Zeitschrift Blockhome, Ausgabe 4, 2004 - Dream Valley Saloon
Zeitschrift Blockhome, Ausgabe 4, 2004 - Dream Valley Saloon
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TRAVEL & TOURS<br />
Schweiz<br />
Suisse<br />
Review<br />
Fotos: <strong>Blockhome</strong>/Fahrni<br />
Bereits im Jahr 2001 berichtete das Magazin <strong>Blockhome</strong><br />
über ein ungewöhnliches Bauprojekt aus Naturstämmen<br />
in der Schweiz. In Schwarzenegg, nahe dem Thuner See,<br />
sollte ein Restaurant mit landwirtschaftlicher Selbstvermarktung<br />
entstehen. Im Jahr <strong>2004</strong> berichtet der Bauherr<br />
Andreas Fahrni, wie es damals geschah und heute ist.<br />
Der Grundstein der Ideen entstand<br />
1983 bei meiner ersten Amerikareise<br />
durch die USA, Kanada<br />
und Mexiko. Die Eindrücke, die ich dort<br />
gesammelt hatte, ließen mich nicht mehr<br />
los. Auch die Mentalität und das Leben<br />
der dortigen Landbevölkerung haben mich<br />
sehr inspiriert und geprägt! Als ich in die<br />
Schweiz zurück gekehrt war, wollte ich<br />
die Erfahrungen in den eigenen Ideen verwirklichen.<br />
Die Landwirtschaft<br />
Nach allem was ich gesehen hatte, begeisterte<br />
mich meine Tätigkeit in der traditionellen<br />
Landwirtschaft nicht mehr. Auch<br />
von den mühseligen Bewilligungsverfahren<br />
für Subventionen hatte ich genug. So entschloss<br />
ich mich, Neues anzugehen.<br />
Eine besonders erfreuliche Entwicklung<br />
im ‘<strong>Dream</strong> <strong>Valley</strong> <strong>Saloon</strong>’ erklärt<br />
sich anhand der einfachen Sitzgelegenheiten.<br />
Wenn Gäste das Lokal<br />
betreten und kein freier Tisch mehr<br />
verfügbar ist, so gesellt man sich halt<br />
zu anderen Leuten und an einen der<br />
Gruppentische.<br />
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Wegweisend ist für mich immer ‘die Natur<br />
und ihre Gesetze!’ Im Jahr 1988 fragte<br />
ich mich als erstes; warum der Mensch<br />
die Kühe melkt. Die Natur hat die Milch sicher<br />
nicht für den Menschen vorgesehen,<br />
sondern viel mehr, um die Nachkommen<br />
mit den lebensnotwendigen Nährstoffen<br />
zu versorgen. Diese sind vor allem für eine<br />
gesunde Entwicklung und später zur<br />
Fortpflanzung sehr wichtig.<br />
Querdenken bringt Fortschritt<br />
Da die Schweiz an einem Milchüberfluss<br />
leidet, wollte ich etwas ändern. Ich<br />
sagte mir, ich habe 8 Kühe und somit habe<br />
ich auch 8 Melkmaschinen (nämlich<br />
die Kälber). Also ist das doch viel besser als<br />
8 Kühe zu haben und eine Melkmaschine,<br />
die zudem noch Strom verbraucht! So entschied<br />
ich, auf Muttertierhaltung umzusteigen.<br />
Der Vorteil lag darin, dass die Betriebskosten<br />
um ein Vielfaches verringert<br />
wurden. Das ergab sich daraus, dass die<br />
Tierarztkosten um 99% gesenkt wurden,<br />
weil die Tiere durch die Muttermilch viel<br />
gesünder und kräftiger wurden, und weil<br />
keine Melkmaschine mehr nötigt war.<br />
Bei der Durchsetzung der Muttertierhaltung<br />
gab es aber auch schon die ersten<br />
Probleme. Die Landwirtschaftspolitik der<br />
Schweiz in den 80iger Jahren verurteilte<br />
mich zu einer Strafe von 10.000 Franken<br />
für eine nicht produzierte Überproduktion.<br />
Die Zahlung ging an die Käsereigenossenschaft,<br />
weil diese meine Milchmenge<br />
nicht mehr bekam und dadurch einen<br />
Schaden ausweisen konnte.<br />
Unternehmerherz<br />
Als Landwirt muss man unternehmerisch<br />
denken, handeln und voraus schauen. Ich<br />
werde die Landwirtschaft künftig durch Direktvermarktung<br />
betreiben. Zu Beginn wurde<br />
ich von der örtlichen Bevölkerung mit<br />
großer Skepsis beobachtet und zeitweise<br />
als ‘Spinner’ oder ‘Aussteiger’ betrachtet.<br />
Für mich war es aber kein Ausstieg, sondern<br />
der Einstieg in ein neues Metier! Heute<br />
muss ich sagen, dass mein Handeln bestimmt<br />
nicht typisch schweizerisch war,<br />
doch bis dato hat es sich gelohnt! Diese<br />
Probleme inspirierten mich von neuem.
TRAVEL & TOURS<br />
Schweiz<br />
Unser Blockhaus<br />
So entstand die Idee von einem Rundstammhaus.<br />
Hierzulande konnte mir niemand<br />
erklären, warum die Stämme rechteckig<br />
behauen bzw. gesägt werden. Eine<br />
erste Voranfrage beim Bauamt stellte ich<br />
1994. Doch aus politischer Sicht war dies<br />
nicht möglich. An eine Baugenehmigung<br />
war bis 1997 nicht zu denken, weil es in<br />
der Gemeinde eine Bebauungssperre mangels<br />
Abwasseranlagen gab. Das Baubewilligungsverfahren<br />
hat mich einige Kraft gekostet,<br />
doch der Kampf hat sich gelohnt!<br />
1997 wurde die ARA-Leitung (Raumplanung)<br />
in der Gemeinde endlich erstellt und<br />
wir konnten mit der definitiven Planung<br />
unseres Bauvorhabens beginnen. Die<br />
ganze Planung verlief ohne Architekt, Ingenieur<br />
und Bauführer. Nur in Eigenregie<br />
und mit Fachhandwerkern. Das schwierigste<br />
war nun, jemanden zu finden, der<br />
den Rundholzbau auch qualifiziert ausführen<br />
konnte. So machte ich eine Anfrage<br />
in einer Blockhausbauschule in Kanada.<br />
Falls in der Schweiz niemand für diese<br />
Technik zu finden gewesen wäre, hätte ich<br />
die Handwerker direkt aus Kanada einfliegen<br />
lassen. Doch ich hatte Glück, es<br />
gab jemanden: Roger Porrenga aus Uerikon.<br />
Er hat das Handwerk des Rundstammbaus<br />
in Kanada erlernt.<br />
Im Juli 1999<br />
wurde das offizielle<br />
Baugesuch im<br />
Thuner Amtsanzeiger<br />
veröffentlicht.<br />
Darüber waren<br />
einige Leute<br />
nicht so begeistert,<br />
darunter<br />
auch der damalige<br />
Gemeindepräsident.<br />
Mit allen<br />
Mitteln wurde versucht,<br />
das Vorhaben<br />
zu vereiteln.<br />
Sogar die Anfrage<br />
bei der Gemeinde,<br />
ob 200 Kubikmeter<br />
Weisstannenholz<br />
verkauft<br />
Vielleicht verhalf<br />
die Weitsicht des<br />
Indianers dem Initiator<br />
zum Erfolg. der<br />
würden, quittierte<br />
Gemeinderat<br />
Glückwünschkarten aus aller Welt erreichten den ‘<strong>Dream</strong> <strong>Valley</strong> <strong>Saloon</strong>’ zur Eröffnung.<br />
mit einer Einsprache. Die Begründung<br />
lautete: „Der Baustil ist fragwürdig und<br />
passt nicht in diese Gegend.“ Auch der<br />
Sturm Lothar konnte kein Umstimmen erwirken,<br />
obwohl das Sturmholz sehr gut<br />
hätten verwendet werden können.<br />
Tausende kamen besichtigen<br />
Nach diesem ‘Genikbruch’ kaufte ich<br />
das notwendige Holz im Oberaargau von<br />
einem Bauern, der es mit Stolz veräußerte!<br />
An der Einspracheverhandlung mit dem<br />
Gemeinderat gab es deshalb aber noch<br />
keine Einigung. Erst im April 2000 hatten<br />
wir es dann geschafft. Die Bewilligung für<br />
den Bau des Rundstammbaus wurde doch<br />
noch erteilt.<br />
Im Oktober 2000 wurde mit dem Aushub<br />
des Kellergeschosses begonnen und<br />
am 11. Dezember mit dem Rundholzbau.<br />
Am 20. März 2001 war das Gebäude fertig<br />
aufgerichtet. Es folgten der Dachaufbau<br />
und schließlich der Innenausbau.<br />
Während der ganzen Bauzeit wurde die<br />
Baustelle von mehreren Tausenden Menschen<br />
besucht und bewundert!<br />
So hat sich dies bis heute nicht geändert.<br />
Mit der Eröffnung des Restaurants im November<br />
2001 startete ich nicht gerade in<br />
die beste Jahreszeit. Dennoch wurde die<br />
Lokalität bestens angenommen und hat sich<br />
seitdem konstant entwickelt. Die urige Atmosphäre<br />
und Einrichtung im Innern sind sicherlich<br />
ein wesentlicher Aspekt. Dies setzt<br />
einen deutlichen Kontrast zum üblichen, in<br />
der Schweiz angebotenen. Das Gebäude<br />
vermittelt vielleicht einen Eindruck von Aussteigertum,<br />
und gerade dies macht es wohl<br />
so beliebt. Denn die Zahl der potentiellen<br />
Aussteiger aus der Gesellschaft ist scheinbar<br />
höher als angenommen wird.<br />
Machtspiele beendet<br />
Eine besonders erfreuliche Entwicklung<br />
im <strong>Dream</strong> <strong>Valley</strong> <strong>Saloon</strong> kann anhand<br />
der einfachen Sitzgelegenheiten erklärt<br />
werden. Wenn Gäste das Lokal betreten<br />
und kein freier Tisch mehr verfügbar ist, so<br />
gesellt man sich halt zu anderen Leuten<br />
an einen der Gruppentische. In nur wenigen<br />
Minuten kommt der Gast dann mit<br />
den Tischpartnern, gleich wer es ist und<br />
von wo er kommt, ins Gespräch. Die Folge<br />
ist ein unterhaltsamer Abend, der oftmals<br />
nicht mehr enden mag. Der Name<br />
‘<strong>Dream</strong> <strong>Valley</strong>’ wurde somit zum Programm.<br />
Selbst Teile des im Vorfeld kritischen<br />
Gemeinderates sitzen heute im Lokal<br />
und genießen die althergebrachte<br />
Gemütlichkeit im doch so heimischen<br />
Blockhaus.<br />
BH<br />
Weitere Informationen<br />
<strong>Dream</strong> <strong>Valley</strong> <strong>Saloon</strong><br />
Oberlangenegg<br />
CH-3616 Schwarzenegg<br />
Telefon 0041-(0)33-4532588<br />
Internet www.dreamvalley.ch<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo./Mi./Do./Fr. 13.30 bis 23.30 Uhr;<br />
Sa. u. So. 10.30 bis 0.30 Uhr<br />
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