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Gewalt gegen Kinder und untereinander. Ohne Erziehung gibt es keine Zukunft

Die Gewalt und insbesondere die Bereitschaft dazu, Gewalt auch anzuwenden oder als Druckmittel zu benutzen, steigt unter den Kindern und Jugendlichen stetig. Das ist sehr bedrohlich, denn diese Gewaltverharmlosung kommt nicht aus dem Nichts, sondern sie folgt auf das Verhalten der eigenen Eltern oder der Familie. Das Ende der Zunahme solcher Gewaltverharmlosung und -bereitschaft und das Einfuhren der Kinder in normale Konfliktlösungen muss ein Ziel unserer Gesellschaft sein.

Die Gewalt und insbesondere die Bereitschaft dazu, Gewalt auch anzuwenden oder als Druckmittel zu benutzen, steigt unter den Kindern und Jugendlichen stetig. Das ist sehr bedrohlich, denn diese Gewaltverharmlosung kommt nicht aus dem Nichts, sondern sie folgt auf das Verhalten der eigenen Eltern oder der Familie. Das Ende der Zunahme solcher Gewaltverharmlosung und -bereitschaft und das Einfuhren der Kinder in normale Konfliktlösungen muss ein Ziel unserer Gesellschaft sein.

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<strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>untereinander</strong><br />

<strong>Ohne</strong> <strong>Erziehung</strong><br />

<strong>gibt</strong> <strong>es</strong> <strong>keine</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

Die GewaJt"<strong>und</strong> insb<strong>es</strong>ondere die Bereitschaft dazu, <strong>Gewalt</strong> auch<br />

anzuwenden oder als DruckmitteJ zu benutzen, steigt unter<br />

den Kindem <strong>und</strong> Jugendlichen stetig. Oas ist sehr bedrohlich, denn<br />

di<strong>es</strong>e <strong>Gewalt</strong>verharmlosung kommt nicht aus dem Nichts,<br />

sondern sie folgt auF das Verhalten der eigenen Eltern oder<br />

der Familie. Oas Ende der Zunahme solcher <strong>Gewalt</strong>verharmlosung<br />

<strong>und</strong> -bereitschaft <strong>und</strong> das Einfuhren der <strong>Kinder</strong> in normaJe<br />

Konfliktl6sungen muss ein Ziel unserer G<strong>es</strong>ellschaft sein.<br />

Von Dr. Michael Popovic<br />

aoeo<br />

e V" ' yd. y . kln comlo


THEMEN<br />

••<br />

schwimmen. Die Wirklichkeit, das tatsachliche<br />

Erfahren lind Begreifen, findet<br />

flief3ende Obergange zu den virtuellen Welten<br />

von Telematiktraumen <strong>und</strong> -trallmen.<br />

. Orientierungslos<strong>es</strong> Wirrwar<br />

Wie sollen sich unsere <strong>Kinder</strong> bei. di<strong>es</strong>en<br />

sich verwischenden oder aufgehobenen<br />

Grenzen orientieren In einer Initiative gegeli<br />

<strong>Gewalt</strong>darstellllngen in den Medien hat<br />

die "Vereinigung leitender <strong>Kinder</strong>arzte lind<br />

<strong>Kinder</strong>chimrgen Delltschlands" 1998 ein<br />

konne. Gefahrdend sei auch die <strong>Gewalt</strong>verherrlichllng<br />

<strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>pornographie. Eigentlich<br />

musste <strong>es</strong> doch hinlanglich bekannt<br />

sein, class solche (virtuellen) DaI'stellllngen<br />

nicht nur Angst machen, verunsichern<br />

<strong>und</strong> Ekel erregen, sondern dass auch<br />

Nachahmllngseffekte mlsgelost werden.<br />

W<strong>es</strong>entlich ist, wie unsere G<strong>es</strong>ellschaft<br />

den <strong>Kinder</strong>n <strong>gegen</strong>iibertritt: <strong>Kinder</strong>, die laglich<br />

Gewah im Elternhalls <strong>und</strong> in den Medien<br />

erleben, verstehen <strong>es</strong> nur schwer, dass sie<br />

ihre Probleme allch anders losen konnen.<br />

Schranken- <strong>und</strong> orientierungs los, die Men-<br />

wenige Jugendliche Zll einer bedrohlichen<br />

ZlIkunft ohne Perspektive, voller Neid,<br />

Angst, Krankung <strong>und</strong> Verletzung <strong>und</strong> ohne<br />

positiv b<strong>es</strong>etzte Vorbilder. Wir konnen nur<br />

etwas da<strong>gegen</strong> machen, wenn wir Ioei 1I1lS<br />

selbst <strong>und</strong> in der G<strong>es</strong>ellschaft die Verha'ltensweisen<br />

herausfinden, die die Gr<strong>und</strong>lage<br />

fiir die Entstehung von Angst, Krankllng<br />

lind Verletzung sind.<br />

. Grenzen setzen<br />

Eltem mlissen wieder lernen, Probleme<br />

Zl\ bewiHtigen, selbst positiv<strong>es</strong> Beispiel zu<br />

geben lind Killdem Grenzen Zll setzen.<br />

Allffallig gewordene <strong>Kinder</strong> kommen<br />

iiberdurcbschnittlieh haufig aus Problemfami'lien,<br />

die auf Gr<strong>und</strong> eigener Lebens<strong>und</strong><br />

Sozialisationserfahrung soziale AusgrenzlIng<br />

<strong>und</strong> personliche Perspeklivlosigkeit<br />

erlebt haben. Gerade di<strong>es</strong>e Familien<br />

vermeiden <strong>Erziehung</strong>sverantwortung, entwickeln<br />

eine llnbewussste 'SolidaritiH mit<br />

dem Fehlverhalten ihrer <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> verteidigen<br />

sie in Situation en, in denen statt d<strong>es</strong>sen<br />

halte Erziehllngsarbeit notig ware.<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die <strong>keine</strong> Bindung,<br />

kein Vertrauen <strong>und</strong> <strong>keine</strong> Zuneiglmg<br />

bekommen, haben e~ sehwerer, Anerken­<br />

Ilung <strong>und</strong> f:rfolge zu erzielen, 'sie haben eine<br />

geringere Frustrationstoleranz. Viele<br />

wollen aus di<strong>es</strong>em Krei~lauf ausbrechen<br />

lind versuchen durch Grenziiberschreitungen<br />

auf sich aufmerksam Zij machen .<br />

• Die Opfer von g<strong>es</strong>tern<br />

~<br />

<strong>Kinder</strong> weinen oft im Stillen, weil sle <strong>es</strong> sich sonst nicht trauen. Sie wollen erwachsen sein.<br />

Verbol von detaillielten Gewa'Jt- <strong>und</strong> Totungsdarstellungen<br />

illl Femsehen gefordert.<br />

Es vergehe kein Tag, "ohne dass brutal zusall1l11eng<strong>es</strong>chIagen,<br />

erstochen lind eFsch0ssen<br />

wird <strong>und</strong> die <strong>Kinder</strong> di<strong>es</strong> dank sHindig<br />

verb<strong>es</strong>serter Aufnalunetechnik aus niiehster<br />

Nahe, vergl'o13ert <strong>und</strong> farbig miterleben<br />

konnen". Die "<strong>Kinder</strong>sehutzzentren in<br />

Deutschland" erklarten am 10.12.1999:<br />

"<strong>Kinder</strong>schutz beginnt am Computer", da<br />

unbeaufsiehtigt<strong>es</strong> Surfen in Internet zur<br />

Verunsieherung <strong>und</strong> Angstigung ftihren<br />

schenwurde nicht selten missachtend, ist<br />

nicht nur unsere sich wahnsinnig dynamisch<br />

entwickelnde Informations- 'lind<br />

Kommunikationsg<strong>es</strong>ellschaft.<br />

• Neue Armut bringt Probleme<br />

Und damit sind wir bei eillem weiterell<br />

Problem, der "neuen Armllt". Die zllnehmellde<br />

<strong>und</strong> zu Recht als bedrohlichempf<strong>und</strong>ene<br />

Arbeitslosigkeit, die die Elterngeneration<br />

bedrockt, entwiekelt sich fUr nieht<br />

"Tater sind meist Opfer von g<strong>es</strong>tem", so<br />

schrieb die Frallkfurter Allgemeine Zeitung.<br />

Korperliche <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong><br />

Vernachlassigung sind in der Regel <strong>keine</strong><br />

einmaligen Vorkommnisse, sondern AlIsdruck<br />

von Problem en <strong>und</strong> Belastllngen in<br />

der Familie. "Wenn wir Kindem helfen<br />

wollen, mussen wir zunachst verslIehen, die<br />

Hintergriinde zu verstehen, warum Eltern<br />

ihre <strong>Kinder</strong> vemaehlassigen oder korperlich<br />

misshandeln", so Lisa Cemy vom Jugendamt<br />

Koln.<br />

Aueh werden viele <strong>Kinder</strong>, die an schweren<br />

seelischen Storungen leiden, viel zu spat<br />

facharztlich oder fachtherapeutisch betreut<br />

<strong>und</strong> vetsorgt. Di<strong>es</strong> gilt ganz b<strong>es</strong>onders fur<br />

<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendiiehe, die an manif<strong>es</strong>ten<br />

Storungen d<strong>es</strong> Sozialverhaltens (wie Kontaktstorungen<br />

oder Aggr<strong>es</strong>sionsausbriichen)<br />

oder an so genannten stillen seelischen<br />

Stornngen leiden, die sich meist in Depr<strong>es</strong>sionen<br />

lind Angsten aul3ern.<br />

Prof. Dr. Dr. H. Remschmjdt, Marburg,<br />

hat in einer international vergleichenden<br />

Untersllchung t<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>tellt, das psychische<br />

Auffalligkeiten unter Schiilern zwischen ~<br />

I 22 medlzin heute<br />

3/ 2001


THEMEN<br />

•••<br />

acht Prozent <strong>und</strong> 2 1 Prozcnt schwankcn mit<br />

Betonung stad tischer Rcgionen.<br />

Obwohl bei einer Untersuehung nordh<strong>es</strong>sischer<br />

SchUlcr die Auffdlligkeitsrate<br />

12,7 Prozcnl belrug, befanden sieh nur 3,3<br />

Prozcnt def 3uff

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