Essstörung und Körperbild - Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik ...
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Neurowissenschaftliche<br />
Forschung in der <strong>Psychosomatik</strong>:<br />
Essstörungen <strong>und</strong> unipolare<br />
Depression<br />
Dr. H. Mohr<br />
<strong>Klinik</strong>um der JWG-Universität Frankfurt am Main<br />
<strong>Klinik</strong> für <strong>Psychiatrie</strong>, <strong>Psychosomatik</strong> & Psychotherapie
Einleitung<br />
- Neue neurowissenschaftliche Methoden seit den 90er<br />
Jahren entwickelt – nichtinvasive Untersuchungen am<br />
Menschen möglich (TMS, fMRT, PET, MEG etc. ).<br />
- Forschungsfeld der Neurowissenschaften <strong>und</strong> der<br />
biologischen Psychologie erweiterte sich seit dieser Zeit<br />
enorm.<br />
- Deutliche Auswirkungen auf die Forschung <strong>und</strong><br />
Theoriebildung in <strong>Psychosomatik</strong> <strong>und</strong> Psychotherapie.
Einleitung<br />
Überblick<br />
- 1. Neurowissenschaftliche Methoden (EEG, MEG, PET,<br />
fMRT).<br />
- 2. Neurobiologische Bef<strong>und</strong>e zum Körperbild bei<br />
Essstörungen.<br />
- 3. Neurobiologische Wirkmechanismen der<br />
Psychotherapie bei der unipolaren Depression.
Neurowissenschaftliche<br />
Methoden: EEG<br />
- Das Elektroenzephalogramm (EEG) ist die elektrische<br />
Registrierung neuronaler Aktivität des menschlichen Kortex.<br />
- Hans Berger (1873-1941) leitete 1924 erstmals spontane elektrische<br />
Spannungsschwankungen an einem Probanden ab.<br />
- 1929 publizierte er erstmals die Bef<strong>und</strong>e Ȇber das<br />
Elektroenkephalogramm des Menschen«.
Neurowissenschaftliche<br />
Methoden: EEG<br />
Dipolstruktur des Neokortex<br />
Das EEG entsteht v. a. aus exzitatorischen postsynaptischen<br />
Potenzialen. Der Ort der EEG-Entstehung ist in den<br />
Dendriten von Schicht 1 <strong>und</strong> 2 zu suchen, wo die meisten<br />
unspezifischen thalamischen Afferenzen enden.<br />
Kortikale Pyramidenzellen stellen aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
anatomischen Lage mit einem langen apikalen Dendriten<br />
senkrecht zur<br />
Kortexoberfläche einen Dipol dar, der je<br />
nach den synaptischen Eingängen in oberflächlichen oder<br />
tiefen Schichten des Kortex unterschiedlich gepolt ist.
EEG<br />
Frequenzanalyse:<br />
- EEG-Signal wird über Zeitperioden in Frequenzbänder aufgeteilt <strong>und</strong><br />
deren Anteil am Signal ermittelt (z.b. fast-fourier-transformation).<br />
- Zu jeder Frequenz wir der Amplitudenwert dargestellt.<br />
Beispiel: Tallon-Baudry C, Bertrand O, Fischer C. (2001). Oscillatory synchrony between human<br />
extrastriate areas during visual short-term memory maintenance. J Neurosci.
Reading Senseless Sentences: Brain Potentials Reflect Semantic Incongruity<br />
Marta Kutas and Steven A. Hillyard, Science 1980
Auswertung:<br />
Neurowissenschaftliche<br />
Methoden: EEG<br />
- Ableitungsort EEG ≠ Entstehungsort, inverses Problem,<br />
eindeutige Berechnung der Quellen aus der<br />
Oberflächenableitung nicht möglich.<br />
- Schätzung der Quellen mithilfe von Dipolmodellen,<br />
Stromdichteverteilung wird anhand begrenzter Anzahl von<br />
Dipolen geschätzt (minimale Abweichung theoretisches<br />
Modell-empirisches) – Immer mehrere Lösungen.<br />
- Restriktion der Anzahl der Quellen durch paralleles<br />
funktionelle MRT.
Magnetenzephalographie<br />
MEG<br />
- Bewegung elektrischer Ladungen ruft ein Magnetfeld<br />
hervor.<br />
- Die magnetischen Feldlinien umgeben die<br />
Longitudinale Achse eines durch einen elektrischen<br />
Dipol hervorgerufenen Stroms.<br />
- Das Gehirn generiert daher auch schwache<br />
magnetische Felder,<br />
- die mit hochempfindlichen Detektoren,<br />
sog. SQUIDs (superconducting quantum interference<br />
device.) nachgewiesen werden können
Positronen- Emissions-<br />
Tomographie PET<br />
<br />
Radioaktiver Zerfall von Radionukliden (instabile<br />
Atomkerne z.B. 11 C) welche Positronen emittieren.<br />
<br />
Positronen zerfallen nach Vereinigung mit einem<br />
Elektron in 2 Photonen, welche in 180°-Richtung<br />
emittieren – Vernichtungsstrahl.<br />
<br />
Ringdetektoren erfassen Photonen.<br />
<br />
Räumliche Auflösung 3-6 mm
Neurowissenschaftliche<br />
Methoden: PET<br />
- Je nach verwendeten Radionuklid kann<br />
- der regionale zerbrale Blutfluss (rCBF, 15 O),<br />
- der Glucosemetabolismus ( 18 F-Deoxyglucose) oder<br />
auch<br />
- Neurotransmittersysteme (z.B. Dopamin) abgebildet<br />
werden.
Neurowissenschaftliche<br />
Methoden: fMRT<br />
- fMRT = funktionelle Magnteresonanztomographie<br />
- Bildgebendes Verfahren<br />
- Anhand Sauerstoffsättigung des Blutes Darstellung von<br />
neuronaler Aktivität mit guter räumlicher (2-3 mm) <strong>und</strong> a<br />
ausreichender zeitlicher Auflösung (Sek<strong>und</strong>enbereich).<br />
- Basiert auf starken Magnetfeld, 1.5 – 7<br />
Tesla
Funktionelles MRT<br />
- fMRT erfasst Magnetisierbarkeitsunterschiede/<br />
Suszeptibilitätsunterschiede, die durch lokale<br />
Durchblutungsänderungen verursacht werden.<br />
- Suszeptibilitätsveränderungen sind durch Verhältnis<br />
oxygenierten/desoxygenierten Hämoglobinkonzentration<br />
bestimmt
Funktionelles MRT<br />
<br />
Desoxygeniertes Hämoglobin (dHB) = paramagnetisch, führt<br />
zu lokalen Feldinhomogenitäten - Verringerung des MR-<br />
Signals (kürzere T 2* ).<br />
<br />
oxygeniertes Hämoglobin (HB) = schwach diamagnetische<br />
Eigenschaften, keinen Einfluss auf das MR-Signal.<br />
<br />
Schwankungen im Verhältnis zwischen dHB <strong>und</strong> HB führen<br />
zu Veränderungen im Bildkontrast (BOLD).
Funktionelles MRT<br />
<br />
Neuronale Aktivität - erhöhter Sauerstoffverbrauch.<br />
<br />
Erst initialer Anstieg des dHB, dadurch schneller,<br />
geringfügiger Abfall des MR-Signals („initial dip“).<br />
<br />
Danach entgegengesetzter Mechanismus: Zunahme des<br />
regionalen zerebralen Blutflusses <strong>und</strong> des damit<br />
umgesetzten Blutvolumens (Fox et al., 1986).
Funktionelles MRT<br />
<br />
Folge ist erhöhte Konzentration an diamagnetischem HB<br />
im Vergleich zu paramagnetischen dHB<br />
(Überkompensation Sauerstoffbedarfs).<br />
<br />
Dadurch nimmt die Magnetfeldinhomogenität ab.<br />
Verlangsamung der transversalen Relaxation, das Signal<br />
steigt im Vergleich zu einer Ruhephase an (ca. 4-6<br />
Sek<strong>und</strong>en nach Beginn der neuronalen Aktivität). Positiver<br />
BOLD- Effekt.
Statistische Auswertung<br />
<br />
.<br />
Voxels<br />
Scans Signalverlauf Modelzeitreihe<br />
eines
Statistische Auswertung<br />
<br />
Im GLM wird die abhängige Variable Y (Signalverlauf in<br />
einem Voxel) durch eine lineare Kombination der<br />
unabhängigen Variablen/Prädiktoren X.. <strong>und</strong> einen<br />
Fehlerwert ε erklärt:<br />
Y = X1iβ1i + X2iβ2i + εi<br />
<br />
β unbekannte Parameter, welche geschätzt werden.
Statistische Auswertung fMRT<br />
- die Parameter β werden mit Hilfe der Methode der minimalen<br />
Summe der Quadrate der Abweichungen geschätzt β^, , um<br />
eine möglichst gute Anpassung (oder einen guten „Fit“) des<br />
Modells an die Daten zu bekommen.
Statistische Auswertung<br />
<br />
T = β^1 –<br />
^1 –<br />
β^2<br />
^2 / SD β^1 β<br />
–<br />
^1 –<br />
β^2<br />
<br />
T ist die t-verteilte Prüfgröße<br />
<br />
Über einem bestimmten Signifikanzlevel liegende Voxel<br />
werden farbig markiert.
Körperbild bei Essstörungen<br />
- Störung des Körperbildes ist ein diagnostisches<br />
Kriterium der Anorexia nervosa <strong>und</strong> der Bulimia nervosa.
Diagnostische Kriterien<br />
Anorexia<br />
- Selbst herbeigeführter Gewichtsverlust:<br />
a.Vermeidung von hochkalorischen Speisen; <strong>und</strong><br />
eine oder mehrere der folgenden Möglichkeiten:<br />
b. selbst induziertes Erbrechen; c. selbst<br />
induziertes Abführen; d. übertriebene körperliche<br />
Aktivität; e. Gebrauch von Appetitzüglern<br />
<strong>und</strong>/oder Diuretika.<br />
- Selbstwahrnehmung als „zu fett“ verb<strong>und</strong>en mit einer sich<br />
aufdrängenden Furcht, zu dick zu werden (ICD-10)
Diagnostische Kriterien<br />
Anorexia<br />
- Es wird eine sehr niedrige Gewichtsschwelle fest<br />
gelegt<br />
Es liegt eine Unterernährung unterschiedlichen<br />
Schweregrades vor, Body-Mass-Index <<br />
17,5kg/m²
Diagnostische Kriterien<br />
Anorexia<br />
Untertypen:<br />
F 50.00 Anorexia ohne aktive Maßnahmen zur<br />
Gewichtsabnahme (Erbrechen, Abführen etc.) -<br />
dazugehörige Begriffe: Asketische Form der Anorexia<br />
nervosa, passive Form der Anorexia nervosa, restriktive<br />
Form der Anorexia nervosa.<br />
F 50.01 Anorexia mit aktiven Maßnahmen zur<br />
Gewichtsabnahme (Erbrechen, Abführen, etc. u.U. in<br />
Verbindung mit Heißhungerattacken) - dazugehörige<br />
Begriffe: Aktive Form der Anorexia nervosa, bulimische<br />
Form der Anorexia nervosa.
Erkrankungsfolgen<br />
- Die Folgen der Magersucht sind<br />
u.a.Unterernährung, Muskelschw<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Mangelernährung. Langzeitfolgen Osteoporose<br />
<strong>und</strong> Unfruchtbarkeit.<br />
- 5 bis 15 % der Betroffenen sterben, inklusive<br />
Suizid.
Diagnostische Kriterien Bulimia<br />
- Eine andauernde Beschäftigung mit Essen,<br />
unwiderstehliche Gier nach Nahrungsmitteln;<br />
Eßattacken, bei denen große Mengen Nahrung in sehr<br />
kurzer Zeit konsumiert werden.<br />
- Versuch dem dickmachenden Effekt der Nahrung<br />
entgegenzusteuern: selbstinduziertes Erbrechen,<br />
Mißbrauch von Abführmitteln, zeitweilige<br />
Hungerperioden, Gebrauch von Appetitzüglern,<br />
Schilddrüsenpräparaten oder Diuretika.
Diagnostische Kriterien Bulimia<br />
- Wenn die Bulimie bei Diabetikerinnen auftritt, kann es zu<br />
einer Vernachlässigung der Insulinbehandlung kommen.<br />
- Selbstwahrnehmung als „zu fett“ verb<strong>und</strong>en mit einer sich<br />
aufdrängenden Furcht, zu dick zu werden (ICD-10)
Folgen<br />
- Störungen des Elektrolyt-Stoffwechsels,<br />
Entzündungen der Speiseröhre, Zahnschäden<br />
sowie Mangelerscheinungen.<br />
- Gestörter Elektrolythaushalt -<br />
Herzrhytmusstörungen.
Körperbild bei Essstörungen<br />
- Mit Störung des Körperbildes sind prognostischer<br />
Implikationen verb<strong>und</strong>en: ein dauerhaft <strong>und</strong> deutlich<br />
verändertes Körperbild geht einher mit einer ungünstigen<br />
Prognose (Lay & Schmidt, 1999).
Körperbild bei Essstörungen<br />
- Mindestens zwei Komponenten des Körperbildes:<br />
Einschätzung der Körperproportionen <strong>und</strong><br />
emotionale Bewertung des eigenen Körpers<br />
(Slade, 1988).<br />
- Kontroverse: liegt bei AN BN eine Veränderung<br />
in Körperwahrnehmung oder der Bewertung vor
Körperbild bei Essstörungen<br />
- In der emotionalen Bewertung des eigenen Körpers<br />
zeigen sich stärkere Effekte zwischen Essgestörten <strong>und</strong><br />
normalen Probanden im Vergleich zur Einschätzung der<br />
Körperproportionen (Skrzypek, Wehmeier <strong>und</strong><br />
Remschmidt, 2001).<br />
- Allerdings: Subgruppen anorektischer Probanden(Probst<br />
et al., 1998, 30%), welche ihre Körperproportionen<br />
überschätzten. Subgruppe hatte eine schlechtere<br />
Prognose.
Körperbild bei Essstörungen<br />
- Neurobiologische Gr<strong>und</strong>lagen: Bisher nur wenige<br />
Studien durchgeführt.<br />
- Seeger et al. (2002): stärkere Aktivierung Gyrus<br />
fusiformis <strong>und</strong> Amygdala, wenn AN anatomisch<br />
verzerrte Bilder des eigenen Körper betrachteten im<br />
Vergleich zu KG.<br />
Interpretation: verstärkte Aktivierung angstbezogener<br />
Schaltkreise.<br />
- N = 4!
Körperbild bei Essstörungen<br />
- Uher et al., (2006) mit AN & BN.<br />
- AN & BN hatten u.a. geringere Aktivität im<br />
posterioren Parietalkortex (BA 40) <strong>und</strong> in dem<br />
lateralen Occipitotemporalen Kortex (EBA).
Probanden (AN, BN<br />
<strong>und</strong> KG) betrachteten<br />
Bilder passiv, nach<br />
Messung Einschätzung<br />
Hinsichtlich Aversivität.<br />
AN <strong>und</strong> BN beurteilten<br />
alle Bilder aversiver als<br />
KG
fMRI <strong>und</strong> Körperbild
Körperbild bei Essstörungen<br />
- Bisherige fMRT-Studien BN <strong>und</strong> Körperbild methodisch<br />
sehr heterogen; keine Unterscheidung der<br />
beiden Aspekte Bewertung <strong>und</strong> Wahrnehmung.<br />
- In den von uns durchgeführten Studien wurden beide<br />
Komponenten des Körperbildes mittels Verhaltensdaten<br />
<strong>und</strong> fMRT bei AN & BN untersucht (Mohr et al., 2009).
Körperbild bei Essstörungen<br />
- Aufgabe Perc: : Bild des eigenen Körpers, in 1%-Schritten<br />
vergrößert oder verkleinert.<br />
Auf Skala von -2 bis +2 Einschätzen, wie gut das<br />
dargebotene Bild mit ihrem realen Körper übereinstimmt<br />
(-2 = überhaupt nicht bis +2 = optimale<br />
Übereinstimmung).<br />
- Aufgabe Sat: : Gleiche Bilder wie in Bedingung 1.<br />
Auf Skala von -2 bis +2 bewerten, wie gut das<br />
dargebotene Bild mit idealem Körperbild übereinstimmt (-<br />
2 = überhaupt nicht bis +2 = optimale Übereinstimmung).
Methoden<br />
-10% +10%
Ergebnisse<br />
Verhaltensdaten<br />
BN (gestrichelte Linie); KG (durchgezogene Linie)
Ergebnisse fMRT<br />
Kontrast BN (gestrichelte Linie) vs. KG (durchgezogene Linie), p < .001,<br />
cluster-size treshold > 15 Voxel
Ergebnisse fMRT<br />
2-fach Interaktion Gruppe (BN vs. KG) × level (thin, about actual, thick),<br />
p < .001, cluster-size treshold > 15 Voxel
Ergebnisse fMRT<br />
3-fach Interaktion<br />
Gruppe (BN vs. KG) × level (thin vs about<br />
actual vs thick) × Aufgabe (sat vs perc),<br />
p < .001, cluster-size treshold > 15 Voxel
Körperbild bei Essstörungen<br />
- Die Einschätzung der Körperproportionen lässt sich von<br />
der emotionalen Bewertung des eigenen Körpers sowohl<br />
in Verhaltensdaten wie anhand der neurobiologischen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen trennen.<br />
- BN bewerten dünne Bilder positiver im Vergleich zu KG - Aktivierungsmuster in der anterioren Insel <strong>und</strong> im<br />
medialen PFK kovariieren mit Bewertung (siehe auch Mohr et al., 2009).<br />
- Insula integriert vermutlich selbstbezogene emotionale & interozeptive Information mit erwarteter Belohnung<br />
(Craig, 2009).<br />
- BN nehmen sich als dicker wahr –<br />
Neuronen in der EBA sind wahrscheinlich sensitiv für Veränderung der Körpergröße (Aleong & Paus, 2010), aber<br />
EBA-Aktivierung differenziert bei BN nicht für Veränderung der Körpergröße.<br />
- Der mittlere laterale PFK <strong>und</strong> der PPC wird generell bei BN in geringeren Umfang rekrutiert, könnte auf eine<br />
reduzierte räumliche Manipulationskapazität hinweisen.
Körperbild bei Essstörungen<br />
- Implikationen für psychotherapeutische Interventionen<br />
Bef<strong>und</strong>e unterstreichen die Bedeutung von<br />
Expositionsverfahren in der Verhaltenstherapie, welche<br />
beide Körperbildkomponenten betreffen.
Vocks et al., 2005, Körperexposition <strong>und</strong> emotionale Bewertung
Vocks et al., 2005, Körperexposition <strong>und</strong> Körperwahrnehmung
Wahrnehmungsverzerrung<br />
als visueller Nacheffekt<br />
- Bef<strong>und</strong>e unterstützen bisherige Ergebnisse einer<br />
Wahrnehmungsverzerrung bei Essstörungen.<br />
- Bisher existiert kein neuro-kognitives Modell, welches<br />
Zustandekommen der Wahrnehmungsverzerrung erklärt.<br />
- Psychophysik: visuelle Nacheffekte bekannt, welche<br />
Wahrnehmung auch über längeren Zeitraum verzerren können.<br />
• Beispiele Tilt-After-Effekt, Bewegungsnacheffekt, Farb-Nacheffekt, Gesichter-<br />
Nacheffekte.
Wahrnehmungsverzerrung<br />
als visueller Nacheffekt<br />
<br />
Neuronale Gr<strong>und</strong>lage der<br />
visuellen Nacheffekte:<br />
• verschiedene Modelle der<br />
neuronalen Adaptation von<br />
inhaltsspezifischen Neuronen in<br />
visuellen Arealen, hier am<br />
Beispiel des Tilt-After-Effekts (Liu<br />
Larsson & Carrasco, 2007).
AN: Selektive Aufmerksamkeitslenkung auf emotional hochrelevante Reize,<br />
„thinspirations“ könnte Verschiebung des Antwortverhaltens von körperselektiven<br />
Neuronen in der EBA/FBA bewirken.
- Visuelle/neuronale<br />
Adaptation als Ursache<br />
der<br />
Körperbildveränderung<br />
bei Essstörungen<br />
- Bei ges<strong>und</strong>en Probanden gelang<br />
es unserer Arbeitsgruppe, über<br />
visuelle Adaptation eine<br />
Körperbildstörung künstlich zu<br />
induzieren –<br />
- ein Modell für<br />
Körperbildstörung für<br />
Essstörungen
Neurobiologie, Psychotherapie &<br />
unipolare Depression<br />
- Kognitive Verhaltenstherapie ist ein Psychotherapie-<br />
verfahren, welches auf den Ergebnissen der<br />
experimentellen Psychologie basiert.<br />
- Das therapeutische Vorgehen umfaßt neben Verfahren,<br />
die auf Lerntheorie beruhen (operantes <strong>und</strong> klassisches<br />
Konditionieren) Methoden der kognitiven Umstrukurierung<br />
<strong>und</strong> Selbstregulation.
Neurobiologie, Psychotherapie &<br />
unipolare Depression<br />
- "Es sind nicht die Dinge, die uns unglücklich machen, es<br />
ist unsere Sicht der Dinge." (Epiktet, 83 n. Chr.).<br />
- Kognitive Verfahren: Beck (1992) Depression<br />
gekennzeichnet durch kognitiven Triade:<br />
- Negative Selbstwahrnehmung<br />
- Negative Sicht der Welt<br />
- Eingeengte Sicht auf die Zukunft
Neurobiologie der<br />
Psychotherapie<br />
- Ursache für diese Sicht sind dysfunktionale, in Kindheit<br />
erlernte <strong>und</strong> durch belastendende Lebensereignisse<br />
wieder aufgerufenene Denkschemata.<br />
- Dysfunktionale Denkschemata beinhalten logische<br />
Fehler <strong>und</strong> führen zu negativen automatischen<br />
Gedanken.
Neurobiologie, Psychotherapie &<br />
unipolare Depression<br />
- Therapeutische Interventionen beinhalten ein<br />
Hinterfragen <strong>und</strong> Disputieren der Annahmen des<br />
Patienten durch logische Analyse, empirische &<br />
pragmatische Überprüfung.
Neurobiologie, Psychotherapie &<br />
unipolare Depression<br />
- “Rethinking“<br />
Feelings: An fMRI Study of the Cognitive<br />
Regulation of Emotion” (Ochsner et al., 2002.)<br />
- Probanden sahen für 4 Sek<strong>und</strong>en negative oder neutrale<br />
Bilder (IAPS).<br />
- Sie sollten entweder die Aufmerksamkeit auf das Bild<br />
richten oder den emotionalen Gehalt umbewerten.<br />
- Nach dem Verschwinden des Bildes sollten Probanden<br />
die Intensität ihrer negativen Emotion auf Skala von 1-4<br />
einschätzen.
Kognitive Umbewertung<br />
reduziert negative Affekte
Neurobiologie, Psychotherapie &<br />
unipolare Depression<br />
- „These findings support the hypothesis that prefrontal<br />
cortex is involved in constructing reappraisal strategies<br />
that can modulate activity in multiple emotion-processing<br />
systems.“ (Ochsner et al., 2002).
Neurobiologie der<br />
Psychotherapie<br />
- Unipolare Depressionen sind eine der<br />
häufigsten psychischen Störungen,<br />
Lebenszeitprävalenz bei 17%.<br />
- Häufige Rückfälle bei unipolaren<br />
Depressionen, Leitlinienbehandlung<br />
andtidepressive Medikation <strong>und</strong><br />
Psychotherapie.
Neurobiologie der<br />
Psychotherapie<br />
- Antidepressive Medikation: MAO-Hemmer,<br />
trizyklische Antidepressiva, selektive<br />
Serotonin- <strong>und</strong> Noradrenalin-<br />
Wiederaufnahmehemmer (SSRI, SNRI).<br />
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine<br />
gut untersuchte Intervention bei unipolaren<br />
Depressionen.
Neurobiologie der<br />
Psychotherapie<br />
- KVT: Im Zentrum stehen Aktivitätsaufbau,<br />
Umstrukturierung dysfunktionaler<br />
Kognitionen <strong>und</strong> Änderung malaptiver<br />
Informationsverarbeitung verb<strong>und</strong>en mit<br />
der Veränderung problematischer<br />
zwischenmenschlicher Interaktionsmuster.<br />
- KVT hat vergleichbare Kurzzeiteffekte wie<br />
antidepressive Medikation <strong>und</strong> bessere<br />
Langzeiteffekte.
Neurobiologie der<br />
Psychotherapie
Neurobiologie der<br />
Psychotherapie
Neurobiologie, Psychotherapie &<br />
unipolare Depression<br />
- Depression: Bisherige fMRI-Bef<strong>und</strong>e weisen auf eine<br />
- Hyperaktivität limbischer Regionen während der<br />
Konfrontation mit negativen emotionalen Stimuli bei<br />
depressiven Patienten (z.B. Kessler et al., 2011) in<br />
Kombination mit einer<br />
- Hypoaktivität DLPFC während Aufgaben der kognitven<br />
Kontrolle im Kontrast zu ges<strong>und</strong>en Kontrollen hin (Erk et<br />
al., 2010).
Kessler et al.<br />
(2011).<br />
Sätze zu zentralen<br />
Beziehungskonflikten<br />
(OPD) oder<br />
Neutrale über Straßen-<br />
Verkehr .<br />
Interaktionsanalyse,<br />
u.a. Amygdala stärker<br />
bei depr. Pat. für OPD<br />
-Sätze aktiviert.
KVT <strong>und</strong> fMRI:<br />
Bef<strong>und</strong>e von DeRubeis et al. (2008) demonstrierten, dass sich Aktivierungs-<br />
Profil der Depression nach KVT normalisierte.
Fu et al. (2004) demonstrierten, dass die Hyperaktivität limbischer<br />
Regionen (z.B. linke Amygdala) auf negative emotionale Reize durch<br />
SSRI (Fluoxetin 20 mg) nach 8 Wochen abgemildert wurde.
Hypothetisches Modell der neurobiologische Wirkfaktoren von KVT vs. Medikation<br />
(DeRubeis et al., 2008). Durch KVT erhält PFC vermehrte inhibitorische Kontrolle<br />
über Amygdala – ADM reduziert Amygdala-Aktivität direkt.
Neurobiologie, Psychotherapie &<br />
unipolare Depression<br />
- Neurobiologische Unterschiede in den<br />
Wirkmechanismen der Richtlinienpsychotherapie<br />
- KVT <strong>und</strong> Psychoanalyse unterscheiden sich<br />
erheblich im Vorgehen <strong>und</strong> den vermutlichen<br />
Wirkfaktoren.<br />
- Ressourcenaktivierung, Problembewältigung,<br />
Problemaktualisierung, & motivationale Klärung<br />
(Grawe, 1994).