6_1_4 Birdlife Merkblatt 3 - Trockenmauern.pdf - heckenprojekt.ch
6_1_4 Birdlife Merkblatt 3 - Trockenmauern.pdf - heckenprojekt.ch
6_1_4 Birdlife Merkblatt 3 - Trockenmauern.pdf - heckenprojekt.ch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
S<strong>ch</strong>weizer Vogels<strong>ch</strong>utz SVS/BirdLife S<strong>ch</strong>weiz<br />
Wiedingstr. 78 Postfa<strong>ch</strong> 8036 Züri<strong>ch</strong><br />
Tel. 044 457 70 20 Fax 044 457 70 30<br />
svs@birdlife.<strong>ch</strong> www.birdlife.<strong>ch</strong> PC 80-69351-6<br />
Kleinstrukturen-Praxismerkblatt 3<br />
<strong>Trockenmauern</strong><br />
<strong>Trockenmauern</strong> sind als freistehende Weidemauern oder Stützmauern in gewissen Regionen<br />
typis<strong>ch</strong>e Lands<strong>ch</strong>aftselemente. Das Bauen von <strong>Trockenmauern</strong> brau<strong>ch</strong>t handwerkli<strong>ch</strong>es Ges<strong>ch</strong>ick,<br />
Erfahrung und zumindest zu Beginn kompente Beratung sowie Zeit und Steine. Umfassende<br />
Bauanleitungen finden si<strong>ch</strong> in der Publikation der Stiftung Umwelt-Einsatz S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Reptilien, Insekten, Spinnen und S<strong>ch</strong>necken, aber au<strong>ch</strong> Pflanzen besiedeln <strong>Trockenmauern</strong>.<br />
Standort: Am besten eignen si<strong>ch</strong> südexponierte Hanglagen, wertvoll sind aber au<strong>ch</strong> andere Expositionen<br />
von West bis Ost.<br />
Material: Steine unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Form und Grösse, die bevorzugt aus der näheren Region stammen.<br />
Aufbau: Eine Trockenmauer setzt si<strong>ch</strong> aus fünf Steintypen zusammen (Bild 1). Fundamentsteine (1) sind<br />
mögli<strong>ch</strong>st gross, fla<strong>ch</strong> und solid, denn sie tragen das gesamte Gewi<strong>ch</strong>t der Mauer. Aufgebaut wird die Mauer<br />
aus Bausteinen (2), die keine Spitzen und mindestens eine fla<strong>ch</strong>e Seite aufweisen sollten. Kleinere Steine<br />
dienen als Füllsteine (3) und können bei Bedarf Bausteinen unterlegt werden. Binder (4) - lange Steine,<br />
wel<strong>ch</strong>e die beiden Wände verbinden - gewährleisten die Stabilität der Mauer. Zu oberst werden Decksteine<br />
(5) gelegt oder gesetzt.<br />
Die Masse der Trockenmauer ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den vorhandenen<br />
Steinen, der gewüns<strong>ch</strong>ten Funktion sowie dem ortstypis<strong>ch</strong>en Baustil.<br />
Als Faustregel gilt, dass eine Mauer doppelt so ho<strong>ch</strong> gebaut<br />
wird, wie das Fundament breit ist. Zwei A-Rahmen (Bild 2), wel<strong>ch</strong>e<br />
das Profil der Mauer zeigen und zwis<strong>ch</strong>en denen Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nüre gespannt<br />
werden, sind notwendige Hilfsmittel.<br />
Beim Trockenmauerbau sind fünf Grundregeln zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />
(A) Die Steine sind so zu setzen, dass jeder Stein seine beiden Na<strong>ch</strong>barsteine<br />
berührt, denn Lücken gefährden die Stabilität.<br />
(B) Die Steine sind versetzt zu platzieren, damit keine Stossfugen<br />
entstehen, die über mehrere S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten laufen. Ein Stein ist also auf<br />
zwei Steine zu setzen und zwei auf einen.<br />
(C) Füllsteine sind sorgfältig einzeln und mögli<strong>ch</strong>st kompakt in die Hohlräume zwis<strong>ch</strong>en den Bausteinen zu<br />
platzieren.<br />
(D) Die Oberflä<strong>ch</strong>e der Mauersteine muss immer lei<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> innen geneigt sein.<br />
(E) Mit einer Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nur ist stetig zu überprüfen, dass die Mauer gerade gebaut wird. Mauern bis 1,3 m<br />
können einwandig, höhere sollten doppelwandig gebaut werden.<br />
Im Folgenden wird der Aufbau einer gut 1 m hohen, doppelwandigen, freistehenden Weidemauer bes<strong>ch</strong>rieben.<br />
Für die Stabilität der Mauer empfiehlt si<strong>ch</strong> bei wei<strong>ch</strong>em Boden Grasnarbe und Humus 15 cm tief<br />
abzugraben (Bild 2). Die A-Rahmen sind maximal 10 m voneinander zu platzieren und dazwis<strong>ch</strong>en helfen<br />
einges<strong>ch</strong>lagene Eisenstangen, die Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nüre, die 15 cm oberhalb der Bodenoberflä<strong>ch</strong>e gezogen werden,<br />
zu spannen. Dana<strong>ch</strong> wird das Fundament aus mögli<strong>ch</strong>st einheitli<strong>ch</strong>en, grossen und fla<strong>ch</strong>en Steinen gelegt<br />
(Bild 3). Jeder einzelne Stein ist zu stabilisieren, so dass man darüber gehen kann, ohne dass si<strong>ch</strong> ein Stein<br />
bewegt. Na<strong>ch</strong> Vollendung des Fundaments können die Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nüre 15 cm na<strong>ch</strong> oben vers<strong>ch</strong>oben und<br />
die erste S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t gebaut werden (Bild 4). Die Steine sind mit ihrer Längsseite in die Mauer hinein zu legen,<br />
so dass ihre Aussenflä<strong>ch</strong>en mit dem Profil der Mauer übereinstimmt. Jeder Stein muss so fest sitzen, dass<br />
er ni<strong>ch</strong>t mehr wackelt, und übereinanderliegende Stossfugen sind zu vermeiden. Das Innere der Mauer ist<br />
sorgfältig mit Füllsteinen aufzufüllen. So geht es S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t um S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t. Da<br />
si<strong>ch</strong> die Mauer gegen oben verjüngt, sind grössere Steine in den unteren<br />
S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten zu platzieren. Die für die Stabilität der Mauer wi<strong>ch</strong>tigen<br />
Binder werden rund 50 cm über dem Fundament eingebaut (Bild 4). Pro<br />
Laufmeter sollte ein Binder platziert werden, der idealerweise auf beiden<br />
Seiten 5 cm aus der Mauer ragt. Au<strong>ch</strong> hier gilt: Wackeln verboten!<br />
Alle Abbildungen (wo ni<strong>ch</strong>t anders vermerkt): Stiftung Umwelt-Einsatz S<strong>ch</strong>weiz
Hat die Mauer die gewüns<strong>ch</strong>te Höhe errei<strong>ch</strong>t, gilt es, die oberste S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t<br />
auszuebnen, dass darauf die Decksteine gesetzt werden können (Bild 5). Die<br />
ersten Decksteine sind im Abstand von 5 m zu setzen (Bild 6). Dazwis<strong>ch</strong>en<br />
ist eine Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nur zu spannen, damit der Abs<strong>ch</strong>luss der Mauer parallel zur<br />
obersten Steins<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t erfolgt. Die Decksteine sind mögli<strong>ch</strong>st senkre<strong>ch</strong>t zu<br />
stellen, so dass sie die Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nur fast berühren. Die Decksteine müssen<br />
mit spitzen Steinen sorgfältig verkeilt werden, damit sie ni<strong>ch</strong>t mehr bewegt<br />
werden können. Die Decksteine dürfen nur bis einen Meter an den Maueranfang<br />
bzw. -ende verkeilt werden, da sonst der Mauerkopf auseinander getrieben würde.<br />
In einer S<strong>ch</strong>lusskontrolle sind Lücken sorgfältig mit Keilen zu füllen.<br />
Der Bau von Stützmauern ist prinzipiell glei<strong>ch</strong> (Bild 7). Zuerst ist jedo<strong>ch</strong><br />
eine mindestens 40 cm tiefe Stufe in den Hang zu graben, damit eine<br />
gegen den Hang geneigte Ebene entsteht. Der Graben des Fundaments<br />
ist mit einer etwa 10 cm dicken, gestampften S<strong>ch</strong>otters<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t<br />
zu füllen (1). Zwis<strong>ch</strong>en der äusseren Steins<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t und dem Hang sind<br />
sorgfältig grosse Steine einzubauen und mit S<strong>ch</strong>otter aufzufüllen (Entwässerung;<br />
2).<br />
Zeitpunkt: Der Neubau erfolgt am besten während der Winterruhe (November bis März). Reparaturarbeiten<br />
dürfen jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu dieser Zeit erfolgen, da überwinternde Tiere zu S<strong>ch</strong>aden kämen.<br />
Pflege: Je ungestörter eine Trockenmauer, desto besser, do<strong>ch</strong> sollte die<br />
Mauer jährli<strong>ch</strong> auf S<strong>ch</strong>adstellen kontrolliert werden. Na<strong>ch</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit sind<br />
nur dringende Pflege- und Reparaturarbeiten dur<strong>ch</strong>zuführen. Nur zu stark<br />
überwa<strong>ch</strong>sene Mauern teilweise und mögli<strong>ch</strong>st s<strong>ch</strong>onend entbus<strong>ch</strong>en. Mindestens<br />
die Hälfte der Mauer verwildern lassen und lockeres Zuwa<strong>ch</strong>sen<br />
tolerieren.<br />
Aufwand: <strong>Trockenmauern</strong>bauen benötigt Zeit (2-4 m/Tag bei Erfahrung)<br />
und Steine (ungefähr eine Tonne pro Laufmeter!). Benötigtes Material:<br />
S<strong>ch</strong>aufel, Pickel, Kiesre<strong>ch</strong>en, Bre<strong>ch</strong>-/Hebeisen, Eimer, S<strong>ch</strong>ubkarre, Hämmer, Vors<strong>ch</strong>laghammer, S<strong>ch</strong>utzbrillen,<br />
Hands<strong>ch</strong>uhe, gutes S<strong>ch</strong>uhwerk, Rollmeter, Wasserwaage, Baus<strong>ch</strong>nur,<br />
Da<strong>ch</strong>latten (für A-Rahmen), Eisenstangen, Transporthilfen, ev. Hebehilfen.<br />
<strong>Trockenmauern</strong> werden au<strong>ch</strong> von Gartenbaufirmen gebaut. Die Kosten betragen<br />
je na<strong>ch</strong> Qualität der Steine 450-700.- Fr./m 2 , exkl. Umgebungs- und<br />
Grabarbeiten.<br />
Besonderes: Der Aufbau einer Trockenmauer ist ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong>, erfordert<br />
handwerkli<strong>ch</strong>es Ges<strong>ch</strong>ick und etwas Erfahrung. Dieses <strong>Merkblatt</strong> wird diesen<br />
Anforderungen nur ansatzweise gere<strong>ch</strong>t. Neben der Fa<strong>ch</strong>bros<strong>ch</strong>üre der<br />
Stiftung Umwelt-Einsatz-S<strong>ch</strong>weiz (SUS) sind Trockenmauerbaukurse sehr zu<br />
empfehlen. In Naturs<strong>ch</strong>utzgebieten sind Neuanlagen von Steinhaufen mit den zuständigen Stellen abzuspre<strong>ch</strong>en<br />
(Fa<strong>ch</strong>stelle Naturs<strong>ch</strong>utz, Bauamt der Gemeinde etc.) und dürfen<br />
den Pflegeplänen ni<strong>ch</strong>t zuwiderlaufen.<br />
Bewohner und Nutzer: In den Mauerritzen kommen typis<strong>ch</strong>e Pflanzenarten<br />
wie das Zimbelkraut, der Gelbe Ler<strong>ch</strong>ensporn und vers<strong>ch</strong>iedene Mauerpfefferarten<br />
vor. Auf und von den Algen, Fle<strong>ch</strong>ten oder Moosen leben spezialisierte<br />
Kleins<strong>ch</strong>metterlinge (z.B. Fle<strong>ch</strong>tenbär<strong>ch</strong>en) und S<strong>ch</strong>necken. Es sind<br />
Wärmequellen, Ruhe- und Winterquartiere für Wirbellose und Reptilien.<br />
Wildbienenarten (Mörtelbienen) nisten in den Mauerritzen.<br />
Vernetzung: <strong>Trockenmauern</strong> haben oft Korridorfunktion und sind für die Vernetzung<br />
wi<strong>ch</strong>tig. Entlang den Mauern sind jedo<strong>ch</strong> weitere naturnahe Strukturen<br />
(Pionierflä<strong>ch</strong>en, Säume) notwendig.<br />
S<strong>ch</strong>weizer Vogels<strong>ch</strong>utz SVS/BirdLife S<strong>ch</strong>weiz, Züri<strong>ch</strong><br />
Weitere Unterlagen:<br />
Stiftung Umwelt-Einsatz S<strong>ch</strong>weiz (2002): <strong>Trockenmauern</strong>. Anleitung für den Bau und die Reparatur.<br />
Verlag Paul Haupt, Bern, Stuttgart, Wien. (Das Bu<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> auf französis<strong>ch</strong> erhältli<strong>ch</strong>.)<br />
S<strong>ch</strong>weizer Vogels<strong>ch</strong>utz SVS/BirdLife S<strong>ch</strong>weiz und Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptiliens<strong>ch</strong>utz<br />
KARCH (2000): Reptilien der S<strong>ch</strong>weiz. S<strong>ch</strong>weizer Vogels<strong>ch</strong>utz SVS, Züri<strong>ch</strong>.<br />
© S<strong>ch</strong>weizer Vogels<strong>ch</strong>utz SVS/BirdLife S<strong>ch</strong>weiz, 2006