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Landtagswahl in Baden-Württemberg - Deutscher Mieterbund

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16 MieterZeitung 1/2011<br />

Nachrichten aus dem Mietervere<strong>in</strong><br />

Stuttgart<br />

Stagnierende E<strong>in</strong>kommen – doch<br />

terhaushalten, <strong>in</strong> den kommenden<br />

Wochen here<strong>in</strong>flatternde<br />

Mieterhöhungsschreiben nicht<br />

die Mieten steigen ungebremst<br />

■ „Die Mieten <strong>in</strong> Stuttgart viele Haushalte e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres gen leider nicht durchsetzen.<br />

steigen mehr als doppelt Nettoe<strong>in</strong>kommen erzielen als Bei den Mietpreisen mache sich<br />

ungeprüft zu akzeptieren. Denn<br />

vielfach liege die bezahlte Miete<br />

schon heute über der laut Mietspiegel<br />

zulässigen Miete.<br />

Angelika Brautmeier rät, die<br />

Hilfe von Fachjuristen des Mie-<br />

so stark wie die Lebenshal- vor zehn Jahren. Im Bereich dies jedoch kaum bemerkbar, da tervere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Anspruch zu nehtungskosten.<br />

Doch h<strong>in</strong>ter dem kle<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>fachstwohnungen die Anzahl der energetisch vollmen. Die Mietexperten beraten<br />

durchschnittlichen Mietpreisan- nähere sich der Mietpreis von ständig sanierten Wohnungen über die Zulässigkeit e<strong>in</strong>er<br />

stieg von 3,8 Prozent <strong>in</strong> zwei heute (7,30) gefährlich dem laut Erhebung äußerst ger<strong>in</strong>g ist. Mieterhöhung und führen den<br />

Jahren verbergen sich beson- Wert von vor zehn Jahren (9,80) Der Mietervere<strong>in</strong> erkennt die im notwendigen Schriftverkehr mit<br />

ders besorgniserregende Preis- an, wobei letzterer allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Rahmen des Mietspiegelgeset- dem Vermieter. Der neue Mieterhöhungen<br />

im unteren Preis- Mark ausgewiesen war. zes erhobenen Mietpreise an. spiegel ist im Rathaus und beim<br />

segment des Wohnungsmark- Die Ursachen des starken Preis- Gleichwohl hält er den ungebro- Mietervere<strong>in</strong> für 6,50 Euro ertes“,<br />

kommentiert Mieterveranstiegs im letzten Jahrzehnt liechenen Mietpreisanstieg für behältlich. Mitglieder des Mietere<strong>in</strong>schef<br />

Rolf Gaßmann das gen zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der bekannten sorgniserregend. Der Mietervere<strong>in</strong>s bekommen den Miet-<br />

Zahlenwerk des neuen Stuttgar- Marktenge am Wohnungsmarkt vere<strong>in</strong> rät den Stuttgarter Miespiegel für nur zwei Euro. ■<br />

ter Mietspiegels.<br />

<strong>in</strong> Stuttgart. So seien Stadt und<br />

So seien laut der Auswertung der LandbeiderFörderungdesSozi-<br />

städtischen Statistiker die Preise almietwohnungsbaus im letzten<br />

für e<strong>in</strong>fache Altbauwohnungen Jahrzehnt untätig gewesen. Der<br />

<strong>in</strong> durchschnittlicher Lage um Bau von gerade noch 28 geför-<br />

bis zu 6,7 Prozent gestiegen. Bei derten Mietwohnungen im Jahr<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachst ausgestatteten 2010 sei <strong>in</strong>sbesondere im Ver-<br />

Dreizimmerwohnung <strong>in</strong> durchgleich mit den f<strong>in</strong>anziellen Anschnittlicher<br />

Lage mit 67 Quastrengungen anderer Großstädte<br />

dratmeter bedeutet dies e<strong>in</strong>e beschämend.<br />

jährliche Mehrbelastung von Zum anderen tragen die gesetz-<br />

322 Euro. Die Durchschnittslichen Vorschriften des BGB<br />

miete e<strong>in</strong>er Altbauwohnung liegt zur Erstellung von Mietspiegeln<br />

laut neuem Mietspiegel <strong>in</strong>zwi- Schuld am übertriebenen Mietschen<br />

schon bei 7,21 Euro pro<br />

Quadratmeter. „Angesichts von<br />

stagnierenden und teilweise s<strong>in</strong>kenden<br />

Nettoe<strong>in</strong>kommen führt<br />

dieser Preisanstieg zu noch stärkerer<br />

Belastung e<strong>in</strong>kommensschwacher<br />

Haushalte“, stellt der<br />

Mietervere<strong>in</strong> fest.<br />

Der Vere<strong>in</strong>svorsitzende appelliert<br />

deshalb an Stuttgarts Hauseigentümer,<br />

die Erhöhungsspielpreisanstieg.<br />

So dürfen bei der<br />

Erhebung des Statistischen Amtes<br />

nur diejenigen Wohnungen<br />

<strong>in</strong> die Mietspiegelwerte e<strong>in</strong>gehen,<br />

deren Preise <strong>in</strong> den letzten<br />

vier Jahren neu vere<strong>in</strong>bart oder<br />

erhöht worden s<strong>in</strong>d. „Die Mietpreise<br />

von rücksichtsvollen<br />

Vermietern werden bei der<br />

Mietspiegelerhebung leider<br />

nicht berücksichtigt“, kritisiert<br />

Gratulation: Die stellvertretenden Vorsitzenden des Mietervere<strong>in</strong>s<br />

Stuttgart, Jürgen Hesse (l<strong>in</strong>ks) und Erika Hyn (rechts), übergeben den<br />

Preis an die glückliche Gew<strong>in</strong>ner<strong>in</strong> Jutta Hertkorn<br />

Wellness-Wochenende für<br />

„Mitglieder werben Mitglieder“<br />

■ Bereits seit 1990 ist Jutta barn zu uns <strong>in</strong> den Mieterver-<br />

Hertkorn Mitglied im e<strong>in</strong>“, freut sich die stellvertreräume<br />

nicht voll auszuschöpfen, Gaßmann. Damit sei der Miet- Mietervere<strong>in</strong> Stuttgart. Sie tende Vorsitzende Erika Hyn.<br />

sondern die schwierige f<strong>in</strong>anspiegel e<strong>in</strong> Spiegel der teuersten nimmt immer mal wieder gern „Schließlich erhalten Sie im<br />

zielle Lage vieler Haushalte zu Wohnungen <strong>in</strong> der Stadt. die Beratung <strong>in</strong> Anspruch, um Mietervere<strong>in</strong> für nur 60 Euro im<br />

berücksichtigen. Schon im letz- Auch der Mietervere<strong>in</strong> hatte sich auf der sicheren Seite zu Jahr qualifizierte Rechtsberaten<br />

Jahr habe laut e<strong>in</strong>er bundes- sich für die Aufnahme des ener- fühlen, wenn ihr Vermieter zum tung, die fachgerechte Erlediweiten<br />

Studie die Wohnkostengetischen Zustandes e<strong>in</strong>er Woh- Beispiel e<strong>in</strong>e Mieterhöhung gung der Korrespondenz mit<br />

belastung der Stuttgarter Hausnung <strong>in</strong> den Mietspiegel stark oder e<strong>in</strong>e Betriebskostennach- dem Vermieter und Kostenerhalte<br />

mit 42 Prozent den Spitzen- gemacht. Allerd<strong>in</strong>gs hatte der zahlung fordert. Sie überzeugte stattung bei Mietrechtsprozesplatz<br />

<strong>in</strong> der Bundesrepublik Mietervere<strong>in</strong> nicht nur für Zu- <strong>in</strong> diesem Jahr zwei Nachbarn, sen.“<br />

Deutschland e<strong>in</strong>genommen. schläge bei energetisch sanier- Mitglied im Mietervere<strong>in</strong> zu Der Mietervere<strong>in</strong> Stuttgart be-<br />

Im Zehn-Jahres-Vergleich ist ten Wohnungen plädiert, son- werden, und nahm damit an der lohnt die Werbung e<strong>in</strong>es neuen<br />

die Durchschnittsmiete <strong>in</strong> Stuttdern auch Abschläge für „Ener- Verlosung des Wellness-Wo- Mitgliedes mit 20 Euro und der<br />

gart sogar von 5,75 Euro auf gieschleudern“ unter den Wohchenendes im Hotel Jordanbad Chance, e<strong>in</strong> Wellness-Wochen-<br />

7,40 Euro pro Quadratmeter, alnungen gefordert. Mit letzterem <strong>in</strong> Biberach teil.<br />

ende zu gew<strong>in</strong>nen. Wann sagen<br />

so um 30 Prozent angestiegen, konnte sich die Geschäftsführe- „Die meisten unserer Neumit- Sie es Ihrem Nachbarn, wie zu-<br />

während <strong>in</strong>sbesondere im unter<strong>in</strong> des Mietervere<strong>in</strong>s, Angelika glieder kommen durch persönfrieden Sie mit dem Vere<strong>in</strong><br />

ren E<strong>in</strong>kommensbereich heute Brautmeier, <strong>in</strong> den Verhandlunliche Empfehlung von Nach- s<strong>in</strong>d? ■


Bezahlbarer Wohnraum<br />

statt Reichenghetto<br />

Mart<strong>in</strong> Körner, Bezirksvorsteher von Stuttgart-Ost, und Mietervere<strong>in</strong>schef<br />

Rolf Gaßmann (v. l.)<br />

■ Zum<br />

Informationsgespräch<br />

kam der Bezirksvorsteher<br />

von Stuttgart-Ost,<br />

Mart<strong>in</strong> Körner, <strong>in</strong> die Geschäftsstelle<br />

des Mietervere<strong>in</strong>s<br />

Stuttgart. Hauptthema war die<br />

Schwierigkeit vieler Bürger,<br />

25 Jahre für die Sache der Mieter<br />

■ Im<br />

Juni des Jahres 1985<br />

wählte die Mitgliederversammlung<br />

des Mietervere<strong>in</strong>s<br />

<strong>in</strong> Stuttgart Rolf Gaßmann zu<br />

ihrem Vorsitzenden. Dieser<br />

nahm nun das 25-jährige Jubiläum<br />

zum Anlass, Mitarbeiter und<br />

Weggefährten zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Empfang e<strong>in</strong>zuladen. Jürgen<br />

Hesse, Vizechef im Mietervere<strong>in</strong><br />

und selbst 25 Jahre Vorstandsmitglied,<br />

lobte Rolf Gaßmanns<br />

erfolgreiche 25 Jahre:<br />

Der Vere<strong>in</strong> habe <strong>in</strong> dieser Zeit<br />

se<strong>in</strong>e Mitgliedszahlen von<br />

18.000 auf 30.000 erhöht, sei <strong>in</strong><br />

auch im Stuttgarter Osten e<strong>in</strong>e<br />

bezahlbare Wohnung zu f<strong>in</strong>den.<br />

Der sozialdemokratische<br />

„Schultes“ von Ost kritisierte<br />

die Beseitigung des Zweckentfremdungsverbots<br />

durch die<br />

Landesregierung, weil die Stadt<br />

den Medien präsent und habe<br />

se<strong>in</strong> Dienstleistungsangebot<br />

konsequent und benutzerfreundlich<br />

ausgebaut.<br />

Für den Landesvorstand dankte<br />

der stellvertretende Landesvorsitzende<br />

Karl W<strong>in</strong>kelmann dem<br />

Stuttgarter Vere<strong>in</strong>schef für hervorragendeÖffentlichkeitsarbeit<br />

und se<strong>in</strong>e Hilfe auch für die<br />

kle<strong>in</strong>en Mietervere<strong>in</strong>e im Land<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Der extra aus Berl<strong>in</strong> angereiste<br />

Bundesdirektor des Deutschen<br />

<strong>Mieterbund</strong>es, Lukas Siebenkotten,<br />

sprach auch die mensch-<br />

Mietervere<strong>in</strong> Stuttgart und Umgebung e. V., Moserstr. 5, 70182 Stuttgart, Tel. 07 11/2 10 16-0.<br />

Verantwortlich für den Inhalt der Seiten 16–17: Rolf Gaßmann, Vorsitzender, Stuttgart<br />

Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e. V., Olgastraße 77, 70182 Stuttgart, Tel. 07 11/2 36 06 00,<br />

Fax 07 11/2 36 06 02. Verantwortlich für den Inhalt der Seiten 18–21: Udo Casper<br />

nun ke<strong>in</strong>e Handhabe mehr habe,<br />

die Büronutzung von Wohnraum<br />

zu unterb<strong>in</strong>den. Insbesondere<br />

<strong>in</strong> der Halbhöhenlage des<br />

Ostens seien viele Dienstleistungsfirmen<br />

<strong>in</strong> Wohnungen e<strong>in</strong>gezogen,<br />

die den Bürgern nun<br />

fehlen.<br />

Von Stadt und Land erwartet<br />

Körner, dass sie den sozialen<br />

Mietwohnungsbau nicht weiter<br />

vernachlässigen. Das langjährige<br />

Mietervere<strong>in</strong>smitglied Körner<br />

will sich bei e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong><br />

den Landtag deshalb für e<strong>in</strong>e<br />

Wiederbelebung der Wohnraumförderung<br />

starkmachen.<br />

So müssten mit staatlicher Hilfe<br />

auf dem frei werdenden EnBW-<br />

Gelände am Stöckach auch genügend<br />

preiswerte Mietwohnungen<br />

entstehen. Investorenmodelle<br />

würden dagegen vor allem<br />

Wohnraum für die oberen<br />

E<strong>in</strong>kommen schaffen, für die es<br />

bereits e<strong>in</strong> ausreichendes Angebot<br />

gebe.<br />

Körner begründete gegenüber<br />

Rolf Gaßmann auch se<strong>in</strong>e ablehnende<br />

Haltung zu den Bebauungsplänen<br />

e<strong>in</strong>es Investors<br />

<strong>in</strong> der Villa Berg. Der durch<br />

Verkehrslärm stark belastete<br />

Stadtbezirk müsse se<strong>in</strong>en Park<br />

als Erholungsraum für alle Bürger<br />

erhalten und dürfe ihn nicht<br />

als Wohnghetto für Reiche zubauen<br />

lassen. ■<br />

lichen Qualitäten von Rolf Gaßmann<br />

an: Er habe es verstanden,<br />

se<strong>in</strong> ehrenamtliches Engagement<br />

nicht auf Kosten von Familie<br />

und se<strong>in</strong>en zwei Töchtern<br />

zu leben. Rolf Gaßmann bedankte<br />

sich für das Lob, verwies<br />

aber darauf, dass die Erfolge des<br />

Mietervere<strong>in</strong>s e<strong>in</strong> Ergebnis der<br />

guten Teamarbeit von Vorstand<br />

und Mitarbeitern seien.<br />

Für die Angestellten im Mietervere<strong>in</strong><br />

hatte zuvor Rechtsberater<br />

Jens Rüggeberg auf das hervorragende<br />

Betriebsklima im Mietervere<strong>in</strong><br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Dies sei<br />

auch dem kooperativen Führungsstil<br />

des Vere<strong>in</strong>svorstandes<br />

zu verdanken. Gründe genug,<br />

um nach den Reden noch geme<strong>in</strong>sam<br />

anzustoßen. ■<br />

RECHTSBERATUNG<br />

INIHRER NÄHE<br />

Nach telefonischer Voranmeldung<br />

unter 07 11/2 10<br />

16-12 und 2 10 16-0 können<br />

Sie sich beraten lassen:<br />

● <strong>in</strong> der Geschäftsstelle,<br />

Moserstraße 5<br />

(Parkmöglichkeit Staatsgalerie<br />

oder Haltestelle Staatsgalerie)<br />

● <strong>in</strong> Bad Cannstatt<br />

im neuen Verwaltungsgebäude,<br />

Cannstatter Marktplatz 10,<br />

1. Stock, Zimmer 11,<br />

14.00 bis 18.00 Uhr<br />

JEDEN MONTAG<br />

● <strong>in</strong> Filderstadt-<br />

Bernhausen<br />

<strong>in</strong> der Bernhäuser Hauptstraße<br />

2 (Zentrum Bernhausen,<br />

bei der städtischen Galerie),<br />

1. Stock,<br />

15.00 bis 18.00 Uhr<br />

JEDEN DIENSTAG<br />

● <strong>in</strong> Ditz<strong>in</strong>gen<br />

im Haus der Vere<strong>in</strong>e (Fuchsbau),<br />

Leonberger Straße 39,<br />

Zimmer 35 (3. Stock),<br />

15.00 bis 17.00 Uhr<br />

JEDEN DIENSTAG<br />

● <strong>in</strong> Leonberg<br />

im neuen Rathaus, Belforter<br />

Platz 1, E<strong>in</strong>gang vom Parkplatz<br />

1. Raum rechts,<br />

13.00 bis 17.00 Uhr<br />

JEDEN FREITAG<br />

● <strong>in</strong> Stuttgart-Rohr<br />

<strong>in</strong> der alten Schule, neben der<br />

Post (Nähe S-Bahn-Haltestelle<br />

Rohr), Egelhaafstraße 1,<br />

Raum 1, 9.00 bis 12.00 Uhr<br />

JEDEN DIENSTAG<br />

Rechtsberatung am Telefon:<br />

2 10 16-0<br />

Kurze Fragen: Montag bis<br />

Donnerstag von 8.30 bis<br />

12.00 Uhr und 13.00 bis<br />

18.00 Uhr sowie Freitag von<br />

8.30 bis 13.00 Uhr.<br />

Energieberatung am<br />

Telefon: 63 63 585<br />

9. und 15. Februar sowie<br />

1., 15. und 29. März 2011 jeweils<br />

von 14.00 bis 15.00 Uhr<br />

Unser Faxanschluss:<br />

2 36 92 23<br />

Unsere E-Mail-Adresse:<br />

<strong>in</strong>fo@mietervere<strong>in</strong>-stuttgart.de<br />

1/2011 MieterZeitung 17


27. März 2011: <strong>Landtagswahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Es ist Zeit für e<strong>in</strong>e neue Wohnungspolitik<br />

<strong>in</strong> <strong>Baden</strong> <strong>Württemberg</strong><br />

■ Liebe Mitglieder der baden-württembergischen Mietervere<strong>in</strong>e,<br />

mehr als die Hälfte der<br />

Haushalte wohnt <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> zur Miete. In den<br />

Großstädten s<strong>in</strong>d es sogar mehr<br />

als 70 Prozent. Trotzdem ignoriert<br />

auch der neue M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

die Interessen der Mieter<br />

sträflich. In se<strong>in</strong>er Regierungserklärung<br />

erwähnte er die Wohnungspolitik<br />

gar mit ke<strong>in</strong>em<br />

Wort. Se<strong>in</strong> Koalitionspartner<br />

Ulrich Goll (FDP) fordert regelmäßig<br />

den Abbau von Mieterrechten<br />

mit Gesetzes<strong>in</strong>itiativen,<br />

die im Bundesrat, der Opposition<br />

sei Dank, bislang ke<strong>in</strong>e<br />

Mehrheit fanden.<br />

Obwohl sich <strong>in</strong> den Großstädten<br />

und Universitätsstädten<br />

des Landes e<strong>in</strong>e neue Woh-<br />

■ Das soziale Mietrecht<br />

stellt e<strong>in</strong>en wichtigen Bestandteil<br />

der sozialen Marktwirtschaft<br />

dar. Durch die Mietrechtsreform,<br />

die im Jahr 2001 durch<br />

die rot-grüne Bundesregierung<br />

durchgeführt worden war, ist das<br />

Mietrecht moderner, e<strong>in</strong>facher<br />

und transparenter geworden. Es<br />

hat sich als fairer Interessenausgleich<br />

zwischen Vermietern und<br />

Mietern bewährt.<br />

Das sieht die FDP ganz anders.<br />

Seit sie an der Landesregierung<br />

beteiligt ist, versucht sie, die<br />

Rechte der Mieter<strong>in</strong>nen und<br />

Mieter zu beschneiden.<br />

Im Jahr 2004 begründete der damalige<br />

Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister<br />

Walter Dör<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>en Horrorkatalog<br />

mit E<strong>in</strong>schränkungen zum<br />

Mietrecht damit, dass das Mietrecht<br />

Investitionen <strong>in</strong> den Wohnungsbau<br />

blockiere. Der damalige<br />

M<strong>in</strong>isterpräsident Erw<strong>in</strong><br />

Teufel ließ Dör<strong>in</strong>gs Horrorkatalog,<br />

der als Regierungsentwurf<br />

für e<strong>in</strong>e Bundesrats<strong>in</strong>itiative gedacht<br />

war, aus gutem Grund <strong>in</strong><br />

der Schublade verschw<strong>in</strong>den.<br />

Es besteht nachweislich ke<strong>in</strong><br />

Zusammenhang zwischen Re-<br />

nungsnot anbahnt, bildet das<br />

Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>in</strong><br />

der Wohnbauförderung weiterh<strong>in</strong><br />

das Schlusslicht aller Bundesländer.<br />

Nur 0,54 Euro je<br />

E<strong>in</strong>wohner stellt die Landesregierung<br />

hierfür bereit. Andere<br />

Bundesländer mit vergleichbaren<br />

Wohnungsengpässen setzen<br />

das zehn- bis 20-fache an Steuermitteln<br />

für die Wohnbauförderung<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Die CDU/FDP-Landesregierung<br />

stellt aber nicht nur zu<br />

wenig Geld für die Wohnbauförderung<br />

bereit, sie setzt die<br />

knappen Fördermittel auch<br />

falsch e<strong>in</strong>. Obwohl bezahlbarer<br />

Mietwohnraum fehlt, werden<br />

zwei Drittel der öffentlichen<br />

Rolf Gaßmann<br />

Mittel für die Eigentumsförderung<br />

ausgegeben. Mit gerade<br />

noch 28 Mietwohnungen für nahezu<br />

elf Millionen E<strong>in</strong>wohner<br />

von <strong>Baden</strong> <strong>Württemberg</strong> hatte<br />

die Landesförderung im Jahre<br />

Landesregierung will<br />

Mieterrechte abbauen<br />

formen im Mietrecht und Fertigstellungszahlen<br />

im Wohnungsbau.<br />

Mit dem seit 1974 im Mietrecht<br />

verankerten Schutz der<br />

Mieter vor willkürlichen Kündigungen<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

über 100.000 Wohnungen<br />

im Jahr 1996 gebaut – aber<br />

auch nur noch 25.400 im Jahr<br />

2009 fertig gestellt. Trotzdem<br />

zog Justizm<strong>in</strong>ister Ulrich Goll<br />

(FDP) im Jahr 2006 Dör<strong>in</strong>gs<br />

Horrorkatalog wieder aus der<br />

Schublade. Der Bundestag setzte<br />

die baden-württembergische<br />

Initiative sang- und klanglos<br />

dann aber von der Tagesordnung<br />

des Bundesrates ab.<br />

Weil das Märchen vom Investitionshemmnis<br />

Mietrecht nicht<br />

zog, wurde 2008 von Goll e<strong>in</strong>e<br />

neue Initiative mit e<strong>in</strong>em neuen<br />

Märchen gestartet: Unter dem<br />

Deckmäntelchen des „Mietnomadentums“<br />

forderte Ulrich<br />

Goll nun massive E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong>s<br />

soziale Mietrecht. Reißerische<br />

Medienberichte und die Klagen<br />

der Vermieterorganisation Haus<br />

& Grund sollten nahelegen, dass<br />

es sich um e<strong>in</strong> Massenphänomen<br />

handelt. Die FDP schaffte<br />

es sogar, dass das Thema im Koalitionsvertrag<br />

der schwarz-gelben<br />

Bundesregierung verankert<br />

wurde. Anfang Dezember 2010<br />

stellte die Forschungsstelle Immobilien<br />

der Universität Bielefeld<br />

das Ergebnis ihrer „Mietnomaden-Untersuchung“<br />

vor, die<br />

von der Bundesregierung <strong>in</strong><br />

Auftrag gegeben worden war.<br />

Danach hatte es <strong>in</strong> den letzten<br />

fünf Jahren nachweislich nur<br />

200 Mietnomadenfälle <strong>in</strong> der<br />

gesamten Bundesrepublik gegeben.<br />

40 Fälle pro Jahr bei 22<br />

Millionen Mietverhältnissen.<br />

„Pe<strong>in</strong>lich“, stellte Karl W<strong>in</strong>ckelmann,<br />

stellvertretender<br />

2007 ihren absoluten Tiefpunkt<br />

erreicht.<br />

Die Erfahrungen der letzten<br />

Jahre zeigen: E<strong>in</strong>e an den Bedürfnissen<br />

der Mieter ausgerichtete<br />

Wohnungspolitik wird<br />

es mit der jetzigen Regierungskoalition<br />

<strong>in</strong> Stuttgart auch <strong>in</strong><br />

Zukunft nicht geben. Dass es<br />

auch anders geht, zeigt der Regierungswechsel<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen, der zu e<strong>in</strong>er neuen<br />

mieterfreundlichen Politik des<br />

größten Bundeslandes geführt<br />

hat.<br />

Deshalb bitte ich Sie, gehen<br />

Sie zur Wahl, und stimmen Sie<br />

für den Erhalt des sozialen<br />

Mietrechts und e<strong>in</strong> verstärktes<br />

Engagement des Landes für bezahlbaren<br />

Wohnraum ab!<br />

Ihr Rolf Gaßmann<br />

Landesvorsitzender des<br />

Deutschen <strong>Mieterbund</strong>es<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Landesvorsitzender des Deutschen<br />

<strong>Mieterbund</strong>es <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> und Geschäftsführer<br />

des Mietervere<strong>in</strong>s Karlsruhe,<br />

fest. „Der Justizm<strong>in</strong>ister<br />

ist der Mär von zigtausend Mietnomaden<br />

aufgesessen und hat<br />

Mietrechtsänderungen gefordert,<br />

ohne irgendwelche belastbaren<br />

Informationen zum Ausmaß<br />

des Problems zu haben.<br />

Klar ist, wir brauchen ke<strong>in</strong>e neuen<br />

Gesetze.“<br />

Mietnomaden s<strong>in</strong>d Betrüger, gegen<br />

die vorgegangen werden<br />

muss, f<strong>in</strong>det auch der Deutsche<br />

<strong>Mieterbund</strong>. Vermieter müssen<br />

schneller zu ihrem Recht kommen.<br />

Dazu braucht man jedoch<br />

ke<strong>in</strong>e neuen Gesetze, sondern<br />

schnellere Prozesse, und das bedeutet<br />

mehr Richter. Wenn Justizm<strong>in</strong>ister<br />

Goll weniger Energie<br />

<strong>in</strong> Bundes<strong>in</strong>itiativen zur Verschlechterung<br />

des Mietrechts<br />

verschwenden würde, sondern<br />

vielmehr die Justiz, für die er ja<br />

zuständig ist, <strong>in</strong> die Lage versetzten<br />

würde, geschädigten Vermietern<br />

rasch zu ihrem Recht zu<br />

verhelfen, wäre das Problem<br />

schnell und wirksam gelöst. ■<br />

18 MieterZeitung 1/2011 04, 06, 27


■ In der Tat machen Klimaschutz<br />

und steigende<br />

Energiekosten die energetische<br />

Modernisierung im Wohnungsbestand<br />

zur größten wohnungspolitischen<br />

Herausforderung<br />

der nächsten Jahre. Die Aufgabe<br />

ist gewaltig: Etwa 70 Prozent<br />

der 2,2 Millionen Wohngebäude<br />

mit 4,7 Millionen Wohnungen<br />

wurden vor 1977 gebaut<br />

und s<strong>in</strong>d zum größten Teil sanierungsbedürftig.<br />

Knapp e<strong>in</strong><br />

Drittel der Kohlendioxid-Emissionen<br />

im Land werden durch<br />

die Gebäudebeheizung und<br />

Warmwassererzeugung verursacht.<br />

In den letzten Jahren wurden<br />

bundesweit jährlich etwa<br />

zwei Prozent des Wohnungsbestandes<br />

ganz oder teilweise saniert.<br />

Das ist viel zu wenig. So<br />

ergab e<strong>in</strong>e Untersuchung der<br />

Stadt Stuttgart, dass gerade e<strong>in</strong>mal<br />

vier Prozent des Althausbestandes<br />

energetisch saniert ist.<br />

Damit die Klimaziele erreicht<br />

werden können, müsste die Sanierungsquote<br />

auf m<strong>in</strong>destens<br />

drei Prozent erhöht werden.<br />

Nach dem Gesetz darf der Vermieter<br />

elf Prozent der Modernisierungskosten<br />

auf die Jahresmiete<br />

aufschlagen. Bei e<strong>in</strong>er<br />

grundlegenden energetischen<br />

Sanierung e<strong>in</strong>es Gebäudes entstehen<br />

umlagefähige Kosten<br />

von über 400 Euro pro Quadratmeter.<br />

Dies bedeutet rechtlich<br />

zulässige Mieterhöhungen von<br />

04, 06, 27<br />

Foto: BilderBox<br />

Mir gebet nix!<br />

Landesregierung lässt Mieter<br />

und Vermieter im Stich<br />

vier und mehr Euro pro Quadratmeter,<br />

bei e<strong>in</strong>er 80-Quadratmeter-Wohnung<br />

e<strong>in</strong>e monatliche<br />

Verteuerung der Miete um<br />

320 Euro. Für die Mehrheit der<br />

Mieter s<strong>in</strong>d solche Mietsprünge<br />

untragbar, oft am Markt auch<br />

nicht durchsetzbar. In Stuttgart<br />

erhöhte sich die Kaltmiete e<strong>in</strong>er<br />

Wohnung von 281,67 Euro sogar<br />

um 70 Prozent auf 481,73<br />

Euro.<br />

Dem stehen E<strong>in</strong>sparungen an<br />

Heiz- und Warmwasserkosten<br />

von 20 bis 70 Cent pro Quadratmeter<br />

und Monat – bei e<strong>in</strong>er<br />

80-Quadratmeter-Wohnung also<br />

rund 56 Euro – gegenüber.<br />

Die Mehrkosten betragen also<br />

durchschnittlich etwa das<br />

Sechsfache der E<strong>in</strong>sparung.<br />

Die CDU/FDP-Landesregierung<br />

verkündet zwar <strong>in</strong> Sonntagsreden<br />

notwendige Klimaschutzziele<br />

und fordert von den<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern beträchtliche<br />

Beiträge zur Klimaverbesserung,<br />

sie leistet jedoch<br />

selbst ke<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>anziellen Beitrag<br />

und lässt Mieter wie Vermieter<br />

im Regen stehen.<br />

Der Deutsche <strong>Mieterbund</strong> befürwortete<br />

das baden-württembergische<br />

Wärmegesetz, welches<br />

bei Heizungserneuerungen<br />

e<strong>in</strong>en Anteil von zehn Prozent<br />

an erneuerbaren Energien vorschreibt.<br />

„Es kann aber nicht<br />

se<strong>in</strong>, dass Mieter alle<strong>in</strong>e die Zeche<br />

zahlen müssen“, sagte Susanne<br />

Matt, Mitglied des DMB-<br />

Landesvorstandes und stellvertretende<br />

Vorsitzende des Deutschen<br />

<strong>Mieterbund</strong>es Landkreis<br />

Essl<strong>in</strong>gen. „Klimaschutz ist e<strong>in</strong>e<br />

gesamtgesellschaftliche Aufgabe.<br />

Deshalb müssen auch der<br />

Staat und die Vermieter ihren<br />

Beitrag leisten. Der Dreiklang<br />

der Akteure ist e<strong>in</strong>e gerechte<br />

Lastenaufteilung.“<br />

Es sei unverantwortlich, dass<br />

die Landesregierung weder<br />

Mieter noch Vermieter bei der<br />

Sanierung des Gebäudebestandes<br />

unterstützt. Die e<strong>in</strong>seitige<br />

Kostenverteilung zu Lasten der<br />

Mieter kann auch zu e<strong>in</strong>er weiteren<br />

sozialen Entmischung der<br />

Stadtquartiere führen. Für Vermieter<br />

fehlt der Anreiz, <strong>in</strong> energetischeSanierungsmaßnahmen<br />

zu <strong>in</strong>vestieren. Der Deutsche<br />

<strong>Mieterbund</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

fordert daher e<strong>in</strong>e verlässliche<br />

und f<strong>in</strong>anziell gut ausgestattete<br />

Förderung durch das<br />

Land, die modernisierungsbed<strong>in</strong>gte<br />

Mieterhöhungen begrenzt<br />

und Investitionen anstößt.<br />

Er verweist auf das Beispiel<br />

der rot-grünen Landesregierung<br />

<strong>in</strong> NRW, die über<br />

200 Millionen Euro zur Sanierung<br />

des Gebäudebestandes bereitstellt.<br />

■<br />

Neue Mehrheit <strong>in</strong> NRW gestaltet e<strong>in</strong>e soziale Wohnungspolitik<br />

■ Wohnen ist für die neue rot-grüne Landespolitik e<strong>in</strong> wichtiges Zukunftsthema.<br />

Weil Wohnen e<strong>in</strong> Grundbedürfnis darstellt, will die<br />

Landesregierung unter M<strong>in</strong>isterpräsident<strong>in</strong> Hannelore Kraft (SPD)<br />

prüfen, ob für das Land e<strong>in</strong> Verfassungsrecht auf gesundes und bezahlbares<br />

Wohnen e<strong>in</strong>geführt werden kann.<br />

Unter der Überschrift „Gutes Wohnen sichern, Mieter<strong>in</strong>nen und<br />

Mieter schützen“ s<strong>in</strong>d im Koalitionsvertrag zwischen SPD und<br />

Bündnis 90/Die Grünen konkrete Schritte zur Verbesserung der<br />

Wohnungssituation vere<strong>in</strong>bart. Die Landesregierung hat vor, Mieter<strong>in</strong>nen<br />

und Mieter zu schützen, Wohnungsmärkte zu gestalten und<br />

zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Folgerichtig will die neue Landesregierung<br />

Veränderungen im Mietrecht zum Nachteil der Mieter<br />

ablehnen.<br />

Im Rahmen der Neuausrichtung der Förderpolitik soll der Mietwohnungsbau<br />

Vorrang erhalten. Der soziale Wohnungsbau wird gestärkt<br />

und zu e<strong>in</strong>er wirksamen Korrektur auf den Wohnungsmärkten<br />

ausgebaut. Im Bundesrat will sich Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen dafür e<strong>in</strong>setzen,<br />

dass der Bund auch nach 2013 die Länder bei der F<strong>in</strong>anzierung<br />

des sozialen Wohnungsbaus unterstützt.<br />

Damit der Wohnungsbestand erhalten bleibt und zum Wohnen ge-<br />

nutzt wird, bleibt die Zweckentfremdungsverordnung e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Instrument. Durch die landesweite Wiedere<strong>in</strong>führung der Kündigungssperrfristverordnung<br />

sollen die Mieter wirksam vor Umwandlungsspekulanten<br />

geschützt werden. Dadurch werden auch die<br />

Wohnungsquartiere stabilisiert und ausgewogene Bewohnerstrukturen<br />

sichergestellt.<br />

Die Regierung Kraft will die Kommunen stärken. Kommunale<br />

Wohnraumkonzepte sollen daher <strong>in</strong> Zukunft gefördert werden.<br />

Nachdem die Vorgängerregierung von CDU und FDP den öffentlichen<br />

Wohnungsbesitz verscherbelt hatte, will die neue Landesregierung<br />

systematisch Privatisierungen und Verkäufe von Wohnungsbeständen<br />

an F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>vestoren entgegenwirken. Im Gegensatz<br />

zum Bund wird das Land NRW zudem die Mittel zur Städtebauförderung<br />

2011 nicht kürzen.<br />

In der Förderung der energetischen Sanierung des Gebäudebestandes<br />

sieht die rot-grüne Landesregierung e<strong>in</strong>e wichtige Zukunftsaufgabe.<br />

Deshalb werden im Jahr 2011 über 200 Millionen Euro zur<br />

Verfügung gestellt, um die Sanierungsquote zu steigern. Das Land<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> stellt für diese Zukunftsaufgabe bislang ke<strong>in</strong>en<br />

Cent zur Verfügung.<br />

1/2011 MieterZeitung 19


27. März 2011: <strong>Landtagswahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Knappes Wohnraumangebot lässt Mieten steigen<br />

■ Die Miete reißt immer<br />

größere Löcher <strong>in</strong> die<br />

Haushaltskassen. Das Forschungs<strong>in</strong>stitut<br />

Empirica stellte<br />

fest, dass die Mieten <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren deutlich stärker als<br />

die allgeme<strong>in</strong>en Lebenshaltungskosten<br />

angestiegen s<strong>in</strong>d.<br />

Der Stuttgarter Mietspiegel<br />

2011/12, der kurz vor Weihnachten<br />

veröffentlicht wurde,<br />

bestätigt das Untersuchungsergebnis.<br />

„Das ist e<strong>in</strong>e schlimme<br />

Bescherung für Mieter“, kommentierte<br />

Rolf Gaßmann, Landesvorsitzender<br />

des Deutschen<br />

<strong>Mieterbund</strong>es <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

und Vorsitzender des Mietervere<strong>in</strong>s<br />

Stuttgart, das Ergebnis<br />

der Mietspiegelerhebung:<br />

Innerhalb von zwei Jahren verteuerten<br />

sich die Mieten <strong>in</strong><br />

Stuttgart im Durchschnitt um<br />

3,8 Prozent. Grund zur Besorgnis<br />

gibt der Anstieg der Mietpreise<br />

für bislang noch relativ<br />

preisgünstige Altbauwohnungen<br />

von bis zu 6,7 Prozent.<br />

„Angesichts von stagnierenden<br />

und teilweise s<strong>in</strong>kenden Nettoe<strong>in</strong>kommen<br />

führt der Preisanstieg<br />

zu e<strong>in</strong>er noch stärkeren<br />

Belastung der Haushalte mit<br />

kle<strong>in</strong>em Geldbeutel“, sagte<br />

Gaßmann.<br />

Ähnliche Entwicklungen werden<br />

aus anderen baden-württembergischen<br />

Städten berichtet.<br />

E<strong>in</strong>er steigenden Wohnungsnachfrage<br />

stehen fast ke<strong>in</strong>e<br />

Angebotserweiterungen gegenüber.<br />

Der zunehmende<br />

Wohnungsmangel führt zu<br />

deutlichen Mietpreissteigerungen.<br />

Schon im Sommer 2010<br />

meldete Empirica zweistellige<br />

Steigerungsraten bei Neuvertragsmieten.<br />

Diese Preisexplosion<br />

wird mit e<strong>in</strong>er gewissen<br />

Verzögerung Auswirkungen<br />

auf die Bestandsmieten haben.<br />

Die hohen Neuvertragsmieten<br />

werden nämlich <strong>in</strong> die Berechnung<br />

der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />

e<strong>in</strong>bezogen. „Damit<br />

Wohnen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

nicht zu e<strong>in</strong>em unbezahlbaren<br />

Luxusgut wird, s<strong>in</strong>d<br />

zwei Maßnahmen dr<strong>in</strong>gend erforderlich:<br />

Erstens muss der<br />

Neubau von mehr Mietwohnungen<br />

<strong>in</strong> den Brennpunkten<br />

des Wohnungsbedarfs geför-<br />

Kaum noch Sozialwohnungen im Ländle<br />

■ „Die Lage am Wohnungsmarkt<br />

wird zunehmend<br />

enger“, so steht es im siebten<br />

Sachstandsbericht Wohnen<br />

und Bauen der Stadt Karlsruhe.<br />

Insbesondere die Chance wohnungsberechtigter<br />

Haushalte auf<br />

e<strong>in</strong>e Sozialmietwohnung verschlechtert<br />

sich. Die Stadt Karlsruhe<br />

bewilligte <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren jährlich rund 900 Wohnberechtigungssche<strong>in</strong>e.<br />

Sie besitzt<br />

jedoch lediglich an 450<br />

Wohnungen Belegungsrechte.<br />

Die Volkswohnung GmbH ist<br />

im Besitz von circa 1.500 Sozialwohnungen.<br />

Seit 2004 schwankt<br />

Mehr Menschen denn je suchen Hilfe<br />

■ Die freie Wohlfahrtspflege <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> meldete mehr<br />

Menschen <strong>in</strong> der Wohnungshilfe als je zuvor. 10.065 Personen<br />

waren im September zum Stichtag der Erhebung des Verbandes<br />

als hilfesuchend gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die<br />

Zahl um 1,6 Prozent. E<strong>in</strong> Viertel der Hilfesuchenden lebt, so Frieder<br />

Claus vom Diakonischen Werk der evangelischen Kirche<br />

<strong>Württemberg</strong>, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „prekären Unterkunftssituation“, zum Beispiel<br />

ohne Unterkunft, im Biwak oder bei Bekannten.<br />

Die Wohlfahrtse<strong>in</strong>richtungen befürchten, dass die angespannte<br />

F<strong>in</strong>anzlage der Kommunen ihre Arbeit erschweren wird. Der<br />

Trend gehe zu ambulanten Hilfen, sagte Claus. Dazu zählen unter<br />

anderem Fachberatungsstellen oder Tagesstätten. Wenn manche<br />

Landkreise bessere Hilfsangebote bieten als andere, könne es zu<br />

„Vertreibungen“ und „Wanderungen“ kommen.<br />

dert werden. Zweitens muss der<br />

Spielraum für Mieterhöhungen<br />

bei Neuvermietungen gesetzlich<br />

begrenzt werden“, erklärte<br />

Gaßmann.<br />

Auch Untersuchungen des<br />

Hamburger Forschungsunternehmens<br />

F+B zeigen den dr<strong>in</strong>genden<br />

Handlungsbedarf. Das<br />

Institut verfügt über e<strong>in</strong> Archiv,<br />

<strong>in</strong> dem die Mietspiegel von<br />

500 Geme<strong>in</strong>den seit 1995 gesammelt,<br />

aktualisiert und ausgewertet<br />

werden. Im aktuellen<br />

„Mietspiegel<strong>in</strong>dex 2009“ stellt<br />

F+B fest, dass das Wohnen im<br />

Südwesten am teuersten ist. In<br />

den Städten <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />

zahlen die Mieter 20 bis<br />

30 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt.<br />

Von den TOP 30<br />

die Zahl der Wohnungssuchenden<br />

dort zwischen 6.500 und<br />

7.000 Haushalten.<br />

In anderen Städten sieht es nicht<br />

besser aus. Der Sozialwohnungsbestand<br />

s<strong>in</strong>kt, weil seit Jahren<br />

wesentlich weniger neue Sozialwohnungen<br />

gebaut werden als<br />

aus der B<strong>in</strong>dung fallen. Vornehmlich<br />

<strong>in</strong> Ballungszentren und<br />

Hochschulstädten s<strong>in</strong>d die Wohnungsmärkte<br />

unter Druck. Gab<br />

esimJahr2003noch133.000Sozialwohnungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />

so waren es 2008 nur<br />

noch 75.000 Wohnungen mit<br />

Mietpreis- und Belegungsb<strong>in</strong>dungen.<br />

Nur noch 1,5 Prozent<br />

des Wohnungsbestandes s<strong>in</strong>d<br />

Sozialwohnungen. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

liegt damit weit unter<br />

dem Bundesdurchschnitt von<br />

4,6 Prozent. Nur <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Thür<strong>in</strong>gen<br />

und im Saarland ist die Sozialwohnungsquote<br />

noch ger<strong>in</strong>ger.<br />

Dort besteht aber auch ke<strong>in</strong>e<br />

Wohnungsknappheit.<br />

Der skandalös niedrige Bestand<br />

an Sozialwohnungen ist e<strong>in</strong>e<br />

Folge der Förderpolitik der<br />

CDU/FDP-Landesregierung.<br />

Nur noch 6,2 Millionen Euro<br />

stellt das Land zur Verbesserung<br />

– den 30 Städten mit dem<br />

höchsten Mietniveau – liegen<br />

13 Städte, also fast die Hälfte, <strong>in</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Der Abstand<br />

zum Bundesdurchschnitt<br />

droht sich zu vergrößern: F+B<br />

stellte auch fest, dass die Mieterhöhungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

mehr als doppelt so<br />

hoch ausfallen wie im Bundesdurchschnitt.<br />

„Dramatisch steigende Mieterhöhungen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> deutlicher<br />

H<strong>in</strong>weis auf den Wohnungsmangel<br />

im Land. Wir hoffen,<br />

dass e<strong>in</strong>e neue Landesregierung<br />

dieses Alarmsignal endlich erkennt<br />

und mit e<strong>in</strong>er angemessenen<br />

Wohnungspolitik den Mangel<br />

abbaut“, forderte Rolf Gaßmann.<br />

■<br />

der Wohnungssituation bereit.<br />

Zusammen mit den Bundesmitteln<br />

von 42,2 Millionen Euro beträgt<br />

das Fördervolumen 48,4<br />

Millionen Euro. Zum Vergleich:<br />

Unser Nachbarland Bayern gibt<br />

165 Millionen Euro, zusammen<br />

mit den Bundesmitteln beträgt<br />

dort das Programmvolumen 215<br />

Millionen Euro. Die Sozialwohnungsquote<br />

liegt mit 2,8 Prozent<br />

fast doppelt so hoch wie <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Der Schrumpfungsprozess des<br />

Sozialwohnungsbestandes wird<br />

<strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> beschleunigt,<br />

weil die Förderpolitik<br />

im Gegensatz zu anderen<br />

Bundesländern nicht auf die<br />

Schaffung von zusätzlichem<br />

Wohnraum ausgerichtet ist. Das<br />

bedeutet, auf den Erwerb von<br />

Gebrauchtwohnungen entfallen<br />

mehr Mittel als auf den Neubau.<br />

Die ohneh<strong>in</strong> knappen Fördermittel<br />

werden verpulvert, ohne<br />

dass e<strong>in</strong> Quadratmeter neuer<br />

Wohnraum entsteht. „Dies ist<br />

e<strong>in</strong> Beispiel für krasse Fehlförderung“,<br />

stellte Thomas Keck,<br />

Mitglied des DMB-Landesvorstandes<br />

und Geschäftsführer des<br />

Deutschen <strong>Mieterbund</strong>es Reutl<strong>in</strong>gen-Tüb<strong>in</strong>gen,<br />

fest. ■<br />

20 MieterZeitung 1/2011 04, 06, 27


■ In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

werden viel zu wenige<br />

Wohnungen gebaut. E<strong>in</strong>e von<br />

der Landesregierung e<strong>in</strong>gesetzte<br />

Kommission hatte für <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> e<strong>in</strong>en jährlichen<br />

Neubaubedarf von 50.000<br />

Wohne<strong>in</strong>heiten errechnet. Im<br />

Jahr 2009 wurde mit 25.402 fertig<br />

gestellten Wohnungen e<strong>in</strong><br />

absoluter Tiefpunkt erreicht. Es<br />

wurde nicht e<strong>in</strong>mal die Hälfte<br />

des Bedarfs gebaut.<br />

Insbesondere <strong>in</strong> den Groß- und<br />

Universitätsstädten wächst der<br />

Wohnungsmangel, weil das<br />

Wohnungsangebot wesentlich<br />

langsamer steigt als die Zahl der<br />

Haushalte. Alle Prognosen gehen<br />

davon aus, dass zum<strong>in</strong>dest<br />

bis zum Jahr 2025 die Zahl der<br />

Haushalte, der eigentlichen<br />

Nachfragegröße auf den Wohnungsmärkten,<br />

weiter steigen<br />

wird. Die Schere zwischen<br />

Wohnungsnachfrage und Wohnungsangebot<br />

öffnet sich immer<br />

weiter. In der Folge der Wohnungsknappheit<br />

steigen die<br />

Mietpreise. Für breite Schichten<br />

wird Wohnen immer teurer.<br />

04, 06, 27<br />

Wohnungsneubau <strong>in</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>:<br />

schwarz-gelbe Talfahrt<br />

Zur Überw<strong>in</strong>dung des Wohnungsmangels<br />

ist e<strong>in</strong>e Verdoppelung<br />

der jährlichen Neubauleistung<br />

notwendig. Damit die<br />

dazu erforderlichen Investitionen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere im bezahlbaren<br />

Mietwohnungsbau, ausgelöst<br />

werden können, braucht <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

e<strong>in</strong> den regionalenWohnungsmarktsituationen<br />

angemessenes Landeswohnraumförderprogramm,<br />

das<br />

diesen Namen auch wirklich<br />

verdient und das dauerhaft verlässliche<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

gewährleistet. Wirksame Impulse<br />

für den Wohnungsneubau<br />

erfordern e<strong>in</strong>e dauerhafte Erhöhung<br />

der Landesfördermittel.<br />

Die Landesmittel im Landes-<br />

wohnraumförderprogrammbetragen seit Jahren nur noch<br />

6,2 Millionen Euro, wogegen<br />

der Bund 42,2 Millionen Euro<br />

h<strong>in</strong>zugibt.<br />

Der Deutsche <strong>Mieterbund</strong> fordert,<br />

dass das Programm auf 100<br />

Millionen Euro pro Jahr aufgestockt<br />

werden muss, bis die<br />

größten Wohnungsengpässe abgebaut<br />

s<strong>in</strong>d. Die Wohnungsversorgung<br />

der Menschen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

verbessert<br />

sich aber nur, wenn die Fördermittel<br />

auch bedarfsgerecht e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Dies bedeutet,<br />

dass die Förderung des Mietwohnungsneubaus<br />

<strong>in</strong> den Ballungsräumen<br />

und Universitätsstädten<br />

des Landes absolute<br />

Priorität erhalten muss. ■<br />

1/2011 MieterZeitung 21<br />

Foto: BilderBox

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