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Projekte des Max-Planck-Institutes für Bildungsforschung (MPIB) im ...

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haltens unter verschiedenen schulischen Bedingungen. Ausführlichere Veröffentlichungen aus dem<br />

<strong>MPIB</strong>-Projekt „BIJU“ existieren bisher nur für die Mittelstufen und Oberstufen von Schulen in Nordrhein-Westfalen.<br />

Ergebnis: Nicht nur Gymnasiasten, sondern auch Realschüler profitieren von der<br />

frühen, mit dem 5. Jahrgang einsetzenden Differenzierung nach Schulformen. Am Ende <strong>des</strong><br />

10. Jahrgangs haben sie gegenüber gleich begabten Gesamtschülern „einen Wissensvorsprung von<br />

etwa zwei Schuljahren“. Gymnasiasten haben dann gegenüber gleichbegabten Gesamtschülern sogar<br />

einen Wissensvorsprung „von mehr als zwei Schuljahren“ (Köller/Baumert 1998). Dieser Abstand<br />

bleibt bis zum Ende <strong>des</strong> 13. Jahrgangs bestehen. Er entspricht der Differenz von zwei Notenstufen<br />

der in den Oberstufen von Gymnasien üblichen Zensierung (Köller/Baumert/Schnabel 1999).<br />

Auch zu diesem Projekt gibt es keinen alle wichtigen Ergebnisse zusammenfassenden Abschlussbericht.<br />

Der „für ein breiteres Publikum gedachte <strong>des</strong>kriptive Bericht über die schulischen Entwicklungsverläufe“<br />

wurde von Jürgen Baumert und Olaf Köller in „Pädagogik“ 6/1998 (S.13) bereits zum<br />

Jahresende 1998 angekündigt. Aber diese Zusammenfassung von BIJU-Befunden ist auch nach<br />

zehn Jahren <strong>im</strong>mer noch nicht veröffentlicht worden.<br />

Ergebnisse aus dem 4. Berichtsband zu PISA 2000-E (PISA 2000/06): Die „Vertiefenden Analysen<br />

zu PISA 2000“ (Baumert/Stanat/Watermann 2006) haben gezeigt: In etlichen Bun<strong>des</strong>ländern<br />

wurde die Hauptschule das Opfer der 1969 eingeleiteten Änderungen <strong>des</strong> Schulwesens. Das gilt<br />

nicht für jene Bun<strong>des</strong>länder, die am gegliederten Schulsystem strikt festgehalten haben: Bayern, Baden-Württemberg<br />

und in Grenzen Rheinland-Pfalz. Hier behielten die Hauptschulen (und die Realschulen)<br />

ihr hohes integratives Potential. „Das Resultat dieser Analysen ist eindeutig: Durch die Einführung<br />

und den Ausbau von Integrierten Gesamtschulen neben den Schulformen <strong>des</strong> gegliederten<br />

Systems entsteht eine Konkurrenzsituation, in der es nur Verlierer gibt.“ (Baumert u.a., 2006, S.168)<br />

Eine Koexistenz von integrativen Schulformen und Schulen <strong>des</strong> gegliederten Systems ist daher<br />

bildungspolitisch nicht mehr zu verantworten.<br />

Die „Vertiefenden Analysen“ haben weiterhin gezeigt: Schulformvergleiche sind offensichtlich das<br />

große Tabu der deutschen <strong>Bildungsforschung</strong> und der deutschen Bildungspolitik. Denn mit Hilfe der<br />

bereits verfügbaren PISA-Daten zum Mittelwert der sozialen Herkunft und zur „mittleren kognitiven<br />

Grundfähigkeit“ von jeweils etwa 30.000 Neuntklässlern hätten die bereits vorliegenden Erkenntnisse<br />

der <strong>Bildungsforschung</strong> zum höheren Fördereffekt <strong>des</strong> mit dem 5. Jahrgang einsetzenden, mehrgliedrigen<br />

Schulwesens ohne größeren Aufwand bestätigt, aktualisiert und breitenwirksam bekannt gemacht<br />

werden können. Das ist nicht geschehen.<br />

Es fehlen ausführlichere Untersuchungen zur Situation leistungsschwächerer Schüler.<br />

Frühere Untersuchungen haben – allemal vor 1984 - gezeigt: Auch die leistungsschwächeren Schüler<br />

können in den undifferenzierten 5. und 6. Jahrgängen sechsjähriger Grundschulen nicht ihren<br />

Möglichkeiten entsprechend gefördert werden. Hinzu kommt, dass sie dort durch den Bezugsgruppen-Effekt<br />

hohen psychischen Belastungen ausgesetzt sind, die ihren Altersgenossen an den<br />

Hauptschulen erspart bleiben. „Die Hauptschule hat eine selbstwertschützende Funktion.“(TIMSS<br />

1997) Mit den Daten <strong>des</strong> <strong>MPIB</strong>-<strong>Projekte</strong>s „BIJU“ sind solche Untersuchungen möglich. Eine sehr<br />

aufwendige <strong>MPIB</strong>-Studie zu der Frage, wie sich die Leistungen und das Selbstwertgefühl von leistungsstarken<br />

Schülern in leistungsstarken Gymnasialklassen entwickeln, gibt es bereits. Auch mit<br />

den Daten der etwa 10000 Schüler aus der Längsschnitt-Analyse PISA-E-Plus 2003 sind derartige<br />

Untersuchungen möglich.<br />

Weiterführende Überlegungen: Der mühsam errungene We<strong>im</strong>arer Schulkompromiss von 1920 hat<br />

sich als ein guter Kompromiss erwiesen. Kommentar eines ehemaligen Kultusministers zu den ab<br />

1969 eingeführten Änderungen in den Schulsystemen der Bun<strong>des</strong>länder: „Wenn wir damals schon<br />

gewusst hätten, was wir heute wissen, dann hätten wir das alles nicht gemacht.“

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