VpsyB Magazin
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Ausgabe Februar 2015<br />
<strong>VpsyB</strong> <strong>Magazin</strong><br />
________________________________________<br />
Online-Zeitung Herausgeber: [<strong>VpsyB</strong>] Verband psychologischer Berater<br />
<strong>Magazin</strong> rund um die psychologische Beratung<br />
Definition<br />
Fachartikel<br />
Ausbildung<br />
Gefühlswelt eines Mobbingopfers<br />
Seite 3<br />
Mobbing im Unternehmen<br />
Seite 6<br />
Zertifizierter psy.<br />
Mobbingberater<br />
Seite 9
2<br />
___________________________________________________________________________<br />
Vorwort<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
in unserer aktuellen Ausgabe möchten wir Sie<br />
über das Thema Mobbing und die Möglichkeiten,<br />
die Mobbingopfer haben informieren.<br />
Bedauerlicherweise ist Mobbing in der Bundesrepublik<br />
Deutschland weit verbreitet. Derzeit<br />
gibt es, aktuellen Studien zufolge ca. 1 Million<br />
Mobbingopfer. Während früher Mobbing auf den<br />
Arbeitsbereich beschränkt war, ist psychische<br />
Gewalt nun leider auch zunehmend in Schulen<br />
im Internet, in der Partnerschaft aber auch untern<br />
Nachbarn sowie in Seniorenresidenzen zu<br />
beobachten.<br />
Für die Betroffenen kann dies langfristig schwere<br />
psychische Folgen haben, wie beispielsweise<br />
Schlaft – und Konzentrationsstörungen, depressive<br />
Verstimmungen, Symptome die mit dem<br />
posttraumatischen Stresssymptom vergleichbar<br />
sind und irgendwann auch schwere psychische<br />
und psychosomatische Erkrankungen.<br />
Und auch die Angehörigen der Mobbingopfer<br />
leiden – ist der geliebte Partner doch irgendwie<br />
nicht mehr der, der er einst war…..ist Papa<br />
plötzlich so ganz anders…<br />
Aber soweit muss es nicht kommen – denn<br />
auch als gemobbter kann man sich wehren und<br />
es gibt Wege, die psychische Gesundheit aufrecht<br />
zu erhalten!<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen<br />
unseres <strong>Magazin</strong>s und sollten Sie persönlich<br />
Fragen zum Thema Mobbing haben , stehen<br />
Ihnen die Mitglieder des <strong>VpsyB</strong> gerne zur Verfügung.<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Mobbingopfer in der Psycho-Falle<br />
Was bringt eine Mobbingberatung <br />
Statistik: Mobbing an meinem Arbeitsplatz<br />
Fachartikel Mobbing in Unternehmen<br />
Ausbildung zum Mobbingberater<br />
Was ist Bossing<br />
Nachbarschaftsmobbing ist kein<br />
Kavaliersdelikt<br />
Auszug des Bundesministeriums für<br />
Arbeit uns Soziales<br />
Schülermobbing - immer mehr Jugendliche<br />
leiden darunter<br />
Gütesiegel des Verbandes <strong>VpsyB</strong><br />
Impressum<br />
Das <strong>VpsyB</strong> Online-<strong>Magazin</strong> erscheint<br />
monatlich mit jeweils einem<br />
Themenschwerpunkt!<br />
Herausgeber<br />
Verband psychologischer Berater<br />
[<strong>VpsyB</strong>] - Kreuzstraße 12<br />
80331 München<br />
Telefon: 089—260 19 382<br />
E-Mail: vpsyb@outlook.de<br />
www.vpsyb.org<br />
Redaktion<br />
Bianca Blaga, Theresia Fellermair,<br />
Sandra Neumayr<br />
Bildmaterial<br />
Copyright „Shutterstock“
3<br />
Gefühlswelt eines Mobbingopfers<br />
Mobbingopfer in der Psycho-Falle!<br />
Wer Mobbing nicht am eigenen Leib erlebt hat, kann sich<br />
schwer vorstellen was ein Mobbingopfer fühlt. Täglich Schikanen<br />
zu erleben, ist demütigend. Ein Tag, fühlt sich an wie ein<br />
Jahr. Am Abend geht man mit dem schlechten Gefühl ins Bett<br />
am nächsten Morgen nicht aufstehen zu wollen. Dabei ist es<br />
unabhängig davon, ob es sich um Mobbing am Arbeitsplatz,<br />
Bossing oder Nachbarschaftsmobbing handelt. Hilflosigkeit<br />
und Ausweglosigkeit sind die dominierenden Emotionen.<br />
Mobbing im<br />
Job:<br />
...bedeutet, dass<br />
jemand am<br />
Arbeitsplatz<br />
systematisch und<br />
über einen<br />
längeren Zeitraum<br />
schikaniert,<br />
drangsaliert,<br />
benachteiligt und<br />
ausgegrenzt wird.<br />
Manche Opfer versuchen besonders nett zu sein um sich<br />
dadurch nicht angreifbar zu machen. Doch, ohne Erfolg. Dies<br />
führt sie dann auch zu der Annahme, dass sie selbst daran<br />
schuld sind, dass die Anderen sie nicht mögen. Das Selbstwertgefühl<br />
sinkt und sie gelangen immer tiefer in einen Teufelskreis.<br />
Trotz der Bemühungen zu helfen, werden die Angehörigen<br />
nicht als hilfreich empfunden. Das Mobbingopfer zieht sich<br />
immer mehr zurück oder versteckt sich hinter einer Fassade<br />
um nicht zu zeigen wie verletzt es sich fühlt. Die Wut und die<br />
Verzweiflung werden immer mehr unterdrückt woraus ein aggressives<br />
Verhalten resultieren kann. Die starken Gefühle<br />
von Angst, Traurigkeit, Verzweiflung und Unglück stauen sich<br />
auf, so dass körperliche Beschwerden wie Übelkeit, Krämpfe<br />
und Schmerzen die Folge sind. Es ist dringend anzuraten<br />
psychologische Unterstützung zu holen. Das Mobbingopfer<br />
braucht eine Person des Vertrauens, mit der aktive Schritte<br />
zur Lösung des Problems erarbeitet werden.<br />
Mobbing am Arbeitsplatz
4<br />
Wie hilft psychologische<br />
Beratung<br />
Mobbingopfern<br />
und deren Angehörigen<br />
Mobbing etabliert sich bedauerlicherweise<br />
immer mehr in unsere<br />
Gesellschaft. Die Anzahl der<br />
Mobbingfälle steigt drastisch –<br />
und somit auch die Zahl der Mobbingopfer.<br />
Das Leid der Gemobbten,<br />
das Sie im Verlauf des<br />
Mobbingprozesses durchleben ist<br />
kaum zu beschreiben…<br />
Gerade diese Menschen benötigen<br />
dringend psychosoziale Unterstützung<br />
um zumindest psychisch<br />
und physisch nicht zu erkranken.<br />
War früher Mobbing ein reines<br />
Phänomen am Arbeitsplatz etabliert<br />
sich Mobbingverhalten in den<br />
letzten Jahre immer stärker auch<br />
in den Bereichen Schule, Internet<br />
und Partnerschaft sowie im sozialen<br />
Umfeld.<br />
Aber nicht nur Mobbingopfer<br />
selbst leiden unter den Auswirkungen<br />
des Mobbings, auch deren<br />
Angehörige fühlen sich häufig<br />
hilflos und überfordert – ist der<br />
Gemobbte nicht mehr der<br />
Mensch, der er einst war.<br />
Auch Lehrer und Vorgesetzte<br />
suchen häufig einen Weg, den<br />
Mobbingprozess zu unterbinden.<br />
Die Mobbingopfer selbst befinden<br />
sich in einer besonders<br />
schwierigen Lebensphase und<br />
haben das Gefühl sich dauernd<br />
im Kreis zu drehen, allein einfach<br />
nicht weiterzukommen.<br />
Häufig gelingt es den Gemobbten<br />
aufgrund der psychischen<br />
Dauerbelastung auch in der<br />
Freizeit nicht mehr, in Ruhe und<br />
Gelassenheit zu sich selbst zu<br />
finden und völlig entspannt Kraft<br />
zu tanken.<br />
. Mobbingopfer beschreiben ihr<br />
Martyrium häufig folgendermaßen:<br />
Es werden Gerüchte über<br />
Sie verbreitet, Ihnen werden<br />
Informationen vorenthalten<br />
Sie werden ausgegrenzt,<br />
schikaniert, vor anderen lächerlich<br />
gemacht<br />
Sie leiden unter Symptomen<br />
wie übergroße Nervosität,<br />
wachsenden Selbstzweifeln,<br />
Konzentrationsstörungen, starker<br />
Verunsicherung bis hin zu<br />
Denkblockaden und Panikzuständen<br />
Sie Fühlen sich hilflos, als<br />
Versager<br />
Sie haben jeden Tag erneut<br />
Angst, Ihren Arbeitsplatz aufzusuchen<br />
Es liegt auf der Hand, dass alleine<br />
diese kurze Beschreibung<br />
des Erlebens eines Gemobbten,<br />
dazu ausreicht zu verstehen,<br />
wie belastet diese Menschen<br />
sind.
5<br />
betrübt, unkonzentriert, haben<br />
Selbstzweifel, es scheint als wäre<br />
Ihr Leben aus dem Gleichgewicht<br />
geraten. Genau dieses Gefühl ist in<br />
der Lage, uns in einen Strudel von<br />
Selbstzweifeln und totaler Verunsicherung<br />
zu ziehen. Aus Gedanken<br />
werden Ängste, die sich hochschaukeln<br />
bis zur Verzweiflung.<br />
Gemobbte werden in der Regel<br />
übernervös und konzentrationsschwach,<br />
machen Fehler.<br />
Die Folge von Mobbinghandlungen<br />
sind beim Gemobbten Denkblockaden<br />
bis hin zu Panikattacken. Und<br />
es fehlt irgendwann die Kraft, sich<br />
alleine daraus zu befreien.<br />
Mobbing der Feind an meinem Arbeitsplatz...<br />
Die Statistik bildet das Ergebnis einer Umfrage zu<br />
persönlich erlebtem Mobbing ab. 63 Prozent der<br />
Befragten (Erwerbstätige, die schon einmal bei<br />
Ihrem derzeitigen Arbeitgeber gemobbt wurden)<br />
gaben zum Zeitpunkt der Erhebung an, dass<br />
ihnen am Arbeitsplatz Informationen bewusst vorenthalten<br />
wurden.<br />
Im schlimmsten Fall besteht<br />
für Mobbingopfer eine ernstzunehmende<br />
Gefahr, psychisch oder physisch<br />
zu erkranken.<br />
Doch soweit muss es nicht kommen,<br />
denn genau bei den Problempunkten<br />
der Gemobbten<br />
setzt psychologische Mobbingberatung<br />
an.<br />
Im Verlauf einer kompetenten Mobbingberatung<br />
wird das Mobbinggeschehen<br />
analysiert , es werden<br />
Problemlösestrategien erarbeitet,<br />
das Selbstwertgefühl der Betroffenen<br />
wird gestärkt, Ressourcen aktiviert,<br />
Strategien zum Stressabbau<br />
und zur Stressprävention werden<br />
erarbeitet und gegebenenfalls wird<br />
das soziale Umfeld gestärkt.<br />
Ebenso werden soziale und rechtliche<br />
Möglichkeiten erarbeitet, damit<br />
der Betroffene möglichst schnell<br />
aus der Opferrolle herausfindet.<br />
Autor: Sandra Neumayr
6<br />
Fachartikel Mobbing in<br />
Unternehmen<br />
Häufig führen unterschiedliche individuelle Interessen,<br />
ungleiche Bewertungen von Fakten<br />
oder auch differente Strategien in der Bewältigung<br />
von Aufgaben sowie persönliche Abneigungen<br />
zu Konflikten zwischen Kollegen oder<br />
zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzen. Im<br />
Normalfall jedoch sind diese Konflikte ein gewöhnlicher<br />
Bestandteil der sozialen Interaktion<br />
in Organisationen.<br />
Das wirft die Frage auf, inwieweit Konflikte<br />
oder kleine Schikanen „normal" sind und ab<br />
wann man tatsächlich von Mobbing sprechen<br />
kann.<br />
Gelegentlich wird der Begriff Mobbing im Alltagsleben<br />
gleichbedeutend mit eher alltäglichen<br />
Kontroversen gebraucht. Andererseits<br />
ist es manchmal schwer, die volle Tragweite<br />
von Mobbing zu erkennen. Folglich ist es meines<br />
Erachtens sinnvoll, erst einmal genauer<br />
zu betrachten, was Mobbing de facto ausmacht.<br />
Das Fachwort Mobbing wird als<br />
„ negative kommunikative Handlungen, die<br />
gegen eine Person gerichtet sind und die sehr<br />
oft und über einen längeren Zeitraum vorkommen<br />
und die somit die Beziehung zwischen<br />
Täter und Opfer kennzeichnen" definiert.<br />
Zunächst einmal wird dem Opfer die Möglichkeit<br />
genommen, sich mitzuteilen. Der Gemobbte<br />
wird ständig unterbrochen, die Kollegen<br />
oder der Vorgesetzte geben ihm keine<br />
Möglichkeit mehr sich zu äußern, es hagelt<br />
ständige Kritik, Drohungen werden versteckt<br />
oder sogar offen ausgesprochen. Zudem erfolgen<br />
Angriffe auf die sozialen Beziehungen<br />
des Opfers, man spricht nicht mehr mit dem<br />
Betroffenen, lässt sich nicht ansprechen, behandelt<br />
das Opfer wie Luft.<br />
Eine weitere typische Mobbingstrategie ist gekennzeichnet<br />
durch Angriffe auf das soziale<br />
Ansehen des Opfers. Es wird hinter dessen<br />
Rücken schlecht über den Gemobbten geredet,<br />
Gerüchte werden verbreitet, das Opfer<br />
wird lächerlich gemacht oder gar verdächtigt<br />
psychisch krank zu sein. Im schlimmsten Fall<br />
wird das Opfer gezwungen, Arbeiten auszuführen,<br />
die dessen Selbstbewusstsein verletzen,<br />
der Arbeitseinsatz wird falsch oder in<br />
kränkender Weise beurteilt. Auch sexuelle Annäherungen<br />
oder Angebote können erfolgen.<br />
Der Mobbingprozess impliziert jedoch auch<br />
Angriffe auf die Qualität der Berufs- oder Lebenssituation<br />
des Opfers. Das zeigt sich, indem<br />
dem Betroffenen keine oder sinnlose,<br />
bzw. Arbeitsaufgaben weit unter dessen Können<br />
zu gewiesen werden. Es ist jedoch auch<br />
möglich, dass dem Mobbingopfer ständig<br />
neue Arbeitsaufgaben oder Aufgaben, die<br />
dessen Qualifikation übersteigen zugewiesen<br />
werden, um das Opfer zu diskreditieren.<br />
Bedauerlicherweise greifen Mobber im Extremfall<br />
auch zu Angriffen auf die Gesundheit<br />
des Opfers. Der Betroffene kann zu gesundheitsschädlichen<br />
Arbeiten gezwungen werden,<br />
körperliche Gewalt wird angedroht, es<br />
können sexuelle Übergriffe erfolgen. Wenn<br />
also eine oder auch mehrere der oben beschriebenen<br />
Angriffe zumindest einmal pro<br />
Woche oder über sechs Monate vorkommen,<br />
kann man von Mobbing sprechen.<br />
Mobbing scheint gehäuft in Arbeitsbereichen<br />
aufzutreten, in denen eine qualitative Unterforderung<br />
bei paralleler quantitativer Überforderung<br />
vorliegt, also wenn eine wenig anspruchsvolle<br />
Tätigkeit in hoher Menge gefordert<br />
wird. Ebenso verstärken sich die Mobbingtendenzen<br />
bei qualitativer und parallel<br />
quantitativer Unterforderung – es entsteht das<br />
so genannte Langeweile- Mobbing.<br />
Darüber hinaus kann auch der Versuch, Leistungsdefizite<br />
der Mitarbeiter weniger durch<br />
organisatorische oder motivationale Maßnahmen<br />
sondern durch Druck auszugleichen,<br />
Mobbingtendenzen fördern.
7<br />
Allerdings können neben diesen Faktoren auch<br />
Persönlichkeitsdefizite als Mobbingursache angesehen<br />
werde. So kann die Persönlichkeitsstruktur<br />
des Gemobbten Anreize bieten, um<br />
gerade diese Person zum Opfer zu machen.<br />
Dies können unter anderem Leistungsprobleme,<br />
Persönlichkeitsstörungen, Auffälligkeiten<br />
im Erscheinungsbild oder Krankheiten sein.<br />
Häufig ist unklar, ob querulantisches oder auch<br />
ängstliches Verhalten den Anlass zu Mobbinghandlungen<br />
gibt.<br />
Sowohl für die Analyse als auch für die Beratung<br />
und die innerbetriebliche Auseinandersetzung<br />
möchte ich hier nachdrücklich darauf hinweisen,<br />
dass ein Mobbingopfer in jedem Fall<br />
ein Opfer ist und dass es für Mobbing meines<br />
Erachtens keinerlei Rechtfertigung geben kann.<br />
Mobbing geht immer von Mobbern aus und gerade<br />
hier müssen auch die Veränderungsansätze<br />
primär gesucht werden. Dass, das Opfer<br />
auch einer individuellen Unterstützung bedarf<br />
steht meines Erachtens außer Frage. Dies<br />
steht aber zunächst in keinem ursächlichen Zusammenhang<br />
mit den Aktivitäten von Mobbern.<br />
Zu Beginn des Mobbingprozesses stehen zwischenmenschliche<br />
Konflikte. Das bedeutet allerdings<br />
sicher nicht, dass Konflikte immer<br />
nachteilig sind – das Gegenteil ist der Fall.<br />
Werden Konflikte konstruktiv bearbeitet führt<br />
das zu einer individuellen Weiterentwicklung.<br />
Allerdings gibt es einen – wenn auch geringen<br />
– Anteil von Konflikten, die zu Mobbing eskalieren.<br />
Denkbar ist jedoch das Umkippen von<br />
Kommunikationsschwierigkeiten in Mobbing,<br />
wenn Konflikte nicht oder nur ungenügend bearbeitet<br />
werden und auch, wenn Vorgesetzte<br />
längerdauernde Unstimmigkeiten ignorieren.<br />
Es gibt allerdings bis dato noch keine allgemein<br />
anerkannte Hypothese darüber, wie und warum<br />
Konflikte zu Mobbing eskalieren. Eine mehrfach<br />
aufgestellte Hypothese sucht die Ursache<br />
in den Defiziten des Mobbing-Opfers. Allerdings<br />
spricht meines Erachtens dagegen, dass<br />
auch sehr stabile Menschen, die stetigen Angriffen<br />
ausgesetzt sind, beginnen anders zu<br />
reagieren, als sie es ohne Belastung tun würden-<br />
es wird beispielsweise eine übertriebene<br />
Verteidigungshaltung eingenommen. Leicht<br />
kann also die Wirkung als Ursache gedeutet<br />
werden.<br />
Fortsetzung...<br />
Nach einiger Zeit des Mobbings, ist das Opfer<br />
zumeist psychisch angeschlagen und zeigt beispielsweise<br />
ein auffälliges Verteidigungsverhalten.<br />
Wird der Fall dann in offizielle Hände gelegt,<br />
liegt der Fokus auf dem Opfer. Es kann zu<br />
Versetzungen kommen. Insbesondere wenn in<br />
einem Unternehmen eine nicht konstruktive<br />
Personalverwaltung betrieben wird, kann es zu<br />
Entscheidungen kommen, die das Opfer weiter<br />
psychisch belasten. Sucht das Mobbingopfer<br />
nun Möglichkeiten mit der Situation zu leben,<br />
entstehen dabei in der Regel Krankheitsanzeichen,<br />
deren Ursachen dem behandelnden Arzt<br />
zunächst verborgen bleiben. Ohne Hilfe kann<br />
am Ende des Mobbingprozesses sogar die<br />
Ausgliederung aus dem Arbeitsleben stehen.<br />
Generell hat der Betroffene mehrere Möglichkeiten.<br />
Er kann sich unterwerfen und die Diskriminierungen<br />
hinnehmen, er kann kündigen, er<br />
kann jedoch auch darum kämpfen, dass die<br />
Kommunikation wieder normalisiert wird.<br />
Allerdings geht ein Mobbingopfer, das sich aktiv<br />
darum bemüht, die Situation zu verbessern<br />
und die Konflikte zu lösen, ein gewisses Risiko<br />
ein. Bedauerlicherweise liegt es de facto in der<br />
Entscheidung der Mobber, ob sie das Mobbing<br />
fortsetzen oder nicht. Bereits im Verlauf des<br />
Mobbingprozesses hat sich eine vorgefasste<br />
Meinung über den Menschen der gemobbt<br />
wird, gebildet. Gemäß dieser Ansicht werden<br />
jegliches Verhalten und somit auch der Versuch<br />
des Opfers, die Konflikte zu lösen, wahrgenommen.
8<br />
Zudem stellt sich die Frage, inwieweit ein Mensch,<br />
der bereits stark psychisch belastet ist, überhaupt<br />
in der Lage ist, Konflikte offen und wertfrei anzusprechen<br />
und ggfs. Forderungen zu stellen. Es<br />
muss hier konstatiert werden, dass der Betroffene<br />
auf Schutz und Unterstützung von Vorgesetzten<br />
angewiesen ist. Wird diese Unterstützung jedoch<br />
verwehrt, hat das Opfer wenig Chancen, selbst den<br />
Mobbingprozess aufzulösen.<br />
Es kann durchaus prekär sein, Mobbing, das bereits<br />
über einen längeren Zeitraum andauert, zu unterbinden.<br />
Es darf nicht übersehen werden, dass auch bzw. gerade<br />
Mobber Konflikte und Probleme haben, die sie ursprünglich<br />
dazu brachten, einen Menschen zu mobben. Auch<br />
muss festgestellt werden, dass der Mobbingprozess<br />
nach einer gewissen Zeit ein Selbstläufer ist, in den<br />
auch Vorgesetzte und Management verwickelt werden<br />
können.<br />
Jedoch sollten Betroffene, soweit es möglich ist, den<br />
Mobbern Grenzen setzen, ggfs. mit der Unterstützung<br />
der Vorgesetzten. Die Betroffenen sollten versuchen sich<br />
persönlich zu stabilisieren, eventuell mit therapeutischer<br />
Unterstützung und auf objektive Veränderung am Arbeitsplatz<br />
hinwirken.<br />
Allerdings darf nicht übersehen werden, dass die Erforschung<br />
der Bewältigungsstrategien noch in den Anfängen<br />
steht. Es ist bis heute unklar, ob aktive Strategien<br />
Gemobbter also Gespräche mit Angreifern, Vorgesetzen<br />
oder Betriebsrat nicht möglicherweise zur Verschlechterung<br />
der Situation führen. Bedeutend für die Betroffenen<br />
ist es, ihre Kräfte so gut wie möglich zu erhalten<br />
oder wieder aufzubauen. Es kann hilfreich sein, sich im<br />
Rahmen von Selbsthilfegruppen mit Menschen, die ähnliche<br />
Erfahrungen machen mussten, auszutauschen.<br />
Emotionale Unterstützung, auch im familiären Umfeld<br />
oder Freundeskreis ist unablässig.<br />
Sollte das Mobbing bereits zu psychischen Schäden geführt<br />
haben, sollte psychotherapeutische Hilfe in Anspruch<br />
genommen werden. Bei körperlichen Beschwerden<br />
sollte ärztliche Unterstützung gesucht werden.<br />
Manchmal kann auch eine längere Krankschreibung dem<br />
Betroffenen ermöglichen, die eigenen Kräfte zu regenerieren<br />
und Abstand zu gewinnen, um effektive Maßnahmen<br />
ergreifen zu können.<br />
In einer massiv belastenden Situation stellt sich jedoch<br />
die Frage, ob es wirklich angemessen ist, darin zu verharren.<br />
Eventuell stellt ein Wechsel des Arbeitsplatzes<br />
die Möglichkeit dar, dem Teufelskreis zu entkommen.<br />
Entsteht der Eindruck, dass einklagbare Rechte des Gemobbten<br />
verletzt wurden ist es ratsam, einen Rechtsanwalt<br />
zu konsultieren.<br />
Betrachtet man die Folgen von Mobbing, wird bewusst,<br />
dass es einen deutlichen Bedarf für Maßnahmen gegen<br />
Mobbing gibt.<br />
De facto wird sich Mobbing nur in solchen Betrieben<br />
unterbinden lassen, in denen die Nichtduldung von Mobbing<br />
Teil der Unternehmensstruktur ist. Dies impliziert,<br />
dass diese Problematik regelmäßig thematisiert wird und<br />
ein gangbarer Weg vorhanden ist, auf dem eine eventuell<br />
auftretende Mobbingproblematik bearbeitet wird.<br />
Autor: Sandra Neumayr
9<br />
Lernen auch Sie, Mobbingopfer kompetent zu unterstützen<br />
- Ausbildung zum zertifizierten psychologischen<br />
Mobbingberater...<br />
Mobbing ist derzeit in aller Munde. Mobbingstatistiken<br />
zeigen erschreckende Zahlen: Jeder 3. Schüler<br />
und jeder vierte deutsche Erwerbstätige ist Opfer<br />
von Mobbinghandlungen !<br />
Die Betroffenen leiden immens und fühlen sich<br />
hilflos und allein gelassen. Nicht selten kommt<br />
noch hinzu dass es noch immer „peinlich“ ist, Opfer<br />
von Mobbinghandlungen zu sein.<br />
Leider sind die guten Ratschläge von Freunden<br />
und Bekannten, wie Wehre Dich, setz dem Täter<br />
Grenzen, setz Dich doch durch, lass dich doch<br />
nicht stressen nicht selten kontraproduktiv, wenn<br />
nicht sogar noch zusätzlich belastend…<br />
Denn Mobbing ist ein komplexer, schleichender<br />
Prozess, der stufenweise verläuft , die Opfer zunehmen<br />
psychisch und letztendlich auch physisch<br />
belastet und sukzessive das Selbstwertgefühl vermindert.<br />
Schikaniert zu werden, ist nicht nur im Moment<br />
des Geschehens belastend. Es kann auch noch<br />
Jahre später die Gesundheit beeinträchtigen, wie<br />
Wissenschaftler herausfanden.<br />
Mobbingopfer befinden sich in einer außerordentlichen<br />
Belastungssituation die langfristig zu schweren<br />
Erkrankungen führen kann.<br />
Doch das muss nicht sein – denn im Rahmen einer<br />
kompetenten psychologischen Mobbingberatung<br />
kann durchaus Unterstützung gegeben werden,<br />
damit die Opfer irgendwann dem Teufelskreis<br />
entkommen.<br />
Da wir, die Dozenten der ApsyB, seit über 10 Jahren<br />
in der Mobbingberatung und psychosozialen<br />
Unterstützung von Mobbingopfern tätig sind tätig<br />
ist und bewusst, dass es bei Weiten nicht ausreicht,<br />
den inneren Bezugsrahmen des Mobbingopfers<br />
empathisch wahrnehmen zu können und<br />
über allgemeines psychologisches Grundlagenwissen<br />
zu verfügen.<br />
Um Mobbingopfer in der für sie und Ihre Angehörigen<br />
extrem belastenden Lebenssituationen fachkundig<br />
unterstützen zu können, ist eine umfassende<br />
Kenntnis der Entstehungsfaktoren von Mobbing<br />
sowie die Ursachen für Mobbing im Täter , Opfer<br />
und der Organisation unabdingbar.
10<br />
Auch sollten kompetente Berater über ein breites<br />
Wissen über die verschiedensten Arten von Mobbing,<br />
der Verlaufsformen von Mobbing und diverser<br />
Mobbingstrategien verfügen.<br />
Zugleich ist es notwendig, über ein gewisses<br />
Grundlagenwissen über psychische Erkrankungen<br />
zu verfügen, um gefährdete Klienten rechtzeitig an<br />
einen Heilkundigen vermitteln zu können.<br />
Des Weiteren muss ein gut ausgebildeter psychologischer<br />
Mobbingberater in der Lage sein, auch<br />
zum innerbetrieblich Konfliktmanagement konstruktiv<br />
beizutragen und Mediationsgespräche führen<br />
können.<br />
Auch impliziert kompetente psychologische Mobbingberatung<br />
die kompetente Beratung von Führungskräften<br />
in Bezug auf angemessene Führungsstile<br />
und Mobbingprävention in Unternehmen.<br />
Darüber hinaus sollte der psychologische Mobbingberater<br />
auch in der Lage sein, Angehörige von<br />
Mobbingopfern und Eltern , deren Kinder im Internet<br />
oder in der Schule gemobbt werden, fachlich<br />
fundiert beraten zu können.<br />
Zudem muss natürlich gewährleistet sein, dass<br />
der Mobbingberater über ausreichende Kenntnis<br />
verfügt, mit dem Betroffenen Strategien zur<br />
Selbstwertsteigerung, Problemlösung und Primärprävention<br />
psychischer Erkrankungen zu erarbeiten.<br />
Damit Sie als zukünftiger psychologischer Mobbingberater<br />
in der Lage sind, Mobbingopfer und<br />
deren Angehörige kompetent zu beraten aber<br />
auch als fachkundiger Ansprechpartner für Unternehmen<br />
in Bezug auf Mobbingprävention beratend<br />
tätig zu sein, haben wir in Zusammenarbeit mit<br />
Herrn Rechtsanwalt Libbertz, der auch seit mehr<br />
als 10 Jahren Mobbingopfern mit Rat und Tat zur<br />
Seite steht, ein praxisnahes und bedarfsgerechtes<br />
Curriculum für Sie konzipiert.<br />
Neben der Vermittlung von umfassendem psychologischem<br />
Fachwissen und Beraterwissen im<br />
Grundstudium enthält das fachspezifische Semester<br />
unter anderem eine umfassende Einführung in<br />
die verschiedenen Arten sowie die Bearbeitung<br />
der Mobbingsituationen in den Beratungssettings<br />
des Mobbings. Sie setzen sich intensiv mit Mobbing<br />
am Arbeitsplatz, Mobbing in der Schule, Cybermobbing<br />
und Mobbing in der Partnerschaft sowie<br />
im sozialen Umfeld auseinander. Zudem studieren<br />
Sie die Ursachen von Mobbing<br />
(organisational, gruppenspezifisch, in Opfer sowie<br />
im Täter), den Verlauf, die Diagnostik sowie die<br />
Auswirkungen von Mobbing.<br />
Sie erlernen die fachkundige Beratung von Mobbingopfern<br />
und deren Angehöriger , die Beratung<br />
zur Prävention von Mobbing auf betrieblicher Ebene<br />
sowie Konfliktmanagement. Weiterhin studieren<br />
Sie die für die Beratung von Mobbingopfern<br />
unablässige Rechtskunde und noch vieles mehr.<br />
Da Mobbinghandlungen auch rechtlich ein schwieriges<br />
Terrain sind, ist ebenso ein Grundlagenwissen<br />
in Rechtsfragen unabdingbar.<br />
Auszug: Ausbildungsbroschüre ApsyB Akademie<br />
____________________________________________________________________________________________________<br />
Ausbildung zum zertifizierten Mobbingberater<br />
an der ApsyB Akademie<br />
Kreuzstraße 12—80331 München<br />
Tel. 089—260 19 384<br />
E-Mail: apsyb@outlook.de<br />
Internet: www.apsyb.de
11<br />
Bossing<br />
Mobbing ist eine konfliktbelastete Kommunikation, bei der die angegriffene Person von einer o-<br />
der mehreren Personen systematisch und während längerer Zeit direkt oder indirekt angegriffen<br />
wird mit dem Ziel, diese Person auszustoßen.<br />
(Quelle: Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing)<br />
Die spezielle Form von Mobbing, in der der Chef die Mitarbeiter schikaniert wird als Bossing bezeichnet.<br />
Kollegen und Vorgesetzte kann man sich, im Gegensatz zu Freunden, nur bedingt aussuchen.<br />
In dem alltäglichen Miteinander kommt es natürlicherweise vor, dass Konflikte im Miteinander<br />
entstehen. Dennoch besteht hier ein Unterschied zu dem systematischen „Niedermachen“. Gerade<br />
in wirtschaftlich schlechten Zeiten greifen Vorgesetzte auf zweifelhafte Methoden zurück<br />
um Mitarbeiter finanziell günstig loszuwerden. Bossing und ein unsicherer Arbeitsplatz können<br />
zu psychischen Krankheiten führen, denen es entgegenzuwirken gilt.<br />
Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sind in Deutschland zirka<br />
1,5 Millionen Arbeitnehmer Opfer von dauerhaften Benachteiligungen, Schikanen und Ausgrenzung.<br />
[Aus Broschüre „Wenn aus Kollegen Feinde werden“, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2009]
Bossing definition!<br />
Bossing ist die psychische Aggression eines Vorgesetzten<br />
gegen eine Person im eigenen Betrieb,<br />
wobei in der Regel die schikanierte Person erkrankt<br />
Gehaltskürzungen in Kauf nehmen und<br />
genau das machen muss, was der oder die Vorgesetzte<br />
letztlich will, nämlich kündigen. Typische<br />
Verhaltensweisen sind dabei, wenn der Vorgesetzte<br />
jemanden zum Sündenbock für ein Problem macht,<br />
einen Wutausbruch bekommt, herumschreit oder einen<br />
Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin vor seinen KollegInnen<br />
herabsetzt und demütigt.<br />
Das Spektrum, mit dem Bossing betrieben wird, scheint unerschöpflich zu sein. Mitarbeiter werden<br />
weit unter ihrer Qualifikation eingesetzt, das Büro wird gegen eine kleine fensterlose<br />
Schachtel ausgetauscht, dar Computerzugriff wird eingeschränkt, das Telefon wird weggenommen.<br />
Erschwert wird das Ganze auch dadurch, dass die Kollegen aus Angst selbst in Ungnade<br />
zu fallen Abstand nehmen und man das Gefühl von Einsamkeit immer mehr zu spüren bekommt.<br />
Jetzt bleiben nicht viele Möglichkeiten: Love it, change it or leave it. Leave ist, das Unternehmen<br />
zu verlassen erfordert am wenigsten Anstrengungen. Love it, das Bossing zu ignorieren<br />
erfordert Nerven aus Stahl und ist fraglich, ob man auf Dauer glücklich wird.<br />
Der härteste Weg allerdings ist die Situation zu ändern. Manchmal führt allerdings kein Weg daran<br />
vorbei. Die Werkzeuge hierfür sind die moralische Unterstützung durch Familie und Freunde<br />
über Rechtsberatung, Betriebsrat, Gewerkschaft, psychologische Hilfe.<br />
Die psychologische Beratung gilt als Prävention einer durch den Druck ausgelöste Krankheit.<br />
Beispielsweise sollen in den Gesprächen die eigenen Wertvorstellungen klar und die individuellen<br />
Lebensziele benannt werden. Daraus ergeben sich wiederum Strategien des Handelns zur<br />
Erhaltung der seelischen Gesundheit, um ein erfolgreiches Berufs- und Privatleben eigenverantwortlich<br />
zu gestalten.<br />
Autor: Rolf Neumayr<br />
Typische Sprüche von Bossing Chef´s<br />
<br />
„Sie sind einfach zu dämlich“<br />
<br />
„Feierabend ist—wenn ich es sage“<br />
<br />
„Wann Sie überlastet sind bestimme ich“<br />
12
13<br />
Mobbing in der Nachbarschaft ist kein Kavaliersdelikt!<br />
Wie ist das Verhältnis zu Ihren Nachbarn Antworten Sie mit „gut“, so können Sie sich glücklich<br />
schätzen. Denn jeder kennt jemanden, der das schon einmal erlebt hat: Nachbarschaftsmobbing.<br />
Eine repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts Innofact von 1086 Personen<br />
besagt, dass 39 Prozent schon Erfahrungen mit schikanierenden Nachbarn erfahren haben. In<br />
unserer Gesellschaft ist Mobbing immer häufiger Bestandteil unseres Alltags. Derjenige, der<br />
denkt dies passiere nur am Arbeitsplatz, liegt falsch.<br />
Aber, was bedeutet Nachbarschaftsmobbing<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Permanente Ruhestörung: der Nachbar spielt täglich ein Instrument, hört laut Musik oder<br />
betätigt sich ständig handwerklich mit Bohrmaschine und Hammer in den eigenen vier<br />
Wänden.<br />
Kontrolle: werden die Ruhezeiten eingehalten Wird Mülltrennung richtig umgesetzt Wann<br />
verlässt der Nachbar das Haus und wann kommt er wieder<br />
Gerüchte: Lügen erzählen, eine Affäre andichten, Vorwurf von Alkoholismus<br />
Beleidigungen und üble Beschimpfungen<br />
Handgreiflichkeiten oder Vandalismus<br />
Der Mobber handelt gerne verdeckt. Es ist ihm eine Genugtuung hinter dem verschlossenen<br />
Fenster sitzend die Kontrolle zu behalten und alles haargenau zu notieren: Haben Sie den<br />
Müll etwa nicht getrennt in die vorgesehenen Tonnen geworfen Bellt Ihr Hund jedes Mal,<br />
wenn ein Fahrradfahrer an Ihrer Tür vorbeifährt Haben Sie 5 Minuten nach Beginn der Mittagsruhe<br />
ein Loch in die Wand gebohrt<br />
Mobbing bedeutet Eindringen in die Privatsphäre, die zerstörerisch wirken kann. Es kann sogar<br />
dazu führen, dass das Mobbingopfer das Gefühl hat, sich nicht mehr frei bewegen zu können.<br />
Dieser Psychoterror kann erhebliche gesundheitliche und psychische Folgen haben.<br />
Was ist zu tun Umziehen oder mit gleicher Münze zurückzahlen Spätestens jetzt soll und<br />
muss man sich Hilfe holen: sei es die Hausverwaltung, die als Vermittler wirken kann, ein<br />
Rechtsbeistand, der die gesetzliche Perspektive beleuchtet oder ein psychologischer Berater<br />
um die geistige Gesundheit zu stärken.<br />
Autor: Bianca Blaga zertifizierte psychologische Beraterin
14<br />
Auszug des Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />
Mobbing und Belästigung<br />
Die Unternehmen müssen dafür Sorge tragen, dass Diskriminierungen unterbleiben.<br />
© iStockphoto<br />
Die Arbeitswelt ist tiefgreifenden Veränderungen unterworfen. Die Anforderungen an die<br />
Menschen sind stark angestiegen. Immer neue und komplexe Informationstechnologien und<br />
Kommunikationsmittel greifen in die Arbeitsabläufe ein. Die Grenzen zwischen Arbeitsleben<br />
und Privatleben verwischen zunehmend. Gleichzeitig fordern auch Entwicklungen wie Globalisierung<br />
immer mehr Kompetenzen von Firmen und ihren Arbeitnehmern ein.<br />
Die Auswirkungen dieser Entwicklungen können sein: ständiger Zeitdruck, Hektik und Arbeitsverdichtung.<br />
Oft kommt dann noch der Kampf um den Arbeitsplatz hinzu. In jeder Firma<br />
gibt es immer wieder einmal Konflikt- und Stresssituationen. Dies ist bis zu einem gewissen<br />
Grad üblich. Kommen jedoch äußere Einflüsse hinzu oder eskalieren die Probleme intern, so<br />
können unerwünschte Verhaltensweisen auftreten, die sogar als Mobbing oder Belästigung<br />
zu werten sind.<br />
Die Unternehmen müssen ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Schutz vor Benachteiligungen<br />
gewähren. Werden diese Opfer von Mobbing oder Belästigung, können sie sich<br />
bei den Arbeitgebern über Benachteiligungen beschweren. Manchmal entstehen durch Mobbing<br />
und Belästigung Ansprüche auf Schadensersatz oder Entschädigung.<br />
Die Unternehmen müssen dafür Sorge tragen, dass Diskriminierungen unterbleiben. Darüber<br />
hinaus sind sie verpflichtet, gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorzugehen, die andere<br />
Kolleginnen und Kollegen diskriminieren. Die möglichen Maßnahmen, die ein Arbeitgeber<br />
ergreifen kann, reichen dabei von einer Versetzung über eine Abmahnung bis hin zur<br />
Kündigung.<br />
Sind Sie der Ansicht, dass Sie selbst Mobbing- oder Belästigungshandlungen ausgesetzt<br />
sind, so gibt es vielfältige Beratungs- und Unterstützungsangebote, sowohl innerbetrieblich<br />
als auch außerbetrieblich. Auch Gewerkschaften bieten ihre Unterstützung an. Bitte erkundigen<br />
Sie sich vor Ort, ob es wohnortnahe Beratungsmöglichkeiten gibt.<br />
Sie können sich mit Ihrem Anliegen auch an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wenden:<br />
www.antidiskriminierungsstelle.de, Telefon: + 49 (0) 3018 555 – 1855.
15<br />
Schülermobbing – immer mehr Jugendliche leiden<br />
darunter<br />
2007 wurde durch eine Online-Studie der Universität Koblenz herausgefunden,<br />
dass 50% der 2000 teilnehmenden Schüler und Schülerinnen der Klassen 1-13<br />
mindestens einmal direkt von Mobbing betroffen waren.<br />
Mobbing findet meist bei ungleichen Machtverhältnissen statt und soll den<br />
Anderen gezielt schädigen. Dabei sieht sich der Täter in der Bestimmer-Rolle<br />
und das Opfer kann sich der Gewalt nicht entziehen. Es gibt zwei verschiedene<br />
Arten des Mobbings: Direktes- und Cyber-Mobbing;<br />
Unter direktem Mobbing versteht man sich wiederholende körperliche<br />
Attacken oder verbale Demütigungen gegenüber Schwächeren. Auch das<br />
Ausschließen aus einer Gruppe deutet auf direktes Mobbing hin, wobei sich das<br />
Opfer nicht wehren kann und sich dies über einen längeren Zeitraum erstreckt.<br />
Die zweite Art des Mobbings betrifft vor allem Kinder und Heranwachsende,<br />
die virtuell über das Internet erniedrigt werden. Bei Cyber-Mobbing machen<br />
sich die Angreifer soziale Netzwerke zu Nutze um das Opfer zu kränken, zu<br />
verletzen, zu bedrohen und ihnen Angst einzujagen.<br />
Vorsätzliches Leugnen und Wegsehen bei Brutalität bestärkt die Angreifer und<br />
stellt eine wichtige Rahmenbedingung, ja Ermutigung für die Täter dar. Oft<br />
wurde beobachtet, dass die Lehrer der betroffenen Schulen die ersten<br />
Hinweise auf Mobbing ignorierten, bzw. oft nicht wahrhaben wollten, obwohl<br />
bekannt sein müsste, dass sich Mobbing in einem längeren Prozess entwickelt bevor<br />
es zum Ausbruch kommt. Mobbing hat sich in den letzten 30 Jahren weiter verbreitet und ist<br />
häufig brutaler geworden. So stieg zum Beispiel der Anteil der mobbenden<br />
Jugendlichen von 2% auf 7%. Die Gewaltbereitschaft beschränkt sich nicht<br />
mehr nur auf Jungen, mittlerweile machen schon 12- 14 jährige Mädchen durch<br />
Aggressivität auf sich aufmerksam. Auch die Vielfalt an Gewalt hat<br />
zugenommen, sodass Beschimpfungen, Vandalismus, Gewalt gegenüber<br />
Mitschülern oder Lehrern, Schulunlust und –Verweigerung bis hin zu<br />
Schulschwänzen, zu einem schlechtem Klima an vielen Schulen Deutschlands<br />
führen.<br />
Das Vermischen der verschiedenen Arten von Gewalt und ihre Bedeutung stellt vor allem ein<br />
Problem bei der richtigen Einschätzung und der darauf<br />
folgenden Reaktion durch Erwachsene dar.<br />
Autor: Theresia Fellermair „zertifizierte psychologische Beraterin“
16<br />
Der Berufsverband psychologischer Berater vergibt das <strong>VpsyB</strong><br />
Gu tesiegel „qualita tsgepru fter psychologischer Berater <strong>VpsyB</strong>”.<br />
Die Berufsordnung des <strong>VpsyB</strong> verlangt, dass sowohl Maßstäbe zur Qualität und zur Qualitätssicherung<br />
der zertifizierten psychologischen Berater als auch Verfahren zur Durchführung<br />
von Qualitätsprüfungen entwickelt werden. Vor diesem Hintergrund hat die Interessengemeinschaft<br />
zur<br />
Qualitätssicherung psychologischer Beratungen des <strong>VpsyB</strong> Kriterien zur Beschreibung und<br />
Messung eines Qualitätsniveaus für psychologische Berater erarbeitet, die für die Erbringung<br />
einer qualitativ hochwertigen psychologischen Beratung vorausgesetzt werden.<br />
Die mit dem Gütesiegel des <strong>VpsyB</strong> ausgezeichneten Berater zeigen nachweislich<br />
Professionalität in der psychologischen Beratung durch die Verbindung von wissenschaftlichem<br />
Fachwissen mit individuellem Fallverstehen und durch ein klar strukturiertes,<br />
durchdachtes Beratungskonzept.<br />
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