14.11.2012 Aufrufe

Facette, 01/2012 - Synergy Consult

Facette, 01/2012 - Synergy Consult

Facette, 01/2012 - Synergy Consult

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

18<br />

www.facette-online.de<br />

Skizzen zu den beiden „Tudorf“<br />

„Doppelt gemoppelt hält besser“<br />

Ein Beitrag von Stefan Voßschmidt<br />

Die Geschichte von zweien der sechs Dörfer des alten Amtes Wewelsburg<br />

sei kurz skizziert: Der „Tudörfer“. Nach heute überwiegend<br />

vertretener Auffassung lässt sich die erste Silbe „Tu/Tiu“<br />

auf das gleichlautende keltische Wort zurückführen. Genau<br />

genommen heißt “Tudorf“ daher „DorfDorf“. Die Doppelung ist<br />

aber nicht beabsichtigt.<br />

Bereits der frühmittelalterliche<br />

Bauer dürfte den keltischen<br />

Ursprung des Wortes und<br />

seine Bedeutung nicht mehr<br />

gekannt haben. Viele Namen<br />

im Paderborn-Bürenschen lassen<br />

sich auf keltische Worte<br />

zurückführen (z. B. auch das „A“<br />

im Namen des landschaftsprägenden<br />

Flüsschens Alme auf das<br />

keltische A bzw. das lateinische<br />

aqua = Wasser, ähnlich im<br />

Münsterland die Flüsse mit dem<br />

Namen Aa, münstersche Aa,<br />

Bocholter Aa usw.). Besonders<br />

originell ist, dass sich bei dem<br />

„DorfDorf“ auch die beiden<br />

verselbständigten Teile unter<br />

der Beibehaltung dieses Namens<br />

bis heute erhalten haben:<br />

Obern- und Niederntudorf. Die<br />

Differenzierung im Nachbardorf<br />

Ahden in Obern- und Niedernahden<br />

endete mit dem Untergang<br />

von Niedernahden. Da der<br />

Unterscheidungsbegriff „Ober“<br />

danach nicht mehr notwendig<br />

war, verblieb das ursprüngliche<br />

„Ahden“.<br />

Jürgen Beinen (Berendtshaus),<br />

Jürgen Wietfeld (Scheefenhaus),<br />

Meilf Ottomeyers, Hermann<br />

Amtmeyer (Steffenhaus). Der<br />

Amtshof – auch Amtmeierhof<br />

genannt – war der Haupthof<br />

des Domkapitels. Sein vom<br />

Grundherrn zum Dorfschulzen<br />

eingesetzter Inhaber besaß als<br />

Entgelt für seine Amtsführung<br />

gewisse Privilegien. Um das<br />

Jahr 1600 wurde der sehr große<br />

Hof geteilt, abgezweigt wurden<br />

der Janberenshof (Johann<br />

Bernd) und die Mühle (Koken<br />

Mühle). Neben dem Domkapitel<br />

waren weitere Grundherrn die<br />

Freiherrn von Brenken und das<br />

Kloster Böddeken; gemeinsam<br />

besaßen diese drei Grundherren<br />

das Obereigentum an allen<br />

(Niedern- und Obern-) Tudorfer<br />

Höfen.<br />

Im Jahre 1502 wird der parochuis<br />

Berthold als Pastor<br />

von Niederntudorf bezeichnet.<br />

Erwähnt wird darüber hinaus<br />

ein Tönnies Rissen, sowie der<br />

Richter Johannes Rissen.<br />

Die verhältnismäßig große<br />

Siedlung Niederntudorf wurde<br />

durch drei ehemalige Villikationszentralen<br />

unterschiedlicher<br />

Grundherrschaften dominiert,<br />

deren Äcker in drei großen<br />

Blöcken um den Ort verteilt<br />

lagen:<br />

Osthoff – Stift Geseke<br />

Loehoff (Lohof) - Stift/ Kloster<br />

Böddeken<br />

Amtshoff – Domkapitel Paderborn<br />

(Pb).<br />

Bei den Häusern innerhalb der<br />

Dörfer sind weitere Differenzierungen<br />

festzustellen. Von den 98<br />

festgestellten Häusern in Tudorf<br />

hatten als Grundherren:<br />

Nach der Säkularisation übernahm<br />

der Fiskus im Jahre 1803<br />

1. Oberntudorf<br />

Oberntudorf liegt am kleinen<br />

Hellweg, ca. fünf Kilometer von<br />

Salzkotten entfernt, am Ostrand<br />

des Hellwegraumes, nur wenige<br />

Kilometer vom Flughafen<br />

Paderborn/Lippstadt entfernt.<br />

Auch der Schnellbus Paderborn-<br />

Flughafen fährt stündlich durch<br />

den schönen Ort.<br />

Der Name Tudorf wird als<br />

Thiuthorp bereits in einer Urkunde<br />

Bischofs Heinrich II von<br />

Paderborn vom 17. Mai 1127<br />

erwähnt. Am 6. April 1256 ist<br />

bereits eine villicacio (ein spätmittelalterlicher<br />

Höfeverband,<br />

in der Regel einem Haupthof<br />

zugeordnet und einem Grundherrn<br />

abgabepflichtig) vorhanden,<br />

zweiundzwanzig Jahre<br />

später wird erstmals zwischen<br />

der Siedlung auf der Höhe und<br />

im Tal unterschieden. In einem<br />

Bödddeker Kopiar aus dem 15.<br />

Jahrhundert werden die beiden<br />

Tudorpe als zwei selbständige<br />

Pfarreien des Domprobstes<br />

den umfangreichen Waldbesitz<br />

des Klosters Böddeken, sieben<br />

Jahre später den Waldbesitz<br />

des Domkapitels. Große Teile<br />

dieser Waldgebiete blieben als<br />

ungeteilter Kommunalwald<br />

erhalten. Denn während fast<br />

alle anderen westfälischen<br />

Gemeinden den Gemeinschaftsbesitz<br />

an Wald als unzeitgemäß<br />

und nicht den Anforderungen<br />

der Moderne entsprechend<br />

aufteilten, blieb hier die auf<br />

das Mittelalter zurückgehende<br />

„Waldgemeinheit“ bestehen.<br />

Dieser Kommunalwald war im<br />

19. Jahrhundert so ertragreich,<br />

dass die Gemeinde Niederntudorf<br />

keine Steuern erhob. Noch<br />

heute befindet sich zwischen<br />

Niederntudorf und Henglarn<br />

ein großes Waldgebiet, welches<br />

zu Niederntudorf (Stadt<br />

Salzkotten, 544 Hektar) gehört.<br />

Bei den seit Jahren steigenden<br />

Holzpreisen dürfte dieser Wald<br />

ertragreich sein und bei nachhaltiger<br />

Bewirtschaftung auch<br />

immer bleiben.<br />

Die Tudorfer Anekdoten der<br />

70er Jahre um Meta und Löwen-<br />

Harry, die zugezogene Lehrerin,<br />

die den Gänsen klageweise das<br />

Schnattern verbieten wollte, das<br />

Geschäft Montag, das immer<br />

auch Sonntags nach der Kirche<br />

geöffnet hatte und viele mehr,<br />

sind vor Ort noch in aller Munde.<br />

Sie zeigen bruchstückhaft<br />

vergangenes bäuerliches Leben,<br />

z.B. war bis 1933 in den Dörfern<br />

Westfalens der Sonntag der<br />

Haupteinkaufstag an dem die<br />

Geschäfte selbstverständlich<br />

geöffnet waren (mit Ausnahme<br />

der Messezeiten). Zur Verbreitung<br />

der Anekdoten kann auch<br />

der geteilte Standort der Schule<br />

in Niedern- und Oberntudorf<br />

beitragen. Einen Mittelpunkt<br />

Niederntudorfs bildet seit 1997<br />

bezeichnet. Möglicherweise<br />

hatten beide Dörfer ursprünglich<br />

einen gemeinsamen Pfarrer,<br />

von 1620 bis 1729 gab es diese<br />

Personalunion nachweislich. Die<br />

schöne, dem Drachentöter Sankt<br />

Georg geweihte, Kirche bildet<br />

seit alters her schon optisch<br />

den Mittelpunkt des Dorfes.<br />

Der Drache findet sich auch<br />

im Wappen des Dorfes. Dies<br />

muss nicht auf die christliche<br />

Legende zurückgehen. Sagen<br />

vom mythischen Drachentöter<br />

findet sich auch bei den noch<br />

nicht christianisierten Germanen,<br />

nicht nur der Siegfried des<br />

Nibelungenliedes, sondern auch<br />

der altgermanisch-angelsächsische<br />

Held Beowulf (König der<br />

Gauten) tötet einen Drachen.<br />

Da alle Gefährten bis auf einen<br />

ängstlich fliehen, stirbt Beowulf<br />

(Beowulf=Bienenwolf=Bär)<br />

der die Ungeheuer Grendel<br />

und Hak besiegte, bei diesem<br />

letzten Kampf.<br />

Nach Ansicht des Heimatforschers<br />

Tönsmeyer gehören<br />

die Gemeinden Obern- und<br />

Niederntudorf seit 1598 zum<br />

Amt Wewelsburg. In jedem Fall<br />

ist die Zuordnung der beiden<br />

Tudorf zum Gebiet des auch<br />

als „Restamt“ bezeichneten<br />

das schön restaurierte Heimathaus<br />

„Spissen“, ehemals<br />

Gaststätte „Roter Hirsch“. Die<br />

Hausstätte mitten im Dorf geht<br />

auf das 15./16. Jahrhundert<br />

zurück. In den Dörfern des Almetales<br />

sind bis heute bei vielen<br />

älteren Häusern eigenständige<br />

„Hausnamen“ üblich, die sich<br />

teilweise wie hier über Jahrhunderte<br />

im „Ortsvokabular“<br />

gehalten haben und heutzutage<br />

mancherorts leider aussterben.<br />

Der Name des Hauses „Spissen“<br />

erscheint erstmals im Jahre<br />

1642, als ein Mann mit dem<br />

Beinamen „Spissen“ mitten im<br />

dreißigjährigen Krieg – der das<br />

Paderborner und Bürener Land<br />

verwüstete und ganze Landstriche<br />

entvölkerte, vgl. nur die<br />

Schilderungen in Grimmelshausens<br />

Simplizissimus – das Haus<br />

erneuerte. Ein bekannter Sohn<br />

Niederntudorfs ist der dort im<br />

Jahre 1856 geboren Lehrer und<br />

Dichter Doktor Jakob Löwenberg<br />

(Loewenberg). Sein Vater<br />

Levi Löwenberg (1806-1876)<br />

gehörte zum westfälischen<br />

Landjudentum und arbeitete als<br />

Hausierer bzw. Klein- und Wanderhändler<br />

(Kiepenkerl). Bereits<br />

dessen Vater war im Jahre 1791<br />

nach Niederntudorf gekommen.<br />

Die Mutter Friederike (Friedchen)<br />

Löwenberg geborene<br />

Rosa (1812-1888) stammte aus<br />

Pömbsen (heute Ortsteil von<br />

Bad Driburg). In Niederntudorf<br />

lebten Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

acht jüdische Familien,<br />

darunter auch die Familie des<br />

Bruders der Mutter. Im Jahre<br />

1868 zog die Familie Löwenberg<br />

nach Oberntudorf. Juden war<br />

es auch vor der Säkularisation<br />

des Fürstbistums Paderborn im<br />

Jahre 1802/03 gestattet, sich in<br />

der Region niederzulassen, was<br />

ihnen in anderen Fürstbistümern<br />

verboten war. Erst Anfang<br />

Amtes Wewelsburg erst mit der<br />

Etablierung der Bischöflichen<br />

Drostei nach 1589 rechtlich<br />

festgeschrieben worden. Zuvor<br />

scheinen die vom Kloster Böddeken<br />

eingesetzten Dorfrichter<br />

das bischöfliche „Schireikengogericht“<br />

– Gericht zwischen<br />

Salzkotten und Wewer – besucht<br />

zu haben. Im Laufe des 16.<br />

Jahrhunderts werden die beiden<br />

Dörfer weitgehend den Amtleuten<br />

der Wewelsburg unterstellt.<br />

Das Dorfrichteramt wird zum<br />

landesherrlichen Dienst mit<br />

zeitweiliger Steuerbefreiung.<br />

Das Patronatsrecht über die<br />

Oberntudorfer Kirche St.Georg,<br />

welches ursprünglich den Freiherrn<br />

von Büren zugestanden<br />

hatte, war seit 1394 auf die Familie<br />

von Brenken übertragen.<br />

Am 17. April 1585 erhielt der<br />

Pastor von Oberntudorf als Brenkenscher<br />

Meier den Halbscheid<br />

vom Hofe Werneken Salms zu<br />

Niederntudorf. Seit 1620 waren<br />

die Pfarreien von Obern- und<br />

Niederntudorf in Personalunion<br />

vereinigt, das Patronatsrecht<br />

wurde abwechselnd von der<br />

Familie von Brenken und vom<br />

Domprobst ausgeübt.<br />

Durch Arnold von Brenken ging<br />

dann das Patronatsrecht über<br />

beide Tudorfer Kirchen mit<br />

Vertrag vom 12. April 1670 an<br />

das Domkapitel von Paderborn<br />

über, in dessen Zuständigkeit<br />

es bis zur Auflösung des Domkapitels<br />

im Jahre 1810 blieb.<br />

Die Familie von Brenken erhielt<br />

im Wege des Tausches das<br />

des 19. Jahrhunderts wurden für<br />

sie Familiennamen üblich.<br />

Nach dem Besuch mehrerer<br />

Elementarschulen, z.B. ging er<br />

jahrelang zu Fuß anderthalb<br />

Stunden zur jüdischen Schule<br />

in Salzkotten, begann Jakob Löwenberg<br />

eine Ausbildung an der<br />

Marks Haindorf Stiftung (Marks<br />

Haindorf Lehrerbildungsanstalt)<br />

in Münster. Im Jahre 1873<br />

legte er die erste Elementarprüfung<br />

ab und unterrichtete<br />

fünf Jahre in Geseke, wo seine<br />

Familie bereits zwei Jahre lebte.<br />

Weitere Prüfungen und Studien,<br />

u.a. in Heidelberg folgten. eine<br />

staatliche Unterrichtstätigkeit<br />

war ihm möglich, weil mit<br />

der Gründung des deutschen<br />

Kaiserreiches im Jahre 1871 das<br />

für den norddeutschen Bund<br />

erlassene Emanzipationsgesetz<br />

in ganz Deutschland galt. Das<br />

Gesetz eröffnete Juden den<br />

Weg in den Polizei-, Schul- und<br />

Staatsdienst. Wegen der vorherrschenden<br />

Praxis, Juden bei<br />

der Vergabe dieser Ämter dennoch<br />

zu benachteiligen, konnte<br />

Löwenberg erst im Jahre 1886<br />

eine Festanstellung in Hamburg<br />

erhalten, wo er ein privates Lyzeum<br />

leitete und im Jahre 1929<br />

als geachteter Pädagoge starb.<br />

Seinen drei Kindern gelang es in<br />

die USA zu emigrieren, wohin<br />

mehrere Geschwister bereits im<br />

19. Jahrhundert ausgewandert<br />

waren.<br />

Die 2.700 Einwohner Gemeinde<br />

Niederntudorf hat Dr. Löwenberg<br />

durch eine nach ihm<br />

benannt Straße geehrt. Seine<br />

literarischen Werke wurden<br />

1933 verboten und verbrannt,<br />

danach weitgehend vergessen.<br />

Daher sei hier an sein Laterne<br />

Gedicht, trotz der Eingangszeile<br />

nicht zu verwechseln mit dem<br />

berühmten Kinderlied, erinnert<br />

Patronatsrecht über die Kirche<br />

im Ort Brenken.<br />

In einem Schreiben von 1592<br />

werden Georg Steinkuhle und<br />

Meinolf Siring als Schöffen<br />

in Oberntudorf erwähnt. Das<br />

Verzeichnis von 1672 erwähnt<br />

in Oberntudorf die beiden<br />

Vorsteher Johann Niernhöffer<br />

und Johann Smies, sowie den<br />

Richter Henrich Amptmeyer, der<br />

das Verzeichnis führte.<br />

Im Spätmittelalter vollzogen<br />

sich in Tudorf wesentliche<br />

Veränderungen. Zwischen 1455<br />

und 1479 gingen nahezu alle<br />

Höfe in fremde, zuvor unbekannte<br />

Hände über. Viele Namen<br />

verweisen auf den Herkunftsort,<br />

weisen die Neuen Hofinhaber<br />

als Zugezogene aus. Einige<br />

Hofesnamen überdauerten und<br />

gingen auf den neuen Bauern<br />

über. Es bleiben aber die westlichen<br />

Funktionsträger im Dorf:<br />

Der Pastor, der Richter und die<br />

beiden Vorsteher.<br />

2. Niederntudorf<br />

Niederntudorf liegt ca. 6,5 Kilometer<br />

südöstlich von Salzkotten<br />

am linken Talhang der Alme.<br />

Bereits in einer Urkunde der<br />

Äbtissin Ermgard von Böddeken<br />

vom 1. Mai 1278 wird zwischen<br />

Obern- und Niederntudorf –<br />

„Tudorf Superior“ und „Tudorf<br />

inferior“ – unterschieden. Die<br />

Augustiner die das Kloster<br />

Böddeken im 15. Jahrhundert<br />

neu gründeten, sicherten mit<br />

großem Erfolg den alten Grundbesitz<br />

des Klosters und erwarben<br />

und das Ende zitiert.<br />

„Laterne! Laterne! Sonne, Mond<br />

und Sterne! Meine Laterne<br />

brennt so schön! Morgen wollen<br />

wir wieder gehen“<br />

Zur weiterführenden Lektüre:<br />

Westfälisches Urkundenbuch<br />

(W U B) Bd. II, Nr.2<strong>01</strong>, Bd. IV,<br />

Nr. 646, Nr. 1509, Staatsarchiv<br />

Münster (STMS), Akte, Reichskammergericht,<br />

D 317,318 Bd.1<br />

und 2, Tönsmeyer, Josef, Amt<br />

Salzkotten, Tudorf, in: Stadt und<br />

Amt Salzkotten, hg. vom Amt<br />

Salzkotten – Boke, Redaktion<br />

Franziska Knoke, Franz Josef<br />

Ewers, Josef Bürger, Paderborn<br />

1970, S. 383-529, Lienen, Bruno<br />

H., Obern- und Niederntudorf<br />

S. 204f., 257, Finke, Wilhelm,<br />

Niederntudorf, in: 750 Jahre<br />

Stadt Salzkotten, Bd.1 S.451-<br />

482, 454ff., Henkel, Gerhard,<br />

Geschichte und Geographie<br />

des Kreises Büren, Paderborn<br />

1974, S. 202-204 eine gewisse<br />

Berühmtheit haben die Niederntudorfer<br />

Kleinpflastersteine<br />

AUSGABE JAnUAr 2<strong>01</strong>2<br />

neuen dazu. Es erfolgte eine<br />

stärkere Anbindung Tudorfs<br />

an das Kloster, das sich im<br />

Lohhof – Hof Hiebeln – einen<br />

Haupthof schuf („curia principalis<br />

et judicalis“), dessen Meier<br />

neben besonderen Pflichten,<br />

beispielsweise die Eintreibung<br />

der fälligen Abgaben, auch besondere<br />

Rechte verliehen waren.<br />

Er vertrat – u. a. beim Holting<br />

(Holzgericht) – den Prior von<br />

Böddeken, der im Holting als<br />

oberster Holzherr und Holzgraf<br />

grundsätzlich das Recht hatte,<br />

die Holzmark zu öffnen und zu<br />

schließen, das Holzgericht einzuberufen<br />

und die verhängten<br />

Strafen zu vollstrecken.<br />

Im Jahre 1384 hatte Bischof<br />

Simon II die Burg und Dynastie<br />

Wewelsburg mit Obern- und<br />

Niederntudorf –„cum parochiis<br />

Bodeken, Kerchberge, utriusque<br />

Tudorp“ von Simon von Büren<br />

und dessen Brüdern gekauft und<br />

an Friedrich von Brenken für<br />

424 Mark reinen Silbers verpfändet.<br />

Ende des 16. Jahrhunderts<br />

setzte sich das Domkapitel von<br />

Paderborn in beiden Tudorf als<br />

reichster Grundherr endgültig<br />

durch. Sein Lagerbuch vom 14.<br />

Oktober 1673 zählt 18 eigenbehörige<br />

Höfe und Kotten namentlich<br />

auf: Amtshof, Janberenshof,<br />

Tigges Stoppelen, Jost Thiele<br />

genannt Paggels, Meilf Klönner,<br />

Jürgen Tombroeke, Heinrich<br />

Stoppelen genannt Rötz, Johann<br />

Bellen, Johann Meyers genannt<br />

Ottenhans, Meilf Schuggenadel,<br />

Johann Klocken, Johann Didrich<br />

Prangen (Schweinehaus),<br />

Bei den Häusern innerhalb der Dörfer sind weitere Differenzierungen<br />

festzustellen. Von den 98 festgestellten Häusern<br />

in Tudorf hatten als Grundherren:<br />

Gesamt Oberntudorf Niederntudorf<br />

Kloster Böddeken 38 12 26<br />

Domkapitel Pb 32 12 20<br />

Von Brenken 10 7 3<br />

Bischof von Pb ? ? ?<br />

Damenstift Geseke 3 1 2<br />

Pfarrkirche OT 10 4 6<br />

Pfarrkirche NT 5 ? 5<br />

Zwar sind im Bedenregister (Abgabenregister) 107 zahlende<br />

Familien vermerkt, doch könnte es sich bei den neun fehlenden<br />

um Einliegerhaushalte handeln, die in den meisten<br />

Zählungen als vom Bauernhof Abhängige, auch dem Hof<br />

zugeordnet wurden.<br />

(Tudorfer Pflaster, z. B. in Deelen),<br />

ebd. S. 204.<br />

http.//www.niederntudorf.de/<br />

heimathaus.html, Jakob Löwenberg,<br />

Aus zwei Quellen, 1914<br />

Geschichte als Hobby:<br />

Stefan Voßschmidt<br />

Der Autor studierte Jura und Geschichte<br />

(Abschluss Magister Artium)<br />

und ist zur Zeit als Volljurist<br />

zum Bundesministerium des Innern<br />

abgeordnet. Sein Hobby ist die<br />

westfälische Geschichte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!