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Krautlebenswerk

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42 FALTER 8/15 STADTLEBEN Essen ∙ Trinken<br />

Das Ayurveda-Kraut<br />

der Krautwerker<br />

Claudia Detz und<br />

Robert Brodnjak<br />

bringt die Darmflora<br />

zum Tanzen<br />

Krautrouladen<br />

vegetarisch<br />

Für 4 Portionen:<br />

2 Zwiebeln<br />

1 Knoblauchzehe<br />

6 EL Öl<br />

150 g Bulgur<br />

600 ml Gemüsefond<br />

150 g geröstete und<br />

gehäutete Paprikaschoten<br />

100 g Feta<br />

100 g Frischkäse<br />

2 Eier, Salz, Pfeffer<br />

2 EL La Vera Paprikapulver<br />

geräuchert edelsüß<br />

2 TL Oregano, 2 EL Mehl<br />

8 große fermentierte<br />

Krautblätter (am besten<br />

Braunschweiger Kraut)<br />

50 ml Obers<br />

Eine Zwiebel und<br />

Knoblauch würfeln und<br />

in 2 EL Öl glasig dünsten.<br />

Bulgur zugeben und kurz<br />

mitdünsten. Mit 300 ml<br />

Gemüsefond aufkochen<br />

und bei milder Hitze<br />

zugedeckt 10 Min. garen.<br />

Paprika trockentupfen<br />

und würfeln. Feta grob<br />

zerbröseln. Mit Frischkäse<br />

und Eiern zum Bulgur<br />

geben. Mit Salz, Pfeffer<br />

und Oregano zu einer<br />

gleichmäßigen Masse<br />

verrühren.<br />

Krautblätter auflegen,<br />

dicke Blattrippen flach<br />

schneiden. Je 2 bis 3 EL<br />

Bulgurmasse mittig auf die<br />

Blätter geben. Seitenränder<br />

darüberklappen.<br />

Vom Strunkende zum<br />

oberen Blattrand hin fest<br />

einrollen, die wegstehenden<br />

Enden zur Rouladen in<br />

die Mitte hineindrücken.<br />

In einer Pfanne mit 4 El<br />

Öl 1 kleingeschnittene<br />

Zwiebel goldbraun rösten,<br />

danach 2 EL Mehl und<br />

Paprikapulver geräuchert<br />

edelsüß ganz kurz<br />

mitrösten, mit 300 ml<br />

Gemüsefond aufgießen,<br />

die gefüllten Rouladen<br />

in den Topf schlichten,<br />

aufkochen und bei milder<br />

Hitze zugedeckt 45 Min.<br />

schmoren. Rouladen aus<br />

dem Saft nehmen. Obers<br />

zugeben, salzen, pfeffern<br />

– mit frischer, gehackter<br />

Petersilie anrichten<br />

Krautwerk<br />

Füllersdorf 11<br />

2002 Großmugl,<br />

Tel. 0680/333 18 63<br />

Ab März Sa auf dem<br />

Karmelitermarkt<br />

<strong>Krautlebenswerk</strong><br />

Robert Brodnjak und Claudia Detz nennen sich „Krautwerker“ und fermentieren Gemüse<br />

g e r i c h t s b e r i c h t & F o t o s :<br />

I r e n a r o s c<br />

Jetzt ist die beste Zeit, um sich dem Fermentieren<br />

zu widmen. Milchsauervergorenes<br />

roh genossen, erfreut den Körper<br />

in der Fastenzeit und dem Jahreszeitenwechsel<br />

hin zum Frühling besonders. Fermentierte<br />

Lebensmittel bringen die Darmflora auf<br />

Trab und machen die Haut rosig.<br />

Wer mit Fermentiertem selbst experimentiert<br />

und die daraus entstandenen lebendigen<br />

Lebensmittel verzehrt, wird ganz<br />

neue Geschmäcker entdecken, seinem eigenen<br />

Körper Gutes und dem Darm mit der<br />

Zufuhr von Milchsäurebakterien Allerbestes<br />

tun.<br />

In letzter Zeit sind viele neue Bücher<br />

zum Thema Fermentieren erschienen, auch<br />

„So einfach ist Fermentieren“ von Sandor<br />

Ellix Katz ist jetzt auf Deutsch erhältlich.<br />

Für Katz’ Anhänger bleibt sein umfangreiches<br />

Buch „The Art of Fermentation“ weiterhin<br />

die Bibel. Der Amerikaner ist laut<br />

Eigendefinition „Fermentier-Fetischist“. Als<br />

Langzeit-HIV/Aids-Überlebender betrachtet<br />

er fermentierte Nahrung als einen wichtigen<br />

Teil seines Heilungsprozesses. In Vorträgen<br />

und Büchern entmystifiziert er den<br />

Fermentiervorgang und zeigt, wie einfach<br />

die älteste Technik des Haltbarmachens anzuwenden<br />

ist.<br />

In den letzten Wohlstandsjahrzehnten sind<br />

Holzbottiche mit Sauerkraut und sauren<br />

Rüben samt ihrem typischen Geruch aus<br />

den meisten Haushalten verschwunden.<br />

Vom Balkan zugezogene Migranten pflanzten<br />

jedoch auf kleinsten Flächen wieder Gemüse,<br />

und in ihren Kellern blubbert es wieder<br />

fröhlich, wenn Kraut und Krautköpfe<br />

für Sarma gären, das Nationalgericht des<br />

Balkans.<br />

Robert Brodnjak ist gelernter Koch, Claudia<br />

Detz ist Finanzbuchhalterin. Vor ungefähr<br />

drei Jahren haben beide ihre Jobs aufgegeben<br />

und sind als Gemüseproduzenten<br />

ohne eigenes Land in das kleine Weinviertler<br />

Füllendorf in der Nähe von Hollabrunn<br />

gezogen.<br />

Das Duo nennt sich „Krautwerker“ und<br />

versteht sich als späte „Direkteinsteiger“ in<br />

die Landwirtschaft. Auf einem kleinen Balkon<br />

am Rande von Wien habe ihre Leidenschaft<br />

zum Gemüseanbau begonnen, erzählt<br />

Detz. Sie ist froh, dem Zahlendruck entkommen<br />

zu sein und in der Natur sein zu<br />

können. Die beiden haben keinen Hof geerbt,<br />

sie kommen mit zwei Hektar gepachtetem<br />

Acker und zwei Foliengewächshäusern<br />

aus. Jeder Satz, den sie sagen, zeugt<br />

von ihrer Liebe zu Pflanzen und dem Boden,<br />

auf dem diese gedeihen. Bodenbeschaffenheit<br />

und Humuswirtschaft haben für sie<br />

oberste Priorität, denn auf ihrem Boden<br />

wachsen ja, mit Blütenstreifen bereichert,<br />

ihre samenfesten Gemüse und Kräuter sowie<br />

Raritäten.<br />

Als im ersten Sommer im Weinviertel<br />

vieles zugleich reif wurde, erinnerte sich<br />

Das Rezept für die vegetarischen Krautwickel<br />

hat Robert Brodnjak für den Falter kreiert<br />

Ebenda Über diese Seite<br />

Hier behandelt unser Autorentrio abwechselnd jede<br />

Woche das Thema Kochen: Nina Kaltenbrunner stellt<br />

junge Wiener Küche vor, Werner Meisinger edle, und<br />

Irena Rosc zeigt, wo die Lebensmittel herkommen<br />

Brodnjak an die heißen Sommer auf dem<br />

Land in Kroatien. Das Einlegen von Gemüse<br />

und das Krautstampfen mit seinem Großvater,<br />

merkte er jetzt, hatten ihn für das ganze<br />

Leben geprägt. Er fuhr nach Deutschland,<br />

holte sich ordentliche Steinguttöpfe und begann,<br />

Gemüse zu fermentieren. Durch Fermentierung<br />

haltbar gemachtes Gemüse verliert<br />

keine Inhaltsstoffe und entwickelt ganz<br />

besondere Aromen. Das Ayurveda-Kraut der<br />

Krautwerker mit frischem Ingwer (aus Eigenproduktion!)<br />

wärmt nicht nur, es bringt<br />

die Darmflora zum Tanzen.<br />

Im Gespräch ist Robert Brodnjak sehr zurückhaltend,<br />

aber wenn er sich an seinen Großvater<br />

erinnert, strahlt er. Und auch wenn<br />

er erzählt, wie stolz er darauf ist, das nun<br />

Spitzengastronomen wie Heinz Reitbauer<br />

vom Steirereck, der Floh aus Langenlebarn<br />

oder das Hotel Hyatt am Hof Gemüse und<br />

Fermentiertes von ihm und Claudia beziehen.<br />

„Die Wertschätzung der Spitzenköche<br />

ist eine große Auszeichnung für uns und<br />

ein enormer Ansporn weiterzumachen“, sagt<br />

Brodnjak. „Und wenn wir barfuß auf dem<br />

Acker stehen und den kreisenden Mäusebussard<br />

beobachten, dann wissen wir, das<br />

wir angekommen sind!“<br />

Wie viele Trends ist auch die Renaissance<br />

der Fermentierung von Kalifornien ausgegangen.<br />

Dort gibt es sogar ein Fermentationsfestival.<br />

Ein Kultort ist der Cultured<br />

Pickle Shop von Alex Hozven und Kevin<br />

Farley mit zwölf Sorten Sauerkraut und vielen<br />

anderen fermentierten Lebensmitteln.<br />

Durch ihre Fermentationsprozesse haben<br />

die beiden die Spitzengastronomie revolutioniert<br />

und ein tatsächlich neues Lebensgefühl<br />

kreiert.<br />

Heute kommt auch in Europa kein Spitzenkoch<br />

ohne Fermentiertes aus. Ab März<br />

stehen die Weinviertler Krautwerker wieder<br />

samstags mit ihrem Stand auf dem Karmelitermarkt.<br />

Mit Fermentiertem in Steinguttopf<br />

und Glas.<br />

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