser<br />
Materialien: www.bzga.de<br />
Homosexuelle und Kirche:<br />
www.huk.org<br />
Landesarbeitsgemeinschaft Jungenarbeit:<br />
www.jungenarbeiter.de<br />
Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Mädchenarbeit:<br />
www.maedchenarbeit-nrw.de<br />
Lesbental – das Lesbentelefon<br />
<strong>Wuppertal</strong>: www.lesbental.de<br />
Lesben- und Schwulenverband<br />
Deutschland: www.lsvd.de<br />
LesBiSchwules Jugendnetzwerk<br />
Lambda: www.lambda-online.de<br />
SchLAu NRW: www.schlau-nrw.de<br />
Zum Weiterlesen für Eltern<br />
Gemischte Gefühle<br />
Lesebuch zur sexuellen Orientierung<br />
Braun, Joachim & Martin, Beate<br />
Mein Kind ist so und nicht anders<br />
Über das Coming-Out der Tochter<br />
Bartels, Anke<br />
Mein Sohn liebt Männer<br />
Zinn, Doris<br />
Mitten ins Herz<br />
Über das Coming--Out des Sohnes<br />
Forman Dew, Robb<br />
Unser Kind fällt aus der Rolle<br />
zu bestellen über: Bundeszentrale für<br />
gesundheitliche Aufklärung<br />
Warum gerade mein Kind?<br />
Über lesbische & schwule Jugendliche<br />
Hassemüller, Heidi & Wiedmann, Hans-<br />
Georg<br />
Broschüren und Faltblätter<br />
Ayse ist verliebt.. in Anja<br />
Türkisch-deutsche Mädchenbroschüre<br />
über das Schwärmen von Mädchen zu<br />
Mädchen; Bezug: Lesbenberatung e.V.,<br />
Kulmer Straße 20a, 10783 Berlin<br />
Come out!<br />
Für Jungs, die ihr Schwulsein<br />
entdecken; Bezug: Deutsche <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />
Das Aufklärungsprojekt bei Lambda<br />
Lesbisch-schwule Aufklärungsarbeit<br />
dokumentiert und vorgestellt<br />
Bezug: Lambda Berlin<br />
In jeder Klasse<br />
Lesbische und schwule Jugendliche in<br />
der Schule - Studie aus den Niederlanden;<br />
Bezug: KomBi Berlin<br />
Lesben gibt es - aber wie?!<br />
Informationen für Angehörige, Arbeitgeber/innen<br />
und Pädagogen/innen<br />
Bezug: Niedersächsisches Frauenministerium,<br />
Hamburger Allee 26-30,<br />
30161 Hannover<br />
Mädchen -– Mädchen/Junge -– Junge<br />
Bezug: Bundeszentrale Jugendnetzwerk<br />
Lambda<br />
Mehr als Freunde - Arkadastan da ileri<br />
Eine sexualpädagogische Broschüre für<br />
die Jungenarbeit (deusch-türkisch)<br />
Bezug: KomBi, Berlin<br />
Verstecken? Nie wieder!<br />
Flyer mit einer Bildergeschichte zum<br />
Coming Out für Jungs; Bezug: Bundeszentrale<br />
Jugendnetzwerk Lambda<br />
Was ist schlimmer - lesbisch oder schwul<br />
sein?<br />
Eine Broschüre zur Aufklärungs- und<br />
Bildungsarbeit mit Jugendlichen zum<br />
Thema „Gleichgeschlechtliche Lebensweisen“;<br />
Bezug: KomBi, Berlin<br />
Wären sie lieber ein normaler Mensch?<br />
Berliner Jugendliche über lesbische und<br />
schwule Lebensweisen - Eine Befragung<br />
des Aufklärungsprojektes; Bezug: Lambda<br />
Berlin<br />
Wie sag ich´s ihr?<br />
Flyer mit einer Bildergeschichte zum<br />
Coming Out für Mädchen; Bezug: Bundeszentrale<br />
Jugendnetzwerk Lambda<br />
Zum Weiterlesen<br />
für Pädagogen/innen,<br />
Fachkräfte, Lesben & Schwule<br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>, Beratung zum Coming Out<br />
Stickelmann, Bernd<br />
In: Sexualerziehung als <strong>AIDS</strong>-Prävention<br />
Am I blue? 14 Stories von der anderen<br />
Liebe<br />
Bauer, Marion Dane<br />
Anders l(i)eben als die meisten<br />
Etschenberg, Karla; Unterricht Biologie<br />
Coming-Out, Lesben und Schwule in<br />
aller Welt; van Dijk, Lutz<br />
Coming Out im Klassenzimmer<br />
Hansen, Hoffmann<br />
Bezug: Pädagoischer Arbeitskreis Postfach<br />
103061, 44139 Dortmund<br />
Das Bild des Mannes<br />
Zur Konstruktion der modernen Männlichkeit;<br />
Mosse, Georg L.
Das Drama der Sexualität<br />
Dannecker, Martin<br />
Das lesbisch-schwule Coming-Out Buch<br />
Lesbisch-schwules Schulprojekt Fluss e.V.<br />
Freiburg; Rosa Winkel<br />
Das offene Geheimnis<br />
Zur literarischen Produktivität eines<br />
Tabus von Winckelmann bis Thomas<br />
Mann; Detering, Heinrich<br />
... Eigentlich habe ich´s schon immer<br />
gewußt...<br />
Lesbisch-feministische Arbeit mit Mädchen<br />
und jungen Lesben; Hg: Alltag,<br />
Jule<br />
Eine Liebe wie jede Andere<br />
Grossmann, Thomas<br />
Ey Mann, bei mir ist es genauso<br />
Neutzling/Fritsche; Hrsg.: Zartbitter<br />
Frauenliebe<br />
Freundschaft, Lust und Zärtlichkeit<br />
Braun, Sabine; Proske, Christina<br />
Freundinnen<br />
Studie zur Lebenssituation lesbischer<br />
Mädchen; Klein, Sabine; Schütz, Sigrid,<br />
Jugendnetzwerk Lambda, Düsseldorf<br />
...gar nicht so einfach!<br />
Junge Lesben und Schwule in der<br />
Jugendhilfe - Dokumentation; Bezug:<br />
gleich & gleich<br />
Heisse Eisen in der Sexualerziehung<br />
Glück, Gerhard, Scholten, Andrea;<br />
Strötges, Gisela<br />
Heiße Jahre, das Ding mit der Pubertät<br />
Frings, Kraushaar<br />
Homosexualität und Erziehung<br />
Pädagogische Betrachtung eines Spannungsfeldes<br />
in Familie, Schule und<br />
Gesellschaft; Hofsäß, Thomas<br />
Homosexualität im Klassenzimmer<br />
Standardwerk zur Aufklärung an<br />
Schulen; Behrens, Christopf; Ehmke,<br />
Hans Peter; Jugendnetzwerk Lambda<br />
Homo Hetero Bi Normal?<br />
Sexuelle Orientierung - Methoden für<br />
die Jugendarbeit, Jugendnetzwerk<br />
Lambda<br />
Homosexuell lieben<br />
Eltern, Söhne, Töchter; Bezug: Helmut<br />
Tibes, Horchheimer Weg 13, 56076<br />
Koblenz<br />
(Homo)Sexualität und (lesbisch/schwule)<br />
Lebensweisen<br />
Informationen und Materialien zur<br />
emanzipatorischen Integration des<br />
Themas in Schule und Unterricht.<br />
Materialkiste des Fachbereiches für<br />
gleichgeschlechtliche Lebensweisen<br />
Bezug: KomBi, Kluckstr. 11, 10785<br />
Berlin<br />
Homosexualität<br />
Die Geschichte eines Vorurteils<br />
Bleibtreu-Ehrenberg, Gisela<br />
Information, Integration, Konfrontation<br />
Homosexuelle Aufklärung in Jugendfreizeitheimen<br />
und Schulklassen<br />
Bezug: „Dokumente“: Senatsverwaltung<br />
für Jugend und Familie, Fachbereich für<br />
gleichgeschlechtliche Lebensweisen,<br />
Berlin<br />
Jane liebt Julia<br />
Werner, Pia;<br />
Jahres des Glücks, Jahre des Leids<br />
Kokula, Ilse<br />
Jans Papa ist schwul<br />
Müller, Jürgen; Förderschulmagazin, 19<br />
Jugendhilfe und gleichgeschlechtliche<br />
Orientierung, Hofsäß, Thomas<br />
Jungenarbeit, Praxishandbuch für die<br />
Jungenarbeit Teil 1 & 2, Sielert, Uwe<br />
Kein Platz für lesbische Mädchen<br />
Trampenau, Beatrice<br />
Kinder- und Jugendliteratur in den<br />
Lehrplänen, Pattersen, Henryk<br />
In: Kinderliteratur im Unterricht<br />
Hg. Richter, Karin; Hurrelmann, Bettina<br />
Kommentierte Literaturliste für Pädagogen/innen<br />
ist erhältlich bei: KomBi<br />
(Kommunikation und Bildung)<br />
Vom anderen Ufer, Kluckstr. 11,<br />
10785 Berlin, Tel. 030 - 215 37 42,<br />
Fax 030 - 26 55 66 34<br />
Lebensformen und Sexualität<br />
Herrschaftskritische Analysen und<br />
pädagogische Perspektiven, Hartmann,<br />
Holzkamp; Lähnemann; Mücke, Meißner<br />
Pädagogischer Kongress<br />
Lebensformen und Sexualität. Was<br />
heißt den hier normal?<br />
Dokumente des Fachbereichs für gleichgeschlechtliche<br />
Lebensweisen bei der<br />
Senatsverwaltung für Jugend und Familie,<br />
Berlin<br />
Lesbische Mädchen - (k)ein Thema für<br />
die Jugendarbeit?<br />
Dokumente des Fachbereichs für gleichgeschlechtliche<br />
Lebensweisen bei der<br />
Senatsverwaltung für Jugend und Familie,<br />
Berlin<br />
Lesbisch, schwul, bi<br />
Ganguly, Martin; Lebenskunde Sonderheft.<br />
Zu bestellen beim Humanistischen<br />
Verband, Bereich Lebenskunde, Wallstr.<br />
61-65, 10179 Berlin, Tel. 030-613<br />
904 60, Fax 613 904 52<br />
Lesben Liebe Leidenschaft<br />
Texte zur feministischen Psychologie<br />
Loulan, JoAnn; Nichols, Margaraet;<br />
Streit, Monika<br />
Lesbisch. Wenn Frauen Frauen lieben<br />
Eine Broschüre für alle, die mehr über<br />
Lesben wissen wollen; Bezug: Lesbenberatung<br />
Berlin<br />
Liebe, Lust und Frust<br />
Wenke, Gabriela. In: Zwischen<br />
Bullerbü & Schewenborn, auf Spurensuche<br />
in 40 Jahren deutschsprachiger<br />
Kinder- und Jugendliteratur<br />
Jungenpaare, Mädchenpaare<br />
Der humanwissenschaftliche Diskurs um<br />
die „Homosexualität“ und sein Einfluß<br />
auf die Darstellung im erzählenden<br />
Kinder- und Jugendbuch; Dethloff,<br />
Cyrous<br />
35
36<br />
Materialien<br />
Materialien<br />
Männer. Liebe<br />
Ein Handbuch für Schwule und alle, die<br />
es werden wollen; Frings, Kraushaar<br />
Rubinroter Dschungel<br />
Brown, Rita Mae<br />
Rosa Liebe untern roten Stern<br />
Zur Lage von Lesben und Schwulen in<br />
Osteuropa<br />
Schwul - na und?<br />
Grossmann, Thomas<br />
Sexuelle Verhältnisse<br />
Über das Verschwinden von Sexualmoral<br />
Schmidt, Gunther<br />
Sexualpädagogische Materialien für die<br />
Jugendarbeit in Freizeit und Schule<br />
Sielert, Uwe<br />
Sexualpädagogik in der Schule<br />
Valtl, Karlheinz<br />
Sexualpädagogik lehren<br />
Sielert, Uwe & Valtl, Karlheinz<br />
Sexualpädagogik - Konzeption und<br />
dikaktische Anregungen<br />
Sielert, Uwe<br />
Sexualerziehung und Homosexualität<br />
Höhne, Bernd<br />
In: Sexualerziehung und <strong>AIDS</strong><br />
Hg: Koch, Friedrich<br />
Stichwörter zur Sexualerziehung<br />
Koch, Friedrich; Lutzmann, Karlheinz<br />
Stichprobe: Lesben<br />
Reinberg, Brigitte; Rossbach, Edith<br />
Überlegungen zur immanenten Didaktik<br />
und Pädagogik der Kinder- und Jugendliteratur;<br />
Darendorf, Malte<br />
In: Kinderliteratur im Unterricht<br />
Hg. Richter, Karin; Hurrelmann, Bettina<br />
Und sie liebten sich doch!<br />
Lesbische Frauen in der Geschichte<br />
1840-1945; Lesbian Histsory Group<br />
(Un)-Sichtbare Frauen - Lesben und ihre<br />
Emanzipation in der DDR<br />
Sillge, Ursula<br />
Verloren am anderen Ufer?<br />
Lemke, Jürgen<br />
Verdammte Zärtlichkeit<br />
Freundschaft - Liebe - Sexualität im Film<br />
Stüben, Olaf<br />
Von nun an nannten sie sich Mütter<br />
Lesben und Kinder<br />
Streib, Uli<br />
Verschwiegene Liebe<br />
v. Paczensky, Susanne<br />
Wenn Frauen Frauen lieben ... und sich<br />
für Selbsthilfe/Therapie interessieren<br />
Dürmeier, Waltraud u.a.<br />
Wir lieben wen wir wollen<br />
Bass, Ellen & Kaufmann, Kate<br />
... wie ein Zebra, das pausenlos erklären<br />
muß, warum es gestreift ist<br />
Homosexualität und Coming Out in der<br />
Jugendliteratur; Plate, Christoph<br />
In: Sexualerziehung und <strong>AIDS</strong><br />
Hg: Koch, Friedrich<br />
Wir leiden nicht mehr, sondern sind<br />
gelitten; Kokula, Ilse<br />
Zami, Lorde, Audre; Orlanda<br />
Literaturhinweise<br />
Schwule Jugendliche - Ergebnisse<br />
zur Lebenssituation, sozialen und<br />
sexuellen Identität<br />
Biechele, U., 2001; Niedersächsisches<br />
Ministerium für Soziales, Frauen, Familie<br />
und Gesundheit<br />
The City and the Grass Roots: A Cross-<br />
Cultural Theory of Urban Social<br />
Movements; Castells, M., 1983<br />
London: Arnold<br />
Coming Out: Similarities and<br />
Differences for Lesbians and Gay Men<br />
DeMonteflores, C. & Schultz, S.J.,<br />
1978, In: Journal of Social Issues, 34<br />
Über sequentielle Homo- und Heterosexualität<br />
Düring, Sonja, 1994; In: Zeitschrift für<br />
Sexualforschung, Heft 3, 7. Jahrgang<br />
Eliminating Our Heterosexist Approach<br />
to Sex-Education. A Hope for the Future<br />
Ellis, Michael J., 1985; In: Journal of<br />
Sex-Education and Therapy, 11<br />
Gay Male and Lesbian Youth Suicide<br />
Gibson, P., 1994; In: Remafedi, G.<br />
(Ed.). Death by Denial. Studies of<br />
Suicide in Gay and Lesbian Teenagers.<br />
Boston: Alysons Publications Reprint<br />
Neue Chancen – alte Zwänge?<br />
Zwischen Heteronormativität und<br />
posttraditionaler Vergesellschaftung<br />
Hark, Sabine, 2000; Expertise zum 7.<br />
Kinder- und Jugendbericht der Landesregierung<br />
NRW zur sozialen und psychischen<br />
Situation lesbischer Mädchen<br />
und schwuler Jungen in Nordrhein-<br />
Westfalen, hg. v. Ministerium für Frauen<br />
Jugend, Gesundheit und Familie des<br />
Landes NRW
Mit geschärftem Blick dagegen:<br />
Heterosexismus in Schule und<br />
Schulforschung<br />
Hartmann, Jutta, 1993; In: Pädagogischer<br />
Kongress: Lebensformen und<br />
Sexualität. Was heißt hier normal?<br />
Lesbisch-schwul-heterosexuell, hg. v. der<br />
Senatsverwaltung für Jugend und Familie<br />
Berlin<br />
Introduction: Gay and Lesbian Youth,<br />
Emergent Identities, and Cultural<br />
Scenes at Home and Abroad<br />
Herdt, G., 1989; In: G. Herdt (Ed.),<br />
Gay and Lesbian Youth. New York:<br />
Harrington Park<br />
Presseerklärung vom 6. Februar<br />
Iconkids & youth research GmbH,<br />
2002<br />
Elektronische Publikation<br />
Jugendnetzwerk Lambda, 2003<br />
www.lamda-online.de<br />
Wer berät? Zur Konzipierung und<br />
Beratungsdiensten für Lesben, Schwule<br />
und Angehörige im System der<br />
psychosozialen Versorgung in NRW<br />
Mayerle, M., 2002; In: FachDienst<br />
Schwules Netzwerk e.V., 3, oder<br />
www.schwul-nrw.de/publ/<br />
fachdienst_beratung.pdf<br />
Entwicklungspsychologie<br />
Oerter, R. & Montada, L., 2002<br />
5. vollst. überarb. Auflage, Weinheim<br />
Als Hetero mit Jungen zu ‚Schwulsein‘<br />
arbeiten<br />
Riedele, Josef, 1998; In: Lebensformen<br />
und Sexualität. Herrschaftskritische<br />
Analysen und pädagogische Perspektiven,<br />
hg. v. Jutta Hartmann, Christine<br />
Holzkamp, Lela Lähnemann, Klaus Meißner,<br />
Detlev Mücke, Bielefeld<br />
Die Funktionen der “Schwulenfeindschaft”<br />
bei männlichen Jugendlichen<br />
Schenk, Michael, 1994; In: Deutsche<br />
Jugend, 10/1994<br />
Developing Services for Lesbian and<br />
Gay Adolescents<br />
Schneider, M., 1991; In: Canadian<br />
Journal of Community Mental Health,10<br />
Sie liebt sie – Er liebt ihn<br />
Schupp, K., 1999; Eine Befragung von<br />
lesbischen, schwulen und bisexuellen<br />
Jugendlichen, In: T. Hofsäss (Hrsg.),<br />
Jugendhilfe und gleichgeschlechtliche<br />
Orientierung. Berlin<br />
Seelentröster und Spaßbringer: Homo-<br />
Jugend im Ehrenamt<br />
Seiler, K., 2001; In: FachDienst Schwules<br />
Netzwerk e.V., 2, oderwww.schwulnrw.de/publ/fachdienst_ehrenamt.pdf<br />
Changing Homophobic Attitudes<br />
Through College Sexuality Education<br />
Serdahely, W. J./ Ziemba, G. J., 1984<br />
In: Journal of Homosexuality, 1<br />
Geschlechtsspezifische Jungenarbeit als<br />
Antwort auf Frauen- und Schwulenfeindlichkeit<br />
Spoden, Christian, 1993; In: Pädagogischer<br />
Kongress: Lebensformen und<br />
Sexualität “Was heißt hier normal?”<br />
Lesbisch – schwul – heterosexuell, hg. v.<br />
d. Senatsverwaltung für Jugend und<br />
Familie, Referat für gleichgeschlechtliche<br />
Lebensweisen (Dokumente lesbischschwuler<br />
Emanzipation, Bd. 8), Berlin<br />
Mit anderen Augen sehen<br />
Evaluation schwul-lesbischer Aufklärungsprojekte<br />
in Schulen<br />
Timmermanns, Stefan, 2002; Dissertation<br />
an der Erziehungswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Köln<br />
Keine Angst, die beißen nicht!<br />
Timmermanns, Stefan, 2003; Evaluation<br />
schwul-lesbischer Aufklärungsprojekte in<br />
Schulen, hg. vom Jugendnetzwerk Lambda<br />
NRW e. V., Norderstedt<br />
Lehrbuch der Entwicklungspsychologie<br />
Trautner, H.M., 1997; Theorien und<br />
Befunde, Bd. 2; Göttingen<br />
Jugendliche erleben sexuelle Orientierungen<br />
Watzlawik, M., 2003;<br />
Internetbefragung zur sexuellen<br />
Identitätsentwicklung bei amerikanischen<br />
und deutschsprachigen Jugendlichen<br />
von 12 – 16 Jahren<br />
Angenommene Dissertation an der<br />
Universität Braunschweig<br />
A Paradigm to Clarify the Life Cycle of<br />
Changing Attitudes Towards Deviant<br />
Behavior<br />
Winik, C., 1991; In: R.G. Kelley (Ed.),<br />
Perspectives on Deviances. Cincinnati<br />
37
38<br />
Adressen<br />
Referentinnen<br />
& Referenten<br />
Stefan Timmermanns<br />
Projekt TRIANGLE<br />
Johannesstr. 46, 53225 Bonn<br />
Thomas Haas<br />
Anyway<br />
Kamekestr. 14, 50672 Köln<br />
Kai Sailer<br />
Dipl. Psychologe<br />
Briller Str.130; 42105 <strong>Wuppertal</strong><br />
Uwe Schönemann<br />
Ev. Verein für Kinder-, Jugendund<br />
Familienhilfe <strong>Wuppertal</strong><br />
Nesselstr. 30, 42287 <strong>Wuppertal</strong><br />
Uschi Förster<br />
Bildungscooperative Oberhausen<br />
Behrenstr. 61<br />
46049 Oberhausen<br />
Thomas Rattay<br />
Jugendnetzwerk Lambda<br />
Dorotheenstr. 9, 23564 Lübeck<br />
Andreas Müller<br />
Pro Familia<br />
Elberfelder Str. 6<br />
40822 Mettmann<br />
Ursula Bösken<br />
Moderatorin des Landesinstituts<br />
für Lehrer/innenfortbildung Soest<br />
Hullbergweg 13, 58454 Witten<br />
Katja Fuchte<br />
SchLAu <strong>Wuppertal</strong><br />
Arnikaweg 78<br />
33100 Paderborn<br />
Veranstalter/innen<br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V.<br />
Friedrich-Ebert-Straße 109-111<br />
42117 <strong>Wuppertal</strong><br />
Telefon: 0202 – 45 00 03<br />
aidshilfe@wtal.de<br />
<strong>AIDS</strong>-Beratungsstelle<br />
des Gesundheitsamtes<br />
der Stadt <strong>Wuppertal</strong><br />
Willy-Brandt-Platz 19<br />
42105 <strong>Wuppertal</strong><br />
Telefon: 0202 – 563 20 89<br />
Gleichstellungsstelle<br />
Wegnerstr. 7<br />
42275 <strong>Wuppertal</strong><br />
Telefon: 0202 – 563 53 70<br />
gleichstellungsstelle@stadt.wuppertal.de<br />
profamilia<br />
Hofaue 21<br />
42103 <strong>Wuppertal</strong><br />
Telefon: 0202 – 43 18 49<br />
wuppertal@profamilia-nrw.de<br />
Ressort Jugendamt und Soziale<br />
Dienste, Fachreferat Sozialarbeit/-pädagogik<br />
Neumarkt 10<br />
42103 <strong>Wuppertal</strong><br />
Telefon: 0202 – 563 26 91<br />
winfried.schilke@stadt.wuppertal.de
Wir bedanken uns bei...<br />
...den Referentinnen und Referenten<br />
für ihre erhellenden Redebeiträge<br />
und den fachlichen<br />
Input.<br />
...den <strong>Workshop</strong>leiterinnen und<br />
–leitern für die engagierte Moderation<br />
der <strong>Workshop</strong>s und ihre<br />
fachlichen Beiträge.<br />
...den Protokollantinnen für die<br />
Dokumentation der <strong>Workshop</strong>-<br />
Ergebnisse.<br />
...André Niebur für die Zusammenstellung<br />
der Dokumentation.<br />
...dem Cafe Leo der Volkshochschule<br />
für die leckere Bewirtung<br />
...dem Nachbarschaftsheim<br />
“Alte Feuerwache” für die gute<br />
Versorgung mit Räumen und<br />
Equipment.<br />
...den Gruppen, Vereinen und<br />
Projekten, die sich am Info-Stand<br />
beteiligt haben.<br />
...dem Schwulen Netzwerk<br />
NRW und der Glücksspirale für<br />
die finanzielle Unterstützung der<br />
Tagung und der Dokumentation.<br />
Herausgeber<br />
<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Wuppertal</strong> e.V.,<br />
Gleichstellungsstelle & Ressort<br />
Jugendamt und Soziale Dienste<br />
Bilder: André Niebur<br />
& Katja Fuchte<br />
Druck: Stadtbetrieb Information<br />
und Kommunikation der Stadtverwaltung<br />
<strong>Wuppertal</strong><br />
Auflage: 600 Stück, März 2004<br />
Hinweis<br />
Die Liste der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer kann bei Bedarf<br />
über die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>- <strong>Wuppertal</strong><br />
bezogen werden.<br />
Telefon: 0202 - 45 00 03<br />
Danke &<br />
Impressum<br />
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