Laudatio - Altstadtförderer Moosburg eV
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Altstadtförderer <strong>Moosburg</strong> e. V.<br />
21.Okt. 2011<br />
<strong>Laudatio</strong> zur Vernissage der Mitgliederausstellung 2011<br />
Daniela Eiden<br />
Bedanken möchte ich mich bei den Künstlern und Helfern, die diese Ausstellung aufgebaut<br />
haben, Buffet gemacht haben, Aufsicht machen werden, und bei allen u.a. die<br />
Stadt, die sonst geholfen haben.<br />
Wir freuen uns, Ihnen heute diese vielfältige und interessante Ausstellung zeigen zu<br />
können. Das Thema haben wir, d.h. Dietlinde Swienty, Wenzel Sprager und ich uns<br />
Ende letzten Jahres ausgedacht. Auf die gute Idee sind allerdings in Bayern noch<br />
viele andere gekommen, so dass es einige Ausstellungen in diesem Jahr zu diesem<br />
Thema gab.<br />
Essen und Trinken ist ein Thema, das uns alle angeht. Jeder Lebensmittelskandal<br />
regt uns zu Recht auf, und ich frage mich, warum so viele Saubären, trotz der vielen<br />
Methoden zur Herstellung guter Nahrungsmittel, unser Essen mit nicht erlaubten Zusatzstoffen<br />
und mit nicht erlaubten Fertigungsmethoden versauen müssen. Übrigens<br />
hat sich um 1850 ein Paris-reisender Fachmann darüber aufgeregt, dass die Pariser<br />
damals ihren Baguette-Teig mit Taubenkot versetzten, damit er besser aufging und<br />
die Krume trockener und röscher wurde. Und ich kann es nicht mehr hören, dass angeblich<br />
„der Verbraucher“ diese Pantschereien so verlangt, weil er nicht mehr für seine<br />
Lebensmittel zahlen möchte. Kein einziger Verbraucher verlangt, dass er für sein<br />
gutes Geld schlecht produzierte Lebensmittel bekommt, sie werden ihm vorgesetzt.<br />
Und ja, es soll immer noch Leute geben, die sich tatsächlich nicht besonders für Essen<br />
und Trinken interessieren, die wissen dann natürlich auch nicht viel darüber, a-<br />
ber das Gros dürfte Bescheid wissen. Das erklärt ja auch den zunehmenden Trend<br />
zu sog. Bio-Lebensmitteln. Und ja, es gibt viele, vor allem auch jüngere Leute, die<br />
kaum kochen können, die kaufen gerne Convenience-Produkte. Und ja, es soll auch<br />
Leute geben, die arbeiten und die ihre Zeit statt zum Kochen lieber anders mit der<br />
Familie verbringen und abends auch gerne zu Halbfertigprodukten greifen. Und nicht<br />
bei allen diesen Produkten muss es sich zwangsläufig um schlechte Produkte handeln.<br />
Eines der ältesten Fertigprodukte bei uns ist zum Beispiel die berühmte Erbwurstsuppe,<br />
die aus Trockenmasse und Fett hergestellt wird und die es heute noch<br />
gibt. Eine ganz berühmt-berüchtigte Fertigwürze war übrigens das im Alten Rom bekannte<br />
„Garum“, eine Würzsauce aus vergorenem Fisch.<br />
Und trotzdem gab es noch nie so viele und so gute frische Nahrungsmittel wie heute<br />
bei uns in der westlichen Welt. Masseninfektionen wie Cholera, Salmonellen und<br />
Ruhr gibt es bei uns glücklicherweise schon lange nicht mehr. Das sollten wir auch<br />
bedenken.<br />
Mitgliederausstellung 2011, Seite 1
Altstadtförderer <strong>Moosburg</strong> e. V.<br />
In diesem Zusammenhang mag ich nicht glauben, dass „der Verbraucher“, wie er bei<br />
uns gerne genannt wird, wenn er beschimpft werden soll, zu dumm sein soll, nicht<br />
nur den Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum<br />
nicht zu begreifen und dass er mit dem Begriffen generell gar nichts anfangen kann.<br />
Ich glaube eher, dass hier auf unsere Kosten Werbung für ein Buch mit zweifelhaftem<br />
und nicht belegtem Zahlenmaterial gemacht wird. Ich möchte mal wetten, dass<br />
jeder der hier Anwesenden einen sehr verantwortungsvollen Umgang mit seinen Lebensmitteln<br />
pflegt und nur das wegwirft, was wirklich verdorben ist und nichts wegwirft,<br />
nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Und jeder kauft verantwortungsbewusst<br />
ein. Es läuft doch vermutlich bei allen so ab wie bei mir: nach<br />
dem Einkaufen gibt es alles, wie man es möchte aus dem Kühlschrank oder aus der<br />
Speisekammer und nach einiger Zeit, wenn das Eingekaufte sich langsam dem Ende<br />
zuneigt, gibt es bis zum nächsten Einkauf eine Variante der Rumfordschen Suppe:<br />
die noch nicht verbrauchten Lebensmittel liegen „rum“ und müssen „for-d“. Aber natürlich<br />
landet das alles nicht im Mülleimer – sondern im Kochtopf oder in der Pfanne.<br />
Gut Kochen ist eine Kunst, nämlich die Kunst der Kombination von frischen Lebensmitteln<br />
mit der geeigneten Garmethode und den dazu passenden Gewürzen und eine<br />
gewisse Handfertigkeit, die durch Übung erreicht wird. Aber ein wirklich guter<br />
Koch, eine gute Köchin ist, wer aus Resten, Kühlschrank-Sammelsurium und den<br />
Sachen, die man gar nicht so gerne mag, etwas Gutes auf den Tisch bringt. Nur mit<br />
Luxuslebensmitteln zu kochen ist m.E. zwar möglicherweise aufwendiger, aber für<br />
einen versierten Koch oder Köchin sicher nicht schwieriger als für eine Hausfrau oder<br />
einen Hausmann die ungeliebten Reste in der Küche zu verarbeiten.<br />
Viele Köche verderben den Brei, sagt man. Wir treten hier heute den Beweis an,<br />
dass dem nicht so ist. Denn unsere 23 Künstler hier sorgen höchst professionell für<br />
ein Spitzenmenue und decken den Tisch reichlich. Fast so wie zu Apicius‘ Zeiten,<br />
einem römischen Feldherrn. Der war ein bekannter Feinschmecker, Erfinder von Gerichten,<br />
Verfasser zweier Kochbücher und ein damals stadtbekannter römischer<br />
Prasser.<br />
Wir haben uns dieses Wochenende zur Taverne Zehentstadel zusammengeschlossen<br />
und wollen Sie heute einladen, unsere Gäste zu sein.<br />
Speis‘ und Trank und vieles Drumherum. finden sie hier. Also: was gehört zu einem<br />
guten Essen für unsere Gäste<br />
Zu einem schönen Gastmahl gehört die gute Vorbereitung, das war der Part des<br />
Vorstandes der Altstadtförderer und eine gute Planung versetzte uns bereits in Vorfreude.<br />
Geholfen haben hier neben uns 4 vom VO und den Beisitzern Dietlinde<br />
Swienty und Wenzel Sprager als künstlerische Berater und Mitglieder, deren helfende<br />
Hand Sie bemerken können, z.B. Albertine Eders Tisch-Schmuck.<br />
Der zweite Teil ist der Einkauf und die Zubereitung des Mahls: Hier finden Sie alles,<br />
was wir dazu brauchen: es gibt reichlich Obst und Gemüse für Salate, Suppen, Eintöpfe,<br />
Beilagen, als da wären, Zitronen von Chr. Riedl, Trauben und Kürbisse von G.<br />
Mitgliederausstellung 2011, Seite 2
Altstadtförderer <strong>Moosburg</strong> e. V.<br />
Rymus, Äpfel, Melonen, Quitten von Elisabth Kaulich und Gravensteiner Äpfel von<br />
Brigitte Menk, Johannisbeeren, Morcheln, und Tomaten von Elisabeth Hofmair, Äpfel<br />
und Physalis von Ingrid Dörner, Nüsse und Birnen und Angelika Berger, Pilze von<br />
Dietlinde Swienty, von Monika Schäfer gibt es Pflaumen und Orangen, Von Ilona<br />
Sellmeier-Heilmann kommen die Oliven fürs Öl und Apfelblüten, Gemüse und,<br />
Früchtchen aller Art von Lia Köhnlein und Obst von Helga Querfeld-Stier.<br />
Letztere steuert zum Hauptgang Pizzas bei und Fische gibt es von Christine Riedl.<br />
Für das Dessert sorgen Greti Germandi mit ihrem Rhabarbereis, Lia Köhlein mit dem<br />
Schweizer Apfeldessert und den Baba-na-nas, Brigitte Menk denkt an große und<br />
kleine Leute: sie steuert noch Bärendreck oder Lakritze bei.<br />
Als Getränke sind Tee von Angelika Damke, Wein und Wasser u.a von Gaby Rymus<br />
und Bier und Limo vorgesehen.<br />
Aber einigen dauert das Warten auf das dreigängige Menu wohl schon zu lange. Sie<br />
vertreiben sich die Wartezeit im Staudinger Garten von Christine Riedl mit einer Brotzeit<br />
von Elisabeth Kaulich , die Runde im Garten von Dietlinde Swienty versucht, mit<br />
Stäbchen zu Essen und Helga Querfeld-Stier geht möglicherweise lieber in die Osteria<br />
im Trentino.<br />
Von den vielen Philosophen, die ihre Ideen bei Tisch bzw. bei Gastmahlen entwickelten<br />
will ich hier gar nicht reden. Jedoch gehört zu einem guten Essen das Gespräch<br />
bei Tisch, ob in der Familie oder mit Gästen. Für Gesprächsstoff sorgen die Bilder<br />
von Angelika Damke. Mit Ihrem „Abendmahl“ möchte sie uns auf eine höhere Ebene<br />
bringen. Ihr Bild „Extreme“ und Klaus Reichels „Parallele Welten“ weisen uns auf die<br />
Konsequenzen von Versagen der Politik und unkontrollierter globaler Wirtschaft hin:<br />
Hungersnöte, Seuchen, Massensterben, Flüchtlingslager. Und dass es auch in unserer<br />
unmittelbaren Umgebung durch Überfluss Probleme gibt, während wo anders die<br />
blanke Not herrscht. Dass es möglich ist, an der Börse mit Nahrungsmitteln zu spekulieren,<br />
hat die Welt nicht verbessert, denn die Armen werden dabei immer ärmer.<br />
Hierzu gehört natürlich auch das Thema, dass die sog, Tafeln immer mehr Arme in<br />
Deutschland versorgen müssen.<br />
Zwei der Fotos auf Damkes Collage stammen von Navis. Auch seine „denkwürdige<br />
Begegnung“, die Klaus Reichel dokumentiert hat, regt uns an, darüber zu nachzudenken,<br />
ob unsere Überflussgesellschaft wirklich schon im August Schokoladennikoläuse<br />
braucht und spätestens ab Mitte Januar Schokoladen-Osterhasen. Und Marta<br />
Molleras Neugeborenes, das gerade sein erstes Mahl einnimmt, dürfte an jedem<br />
Tisch als Person wie als Gesprächsthema willkommen sein.<br />
Zu einem guten Gelingen eines Festessens tragen aber natürlich erst mal die Menschen<br />
bei. Da wären die Fischer in Caorle von Klaus Kuhn und eine Köchin von Bri-<br />
Mitgliederausstellung 2011, Seite 3
Altstadtförderer <strong>Moosburg</strong> e. V.<br />
gitte Menk, sowie die unter Volldampf stehenden Köche und Köchinnen von Günther<br />
Strehle. Wichtig ist auch das Gerät bzw. das Werkzeug zum Kochen, Essen. und<br />
Trinken. Da haben wir also Gläser und Flaschen von Gaby Rymus und Werner<br />
Wiesmeier, die Spoons von Daniela Riediger, dann brauchen wir die Keramik-<br />
Flaschen und Keramik-Behälter von Marta Mollera, Klaus Reichel zeigt eine Collage,<br />
wie der bürgerliche Tisch früher aussah – dem heutigen eigentlich ganz ähnlich und<br />
er weist uns darauf hin, dass ohne Kauwerkzeuge nichts geht. Und Monika Schäfer<br />
hat den Herd zum Kochen beigesteuert, den sie nach dem Malen genau so bei Monet<br />
entdeckt hat.<br />
Und bevor man mit dem Kochen beginnt, muss man sich überlegen, was man kocht<br />
und wenn man es nicht mehr weiß oder man etwas ausprobieren will, schaut man in<br />
ein Rezept. Brigitte Deus-Neumann zeigt uns, wie man Borschtsch macht, bei Greti<br />
Germandis Rhabarberblatt hängt übrigens auch ein Rezept für das Lieblingseis eines<br />
ihrer Enkel.<br />
Dass der Mensch sich fortentwickeln sollte – und man kann Zweifel haben, dass er<br />
es tut, zeigen uns Wenzel Sprager, Günther Strehle, Christine Fößmeier und Werner<br />
Wiesmeier. Wenzel Sprager zeigt uns Adam und Eva, die gerade wegen eines Bioapfels<br />
richtig Zoff haben, Günther Strehle zeigt, dass man „Nach Tisch“ auch ohne<br />
Zoff oder Fernsehen Besseres tun könnte, auch Christine Fößmeiers Birnen sitzen<br />
traulich eng beieinander, während Werner Wiesmeier uns darauf bringt, dass wir unbedingt<br />
den Löffel behalten sollten und ihn nicht etwa vorzeitig abgeben sollen.<br />
Aus der Literatur kennen wir den ungebeten aber deswegen nicht unbedingt unwillkommenen<br />
Gast - einen solchen habe ich noch nicht erwähnt, aber er sitzt dahinten<br />
bei Querfeld-Stier und frühstückt gerade – ein Wolperdinger.<br />
Zum Schluss<br />
Es hat sich ein netter Brauch im Laufe der Zeit entwickelt, dass die Gäste dem Gastgeber<br />
auch etwas mitbringen, wir haben dafür unser geflügeltes Spar-Schwein mitgebracht<br />
und würden uns über eine Spende sehr freuen. Und ich darf Sie, auch<br />
wenn hier immer noch die Osterhasen herumschwirren, darauf aufmerksam machen,<br />
dass in zwei Monaten Weihnachten ist und die meisten Kunstwerke hier verkäuflich<br />
sind.<br />
Nach weiterer Musik und der Begrüßung durch unseren Kulturreferenten Rudolf<br />
Heinz möchten wir Sie zu unserem Gastmahl sprich Buffet mit gutem Essen, Trinken<br />
und hoffentlich guten Gesprächen einladen und ich wünsche Ihnen allen einen vergnügten<br />
Abend.<br />
Mitgliederausstellung 2011, Seite 4