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SPORT

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<strong>SPORT</strong><br />

POWERED BY OCHSNER #1, 2. März 2015<br />

CHF 5.–<br />

KEVIN<br />

FIALA<br />

SCHWEIZER<br />

EISHOCKEY-<br />

WUNDERKIND<br />

AUF UMWEGEN<br />

IN DIE NHL<br />

SERENA<br />

WILLIAMS<br />

GROSSMEISTERIN<br />

DER ROLLENSPIELE<br />

RICARDO<br />

RODRIGUEZ<br />

WELTKLASSE MADE IN SCHWAMENDINGEN – DER VERTEIDIGER-STAR<br />

DES VFL WOLFSBURG HAT NUR NOCH SICH SELBST ALS MASSSTAB


PONTRESINA<br />

Mit Thomas Frischknecht<br />

und Nino Schurter<br />

04. – 11. Juli 2015<br />

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28. März – 4. April 2015<br />

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Mit Florian Vogel und<br />

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Kurs 1<br />

21. – 24. Juni 2015<br />

Kurs 2 – Ladies Special<br />

24. – 27. Juni 2015<br />

Kurs 3<br />

28. Juni – 01. Juli 2015<br />

Kurs 4<br />

01. – 04. Juli 2015<br />

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Thomas<br />

Frischknecht<br />

Ex-Mountainbike-Profi<br />

Nino Schurter<br />

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Florian Vogel<br />

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Annette Keller<br />

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Ausrüster


EDITORIAL<br />

3<br />

GASTRECHT FÜR DIE BESTEN<br />

DES SCHWEIZER <strong>SPORT</strong>S – UND<br />

EIN STAMMPLATZ FÜR HITZFELD<br />

MAKING OF<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Wir haben sie alle: Shaqiri, Schurter,<br />

Steingruber, Josi, Xhaka, Urech, Sefolosha,<br />

Gut, Cancellara, Cologna, Streit oder Sommer<br />

– eine lange Liste von international strahlenden<br />

Schweizer Sportstars, die schon einmal das Cover von Schweizer<br />

Illustrierte <strong>SPORT</strong> geziert haben. Fotografisch eingefangen in spektakulären<br />

Shootings, umfassend erklärt in sehr persönlichen Interviews.<br />

Mit der Unterstützung unseres Partners OCHSNER <strong>SPORT</strong> gehen wir<br />

2015 in den vierten Jahrgang von SI <strong>SPORT</strong>. Und werden auch dieses<br />

Jahr keine herausragende Schweizer Leistung verpassen, die Anlass<br />

gibt, über die jeweilige Sportlerin, den jeweiligen Sportler eingehend<br />

zu berichten. Ob im Inland oder im Ausland – wir sind für Sie hautnah<br />

dran an unseren Besten. Und haben selbstverständlich auch die<br />

«Big Shots» des weltweiten Sports im Auge.<br />

Den Auftakt macht Ricardo Rodriguez. Der junge Mann mit der<br />

markanten Langhaarfrisur, der mit Wolfsburg munter die Bayern jagt<br />

und an der WM Messi alt aussehen liess, ist medienscheu. Auftritte<br />

in Live-Sendungen sind ihm gar ein Gräuel. Für SI <strong>SPORT</strong> machte der<br />

momentan beste Schweizer Fussballer eine Ausnahme und stand<br />

abseits der obligaten Pressetermine für ein Interview zur Verfügung.<br />

So offen und ehrlich, dass er hinterher selbst überrascht war: «So viel<br />

habe ich noch selten über mich erzählt.»<br />

RICI RODRIGUEZ, 11.2. 15, WOLFSBURG<br />

Redaktor Iso Niedermann (r.) besucht<br />

den Natistar in der VW-Arena.<br />

ANDY SCHMID, 10. 2. 15, MANNHEIM<br />

Autorin Ilona Scherer macht in der<br />

SAP Arena Pause mit dem<br />

Bundesliga-MVP.<br />

TOM LÜTHI, 12. 2. 15, VALENCIA<br />

Redaktor Christian Bürge (l.) atmet<br />

mit dem Töff-Piloten Moto-GP-Luft.<br />

«Rici» erklärt im Gespräch, weshalb die Schweizer Fussball-Nati ihren<br />

Zenit seiner Ansicht nach noch keineswegs erreicht hat. Und was<br />

Vladimir Petkovic anders macht als Ottmar Hitzfeld. Welcher im<br />

Übrigen ab sofort einen Stammplatz hat in der Aufstellung unseres<br />

Magazins. Unter dem Label «His Master’s Voice» lässt sich der Welttrainer<br />

a. D. künftig in jeder SI-<strong>SPORT</strong>-Ausgabe von Verlagsdirektor und<br />

Fussball-Fan Urs Heller in ein Fachgespräch zu aktuellen Fragen rund<br />

um das nationale und internationale Fussballgeschehen verwickeln.<br />

Wetten, dass Sie nach der Lektüre noch kompetenter mitreden können?<br />

Viel Spass!<br />

Iso Niedermann<br />

18<br />

KEVIN FIALA, 19. 11. 14,<br />

JÖNKÖPING<br />

Das Eishockey-Versprechen bringt<br />

Iso Niedermann Schwedisch bei.<br />

TITELSTORY AUF REISEN<br />

WOLFSBURG Als sich Redaktor Iso<br />

Niedermann in Wolfsburg nach einem<br />

spannenden Termin von ihm verabschiedet,<br />

sagt Ricardo Rodri guez: «Bis<br />

bald!» Sie ahnen nicht, wie bald. Zwei<br />

Stunden später treffen sie sich in<br />

Wolfsburgs Innenstadt in einem Restaurant.<br />

«Wolfsburg ist eben ein Dorf.<br />

Du hast es schnell gesehen», sagt Rici.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


INHALT<br />

18<br />

RICARDO<br />

RODRIGUEZ<br />

03 EDITORIAL/CONTRIBUTORS<br />

04 INHALT/IMPRESSUM<br />

WARM-UP<br />

06 BIG SHOT<br />

Eiskletterer am<br />

Kilimandscharo<br />

08 BIG SHOT<br />

Furchteinflössende Frauen<br />

im Rugby-Gewand<br />

10 PEOPLE<br />

Die Beckhams, Carles Puyol,<br />

Neymar, Gökhan Inler<br />

12 PEOPLE<br />

Ben Stiller, Justin Bieber, Chris Horner,<br />

Sebastian Vettel, Martina Navratilova<br />

14 BODYCHECK<br />

Sergio Ramos: Die grosse Lust<br />

auf Real und Flamenco<br />

STARS<br />

18 RICARDO RODRIGUEZ<br />

Von hinten links nach ganz vorn:<br />

der wildeste aller Bayern-Jäger<br />

28 MANUEL NEUER<br />

Die Reflexe in München,<br />

das Herz auf Schalke<br />

28<br />

MANUEL<br />

NEUER<br />

34<br />

MARTIN<br />

ØDEGAARD<br />

34 MARTIN ØDEGAARD<br />

Das begehrte Fussball-Wunderkind<br />

und sein Weg nach Madrid<br />

40 JOSÉ GONÇALVES<br />

Nach der grossen Fussballreise<br />

jenseits des Atlantiks angekommen<br />

46 HIS MASTER’S VOICE<br />

Ottmar Hitzfeld über das Phänomen<br />

der starken Schweizer Goalies<br />

48 VERO SALATIC<br />

Fussball-Rebell, oder doch nur<br />

«Winkelried» für die anderen?<br />

52 KOLUMNE MARIO WIDMER<br />

Der Luxus der Fussball-Schweiz,<br />

einen FC Basel zu haben<br />

54 SERENA WILLIAMS<br />

Die Wandelbare fühlt sich nur zu<br />

oft auch als die Unverstandene<br />

FOTOS: ROBERT EIKELPOTH, CHRISTIAN KAUFMANN, DENIS DOYLE/GETTY IMAGES<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


5<br />

62 LEBRON JAMES<br />

Einmal Cleveland – Miami und<br />

zurück: Die grosse Läuterung<br />

70 ANDY SCHMID<br />

Der Handball-MVP als<br />

erfolgreicher Löwenbändiger<br />

74 JOLANDA NEFF<br />

Die beste aller Mountainbikerinnen<br />

erklärt ihr Erfolgsgeheimnis<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>SPORT</strong> erscheint als Beilage<br />

der Schweizer Illustrierten<br />

Nr. 10 am 2. März 2015<br />

REDAKTION<br />

Schweizer Illustrierte <strong>SPORT</strong><br />

Dufourstrasse 23, 8008 Zürich<br />

Tel. 044 259 63 63<br />

Fax 044 262 04 42<br />

E-Mail si@ringier.ch<br />

VERLAGSDIREKTOR/<br />

LEITUNG <strong>SPORT</strong> Urs Heller<br />

80 STEFAN KÜNG<br />

Auch als designierter Cancellara-<br />

Nachfolger nicht unter Druck<br />

TEXTCHEF Stephan Sutter<br />

REDAKTION Iso Niedermann (Leitung),<br />

Christian Bürge, Eva Breitenstein,<br />

Sarah Meier, Ilona Scherer, Marc David<br />

FOTOS: THOMAS SCHWEIGERT, GIAN MARCO CASTELBERG (2), CHRISTOPH KÖSTLIN<br />

84 LÜTHI, AEGERTER & CO<br />

Die Schweiz als Grossmacht<br />

im GP2-Motorrad-Rennsport<br />

94 KEVIN FIALA<br />

Jönköping – Milwaukee – Nashville:<br />

In die NHL ist kein Umweg zu weit<br />

102 NINA KLÄY<br />

Ganz schön clevere Kämpferin:<br />

Explosive Beine, schlauer Kopf<br />

LOUNGE<br />

106 FIT & CHIC<br />

Auch als Dressman bestechend:<br />

Fechter Max Heinzer ganz cool<br />

108 ACTIVITY<br />

Das Matterhorn als Ziel des Mammut<br />

24h hike by OCHSNER <strong>SPORT</strong><br />

109 TRAVEL<br />

Den Sommer an der Costa Brava<br />

in den Herbst hinein verlängern<br />

110 ONLINE-SHOP<br />

Fahrrad-Zubehör übers Internet:<br />

sicher in die neue Velo-Saison<br />

131 <strong>SPORT</strong> COACH<br />

Urs Gerig und Thomas Frischknecht<br />

wissen, wie es auf dem Bike klappt<br />

134 SAISON-HIGHLIGHTS<br />

Die besten Bike-Gadgets für<br />

die aufregende Offroad-Fahrt<br />

138 WAS MACHT…<br />

… Christophe Ohrel, Fussball-<br />

Internationaler an der WM 1994<br />

70<br />

ANDY SCHMID<br />

MOTO2-PILOTEN<br />

84<br />

62<br />

LEBRON<br />

JAMES<br />

74<br />

JOLANDA<br />

NEFF<br />

BILDREDAKTION Ulli Glantz (Leitung),<br />

Adam Schwarz<br />

KOLUMNIST Mario Widmer<br />

LAYOUT Martina Mayer, Tim Brühlmann,<br />

Dominic Koch, Doris Wüthrich<br />

(Satztechnik)<br />

KORREKTORAT Alex Hansen<br />

BILDBEARBEITUNG Ringier<br />

Redaktions-Services<br />

VERLAG Ringier AG, 4800 Zofingen<br />

VERLAG DER RINGIER-ZEITSCHRIFTEN<br />

Ringier AG, Dufourstrasse 23,<br />

8008 Zürich, Tel. 044 259 61 11,<br />

Fax 044 259 68 44<br />

HEAD OF MARKETING ZEITSCHRIFTEN<br />

Thomas Passen<br />

MARKETINGLEITERIN Verena<br />

Baumann<br />

PRODUKTIONSLEITER Michael<br />

Passen<br />

DRUCK Swissprinters, 4800 Zofingen<br />

TITEL<br />

<strong>SPORT</strong><br />

POWERED BY OCHSNER #1, 2. März 2015<br />

CHF 5.–<br />

KEVIN<br />

FIALA<br />

SCHWEIZER<br />

EISHOCKEY-<br />

WUNDERKIND<br />

AUF UMWEGEN<br />

IN DIE NHL<br />

SERENA<br />

WILLIAMS<br />

GROSSMEISTERIN<br />

DER ROLLENSPIELE<br />

RICARDO<br />

RODRIGUEZ<br />

WELTKLASSE MADE IN SCHWAMENDINGEN – DER VERTEIDIGER-STAR<br />

DES VFL WOLFSBURG HAT NUR NOCH SICH SELBST ALS MASSSTAB<br />

FOTOGRAFIE<br />

Robert Eikelpoth<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


FOTO: CHRSITIAN PONDELLA/RED BULL CONTENT POOL<br />

Eis in Afrika<br />

Eine spektakuläre Aktion in einer<br />

surreal anmutenden Landschaft.<br />

Der Eiskletterer Will Gadd hat<br />

sich Eiswände in grosser Höhe<br />

ausgesucht. Auf dem Kilimandscharo,<br />

5895 Meter über Meer. Der grösste<br />

Challenge war laut Gadd die Anreise:<br />

Über eine Woche lang dauerte die<br />

Wanderung bis zum höchsten Punkt<br />

Afrikas. «Auf 6000 Metern Höhe ist<br />

das ein harter Spaziergang», sagt er.<br />

Das Eis wird voraussichtlich wegschmelzen<br />

und nur noch bis 2020 zu<br />

sehen sein. Denn der Sand, in dem es<br />

steckt, ist durch die Sonneneinstrahlung<br />

heiss wie die Tropen.


WARM UP BIG SHOT 7<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


8 WARM UP BIG SHOT<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


Zum Fürchten<br />

Sie mögen nicht unschlagbar<br />

sein, aber zumindest ihr Tanz ist es.<br />

Das neuseeländische Frauen-<br />

Rugby-Team zelebriert vor dem<br />

Spiel gegen die USA den inzwischen<br />

weltbekannten Kriegstanz, den «Haka».<br />

Nicht nur die Gestik und Mimik ist<br />

beeindruckend, sondern auch der Text.<br />

«Das ist Tod, das ist Tod», schreit die<br />

Anführerin zuerst. «Das ist das Leben,<br />

das ist das Leben», schreit das Team<br />

zurück. Die Amerikanerinnen hielten mit<br />

geschlossenen Reihen dagegen.<br />

Genützt hat es ihnen wenig. Das Spiel<br />

ging deutlich mit 5:55 verloren.<br />

FOTO: ETIENNE GARNIER/PRESSE <strong>SPORT</strong>S


10 WARM UP PEOPLE<br />

WIE DER<br />

VATER ...<br />

WERBESTAR Er ist erst zwölf<br />

Jahre alt, gehört aber schon zu den<br />

alten – und bestbezahlten – Hasen<br />

im Model-Business: Romeo, der<br />

Sohn von David und Victoria<br />

Beckham. Jüngst stand er für einen<br />

Burberry-Werbespot vor der<br />

Kamera. Und verteilte als Amor<br />

ganz viel Liebe. Seitdem fliegen ihm<br />

noch mehr Mädchenherzen zu.<br />

Zirkus Puyol<br />

IM GLEICHGEWICHT Der<br />

spanische Ex-Fussballer Carles<br />

Puyol und seine Freundin, Model<br />

Vanessa Lorenzo, ruhen auch in<br />

den Ferien nicht: Akro-Yoga nennt<br />

sich das. Sieht federleicht aus –<br />

ist es aber auf keinen Fall.<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015<br />

BISS<br />

WUNDEN<br />

6Millionen<br />

Franken<br />

Lohn erhält der<br />

Schweizer Internationale<br />

Xherdan<br />

Shaqiri bei seinem<br />

neuen Verein Inter<br />

Mailand pro Jahr.<br />

Brutto. Abzüglich<br />

Steuern sind es<br />

immer noch rund<br />

3 Millionen Franken.<br />

NEYMAR<br />

WIE HOMER<br />

Zum 25. Geburtstag der Kultserie<br />

«Simpsons» bekommen Homer, Bart,<br />

Maggie, Lisa und Marge Simpson neue<br />

Kollegen. Erkennen Sie sie? Es sind<br />

die Superstars Neymar, Messi, Xavi und<br />

Iniesta. Den Barca-Stars machen auch<br />

die Jungs von Chelsea und Juventus<br />

Konkurrenz – sie sind im US-TV ebenfalls<br />

als Simpsons-Figuren zu sehen.<br />

SCHMERZ Der Baseball-Catcher Miguel Olivo<br />

wurde im letzten Jahr gefragt, welche anderen Sportarten<br />

ihn gereizt hätten. «Boxen, wie Mike Tyson»,<br />

sagt er, «nur ohne das Ohrbeissen.» Während eines<br />

Trainingsspiels mit den Albuquerque Isotopes geriet<br />

er an seinen Teamkollegen Alex Guerrero und biss ihm prompt ein<br />

Stück Ohr ab. Darum hier eine Auflistung von Bissen im Sport.<br />

NACKEN<br />

Baseball MLB<br />

Pedro Borbon Cincinnati Reds<br />

Daryl Patterson Pittsburgh Pirates<br />

14. Juli 1974 OHREN<br />

Baseball PCL<br />

ARM<br />

Fussball Premier League<br />

Luis Suárez Liverpool FC<br />

Branislav Ivanovic Chelsea FC<br />

22. April 2013<br />

FINGER<br />

Basketball NBA<br />

Tree Rollins Atlanta Hawks<br />

Danny Ainge Boston Celtics<br />

24. April 1983<br />

Rugby Six Nations Turnier<br />

Dylan Hartley England<br />

Stephen Ferris Irland<br />

17. März 2012<br />

Eishockey NHL<br />

Alex Burrows Vancouver Canucks<br />

Patrice Bergeron Boston Bruins<br />

1. Juni 2011<br />

Eishockey NHL<br />

Jarkko Ruutu Ottawa Senators<br />

Andrew Peters Buffalo Sabres<br />

6. Januar 2009<br />

Eishockey NHL<br />

Marc Savard Atlanta Thrashers<br />

Darcy Tucker Toronto Maple Leafs<br />

Ort 27. November 2003<br />

Eishockey NHL<br />

Claude Lemieux Montreal Canadiens<br />

Jim Peplinski Calgary Flames<br />

22. Mai 1986<br />

Beisser<br />

Opfer<br />

Miguel Olivo Albuquerque Isotopes<br />

Alex Guerrero Albuquerque Isotopes<br />

20. Mai 2014<br />

Boxen WM-Kampf<br />

Mike Tyson USA<br />

Evander Holyfield USA<br />

28. Juni 1997<br />

SCHULTER<br />

Fussball Eredivisie<br />

Luis Suárez Ajax Amsterdam<br />

Otman Bakkal PSV Eindhoven<br />

20. November 2010<br />

Fussball WM 2014<br />

Luis Suárez Uruguay<br />

Giorgio Chiellini Italien<br />

24. Juni 2014<br />

Fussball Premier League<br />

Jermaine Defoe Tottenham FC<br />

Javier Mascherano West Ham United<br />

22. Oktober 2006<br />

GENITALIEN<br />

Aussie Rules Football AFL<br />

Peter Filandia Port Melbourne<br />

Chad Davis Springvale<br />

28. April 2002<br />

Fussball Primera Division<br />

Francisco Gallardo Sevilla<br />

Jose Antonio Reyes Sevilla<br />

25. November 2001<br />

FOTOS: SSC NEAPEL/ HANDOUT, DUKAS (2), HANDOUT; GRAFIK: NIGEL SIMMONDS


SEXY ODER SCHRECKLICH?<br />

INLER & CO. ZEIGEN HAUT<br />

GEWAGT Der Jahreskalender 2015<br />

der SSC Napoli ist vieles, nur nicht<br />

gewöhnlich. Der Schweizer Internationale<br />

Gökhan Inler, hier umrahmt von Marek<br />

Hamsik (l. ), Mariano Andujar (r.) und<br />

Lorenzo Insigne (o.), posiert mit seinen<br />

Mitspielern in Outfits, die an die<br />

griechisch-römische Mythologie<br />

angelehnt sind. Neben den eingeölten<br />

halbnackten Profis ist auf einem anderen<br />

Kalenderbild Coach Rafael Benítez zu<br />

sehen, der seine Taktik auf Papyrus-<br />

Rollen vermittelt. Ob die Damenwelt auf<br />

so viel geleckte Schönheit abfährt oder<br />

wohl doch lieber durchgeschwitzten<br />

Profis beim Torschuss zusieht?


12 WARM UP PEOPLE<br />

BEKANNTE FANS<br />

ABER DIE KNICKS<br />

SIND IM ELEND<br />

Staraufmarsch auf den Rängen der Basketballer<br />

der New York Knicks. Ben Stiller fotografiert seinen<br />

Sohn Quinlin zusammen mit Model Karlie<br />

Kloss (l.) und Sängerin Taylor Swift. Ebenfalls als<br />

Knicks-Fans outen sich Teenager-Schwarm Justin<br />

Bieber und Reverend Jesse Jackson. Dem Team<br />

nützt es wenig. Es wird trotz Mega-Budget<br />

als Punktelieferant durchgereicht.<br />

SPRUCH<br />

DES MONATS<br />

«Tiger, triff mich morgen<br />

im San Jose Country Club.<br />

100 000 Dollar pro Loch, ich<br />

geb dir 4 Schläge Vorsprung.»<br />

Josh Scobee, NFL-Kicker der Jacksonville Jaguars,<br />

fordert in einem Tweet Tiger Woods heraus.<br />

GERI AUF WOLKE 7<br />

Sie heben ab, das ehemalige «Spice<br />

Girl» Geri Halliwell und der Teamchef<br />

von Red Bull Racing Christian Horner.<br />

Seit November sind die beiden verlobt<br />

und schweben sowohl auf der Achterbahn<br />

als auch bei einer Hochzeitsparty<br />

in Kensington Gardens (mit Halliwells<br />

Tochter Bluebell) auf Wolke 7. Nur die<br />

Eltern von Christian Horner sind nicht<br />

entzückt. Sie wollen die Hochzeit boykottieren.<br />

Horner hat mit Ex-Partnerin<br />

Beverley Allen eine zweijährige Tochter.<br />

8,7<br />

MILLIONEN EURO<br />

hat RB Leipzig (offiziell<br />

RasenBallsport<br />

Leipzig) in der Winterpause<br />

ausgegeben.<br />

Der von Red<br />

Bull finanzierte Klub<br />

aus der 2. Bundesliga<br />

will auf direktem<br />

Weg von der 4.<br />

in die 1. Bundesliga.<br />

ZWEI GENERATIONEN Justin Bieber, 21,<br />

unterhält sich mit dem Politiker und<br />

Bürgerrechtler Jesse Jackson, 73.<br />

VETTEL ALS GROSSER<br />

COMEDIAN<br />

WERBESPOT Mit seiner Vokuhila-Frisur<br />

ist er kaum zu erkennen. Der vierfache<br />

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat<br />

sich für einen Spot des Reifenshops Tirendo<br />

als Mechaniker verkleidet und hinterlässt<br />

bei einer Probefahrt bei seiner Kundin<br />

nachhaltigen Eindruck. «Ruhisch, Frau<br />

Hansen!», sagt er – und drückt auf die Tube.<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


DER MEGASPIELPLATZ<br />

FOTOS: RIO 2016/HANDOUT (2), GETTY IMAGES (2), BULLS (2), DUKAS, WENN.COM, TIRENDO/HANDOUT (2)<br />

MARTINAS PERFEKTES<br />

LIEBESDOPPEL<br />

HOCHZEIT Tennislegende Martina<br />

Navratilova, 58, hat ihre langjährige<br />

Partnerin Julia Lemigova, 42, in<br />

New York geheiratet. Die ehemalige<br />

russische Schönheitskönigin<br />

bringt mit der 13-jährigen Victoria<br />

und der achtjährigen Emma zwei<br />

Töchter in die Ehe. Die<br />

Brautjungfern im Hotel Peninsula<br />

waren exquisit: Brooke Shields (l.)<br />

und Chris Evert.<br />

RIO 2016 So soll er einst aussehen, der Olympiapark von<br />

Barra da Tijuca, wo auch das Athletendorf und das Medienzentrum<br />

entstehen sollen und in 15 Sportarten um Medaillen<br />

gekämpft wird. Ebenso futuristisch sind die Pläne für die<br />

Triathlon-Wettkämpfe an der Copacabana. Bis jetzt existiert<br />

fast alles nur auf Papier. Stress in Rio? Fehlanzeige!


14 WARMUP BODY-CHECK<br />

DER VERLORENE FREUND<br />

Als Ramos nach dem EM-Final 2008<br />

die Trophäe erhält, trägt er ein T-Shirt<br />

mit dem Bild von Antonio Puerta –<br />

einem Spieler des FC Sevilla, der ein<br />

Jahr zuvor mit 22 Jahren nach einem<br />

Herzschlag gestorben ist. Die beiden<br />

waren Freunde und<br />

Zimmergenossen.<br />

«Antonio war die<br />

ganze Zeit bei mir. Er<br />

hat uns geholfen, den<br />

Titel zu gewinnen»,<br />

erklärt Ramos. Jedes<br />

Jahr schickt er an<br />

seinem Geburtstag<br />

eine Message per<br />

Twitter.<br />

DER FLAMENCO<br />

So wild Ramos auf dem Spielfeld sein<br />

kann, so zärtlich wird er, wenn er für seine<br />

Liebste Pilar Rubio zur Gitarre greift.<br />

Im Herbst 2013 tauchte er als Überraschungsgast<br />

in einer spanischen<br />

TV-Sendung auf, wo Rubio eingeladen<br />

war. In weissem Hemd,<br />

schwarzer Weste und gegeltem<br />

Haar sang er «A<br />

quién le voy a contar mis<br />

penas» von Flamenco-<br />

Sänger Canelita. Seine Angebetete<br />

vergoss Tränen.<br />

WENN DU DEN FUSSBALL<br />

NICHT LEBST, ISST, SCHLÄFST<br />

UND ATMEST, BIST DU KEIN<br />

RICHTIGER FUSSBALLER<br />

SERGIO<br />

RAMOS<br />

Unerbittlich und impulsiv auf<br />

dem Spielfeld, ist der Abräumer<br />

von Real Madrid der vielleicht beste<br />

Verteidiger der Welt. Aber SERGIO<br />

RAMOS ist auch verrückt nach<br />

Flamenco, seiner Familie und Sevilla.<br />

Text: Marc David<br />

DAS VOLLBLUT<br />

Schon der Name seiner<br />

Biografie («Herz, Charakter<br />

und Leidenschaft») sagt<br />

es: Ramos ist ein Mann des<br />

Feuers. Und er hat eine<br />

enge Beziehung zur<br />

Familie. Von seinen zehn<br />

Tattoos zeigen vier die<br />

Namen seiner Eltern (José<br />

Maria und Paqui), seines<br />

Bruders (René) und seiner<br />

Schwester (Miriam).


FOTOS: EDU GARCIA, IMAGO <strong>SPORT</strong>FOTZO (2), MONICA GUMM/LAIF, EUROPA PRESS VIA GETTY IMAGE. HANDOUT<br />

DAS IDOL<br />

Für Ramos ist Paolo<br />

Maldini der grösste<br />

Verteidiger der<br />

Geschichte. Er hat<br />

seine ganze Karriere<br />

lang (1985 bis 2009)<br />

die Farben seiner<br />

AC Milan getragen<br />

und wurde 138 Mal<br />

für Italiens Nationalteam aufgeboten.<br />

«Ich hoffe, dass man sich eines Tages<br />

an meinen Namen so erinnert wie an<br />

seinen», sagt Ramos häufig.<br />

DIE STADT<br />

Mit seiner Stadt<br />

Sevilla teilt er<br />

alle Charakterzüge:<br />

den Stolz,<br />

die Heissblütigkeit<br />

und die<br />

leiden schaftliche<br />

Matador-Mentalität. Geboren<br />

ist Ramos in einem Vorort mit 26 000<br />

Einwohnern im Westen der Stadt,<br />

Camas. Daher sein Übername: der<br />

Indianer von Camas. Dort besitzt er<br />

ein Gut mit zehn Hektar Land und<br />

sechs Araber-Zuchtstuten, die zum<br />

prestigeträchtigen Stall Complutum<br />

Arabians gehören.<br />

DIE LIEBE<br />

Seit der Euro 2012 ist Ramos mit der<br />

Journalistin und Komödiantin Pilar<br />

Rubio, 36, zusammen. Auch wenn sie<br />

eine gewisse Ähnlichkeit<br />

mit Sara Carbonero hat,<br />

der Frau von Goalie Iker<br />

Casillas, ist sie um<br />

einiges weniger brav<br />

als sie. Rubio postet<br />

auf Social Media<br />

gerne sexy Bilder<br />

von sich. Seit dem<br />

6. Mai 2014 ist<br />

Sohn Sergio junior<br />

auf der Welt.<br />

ZAHLEN & FAKTEN<br />

GEBOREN 13. März 1986 in Camas (Spanien), Sternzeichen<br />

Fische GRÖSSE 1,83 m GEWICHT 73 kg ZIVILSTAND Liiert<br />

mit Pilar Rubio, Sohn Sergio junior, geboren am 6. Mai 2014<br />

CLUBS FC Sevilla (2004–2005), Real Madrid (seit 2005);<br />

124 Aufgebote für Spaniens A-Nationalmannschaft, Debüt<br />

am 26. März 2005 ERFOLGE Weltmeister (2010),<br />

Europameister (2008 und 2012), Sieger Champions League<br />

(2014), spanischer Meister (2007, 2008 und 2012),<br />

spanischer Cupsieger (2011 und 2014); Mitglied der<br />

Mannschaft des Jahres der Uefa in den Jahren 2008, 2012,<br />

2013 und 2014, Auszeichnung als bester Rechtsverteidiger<br />

der EM 2008 und WM 2010; erzielte für Real Madrid 54 Tore<br />

in 430 Spielen www.sergioramos.com<br />

<strong>SPORT</strong>· März 2015


crbasel<br />

Fabian Cancellara<br />

Radrennfahrer<br />

Der Spezialist für Kredit- und Prepaidkarten. cornercard.ch<br />

Auch als MasterCard<br />

Karte erhältlich.


STARS<br />

DIE BESTEN AUS DER WELT DES <strong>SPORT</strong>S<br />

17<br />

FOTOS: ARTHUR ELGORT/CONDE NAST/TRUNK ARCHIVE, PETER LÜDERS, CHRISTOPH KÖSTLIN, GIAN PAUL LOZZA<br />

SERENA WILLIAMS<br />

SIE LÄSST NIEMANDEN KALT<br />

REIZFIGUR An ihr scheiden sich die Geister. Für<br />

die einen ist sie extravertierte Showsportlerin mit<br />

Hang zur übertriebenen Selbstinszenierung, für die<br />

anderen ein erfrischend-belebendes Element in der<br />

ansonsten an ausdrucksstarken Persönlichkeiten<br />

armen Tennisszene der Frauen. Einig sind sich alle:<br />

Serena ist die beste Tennisspielerin des 21. Jahrhunderts.<br />

Dabei war die Kalifornierin nie überreich<br />

mit Talent gesegnet. Seite 54<br />

41 81 102<br />

JOSÉ GONÇALVES<br />

Er ist um die halbe Fussballwelt<br />

gereist, um in<br />

den USA das Glück zu<br />

finden. Als Revolutionär.<br />

STEFAN KÜNG<br />

Alle erwarten, dass der<br />

Thurgauer in Fabian Cancellaras<br />

Fussstapfen tritt.<br />

Nervös macht ihn das nicht.<br />

NINA KLÄY<br />

Besser ist keine Taekwondo-Kämpferin<br />

der Welt.<br />

Die Bielerin setzt mit<br />

Erfolg auch Köpfchen ein.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


18<br />

GERN IM HINTERGRUND<br />

Ricardo Rodriguez in den<br />

Gängen der Wolfsburger<br />

Volkswagen Arena. «Hier<br />

wächst etwas Grosses.»


FUSSBALL RICARDO RODRIGUEZ 19<br />

IN ALLER<br />

RUHE ZUM<br />

WELTSTAR<br />

Bei einem schillernden Grossklub spielt er zwar nicht – noch nicht.<br />

Doch beim ambitionierten VfL Wolfsburg ist er ganz unaufgeregt zu<br />

einem der Weltbesten seines Fachs gereift. RICARDO RODRIGUEZ<br />

über seinen «Schoggifuss», Tempoexzesse und seine Gebete.<br />

Text: Iso Niedermann · Fotos: Robert Eikelpoth<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


20 FUSSBALL RICARDO RODRIGUEZ<br />

Manchmal kann<br />

Körpersprache die<br />

schönsten Komplimente<br />

ausdrücken.<br />

Als der beste Fussballer<br />

der Welt,<br />

Lionel Messi, am<br />

1. Juli 2014 in São Paulo zum wiederholten<br />

Mal vergeblich versucht hatte, an Ricardo<br />

Rodriguez vorbeizukommen, verwarf er die<br />

Hände und blickte ratlos in den Himmel. Der<br />

Schweizer aber spielte weiter, als wäre nichts<br />

passiert, als hätte er bei den C-Junioren<br />

einem anderen Buben den Ball abgenommen.<br />

Die Fussballwelt begriff trotz der bitteren<br />

Schweizer Niederlage im WM-Achtel final<br />

spätestens da, dass Ricardo Rodriguez einer<br />

der besten linken Aussenverteidiger<br />

der Welt ist.<br />

Was man in Deutschland längst wusste.<br />

Seit er im Januar 2012 mit 19 Jahren beim<br />

Bundesligisten VfL Wolfsburg angeheuert<br />

hatte, steigerte er sich kontinuierlich. Die<br />

Vorurteile, die man dem Zuzug aus Zürich in<br />

Deutschland anfänglich entgegenbrachte,<br />

zerstreute er schnell. Heute ist er ein Star<br />

beim Bundeliga-Spitzenklub. «Rici», dessen<br />

Brüder Roberto (24, FC St. Gallen) und Francisco<br />

(20, FC Zürich) ebenfalls Profifussballer<br />

sind, fehlte als Einziger des Teams vergangene<br />

Saison keine Minute. Und aus der Nati<br />

ist der in Schwamendingen aufgewachsene<br />

Sohn eines Spaniers und einer Chilenin sowieso<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

Dabei hing seine Karriere am seidenen<br />

Faden, noch ehe sie begann: Gleich nach der<br />

Geburt am 25. August 1992 musste bei ihm<br />

eine lebensbedrohliche Zwerchfell-Hernie<br />

operiert werden. Rici meisterte nicht nur diesen<br />

Test. Messis Geste drückte nicht weniger<br />

aus als: Rodriguez gehört mit erst 22 Jahren<br />

zur Fussball-Weltklasse.<br />

Ricardo Rodriguez, mit welcher Hand<br />

schreiben Sie?<br />

Mit der rechten.<br />

Und sind aber im Fussball ein ausgesprochener<br />

Linksfuss. Merkwürdig, oder?<br />

Stimmt, das habe ich mir noch gar nie überlegt.<br />

Das war aber schon immer so, von klein<br />

auf. Auch mein Vater sagte ganz früh zu mir:<br />

Du kannst mit dem linken Fuss viel besser<br />

«MEINE<br />

STÄRKE? AUCH<br />

WENNS<br />

HEKTISCH<br />

WIRD, WEICHE<br />

ICH NIE VON<br />

MEINEM<br />

AUFTRAG AB»<br />

spielen. Mittlerweile habe ich aber auch mit<br />

r echts einigermassen zu kicken gelernt …<br />

Aber es schon richtig, ich spiele den Ball<br />

wenn irgend möglich immer mit links.<br />

Zu Ihren grössten Auftritten gehören<br />

jene, in denen Sie ausgesprochene Weltklasse-Linksfüsser<br />

wie Argentiniens<br />

Angel de Maria im WM-Achtelfinal oder<br />

Bayerns Arjen Robben damals in der<br />

Champions-League-Quali mit dem FCZ<br />

komplett abmeldeten. Nur ein Zufall?<br />

Jedenfalls in Bezug auf den Fuss. Es ist für<br />

mich sogar schwieriger, gegen einen Linksfuss<br />

zu verteidigen. Er kann leichter gegen<br />

innen ziehen, ohne dass ich den Ball mit meinem<br />

stärkeren Fuss attackieren kann. Während<br />

der Rechtsfüsser eigentlich nur aussenherum<br />

gehen kann, wenn ich ihn gut zustelle.<br />

Nun werden Sie immer öfter für solche<br />

Leistungen gelobt und von Fachleuten<br />

oder Fachmagazinen unter die besten<br />

Verteidiger der Welt eingereiht. Was<br />

macht Sie so stark?<br />

Ich glaube, zuallererst ist es mein extremer<br />

Erfolgswillen. Trotz dieses Ehrgeizes bleibe<br />

ich auf dem Platz in jeder Situation sehr ruhig.<br />

Auch wenn es hektisch wird, weiche ich<br />

nicht von meinem Auftrag ab. Und dann bin<br />

ich einer, der Eier hat, sich nie einschüchtern<br />

lässt.<br />

Ein Ergebnis Ihrer Zeit in der Bundesliga?<br />

Nicht unbedingt. Ich war schon früher «en<br />

freche Siech», auch neben dem Fussballplatz.<br />

Schon meine Mitspieler im Juniorenalter<br />

wunderten sich manchmal, wie wenig<br />

mir die Gegenspieler imponieren konnten.<br />

Und Sie schnappten sich damals schon<br />

alle stehenden Bälle?<br />

Ja, schon als kleiner Junior bei Schwamendingen<br />

habe ich die Freistösse und Penaltys<br />

geschossen. Das ist quasi ein Talent, das<br />

ich von Geburt an hatte. Aber ich habe auch<br />

sehr früh angefangen, stehende Bälle ausdauernd<br />

zu trainieren. Zielschiessen zusammen<br />

mit meinen Brüdern und Freunden im<br />

Hinterhof, täglich, jede freie Minute. Wir waren<br />

richtige Strassenfussballer.<br />

In der Schule dagegen soll Ihre Ausdauer<br />

weniger gross gewesen sein.<br />

Stimmt. Ich war nicht gut in der Schule. «Es<br />

hät mi halt eifach chli aagschisse.» Ich hatte<br />

den Kopf immer und überall beim Fussball.<br />

Bereuen Sie das heute?<br />

(überlegt länger) Nein, eigentlich nicht. Ich<br />

habe mir meinen Lebenstraum erfüllt. Mir<br />

fehlt nichts.<br />

Sie haben vergangene Saison insgesamt<br />

48 Spiele fast immer über die volle Distanz<br />

bestritten. Werden Sie nie müde?<br />

Doch. Mein Kopf war auch Ende des Jahres<br />

noch bereit, aber mein Körper benötigte<br />

dringend eine Pause. Wegen der WM hatte<br />

ich kaum Ferien. Ich verletzte mich dann ja<br />

am hinteren Oberschenkel, und es war eine<br />

sehr merkwürdige Verletzung. Ich weiss heute<br />

noch nicht, was es eigentlich ist. Ich spüre<br />

es immer noch ein wenig, die Ärzte bekamen<br />

es nie ganz in den Griff. Das war wohl ein<br />

Warnsignal meines Körpers an mich.<br />

Wie beugen Sie solchen Übermüdungsverletzungen<br />

vor?<br />

Mir reicht das Mannschaftstraining nicht. Ich<br />

FOTO: SVEN SIMON<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


SELBSTBEWUSST Rodriguez<br />

im Zweikampf mit dem<br />

Münchner Weltmeister<br />

Mario Götze. «Wenn jemand<br />

die Bayern noch stoppen<br />

kann, dann wir.»<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


22 FUSSBALL RICARDO RODRIGUEZ<br />

muss mehr machen, auch neben dem Fussballplatz.<br />

Massage, Regeneration, Gymnastik,<br />

das brauche ich einfach. Sogar zu Hause<br />

mache ich regelmässig meine Übungen.<br />

Sie sind als Aussenverteidiger ein<br />

unermüdlicher Läufer. Kein Drang,<br />

weiter vorn zu spielen?<br />

Ich finde eigentlich nicht, dass ich ein grosser<br />

Läufer bin. Ich mache das eher mit Köpfchen,<br />

sehe, wann ich laufen muss und wann<br />

es nichts bringt. Die Spielweise von Stephan<br />

Lichtsteiner, der dauernd am Rennen ist,<br />

vorwärts, zurück, die ist nichts für mich. Ich<br />

bin gern hinten und habe meine Zone im<br />

Griff. Wenn ich nach vorn gehe, dann nur,<br />

wenn ich eine reelle Chance auf eine erfolgreiche<br />

Offensivaktion sehe.<br />

Die Mittelfeld-Aussenseite reizt Sie nicht?<br />

Da musst du ja noch mehr rennen! (lacht)<br />

Im Ernst: Ich habe das auch schon gespielt,<br />

oder auch schon in der Innenverteidigung,<br />

eigentlich auf fast allen Positionen. Aber auf<br />

jener des Aussenverteidigers fühle ich mich<br />

eindeutig am wohlsten.<br />

In die Glamourwelt des grossen Fussballs<br />

passt Ricardo Rodriguez eigentlich nicht.<br />

Fast scheu wirkt er im Gespräch, als wäre<br />

ihm jede andere Bühne als der Fussballplatz<br />

eine Qual. Sein Privatleben hält er unter<br />

Verschluss. Wären da nicht seine langen Haare,<br />

die er in der Öffentlichkeit konsequent zu<br />

einem Knoten am Hinterkopf, seinem Markenzeichen,<br />

zusammengebunden hat, er<br />

würde fast farblos wirken. Was ihn keineswegs<br />

stört. Rodriguez will wegen seines<br />

Spiels beachtet werden. Immerhin so viel<br />

weiss man: Mit seiner gut 20-jährigen Zürcher<br />

Freundin Nicole ist er seit etwas mehr<br />

als zwei Jahren zusammen.<br />

Sie spielen als Aussenverteidiger im<br />

Hintergrund, fast etwas «versteckt» –<br />

entspricht das Ihrem Naturell?<br />

Vielleicht. Es gibt tatsächlich Dinge, die<br />

ich lieber mache, als Interviews zu geben.<br />

Ich stehe nicht so gern im Vordergrund.<br />

Ihr älterer Bruder Roberto hat unlängst<br />

gesagt, in Wolfsburg seien Sie gegen<br />

aussen offener geworden.<br />

Stimmt, da habe ich mich wirklich verbessert.<br />

Ich habe die Notwendigkeit erkannt. Aber<br />

WELTMEISTER! Mit den Kollegen Chappuis,<br />

Seferovic und Nimeley (v. l.) bejubelt<br />

Rodriguez 2009 in Nigeria den U17-WM-<br />

Finalsieg gegen die Gastgeber.<br />

«ICH LEBE<br />

NICHT<br />

EINFACH IN<br />

DEN TAG HIN-<br />

EIN. VIELLEICHT<br />

HAT DAS MIT<br />

DEM ZU TUN,<br />

WAS ICH<br />

ERLEBT HABE»<br />

ich gebe auch heute noch nicht sehr gern<br />

Inter views, vor allem nicht im Fernsehen<br />

oder im Radio. Was du da gesagt hast, hast<br />

du gesagt, das kannst du nicht zurücknehmen.<br />

Und ich bin kein geschliffener Redner.<br />

Meine Brüder tun sich da leichter. Letztes<br />

Jahr waren wir als Studiogäste im SRF-Sportpanorama.<br />

Ehrlich, allein wäre ich da nicht<br />

hingegangen. Ich sass dort und staunte: Wie<br />

die beiden geplappert haben! Zu Hause<br />

allerdings bin ich schon etwas anders. Da<br />

rede ich gern und viel. Ich sage da auch<br />

immer offen, wenn mir etwas nicht passt.<br />

Fragen Sie ruhig mal meine Brüder.<br />

Zuletzt gingen die Spekulationen hoch.<br />

Manchester, Real, Chelsea, Bayern –<br />

alle sollen Interesse an Ihnen haben.<br />

Und doch haben Sie Anfang Jahr beim<br />

wenig glamourösen VfL Wolfsburg bis<br />

2019 verlängert. Wegen der guten<br />

Chancen auf die Champions League?<br />

Sicher auch. Ich habe mich mit meinen Beratern<br />

lange unterhalten. Dass es nun so gut<br />

läuft, war schon ein Argument, zu verlängern.<br />

Und nun ist noch Schürrle gekommen. Das<br />

zeigt: Man will etwas Grosses aufbauen.<br />

Sie sind neu der bestverdienende<br />

Mannschaftssportler der Schweiz.<br />

Erledigen Sie die Bezahlung Ihrer<br />

Rechnungen selbst?<br />

Ich habe da schon meine Leute, die mir<br />

behilflich sind. Und ich lasse mich in solchen<br />

Dingen auch gern von meiner Familie<br />

beraten, besonders vom älteren Bruder.<br />

Ab und zu leiste ich mir was Schönes. Aber<br />

am liebsten gebe ich Geld für meine<br />

Familie aus. Ich möchte ihnen ermöglichen,<br />

ein schönes Leben zu führen. Das ist mir das<br />

Wichtigste.<br />

Sie fahren einen Porsche. Darf man das<br />

als Angestellter des VW-Werksklubs?<br />

Sicher, es gibt keine Vorschriften. Höchstens,<br />

dass man ausserhalb des Klubgeländes<br />

parkieren muss, wenn man nicht mit einem<br />

VW kommt. Das hab ich auch schon gemacht,<br />

es ist nicht weit. Ausserdem fahre ich auch<br />

einen VW, einen Touareg.<br />

Können Sie in Wolfsburg eigentlich<br />

unbehelligt auf die Strasse, oder sind Sie<br />

inzwischen zu berühmt?<br />

Es kennt mich hier mittlerweile jeder.<br />

Wolfsburg ist klein. Aber die Leute sind<br />

anständig und zurückhaltend, höchstens<br />

Kinder kommen mal und wollen Autogramme.<br />

Wenn ich keine Lust habe, angesprochen<br />

zu werden, ziehe ich mir eine Kappe tief<br />

über die Augen. Aber es nützt wenig, man<br />

kennt mich trotzdem. Meine Frisur halt …<br />

Über Ihr Privatleben reden Sie kaum.<br />

Trotzdem haben Sie sich mit Ihrer<br />

Freundin Nicole im Oktober, als Sie verletzt<br />

waren, auf die Tribüne gesetzt, gut<br />

sichtbar für alle Fotografen. Bewusst?<br />

Es war eigentlich eher Zufall, dass es sich so<br />

ergab. Aber wir sind jetzt doch schon etwas<br />

länger zusammen, und weil wir wussten, dass<br />

irgendwann sowieso Handy-Fotos gemacht<br />

würden, die dann an die Öffentlichkeit kommen,<br />

liessen wir es geschehen.<br />

Das Berühmtsein hat seine Kehrseite,<br />

wie der Vorfall an Silvester in einem<br />

FOTOS: TOTO MARTI/BLICK<strong>SPORT</strong>/RDB, ACTION IMAGES/PIXATHLON<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


GLÄUBIG<br />

Auf dem Arm<br />

trägt Ricardo ein<br />

Marien-Tattoo,<br />

am Hals ein<br />

Kreuz. Er hat<br />

schon viel<br />

durchgemacht.<br />

Die OP-Narbe<br />

am Bauch zeugt<br />

davon.


24 FUSSBALL RICARDO RODRIGUEZ<br />

FURCHTLOS Rodriguez beim<br />

WM-Achtelfinal 2014 gegen<br />

Argentiniens Lionel Messi. Für<br />

den mehrfachen Weltfussballer<br />

gibts kein Durchkommen,<br />

für Rici haufenweise Lob.<br />

«ICH BLICKE<br />

ZU KEINEM<br />

FUSSBALLER<br />

MEHR HINAUF.<br />

ICH SCHAUE<br />

NUR NOCH<br />

AUF MICH»<br />

(lacht) Das wär doch was! Nein, wir telefonieren<br />

gar nicht so oft, vielleicht zweimal die<br />

Woche. Aber wir schicken uns regelmässig<br />

Textnachrichten.<br />

Wer ist der Talentierteste von euch dreien?<br />

Manche behaupten, Francisco wärs.<br />

Schon wieder diese Frage! Der Kleine ist halt<br />

wahnsinnig ehrgeizig. Aber der talentierteste?<br />

Wir spielen ja alle auf verschiedenen<br />

Positionen, da lässt es sich schwer vergleichen.<br />

Immerhin fragt mich Francisco hin und<br />

wieder mal um Rat …<br />

Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

euch drei einmal beim gleichen Klub<br />

spielen zu sehen?<br />

Nichts ist unmöglich im Fussball. Aber eher<br />

denkbar ist, dass wir einmal gemeinsam in<br />

der Schweizer Nationalmannschaft spielen.<br />

Und welche Geschichte steckt<br />

dahinter, dass ihr alle drei im Klub die<br />

Trikotnummer 34 trägt?<br />

Ganz ehrlich? Keine! Die Drei ist meine Lieblingszahl.<br />

Weil sie aber in Wolfsburg ebenso<br />

besetzt war wie die 13 oder die 23, habe ich<br />

mir die nächstmögliche aus den Dreis sigern<br />

geschnappt. Dass meine Brüder die nun<br />

ebenfalls tragen, ist wohl ein Zeichen von Anerkennung<br />

für mich.<br />

Zürcher Klub zeigt, als Sie und Ihre Brüder<br />

in eine Rangelei verwickelt wurden.<br />

Ich werde bis heute das Gefühl nicht los, dass<br />

das Ganze irgendwie geplant war. Anscheinend<br />

wussten sie, dass wir kommen, und<br />

suchten den richtigen Moment, um uns zu<br />

provozieren. Hinterher wurde in den Medien<br />

alles aufgebauscht, es wurden falsche Behauptungen<br />

aufgestellt. Das hat mich aufgeregt.<br />

Wir hätten auch öffentlich belegen<br />

können, dass die Geschichte anders verlaufen<br />

war, als gegen aussen dargestellt. Aber<br />

dann sagten wir uns, wir lassen die Sache auf<br />

sich beruhen, sonst zieht das nur weitere<br />

Kreise. Man hat sich für die unwahren Behauptungen<br />

dann bei uns entschuldigt.<br />

Ihre Brüder Francisco und Roberto und<br />

Sie stehen sich sehr nahe, sind aber<br />

alle als Profi woanders engagiert. Halten<br />

Sie täglich Telefonkonferenzen ab?<br />

Dass Ricardo Rodriguez mitunter sehr ernst<br />

wirkt für einen jungen Mann, kommt nicht<br />

von ungefähr. Einiges hat er in seinem Leben<br />

schon durchgemacht, da waren nicht immer<br />

nur Siege. Vielleicht auch deshalb ist<br />

Rodriguez gläubig, trägt ein Marien-Tattoo<br />

als Glücksbringer auf dem Oberarm und ein<br />

Kreuz an der Halskette.<br />

Ihr Leben ist auch geprägt von Schicksalsschlägen:<br />

Ihre lebensbedrohliche<br />

Zwerchfellhernie bei der Geburt, der<br />

Tod Ihres geliebten Grossvaters, nun der<br />

tödliche Unfall von Teamkollege Junior<br />

Malanda. Bleibt da etwas hängen?<br />

Ja klar, das sind traurige Sachen, die dich<br />

prägen. Ich bin ein nachdenklicher Mensch,<br />

lebe nicht einfach in den Tag hinein. Vielleicht<br />

hat das mit dem zu tun, was ich erlebt<br />

habe. Aber ich kann Dinge auch gut verarbeiten<br />

und dann schnell wieder vorwärts<br />

schauen.<br />

Sie sind sehr gläubig. Hat Ihnen das bei<br />

der Bewältigung von Malandas Unfall<br />

geholfen?<br />

Ich bin nicht in dem Sinn gläubig, dass ich oft<br />

in die Kirche gehe. Es ist für mich eher eine<br />

Sache gegen innen. Ich bete vor allem, wenn<br />

es jemandem, der mir nahe steht, nicht gut<br />

geht. Dann bitte ich um Hilfe und Beistand<br />

für diesen Menschen. Menschen, die schon<br />

gestorben sind, kann ich nicht helfen mit<br />

meinen Gebeten.<br />

Junior Malanda starb wegen Auto-Raserei.<br />

Wird das im Team thematisiert?<br />

Wir haben natürlich darüber gesprochen, ja.<br />

Aber nicht so, dass wir uns gemeinsam vorgenommen<br />

hätten, jetzt langsamer zu fahren.<br />

Ich selbst drücke auf der deutschen Autobahn,<br />

wenn es keine Tempolimiten gibt,<br />

schon gern mal aufs Gas, das gebe ich zu.<br />

FOTOS: WANG LILI/XINHUA PRESS/CORBIS,<br />

ALEXANDER HASSENSTEIN/GETTY IMAGES<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


ERFOLGS-GARANT<br />

Der 58-Jährige ist<br />

Geschäftsführer des<br />

VfL Wolfsburg.<br />

1980 wurde er mit<br />

Deutschland<br />

Europameister.<br />

Aber mir ist der Unfall so eingefahren, dass<br />

ich jetzt auch dort von selbst etwas vorsichtiger<br />

bin am Steuer.<br />

Ihr Leben ist nicht nur Fussball. Wovon<br />

träumen Sie?<br />

Den grössten Traum, den von der Fussballkarriere,<br />

habe ich mir erfüllt. Es gibt aber<br />

noch ein, zwei grössere Dinge, die ich im Leben<br />

erreichen möchte. Aber die gebe ich<br />

nicht preis.<br />

Und die kleineren?<br />

Ach, ich möchte endlich einmal ein Live-<br />

Konzert besuchen. Hip-Hop, Salsa – egal.<br />

Obwohl meine Familie nahe beim Hallenstadion<br />

wohnt, war ich noch nie an einem<br />

Konzert. Und einen Boxkampf von Floyd<br />

Mayweather würde ich auch gern einmal am<br />

Ring verfolgen. Und noch etwas: Ich war<br />

nie in der Heimat meiner Mutter, obwohl ich<br />

ja auch einen chilenischen Pass besitze.<br />

Da hin möchte ich unbedingt auch einmal<br />

reisen, allgemein nach Südamerika.<br />

Zurück zum Fussball. Sie sagten<br />

kürzlich in einem Interview, das was Sie<br />

spielten, sei noch nicht top. In welcher<br />

Hinsicht?<br />

Oh, ich kann mich überall verbessern. Noch<br />

mehr laufen, Flanken noch präziser schlagen.<br />

Oder zum Beispiel auch den rechten<br />

Fuss noch mehr einsetzen?<br />

Genau. Ich muss zwar auch am linken<br />

arbeiten, aber beim rechten gibt es noch<br />

viel mehr Potenzial zur Verbesserung.<br />

Früher nannten Sie einmal Dani Alves<br />

oder Carles Puyol als Vorbilder. Heute?<br />

Was heisst Vorbilder? Ihre Spielweise hat mir<br />

einfach gefallen. Heute blicke ich zu keinem<br />

anderen Spieler mehr hinauf. Ich habe das<br />

KLAUS ALLOFS<br />

DEN SCHWEIZER<br />

MARKT IM AUGE<br />

Klaus Allofs, Sie haben Ricardo<br />

Rodriguez unlängst für «unverkäuflich»<br />

erklärt. Weshalb?<br />

Das habe ich so wohl nicht gesagt, sondern<br />

einfach, dass wir ihn jetzt sicher nicht<br />

abgeben werden. Nun, wo der Vertrag<br />

bis 2019 verlängert wurde, ist es in der Tat<br />

so, dass wir ihn auch bei einem lukrativen<br />

Angebot nicht verkaufen wollen. Wir<br />

haben sportliche Ziele und brauchen die<br />

Mannschaft dazu. Ricardo ist einer der<br />

besten Linksverteidiger zumindest in<br />

Europa und ein Garant dafür, dass wir auf<br />

diesem hohen Level spielen können.<br />

Was macht ihn so wichtig für den VfL?<br />

Sicher einmal sein aussergewöhnlich<br />

starker linker Fuss, mit dem er brandgefährliche<br />

Standards spielen kann. Und dank<br />

seiner Antrittsschnelligkeit ist er nur sehr<br />

schwer zu umspielen. Er ist sehr ball sicher<br />

und mit seiner Ruhe enorm wichtig für das<br />

Aufbauspiel, in dem die Aussenverteidiger<br />

immer mehr Ballkontakte haben.<br />

Wo kann er sich steigern?<br />

Der rechte Fuss fällt natürlich ein bisschen<br />

ab, wenn man einen so exzellenten linken<br />

hat. Da hat er Potenzial. Zudem könnte<br />

er etwas mehr in die Tiefe spielen, vermehrt<br />

zur Grundlinie laufen.<br />

Wolfsburg hat nebst Rodriguez mit Diego<br />

Benaglio, Timm Klose und Goalietrainer<br />

Andreas Hilfiker drei weitere Schweizer<br />

unter Vertrag. Zufall oder System?<br />

Prinzipiell ist es sicher ein Vorteil, wenn die<br />

ausländischen Spieler aus dem gleichen<br />

Kulturkreis kommen. Aber im Fall unserer<br />

Schweizer ist es wohl eher Zufall. Klar ist<br />

dafür: Jeder Spieler, der es heute in die<br />

Schweizer Auswahl schafft, ist in der Lage,<br />

in allen grossen Ligen Europas zu spielen.<br />

Das war nicht immer so. Wir haben ein<br />

sehr starkes Kader beisammen. Trotzdem<br />

muss und will man es immer ergänzen,<br />

durch gestandene Spieler und durch junge<br />

Hoffnungsträger mit Perspektive. Deshalb<br />

haben wir auch den Schweizer Markt immer<br />

im Blickfeld. IN<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


26 FUSSBALL RICARDO RODRIGUEZ<br />

IM BRÜDERLICHEN RAMPENLICHT<br />

Ricardo Rodriguez in Wolfsburg<br />

vor dem VW-Werk mit Roberto (l.) und<br />

Francisco. «Wir stehen uns sehr nahe.»<br />

«EHER WAHRSCHEINLICH ALS<br />

IM KLUB IST, DASS ICH MIT<br />

MEINEN BRÜDERN IN DER<br />

NATI MAL ZUSAMMENSPIELE»<br />

Selbstvertrauen, nur noch auf mich zu schauen.<br />

Ich habe meinen Weg gefunden.<br />

Und wohin soll er Sie noch führen?<br />

Fürs Erste mit Wolfsburg in die Champions<br />

League, klar. Ich würde zudem nicht sagen, die<br />

Meisterschaft sei gelaufen. Es gibt noch viele<br />

Spiele, und Bayern kann noch Aussetzer haben.<br />

Wenn jemand in Deutschland sie momentan<br />

bezwingen kann, dann wir. Und in der Europa<br />

League wollen wir ebenfalls weit kommen,<br />

nachdem wir nun in Schwung gekommen sind.<br />

Und mit der Nationalmannschaft?<br />

Wir haben mit Petkovic einen neuen Trainer,<br />

bekommen neue Impulse, erarbeiten ein<br />

etwas anderes Spielsystem. Das bringt uns<br />

alle weiter. Man kann sich immer verbessern.<br />

Auf dem Höhepunkt ist dieses Nationalteam<br />

sicher noch nicht.<br />

Was ist unter Petkovic anders als unter<br />

Hitzfeld?<br />

Wir trainieren jetzt vielleicht etwas mehr<br />

Taktik. Petkovic will uns generell offensiver<br />

spielen lassen. Das gefällt mir. Wobei auch<br />

Hitzfeld ein Super-Trainer war. Ihm habe<br />

ich viel zu verdanken. Er hat mich in die<br />

Nati geholt, hat mir schnell Vertrauen geschenkt.<br />

RICARDO RODRIGUEZ<br />

GEBOREN 25. August 1992 in Zürich,<br />

Sternzeichen Jungfrau ZIVILSTAND ledig,<br />

Freundin Nicole KLUBS Als Junior: FC<br />

Schwamendingen, FC Zürich. Als Aktiver:<br />

2008–2011 FC Zürich, seit 2012 VfL Wolfsburg<br />

(De). Nationalteam: 28 Länderspiele<br />

für die Schweiz. ERFOLGE Weltmeister<br />

U17 (2009); WM-Achtelfinalist 2014,<br />

Schweizer Fussballer des Jahres 2014.<br />

HELFEN MIT BALOU<br />

BLINDENHUND-PROJEKT Der<br />

Lions Club Zürich-See unterstützt<br />

Sehbehinderte auf verschiedene Art.<br />

Unter anderem wird der Ostschweizer<br />

Blindenführhund-Schule bei der<br />

Vorfinanzierung der Hundeausbildung<br />

geholfen. 60 000 Franken kostet es, bis<br />

ein Hund ausgebildet ist. Über Manager<br />

Gianluca Di Domenico kam der Lions<br />

Club in Kontakt zu den drei Rodriguez-<br />

Brüdern. Sie sagten sofort zu und<br />

unterstützen das Projekt seither als<br />

Patrons. Den auszubildenden Labrador<br />

«Balou» haben sie gleich bei der ersten<br />

Begegnung ins Herz geschlossen.<br />

«Uns ist wichtig, ein nachhaltiges Projekt<br />

zu unterstützen», begründet Ricardo<br />

Rodriguez das Engagement.<br />

www.mein-freund-balou.ch<br />

FOTOS: VALERIANO DI DOMENICO, HANDOUT<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


DIE SCHWEIZER STARS IM ABO.<br />

JETZT BESTELLEN: www.online-kiosk.ch/si


28 FUSSBALL MANUEL NEUER<br />

Als Teenager stand<br />

er in der Schalker<br />

Fankurve und gab für<br />

Tickets sein letztes<br />

Taschengeld her.<br />

Jetzt ist er bei den<br />

verhassten Bayern und<br />

der beste Goalie der<br />

Welt. Aber Manuel<br />

Neuer hat seine Wurzeln<br />

nicht vergessen.<br />

Text: Marco Fenske<br />

MANU,<br />

DER<br />

LIBERO<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


FLIEGENDER NEUER<br />

Ein Goalie, der mitdenkt<br />

und mitspielt –<br />

Manuel Neuer klärt<br />

vor dem heranstürmenden<br />

Danny<br />

Welbeck von<br />

Manchester United.<br />

FOTO: STEFAN WERMUTH/REUTERS


30 FUSSBALL MANUEL NEUER<br />

AUF SCHALKE<br />

«Ich bin kein<br />

Typ, der in<br />

Unterhosen<br />

posiert»<br />

Der Leeberg am Tegernsee wird<br />

Promihügel genannt. Philipp<br />

Lahm wohnt hier, Sterneköche,<br />

Starärzte, auf der anderen Seite<br />

des Sees hat Uli Hoeness<br />

sein Anwesen. Bald wird der<br />

Hügel um einen Promi reicher.<br />

Deutschlands Nationaltorwart<br />

Manuel Neuer plant sein<br />

Traumhaus an einem der teuersten und<br />

schönsten Plätze mit Traumblick auf den See<br />

– eine dreistöckige Villa samt Tiefgarage<br />

und zwölf Meter langem Swimmingpool, das<br />

Grundstück ist 1400 Quadratmeter gross.<br />

Neuer ist angekommen in einer Welt, in<br />

der er nie leben wollte und die kaum mehr<br />

etwas mehr mit der zu tun hat, in der er<br />

aufgewachsen ist.<br />

DAS LETZTE GELD FÜR SCHALKE<br />

Man fragt sich: Wer ist der Mann, der bei<br />

der Wahl zum Weltfussballer nach Cristiano<br />

Ronaldo und Lionel Messi Dritter wurde, als<br />

Torwart? Wer ist der Mann, der eine neue Art<br />

des Goaliespiels erfunden hat – eine<br />

Mischung aus Libero und Handballtorwart?<br />

Um zu verstehen, wie Neuer tickt, muss man<br />

zurückgehen – dorthin, wo alles begonnen<br />

hat. Nach Gelsenkirchen-Buer, den Stadtteil,<br />

in dem der kleine Manuel aufgewachsen ist.<br />

Etwas mehr als 30 000 Menschen leben hier,<br />

jeder Zehnte von ihnen ist arbeitslos. Neuer<br />

hat es einmal das «Monaco von Gelsenkirchen»<br />

genannt. Auch Millionäre wohnen<br />

hier, und alle, ob Arm oder Reich, verbindet<br />

eine grosse Liebe: die zum FC Schalke 04.<br />

Ein Lebensmotto schweisst sie zusammen:<br />

«Einmal Schalke, immer Schalke.»<br />

HEIMAT Mal laut,<br />

mal leise: Manuel<br />

Neuer verstand sich<br />

auch als Torhüter von<br />

Schalke 04 als einer<br />

von der Kurve (o.) –<br />

der Blick über sein<br />

Gelsenkirchen und<br />

die Arena auf Schalke,<br />

als er noch im<br />

Revier nach Bällen<br />

hechtete (r.).<br />

Es ist ein normaler Samstag. Mit seinem<br />

Kumpel Dominik fährt Manuel, mittler -<br />

weile ein Teenager, zum Auswärtsspiel<br />

nach Stuttgart. Weil er die Eintrittskarten<br />

für das Spiel vergessen hat, kaufen sich<br />

die beiden vom letzten Taschengeld neue<br />

Tickets – wie man das so macht, wenn man<br />

echter Schalker ist. Wenn ihm da einer gesagt<br />

hätte, dass er 2011 für 22 Millionen<br />

Euro zum FC Bayern gehen würde? In einer<br />

Saison hat Neuer mal 28 Spiele seiner<br />

Schalker im Stadion gesehen.<br />

Mehr als zehn Jahre ist das jetzt her. Aus<br />

einem Fussball-Fan ist der beste Torwart<br />

der Welt geworden. Und nichts ist mehr so,<br />

wie es einmal war.<br />

«Manu wird nie ein grosses Auto fahren,<br />

um zu protzen», sagt Kumpel Dominik, den<br />

Neuer zu einem seiner ersten Interviews<br />

mitbringt. Acht Jahre ist das her. Nach<br />

Neuers erstem Pflichtspiel hat sich Dominik<br />

die Haare abrasiert, weil sie das als klei-<br />

ne Kinder ausgemacht hatten. Neuer wird<br />

später bei einem Länderspiel mit Schuhen<br />

auflaufen, in die der Schriftzug «Wuppi75»<br />

eingestickt ist. Wuppi ist der Spitzname<br />

seines Kumpels, die Zahl steht für den<br />

7. und 5. Buchstaben des Alphabets: GE –<br />

die Abkürzung für Gelsenkirchen. Freundschaft<br />

ist Neuer wichtig. Und Heimat.<br />

Heute darf es dennoch ein grösserer<br />

Wagen sein, aus einem Audi A3 ist ein Audi<br />

RS6 Avant geworden. Im Sommer sind Fans<br />

verdutzt, wenn sie sehen, wie er mit einer<br />

Vespa lässig durch München tuckert. «Ich<br />

bin kein Typ, der in Unterhosen posiert.<br />

Ich mag keinen roten Teppich, der grüne<br />

Rasen ist mir lieber», hat er gesagt. Ach ja?<br />

Tatsächlich gehören Glitzer und Glamour<br />

längst zu seinem Leben wie der Geruch von<br />

Rasen und Schweiss.<br />

Mailand, Anfang dieses Jahres. Modedesigner<br />

stellen ihre Kollektionen vor,<br />

Neuer sitzt bei der Show von Giorgio Arma-<br />

FOTOS: MARCEL SCHAAR, FRANZ PETER TSCHAUNER/PICTURE ALLIANCE<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


ni in der ersten Reihe. Küsschen hier, Bussi<br />

da. Tage später jettet er nach Berlin, um sein<br />

Abbild in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett<br />

einzuweihen. In Gelsenkirchen sind<br />

alle stolz auf ihren Manu. Einer hat es<br />

geschafft, nach ganz oben. Einer von ihnen.<br />

Ist er noch einer von ihnen?<br />

Neuers Grossvater hat Briefe voller Heimatstolz<br />

lieber mit «Buer in Westfalen» unterschrieben,<br />

nicht mit «Gelsenkirchen».<br />

Schnell lernt Manuel als kleiner Steppke sein<br />

zweites Zuhause kennen: das Parkstadion<br />

des FC Schalke. In der Nordkurve, in der<br />

die treuesten Fans stehen, steht auch er<br />

Woche für Woche – und schaut einem Idol<br />

zu, dem damaligen Torwart Jens Lehmann.<br />

Auch Manuel ist zu diesem Zeitpunkt<br />

ein Torwart, er spielt bei den Schalker Bambinis.<br />

Sein Papa, ein Hauptkommissar, hat<br />

seinen Jungen bereits im Alter von fünf angemeldet.<br />

Schon in jungen Jahren eignet<br />

er sich eine unglaubliche Technik an, die ihn<br />

später berühmt machen wird: Denn gespielt<br />

wird auf einem ollen Aschenplatz.<br />

Aschenplätze sind die besten Technikschulen<br />

der Welt. Später fliegt er aus der<br />

Westfalenauswahl, «zu klein» sei er. Heute<br />

misst dieser Bär von einem Mann – wenn<br />

auch ein Bär mit Bubigesicht – 1,93 Meter,<br />

er trägt Schuhgrösse 47. Zu Beginn seiner<br />

Karriere hat er eine Power-Zahnspange<br />

getragen. Eine optimale Bissposition soll<br />

sich positiv auf das Gleichgewicht auswirken,<br />

eine höhere Kraftleistung möglich<br />

sein. Hokuspokus? Auch Sportstars wie<br />

Mats Hummels, Andrea Petkovic, Michael<br />

Phelps oder Lindsay Vonn haben sie genutzt.<br />

Alle haben sich durchgebissen.<br />

Seinen ersten Profivertrag unterschreibt<br />

Neuer auf Schalke 2005, ein Jahr später ist<br />

er Stammtorwart. Ein Alleingang des ehemaligen<br />

Trainers Mirko Slomka, der seinem<br />

Manager Andreas Müller vor Neuers Debüt<br />

sagt: «Pass auf, wenn der Manu patzt, dann<br />

sag nachher, dass du nichts davon wusstest.»<br />

Neuer patzt nicht, im Gegenteil, er<br />

wird zum Überflieger. Seine Karriere ist<br />

nicht mehr aufzuhalten. Dass er einmal ein<br />

Schulpraktikum in einem Rehazentrum gemacht<br />

und überlegt hat, Physiotherapeut zu<br />

werden? Vergessen, der Mann hat jetzt endgültig<br />

andere, grössere Pläne.<br />

AUS LIEBE WIRD PLÖTZLICH HASS<br />

Eine Universitätsklinik in Wuppertal. Hier<br />

liegen Dokumente, die nie an die Öffentlichkeit<br />

gelangt sind. Ein Professor namens Jürgen<br />

Freiwald, damals auf Schalke Vertrauter<br />

von Trainer Slomka, hat Neuer in dessen jungen<br />

Jahren Leistungstests unterzogen. «Seine<br />

Sprungkraft ist unglaublich, er hat keine<br />

schwache Ecke, eine Ballbehandlung wie ein<br />

Feldspieler und die beste Spieleröffnung<br />

aller Torhüter. Wenn er sein Riesenpoten zial<br />

abruft und weiter ausbaut, wird er bald zu<br />

den besten Torhütern der Welt gehören»,<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


32 FUSSBALL MANUEL NEUER<br />

Felix Magath beschwert, später dazu öffentlich<br />

nicht klar Stellung bezogen, was<br />

ihm Mitspieler krummgenommen haben.<br />

Heute ist das anders.<br />

Als Startrainer Pep Guardiola gerade<br />

seine Arbeit beim FC Bayern aufgenommen<br />

hat, bestellt er zwei Spieler zu Gesprächen.<br />

Einer ist Philipp Lahm, der Kapitän. Der andere:<br />

Manuel Neuer, dem er sagt, dass er<br />

ein Grund für seine Entscheidung gewesen<br />

sei, zum FC Bayern zu gehen, weil er einen<br />

Torwart, der auch im Feld spielen könnte,<br />

noch nie gesehen hätte. Guardiola, der<br />

Lionel Messi trainiert hat! Neuer merkt, er<br />

ist wichtig. Und längst akzeptiert. «Ich bin<br />

keiner, der unbedingt im Mittelpunkt stehen<br />

möchte. Ich lebe eher etwas zurückgezogen»,<br />

sagt er. Noch heute kann er schwer still<br />

sitzen bei Pressekonferenzen. Dann wippt er<br />

ständig mit den Füssen oder mit den Beinen.<br />

Nach vielen Sätzen sagt er «ne?!» und lächelt<br />

dabei, was oft unsicher wirkt, in Wahrheit ist<br />

er cooler und souveräner geworden im Umgang<br />

mit den Medien.<br />

Sein bester Kumpel bei Bayern ist<br />

Torwarttrainer Toni Tapalovic, der 2011<br />

mit Neuer aus Schalke zum FC Bayern kam.<br />

Gemeinsam gehen sie gern auf einen<br />

Cappuccino ins schicke «Schumann’s», in<br />

der auch Jens Lehmann hin und wieder aufsagt<br />

der Professor vor acht Jahren. Er wird<br />

belächelt. Heute weiss jeder, was der Mann<br />

meinte. In Deutschland wird Neuer nach<br />

waghalsigen Aktionen und Ausflügen aus<br />

seinem Strafraum während der WM «Manu,<br />

der Libero» getauft – in Anlehnung an «Manni,<br />

der Libero», der 13-teiligen Kultfernsehserie<br />

aus den 80ern. Miroslav Klose glaubt:<br />

«In der 2. Liga würde er als Feldspieler sicher<br />

ein paar Buden machen.» Jahrelang hat<br />

Neuer seinen linken Fuss trainiert, immer<br />

und immer wieder – in Trainingsspielchen<br />

mischt er mitunter als Feldspieler mit.<br />

Die Schalke-Fans lieben ihren Manu schon<br />

ganz am Anfang, er ist einer von ihnen, einer,<br />

der bei Spielen ein T-Shirt der Fangruppierung<br />

unter seinem Torwart trikot trägt. Einer,<br />

der nie ins schicke Düsseldorf ziehen will,<br />

wie es viele Schalker machen. Neuer kauft<br />

brav eine Doppelhaushälfte in Gelsenkirchen.<br />

Doch dann erleidet die Beziehung einen<br />

unheilbaren Knacks. Neuer entscheidet<br />

sich gegen seine grosse Liebe, gegen den<br />

FC Schalke. Unter Tränen verkündet er, dass<br />

er seinen Vertrag nicht verlängert – Neuer<br />

wird nach 156 Bundesligaspielen 2011 zum<br />

FC Bayern gehen, er will Titel, besser werden.<br />

Und er wird merken, wie schlimm das ist,<br />

wenn einem Hass entgegenschlägt. Die<br />

Noch-Anhänger beschimpfen ihn («Ich wünsche<br />

dir von ganzem Herzen Sportinvalidität»),<br />

Bayern-Fans halten Plakate mit der Aufschrift<br />

«Koan Neuer» hoch, «Kein Neuer». Ein<br />

Schalke-Fan wird handgreiflich, verpasst dem<br />

Ex-Liebling eine Ohrfeige.<br />

Es ist die Zeit, die den jungen Manuel<br />

reifen lässt. Damals wirkt er oft kindisch,<br />

seine Interviews sind belanglos, seine Meinung<br />

hat nicht viel Gewicht. Bei Schalkes<br />

Chef Clemens Tönnies hat er sich einmal<br />

über die seltsamen Methoden von Trainer<br />

SAMMLER Manuel<br />

Neuer zusammen mit<br />

Bastian Schweinsteiger,<br />

Franck Ribéry,<br />

Thomas Müller, Philipp<br />

Lahm und Arjen<br />

Robben (v. l.) und dem<br />

Uefa-Supercup, dem<br />

Champions-League-<br />

Pokal, der Meisterschale<br />

und dem Pokal<br />

der Saison 2012/13.<br />

kreuzt. Hier erinnert nichts an seine alte<br />

Stammkneipe «Die Zwiebel» in Gelsenkirchen.<br />

«Manu ist inzwischen in einer anderen<br />

Welt zu Hause», sagt sein erster Trainer<br />

Lothar Matuschak. Als Kind ist Neuer immer<br />

fasziniert gewesen von der Zeche Hugo, einem<br />

Steinkohlebergwerk in Gelsenkirchen-<br />

Buer, das 2000 geschlossen wurde. In München<br />

hat Neuer jetzt wieder ein Hugo’s. So<br />

heisst der In-Italiener in der Innenstadt, bei<br />

dem Stars und solche, die es sein möchten,<br />

häufig verkehren. Neuer ist ein Star.<br />

Vor einem Fussballspiel hat Neuer das<br />

gleiche Ritual: Er «begrüsst» beide Torpfosten<br />

und die Latte mit jeweils einer Hand. Es<br />

wirkt, als baue Neuer da eine «persönliche<br />

Beziehung» zu den Torpfosten auf. Seine<br />

wirkliche Beziehung war bis Herbst 2014 die<br />

vier Jahre ältere Kathrin, eine Coiffeuse, mit<br />

der er zuletzt auf Mykonos in den Ferien<br />

war. Doch nach fünf Jahren folgte das<br />

Aus. Ende Oktober wurde die Trennung bekannt,<br />

bestätigt von Neuers Management.<br />

Sein Privatleben schottet der Torwart ab –<br />

als Spekulationen über eine neue Freundin<br />

in der Zeitung stehen, gibts Post vom Anwalt.<br />

Dass private Dinge öffentlich werden<br />

wie im Jahr 2011, als Diebe bei ihm einbrechen<br />

und Schmuck und Uhren stehlen,<br />

ist die Ausnahme.<br />

Vor fünf Jahren hat er eine Stiftung gegründet,<br />

die Hilfsprojekte für Kinder rund<br />

um Gelsenkirchen umsetzt: «Ich möchte<br />

mein Glück teilen, meiner sozialen Verantwortung<br />

gerecht werden, indem ich benachteiligten<br />

Kindern in meiner Heimat etwas<br />

von dem zurückgebe, was ich in meiner<br />

Jugend haben durfte: Chancen und<br />

Perspektiven für mein Leben.»<br />

Einmal Schalker, immer Schalker. Zumindest<br />

im Herzen.<br />

Autor Marco Fenske begleitete Manuel Neuer als<br />

Reporter der Zeitschrift «Sport Bild» auf Schalke<br />

und später für die Münchner «Abendzeitung»<br />

beim FC Bayern. Heute ist Fenske Sportchef vom<br />

RedaktionsNetzwerk Deutschland.<br />

MANUEL NEUER<br />

GEBOREN 27. März 1986 in Gelsenkirchen<br />

(Deutschland) Sternzeichen<br />

Widder ZIVILSTAND ledig ERFOLGE<br />

Welt meister 2014, Champions-League-<br />

Sieger 2013 (mit Bayern München),<br />

Deutscher Meister 2013, 2014 (mit<br />

Bayern München), Deutscher Pokalsieger<br />

2011 (mit Schalke 04), 2013, 2014 (mit<br />

Bayern München). Goldener Handschuh<br />

der Weltmeisterschaft 2014.<br />

www.manuel-neuer.com<br />

FOTOS: MICHEL COMTE, ADAM PRETTY/ GETTY IMAGES FÜR FC BAYERN MÜNCHEN<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


AUFGEMOTZT<br />

«Ich mag<br />

keinen roten<br />

Teppich. Der<br />

grüne Rasen<br />

ist mir lieber»


JUWEL IM SCHNEE Martin Ødegaard kurz vor<br />

seinem 4-Millionen-Transfer zu Real Madrid vor<br />

der Trainingshalle seines Vereins Strømsgodset.<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


FUSSBALL ØDEGAARD<br />

35<br />

GROSSE WELT Martin Ødegaard posiert mit<br />

seinen künftigen Kollegen Cristiano Ronaldo<br />

(r.) und Sergio Ramos.<br />

PETER PAN<br />

DES NORDENS<br />

FOTOS: BJÖRN LANGSEM/DAGBLADET<br />

DIE FUSSBALLWELT<br />

BEKNIET EINEN 16-<br />

JÄHRIGEN NORWEGER.<br />

MARTIN ØDEGAARD<br />

STREICHELT DEN BALL<br />

WIE KAUM EIN ZWEITER.<br />

REAL MADRID HAT<br />

SICH DEN FILI GRANEN<br />

KÜNSTLER FÜR VIEL<br />

GELD GESICHERT.<br />

Text: Lars Tjærnås<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


HEIMAT Martin und Hans Erik<br />

Ødegaard zu Hause in Drammen –<br />

der Vater war gleichzeitig der<br />

Trainer und Schleifer.<br />

Der 27. August des letzten Jahres<br />

war ein ziemlich kalter<br />

Spätsommerabend in Stavanger.<br />

Wir, die auf der Tribüne<br />

oder hinter einem Mikrofon<br />

sassen, froren im kalten Wind. 14 Minuten<br />

im Freundschaftsspiel zwischen Norwegen<br />

und den Vereinten Arabischen Emiraten waren<br />

gespielt. Und streng genommen war im<br />

Spiel bis jetzt nichts passiert, was uns hätte<br />

aufwärmen können. Dann wurde der Ball<br />

nach rechts gespielt. Er landete an der Seitenlinie<br />

bei einem feingliedrigen blonden<br />

Jungen. Das, was dann kam, passierte so<br />

rasch, dass wir es nicht ganz geschafft haben,<br />

zu verstehen, was wir sahen.<br />

Der Junge nahm den Ball an und nahm<br />

ihn mit zum nächsten Aussenverteidiger. Mit<br />

zwei blitzschnellen Bewegungen dribbelte<br />

er ihn mit einem Sohlentrick aus und spielte<br />

sich rasch nach vorn. Der nächste Verteidiger,<br />

ein athletischer Mittelfeldspieler, erkannte<br />

die Gefahr und sprintete los, um den<br />

frechen Spieler zu stoppen. Mit der Aussenseite<br />

des linken Fusses berührte der Junge<br />

den Ball fast liebevoll, so dass er zwischen<br />

den Beinen seines Widersachers hindurchrollte.<br />

Ein Tunnel, das Erniedrigendste, was<br />

einem Verteidiger passieren kann. Die Einlage,<br />

die dieser Dribbelserie folgte, endete<br />

nicht mit einem Tor, vielleicht, weil die Mitspieler<br />

vor dem Tor genauso überrascht<br />

waren wie die meisten Zuschauer auf der<br />

Tribüne. Das hätten sie nicht sein dürfen. Genau<br />

genommen war Martin Ødegaard für die<br />

allermeisten nur ein paar wenige Monate davor<br />

ein Unbekannter. Am 13. April debütierte<br />

er als jüngster Spieler der Geschichte in<br />

Norwegens erster Liga, als er für Strømsgodset<br />

gegen Aalesund eingewechselt wurde.<br />

Das Allererste, was er in diesem Spiel machte,<br />

war den Absatz zu gebrauchen, um einen<br />

Gegner nahe der Cornerfahne zu düpieren.<br />

2011 sah ich Martin Ødegaard zum ersten<br />

Mal auf dem Fussballplatz. In Oslo fand ein<br />

Eliteturnier statt, an welchem viele der besten<br />

U16-Teams aus Skandinavien teilnahmen.<br />

Unter den Spielern war ein 12-jähriger Junge,<br />

welcher in seinen zu weiten Fussballkleidern<br />

vor allem an ein Maskottchen erinnerte.<br />

Jedenfalls so lange, bis er Ballkontakt<br />

hatte. Von diesem Augenblick an zweifelte<br />

keiner mehr daran, dass er als Spieler teilnahm<br />

und nicht als Maskottchen. Jedes Mal,<br />

wenn er den Ball berührte, behandelte er ihn<br />

so, als sei er das Wertvollste, das er besass.<br />

Vermutlich ist das nicht einmal weit von der<br />

Wahrheit entfernt. Martin Ødegaard ist aus<br />

zwei Gründen zum begehrtesten 16-jährigen<br />

Fussballspieler der Welt geworden. Fast seit<br />

seiner Geburt ist der Fussball sein bester<br />

Freund, und dann hat er einen Vater, der sich<br />

darum gekümmert hat, dass sein Sohn nicht<br />

nur viel, sondern richtig trainiert.<br />

Hans Erik Ødegaard spielte während<br />

10 Saisons 241 Matches für Strømsgodset. Er<br />

war gut, aber nie spektakulär, ein ehrlicher<br />

Arbeiter. Er hat einen grossen Beitrag dazu<br />

geleistet, dass sein Sohn nicht nur sehr<br />

gut, sondern ein Künstler auf dem Fussballplatz<br />

wurde. Das wird einem nicht geschenkt.<br />

In Brasilien sagt man, dass man nach 20 Millionen<br />

Ballkontakten bereit ist, um ein Topspieler<br />

zu werden. Andere reden davon, dass<br />

man zehntausend Trainingsstunden investieren<br />

muss, um dahin zu kommen. Martin ist<br />

in Bezug auf beide Voraussetzungen schon<br />

weit gekommen.<br />

FUSSBALL ÜBER ALLEM<br />

Der Junge spielt schon vor Beginn der obligatorischen<br />

Schulzeit auf einem kleinen Bolzplatz<br />

unterhalb des elterlichen Reihenhauses<br />

in einem ruhigen Teil von Drammen. Früh am<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


FUSSBALL ØDEGAARD<br />

37<br />

PHOTOALBUM<br />

Martin mit Mutter<br />

Lene (l.), mit<br />

Bruder Kristoffer<br />

und Schwester<br />

Emilie, als cooler<br />

DJ bei einer Party<br />

und zusammen<br />

mit seinen besten<br />

Freunden.<br />

PREMIERE Am 16. Mai 2014 erzielt<br />

der 15-jährige Martin Ødegaard für<br />

Strømsgodset gegen Sarpsborg 08<br />

seinen ersten Liga-Treffer.<br />

FOTOS: BJÖRN LANGSEM/DAGBLADET, VEGARD GROTT/EPA/KEYSTONE, PRIVAT (4)<br />

Morgen trifft er sich mit den andern zum<br />

Fussballspielen. Dort bleiben sie den ganzen<br />

Tag, unterbrochen nur von den Müttern, die<br />

ihnen ab und zu etwas zu essen und zu trinken<br />

bringen. Und sie spielen weiter, bis sie<br />

nach Hause und ins Bett müssen. Er macht<br />

gern Langlauf, manchmal benutzt er die Loipen<br />

in der Nähe von Drammen, aber eigentlich<br />

ist es Fussball, und nur Fussball, was ihn<br />

interessiert. Er erzählt davon, wie er und seine<br />

Kollegen auf dem zugefrorenen Platz<br />

Bandy gespielt haben, eine Art Uni hockey<br />

auf Eis, mit Schlittschuhen und Schlägern.<br />

Sie konnten es einfach nicht erwarten, bis der<br />

Frühling kam und sie wieder den ganzen Tag<br />

Fussball spielen konnten. Und bis sie alt genug<br />

waren, um allein zu den andern Fussballplätzen<br />

in der Stadt loszuziehen.<br />

2005 bezahlten sein Vater und 15 andere<br />

Nachbarn je 50 000 norwegische Kronen<br />

(zirka 7500 Franken), damit aus dem Hartplatz<br />

ein Kunstrasen wurde. Das war damals<br />

eine grosse Sache in der Lokalzeitung. Nicht<br />

alle waren davon begeistert. Heute sind es<br />

nur noch wenige, welche sich über die damalige<br />

Investition beklagen.<br />

Martin hat ein enges Verhältnis zu seinen<br />

drei Geschwistern, einem älteren Bruder und<br />

zwei jüngeren Schwestern. Obwohl es der<br />

Vater ist, welcher ihn in den Medien vertritt<br />

und der nun mit ihm nach Spanien zieht, leistet<br />

auch seine Mutter einen grossen Beitrag.<br />

Lene Ødegaard hat Leichtathletik betrieben<br />

und Handball gespielt, sie engagiert sich<br />

heute noch im Handball. Auch die Grosseltern<br />

haben Einfluss darauf, wer Martin als<br />

Mensch ist. Martin sagt, dass ihm seine<br />

Grossmutter an seiner Konfirmation drei Ratschläge<br />

mit auf den Weg gegeben hat. Bleib<br />

auf dem Boden. Mach eine Ausbildung. Und<br />

hab Jesus im Herzen.<br />

War er nicht mit seinen Freunden auf dem<br />

besagten Hartplatz, dann war er mit seinem<br />

Vater da. Das hat sich gelohnt, denn es hat<br />

ihm das gegeben, was ihn heute als Spieler<br />

am meisten auszeichnet. Viele glauben, der<br />

Weg zum Erfolg führe über stundenlanges<br />

Pauken von Technik. Das stimmt nur zum Teil.<br />

Technik ist wichtig, aber Fertigkeit ist alles.<br />

Fertigkeit ist Taktik plus Technik, das heisst<br />

Plan plus Ausführung. Das ist es, was Hans<br />

Erik Ødegaard verstanden hat, und das<br />

ist es, was er seinem Sohn eingebläut hat.<br />

Immer wieder haben sie Übungen gemacht,<br />

in welchen Martin sich orientieren musste,<br />

bevor er an den Ball kam und in welchen er<br />

«Was wir für seine<br />

Medienkompetenz<br />

gemacht haben?<br />

Nichts! Er ist es, der<br />

uns die ganze Zeit<br />

zeigt, wie es geht»<br />

JOSTEIN FLO<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


SELBER FINANZIERT 2005 bauten die<br />

Ødegaards und deren Nachbarn auf<br />

eigene Kosten einen Platz mit Kunstrasen.<br />

Im Winter ist er tief verschneit. Unten:<br />

Die Real-Legende Emilio Butragueño<br />

präsentiert Ødegaard in Madrid.<br />

«Der Letzte, der versteht,<br />

dass Martin ein Weltstar<br />

ist, ist wahrscheinlich<br />

MARTIN selbst»<br />

MARTINS TEAMKOLLEGE IVER FOSSUM<br />

gezwungen wurde, sich taktische Überlegungen<br />

direkt vor oder während der Ballannahme<br />

zu machen. Zwei Beispiele illustrieren,<br />

wie das gemeint ist. Der Vater, welcher<br />

momentan als Assistenztrainer in der Tippeliga<br />

in Mjöndalen amtiert, spielt seinem<br />

Sohn, der einige Meter entfernt steht, den<br />

Ball zu. Vereinzelte Male steht er dabei still,<br />

andere Male rennt er mit unterschiedlicher<br />

Geschwindigkeit in verschiedene Richtungen,<br />

so dass Martin sich jedes Mal neu<br />

auf die Ballannahme einstellen muss. Beim<br />

nächsten Mal steht Martin mit dem Rücken<br />

zum Vater, eine Wand vor sich. Der Ball wird<br />

hart an die Wand gespielt, während der<br />

Vater in seinem Rücken näher kommt oder<br />

sich ab und zu vor ihn zu stellen versucht,<br />

um ihn so zu stören. All das hat Martin die<br />

einzigartige Kombination von Balance, Blick<br />

und Ballbehandlung vermittelt, die nun Spieler<br />

und Manager auf allerhöchstem Niveau<br />

verblüfft. Er führt den Ball so nah am Fuss,<br />

dass er damit grosse, starke Gegner kontrolliert<br />

umspielt. Sein Orientierungssinn verhilft<br />

ihm zu totaler Übersicht, bevor er an den Ball<br />

kommt. Er weiss ganz genau, wo seine<br />

Mitspieler und seine Gegner sich befinden,<br />

wie viel Zeit er mit dem Ball hat und wohin er<br />

damit kann. In Gedanken ist er dem Ball stets<br />

einen Schritt voraus, und damit ist er auch<br />

auf dem Platz immer einen Schritt voraus.<br />

DER WIRBEL UM DAS ERSTE TOR<br />

All das hat ihm dazu verholfen, am 16. Mai<br />

vergangenen Jahres der jüngste Liga-<br />

Torschütze der Geschichte zu werden. Kurz<br />

vor Schluss im Spiel gegen Sarpsborg war<br />

er von vier Verteidigern umzingelt. Die Situation<br />

ausweglos. Eine halbe Sekunde und<br />

eine Ballberührung später waren alle ausmanövriert,<br />

und der Ball landete im Netz.<br />

Der Tag wird zum norwegischen Fussball-<br />

Nationalfeiertag, einen Tag vor dem 17. Mai,<br />

Norwegens offiziellem Feiertag. Ein ausverkauftes<br />

Stadion erhebt sich und applaudiert<br />

tosend seinem neuen Liebling, und die<br />

Presse versammelt sich nach dem Spiel um<br />

einen Jungen von 15 Jahren und 150 Tagen.<br />

Der Einzige, der ruhig wirkt, ist der Junge<br />

selbst. Und so ist es noch heute.<br />

Der Sportdirektor von Strømsgodset, der<br />

ehemalige Fussballer Jostein Flo, wurde<br />

gefragt, was der Club gemacht habe, um<br />

dem Jungen eine solche Medienkompetenz<br />

zu vermitteln. Flo lächelte schelmisch.<br />

«Nichts», lautete seine Antwort. «Er ist es,<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


FUSSBALL ØDEGAARD<br />

39<br />

REKORD Norwegens Coach Högmo<br />

wechselt Ødegaard gegen Bulgarien ein:<br />

mit 15 Jahren und 301 Tagen der jüngste,<br />

der je ein EM-Quali-Match bestritt.<br />

SLALOM-ASS Nicht auf Schnee,<br />

sondern auf Rasen: Ødegaard im<br />

EM-Quali-Spiel gegen Bulgarien.<br />

HEISS BEGEHRT<br />

Martin war zu<br />

Probetrainings in<br />

halb Europa eingeladen,<br />

aber<br />

Liverpool (o.) und<br />

Bayern München<br />

(l.) zogen letztlich<br />

gegen Real Madrid<br />

den Kürzeren.<br />

FOTOS: KEYSTONE, IMAGO <strong>SPORT</strong>FOTO, SPLASH NEWS/CORBIS, HANDOUT (2)<br />

der uns die ganze Zeit zeigt, wie es geht.»<br />

Seit diesem Spiel herrscht schon beinahe<br />

Hysterie in Bezug auf den Jungen. Kichernde<br />

Mädchen bitten um Selfies, und die<br />

Medien berichten über das kleinste Detail,<br />

das von Interesse sein könnte. Mittendrin<br />

steht Martin und benimmt sich, als wäre das<br />

ganz alltäglich. Er ist äusserst höflich zu allen,<br />

natürlich zudem. Auf die meisten Fragen antwortet<br />

er mit entwaffnendem Charme und<br />

einem Wortschatz, der von der gleichen Reife<br />

ist wie die auf dem Fussballplatz. Vermutlich<br />

hat ihn sein Freund und Mannschaftskamerad<br />

Iver Fossum am besten beschrieben,<br />

als er sagte: «Der Letzte, der versteht,<br />

dass Martin ein Weltstar ist, ist vermutlich<br />

Martin selbst.» Das ist eine Leistung, vor allem<br />

im Licht der hysterischen Zustände um ihn.<br />

Das Tor gegen Sarpsborg wurde durch<br />

zwei Treffer sowie ein Assist auswärts gegen<br />

Sandnes Ulf im Juli, durch drei Assists<br />

auswärts gegen Start und zwei Tore daheim<br />

gegen Lillestrøm bestätigt. Die Meinung im<br />

Volk ist gemacht. Er verkörpert zudem die<br />

Zukunft des Nationalteams. Alle haben eine<br />

Meinung über ihn. In einem Land, das seit<br />

den Neunzigern nicht von Erfolg verwöhnt<br />

worden ist. Selten kommt es vor, dass ein<br />

norwegischer Spieler für die grossen Ligen<br />

in Europa attraktiv genug ist. Nun scheint der<br />

Retter da. Das wollen alle auskosten.<br />

Der Trainer der Nationalmannschaft, Per<br />

Mathias Høgmo, erkannte, was alle erkannten.<br />

Norwegen hat ein einzigartiges Talent.<br />

Trotzdem zögerte er. Und das ist verständlich.<br />

Die Rede ist von einem Jungen, der<br />

noch nicht einmal Moped fahren durfte und<br />

noch nicht einmal die obligatorische Schulzeit<br />

abgeschlossen hatte. Zum Schluss entschied<br />

Høgmo sich, und das Debüt erfolgte<br />

an dem Abend in Stavanger. Seit diesem<br />

Spiel ist der Zirkus um ihn perfekt.<br />

Nur er vermittelt Ruhe. Und Ruhe konnte<br />

er während der letzten Wochen gut gebrauchen.<br />

Nach dem Saisonabschluss waren er<br />

und sein Vater auf einer umfassenden Tournee<br />

bei den besten Fussballclubs der Welt.<br />

Bei Bayern, Dortmund, Barcelona, Arsenal,<br />

Manchester United und Stadtrivale City, und<br />

sogar bei Martins Lieblingsclub in Liverpool.<br />

In «La Gazzetta dello Sport» rangiert Martin<br />

als zweitgrösstes Talent, hinter Divock Origi<br />

und vor dem Schweizer Breel Embolo. Der<br />

Club, der sich am allermeisten angestrengt<br />

hat, ist Real Madrid. Dieser Club hat auch<br />

die begehrte Unterschrift bekommen.<br />

Die Wahl war nicht so einfach, im Sinne<br />

von: Zu Real Madrid sagt man nicht nein. Vermutlich<br />

war die Entscheidung viel härter.<br />

Zum Schluss waren wahrscheinlich Madrid,<br />

Bayern, Arsenal und Liverpool im Rennen.<br />

Jetzt zieht Martin mit seinem Vater in die<br />

spanische Hauptstadt. Hans Erik arbeitet als<br />

Spielerentwickler an der Juniorenakademie,<br />

Martin als Fussballspieler der zweiten Mannschaft.<br />

Das ist ein grosser Schritt für einen<br />

immer noch kleinen Jungen, vom Hartplatz<br />

zu Hause in Drammen nach Santiago Bernabeu.<br />

Das lange Rennen an die Spitze hat<br />

gerade erst begonnen.<br />

Autor Lars Tjærnås war Headcoach von drei Erstliga-Klubs<br />

in Norwegen, hat acht Jahre nationale<br />

Auswahlen trainiert und war Assistent von Egil<br />

Olsen in Englands Premier League bei Wimbledon<br />

MARTIN ØDEGAARD<br />

GEBOREN 17. Dezember 1998 in Drammen<br />

(Norwegen), Sternzeichen Schütze<br />

ZIVILSTAND ledig ERFOLGE Youngster<br />

des Jahres 2014 in der Tippeliga.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


40 FUSSBALL JOSÉ GONÇALVES<br />

In der Schweiz war José Gonçalves ein Fussballer unter vielen. In den USA<br />

aber gehört der Waadtländer mit kapverdischen Wurzeln zu den Topstars.<br />

Der Captain der New England Revolution hat nach einer Reise durch die<br />

Fussballwelt in New England sein Glück gefunden. Text: Marc David · Fotos: Peter Lueders<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


ENTSCHLOSSEN José Gonçalves<br />

in der gemeinsamen Trainingshalle<br />

der New England Patriots und<br />

Revolution. Die Fussballer wollen<br />

nach fünf erfolglosen Finalteilnahmen<br />

endlich den ersten<br />

Titel. Am 8. März starten<br />

sie in Seattle in die neue Saison.


ATHLETISCHER HÜNE Mit<br />

seinen 1,90 m Körpergrösse<br />

ist Gonçalves prädestiniert<br />

zum Innenverteidiger.<br />

Er ist ein richtiger Fussball-Globetrotter,<br />

José Gonçalves.<br />

Und doch ist der athletische<br />

und freundliche 29-Jährige<br />

von seinen tiefen Wurzeln geprägt.<br />

Denn seine Geschichte, die momentan<br />

inmitten der Wolkenkratzer Bostons<br />

spielt, ist eigentlich die eines typischen kleinen<br />

Jungen aus Lausanne, der im fünften<br />

Stock eines Wohnhauses im beliebten Quartier<br />

La Sallaz aufgewachsen ist. Die Eltern<br />

leben heute noch dort, und seine Mutter<br />

schneidet sorgfältig alle Artikel aus, die über<br />

ihren Sohn erscheinen. José war zwei Jahre<br />

alt, als seine Eltern in die Schweiz zogen. Die<br />

Familie kam aus bescheidenen Verhältnissen<br />

via Portugal von den Kapverdischen Inseln.<br />

«Alle haben nur von der Schweiz gesprochen.<br />

Man hat sie als Paradies betrachtet»,<br />

erinnert sich Vater Julio, der ebenso wie<br />

seine Frau am Universitätsspital Lausanne<br />

arbeitet. Und José, Captain in einer der<br />

grössten Städte der USA, ist stolz auf die<br />

Werte, die ihm seine Familie mitgegeben<br />

hat: harte Arbeit und Bescheidenheit. Nach<br />

ihnen lebt er noch heute.<br />

In der Familie Gonçalves fehlte man keinen<br />

Tag in der Schule. «Ich ging sogar hin,<br />

wenn ich krank war», erinnert sich José. «Ich<br />

habe nie erlebt, dass mein Vater zu Hause<br />

war, anstatt arbeiten zu gehen.» Nach einem<br />

Transfer zu Yverdon nahm der 15-jährige<br />

José seinen Mut zusammen und wechselte<br />

ein halbes Jahr vor Abschluss seiner obligatorischen<br />

Schulzeit zum grossen FC Basel.<br />

«Das Risiko bin ich eingegangen», sagt er.<br />

FOTO: JIM ROGASH/GETTY IMAGES<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


FUSSBALL JOSÉ GONÇALVES<br />

43<br />

<strong>SPORT</strong>STADT BOSTON<br />

BABE RUTH BIS TOM BRADY<br />

Boston mit seinen 2,7 Mio. Einwohnern<br />

ist eine ausgesprochene<br />

Sportstadt. Zahlreiche Teams verschiedener<br />

Sportarten sind hier<br />

zu Hause. Da sind die Baseballer<br />

der Red Sox, aus deren Reihen<br />

der wohl beste Spieler der Geschichte,<br />

Babe Ruth, hervorgegangen<br />

ist. Sie gewannen 2013<br />

zum ersten Mal seit seit 1918<br />

die World Series. Die Eishockey-<br />

Organisation der Bruins mit<br />

Legenden wie Ray Bourque oder<br />

Bobby Orr holte 2011 ihren sechsten<br />

Stanley Cup. In ihrem TD<br />

Garden finden 17 500 Zuschauer<br />

Platz. Die polysportive Arena<br />

wird auch vom legendären Basketballklub<br />

der Celtics genutzt.<br />

Unvergessen deren Helden Larry<br />

Bird oder Bill Russell. Die letzte<br />

Meisterschaft gabs zwar 2008,<br />

doch bis heute sind die Celtics<br />

mit 17 Titeln der erfolgreichste<br />

Klub der NBA. Die Fussballer der<br />

New England Revolution dagegen<br />

warten seit ihrer Gründung<br />

1996 trotz fünf Finalteilnahmen<br />

auf den ersten Titel. Sie teilen das<br />

Gillette Stadium (68 000 Plätze)<br />

mit dem Football Team der<br />

New England Patriots. Diese holten<br />

vor Monatsfrist mit ihrem<br />

Quarterback-Superstar Tom<br />

Brady die Super Bowl zum vierten<br />

Mal nach Boston.<br />

«Manchmal fehlt<br />

mir im Stadion die<br />

aufgeheizte<br />

Stimmung wie in<br />

Europa»<br />

<strong>SPORT</strong>HEIMAT FÜR ZWEI Das Gillette<br />

Stadium teilen sich Revolution und<br />

Patriots. Zum Football kommen 68 000,<br />

zum Soccer 20 000.<br />

CAPTAIN Inmitten seiner Teamkollegen<br />

stemmt José Gonçalves den Pokal<br />

nach dem Gewinn der Eastern Conference<br />

gegen New York.<br />

«Wenn ich schlechte Laune hatte, dachte<br />

ich an meinen Vater und daran, was er alles<br />

erlebt hat. Über mein Schicksal flennen, weil<br />

ich oft Zug fahren musste? Keinesfalls.»<br />

Gonçalves ist danach weitergezogen,<br />

nach Winterthur, Venedig und Thun, wo er<br />

die grossen Momente in der Champions<br />

League miterlebte, zu Heart of Midlothian<br />

nach Edinburgh in Schottland und nach<br />

Nürnberg, bevor er wieder in die Schweiz<br />

zurückkehrte (St. Gallen und Sion), nur um<br />

danach in den USA erneut durchzustarten. <br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


44 FUSSBALL JOSÉ GONÇALVES<br />

SPASS José mit Lenny in der Bostoner Stadtwohnung. Den Namen verdankt er Popstar Kravitz.<br />

«An keinem<br />

Ort meiner<br />

langen Reise<br />

fiel es mir so<br />

leicht, mich<br />

einzuleben,<br />

wie in<br />

Boston»<br />

«Wenn man wie ich viele schwierige<br />

Momente zu meistern hat, ist es wichtig, dass<br />

man weiss, woher man kommt. Ich brauche<br />

die Rückkehr zu mir, um Energie zu tanken.»<br />

Mit «zu mir» meint er Lausanne. Gonçalves<br />

besitzt in Lutry in der Nähe des Sees eine<br />

Zweitwohnung.<br />

Seine Stadt ist heute aber Boston. 2013<br />

hat er nach einem missglückten Engagement<br />

in Sion dorthin gewechselt. Mit Freundin<br />

Bianca und Hund Lenny wagte er den Versuch.<br />

Er wollte spielen. Ein Augenschein in<br />

der fürstlichen Infrastruktur hat ihn schnell<br />

überzeugt: Sein Club «New England Revolution»<br />

teilt das Stadion mit den Patriots. Zwar<br />

zieht der prestigeträchtige American-Football-Club<br />

im Schnitt 70 000 Zuschauer pro<br />

Spiel an, während es die «Revs» bloss auf<br />

20 000 bringen – für den amerikanischen<br />

Fussball ist das aber eine beachtliche Zahl.<br />

Als zuverlässiger und zielstrebiger Spieler<br />

nimmt Gonçalves in seinem neuen Club<br />

rasch eine wichtige Rolle ein, ist Captain.<br />

2013 wird er zum besten Verteidiger der Liga<br />

gewählt. Grund genug, sein neues Umfeld<br />

zu schätzen: Die Stadt gefällt ihm sehr gut,<br />

genauso der American Way of Life. Der<br />

Waadtländer hat sich trotz seiner zahlreichen<br />

Stationen eine Begeisterung bewahrt. «Hier<br />

lebe ich bloss zehn Minuten vom Zentrum,<br />

von den Restaurants und Kinos entfernt. Ich<br />

kann mit dem Scooter oder mit dem Velo<br />

hinfahren. Von der Lebensart und der<br />

Architektur her ist es die europäischste Stadt<br />

der USA», schwärmt Gonçalves. «Sie erinnert<br />

mich an Edinburgh. Im Sommer kann ich zum<br />

Strand, im Winter nach Vermont zum<br />

Skifahren.»<br />

Das sportliche Umfeld ist allerdings ein<br />

ganz anderes als jenes in Europa. Die Trainings<br />

etwa finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit<br />

statt – aus Angst, dass ein Verrückter<br />

auftaucht. «Das ist schade», findet<br />

Gonçalves. Er musste lernen, dass der Fussball<br />

in den USA zwar seinen Reiz hat, aber<br />

nicht von der aufgeheizten Atmosphäre lebt,<br />

wie er es aus Italien oder Deutschland kennt.<br />

«Manchmal wünschte ich, dass da etwas<br />

mehr Spannung wäre. Das macht den Fussball<br />

schliesslich aus. Letztes Jahr verloren wir<br />

sechs Mal in Folge, obwohl wir eigentlich<br />

eine tolle Saison hatten. Dennoch blieben<br />

die Fragen der Journalisten höflich, niemand<br />

sagte, was wir für Nieten seien.»<br />

THIERRY HENRY ALS FREUND<br />

Das Erreichen des Meisterschaftsfinals schaffte<br />

dennoch etwas Leben in einer Stadt, die<br />

grosse Exploits seiner Clubs gewohnt<br />

ist (siehe Box). Das Saison-Highlight gegen<br />

die Los Angeles Galaxy und ihren Star Robbie<br />

Keane (ex Tottenham Hotspurs) ging allerdings<br />

verloren. Es war die fünfte Final-Niederlage für<br />

die Revs. «Das hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.<br />

Ich spiele für Matches wie diesen.<br />

Es ist hart, wenn etwas, das die Krönung der<br />

Saison hätte werden sollen, so endet.»<br />

Die Major Soccer League besitzt eine<br />

Reihe solcher ausländischer Torjäger. Dazu<br />

gehören der Italiener Marco Di Vaio, der Brasilianer<br />

Juninho oder der Franzose Péguy Luyindula.<br />

In der neuen Saison werden weitere<br />

Cracks wie die Weltmeister David Villa und<br />

Kaka oder Frank Lampard erwartet. Inmitten<br />

dieser Stars ist Gonçalves eine anerkannte<br />

Grösse und hat sich mit Thierry Henry angefreundet,<br />

auch weil New England und New<br />

York ihre Trainingscamps in Arizona verbrachten.<br />

«Wir haben viel geredet. Auch wenn es<br />

zahlreiche andere Spieler wollten – mir hat er<br />

sein letztes Trikot nach seinem allerletzten<br />

Spiel gegeben, als wir die Red Bulls im Finale<br />

der Eastern Conference besiegt haben.»<br />

Ins Stadion kommen die Zuschauer zwar<br />

zahlreich, doch kennen sich die meisten mit<br />

den Feinheiten des Fussballs nicht aus. Vielmehr<br />

geht es darum, eine gute Zeit mit der<br />

Familie zu verbringen. «Sie tun das, was man<br />

das ‹Tailgetting Barbecue› nennt. Selbst im<br />

Winter grillieren sie Fleisch und trinken Bier,<br />

während sie das Spiel schauen.»<br />

Gonçalves akzeptiert dies mit einem<br />

Lächeln, betrachtet es als Erfahrung. Er verheimlicht<br />

aber nicht, dass er sich mit 30 Jahren<br />

wieder der Schweiz annähern möchte.<br />

Momentan verbringt er hier pro Jahr bloss<br />

einen Monat zur Weihnachtszeit kehrt er<br />

zurück «zu sich». In die kleine Wohnung in La<br />

Sallaz, wo alles begann.<br />

ZAHLEN UND FAKTEN<br />

GEBOREN Am 17. September 1985 in<br />

Lissabon, Sternzeichen Jungfrau; Doppelbürger<br />

Schweiz und Portugal ZIVILSTAND<br />

Liiert mit Bianca CLUBS Yverdon (2001–<br />

02), Basel (2002–04), Venedig (2005),<br />

Winterthur (2004–05), Thun (2005–06),<br />

Heart of Midlothian (2006–08), Nürnberg<br />

(2008–09), St. Gallen (2011), Sion (2011–14),<br />

New England Revolution (seit 2013).<br />

Drei Aufgebote für Portugals U21.<br />

www.jose-goncalves.com<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


SEITE AN SEITE Seine<br />

Zürcher Freundin<br />

Bianca hat Gonçalves<br />

vor seinem Engagement<br />

in Nürnberg<br />

kennen gelernt. Sie<br />

folgt ihm überallhin.<br />

In Boston studiert sie<br />

Kommunikation.


46<br />

HIS MASTER’S VOICE<br />

OTTMAR HITZFELD UND URS HELLER ÜBER<br />

EMBOLO, SHAQIRI UND<br />

VIER STARKE TORHÜTER<br />

Das Jahr hat prima angefangen. Breel Embolo besitzt<br />

jetzt den Schweizer Pass.<br />

Das ist ein unglaublich positiver Entscheid. Für<br />

die Schweiz und bald auch für die Schweizer Nationalmannschaft.<br />

Er ist mit seinen 18 Jahren schon sehr<br />

weit gekommen, ist ein Diamant, der jetzt beim FC Basel ge schliffen<br />

wird. Dass Breel den Vertrag beim FCB jetzt bis 2019 verlängert<br />

hat, zeugt von einer guten Karriereplanung. Mich hat es nicht überrascht,<br />

dass er sich für die Schweiz und gegen Kamerun ent schieden<br />

hat. Er weiss, was er dem Verband und dem FCB verdankt.<br />

Sehen wir Embolo bald in der Nationalmannschaft?<br />

Das nehme ich an. Früher oder später ist die Zeit reif für einen Teileinsatz.<br />

Embolo kann auf vielen Positionen<br />

eingesetzt werden. Im Verein sehe ich ihn<br />

am ehesten als Mittelstürmer.<br />

Beim FCB heisst der Mittelstürmer immer<br />

noch Marco Streller. Und ausgerechnet er<br />

setzt sich unglaublich für Breel ein.<br />

Marco hat eine hohe Sozialkompetenz. Er ist<br />

ein echter Leader, ein perfekter Captain.<br />

Streller ist für Breel ein Glücksfall.<br />

Du hast ein gutes Auge für 18-Jährige.<br />

Shaqiri flog mit dir an die WM nach<br />

Südafrika, als er bei Basel noch häufig auf<br />

der Ersatzbank sass. Ist Inter für ihn ein<br />

guter Entscheid?<br />

Inter ist nicht Bayern. Aber er hatte in München<br />

das Vertrauen des Trainers nicht mehr.<br />

Da ist es besser, einen Schritt zurück zu<br />

machen. Ich habe den Wechsel befürwortet.<br />

Bei Inter kann er die nötige Spielpraxis<br />

holen. Er ist ein Vollblut-Fussballer. Und er<br />

wird seinen Weg gehen.<br />

Bei der SFL Award Night wurde Breel<br />

Embolo als Publikumsliebling ausgezeichnet<br />

und Shkelzen Gashi als «Fussballer<br />

des Jahres». Mich überrascht Gashis Entwicklung.<br />

Gashi ist ein Spätzünder. Mit 18, 19, 20 Jahren<br />

wurde er von Klub zu Klub weitergereicht,<br />

blieb meist nur kurz beim gleichen<br />

Verein, und niemand hätte ihm zugetraut,<br />

dass er einmal «Fussballer des Jahres» würde.<br />

Aber er hat nie aufgegeben, hat immer<br />

«Breel Embolo plant<br />

seine Karriere gut.<br />

Er ist ein Diamant,<br />

der jetzt beim FCB<br />

geschliffen wird»<br />

OTTMAR HITZFELD<br />

MARIO WIDMER People gross Guer sissequ<br />

ametum alit vol enis, henia llamet, velis amet<br />

my nullamet, velis amet amcon heniam<br />

Vorname Name.ro commy nullamet, velis<br />

amet amcon heniam Vornammet, veliht Guer<br />

FCB-STURMTANK sissequ ametum. Breel Embolo hat den<br />

Lockrufen aus dem Ausland widerstanden.<br />

an sich geglaubt. Seine Karriere hat eine traumhafte Wende genommen.<br />

Ebenfalls traumhaft: Gleich vier Schweizer Torhüter spielen in<br />

der Bundesliga …<br />

… und alle vier haben sich in ihren Vereinen durchgesetzt. Die<br />

Schweiz verfügt momentan über eine gute Torhüter-Generation.<br />

Eine einmalige Konstellation, die kaum zur Regel wird. Dafür ist die<br />

Schweiz zu klein.<br />

Dass es Diego Benaglio und Yann Sommer geschafft haben,<br />

war zu erwarten. Aber auch Roman Bürki und Marwin Hitz sind<br />

echte Leistungsträger.<br />

Bürki ist ein aussergewöhnlicher Torhüter. Stark auf der Linie, stark<br />

beim Herauslaufen, mit einer guten Spieleröffnung.<br />

Ein moderner Torhüter also!<br />

Hitz ist ein Riesentalent. Er ist mit Augsburg<br />

durchgestartet. Ein kleiner Verein mit<br />

kleinem Budget ist auf dem Höhenflug.<br />

Wir haben uns vor 30 Jahren beim<br />

FC Luzern kennengelernt. Du warst<br />

Spieler, ich Reporter. Müssen wir uns<br />

Sorgen machen um den Verein?<br />

Der FC Luzern darf die Gefahr nicht unterschätzen.<br />

Die Mannschaft hat in der Vorrunde<br />

zu wenig Punkte geholt, die Leistung<br />

nicht abgerufen, nicht überzeugt. Da ist noch<br />

Luft nach oben.<br />

Die Innerschweizer lieben ihren FCL.<br />

Klappts nicht, gibt es schnell Unruhe. Ist<br />

Markus Babbel da der richtige Mann?<br />

Ich halte viel von Markus. Er hat als Spieler<br />

beim FC Bayern viel erlebt. Er bewahrt auch<br />

als Trainer in kritischen Momenten die Ruhe,<br />

ist ein Stratege. Und mit Rolf Fringer hat<br />

er jetzt einen Mann an seiner Seite, der<br />

ebenfalls viel Erfahrung mitbringt und gut<br />

kommuniziert.<br />

OTTMAR HITZFELD gehört zu den erfolgreichsten<br />

Trainern der Welt. Champions-League-<br />

Sieger mit Borussia Dortmund und Bayern<br />

München. 2 × Schweizer Meister. 7 × Deutscher<br />

Meister. Von 2008 bis 2014 Trainer der Schweizer<br />

Nationalmannschaft.<br />

URS HELLER ist Geschäftsführer der Ringier<br />

Zeitschriften und Fussball-Fan.<br />

FOTOS: THOMAS BUCHWALDER, NICK SOLAND/FRESHFOCUS<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


verbindet.<br />

Mehr Himmel<br />

auf Erden.<br />

400 KM WANDERWEGE FÜHREN INS GLÜCK.<br />

Lässt Herzen höher schlagen.


SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015<br />

«MONATELANG<br />

HAT MAN GEGEN<br />

MICH GESCHOSSEN.<br />

DER IMAGESCHADEN<br />

IST RIESIG»<br />

Vero Salatic


FUSSBALL VERO SALATIC 49<br />

SCHLUSS<br />

MIT DEM<br />

ZIRKUS<br />

Vero Salatic verkörperte den Traditionsklub GC wie kein Zweiter. Dann überwarf<br />

sich der Captain mit dem Trainer. Was folgte, war ein beispielloser Machtkampf,<br />

der nur Verlierer hinterliess. Wie tickt der Mann, der beim FC Sion sein<br />

ramponiertes Image neu aufbauen will? Text: Christian Bürge · Foto: Thomas Buchwalder<br />

STYLING: JULIA GRUNZ, JEANSHEMD VON DEECEE STYLE, ZÜRICH; HAARE UND MAKE-UP: MELANIE VOLKART<br />

Möglicherweise kommt der Interviewtermin<br />

zeitlich ungelegen<br />

wie keiner zuvor in<br />

seinem Leben. Es ist Samstag,<br />

der 7. Februar, als Vero<br />

Salatic in dem Fotostudio in<br />

Oberglatt erscheint, keine<br />

drei Kilometer vom GC-Campus in Niederhasli<br />

entfernt. Das Gespräch war lange ausgemacht.<br />

Er hätte über seine Karriere sprechen<br />

sollen, sein Wesen, seine Träume. Auch<br />

über das Zerwürfnis mit Trainer Michael Skibbe.<br />

Und darüber, wie er die Zukunft anpacken<br />

will mit GC, mit seinem Klub. Aber<br />

die Tage zuvor waren turbulent. Er ist plötzlich<br />

auf dem Absprung zu Sion. Christian<br />

Constantin, der Präsident der Walliser, fliegt<br />

nach Zürich, um zu verhandeln. GC verlangt<br />

zuerst fünf, dann vier Millionen Franken<br />

Ablöse. Constantin bricht die Verhandlungen<br />

ab. Keine 24 Stunden später sitzt Salatic<br />

da und wirkt wie ein geknickter Mann. Es<br />

sieht schlecht aus mit seinem Transfer.<br />

Kann er damit umgehen? «Ja, muss ich ja.<br />

Sonst gehe ich psychisch kaputt», sagt er.<br />

Wie soll er zurückkehren in diese Mannschaft,<br />

von der er sich schon verabschiedet<br />

hat? Wie die Motivation wieder finden? Wie<br />

die Akzeptanz? Die Situation ist ihm sichtlich<br />

unangenehm.<br />

Dabei ist Michael Skibbe zu diesem Zeitpunkt<br />

längst weg. Wieder in der Türkei, bei<br />

seinem ehemaligen Klub Eskisehirspor. Mit<br />

dem Deutschen hatte er sich im Spätsommer<br />

wegen verschiedener Entscheide und<br />

der Trainingsgestaltung überworfen und war<br />

deswegen suspendiert worden. Per Gerichtsbeschluss<br />

hatte er sich das Trainingsrecht<br />

nach Wochen wieder erkämpft, und<br />

schliesslich wurde er von Präsident Anliker<br />

begnadigt, feierte ein erfolgreiches Comeback.<br />

Nur die Captainbinde gaben sie ihm<br />

nicht mehr. Und die damit verbundenen Extraprämien.<br />

Das war für Salatic inakzeptabel.<br />

Man wirft Ihnen vor, dass es nach dem<br />

Machtkampf nur ums Geld ging.<br />

Ich weiss nicht, wer gern auf Geld verzichtet.<br />

Es war ungerechtfertigt, dass ich suspendiert<br />

wurde. Sonst wäre ich am Ende nicht<br />

wieder in der Mannschaft gestanden. Ich<br />

habe mich gefragt, warum wir nicht zur<br />

Tagesordnung übergehen konnten, mit dem<br />

Stand vor dem Knatsch. Wenn die Leute<br />

schon der Überzeugung sind, dass es mich<br />

braucht. Dass ich recht hatte.<br />

Ist der persönliche Status wichtiger als das<br />

Team?<br />

Man muss das im Kontext sehen. Für mich<br />

mussten die Dinge wieder zurechtgerückt<br />

werden. Monatelang wurde gegen mich<br />

geschossen. Mein Name hat gelitten. Der<br />

Imageschaden ist riesig. Es hiess, Salatic hat<br />

gegen den Trainer gearbeitet. Das ist alles<br />

nicht wahr.<br />

Was darf ein Trainer neben Ihnen?<br />

Alles. Der Trainer muss der Chef sein. Aber<br />

wenn du dem Team nichts vorlebst, dann<br />

verliert es den Respekt. Bei Skibbe war es<br />

so, dass es ihn gar nicht interessierte, was uns<br />

beschäftigte. Das erste Jahr war gut. Wir<br />

konnten arbeiten, wir funktionierten. Ich hielt<br />

die Mannschaft zusammen. Wir tauschten<br />

uns aus. Aber ihn interessierten die Inputs je<br />

länger, je weniger – dass wir Zusatztrainings<br />

wollten und so weiter. Wir wollten Dinge<br />

mit den Physiotherapeuten machen, verletzungsvorbeugende<br />

Sachen. Wir wollten alles<br />

optimieren. Wir wurden zwar Zweiter, aber<br />

es war bei weitem nicht alles gut.<br />

Was hätten Sie verändern wollen?<br />

Skibbe sagte immer, die Qualität der Spieler<br />

sei halt zu schlecht. Aber wenn die Qualität<br />

der Spieler nicht gut genug ist, dann geht es<br />

nicht, wenn man eine Stunde lasch trainiert.<br />

Dann muss man eben zwei Stunden intensiv<br />

trainieren. Vielleicht wird man ja besser. So<br />

ist jedenfalls meine Einstellung. Ich wollte<br />

nicht bestimmen, was er zu tun hat. Aber zumindest<br />

den Input musste ich weitergeben.<br />

Das stand sogar in meinem Vertrag.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


50 FUSSBALL VERO SALATIC<br />

GROSSER MOMENT<br />

Salatic feiert mit Roman<br />

Bürki den Cupsieg 2013<br />

mit den Fans an der<br />

Zürcher Langstrasse.<br />

Sie wurden als fremdgesteuert betitelt.<br />

Wie viel Macht hat ihr Agent Milos<br />

Malenovic?<br />

Er war neben meiner Frau und meiner Familie<br />

der Einzige, der immer für mich da war.<br />

Aber ich habe meine Schlüsse immer selbst<br />

gezogen. Ich bin bald 30, habe drei Kinder,<br />

das vierte ist unterwegs. Ich bin ein erwachsener<br />

Mann, der keinen Berater braucht, der<br />

ihn an der Hand führt. Wir teilen dieselbe<br />

Meinung. Ich sehe nun mal alles, was in dem<br />

Verein abläuft. Wenn du 15 Jahre in einem<br />

Klub bist, weisst du, was vorgeht. Du redest<br />

auch mit jedem. Ob das jetzt in der Wäscherei<br />

ist, mit dem Gärtner oder weiss ich was.<br />

Du kennst die Leute. Ich sehe, was gut läuft<br />

und was nicht.<br />

Salatic zieht sich fürs Shooting erst ein<br />

Jeanshemd über, dann auch ein GC-Shirt<br />

im Retro-Stil der 60er-Jahre. Selbst wenn er<br />

die Farben vielleicht nie mehr tragen wird.<br />

«Kein Problem», sagt er. «Wissen Sie, ein Teil<br />

von mir bleibt immer GC.»<br />

14 Jahre alt ist Vero, als er das erste Mal<br />

mit den Grasshoppers in Kontakt kommt. Er<br />

wird zu einem Probetraining eingeladen,<br />

fährt nach Zürich. Nach dem dritten Training<br />

kommt der damalige Coach der U15, José Ribeiro,<br />

zu ihm, als Salatic gerade die Schuhe<br />

putzt. «Hey, Junge, willst du wirklich zu GC<br />

kommen?», fragt Ribeiro. «Du weisst, was<br />

es heisst, täglich mit dem Zug hierher zu<br />

fahren?» Vero weiss es. Und er sagt zu. Als<br />

er fünf ist, kommt seine Familie aus Bosnien<br />

in die Schweiz. Er spielt Fussball für Zug 94.<br />

Sein Talent bleibt den Spähern aus Zürich<br />

nicht verborgen. Der Schritt zu GC ist<br />

gross. GC ist eine namhafte Adresse. Nur die<br />

Besten gehen dahin. Sie werden von überall<br />

her geholt. Täglich wird trainiert, sogar<br />

zweimal. «Ich machte ein Jahr U15, ein<br />

Jahr U17, ein Jahr U21», erinnert sich Salatic.<br />

2003 darf er zum Probetraining in die erste<br />

Mannschaft. Reto Ziegler ist damals im<br />

Team, Stephan Lichtsteiner, Kim Jaggy,<br />

Richard Nuñez, Fernando Gamboa. Für den<br />

17-Jährigen ist das die grosse Welt.<br />

Mitte der Neunziger ist GC sehr erfolgreich.<br />

Auch in der Champions League. Salatic<br />

ist GC-Fan, als Teenager steht er als Balljunge<br />

an der Seitenlinie. Für ihn gibt es<br />

nichts anderes als blau-weiss. Er weiss noch,<br />

wie viel Stolz er verspürt, als er das Shirt zum<br />

ersten Mal anziehen darf. Damals noch ohne<br />

Namen. Als er Jahre später im Aufgebot<br />

der ersten Mannschaft steht, geht er in die<br />

Garderobe. Sein Leibchen ist aufgehängt.<br />

Auf dem Rücken steht Salatic geschrieben.<br />

Carlos Bernegger kommt zu ihm und sagt:<br />

«Siehst du, davon hast du immer geträumt.»<br />

Dafür ist er morgens um halb sieben<br />

immer in den Zug nach Zürich gestiegen,<br />

mit zwei Trainingstenus. Eines fürs Morgentraining,<br />

eines fürs Nachmittagstraining.<br />

Abends um zehn war er zuhause. Und das<br />

täglich. Irgendwann ging die Wäsche aus.<br />

Dann musste Mutter Cvijeta abends waschen<br />

und danach alles von Hand föhnen. «Diese<br />

«SICHER<br />

BEDAURE ICH<br />

DINGE. DASS<br />

ICH IN MEINER<br />

KARRIERE KEINE<br />

CHAMPIONS<br />

LEAGUE SPIELE<br />

ZUM BEISPIEL»<br />

Vero Salatic<br />

Zeiten bleiben schon hängen», sagt Salatic.<br />

«Darum ist ihr das, was in den letzten Monaten<br />

passierte, auch nicht einfach so egal. Ihr<br />

tat es extrem weh. Du warst das halbe Leben<br />

bei GC, dann passiert so etwas.»<br />

Er verbringt mit seinen Geschwistern Dragoljub<br />

und Radojka eine sorglose Kindheit.<br />

Es gibt nur Ärger, wenn sie zu spät vom Fussballspielen<br />

nach Hause kommen, mal ein<br />

Fenster kaputtgeht. Sie sind Strassenfussballer.<br />

Und der Typ Secondos, den es nicht<br />

kümmert, ob es dabei regnet oder schneit.<br />

Auf dem Pausenplatz ist er einer von vielen,<br />

keiner, der sagt, wer wo zu spielen hat. Aber<br />

schon damals zählen für ihn Dinge, die er<br />

aus dem Elternhaus mitbekommt. Anstand,<br />

Respekt, Ehrlichkeit. Und er hat einen ausgeprägten<br />

Gerechtigkeitssinn.<br />

Er sieht später, wie Ricardo Cabanas<br />

oder Boris Smiljanic mit natürlicher Autorität<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


51<br />

NEUE HEIMAT Salatic<br />

mit seinem Teamkollegen<br />

Dario Vidosic auf dem<br />

Weg zum Sion-Training in<br />

Martigny.<br />

FOTOS: KATHI BETTELS/BLICK<strong>SPORT</strong>/RDB, CHRISTIAN PFANDER/FRESHFOCUS<br />

führen. Er selbst ist noch kein Leitwolf. Er hat<br />

genug mit sich selbst zu kämpfen. Zum<br />

Leader wird er erst auf Zypern. Bei Omonia<br />

Nikosia, seinem einzigen Ausland-Engagement,<br />

für das er damals belächelt wird. Constantinos<br />

Makrides ist dort der Captain, der<br />

sich auf dem Feld zerreisst. Und sich auch<br />

sonst nicht scheut, in den Nahkampf zu gehen.<br />

Als Omonia Cupsieger wird, die Spieler<br />

aber immer noch auf ihre Löhne warten, stellt<br />

er den Präsidenten persönlich. «In dieser<br />

Sprache hast du sowieso das Gefühl, dass sie<br />

sich gleich die Köpfe einschlagen», sagt<br />

Salatic. «Aber es war beeindruckend.»<br />

Makrides macht sich keinen Freund an diesem<br />

Abend, aber er eint das Team. Salatic sieht<br />

sich spätestens nach seiner Rückkehr selbst<br />

in dieser Rolle. Als Routinier, der den Jungen<br />

die Richtung vorgibt, Einsatz vorlebt, ihnen<br />

auch mal auf die Finger klopft, den Kopf<br />

wäscht, wenn sie zu spät zum Training kommen.<br />

Der sagt, welcher Jüngling die Bälle<br />

aufpumpt, der sie zurechtweist, wenn sie<br />

ihren Müll nicht wegräumen. Er ist auch der<br />

grosse Bruder, der sich schützend vor alle<br />

stellt, der Prügel einsteckt. Er ist der Motor<br />

des Teams. Er verkörpert GC im positiven<br />

Sinn, so sieht er das selbst. Aber das sehen<br />

nicht alle so. In guten Momenten ist er aus<br />

sportlicher Sicht seinen Vertrag allemal wert,<br />

der ihm 700 000 Franken im Jahr einbringt.<br />

Im eskalierenden Konflikt mit Skibbe steht<br />

ihm aber auch sein Selbst verständnis im Weg.<br />

Wie muss ein perfekter Trainer sein?<br />

Es gibt verschiedene Typen, es gibt nicht<br />

den einen. Uli Forte hat sehr viel aus uns<br />

her ausgeholt. Er impfte dem Team auch<br />

etwas ein. Uli stand für Hochleistung. Er war<br />

der Erste auf dem Campus und der Letzte,<br />

der ging. Uli war eindrücklich. Sein Arbeitsethos.<br />

Tami ist sein Spiegelbild, ich bin<br />

sicher, er hat eine gute Zukunft vor sich. Er<br />

ist vom Typ her ein wenig ruhiger. Aber<br />

wie akribisch er arbeitet, das ist vergleichbar.<br />

Skibbe war ein sehr guter Rhetoriker. Die<br />

Medien hingen ihm an den Lippen. Das<br />

klang alles wahnsinnig gut bei ihm, keine<br />

Frage. Den Rest kennen Sie.<br />

Sie werden dieses Jahr 30. Bedauern Sie<br />

manchmal, dass ein Wechsel in die grossen<br />

Ligen nie geklappt hat? Oder der Wechsel<br />

zum FC Basel?<br />

Sicher bedaure ich auch Dinge. Dass ich<br />

wahrscheinlich keine Champions League<br />

spiele in meiner Karriere zum Beispiel. Ich<br />

habe es mit GC nicht geschafft, und in<br />

nächster Zukunft sieht es auch nicht danach<br />

aus, dass ich noch die Chance dazu erhalte.<br />

Würden Sie etwas anders machen, wenn<br />

Sie die Zeit zurückdrehen könnten?<br />

Vielleicht. Ich habe sicher auch nicht immer<br />

glücklich kommuniziert. In Zukunft würde ich<br />

meine Kritik nur einmal deutlich anbringen,<br />

nicht fünfmal. Wenn sie es nicht glauben,<br />

dann eben nicht.<br />

Drei Tage nach dem Interview einigen<br />

sich Sion und GC doch noch. Salatic wechselt<br />

für knapp eine Million zu den Wallisern –<br />

mit einem Vertrag bis 2018. Es ist die letzte<br />

Kehrtwende einer Vereinsführung, die in<br />

dieser Geschichte einen planlosen Eindruck<br />

macht. Die ihren wichtigsten Spieler demontiert,<br />

ihn dann wieder für unersetzlich erklärt<br />

und letztlich doch ziehen lässt. Salatic trifft<br />

in Sion auf seinen ehemaligen Weggefährten<br />

Reto Ziegler. Seine stetig grösser werdende<br />

Familie bleibt vorerst in Cham, er<br />

ist Wochenaufenthalter und Hotelgast im<br />

Wallis.<br />

Sion-Präsident Christian Constantin,<br />

der unberechenbare Mann mit dem Hang<br />

zu cholerischen Auftritten und bizarren<br />

Entscheiden, hat den Chef, den er wollte.<br />

Auch wenn er keine Captainbinde trägt. «Ich<br />

war bei GC der Kopf und Captain, das ist<br />

für mich hier nicht entscheidend. Ich will einfach<br />

erfolgreich spielen», sagt Salatic.<br />

In einem Punkt kann er sicher sein:<br />

Dass er Constantin punkto Schlagzeilen den<br />

Rang abläuft, ist kaum anzunehmen. Den<br />

ganz grossen Zirkus inszeniert der Präsident<br />

dort für gewöhnlich selbst.<br />

VERO SALATIC<br />

GEBOREN 14. November 1985 in Zvornik<br />

(Bosnien) ZIVILSTAND verheiratet mit<br />

Slavica, 3 Kinder<br />

ERFOLGE Schweizer Cupsieger 2013.<br />

www.verosalatic.com<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


52 FUSSBALL KOLUMNE<br />

DER LUXUS, EINEN<br />

FCB ZU HABEN<br />

SVON MARIO WIDMER<br />

agen wir es ganz unverblümt: Was für ein Luxus, einen<br />

FCB zu haben!<br />

Basel, die Schweiz hat sich daran gewöhnt, im FCB<br />

in seinem Joggeli einen Mitspieler im Weltkonzert des<br />

Fussballs zu haben. Gegen 30000 Zuschauer im Schnitt,<br />

ein modernstes Stadion, in dem die Hors-d’œuvres mit den feinsten<br />

Leckereien in den VIP-Bereichen alltäglich geworden sind, wo eigene<br />

Weltklassekicker auf dem Rasen gereicht werden, wie wenn das selbstverständlich<br />

wäre, Siege über andere Weltklasseteams in der Champions<br />

League zum Programm gehören wie der Sonntag zur Woche.<br />

Und fragen wir ganz unverblümt: Ist Bernhard Heusler, der Mann,<br />

der hinter dem zur Selbstverständlichkeit gewordenen Phänomen FC<br />

Basel steht, ein Genie, oder was? Oder sind alle anderen Fussballchefs<br />

in der Schweiz, die dem FCB mit seinem<br />

so properen Präsidenten nicht einmal das<br />

«Der Vorteil, in<br />

einer Meisterschaft<br />

zu spielen, die sich<br />

mit einem Bein<br />

gewinnen lässt,<br />

wird am Ende zu<br />

einem Nachteil»<br />

Wasser reichen können, ganz einfach jämmerliche<br />

Stümper?<br />

Konkrete Antworten auf diese Fragen<br />

zu formulieren, würde bedeuten, dem Neid<br />

auf den FCB das Wort zu erteilen. Oder die<br />

Konkurrenz in unserem Land zu Erbsenzählern<br />

und Schiessbudenfiguren zu degradieren.<br />

Der FCB und der Rest der Schweiz<br />

hätten solches nicht verdient.<br />

Doch eine Tatsache bleibt: Die Schweizer<br />

Fussballmeistersterschaft dieser Tage ist<br />

kein fairer Wettbewerb, von Chancengleichheit<br />

kann längst keine Rede mehr sein. Dass<br />

darüber nicht überall laut lamentiert wird,<br />

liegt in der Natur der Sache. Und des Schreibstils unserer Zeit. In<br />

der die Kompetenz der Experten längst vom Zwang, politisch korrekt<br />

fabulieren zu müssen, überholt worden ist.<br />

Was sollen die Finanzchefs in Luzern, Aarau, Vaduz, St. Gallen,<br />

Thun, Sion, aber auch in Zürich und sogar in Bern, nur sagen, wenn<br />

sie die um den FCB kolportierten Zahlen lesen? Von gegen 100 Millionen<br />

Umsatz in diesem Jahr etwa oder von 25 Millionen Transfererlös<br />

oder einem einzigen Basler Einkauf für die Ersatzbank, der ihr<br />

Budget für das Spieljahr sprengen würde?<br />

Sollen sie öffentlich jammern, ihren Eintritt und Werbung bezahlenden<br />

Kunden klagen, im Vergleich zu Basel hätten sie leider nur<br />

ein drittklassiges Angebote zu machen?<br />

Gewiss, Argumente haben sie alle. Aarau, Thun, St. Gallen, Sion,<br />

Vaduz und Luzern können über ihre vergleichsweise winzigen Märkte<br />

sprechen. Bei YB können sie feststellen, dass Bern halt eine<br />

Beamtenstadt ist, der Kanton sowieso dem Rest der Schweiz<br />

mit dem Finanzausgleich auf der Tasche liegt. Und in Zürich wird<br />

niemand einer über primitive Bewegungsübungen wie Fussball erhabenen<br />

Regierung widersprechen können, einer Regierung, die<br />

Verlierer vergöttert und lieber in feuchtfröhliche Gay Parades und<br />

den die Nächte durchtanzenden Rauschraver investiert.<br />

Aber was machte denn überhaupt in Basel die wunderbaren Sieger<br />

wie den FCB möglich, was? Was ist in Basel anders als überall<br />

sonst in der Schweiz, wo der Neid auf überbezahlte Kicker wirk lichen<br />

Spitzenfussball längst unmöglich gemacht hat?<br />

War es die bemerkenswerte Gigi Oeri, die so gern in einer Narrenkappe<br />

mit den von ihr alimentierten Kickern eine weitere Meisterschaft<br />

im Pool feierte, die alles möglich<br />

gemacht hatte? Musste am Rhein wirklich<br />

eine kleine, energische Physiotherapeutin<br />

ankommen, die in die endlos reiche Pharma<br />

eingeheiratet hatte, zeigen, dass das alte<br />

Rom mit seinem «Brot und Spiele» für das<br />

Volk doch nicht unrecht gehabt hatte? Eine<br />

Gigi, die versuchte, mit ihrem Geld und dem<br />

Spass, den sie allen schenkte, die ewig beweinte<br />

Kluft zwischen arm und reich ein bisschen<br />

zu schliessen? Auf das man sich gemeinsam<br />

an den siegreichen Spielen freute?<br />

Und die so den Luxus schaffte, der der FCB<br />

dem reichen Land mit dem schlechten Gewissen<br />

ist?<br />

Wenn es denn so ist, dass es in Basel nur<br />

einer interessierten Milliardärin bedurfte, das Juwel FCB in die Welt<br />

zu setzen, was für Langweiler sind denn all die anderen Milliardäre<br />

im Land, die Aarau, Luzern, St. Gallen, Sion, Zürich und Bern, Thun<br />

und Vaduz darben lassen? Auf was warten sie, ihrem Volk ein bisschen<br />

Spass und gemeinsame Identität zu schenken mit dem Luxus<br />

des schönen, aber im Spiegel aller Probleme dieser Welt überflüssigen<br />

Fussballs? Oder ist es nicht mehr ihr Volk, unter dem sie<br />

leben? Dann warten sie nur noch darauf, dass goldene Bäume aus<br />

ihren vertrocknenden Gräbern spriessen, die von tanzenden Ravern<br />

so heiter und offenbar zu wenig befeuchtet worden sind.<br />

Natürlich, Basel ist nicht nur Gigi. Basel ist auch und vor allem<br />

das, was dank Gigi möglich wurde. Von vielen ungenannten Menschen<br />

geschaffen wurde, die heute durch den properen Präsidenten<br />

Bernhard Heusler vertreten werden. Basel ist auch so gut gewor-<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


den, weil es viel, sehr viel richtig machte, vielleicht auch ein bisschen<br />

darum, weil dort einst ein Benthaus wirkte, ein Odermatt kickte und<br />

noch heute ein Adrian Knup Vizepräsident ist. Beim FCB gibt es<br />

Menschen, die den Fussball nicht nur lieben, die den Fussball auch<br />

gelebt haben.<br />

Dass wir dank Basel heute eine unfaire Meisterschaft haben, die<br />

bereits mit dem ersten Kick der Saison entschieden ist, ist wahr und<br />

liegt einfach in der Natur des Fussballs. Soll einer die Deutschen<br />

mit ihren Bayern fragen. Fussball ist nicht einfach fairer Sport und<br />

Gerechtigkeit für alle Beteiligten. Fussball ist viel mehr. Fussball ist<br />

Freude am Leben. Das darf selbst Freude an der Nieder lage des<br />

anderen sein, was für ein Anachronismus!, ja, tatsächlich, Fussball<br />

schenkt nicht nur den Guten einen schönen Tag, auch völlig normale<br />

Menschen jubeln über Tore.<br />

Was auf den ersten Blick einfach und logisch aussieht wie die<br />

einbeinigen Siege des FCB in der nationalen Konkurrenz, ist es in<br />

Wirklichkeit gar nicht. Zu sehr ist das Beschleunigen im Fussball kräfteraubend.<br />

Wer im höchstmöglichen Tempo an der Anfield Road dem<br />

FC Liverpool trotzt, hat Mühe, dieses Tempo zwei Tage später ins<br />

Brügglifeld zu bringen. Dies steht natürlich nicht im Matchbericht,<br />

und der Reporter freut sich zu sehr an der Niederlage des Riesen,<br />

als dass er es stets fachkundig bemerken und in Erinnerung halten<br />

würde.<br />

So wird der Vorteil, in einer Meisterschaft zu spielen, die sich mit<br />

einem Bein gewinnen lässt, am Ende zu einem Nachteil. Zwar<br />

können sich die Spieler in ihr gemächlich für die nächste grössere<br />

Aufgabe ausruhen, besser werden sie in diesem Rhythmus nicht.<br />

Die Gefahr ist sehr gross, sich an den Trott der Warmlaufliga zu<br />

gewöhnen. Diese Gefahr ist sehr viel eminenter als der Neid der nationalen<br />

Konkurrenz.<br />

Auch darum ist der Luxus, ein FCB zu<br />

sein, kein ewiger Luxus. Die Millionen, die<br />

den FCB unantastbar machen, sind nur<br />

Schutz, so lange ihre Anzahl wächst.<br />

Sobald ihre Anzahl schmilzt, wächst die<br />

Zahl der Besserwisser im eigenen Lager.<br />

So liegt die wahre Kunst eines Bernhard<br />

Heusler denn darin, diese Kräfte in Schach<br />

zu halten. Er muss die Menschen und ihre<br />

Reaktionen auf den Erfolg viel besser<br />

kennen als die Komponenten des Sieges<br />

im Fussball.<br />

Lang lebe der Luxus, sich einen FCB<br />

leisten zu können! Triumphiere die Freude<br />

am überflüssigen Sieg im Fussball in Basel<br />

noch lange über den Neid der Vernünftigen!<br />

Fair oder unfair.<br />

ILLUSTRATION: BERND SCHIFFERDECKER<br />

MARIO WIDMER<br />

schrieb als Sportchef<br />

und Chefreporter<br />

34 Jahre lang für<br />

«Blick» und<br />

«SonntagsBlick».<br />

Seit 1997 ist er<br />

persönlicher Manager von Martina<br />

Hingis und Lebenspartner von<br />

Melanie Molitor.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


54 TENNIS SERENA WILLIAMS<br />

Sie ist der grösste weibliche Sportstar der Erde. Serena Williams schreibt auch<br />

mit 33 Jahren die Rekordbücher des Tennis neu. Die Frau mit den vielen<br />

Gesichtern scheint aber auch endlich Frieden zu machen – mit sich selbst.<br />

SERENAS<br />

Text: Jean Bertrand<br />

NEUE LUST<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


55<br />

EIGENWILLIG<br />

Ihr Look ist so<br />

ausser ordentlich<br />

wie ihre Launen:<br />

Serena Williams.<br />

FOTO: THEO WENNER/ART PARTNER


56 TENNIS SERENA WILLIAMS<br />

GLAMOURGIRL<br />

Williams ist nicht nur<br />

eine Tennisspielerin,<br />

sie weiss auch um<br />

ihre Wirkung vor<br />

der Kamera.


57<br />

FOTOS: WILLIAM WEST/AFP/GETTY IMAGES<br />

Serena Williams weiss, dass sie als<br />

Persönlichkeit zwischen grossen<br />

Extremen schwankt: Mal ist sie<br />

glücklich und unbezwingbar,<br />

mal schäumt sie vor Wut. Patrick<br />

Mouratoglou, ihr aus Frankreich<br />

stammender Coach seit drei<br />

Jahren, befasst sich immer<br />

wieder mit den Zweifeln, die<br />

Williams vor oder nach einem<br />

Match überfallen, und fragt sie:<br />

«Wie ist das möglich? Wie?»<br />

Die 33-Jährige zuckt nur mit den Schultern<br />

und sagt: «Ich weiss, es ist seltsam.»<br />

Jeder zusätzliche Grand-Slam-Sieg und<br />

jede weitere Woche als Nummer 1 der<br />

Welt stellen einen weiteren Markstein in der<br />

Tennisgeschichte dar.<br />

Williams’ unersättlicher Siegeshunger und<br />

ihr gelegentlich explosives Temperament<br />

stehen so stark in Konflikt mit der netten Person<br />

von neben dem Platz, dass sie nicht nur<br />

ihre Autos mit Übernamen bedenkt (ihren<br />

weissen Rolls-Royce nannte sie «Casper»).<br />

Sie hat auch für ihre widersprüchlichen<br />

Persönlichkeiten eigene Namen: Megan, das<br />

ungezogene Party-Girl; Summer, die hochanständige<br />

Freundin, die sich keinen Fehltritt<br />

erlaubt; Heidi, das Online-Pseudonym,<br />

mit dem sie ihren langjährigen Sparringpartner<br />

Aleksandr «Sascha» Bajin wochenlang<br />

glauben liess, er hätte eine heimliche<br />

Verehrerin.<br />

Die echte Serena ist praktizierende Zeugin<br />

Jehovas und zitiert ab und zu Bibelstellen.<br />

Doch es gibt auch ihr Alter Ego Taquanda<br />

(oder «Psycho-Serena»), das Serena und ihre<br />

Mutter Oracene für verschiedene Ausraster<br />

in der Vergangenheit verantwortlich machen.<br />

So geschehen an den US Open 2009, als eine<br />

Linienrichterin beim Aufschlag von Serena im<br />

Halbfinal gegen Kim Clijsters auf Fussfehler<br />

entschied: «Ich steck‘ dir gleich diesen<br />

verdammten Ball in den Rachen!», schrie<br />

Serena ausser sich. Dieser Eklat brachte ihr<br />

einen Strafpunkt ein, womit sie einer verdutzten<br />

Clijsters den Sieg schenkte.<br />

«Wenn es mir schlecht läuft, führe ich<br />

Selbstgespräche. Das sieht verrückt aus, weil<br />

ich dann ständig mit mir im Zwiegespräch<br />

bin», sagte Williams einmal. «Ich fordere sie<br />

FOKUSSIERT Am Australian Open ist sie<br />

eine Klasse für sich und gewinnt.<br />

«WENN ES<br />

MIR SCHLECHT<br />

LÄUFT, FÜHRE<br />

ICH SELBST­<br />

GESPRÄCHE.<br />

DAS SIEHT<br />

VERRÜCKT<br />

AUS»<br />

auf, zu verschwinden, und sie sagt, ich solle<br />

den Mund halten. Dann versöhnen wir uns<br />

wieder.» Doch der Waffenstillstand hält oft<br />

nicht lange. Zwei Jahre nach ihrem peinlichen<br />

Auftritt gegen Kim Clijsters rastete<br />

Serena erneut aus und verlor das Finale der<br />

US Open 2011 gegen die australische Überraschungssiegerin<br />

Sam Stosur, nachdem<br />

sie wegen eines verfrühten «C’mon!»-Ausrufs<br />

wegen Behinderung einen Punktabzug<br />

erhalten hatte. Letztes Jahr beharrte sie<br />

darauf, in Wimbledon trotz Virusinfektion mit<br />

ihrer Schwester zum Doppel anzutreten. Sie<br />

torkelte allerdings im Match wie benommen<br />

über den Platz und schlug jeden Aufschlag<br />

ins Netz. Die Partie wurde nach drei Games<br />

abgebrochen. Im November zertrümmerte<br />

sie am WTA-Finale in Singapur ein Racket<br />

und gab später zu, der Ausbruch sei zwar<br />

«legendär» gewesen, jener Schläger «würde<br />

ihr jedoch nie wieder Probleme bereiten».<br />

Im Final der Australian Open gegen Maria<br />

Scharapowa brachte sie sich nicht mehr<br />

selbst zu Fall. Der Sieg über die Russin kam<br />

ohne Nebengeräusche in einer Demonstration<br />

der Stärke zustande. Etwa eine Woche<br />

später gab sie über das «Time»-Magazin ein<br />

Video heraus, das für einige Überraschung<br />

sorgte: Sie stellte ihren 14-jährigen Boykott<br />

von Indian Wells ein, nachdem sie geschworen<br />

hatte, nie wieder einen Fuss an das Turnier<br />

zu setzen. Doch warum jetzt? Warum<br />

das? Welche Serena war das nun wieder?<br />

DAS GROSSE DRAMA<br />

Vor einigen Monaten wurde Williams gefragt,<br />

welchen Film sie über ihr Leben drehen würde.<br />

Sie lächelte und gestand: «Gerade jetzt<br />

wäre es leider wohl ein grosses Drama.»<br />

Allerdings fügte sie an, dass «dies die Geschichte<br />

wohl interessanter machen würde».<br />

Ihre Ziele, darunter, dem 19. Grand-Slam-<br />

Titel noch weitere hinzuzufügen und in der<br />

Zahl der Grand-Slam-Turniere an Steffi Graf<br />

(22) und Margaret Court (24) in der «ewigen<br />

Rangliste» vorbeizuziehen, verfolgt sie mit<br />

grossem Ehrgeiz. Die beste Tennisspielerin<br />

aller Zeiten zu sein ist ebenfalls ihr erklärter<br />

Wunsch. In dieser Phase ihres Lebens und<br />

nach einer 17-jährigen Profikarriere strebt<br />

Williams aber auch nach anderen Dingen.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


58 TENNIS SERENA WILLIAMS<br />

SIEG! Williams nach dem 19. Grand-Slam-<br />

Triumph an den Australian Open in Melbourne.<br />

«ICH BIN IN<br />

DEN LETZTEN<br />

JAHREN ALS<br />

TENNIS­<br />

SPIELERIN UND<br />

ALS MENSCH<br />

REIFER<br />

GEWORDEN»<br />

«Hallo, hier spricht Serena», beginnt sie ihr<br />

Video auf Time.com. In ihrem Workout-Trainingsanzug<br />

und allein auf einem Sofa sitzend<br />

sieht sie ziemlich entspannt aus. Dann erklärt<br />

sie, warum sie nach Indian Wells, «das Turnier,<br />

an dem ich 1999 meinen ersten Sieg auf<br />

der Tour feierte», aber auch «den Ort, an<br />

dem ich einen Teil meiner selbst verloren<br />

habe» zurückkehren will. Sie erinnert sich,<br />

wie die Fans sie und ihre Schwester Venus<br />

ausbuhten, nachdem sich Venus in letzter<br />

Sekunde von ihrem Halbfinal-Match 2001<br />

zurückgezogen hatte. Das Pfeifkonzert hörte<br />

auch nicht auf, als Serena zu ihrem Einzelfinal<br />

antrat. Deshalb schwor sich die Familie<br />

Williams, nie wieder an dieses Turnier zurückzukehren.<br />

Serenas Vater Richard wollte gar<br />

rassistische Beschimpfungen gehört haben<br />

und stand demonstrativ mit zu einem Black-<br />

Power-Gruss geballter Faust auf. «Wir waren<br />

Aussenseiter», sagt Serena.<br />

Es war nicht das erste Mal, dass sich die<br />

Familie Williams mit der negativen Seite<br />

eines afroamerikanischen Aufsteigers in<br />

einer weissen Sportart auseinandersetzen<br />

musste. Nachdem so viel Zeit vergangen ist,<br />

sieht es jedoch aus, als würde Serena versuchen,<br />

offene Fragen zu klären, alte<br />

Wunden zu verschliessen und sich selbst einzugestehen,<br />

wie viel sie bereits erreicht hat.<br />

Richard Williams nannte Serena und ihre<br />

Schwester einst «Ghetto-Cinderellas», weil<br />

sie sich aus dem kriminellen Milieu von<br />

Compton, einem Vorort von Los Angeles,<br />

hochgearbeitet hatten. Seine Prophezeiung,<br />

sie, und nicht Venus, würde einst als beste<br />

Tennisspielerin aller Zeiten in die Geschichte<br />

eingehen, hat sich weitgehend bewahrheitet.<br />

Trotzdem verspürte Serena Ende<br />

2012 bei einem Platzinterview das Bedürfnis,<br />

die US-Fans um Unterstützung für den bevorstehenden<br />

Final zu bitten. «Leute, ich<br />

bin Amerikanerin. Die Einzige, die noch im<br />

Tableau verblieben ist. Für Amerika!» Weil<br />

sie schon so lange auf der Tour ist, fliegen<br />

Serena immer mehr Herzen und Respektbezeugungen<br />

der amerikanischen Öffentlichkeit<br />

zu.<br />

Alles bestens. Aber warum will sie jetzt<br />

oder überhaupt wieder in Indian Wells starten?<br />

Diese Wende kommt für alle überraschend.<br />

«Ich bin in den letzten Jahren als<br />

Tennisspielerin und als Mensch reifer geworden»,<br />

erklärt sich Williams im «Time»-Magazin-Auftritt.<br />

«Aus diesem Grund will ich<br />

zurückkehren. Das Tennis hat sich verändert,<br />

und auch ich habe mich verändert.» Die<br />

Geschichte wird zeigen, dass die Williams-<br />

Schwestern das Tennis mehr verändert<br />

haben als der Sport sie selbst. Im Gegensatz<br />

zu ihrer Schwester Venus kämpft Serena<br />

vehement darum, nicht von anderen definiert<br />

zu werden. Oder sich einschränken zu lassen.<br />

«Nein, das wird sie nie zulassen», schmunzelt<br />

Mouratoglou wissend.<br />

GEGEN DEN STROM<br />

Serena und Venus wohnen immer noch<br />

zusammen in einem Haus in Florida. Aber<br />

Serena ist die erste US-Tennisspielerin der<br />

jüngeren Geschichte, die gegen den Strom<br />

schwimmt und sich einen Teil des Jahres in<br />

Europa aufhält. Sie hat in Paris eine Wohnung<br />

gekauft, lernt Französisch und trainiert in der<br />

Akademie von Mouratoglou. Mehr als Venus<br />

geniesst sie ihren Status als Berühmtheit, übt<br />

sich als Schauspielerin, schreibt eine Autobiografie<br />

und preist ihre Unter-100-Dollar-<br />

Modelinie endlos in den 24-Stunden-Shops<br />

eines amerikanischen Fernsehsenders an.<br />

Serena ist in allen sozialen Netzwerken<br />

vertreten. Einst war sie mit dem Filmproduzenten<br />

Brett Ratner liiert. Später gestand sie,<br />

dass ihre Krise 2012 die Folge einer Depression<br />

nach der gescheiterten Beziehung zu<br />

Rapper Common war. Gelegentlich erwähnt<br />

Serena, dass sie sich ernsthaft nach einem<br />

Kind sehnt, weshalb sie in Betracht zieht, ihre<br />

Eizellen einfrieren zu lassen, um sich nach<br />

dem Ende ihrer Tenniskarriere der Familienplanung<br />

zu widmen. «Alles hat seinen Preis»,<br />

meint sie.<br />

Williams scheint es offensichtlich nicht zu<br />

stören, dass sie von Paparazzi verfolgt wird,<br />

wenn sie in einer Disco in New York City mit<br />

Caroline Wozniacki, ihrer neben Venus besten<br />

Freundin auf der Tour, Platten auflegt<br />

oder an den Oscar-Partys über den roten<br />

Teppich schreitet. Einzige Ausnahme bildet<br />

die Tatsache, dass Serena der weit verbreiteten<br />

Annahme, sie und Mouratoglou hätten<br />

eine intime Beziehung, stets widersprochen<br />

FOTOS: QUINN ROONEY/GETTY IMAGES, MARK SELIGER/MANAGEMENT + ARTISTS<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


WAHRE LIEBE<br />

Serena mit dem<br />

Jack-Russel-Terrier<br />

«Jackie». Sie hat<br />

zudem einen<br />

Malteser-Hund<br />

namens «Lorelei».


60 TENNIS SERENA WILLIAMS<br />

hat. Die Fotos in der Boulevardpresse lassen allerdings<br />

einen anderen Schluss zu. «Unsere Beziehung<br />

ist rein professionell. Er ist der Coach,<br />

ich bin die Spielerin», wehrt sich Williams.<br />

Man kann sich die berechtigte Frage stellen,<br />

ob Williams Graf und Court in der Anzahl<br />

Grand-Slam-Siege bereits übertroffen hätte,<br />

wenn sie nicht immer wieder von gesundheitlichen<br />

Problemen und sonderbaren Verletzungen<br />

zurückgeworfen worden wäre, die<br />

sie zu langer Abstinenz vom Tennis zwangen.<br />

Am schlimmsten war die lebensbedrohliche<br />

Lungenembolie, die 2011 einen operativen<br />

Noteingriff erforderte. Damals musste sie<br />

sich die bange Frage stellen: «Werde ich<br />

je wieder Tennis spielen?» Auch 2003 war<br />

sie untröstlich, als ihre Schwester Yetunde in<br />

den Strassen von Compton – dem Ort, dem<br />

sie längst den Rücken gekehrt hatte – erschossen<br />

wurde. Serena nahm erneut eine<br />

Auszeit vom Tennis und kämpfte gemäss<br />

eigenen Angaben mit Depressionen.<br />

Was Serena an diesem Punkt ihrer Karriere<br />

augenscheinlich versöhnlich stimmt, ist die<br />

Erkenntnis, dass man seiner Vergangenheit<br />

nicht entkommen kann, auch wenn man alles<br />

daran setzt, mit ihr Frieden zu schliessen.<br />

Dasselbe gilt für ihre Nerven und den Druck,<br />

den Serena verspürt.<br />

«UNSERE<br />

BEZIEHUNG<br />

IST REIN<br />

PROFESSIONELL.<br />

ER IST DER<br />

COACH»<br />

KEIN PAAR? Serena<br />

Williams beim<br />

Siegershooting in<br />

Melbourne mit<br />

Patrick Mouratoglou.<br />

Ist er nur der Trainer?<br />

«Ich denke, im Grossen und Ganzen<br />

bleibt sich alles gleich», sagte sie in Australien.<br />

«Vielleicht spreche ich einfach offener<br />

darüber als früher.»<br />

Rückblickend auf 2014 gibt Serena heute<br />

unbekümmert zu, dass sie unter dem selbst<br />

auferlegten Druck, mit Chris Evert und Martina<br />

Navratilova auf 18 Grand-Slam-Titel<br />

gleichzuziehen, zerbrach. Mouratoglou hatte<br />

ihrer Karriere bereits einmal einen neuen<br />

Kick gegeben, als sie 2012 frustriert über ihr<br />

Leben und Spiel anfragte, ob sie in seiner<br />

Akademie trainieren könne. Der Coach optimierte<br />

ihre Laufarbeit und verbesserte die<br />

Technik und den Mix ihres Aufschlags, der<br />

bereits der beste aller Zeiten war. Gemeinsam<br />

studierten sie Berichte und arbeiteten<br />

an der Strategie. «Eigentlich ging es hauptsächlich<br />

darum, ihr Selbstvertrauen zu stärken»,<br />

sagt Mouratoglou. Letztes Jahr verfolgten<br />

sie das gleiche Ziel. Doch diesmal riet<br />

Mouratoglou Williams, sich einzugestehen,<br />

dass ihre Karriere selbst dann ausserordentlich<br />

wäre, wenn sie keine weiteren Tennismatches<br />

mehr gewinnen würde. Auch das<br />

berühmte F-Wort war ein Thema. Doch jetzt<br />

hiess es: Fun. Der knallharten Serena zuzuhören,<br />

wie sie sich diese Botschaft immer<br />

wieder vorsagte, schien Aussenstehenden<br />

ein mehr als gekünsteltes Verhalten.<br />

Zwei Grand-Slam-Titel später sagt Serena,<br />

dass sie ihrem Mantra treu geblieben sei.<br />

«Wenn ich heute die vierte Runde überstehe,<br />

ist Party-Zeit», scherzte sie in Australien.<br />

Dieselbe Serena, die einst behauptete, es<br />

sei wichtig, ihre jeweilige Gegnerin – selbst<br />

Venus – zu hassen, versucht heute, sich<br />

gegenüber netter zu sein. Vielleicht findet<br />

sie trotz ihrem Hang zum Perfektionismus<br />

und ihren multiplen Persönlichkeiten ja<br />

endlich zu ihrem persönlichen Frieden und<br />

Stolz auf ihre Erfolge und Leistungen.<br />

Erstaunt stellte sie nach dem Gewinn der<br />

US Open 2014 fest, dass sie mit ihrer neuen<br />

Perspektive keinen Wettbewerbsvorteil ein-<br />

FOTO: MICHAEL DODGE/GETTY IMAGES<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


FOTO: ALBERTO E. RODRIGUEZ/GETTY IMAGES<br />

büsste – im Gegenteil, sie wurde noch stärker.<br />

Weil sie freier spielte. Williams sagte,<br />

nachdem sie aufgehört hatte, sich einzureden,<br />

sie müsse unbedingt den 18. Grand-<br />

Slam-Titel gewinnen, sei etwas Unglaubliches<br />

passiert. «Es lief wieder. Es ist einfach<br />

passiert. Es ist alles eine Frage des Selbstvertrauens.»<br />

«WIR WURDEN OFT VERLETZT»<br />

Ihre langjährige Gewohnheit, am Morgen<br />

mit dem Gedanken aufzuwachen: Wie kann<br />

ich die Beste bleiben?, konnte Serena noch<br />

nicht ablegen. Einige ihrer längeren Abwesenheiten<br />

von der Tour, darunter ihr Spitalaufenthalt<br />

nach der Lungenembolie-Operation,<br />

waren für sie «eine Erleichterung. Ich<br />

weiss, das klingt verrückt.»<br />

Williams hat nun 28 ihrer insgesamt 65 Titel<br />

gewonnen, seit sie sich als 30-Jährige neu<br />

orientiert hat. Ihren Sieg an den Australian<br />

Open kürzlich erzielte sie erstaunliche<br />

16 Jahre nach ihrem ersten Grand-Slam-<br />

Titel. «Das ist für mich das Eindrücklichste an<br />

allem», sagt Martina Hingis. «Ich hätte nie<br />

gedacht, dass sie so lange dranbleibt», sagt<br />

bewundernd Roger Federer.<br />

Williams will mindestens bis zu den Olympischen<br />

Spielen 2016 weitermachen. Trotzdem<br />

fällt auf, dass sie sich bereits über die<br />

Grundlinie hinaus Gedanken über ihr weiteres<br />

Leben macht. In der Familie wurde Serena<br />

stets als das «verwöhnte» Nesthäkchen<br />

gehänselt. Doch jetzt wächst sie über sich<br />

hinaus. Als sie in Kenia Kinder traf, deren<br />

Lernwille so gross war, dass sie ihre Aufgaben<br />

mit Stöcken in den Dreck schrieben, weil<br />

sie weder Papier noch Bleistift hatten, half sie<br />

mit, zwei Schulen zu finanzieren. Eine dritte<br />

Einrichtung ist geplant. Serena sponsert<br />

zudem acht College-Stipendien für amerikanische<br />

Teenager. Sie will Menschen motivieren,<br />

die «von Haus aus nicht viel haben, aber<br />

es trotzdem schaffen können. Jeder kann es<br />

schaffen, wenn er an sich selbst glaubt.»<br />

Williams 71-jähriger Vater Richard will sich<br />

ein Beispiel an ihr nehmen. Seine aufrüttelnde<br />

Autobiografie gab er letztes Jahr nur<br />

heraus, weil «Serena mir sagte, es könnte<br />

jemandem helfen». Richard, der selbst immer<br />

wieder Opfer von Rassendiskriminierung<br />

war, vor allem während seiner Kindheit<br />

IM ELEMENT Serena Williams, die selbst eine<br />

Modelinie hat, an der Oscar-Party des<br />

US-Magazins «Vanity Fair» in West-Hollywood.<br />

«SERENA,<br />

ICH WILL,<br />

DASS DU MICH<br />

ÜBERHOLST,<br />

DASS DU<br />

DEN 19. TITEL<br />

HOLST»<br />

CHRIS EVERT<br />

im Süden der USA, gestand, dass er bei den<br />

Lesungen manchmal in Tränen ausbrach.<br />

«Ich konnte kaum glauben, dass man mich<br />

akzeptierte. Das Einzige, was ich wusste,<br />

war, dass mich die Leute für verrückt hielten.<br />

Wir haben viel Schlimmes erlebt und wurden<br />

oft verletzt», fügt er hinzu. Doch was, wenn<br />

man die Perspektive wechselt? Was, wenn<br />

man sich an der Zahl der Triumphe anstatt<br />

der Niederlagen misst? Wäre es nicht<br />

möglich, dass dadurch Raum für Freude und<br />

Zufriedenheit entsteht?<br />

Mouratoglou sagt, Serena habe kürzlich<br />

damit angefangen, Videos von den Spielen<br />

anderer Tennisgrössen und von ihren eigenen<br />

Matches anzuschauen. Die Aufnahmen<br />

sind teilweise fünf, manche sogar zehn Jahre<br />

alt. Sie will herausfinden, was für eine Spielerin<br />

und was für ein Mensch sie damals war<br />

und inwiefern sie sich verändert hat.<br />

Nach ihrem diesjährigen Sieg an den<br />

Australian Open wurde sie von den TV-<br />

Kameras eingefangen, als sie ausser sich<br />

vor Freude einen Korridor hinunterrannte,<br />

flankiert von Dutzenden von Fans. Beim<br />

Gespräch mit Chris Evert im US-TV waren die<br />

Differenzen, die es über die Jahre zwischen<br />

ihnen gegeben hatte, kein Thema. Evert hatte<br />

Serena in einem offenen Brief aufgefordert,<br />

endlich aufzuhören, ihr einmaliges Talent<br />

zu verschleudern, als sie mit Motivationsproblemen<br />

kämpfte. Serena sass entspannt<br />

neben Evert und erzählte, wie Chris ihr vor<br />

Beginn des Turniers gesagt hatte: «Serena,<br />

ich will, dass du mich überholst, dass du den<br />

19. Titel holst und dass du es hier tust.»<br />

«Ich hatte diese Worte immer in meinem<br />

Ohr, es war so selbstlos, so toll», gestand<br />

Williams gegenüber Evert. «Danke für die<br />

Unterstützung und Ermutigung.» Williams<br />

hat sich wieder klar an der Tennisspitze<br />

etabliert und scheint fast unbesiegbar zu<br />

sein.<br />

Wenn sie im Mai in Paris und danach in<br />

Wimbledon spielt, wird sie sich mit Sicherheit<br />

auf ihr Mantra besinnen und sich einreden,<br />

dass sie kein weiteres Match mehr gewinnen<br />

muss, weil sie sich schon mehr als bewiesen<br />

hat. Jeder kann glauben, was er will.<br />

Die Aussenseiterin kommt aus der Kälte.<br />

Aber in der unersättlichen Kämpferin Serena<br />

lodert ein Feuer.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


62 BASKETBALL LEBRON JAMES<br />

KING JAMES<br />

Er ist der momentan beste Basketballer der Welt. Doch LeBron<br />

James will mehr sein als das. Die Rückkehr aus Miami in die<br />

sportlichen Niederungen von Cleveland steht auch für seine neue<br />

Bereitschaft zur Solidarität mit weniger Privilegierten. Text: Jürgen Kalwa<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


FOTO: TERRY RICHARDSEN/ART PARTNER LICENSING<br />

ÜBERFLIEGER<br />

Mit 19 wechselt<br />

LeBron James von<br />

der Highschool<br />

direkt ins Profibasketball.<br />

In seinem<br />

ersten NBA-Spiel für<br />

Cleveland macht<br />

er gleich 25 Punkte.


64 BASKETBALL LEBRON JAMES<br />

D<br />

THE CHOSEN ONE<br />

«Der Auserwählte»<br />

lässt vor jedem<br />

Match – hier zu<br />

Hause in der Quicken<br />

Loans Arena von<br />

Cleveland – das<br />

Magnesium über<br />

seinem Kopf stieben.<br />

ie Szene spielt an einem Swimmingpool<br />

unter der warmen Sonne von Kalifornien und<br />

zeigt vier Mitglieder einer Mehrgenerationenfamilie,<br />

die eine verquere Beziehung<br />

zueinander haben. Da ist «wise», der Alte,<br />

der gern aus der Zeit erzählt, als er selbst<br />

Basketball gespielt hat. Da ist «business»,<br />

ein aalglatter jüngerer Typ, der meistens<br />

an seinem Mobiltelefon hängt, um seine<br />

Geschäfte abzuwickeln. Da ist «kid», ein<br />

Teenager, den das alles wenig interessiert,<br />

solange er sich im Becken austoben kann.<br />

Und dann ist da «athlete», ein Typ, der geistig<br />

eher abwesend aussieht – konzentriert<br />

auf Training und Karriere.<br />

Wer genauer hinsieht, erkennt rasch, dass<br />

alle vier Charaktere vom selben Schau spieler<br />

gespielt werden. Und das obwohl sich der<br />

Maskenbildner mächtig angestrengt hat,<br />

um den einminütigen Werbespot wirken zu<br />

lassen, als handle es sich um eine Ensemble-<br />

Leistung. Aber was wahr ist und was gespielt,<br />

ist am Ende für die dieses kurze kreative<br />

Werk gar nicht so wichtig. Entscheidend<br />

ist wohl eher die Feststellung: dass die<br />

Hauptfigur – LeBron James, der derzeit<br />

beste Basketballer der Welt – viele Gesichter<br />

hat. Und dass er dabei vor allem eins besitzt:<br />

Jede Menge Humor, um sich über sich selbst<br />

lustig zu machen.<br />

HERR DER SELBSTINSZENIERUNG<br />

Was gut ist. Denn als Star ist man nicht nur<br />

man selbst. Man ist auch ein Spiegelbild all<br />

der Projektionen, die sich andere von einem<br />

machen. In die Rolle des vielschrötigen<br />

Selbstdarstellers ist der 30-Jährige im Laufe<br />

der Jahre konsequent hineingewachsen. Es<br />

ist eine Selbstinszenierung mit allerlei<br />

Facetten. Dazu gehört die grosse, blasphemische<br />

Tätowierung auf seinem Rücken –<br />

«Chosen 1» (der Auserwählte) – genauso<br />

wie dieses Ritual: Jedes Mal, bevor er das<br />

Basketballspielfeld betritt, schlägt er die beiden<br />

frisch mit Magnesia-Pulver bestreuten<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015<br />

«Meine<br />

Beziehung zu<br />

Nordost-Ohio<br />

ist bedeutender<br />

als Basketball.<br />

Deshalb habe<br />

ich alles<br />

verziehen»<br />

Hände über dem Kopf zusammen und lässt<br />

es stauben. «King James» – so der Spitzname<br />

des NBA-Profis, der pro Jahr mit seinen<br />

vielfältigen Künsten um die 70 Millionen<br />

Dollar einspielt – ist eben nicht nur Ballkünstler,<br />

sondern auch Entertainer. Für ihn<br />

sind Erfolge wichtig, wie die zwei NBA-Titel<br />

und die beiden Goldmediallen bei Olympischen<br />

Spielen. Und das eigene Image.<br />

Der Werbefilm aus der Werkstatt des<br />

Sportausrüsters Nike ist schon etwas älter. Er<br />

stammt aus jener frühen Phase der Karriere


FOTO: NATHANIEL S. BUTLER/NBAE VIA GETTY IMAGES<br />

von LeBron James, als die Welt mit ihm noch<br />

etwas rücksichtsvoller und respektvoller<br />

verfuhr. Bei seinem ersten Arbeitgeber, den<br />

Cleveland Cavaliers, zum Beispiel hielt man<br />

ihn damals für eine Art Moses: 2,03 Meter<br />

gross, sprintstark und ballgewandt, der den<br />

Club, der in der besten Basketballliga der<br />

Welt noch nie eine Meisterschaft gewonnen<br />

hatte, ins Gelobte Land führen würde.<br />

Es ist nicht ganz unwichtig, an dieser Stelle<br />

anzumerken, dass sich diese Hoffnungen<br />

nicht ganz erfüllten. Mehr als eine Finalteil-<br />

nahme im Frühjahr 2007 sprang für ihn<br />

und die Cavaliers nicht heraus. Woran lag es?<br />

Keiner weiss es genau. Es gibt nämlich zahllose<br />

Theorien darüber, welche Bausteine ein<br />

Club in der NBA braucht, um eine Meistermannschaft<br />

zusammenzustellen. James hielt<br />

sich schliesslich an jene Version, wonach man<br />

hauptsächlich mehrere gute Basketballer<br />

in einem Team versammeln sollte, um eine<br />

Saison mit 82 Spielen und vier Playoffrunden<br />

erfolgreich durchzustehen. Weshalb er 2010<br />

bei den Miami Heats unterschrieb. Dort<br />

wusste er mit Dwyane Wade und Chris Bosh<br />

zwei der besten Spieler der Liga an seiner<br />

Seite.<br />

EIN GROSSER VERRAT<br />

Als er damals diesen Schritt bekannt gab,<br />

hätte ihm echtes schauspielerisches Format<br />

sicher gutgetan. Statt dessen erlebte man<br />

einen Superstar, der im Spannungsfeld von<br />

Emotionen und sportlichen Entscheidungen<br />

nervös wirkte und nach Worten rang. Eine<br />

Stunde dauerte die Sondersendung des<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


BAUMEISTER<br />

LeBron mit dem<br />

NBA-Pokal. 2011/12<br />

und 2012/13 gewann<br />

die Miami Heat den<br />

Titel zweimal in<br />

Folge, vor allem<br />

wegen James.<br />

«LeBron<br />

ist Stadterneuerung<br />

in<br />

Basketballschuhen.<br />

Der<br />

stolzeste Beleg<br />

für Sport in<br />

dieser Stadt»<br />

WASHINGTON POST<br />

FOTOS: DOUGLAS FRIEDMAN/TRUNK ARCHIVE, JEFFERY A. SALTER/<strong>SPORT</strong>S ILLUSTRATED/GETTY IMAGES<br />

Sportkanals ESPN, in der er schliesslich den<br />

Abschied von Cleveland bekannt gab. Sage<br />

und schreibe acht Millionen amerikanische<br />

Haushalte verfolgten die Ankündigung, die<br />

als «the decision» in die Folklore des<br />

US-Sports einging. Was zeigt, wie ernst man<br />

LeBron zumindest in den USA nimmt.<br />

Zu ernst? Während man in Cleveland<br />

wie erwartet reagierte – mit Wut und<br />

Enttäuschung über den «Verrat» –, stiess der<br />

egozentrisch angehauchte Auftritt in<br />

anderen Teilen der USA einfach nur auf<br />

Ablehnung. Eine Stunde Fernsehen, wo es<br />

eine schlichte Mitteilung über Twitter<br />

genausogut getan hätte? Ein paar Monate<br />

später wertete eine Marketingfirma eine<br />

Umfrage unter 16 000 Amerikanern aus und<br />

fand heraus, dass die Miami Heat als eine der<br />

arrogantesten Sportmarken in den USA<br />

galten. Nur übertroffen vom reichen Baseballclub<br />

New York Yankees und dem Top-<br />

Golfer Tiger Woods, der sein Image in einem<br />

monatelangen Sexskandal geschreddert<br />

hatte. Der Grund: Der Ausnahmebasketballer<br />

hatte mit seinem Wechsel gegen ein<br />

ungeschriebenes Gesetz verstossen. Kein<br />

anderer überragender Spieler in der mehr<br />

als sechzigjährigen NBA-Geschichte hatte<br />

sich jemals aus einer Stadt davongestohlen<br />

und einen Club verlassen, der das Zeug zum<br />

Meister hatte. Nicht Magic Johnson, nicht<br />

Michael Jordan, nicht Larry Bird. So etwas<br />

gilt in den USA als Eingeständnis von<br />

Schwäche.<br />

VOM SCHÜLER ZUM PROFI<br />

Man muss allerdings anfügen, dass der amerikanische<br />

Sport- und Entertainmentkomplex<br />

mit zweierlei Mass misst. In diesem Fall<br />

mit jener Elle, mit der die sportbegeisterte<br />

alte Industriestadt Cleveland James vereinnahmt<br />

hatte. Man sah in ihm mehr als einen<br />

besonders talentierten Basketballer, der<br />

dem Team aus den Tiefen des Tabellenkellers<br />

herausgeholfen hatte. Er war so etwas<br />

wie der Hoffnungsträger einer ganzen wirtschaftlich<br />

stark angeschlagenen Region geworden,<br />

die ähnlich wie Detroit als traurige<br />

Symbolwelt für den urbanen Zerfall Amerikas<br />

steht.<br />

<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


BASKETBALL LEBRON JAMES 67<br />

HERZENSSACHE<br />

Ehefrau Savannah,<br />

James’ Teenagerliebe,<br />

mit den<br />

Söhnen LeBron jr. (l.)<br />

und Bryce Maximus<br />

in Miami.


68<br />

BASKETBALL LEBRON JAMES<br />

«Er ist Stadterneuerung in Basketballschuhen,<br />

der stolzeste Beleg für Sport in<br />

dieser Stadt», schrieb die «Washington<br />

Post» damals. Woran vor dem Weggang eine<br />

Werbefläche erinnerte, die, zwölf Stockwerke<br />

hoch, eine ganze Hauswand in der<br />

Innenstadt von Cleveland bedeckte. Sie<br />

zeigte ein grosses Foto, verbunden mit<br />

einem kurzen Text und dem Krummhaken als<br />

Markenzeichen der Firma Nike, welche die<br />

Kampagne bezahlt hatte. Die Botschaft<br />

lautete: «We Are All Witnesses» («Wir sind<br />

alle Zeugen»). Zeuge von was? War alles<br />

nur ein einziges Theaterstück gewesen?<br />

Mit einem Sportler, der das Zeug zum<br />

Schauspieler hatte?<br />

Sie waren Zeuge geworden, wie LeBron,<br />

der Sohn einer alleinerziehenden Mutter aus<br />

den untersten Schichten, mit ganzen 18 Jahren<br />

von der High School direkt in die Profiliga<br />

kam und dort zum Multimillionär wurde.<br />

Zeuge dafür, wie die amerikanische Gesellschaft<br />

Träume noch wahr werden lässt und<br />

Menschen hervorbringt, die bei aller Lust am<br />

Spielerischen noch immer rechtschaffen und<br />

stark geerdet sind.<br />

Und so kehrte er vier Jahre später zurück.<br />

In die grosse Villa in Akron, die er sich vor<br />

seinem Wechsel hatte bauen lassen. In das<br />

pompöse, statusgerechte Haus auf einem<br />

Grundstück von zwei Hektar, mit einem<br />

Kinosaal, einer Bowlingbahn, einem Casino,<br />

einem Musikstudio und einem Coiffeursalon.<br />

Mit einer Garage mit Platz für sechs<br />

Autos. Und mit einem Schlafzimmer für<br />

den Hausherrn und seine Gattin, das knapp<br />

200 Quadratmeter gross ist.<br />

ABSAGE AN DEN STOLZ<br />

Diesmal setzte er sich nicht einfach nur<br />

vor eine Fernsehkamera, sondern er liess<br />

einen Redaktor vom Magazin «Sports Illustrated»<br />

seine Übe rlegungen aufschreiben.<br />

Ein Satz fiel darin ganz besonders auf: «Meine<br />

Beziehung zu Nordost-Ohio ist bedeutender<br />

als Basketball», verlautbarte er und<br />

liess durchblicken, weshalb er sich wieder mit<br />

dem Club besitzer der Cavaliers an einen<br />

Tisch gesetzt hatte, der ihn doch wenige<br />

Jahre zuvor öffentlich beschimpft hatte.<br />

«Wieso habe ich das alles verziehen? Mensch,<br />

wir machen alle Fehler.» Die Trennungslinie<br />

zwischen Stolz und Fortschritt sei zwar sehr<br />

dünn, meinte er. «Aber ich stehe auf der<br />

Seite des Fortschritts, nicht auf der des<br />

Stolzes.»<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015<br />

BEKENNTNIS<br />

LeBron beim Warm-up im Polit-Trikot. Die<br />

Aufschrift richtet sich gegen Polizeigewalt.<br />

Die Erklärung klang ernst und klug. So<br />

etwas habe er «vor vier Jahren noch nicht<br />

begriffen», erklärte er. «Ich tue es jetzt.»<br />

Dabei verzichtete er, der erst kurz davor<br />

seine Teenagerliebe Savannah Brinson, 28,<br />

geheiratet hatte, die Mutter seiner beiden<br />

Söhne LeBron jr., 10, und Bryce Maximus, 7,<br />

und seiner fünf Monate alten Tochter Zhuri,<br />

aufgrund der komplizierten Bestimmungen<br />

der NBA mit ihrer Gehaltsobergrenze – genannt<br />

Salary Cap – in Cleveland auf ein paar<br />

Millionen Dollar. Sein Zwei-Jahres-Vertrag<br />

bringt ihm 42,2 Millionen Dollar ein. Was weit<br />

unter seinem Wert liegt. Ein ständig verletzter<br />

Kobe Bryant erhält bei den Los Angeles<br />

Lakers 30,04 Millionen Dollar – im Jahr. Wirk­<br />

LEBRON JAMES<br />

GEBOREN 30. Dezember 1984 in Akron/<br />

Ohio (USA), Sternzeichen Steinbock<br />

ZIVILSTAND Verheiratet mit Savannah,<br />

drei Kinder KLUBS Cleveland Cavaliers<br />

2003 – 2010, Miami Heat 2010 – 2014,<br />

Cleveland Cavaliers seit 2014.<br />

ERFOLGE 2 × NBA-Champion (2012 und<br />

2013); 4 × Most valuable Player (MVP) der<br />

NBA (2009, 2010, 2012, 2013); 1 × Scoring<br />

Champion (2008); 11 × in Folge im Allstar-<br />

Team 2005 – 2015; 2 × Olympiasieger mit<br />

den USA (2008, 2012).


ENGAGEMENT<br />

Die drei James-<br />

Männer vor dem<br />

TV bei einer Ansprache<br />

von Präsident<br />

Obama.<br />

GROSSE JUNGS<br />

LeBron (l.) mit<br />

Kumpels aus<br />

dem Highschool-<br />

Team von St.Vincent<br />

Cleveland.<br />

«LeBron hat das<br />

Richtige getan.<br />

Wir haben vergessen,<br />

was für<br />

eine Rolle,<br />

Muhammed Ali<br />

oder Arthur<br />

Ashe gespielt<br />

haben»<br />

BARACK OBAMA<br />

FOTOS: NBAE VIA GETTY IMAGES (6), VERNON BRYANT/<br />

DALLES MORNING NEWS/CORBIS, HANDOUT<br />

MITTEN UNTER DEN TOP-SHOTS DER WELT LeBron James beim Smalltalk mit Michelle Obama,<br />

Rapper Jay Z, Milliardär und Cavaliers-Fan Warren Buffett sowie dem royalen englischen Paar<br />

Prinz William und Herzogin Kate (von oben links im Uhrzeigersinn).<br />

lich verzichten muss James allerdings nicht.<br />

Bleibt er gesund, wird ihn der nächste<br />

Vertrag für vieles entschädigen.<br />

Nike nutzte ihn natürlich erneut als Werbefigur<br />

in einer geschickten Inszenierung.<br />

Diesmal wurde es ein Schwarz-Weiss-Commercial,<br />

gedreht im Stil eines Dokumentarfilms<br />

des Cinema verité. Darin wird die<br />

Rückkehr von James zu einer zweiminütigen<br />

Ode an eine verschwommene Solidarität:<br />

«Kommt», ruft der Basketballer seinen Mitspielern<br />

zu, ehe man aufs Spielfeld geht.<br />

«Wir müssen das für Cleveland machen. Jeden<br />

Abend, bei jedem Training müssen wir<br />

alles geben, was wir haben.» Kämmt man<br />

aus der Kampagne mit dem Titel «Together»<br />

die Essenz, wird deutlich, dass «King James»<br />

wohl so etwas wie eine Mission gefunden<br />

hat. In der geht es zwar noch immer um den<br />

Verkauf von Basketballschuhen, Big Macs<br />

und Eintrittskarten. Aber irgendwie taucht<br />

in der Kalkulation auch ein Typ Mensch auf,<br />

der heutzutage gerne vergessen wird: Der<br />

zahlende Konsument.<br />

GLAUBWÜRDIGES ENGAGEMENT<br />

Weshalb auch seine Bereitschaft, sich hin<br />

und wieder zu politischen Fragen zu äussern,<br />

glaubwürdiger klingt, seit er die Glitzer- und<br />

Glamourkulisse von Südflorida hinter sich<br />

gelassen hat. Etwa als schwarze NBA-Spieler<br />

Ende letzten Jahres gegen die Polizeibrutalität<br />

gegenüber afroamerikanischen<br />

Männern protestierten und beim Aufwärmen<br />

vor Spielen T-Shirts mit der Aufschrift<br />

«I can’t breathe» trugen. Das waren die<br />

letzten Worte eines New Yorker Mannes<br />

gewesen, der von einem Beamten ohne<br />

Grund niedergerungen und dabei getötet<br />

worden war.<br />

«Unsere Gesellschaft muss besser werden»,<br />

verkündete er, sekundiert von<br />

Präsident Barack Obama. «LeBron hat das<br />

Richtige getan», sagte der Mann im Weissen<br />

Haus. «Wir haben vergessen, was für eine<br />

Rolle Muhammad Ali, Arthur Ashe und Bill<br />

Russell gespielt haben, um das öffentliche<br />

Bewusstsein zu schärfen», unterstrich der<br />

Politiker und erinnerte an den Boxer, den<br />

Tennis-Star und einen der besten Basketballer<br />

in der Geschichte der NBA. «Wir sind<br />

viel zu lange durch eine Phase gegangen, in<br />

der es hiess: Sei bloss ruhig, unterschreibe<br />

Werbeverträge und sorge nicht für Aufregung.»<br />

James zeige, dass auch er ein Teil<br />

der Gesellschaft ist, in der manche Angelegenheiten<br />

mehr Aufmerksamkeit bedürfen.»<br />

KAUM TITELCHANCEN<br />

Auf dem Spielfeld läuft es noch nicht so,<br />

wie er sich das vorgestellt hat. Er musste<br />

häufiger wegen Knie- und Rückenbeschwerden<br />

ganze Begegnungen aussetzen und<br />

sagte unlängst: «Ich habe mich das ganze<br />

Jahr über nicht gut gefühlt. Ich bin ehrgeizig.<br />

Und ich will für meine Mannschaftskollegen<br />

da sein.» Die werden das begrüssen, denn<br />

ohne LeBron James schafft man es in<br />

Cleveland kaum in Playoffs. Und selbst mit<br />

ihm ist es höchst unwahrscheinlich, dass<br />

man so schnell wieder um den Titel spielt.<br />

Bei James und den Cavaliers ist noch Luft<br />

nach oben.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


SEIN REVIER Andy<br />

Schmid (1,90 m/90 kg)<br />

in der SAP-Arena.<br />

Hier spielen die<br />

«Löwen» vor bis zu<br />

13 000 Fans.<br />

CHEF IN DER<br />

MANEGE<br />

Ein Schweizer brilliert in der besten Handball-Liga der Welt. Andy Schmid, 31,<br />

ist beim deutschen Spitzenklub Rhein-Neckar-Löwen zum Leader gereift –<br />

spielerisch wie menschlich. Und im Mai heiratet «Ändy» seine Therese.<br />

Text: Ilona Scherer · Fotos: Thomas Schweigert


HANDBALL ANDY SCHMID 71<br />

Noch neun Stunden bis zum<br />

Anpfiff. Andy Schmid betritt<br />

die SAP-Arena in Mannheim.<br />

So früh war der Handballer der<br />

Rhein-Neckar-Löwen noch nie<br />

in «seiner» Halle. Die Ränge<br />

sind leer, aber unten herrscht<br />

emsiges Treiben. Der Kunststoff-Boden<br />

wurde eben über<br />

die Eisfläche gelegt, auf der die Adler Mannheim<br />

ihre Hockey- Matches austragen. Nun<br />

bringen Arbeiter die letzten Markierungen auf<br />

dem Spielfeld an. Die Techniker bereiten die<br />

Anlagen fürs Bundesliga-Spiel gegen den<br />

Bergischen HC vor. Schmid, einer der Hauptakteure<br />

des kommenden Abends, fühlt sich<br />

irgendwie verloren in der eigenen Halle:<br />

«Beim Spiel ist eindeutig mehr los …», sagt<br />

der 31-jährige Schweizer und lacht.<br />

Acht Stunden später steigt der Adrenalinspiegel.<br />

Kurz vor Anpfiff gehen die Lichter<br />

aus. Auf dem Spielfeld tanzt ausgelassen<br />

Löwen-Maskottchen Conny, und Moderator<br />

Sven peitscht die Fans zum Klatschen an.<br />

Schmid und seine Mitspieler schreiten derweil<br />

die letzten Meter durch die Katakomben<br />

und warten auf der Stirnseite der Halle, bis<br />

«Insomnia» von «Faithless» eingespielt wird:<br />

Begleitet von zwei Feuer-Fontänen laufen sie<br />

aufs Feld, 5000 Fans toben.<br />

Obwohl die Halle nicht einmal zur Hälfte<br />

gefüllt ist, erreicht der Lärmpegel be achtliche<br />

Höhen. Handball-Bundesliga, das ist<br />

eben die perfekte Show. Schmid erklärt:<br />

«Seit Deutschlands Weltmeistertitel 2007<br />

gab es einen regelrechten Handball-Boom,<br />

viele grosse Hallen wurden gebaut. Das sind<br />

nicht einfach Turnhallen, wo du einen Match<br />

schauen gehst. Es gibt VIP-Logen, mit allem<br />

drum und dran. Hier wird den Fans wirklich<br />

etwas geboten.» Schmids Verein spielt seit<br />

zehn Jahren an der Bundesliga-Spitze mit<br />

und regelmässig in der Champions League.<br />

KAFFEE MIT PIRMIN SCHWEGLER<br />

Vor fünf Jahren entschied sich der Rückraum-<br />

Spieler gegen ein Angebot des grossen<br />

FC Barcelona und wechselte in die Rhein-<br />

Neckar-Region, die mit den «Löwen», den<br />

«Adlern» und dem Fussballklub aus Hoffenheim<br />

drei sportliche Aushängeschilder hat.<br />

Mit Pirmin Schwegler, der bei Hoffenheim<br />

kickt, geht er ab und zu einen Kaffee trinken.<br />

Beide haben ihre Wurzeln in Luzern. <br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


WELTKLASSE Andy Schmid<br />

beim Torwurf. Mitspieler<br />

Mads Mensah und 5000 Fans<br />

schauen gebannt zu.<br />

«Mein Name wird auf<br />

ewig in der Bestenliste<br />

stehen. Das macht mich<br />

extrem stolz»<br />

In der SAP-Arena ist der Boden wegen<br />

des darunter liegenden Eises zu hart, um täglich<br />

darauf zu trainieren. Geübt wird deshalb<br />

im Dorf Kronau, eine halbe Stunde entfernt.<br />

Mit Physiotherapie, Kraftraum, Videoraum<br />

und einer eigenen Kabine. Ein richtiges<br />

Heimatgefühl will sich bei den Löwen-Profis<br />

in der SAP-Arena darum nicht einstellen: «Ich<br />

vergleiche es mit dem Zirkus», so Schmid:<br />

«Wir zeigen in der Manege, was wir die ganze<br />

Woche über trainiert und geübt haben.»<br />

«ÄNDY IST DER BESTE<br />

MITTELMANN DER WELT»<br />

Die Partie gegen den Bergischen HC, erst<br />

noch an einem Mittwochabend, ist kein Spitzenspiel.<br />

Trotzdem kommen fast 5000 Fans in<br />

die Arena. Schon beim Anpfiff wird klar, dass<br />

hier alles über Schmid läuft. Sobald die Löwen<br />

von Abwehr auf Angriff umschalten, kommt er<br />

von der Bank ins Spiel: «Die Defensive ist nicht<br />

meine Stärke.» Sofort nimmt er das Heft in die<br />

Hand, gibt Kommandos, beruhigt das Spiel im<br />

einen Moment, um im nächsten mit überraschenden<br />

und technisch perfekten Aktionen<br />

Tore einzuleiten oder zu erzielen. Ändy, wie sie<br />

ihn hier nennen, ist der Dreh- und Angelpunkt<br />

im Löwen-Spiel. Seit kurzem hat Schmid sogar<br />

einen eigenen Fanclub, der ihn bei Heimspielen<br />

manchmal mit Kuhglocken unterstützt.<br />

Nur der Mann heimer Teamcaptain Uwe Gensheimer,<br />

ein Eigengewächs, ist beliebter.<br />

Trainer Nikolaj Jacobsen, 44, weiss, was<br />

er am Schweizer hat: «Er ist für mich der<br />

beste Mittelmann der Welt.» Der Däne und<br />

der Schweizer kennen sich seit einer gemeinsamen<br />

Saison 2009 bei Bjerringbro-Silkeborg<br />

(Dä). Schmid war Spieler, Ex-Profi<br />

Jacobsen hatte als Co-Trainer seine zweite<br />

Laufbahn eingeschlagen. Seither verbindet<br />

die beiden auch neben dem Spielfeld eine<br />

Freundschaft. «Ändy war ein Grund, weshalb<br />

ich im Juli zu den Löwen gewechselt habe»,<br />

sagt Jacobsen.<br />

Doch auch der beste Mittelmann kann<br />

nicht pausenlos brillieren. Als Schmid einen<br />

Fehlwurf macht, der dem Gegner einen<br />

Konter ermöglicht, flucht Jacobsen seinen<br />

Star an – «auf Dänisch», wie Schmid nach<br />

dem Spiel schmunzelnd erklärt. Eine echte<br />

Männerfreundschaft hält so was aus.<br />

MVP ZUM «FALSCHEN»<br />

ZEITPUNKT<br />

Mit Jacobsens Vorgänger Gudmundur<br />

Gudmundsson hatte Schmid 2010 dagegen<br />

keinen leichten Einstand in Mannheim. Der<br />

wortkarge Isländer setzte nicht auf den<br />

Schweizer, Schmid dachte nach der ersten<br />

Saison sogar an eine Rückkehr in die Heimat.<br />

«Doch je wichtiger ich wurde, desto besser<br />

unser Verhältnis. So ist das im Profisport»,<br />

sagt er und lächelt mit der Gelassenheit des<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


HANDBALL ANDY SCHMID 73<br />

«Im Ausland bin ich erwachsen geworden»,<br />

ist Schmid überzeugt. Die Jahre in Dänemark<br />

und Deutschland haben seiner Entwicklung<br />

gutgetan. Auch die Rolle als Vater einer Familie<br />

machte ihn reifer: Vor zweieinhalb Jahren<br />

kam Sohn Lio zur Welt. Und im kommenden<br />

Mai heiratet Schmid seine norwegische<br />

Verlobte Therese Olsen, 28. Es sei unausweichlich<br />

geworden, schmunzelt der Schweizer,<br />

der sich weiteren Nachwuchs wünscht.<br />

Die kleine Familie wohnt im nahen Heidelberg,<br />

Nachbar ist Teamkollege und Freund<br />

Byarte Myrhol, 32, der den Verein im Sommer<br />

Richtung Skandinavien verlassen wird.<br />

Auch Andy Schmid ist bewusst, dass sein<br />

Lebensmittelpunkt langfristig in der Heimat<br />

liegen wird. Andy: «Wenn mein Vertrag hier<br />

endet, möchte ich noch in der Nationalliga<br />

A spielen.»<br />

Therese und Lio sind auch gegen den<br />

BHC in der Halle und feuern ihren Papa beim<br />

30:24-Sieg an. Nach dem Schlusspfiff stürmt<br />

der zweijährige Blondschopf aufs Spielfeld.<br />

«Ball», sagt Andy Schmid und wirft ihn seinem<br />

Söhnchen zu, das gerade sprechen<br />

lernt. Die Halle hat sich mittlerweile geleert.<br />

Es wird wieder still in der Arena.<br />

ANDY SCHMID<br />

KÖPFE DES TEAMS Sind die Löwen in der Defensive, sitzt Schmid bei<br />

Teammanager Oliver Roggisch auf der Bank und bespricht die Taktik.<br />

Erfolgreichen. Längst ist er aus dem Team<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

Ende Mai 2014 wurde Schmid von den<br />

Trainern und Managern der 18 Bundesligisten<br />

mit grossem Vorsprung zum «Most Valuable<br />

Player» (MVP), dem wertvollsten Spieler<br />

der Liga, gewählt. Die Auszeichnung<br />

konnte er in den ersten Wochen jedoch<br />

überhaupt nicht geniessen – zu gross war die<br />

Enttäuschung über den verlorenen Meistertitel<br />

in der letzten Runde. «Meisterfeier,<br />

Korso durch die Stadt – alles war geplant …»<br />

erinnert sich Schmid an den «Tiefpunkt meiner<br />

Karriere». Zwei Tore fehlten zum Triumph.<br />

Dass mit Jacobsen im Juli ein extravertierter,<br />

menschlicher Trainer folgte, war wichtig<br />

fürs Team, ist Schmid überzeugt: «Nach<br />

der riesigen Enttäuschung brauchte es einen,<br />

der viel spricht und psychologisch arbeitet.»<br />

Trotzdem: Bis heute gibt es Momente, in<br />

denen er an diese Enttäuschung denkt. Und<br />

das sei auch gut so, findet Schmid: «Man<br />

kann nicht immer nur von grossen Siegen<br />

reden. Schwierige Momente prägen eine<br />

Karriere genauso. Sie gehören dazu.»<br />

Auch über die Auszeichnung zum MVP<br />

kann er sich mittlerweile freuen: «Mein Name<br />

wird auf ewig in dieser Liste stehen. Dass ich<br />

mich in dieser Liga so etablieren konnte,<br />

macht mich extrem stolz.»<br />

Das gesunde Selbstvertrauen hat sich<br />

Schmid von den Deutschen abgeschaut:<br />

«Wenn man etwas gut kann oder etwas Gutes<br />

geleistet hat, soll man auch dazu stehen<br />

und das selbstbewusst zeigen. Wir Schweizer<br />

fühlen uns doch fast unwohl, wenn wir etwas<br />

gut können», sagt er.<br />

HOCHZEIT IM MAI<br />

Deutschland ist mittlerweile seine zweite<br />

Heimat geworden. Erst kürzlich hat er seinen<br />

Vertrag bei den Löwen bis 2018 verlängert.<br />

GEBOREN 30. August 1983 in Horgen ZH,<br />

aufgewachsen in Luzern, Sternzeichen<br />

Jungfrau ZIVILSTAND verlobt mit der<br />

Norwegerin Therese Olsen, 28, Hochzeit<br />

im Mai GRÖSSTE ERFOLGE MVP der<br />

Bundesliga 2014, Vizemeister 2014,<br />

MVP der dänischen Liga 2009, Schweizer<br />

Meister 2008 und 2009, MVP Schweiz<br />

2008 und 2009, 3× Schweizer Handballer<br />

des Jahres NATIONALTEAM 149 Länderspiele,<br />

654 Tore BESONDERES Betreibt<br />

mit Teamkollege Uwe Gensheimer einen<br />

Online-Shop für Socken und Unterwäsche<br />

im skandinavischen Desgin WEBSITE<br />

www.uandwoo.com<br />

ERSTER GRATULANT Söhnchen Lio läuft nach<br />

dem Schlusspfiff zum Papi. Er wird im August<br />

drei Jahre alt.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


AUCH ABWÄRTS<br />

GEHTS AUFWÄRTS<br />

Jolanda Neff wird<br />

technisch immer<br />

besser. Hier übt sie im<br />

heimischen Thal SG.


MOUNTAINBIKE JOLANDA NEFF 75<br />

Jolanda Neff ist vergangene<br />

Saison jünger und<br />

unerfahrener als die<br />

meisten Gegnerinnen.<br />

Und doch fährt sie im<br />

Weltcup allen auf ihrem<br />

Mountainbike einfach<br />

davon. Das wollen wir<br />

uns von der Nummer 1<br />

der Welt doch einmal<br />

erklären lassen.<br />

Interview: Iso Niedermann<br />

Fotos: Gian Marco Castelberg / 13Photo<br />

Ausser<br />

Sichtweite<br />

für den Rest<br />

des Feldes<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


76 MOUNTAINBIKE JOLANDA NEFF<br />

Es war das bislang erfolgreichste<br />

Jahr für Jolanda Neff: 2014, mit<br />

21 Jahren, holte sie ihren bereits<br />

dritten U23-WM-Titel im Cross<br />

Country und gewann als jüngste<br />

Fahrerin der Geschichte den Gesamtweltcup.<br />

Logische Folge: Neff wurde zur neuen<br />

Nummer eins der Weltrangliste. Jetzt fährt<br />

sie neu für das Team Stöckli und peilt<br />

Olympia 2016 in Rio (Br) an.<br />

Jolanda Neff, was macht Sie zur besten<br />

Mountainbikerin der Welt?<br />

Ich fahre einfach etwas schneller ... Im Ernst:<br />

Es kommen viele Bausteine zusammen.<br />

Vor der letzten Saison konnte ich mich<br />

erstmals im Winter voll professionell vorbereiten<br />

und nur für den Sport leben. Ich<br />

blieb gesund, fuhr konstant und konnte<br />

im technischen Bereich ein paar Sekunden<br />

MEH DRÄCK Jolanda<br />

Neff jubelt in Lostorf<br />

SO über ihren Sieg<br />

an der Schweizer<br />

Meisterschaft 2014.<br />

Das gibt Wäsche!<br />

Beauty<br />

«Ich<br />

schminke<br />

mich auch<br />

fürs Rennen<br />

dezent. Und<br />

die Ohrringe<br />

bleiben<br />

dran»<br />

herausholen. Entscheidend war die starke<br />

Physis.<br />

Sekundengewinn im technischen Bereich?<br />

Wie muss man sich das vorstellen: Üben<br />

Sie das gezielt, springen immer und immer<br />

wieder über Wurzeln, fahren über Schottersteine,<br />

trainieren das Lenken?<br />

Ja, etwa so. Seit diesem Winter hat die<br />

Frauen-Bike-Nati einen neuen Coach. Unter<br />

ihm trainieren wir jede Woche einmal zusammen<br />

auf dem Indoor-Pump-Track in Pfäffikon.<br />

Da repetieren wir tatsächlich solche<br />

technischen Elemente wieder und wieder.<br />

Nie Angst vor Stürzen?<br />

Angst eigentlich nicht. Natürlich gehen wir<br />

an die Grenzen und stürzen deshalb auch hin<br />

und wieder. Aber wir üben ja auch, zu erkennen,<br />

wie weit wir gehen können. Wir kennen<br />

die Grenzen der Physik deshalb genau. Hobbybikern<br />

würde ich nicht empfehlen, auszuprobieren,<br />

wie hoch oder weit man springen<br />

kann. Nein, ich denke eigentlich nie ans Stürzen,<br />

auch bei heftigen Abfahrten nicht.<br />

Wann haben Sie als Kind gemerkt: Das will<br />

ich können?<br />

Ich weiss nicht mehr genau. Mein erstes<br />

Rennen fuhr ich mit sechs Jahren. Mein Vater<br />

machte bereits an MTB-Events mit, bevor<br />

ich auf der Welt war. Wir waren alle sehr<br />

polysportiv. Ich habe vieles ausprobiert. In<br />

der Primarschule ging ich in die Gymnastik,<br />

machte Ballett. Im Sek-Alter entschied ich<br />

mich fürs Biken, weil es da viel mehr Wettkämpfe<br />

gab als in der Gymnastik. Ich war<br />

damals schon ein Wettkampftyp. Wäre es<br />

anders gewesen, hätte es gut sein können,<br />

dass ich jetzt Gymnastik-Turnerin wäre.<br />

Warum sind Sie eigentlich MTB- und nicht<br />

Strassen-Rennfahrerin?<br />

Weil ich mit dem Bike aufgewachsen bin. In<br />

den vergangenen Jahren habe ich ab und zu<br />

als Abwechslung Strassen-Radsport betrieben.<br />

Aber das Biken macht mir einfach mehr<br />

Spass wegen der Abfahrten, die man so auf<br />

den Strassen gar nicht hat. Und dann ist die<br />

Stimmung innerhalb der MTB-Szene extrem<br />

familiär, locker und fröhlich. Männer und<br />

Frauen fahren am gleichen Ort auf den gleichen<br />

Strecken. Deshalb wird den Frauen im<br />

Bikesport auch viel mehr mediale Beachtung<br />

geschenkt als im Strassensport. Man kann es<br />

mit dem Skifahren und Snowboarden vergleichen.<br />

Wir Biker sind die Boarder; bei uns<br />

ist alles etwas cooler. Bei den Männern allerdings<br />

ist es so, dass der Strassen-Radsport<br />

viel grösser ist als das Biken.<br />

Weshalb kennt eigentlich das Biken dieses<br />

Image-Problem wie der Strassen-Radsport<br />

wegen Dopings nicht?<br />

Unser Anforderungsprofil ist ganz anders. Unsere<br />

Rennen dauern eineinhalb Stunden, dann<br />

hat man wieder eine Woche Zeit, sich zu erholen.<br />

Bei den Rundfahrten hat man das nicht.<br />

Aber man darf nicht ausblenden, dass es auch<br />

im Biken schon Dopingfälle gab. Nur ist es einfach<br />

schade, dass mittlerweile in unserer<br />

Gesellschaft jede grosse sportliche Leistung<br />

sofort unter dem Verdacht der illegalen Nachhilfe<br />

steht. Das ist aber nicht der Grund dafür,<br />

dass ich keinen Strassen-Radsport mache.<br />

Wie sieht Ihr bevorzugter Parcours aus?<br />

Es ist ein cooler Aspekt unseres Sports, dass<br />

wir bei jedem Rennen völlig andere Voraussetzungen<br />

und Verhältnisse antreffen. Das<br />

macht es so interessant. Mir gefällt es, wenn<br />

es technisch sehr anforderungsreich ist, mit<br />

FOTO: MAXIME SCHMID/KEYSTONE<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


77<br />

HEIMATLICH Neff im Trikot ihres neuen Arbeitgebers Stöckli-Pro-Team. «Ich trage gern Rot-Weiss.»<br />

Wurzeln, Steinbrocken, Sprüngen, wie etwa<br />

beim WM-Parcours letzten Jahr in Cham péry<br />

oder auch beim Weltcup diesen Frühling in<br />

Lenzerheide. Steile Aufstiege mag ich auch,<br />

oder wenn es eine so genannte «Chickenline»<br />

hat, einen Weg, der einfacher zu fahren,<br />

aber länger ist als die Normallinie. Da lässt<br />

sich toll taktieren.<br />

Und das Gelände des Olympiaparcours<br />

2016 in Rio? Sie haben es ja gesehen.<br />

Stimmt, das war spannend. Es liegt etwas<br />

erhöht ausserhalb der Stadt. Der Untergrund<br />

ist sandig, rau. Das mag ich. Aber wie dann<br />

die Strecke technisch angelegt sein wird, das<br />

ist völlig ungewiss.<br />

Sie fahren bisher in der Regel stets ein<br />

Hard-Tail-Bike, also nur mit Federung am<br />

Hinterrad statt ein vollgefedertes. Erklären<br />

Sie uns den Unterschied!<br />

Das ist eine «Glaubensfrage». Manche<br />

fahren nur «Fullies» – vollgefederte Bikes,<br />

manche nur Hard Tails, und manche wechseln<br />

je nach Strecke ab. Der Vorteil des Hard<br />

Tails ist das geringere Gewicht, etwa ein Kilo,<br />

weil die Dämpfung hinten fehlt. Das Fully<br />

nimmt zwar etwas mehr Schläge auf und<br />

schont den Rücken, aber man braucht dafür<br />

mehr Energie. Mit dem Hard Tail muss<br />

man exakter fahren, weil das Bike weniger<br />

verzeiht.<br />

Und wozu raten Sie einem Hobby-Biker?<br />

Ich würde raten, auf ein Fully zu setzen. Das<br />

macht Amateuren definitiv mehr Spass, ist<br />

angenehmer. Und weils da nicht um die Zeit<br />

geht, machts auch nichts, wenn man ein Kilo<br />

mehr auf den Berg hochfahren muss.<br />

Was schmerzt eigentlich nach einem<br />

Rennen oder intensiven Training mehr, die<br />

Beine oder der Hintern?<br />

Am meisten die Lunge! Sie wird extrem<br />

beansprucht. Die Beine spürt man eher erst<br />

am nächsten Tag. Das Gesäss übersteht ein<br />

Rennen recht problemlos, und die Hände<br />

schmerzen selbst nach einer sehr langen<br />

Abfahrt nicht gross. Entscheidend für uns ist,<br />

dass wir die Rumpfkraft gut trainieren, damit<br />

wir die gebeugte Position einen Lauf lang<br />

halten können.<br />

Anders als im Strassensport gibt es auch<br />

bei den Abfahrten keine Erholung.<br />

Stimmt, im Strassenrennen kann man sich bei<br />

Abfahrten tatsächlich etwas erholen. Bei uns<br />

sind hingegen Abfahrten oftmals körperlich<br />

beinahe so streng wie Aufstiege, weil man<br />

extrem aktiv sein muss mit dem Oberkörper.<br />

Stopfen sich Biker eigentlich auch Schweineschnitzel<br />

in der Rennhose als Schutz gegen<br />

wunde Stellen?<br />

(Lacht.) Machen sie das auf der Strasse wirklich?<br />

Unsere einzigen Schutzvorrichtungen<br />

sind der Helm und die Handschuhe. Keine<br />

Tricks und Geheimmittelchen.<br />

Was, wenn Sie unterwegs mal «müssen für<br />

kleine Mädchen»?<br />

Kein Thema bei uns. Ein Bikerennen muss<br />

vorschriftsgemäss zwischen eineinhalb und<br />

eindreiviertel Stunden dauern. Das hält man<br />

schon aus. Aber es ist lustig: Wenn ich nach<br />

der Zieleinfahrt jeweils direkt zur Dopingkontrolle<br />

muss, merke ich oftmals, dass ich<br />

eigentlich ziemlich dringend mal müsste.<br />

Im Ziel sind Sie oft von Kopf bis Fuss<br />

verdreckt. Schminken Sie sich trotzdem<br />

vor einem Rennen?<br />

Ja, dezent. Und Schmuck, etwa die Ohrringe,<br />

trage ich auch im Wettkampf.<br />

Was macht man, wenn man weit weg von<br />

einer Servicezone einen Platten einfängt?<br />

Man fährt auf der Felge bis zur Techzone,<br />

wo man das ganze Rad wechselt. Das geht<br />

zwar, aber die Felge ist dann halt hin. Bei<br />

einem unwichtigen Rennen überlegst du,<br />

ob du eine Felge opfern willst, aber im Weltcup<br />

gibts darauf keine Rücksicht.<br />

Ihr Vater Markus ist Ihr häufigster<br />

Trainingspartner. Kann er Ihnen folgen?<br />

Ja, schon. Darum trainiere ich auch gern mit<br />

ihm. Wenn ich Vollgas eine Steigung hochfahre,<br />

verliert er den Anschluss zwar irgendwann.<br />

Aber das kommt in einem Training selten vor.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


78 MOUNTAINBIKE JOLANDA NEFF<br />

ÜBUNG MACHT<br />

DEN MEISTER<br />

Jolanda trainiert<br />

intensiv auch einzelne<br />

fahrerische Elemente<br />

wie Sprünge oder<br />

Geröllfahrten.<br />

WELTCUP IN LENZERHEIDE<br />

STARS IN GRAUBÜNDEN<br />

ALLE GEGEN JOLANDA NEFF<br />

UND NINO SCHURTER<br />

Wo hängt Jolanda Neff die Gegnerinnen<br />

ab?<br />

Es ist klar, dass man bergauf die physischen<br />

Vorteile ausspielen kann. Aber auch eine<br />

Abfahrt kann entscheidend sein. Wenn du<br />

als Erste in die Abfahrt gehst, kannst du oft<br />

ein Loch zu den Verfolgern aufmachen, das<br />

dann bei gleichem Tempo der Fahrerinnen<br />

bestehen bleibt.<br />

Lassen Sie mich raten: Eine Top-Fahrerin<br />

wie Sie verdient im Jahr eine halbe Million<br />

Franken und mehr.<br />

Schön wärs! Ich selber kann als Weltnummer<br />

eins zwar gut leben von meinem Sport.<br />

Aber reich wird niemand bei uns. Aus der<br />

Weltrangliste können vielleicht die ersten<br />

drei Geld verdienen und die Vierte bis zur<br />

Zehnten vom Biken leben, aber die Elfte geht<br />

schon arbeiten daneben. Bei den Männern<br />

sind es vielleicht die ersten 50, die es als<br />

Beruf machen können. Ein Weltcupsieg wirft<br />

nicht mehr als 3000 Euro Preisgeld ab.<br />

Wie viele Bikes verbrauchen Sie pro<br />

Saison?<br />

So viele wie ich vom Ausrüster erhalte! Letztes<br />

Jahr waren es zwei Hard Tails, ein Fully<br />

und ein Freerider plus ein Strassenvelo.<br />

Man fährt ein Bike auf keinen Fall mehr als<br />

eine Saison. Obwohl sie natürlich schon noch<br />

brauchbar sind. Ich verkaufe meine Bikes<br />

teilweise nach der Saison. Aber früher fuhr<br />

ich mein Bike sicher drei Saisons.<br />

Sie fahren nicht mehr für Liv-Giant,<br />

sondern neu für das Stöckli-Pro-Team.<br />

Vom Giganten zum Zwerg, sozusagen.<br />

Kann man sagen. Aber nur was die Teamgrösse<br />

anbelangt. Die Weltcup-Mannschaft<br />

Furchtlos<br />

«Ich denke<br />

eigentlich<br />

nie ans<br />

Stürzen.<br />

Auch bei<br />

heftigen<br />

Abfahrten<br />

nicht»<br />

wird von Florian Vogel und mir gebildet. Technisch<br />

bietet Stöckli hervorragendes Material.<br />

Und ich freue mich mega, dass ich nun für<br />

ein Schweizer Team fahren kann. Mein Vater<br />

Markus ist neu als Vollzeit-Mechaniker angestellt.<br />

Das macht es natürlich noch cooler.<br />

JOLANDA NEFF<br />

GEBOREN 5. Januar 1993 in Rorschach<br />

SG, Sternzeichen Steinbock, wohnhaft in<br />

Thal SG ZIVILSTAND ledig<br />

ERFOLGE Elite Cross Country: 3 Weltcup-<br />

Rennsiege, Gesamtweltcup-Siegerin 2014,<br />

aktuelle Welt-Nummer 1, 2 × WM-Silber<br />

im Eliminator 2012/2013. U23: 3 × Weltmeisterin<br />

im Cross Country (2012–2014).<br />

PARTNER Stöckli, Schibli Elektrotechnik,<br />

Spitzensport Schweizer Armee.<br />

www.jolandaneff.ch<br />

Die grosse Welt des professionellen<br />

Mountainbike-Sports<br />

gastiert im Bündnerland: Die<br />

Ferienregion Lenzerheide ist<br />

vom 3. bis zum 5. Juli dieses<br />

Jahres Gastgeberin des MTB<br />

Weltcup. Gefahren wird in<br />

den Disziplinen Cross Country<br />

und Downhill.<br />

Rund um die Bikearena bei<br />

der Talstation Rothorn werden<br />

die Besten der Welt um den Sieg<br />

kämpfen. Und sowohl bei den<br />

Männern als auch bei den<br />

Frauen ist Rot-Weiss die Farbe,<br />

an der sich alle orientieren. Bei<br />

den Männern führt Weltmeister<br />

Nino Schurter das Feld an. Seine<br />

härtesten Widersacher dürften<br />

die Landsleute Fabian Giger<br />

und Mathias und Lukas Flückiger<br />

sein sowie die Weltstars Julien<br />

Absalon, Daniel McConnell<br />

oder José Hermida Ramos.<br />

Bei den Frauen will die Welt-<br />

Elite Jolanda Neff das Siegen<br />

schwermachen.<br />

Neben dem Cross-Country-<br />

Rennen und dem Downhill-<br />

Spektakel wird ein attraktives<br />

Rahmenprogramm die Gäste<br />

in Lenzerheide unterhalten.<br />

SPEKTAKEL Weltmeister<br />

Nino Schurter auf dem Rundkurs<br />

um die Talstation Rothorn in<br />

Lenzer heide.<br />

FOTO: HANDOUT<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


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peugeot.ch<br />

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Mit 21 Jahren hat er schon mehr<br />

Titel gewonnen als andere in ihrer<br />

ganzen Karriere. Stefan Küng ist die<br />

Schweizer Hoffnung im Radsport.<br />

Und arbeitet daran, seine Träume<br />

umzu setzen – ob auf Bahn, Pflasterstein<br />

oder im Kampf gegen die Uhr.<br />

MUNI<br />

MIT<br />

GEFÜHL<br />

Text: Eva Breitenstein · Fotos: Christoph Köstlin


RAD STEFAN KÜNG<br />

81<br />

KAMPF MIT<br />

SICH SELBST<br />

«Ich liebe das Zeitfahren,<br />

kann über<br />

mich hinauswachsen.<br />

Faszinierend, was<br />

man aus dem Körper<br />

herausholen kann.»<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


82 RAD STEFAN KÜNG<br />

«CANCELLARAS<br />

KARRIERE LÄSST<br />

EINEN TRÄUMEN.<br />

DIE LEUTE<br />

WOLLEN EINEN<br />

NACHFOLGER,<br />

UND DA FÄLLT IM<br />

MOMENT EBEN<br />

MEIN NAME»<br />

STEFAN KÜNG<br />

GEBOREN 16. 11. 1993 in Wil SG, Sternzeichen<br />

Skorpion ZIVILSTAND Single ER-<br />

FOLGE Bahn*: WM-Silber Einzelverfolgung<br />

und Bronze Madison 2014; U23-Europameister<br />

Einzel- und Mannschaftsverfolgung<br />

2014, 2013; Strasse: U23-Europameister<br />

Strasse und Zeitfahren 2014; WM-<br />

Bronze U23 Zeitfahren 2014; TEAM Seit<br />

2015: BMC Racing Team; 2013/14: BMC<br />

Development Team. *Bahn-WM 2015 nach<br />

Redaktionsschluss. www.stefankueng.ch<br />

Breiter Nacken, Oberarme dick wie<br />

Oberschenkel, so breit wie gross –<br />

nein, das ist nicht die Figur von<br />

Stefan Küng. Aber ungefähr das,<br />

was man sich unter dem Spitznamen<br />

«Muni von Fischingen» vorstellen<br />

würde. Ein Schwinger vielleicht.<br />

Küng jedoch ist Radfahrer.<br />

Mit 193 Zentimetern und 83 Kilogramm ein<br />

Typ Modellathlet, einer, der Kraft auf die<br />

Pedale bringt. Was er denn als junger Fahrer<br />

auch gern tat: «Ich wollte alles mit Kraft erzwingen.»<br />

Daher der Muni.<br />

Küng lacht, wenn er dies erzählt. So wie<br />

er immer lebhaft und mit einer Energie<br />

spricht, dass man sein Feuer fürs Radfahren<br />

spürt. Er strahlt, wenn er von der Faszination<br />

des Bahnfahrens erzählt, «für mich die komplexeste<br />

Form des Velofahrens». Seine<br />

Augen leuchten, wenn er von Paris–Roubaix<br />

schwärmt, das er in der U23-Ausgabe bereits<br />

gefahren ist: «Es ist ein geiles Gefühl, in<br />

diese Pavés reinzuklöpfen, wie wir sagen.»<br />

Und wenn er sich zum Zeitfahren äussert,<br />

beschleicht einen das Gefühl, er wolle jetzt<br />

sofort auf seiner BMC-Zeitmaschine davonflitzen,<br />

die neben ihm an der Wand lehnt.<br />

Was gar nicht so abwegig ist. «Ich sage schon<br />

mal zu einem Kollegen: Jetzt hätte ich<br />

Lust, ein Zeitfahren zu fahren. Die Antwort<br />

ist meist: Du bist nicht ganz normal im Kopf.<br />

Für andere ist es eine Strafe. Das Zeitfahren<br />

musst du lieben, um vorn dabei zu sein.»<br />

Maturand Küng ist 21-jährig und seit<br />

Anfang Jahr Profi. Der Muni hat mittlerweile<br />

gelernt, neben Kraft auch Gefühl und Technik<br />

einzusetzen. Mit Erfolg: Sechs EM-Titel<br />

hat der Ostschweizer in der Kategorie U23<br />

gewonnen, und das in vier Disziplinen: im<br />

Zeitfahren, im Strassenrennen sowie auf der<br />

Bahn je zweimal in der Einzel- und Mannschaftsverfolgung.<br />

«Wenn ich lange auf der<br />

Strasse war, sehne ich mich nach der Bahn<br />

und umgekehrt», sagt der Hinterthurgauer.<br />

Haupt sache, das Fahrzeug hat zwei Räder.<br />

In einer Familie aufgewachsen, in der<br />

Sport eine nebensächliche Rolle spielt,<br />

nimmt er als Zehnjähriger selber das Telefon<br />

in die Hand und ruft den Präsidenten des<br />

Velo clubs Fischingen an. Drei Wochen später<br />

steht er am Start seines ersten Rennens,<br />

nochmals eine Woche darauf folgt der erste<br />

Sieg. Seither geht es im selben Tempo weiter.<br />

«Manchmal wird mir plötzlich bewusst:<br />

Jetzt trainierst du für Rennen wie Paris–Roubaix.»<br />

Noch ist es ein langer Weg, bis er<br />

vielleicht einmal als Sieganwärter am Start<br />

des Pflasterstein-Klassikers im Norden<br />

Frankreichs steht. Doch dass er dank seiner<br />

Erfolge zwischen Profiverträgen der Schweizer<br />

Teams BMC und IAM sowie Cancellaras<br />

Equipe Trek auswählen konnte, ist eine Ausnahmesituation,<br />

die Selbstvertrauen gibt.<br />

Küng hat bei seinem ersten Vertrag darauf<br />

bestanden, dass er bis zu den Olympischen<br />

Spielen in Rio 2016 auch auf die Bahn<br />

setzen darf. So steht in seiner Saison fast immer<br />

ein wichtiges Rennen an – November bis<br />

Februar Bahn-Weltcups, im Februar die WM,<br />

dann bis im September die Strassen-Saison.<br />

«Mental ist das noch fordernder als körperlich.<br />

Man kann nie sagen: Es ist egal, wenn<br />

ich diese Woche mal nur fünf Stunden schlafe.»<br />

Mittlerweile hat Küng diese Professionalität,<br />

doch er war nicht immer ein Trainings-<br />

Weltmeister; dafür kamen die Erfolge wohl<br />

zu einfach. Wenn er keine Lust zu fahren<br />

hatte, stand das Rad schon mal fünf Tage im<br />

Keller. Oder er besuchte ein Open-Air, anstatt<br />

in aller Frühe zu trainieren. Mit der Zeit<br />

jedoch hat er von selbst gelernt: «Wenn einer<br />

der älteren Fahrer neben dir im Trainingslager<br />

nur ein Stück Kuchen nimmt, nimmst<br />

du eben auch nicht drei», grinst der Schoggi-<br />

Liebhaber. Ausserdem hat er selber grosse<br />

Pläne: Mit dem Bahn-Vierer war ursprünglich<br />

die Qualifikation für Olympia das Ziel, das<br />

heisst die Top 9 der Welt. Nun schielt das<br />

junge Grüppchen schon etwas weiter nach<br />

vorn. Im Verbands-Projekt nimmt Küng eine<br />

wichtige Rolle ein. Nationaltrainer Daniel<br />

Gisiger, der Küng als 15-Jährigen kennen<br />

lernte, sagt: «Stefan ist eine Ausnahmeerscheinung.<br />

Und er ist ein dankbarer Fahrer,<br />

der viele Ideen einbringt.» Manchmal<br />

müsse man diese etwas vernünftiger angehen,<br />

als von ihm angedacht, doch er übernehme<br />

als Teamleader Verantwortung.<br />

Während Küng auf der Bahn schon WM-<br />

Medaillen bei der Elite gewann, steht für ihn<br />

auf der Strasse erst der Übergang zu den<br />

Profis an. Bis sich sein Körper an die grösseren<br />

Umfänge der Rennen gewöhnt hat, muss<br />

man mit zwei bis drei Jahren rechnen. Und<br />

dann muss Stefan Küng auch mit einer Erwartung<br />

von aussen zurechtkommen: Vom Athletentyp<br />

her erinnert Küng an Fabian Cancellara,<br />

der seit Jahren den Schweizer Radsport<br />

quasi allein verkörpert und Ende 2016 zurück -<br />

tritt. Ein Nachfolger ist gefragt. «Das ist<br />

für einen Jungen nicht einfach zu verkraften»,<br />

sagt Gisiger. «Aber Stefan ist intelligent<br />

genug, nicht immer demjenigen zu glauben,<br />

der zuletzt gesprochen hat.» Und auch<br />

Küng selber relativiert: «Cancellaras Karriere<br />

lässt einen träumen, aber ich gehe Schritt<br />

für Schritt. Die Leute wollen einen Nachfolger,<br />

und im Moment fällt da eben mein<br />

Name.» Der Name des Munis von Fischingen.<br />

PRODUKTION: HAARE UND MAKE-UP: JEHAN RADWAN; STYLING: LEA KÜNG; JEANSHEMD VON LEVIS, HOSE VON CINQUE; LOCATION: FOTOSTUDIO ZUERCHERFOTOGRAFIE.CH<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


SMART UND<br />

MUTIG Nach der<br />

Matur gab sich Küng<br />

zwei Jahre, um auf<br />

den Sport zu setzen.<br />

«Entweder klappt es<br />

und ist 20 Jahre lang<br />

mein Beruf, oder<br />

ich gehe studieren.»


84 MOTO2 DIE SCHNELLSTEN SCHWEIZER<br />

DIE FÜNF SCHWEIZER CRACKS<br />

Robin Mulhauser, Jesko Raffin, Randy<br />

Krummenacher, Tom Lüthi und<br />

Dominique Aegerter fahren 2015 alle<br />

in der Moto2-WM.<br />

5 ZWISCHEN<br />

ADRENALIN<br />

UND ABGRUND<br />

SIE HEISSEN LÜTHI, AEGERTER, KRUMMENACHER, RAFFIN UND<br />

MULHAUSER. FÜNF SCHWEIZER, DIE RUND UM DEN ERDBALL<br />

TEUFLISCH SCHNELL MOTORRAD FAHREN. ES IST EIN DASEIN<br />

AM LIMIT UND MIT DEM MAXIMALEN EINSATZ – DEM LEBEN.<br />

TEXT: CHRISTIAN BÜRGE · FOTOS: CHRISTOPH KÖSTLIN


ZWEI TEAMS, EIN DACH «Jeder fokussiert zwar auf sein Team, aber wir sind breiter abgestützt, haben mehr Daten, mehr Ideen», sagt Tom Lüthi über die neue<br />

Der Ort wirkt wie eine<br />

düstere Fantasie aus<br />

einem futuristischen<br />

Irgendwann. Mitten<br />

in der Wüste frisst<br />

sich ein riesiges<br />

Band aus Beton<br />

durch die verlassene Landschaft. Darüber<br />

drohen dunkle Wolkenberge. Dann zerreisst<br />

die Stille. Zuerst ein Sirren von links, das<br />

lauter wird und schliesslich in einer Orgie<br />

von Lärm eskaliert. Geschosse auf Rädern<br />

jagen auf der Ziel geraden vorbei, in einem<br />

Tempo, das jede Kamera verfälscht und nur<br />

das Auge richtig erfasst. Wie zwei Blitze<br />

zucken sie dahin. Fast 270 Stundenkilometer<br />

schnell. Adrenalin beim Fahrer, Gänsehaut<br />

an der Boxenmauer, einen Moment lang<br />

verharren im Rausch des Schauspiels. Hier<br />

sind sie auf der Suche nach dem persönlichen<br />

Limit und dem der Maschine. Hier<br />

sind sie im Dauerstreit mit sich selbst, wie<br />

weit die Grenzen verrückbar sind, ob sie es<br />

noch kontrollieren können, wo das Spiel<br />

mit dem Leben beginnt. Denn irgendwann<br />

kommt immer die nächste Kurve. Wer zuletzt<br />

bremst, gewinnt oft. Aber der Einsatz ist<br />

hoch.<br />

«Am Ende der Geraden erreichen die<br />

Maschinen eine unglaubliche Geschwindigkeit»,<br />

sagt Marc Marquez, der zweifache<br />

MotoGP-Weltmeister. «Manchmal kannst du<br />

gar nicht anders, als zu denken‚ was würde<br />

passieren, wenn es jetzt kracht?»<br />

Cheste, Circuit Ricardo Tormo, zwanzig<br />

Kilometer westlich von Valencia. Ein kühler<br />

Februartag. Hier fressen die Maschinen der<br />

Moto2- und Moto3-Klasse Testkilometer.<br />

Zwischen 60 und 80 Runden in drei Stunden,<br />

mehrere Renndistanzen. Alle 10 bis 15 Minuten<br />

steigen sie runter von ihren Maschinen,<br />

die Gesichter fahl, wie versteinert von der<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


MOTO2 DIE SCHNELLSTEN SCHWEIZER<br />

«WIR HABEN UNS BESSER KENNEN<br />

GELERNT. WIR WOLLEN BEIDE RENNEN<br />

GEWINNEN. DAS IST KLAR. ABER WIR<br />

KÖNNEN MITEINANDER WACHSEN»<br />

TOM LÜTHI ÜBER DIE ZUSAMMENARBEIT MIT DOMINIQUE AEGERTER<br />

87<br />

ERNSTHAFT<br />

Der stechende Blick<br />

von Tom Lüthi nach<br />

ein paar schnellen<br />

Runden und beim<br />

Relaxen auf seiner<br />

Couch im Team-<br />

Truck (r.).<br />

Struktur.<br />

Konzentration nach der Höchstbelastung.<br />

Die Blicke sind stechend. Tom Lüthi hat sein<br />

Motorrad einem Mechaniker übergeben,<br />

geht sofort zu seinem Stuhl. Ohne den Helm<br />

auszuziehen, beginnt er zu reden, die Techniker<br />

hängen an seinen Lippen, ihre Stifte<br />

fliegen über die Notizblöcke. Das Feedback<br />

ist der Schlüssel zur Bestzeit. Er erzählt, wie<br />

der Grip der Reifen ist, ob er mehr Druck auf<br />

dem Hinterrad braucht, ob sie die Maschine<br />

absenken sollen. Tausend kleine Dinge<br />

können die Differenz machen. Das Talent fürs<br />

Motorradfahren ist das eine. Damit kann man<br />

gute Rennen abliefern, vielleicht eines<br />

gewinnen. Das Gespür für die Maschine, die<br />

Rückmeldung, wie die Techniker sie perfekt<br />

einstellen, von Tag zu Tag verbessern, macht<br />

aber den Champion aus.<br />

RIVALEN UNTER EINEM DACH<br />

Es läuft gut für Lüthi an diesem Tag. Der<br />

Emmentaler kommt in jeder der drei Teststunden<br />

unter die besten drei. Trotz den<br />

kühlen Bedingungen fährt er hier so schnell<br />

wie noch nie in seiner Karriere. Das sind viel<br />

versprechende Zeichen für den Saisonstart<br />

von Ende März in Katar. Denn für den WM-<br />

Vierten der vergangenen Moto2-Saison hat<br />

sich einiges geändert. Statt einer Suter fährt<br />

er nun wie die grosse Mehrheit der Piloten<br />

eine Kalex, dazu spannt sein Team mit jenem<br />

der beiden Schweizer Dominique Aegerter<br />

und Robin Mulhauser zusammen. Faktisch<br />

bleiben es zwar zwei Teams mit eigenen Mechanikern<br />

und Cheftechnikern, die Daten<br />

werden jedoch ausgetauscht. Und die zählen<br />

sonst zu den gut gehüteten Geheimnissen.<br />

«Es ist cool», sagt Lüthi. «Jeder fokussiert<br />

zwar auf sein Team, aber wir sind breiter abgestützt,<br />

haben mehr Zahlen, mehr Ideen.»<br />

Wenn der eine in eine Richtung tüftelt, die<br />

sich als falsch erweist, muss der andere die-<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


GANZ IN SCHWARZ Noch fehlen<br />

auch bei Aegerters Maschine<br />

die Beschriftungen für seine neue<br />

Kalex-Maschine.<br />

«TOM HAT EINEN GANZ<br />

ANDEREN FAHRSTIL ALS<br />

ICH. ER FÄHRT FEINER,<br />

FLÜSSIGER IN DIE<br />

KURVEN. ICH BIN EIN<br />

SPÄTBREMSER»<br />

DOMINIQUE AEGERTER ÜBER TOM LÜTHI<br />

FOKUSSIERT Dominique<br />

Aegerter ist bei den Valencia-<br />

Tests im vorderen Mittelfeld –<br />

er brennt auf die neue Saison.<br />

WETTKAMPFTYP<br />

Dominique Aegerter hat<br />

bei den kühlen Temperaturen<br />

nicht das Letzte riskiert.


MOTO2 DIE SCHNELLSTEN SCHWEIZER<br />

89<br />

sen Weg gar nicht mehr gehen. Das spart<br />

Zeit. Der Zusammenschluss der beiden<br />

Alphatiere Lüthi und Aegerter ist keine<br />

Selbstverständlichkeit. Die beiden kämpfen<br />

nicht nur auf der Strecke um jeden Zentimeter,<br />

sie beharken sich in diesem kleinen Markt<br />

auch um die beste Crew, die Aufmerksamkeit,<br />

die Sponsoren und entsprechend ums<br />

Budget. Es war alles andere als Liebe auf den<br />

ersten Blick, und auf der Strecke bleiben sie<br />

Rivalen, aber hier in der Box nähern sie sich<br />

an, wechseln hie und da ein paar Worte,<br />

scherzen zusammen. «Wir haben uns besser<br />

kennengelernt. Wir beide wollen Rennen<br />

gewinnen, das ist klar. Aber wir können<br />

miteinander wachsen.» Für Lüthi ist es die<br />

14. WM-Saison, die sechste in der Moto2. Er<br />

will konstanter werden, mehr Spitzenränge.<br />

Im November ist es zehn Jahre her, seit er in<br />

der 125er-Klasse den Weltmeistertitel<br />

errang. Seither wechseln sich Licht und<br />

Schatten ab. Mit 28 Jahren will er sich<br />

zumindest nochmals in den Bereich bringen,<br />

damit er um die WM kämpfen kann.<br />

Es ist der zweite Testtag hier in Valencia.<br />

Ab und zu peitscht ein Regenschauer Richtung<br />

Meer. Die Maschinen bleiben in den<br />

Boxen. «Der Asphalt hat neun Grad, dann<br />

bringt das nichts», sagt Lüthi. Wenn er fährt,<br />

dann nur am Limit. Nur so weiss er, was das<br />

Motorrad hergibt. «In Le Castellet wars ähnlich,<br />

und in Aragon hatten wir sogar Schnee<br />

in einer Kurve. Ich dachte, ich sei im falschen<br />

Film.» Er vertreibt sich im Fahrerlager die Zeit<br />

auf dem Handy, gibt da und dort ein Interview,<br />

redet mit Technikern. In der Winterpause<br />

gönnte er sich Skiferien, verbesserte<br />

die Koordination auf den Langlaufski. Er hat<br />

mit Kickboxen begonnen, will so die Schnelligkeit<br />

und das Auge verbessern. «Es darf<br />

zwischendurch auch mal wehtun», sagt er.<br />

Dominique Aegerter hat seine Mütze tief<br />

ins Gesicht gezogen. Am ersten Tag war er<br />

rund eine Sekunde langsamer als Lüthi. Er ist<br />

der Wettkampftyp, hat das Image eines charmanten<br />

Draufgängers, der den Mädchen<br />

den Kopf verdreht. Im vergangenen Jahr gewann<br />

er auf dem Sachsenring. «Das kann mir<br />

niemand mehr nehmen», sagt er. Er wurde<br />

am Ende WM-Fünfter. Hinter Lüthi, der ihn<br />

noch abfing. «Tom hat einen ganz anderen<br />

Fahrstil als ich. Er fährt feiner, fährt flüssiger<br />

AUF DER SUCHE Tom Lüthi rapportiert<br />

nach den Tests den Technikern (stehend<br />

und rechts Cheftechniker Alfred Willecke).<br />

in die Kurven. Ich bin ein Spätbremser», vereinfacht<br />

der 24-Jährige die Unterschiede.<br />

Die Strecke in Valencia findet er nicht besonders<br />

prickelnd. «Das hier ist langsam», sagt<br />

er. In Mugello zeigt der Tacho meter auf der<br />

Geraden 300, in Australien haben sie eine<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit von 175 Stundenkilometern.<br />

Und immer rast auch das<br />

Herz. Mit Puls 180 steigen sie vom Motorrad.<br />

Durchatmen können sie erst dann.<br />

Die Testtage haben nichts von der Sexyness<br />

eines Grand Prix. Keine Zuschauer, keine<br />

elektrisierende Stimmung, kein Blitzlicht,<br />

keine Grid-Girls. Hier wird unter Männern<br />

malocht. Geschraubt, gefeilt, geölt – um<br />

neue Antworten gerungen. Abends gehen<br />

sie gemeinsam essen. Die grosse Welt ist das<br />

nicht. Das Restaurant ist im Shoppingcenter.<br />

Das Budget verträgt keine anderen Sachen.<br />

Und die Hotels haben keine vier Sterne, selten<br />

einmal drei. «Mir ist es lieber, wenn jeder<br />

Franken in die Maschine investiert wird», sagt<br />

Aegerter. So etwas wie Business-Class fliegen<br />

kennt er nur vom Hörensagen. Das ist<br />

etwas für Multimillionäre wie Valentino Rossi.<br />

Geht es nach ihm, können zehn Fahrer<br />

Weltmeister werden. Natürlich hat er Rabat,<br />

Lüthi und Zarco auf der Rechnung. «Aber<br />

wenn einer einen Lauf hat, ist alles offen.»<br />

DAS UNSAGBARE AUSBLENDEN<br />

18 Rennwochen plus viele Testwochen ist<br />

Aegerter unterwegs. Er hat bei den Eltern in<br />

Rohrbach ein Studio. Die Mutter sagt jeweils<br />

«heb Sorg», wenn er wieder an ein Rennen<br />

fährt, der Vater sagt, er soll Vollgas geben.<br />

DIE 5 SCHWEIZER<br />

DER MOTO2-WM<br />

TOM LÜTHI<br />

Geboren am 6. September 1986 in<br />

Oberdiessbach BE<br />

Erfolge: Weltmeister 125ccm 2005,<br />

4 Siege und 25 Podiumsplätze in der<br />

Moto2.<br />

www.tomluethi.ch<br />

DOMINIQUE AEGERTER<br />

Geboren am 30. September 1990 in<br />

Rohrbach BE<br />

Erfolge: 1 Sieg und 3 Podiumsplätze in<br />

der Moto2.<br />

www.domi77.com<br />

RANDY KRUMMENACHER<br />

Geboren am 24. Februar 1990 in Zürich<br />

Erfolge: 1 Podiumsplatz in der<br />

125 ccm, ein Vierter Platz in der Moto2.<br />

www.randykrummenacher.ch<br />

ROBIN MULHAUSER<br />

Geboren am 7. November 1991<br />

in Fribourg<br />

Erfolge: 17. Platz in der Moto2-Saison<br />

2014 in Valencia<br />

www.robinmulhauser.ch<br />

JESKO RAFFIN<br />

Geboren am 12. Juni 1996 in Zürich<br />

Erfolge: Sieger der spanischen<br />

Moto2-Meisterschaft (CEV) 2014<br />

www.raffin.ch<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


DEM WETTER TROTZEN Tom Lüthi und<br />

Robin Mulhauser machen das Beste aus der<br />

Schlechtwetterlage bei einer Kaffeepause.<br />

UNGLEICHES DUO Aegerter will für sein Team<br />

um Siege mitfahren, Mulhauser hat sich Plätze<br />

zwischen 10 und 20 zum Ziel gesetzt.


MOTO2 DIE SCHNELLSTEN SCHWEIZER 91<br />

«ICH MUSS ZUHÖREN KÖNNEN. UND<br />

SPÜREN, IN WELCHEM TONFALL MIR<br />

DER FAHRER ETWAS ERZÄHLT. ER MUSS<br />

MIR NUR SAGEN, WAS NICHT GUT IST»<br />

ALFRED WILLECKE, CHEFTECHNIKER VON TOM LÜTHI<br />

«Ich mache mir nicht viele Gedanken, wenn<br />

ich losfahre. Letztes Jahr hatte ich den Kopf<br />

nicht immer frei. Dann bist du nicht schnell,<br />

ganz einfach.» Den Kopf frei zu haben, alles<br />

auszublenden, ist gerade für Aegerter keine<br />

Selbstverständlichkeit. Es ist der 5. September<br />

2010, als seine Welt zum Stillstand<br />

kommt. Beim GP von San Marino stürzt<br />

Teamkollege Shoya Tomizawa, bleibt auf der<br />

Strecke liegen, wird von Alex de Angelis und<br />

Scott Redding überfahren. Eine Stunde nach<br />

Rennschluss stirbt Tomizawa im Spital von<br />

Riccione. Einen Monat später entsteht beim<br />

GP von Japan ein Foto, auf dem das Team<br />

mit den Eltern Tomizawas vor einem Blumenmeer<br />

für Shoya niederkniet. Dominique<br />

Aegerter hat ein Bild seines Freundes in<br />

der Hand. «I will never forget my team mate»,<br />

steht darauf. Er hat in der Woche nach dessen<br />

Tod oft geweint. Vergessen hat er ihn wie<br />

versprochen nicht. Aber ans Aufhören hat er<br />

nie gedacht. Das Unsagbare fährt immer mit.<br />

Es hat nur keinen Platz in den Köpfen.<br />

Alfred Willecke sitzt in der Box vor einem<br />

Computerbildschirm, der einen scheinbar<br />

wirren Salat bunter Leistungslinien anzeigt.<br />

Das Motorrad, an das sie den Laptop nach<br />

jeder Fahrt anhängen, liefert eine Unmenge<br />

Zahlen. Über die Federwege, den Bremsdruck,<br />

die Drehzahl, die Gasgriffstellung.<br />

180 Kanäle können sie auswerten. Wenn sie<br />

denn wollten. Aber oft wissen sie, wo die<br />

Hundertstel zu holen sind, welche Para meter<br />

zählen. Willecke ist einer der begehrtesten<br />

Techniker der Gilde. Lüthi ist froh, dass er<br />

den Deutschen im Team halten konnte,<br />

obwohl das Budget keine Sprünge erlaubt.<br />

«Zuhören ist eine Eigenschaft, die man in<br />

meinem Geschäft haben muss», sagt er. «Ich<br />

muss auch spüren, wie der Fahrer etwas<br />

erzählt, in welchem Tonfall. Das alles muss<br />

ich einschätzen können. Ich will kein Lob<br />

hören, wie toll die Maschine läuft. Er muss<br />

mir nur sagen, was nicht gut ist. Schulterklopfen<br />

ist Zeitverschwendung.»<br />

Willecke ist selbst passionierter Motorradfahrer.<br />

Was die jungen Piloten aus den<br />

Maschinen herausholen, sei für den Laien<br />

kaum nachvollziehbar. «Ob nun einer 17.<br />

oder 25. wird – ich habe vor allen Respekt.»<br />

Die Spitze der Moto2 könnte in der MotoGP<br />

mithalten, ist er überzeugt. «Da wäre keiner<br />

fehl am Platz.» Die MotoGP- Klasse ist der<br />

Wunschtraum jedes Fahrers. Die Faszination<br />

der Leistung ist es, welche alle in den Bann<br />

zieht. In der Moto2 haben die Maschinen 130<br />

PS, in der MotoGP liegt die Leistung jenseits<br />

der 200 PS. Auch medial ist die Aufmerksamkeit<br />

viel grösser. Dort, wo die Stars Marc Marquez,<br />

Valentino Rossi oder Jorge Lorenzo<br />

heissen. «Aber von der Spannung her würde<br />

ich in dieser Saison eher Moto2 schauen»,<br />

sagt Willecke. Neben dem Honda-Motor,<br />

der wie die Dunlop- Reifen Standard ist, sind<br />

23 Fahrer mit dem Kalex-Chassis unterwegs.<br />

Hier zeigt sich, wer der beste Fahrer ist.<br />

DER AUSGEBUFFTE<br />

Der Freiburger Robin Mulhauser wird nichts<br />

mit der WM-Entscheidung zu tun haben.<br />

Für ihn wären schon regelmässige Plätze<br />

zwischen 10 und 20 ein Erfolg. «Ich habe spät<br />

angefangen», sagt der 23-Jährige, «erst mit<br />

14. Aber ich bin schnell vorwärtsgekom­<br />

UNTER DEM RADAR Robin<br />

Mulhauser spielt im Team von Tom<br />

Lüthi und Dominique Aegerter die<br />

dritte Geige. Aber der Spätzünder<br />

verbessert sich schnell.


«DAS FAHREN IST IMMER NOCH EIN<br />

KICK. UND WENN AM SACHSENRING<br />

240 000 LEUTE BRÜLLEN, HAT SICH<br />

ALLES GELOHNT»<br />

RANDY KRUMMENACHER<br />

EINSAMER REITER<br />

Randy Krummenacher<br />

wirkt wie ein Spielertyp<br />

– irgendwann schlägt<br />

sich das Glück schon auf<br />

seine Seite.<br />

AUSGEBUFFT «Ich bin ausdauernd, aber ich brauche Schnelligkeit», sagt Randy Krummenacher – darum hat er jetzt einen neuen Trumpf im Ärmel.<br />

men.» In der vergangenen Saison wurde er<br />

hier in Valencia 17. Jetzt will er sich herantasten,<br />

von den Besten lernen. Links und<br />

rechts von ihm haben Lüthi und Aegerter<br />

ihre Motor räder aufgebockt. Er ist im Sandwich<br />

zweier grosser Rivalen, die immer ums<br />

Podium mitfahren wollen. Hier kann er profitieren.<br />

«Tom sieht zehn Dinge gleichzeitig,<br />

kann so schnell alles analysieren, das fehlt<br />

mir», sagt der Gottéron-Fan. «Letztes Jahr<br />

war es schwierig für mich, das richtige<br />

Feedback zu geben. Aber ich kann es mit<br />

jedem Monat besser vermitteln.»<br />

Im Gegensatz zu Mulhauser ist Randy<br />

Krummenacher mit seinen 24 Jahren schon<br />

ein Routinier. 2006 fuhr er seine ersten Grand<br />

Prix, seit 2011 ist er in der Moto2-Klasse dabei.<br />

Jetzt läuft er hier in den Boxen herum<br />

wie ein ausgebuffter Oldie, dem nichts und<br />

niemand mehr etwas anhaben kann. Fahrerisch<br />

galt er als Teenager als so talentiert<br />

wie Lüthi und Aegerter. Aber entweder<br />

fuhr der Zürcher Oberländer in Teams, die<br />

zu wenig kompetitiv waren, wurde durch<br />

Stürze zurückgeworfen oder hatte schlicht<br />

Rennpech. Ein vierter Platz ist bislang sein<br />

Bestresultat in dieser Klasse. Nach einem<br />

24. WM-Gesamtrang wurde für ihn die Luft<br />

dünn. Jetzt ist er bei «Japan Italy Racing»<br />

untergekommen. Seine drei Sponsoren<br />

stehen für eine halbe Million Franken gerade,<br />

die ihm den Platz im Team garantieren.<br />

«Motorsport in der Schweiz ist schwierig<br />

zu finanzieren», sagt er. «Dieses Jahr ist ein<br />

wichtiges. Ich muss bestätigen, dass ich<br />

hierher gehöre.» Für ihn heisst das Top-<br />

10-Ränge herausfahren, konstant sein. Er hat<br />

einen neuen Ansatz, der ihn weiterbringen<br />

soll. Ein ehemaliger Spitzen-Motocrossfahrer<br />

arbeitet mit ihm an der Kondition. «Ich<br />

bin ausdauernd, aber ich brauche Schnelligkeit.»<br />

Krummenacher hat etwas Verwegenes,<br />

Abgezocktes. Er hat keinen Manager<br />

mehr, organisiert sich seine Existenz selbst.<br />

Sein Lebensstil ist reduziert auf die Essenz.<br />

Statt geflogen ist er hierher gefahren. Mit<br />

seinem eigenen kleinen Transporter. Er<br />

öffnet die Hecktür, zeigt die Motocross-<br />

Maschine, die er dabei hat. Wofür lohnt sich<br />

all der Verzicht? «Für vieles! Das Fahren ist<br />

noch immer ein Kick. Und wenn am Sachsenring<br />

an drei Tagen 240 000 Fans brüllen, dass<br />

du deine Maschine nicht mehr hörst, hat sich<br />

alles gelohnt.» Krummenacher verkörpert<br />

eine Art lonesome rider, aber auch den<br />

Spielertyp. Vom Volg in Bertschikon zum GP<br />

Suzuka, immer mit einem Lächeln, immer mit<br />

einem Augenzwinkern. Irgendwann schlägt<br />

sich das Glück schon auf seine Seite.<br />

WACHLIEGEN IN DER NACHT<br />

Ginge es nur um Looks und Vermarktbarkeit,<br />

könnte sie der fünfte Schweizer alle an die<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


MOTO2 DIE SCHNELLSTEN SCHWEIZER<br />

93<br />

VIEL ZU LERNEN Jesko Raffin muss die WM-Strecken<br />

studieren, über die Hälfte kennt er noch nicht.<br />

«DASS SIE MICH EIN JAHRZEHNTTALENT<br />

NENNEN, SCHMEICHELT MIR. ABER SCHNELLER<br />

MACHT ES MICH NICHT»<br />

JESKO RAFFIN, WM-NEULING IN DER MOTO2<br />

SHOOTING-STAR 1,79 m<br />

gross ist Jesko Raffin.<br />

«Vielleicht habe ichs einfacher<br />

bei den Frauen. Aber hier<br />

ist es eher ein Nachteil.»<br />

Wand spielen. Jesko Raffin, der 18-jährige<br />

Zürcher, hat es sich auf einem Barhocker im<br />

Truck seines SAG-Teams bequem gemacht.<br />

Er streicht sich die dunklen Haare aus dem<br />

Gesicht und ist etwas konsterniert. Denn<br />

eigentlich sollte er hier Runde um Runde<br />

fahren, um sich an die neue Welt zu gewöhnen.<br />

Aber das garstige Wetter macht<br />

ihm einen Strich durch die Rechnung. Am<br />

Dienstag hat der Sieger der spanischen<br />

Moto2-Meisterschaft fast vier Sekunden auf<br />

die Besten verloren. Das macht den letzten<br />

Platz. Nicht einfach für einen Erfolgsverwöhnten.<br />

«Es ist schwierig hier. Sie sind alle zu<br />

schnell für mich. Sogar der Letzte ist schnell.»<br />

Er will das Motorrad mehr fliessen lassen,<br />

sagt er. Jesko, der italienische und spanische<br />

Wurzeln hat, braucht hier lange, bis er<br />

einschlafen kann. Er liegt wach, verarbeitet<br />

all die Bilder, die auf ihn zukommen wie<br />

eine Lawine. Die Strecken, der Stress, das<br />

WUST VON DATEN Auf total<br />

180 Kanälen können bei einem<br />

Bordcomputer Daten eines Motorrads<br />

abgerufen werden. Die Techniker<br />

müssen daraus die richtigen Schlüsse<br />

ziehen.<br />

Abliefernmüssen. «Du machst dir Gedanken.<br />

Es gibt so viele Kleinigkeiten, auf die du achten<br />

musst.» Dass er als Jahrzehnttalent gilt,<br />

findet er schmeichelhaft. «Aber schneller<br />

macht es mich nicht.» Mit sechs Jahren setzt<br />

sich Jesko erstmals auf die Motocross-Maschine,<br />

die ihm sein Vater hinstellt. Auf einer<br />

Privatstrasse in der Nähe der Brunau brettert<br />

er hin und her. Auf dem Kopf den Harley-Helm<br />

des Vaters, dazu die Harley-Handschuhe. In<br />

der Jugend fällt ihm Sport immer leicht. Er<br />

ist ein guter Skifahrer, ein guter Schwimmer.<br />

Aber nichts macht er so selbstverständlich<br />

wie Motorradfahren. Jetzt schaut er sich die<br />

Videos der Besten an. Ihre Linienwahl, ihre<br />

Sitzposition. Er will näher an sie ran. Hier<br />

und dort den Bruchteil einer Sekunde wettmachen.<br />

Die Worte von Ayrton Senna könnten<br />

sein Ansporn sein: «Du bist und bleibst<br />

nur dann ein Rennfahrer, wenn du die Lücke<br />

schliessen willst. Stück für Stück.»<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


94 EISHOCKEY KEVIN FIALA<br />

BEREIT FÜR DEN<br />

HARTEN WEG<br />

Er ist mit 18 Jahren das Wunderkind des Schweizer Eishockeys.<br />

Und an der Schwelle zur grossen NHL. Doch noch bestimmt<br />

Kevin Fiala den Weg nicht selbst, der ihn ans Ziel führt. Steckt<br />

er kurzfristig erzwungene Klub- und Wohnortwechsel ebenso<br />

weg wie derbe Checks und ermüdende Reisen, ist er reif für<br />

die grossen Nashville Predators. Text: Iso Niedermann · Fotos: Dirk Schmidt<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


ABGANG MIT WEHMUT<br />

Kevin Fiala wirft einen letzten<br />

Blick in die Kinnarps Arena<br />

von Jönköping (Sd). «Ich<br />

gehe hier nicht gern weg.»


HEIMISCH Kevin in<br />

Jönköping am Ufer<br />

des Vätternsees. Hier<br />

wurde er so heimisch,<br />

dass er sogar fliessend<br />

Schwedisch zu<br />

sprechen gelernt hat.<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


EISHOCKEY KEVIN FIALA 97<br />

ANGEKOMMEN Fiala im BMO Harris<br />

Bradley Center von Milwaukee gegen<br />

die Rockford Icehogs. An diesem<br />

Abend schafft er mit zwei Treffern<br />

den Durchbruch in der AHL.<br />

Vielleicht wird sich der Stadionspeaker<br />

des 17 800 Zuschauer<br />

fassenden «BMO Harris Bradley<br />

Center» in Milwaukee an diesen<br />

6. Februar 2015 erinnern: 4 Minuten<br />

16 Sekunden sind im zweiten Drittel<br />

gespielt, als ein 18-jähriger Stürmer der<br />

Admirals einen Steilpass erläuft, loszieht<br />

und am Goalie der Rockford Icehogs vorbei<br />

per Backhand-Schlenzer in die hohe Ecke<br />

trifft. «Scoring his first north american goal<br />

for the Milwaukee Admirals, with the number<br />

12: Kevin Fiaaala!», brüllt der Speaker ins<br />

Mikrofon. Der Tonfall, wie Fialas erster Treffer<br />

im sechsten Spiel für die «Ads» gefeiert<br />

wird, könnte ein Zeichen sein, dass hier soeben<br />

eine grosse Eishockey-Karriere lanciert<br />

worden ist. Später trifft der junge Schweizer<br />

Neuzugang gleich noch einmal und wird am<br />

Ende zum besten Spieler der Partie gewählt.<br />

«Damit bin ich wohl endgültig in Milwaukee<br />

angekommen», sagt Fiala hinterher.<br />

FOTOS: SCOTT PAULUS, CHRIS SZAGOLA/LANDOV/KEYSTONE<br />

DAS WORT DES GM IST GESETZ<br />

Knappe drei Wochen sind es da her, seit Kevin<br />

Fiala quasi Hals über Kopf von Schweden<br />

an den Lake Michigan geflogen ist. In Jönköping,<br />

wo der Teenager beim Erstligisten<br />

HV71 bereits zu den Leistungsträgern des<br />

Teams gehört, erreicht ihn Mitte Januar 2015<br />

«WUNDERKIND? DOCH,<br />

DAS HÖRE ICH SCHON<br />

GERN. ABER DANN<br />

SAGE ICH MIR JEWEILS<br />

SOFORT: AUFPASSEN,<br />

KEVIN! NUR NICHT<br />

HOCHNÄSIG WERDEN»<br />

GROSSE ZUKUNFT Am 27. Juni 2014<br />

streift sich Fiala unter den Blicken von<br />

GM David Poile als Erstrunden-Draft<br />

das Dress der Nashville Predators über.<br />

völlig überraschend der Anruf von David<br />

Poile. Und macht ihm schlagartig klar, dass<br />

sein Leben als Eishockeyspieler nun eine<br />

ganz neue Dimension annimmt. Poile ist<br />

Generalmanager der Nashville Predators,<br />

jener NHL-Organisation, in der mit Roman<br />

Josi bereits ein anderer Schweizer zu den<br />

Superstars gehört. Der Klub hat Kevin im vergangenen<br />

Sommer gedraftet, die Transferrechte<br />

erworben. Und dass Fiala unter Hunderten<br />

Kandidaten weltweit gleich in der<br />

ersten Runde gezogen wird, erhebt ihn in<br />

den Kreis jener Hockey-Talente, denen man<br />

die wirklich grosse NHL-Karriere zutraut.<br />

GM Poile teilt Fiala am Telefon mit, man<br />

würde ihn gern per sofort ins Predators-<br />

Farmteam nach Milwaukee in die AHL holen,<br />

um ihn nach den Vorgaben der Organisa tion<br />

an die NHL heranzuführen. Die Zeit des<br />

Überlegens und Abwägens, der Rücksprache<br />

mit den Eltern und seinem Agenten Daniel<br />

Giger, ist vorbei. «Ich hatte drei Tage<br />

Zeit, mir den Wechsel zu überlegen. Aber eigentlich<br />

gabs da nichts zu überlegen. Wenn<br />

ich meinen Traum von der NHL verwirklichen<br />

will, muss ich tun, was mir vorgegeben wird.»<br />

Und das ist nicht wenig. Fiala verlässt fast<br />

über Nacht ein Land, in dem er sich sehr wohl<br />

gefühlt hat, dessen Sprache er fast perfekt<br />

spricht. Er verlässt eine Stadt, in der er sein<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


98<br />

EISHOCKEY KEVIN FIALA<br />

WILLE PUR In<br />

Jönköping legt<br />

Kevin nach den<br />

Teamtrainings<br />

regelmässig<br />

Zusatzschichten<br />

im Kraftraum<br />

ein – freiwillig.<br />

SCHNELLE HÄNDE Kevin Fiala übt im Schusskeller von HV71<br />

Jönköping Schlenzer unter die Torlatte. Der Kunststoff-Boden in<br />

der Anlage simuliert eine Eis-Unterlage. Die einmalige Infrastruktur<br />

bei HV71 bringt den begnadeten Techniker und Läufer aus<br />

Zuzwil SG noch einmal einen Schritt vorwärts. «Schweden war<br />

für meine Entwicklung der perfekte Ort!»<br />

ANDREAS JOHANSSON COACH HV71 JÖNKÖPING<br />

«... DANN HABEN WIR VERSAGT!»<br />

«KEVIN IST EIN NATUREREIGNIS,<br />

EIN KIND IN EINEM MÄNNER KÖRPER.<br />

DAS GIBTS ALLE ZEHN JAHRE EINMAL»<br />

HV71-TRAINER ANDREAS JOHANSSON<br />

Andreas Johansson, für wie gut<br />

halten Sie Ihren ehemaligen<br />

Schützling Kevin Fiala?<br />

ANDREAS JOHANSSON Er ist ein<br />

Naturereignis, ein Bub in einem<br />

Männerkörper. Ich begegnete<br />

ihm erstmals, als ich vor ein paar<br />

Jahren für den Schweizer<br />

Verband in Engelberg ein Nachwuchscamp<br />

organisierte. Er fiel<br />

mir sofort auf. So einen Spieler<br />

siehst du vielleicht alle zehn<br />

Jahre einmal. Ich habe in meiner<br />

langen Karriere auch in der NHL<br />

kaum einen Jungen gesehen mit<br />

solcher Lauf- und Stocktechnik.<br />

Nichts zu verbessern also?<br />

O doch! Er ist oft zu eigensinnig,<br />

muss an seiner Teamfähigkeit<br />

noch arbeiten. Das ist die grosse<br />

Herausforderung an einen<br />

Trainer von Kevin: Aus ihm einen<br />

Teamspieler zu formen, ohne seine<br />

herausragende Individualität<br />

zu untergraben.<br />

Hat er zu viel Selbstvertrauen?<br />

Falls damit Arroganz gemeint ist,<br />

verneine ich ganz klar. Er hat ein<br />

grosses Herz für andere. Aber<br />

es ist schwierig für einen, der<br />

schon als Kind fast ein Star war.<br />

Sie spielten während 10 Jahren<br />

unter anderem bei Nashville<br />

in der NHL, aber auch in Bern<br />

oder bei Servette in der<br />

Schweiz. Wo findet er die beste<br />

Vorbereitung auf die NHL?<br />

Dass er nun in der AHL ist, finde<br />

ich persönlich nicht optimal.<br />

In den Minor Leagues gehts zu<br />

sehr ums Resultat. Da ist ein<br />

Künstler wie er «in Gefahr». Und<br />

auch wenn ich die Strategie der<br />

Nashville-Organisation<br />

verstehen kann: Ich hätte mir<br />

gewünscht, dass man wartet,<br />

bis er den Schritt von Schweden<br />

direkt in die NHL schafft.<br />

Schafft er es denn auch wirklich<br />

da hin?<br />

Da bin ich mir ganz sicher! Wenn<br />

ein Kevin Fiala keine grosse<br />

NHL-Karriere absolviert, dann<br />

haben wir hier alle versagt!<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


NEUE REALITÄT Columbus’ Marko Dano<br />

gibt Fiala bei einem Vorbereitungsspiel<br />

mit den Predators schon mal den<br />

nordamerikanischen Tarif bekannt.<br />

FOTOS: MARK HUMPHREY/AP PHOTO/KEYSTONE, PRIVAT<br />

Leben auf eigenen Beinen zu leben gelernt<br />

hat. Wo er einen eigenen Haushalt führt. Und<br />

wo nicht zuletzt seine gleichaltrige Freundin,<br />

Jessica, lebt. Vor allem aber verlässt er eine<br />

Eishockey-Liga, in der Kevins läuferische<br />

und technische Stärken perfekt zum Tragen<br />

kommen. Wo man ihn als Eishockey-Stürmer<br />

benötigt und bewundert. «Die Trennung<br />

von Jönköping hat ihm wirklich weh getan,<br />

das haben wir gespürt», sagt Kevins Vater<br />

Jan Fiala, 46. Doch der einstige NLA-Spieler<br />

mit tschechischen Wurzeln glaubt zumindest,<br />

dass Kevin bewusst ist, was es braucht:<br />

«In der AHL wird viel körperlicher gespielt,<br />

die Felder sind kleiner, er wird die bösen<br />

Checks einstecken müssen. Und er wird Tausende<br />

Kilometer mühsamer Busreisen durchzustehen<br />

haben. Aber Kevin muss auf die<br />

Zähne beissen und diese Mühle betreten,<br />

weil es der erfolgversprechendste Weg in<br />

die NHL ist. Und nur da will er hin.» Kevins<br />

Schwester Laura, 22, die unlängst eine vielversprechende<br />

Tenniskarriere beendete,<br />

fällt nicht nur die grosse räumliche Distanz zu<br />

ihrem «kleinen» Bruder schwer: «Hoffentlich<br />

findet er sich in den USA zurecht. Er ist halt<br />

manchmal schon noch sehr jung. Schon<br />

wenn er jeweils nach Heimatbesuchen<br />

wieder nach Schweden abreiste, bin ich am<br />

Vorabend traurig geworden.» Und Mama<br />

«IN DER AHL WIRD ER<br />

DIE BÖSEN CHECKS<br />

EINSTECKEN UND<br />

MÜHSAME REISEN ZU<br />

ERTRAGEN HABEN.<br />

ABER DA MUSS ER<br />

DURCH» VATER JAN FIALA<br />

PAPAS ERBE Knirps Kevin im Januar 2000<br />

als Dreijähriger zusammen mit Jan Fiala –<br />

damals noch Aktiver – in der Eishalle Uzwil.<br />

Renata, 46, sagt offen: «Seit diesem unerwartet<br />

schnellen Wechsel machen wir uns<br />

täglich Sorgen um Kevin.»<br />

SCHON ALS KNIRPS EIN STAR<br />

Nur: Nach persönlichen Präferenzen und<br />

seinem Wohlbefinden sowie dem seiner<br />

Liebsten wird ein Spieler in diesem Stadium<br />

seiner Karriere nicht mehr gefragt. Egal, ob<br />

er erst 18 oder schon 28 Jahre alt ist. GM<br />

Poile sagt: «Wir sind unserem früheren<br />

Predators-Spieler Andreas Johansson sehr<br />

dankbar für die Arbeit, die er als Trainer von<br />

Jönköping in Kevins Betreuung investiert<br />

hat. Aber wir sind der Meinung, dass es für<br />

Kevins Entwicklung nun am besten ist, wenn<br />

er die restliche Saison in unserer Organi -<br />

sa tion in der AHL spielt und sich an das nordamerikanische<br />

Eishockey gewöhnt.»<br />

Spätestens mit seinen zwei Toren gegen<br />

Rockford scheint Kevin Fiala die sportliche<br />

Akklimatisierung gelungen zu sein. Zwei<br />

Tage später liefert der Schweizer Neuzugang<br />

beim dritten Sieg innerhalb von drei Tagen<br />

gleich noch zwei Assists nach. Die Admirals<br />

sind zu dem Zeitpunkt als drittbestes Team<br />

der Western Conference auf gutem Weg in<br />

die Playoff um den Calder Cup. Und die werden<br />

ein nochmals härterer Prüfstein für die<br />

NHL-Tauglichkeit des Kevin Fiala. <br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


100<br />

EISHOCKEY KEVIN FIALA<br />

<strong>SPORT</strong>LER-FAMILIE<br />

Kevin Fiala mit Mama<br />

Renata (Leichtathletik),<br />

Schwester Laura<br />

(Tennis) und Papa Jan<br />

(Eishockey) bei den<br />

Sports Awards 2014.<br />

ZIEL IM BLICK In<br />

seiner Wohnung<br />

in Jönköping<br />

hängt Kevin das<br />

Dress der Nashville<br />

Predators<br />

vom Draft auf. «Es<br />

soll mich immer<br />

erinnern, wofür<br />

ich hart arbeite.»<br />

Dass er das Zeug zu einer grossen Eishockey-Karriere<br />

hat, ahnt man schon viel früher.<br />

Der Bub aus dem sanktgallischen Zuzwil fällt<br />

schon als Dreikäsehoch auf dem Eisfeld<br />

auf. Beim EHC Uzwil schiesst er schon mal<br />

an einem Piccolo-Turnier 50 von 60 Toren<br />

seines Teams. Papa Jan, der einst selbst<br />

bei Uzwil spielte – mit einem blutjungen<br />

Matthias Seger an seiner Seite –, hat dem<br />

Sohn offensichtlich überreiches Talent vererbt.<br />

Bald wird klar, dass Kevin in diesem Umfeld<br />

sportlich zu wenig gefordert ist. Er wechselt<br />

mit 14 in den Nachwuchs der ZSC Lions.<br />

Doch auch da spielt er über dem Niveau<br />

seiner Alterskollegen. Also beschliessen die<br />

Eltern zusammen mit Kevin, dass er im Ausland<br />

sein Potenzial ausloten soll. In Schweden<br />

gibt es die beste Juniorenförderung Europas.<br />

Kevin ist gerade einmal 16 und hat die<br />

Sekundarschule abgeschlossen, als er nach<br />

Malmö wechselt. Er ist nur sportlich auf sich<br />

allein gestellt: Mutter Renata, eine ehe malige<br />

Spitzen-Hürdensprinterin in Tschechien,<br />

begleitet ihn in den Norden. Nach einem<br />

halben Jahr gehts weiter nach Jönköping in<br />

Småland, wo alles eine Spur grösser und<br />

professioneller ist. Mama ist längst wieder<br />

zurück in der Schweiz. Die Selbstständigkeit<br />

tut Kevin gut. «Ich musste einiges lernen,<br />

zum Beispiel, aufzustehen, wenn der Wecker<br />

schellt, ohne dass Mama nachhilft.» Beim<br />

HV71 Jönköping erkennt man schnell, dass<br />

das Hockeyjuwel aus der Schweiz das Zeug<br />

hat, in der «Svenska Ishockey Elit serien» bei<br />

den «Grossen» mitzuspielen. Und dort überzeugt<br />

Kevin auf Anhieb so sehr, dass er auch<br />

in der Schweiz ein Thema für das Hockey<br />

auf professioneller «Männer stufe» wird.<br />

Wenige Wochen nach der U20-WM wird er<br />

von Nationalcoach Simpson auch gleich<br />

noch für die A-WM auf geboten. Und überzeugt<br />

in Minsk auf der ganzen Linie. Die Krönung<br />

mit dem Erstrunden-Draft durch die<br />

Nashville Predators im Juni 2014 ist nur noch<br />

die logische Folge. Bald heisst es in der<br />

Schweiz: A star is born!<br />

EIN BRUCH IM AUFSTIEG<br />

Gefährlich, gefährlich, solche Lobeshymnen<br />

auf einen jungen Mann, der gerade knapp<br />

der Pubertät entwachsen ist. Und tatsächlich<br />

kommt es zu einem ersten Bruch im bisher<br />

gradlinigen Aufstieg Fialas. Kevin darf mit<br />

den grossen Predators im Sommer 2014 ins<br />

Vorbereitungscamp, macht sich Hoffnungen,<br />

dass es womöglich schon jetzt klappt<br />

mit dem Aufstieg in die beste Liga der Welt.<br />

Doch die Coaches befinden ihn noch als<br />

zu leichtgewichtig und schicken ihn für ein<br />

weiteres «Lehrjahr» zurück nach Schweden.<br />

Kevin ist so frustriert, dass er sich Undiszipliniertheiten<br />

auf dem Eis erlaubt. HV71-Trainer<br />

Johansson suspendiert ihn vorübergehend<br />

– und Kevin begreift: «Dass er mich bestraft<br />

hat, war absolut richtig. Da hat es klick gemacht.<br />

Ich habe nicht gut reagiert und mich<br />

auch beim Team dafür entschuldigt.» Auch<br />

Papa Jan, sein wichtigster Ansprechpartner<br />

in Sachen Eishockey, habe ihm «die Kappe<br />

gewaschen», sagt Kevin. So was bleibt im<br />

Gedächtnis haften.<br />

Fialas Launenhaftigkeit war und ist mitunter<br />

sein Problem. «Wenn er gut drauf ist»,<br />

sagt Förderer Andreas Johansson, «kann er<br />

alle mitreissen und ein Spiel im Alleingang<br />

entscheiden. Er ist derart begnadet. Ist er<br />

aber mies drauf, kann er abtauchen und<br />

komplett von der Bildfläche verschwinden.»<br />

In Jönköping hat er sich zuletzt praktisch<br />

durchweg von seiner Sonnenseite gezeigt.<br />

In seinen letzten Monaten in Småland sticht<br />

er nicht nur durch seinen roten Stock heraus.<br />

Auch sein Trainingseifer verblüfft. Nach der<br />

Übungseinheit sprintet Fiala übers Feld, als<br />

alle anderen schon unter der Dusche stehen.<br />

Zigmal donnert er den Puck aufs Tor, lenkt<br />

Schüsse Johanssons mit der Schaufel ab.<br />

Als der Trainer bei einem Schuss ruft: «Hey,<br />

das war der Slapshot eines Mädchens!», lacht<br />

Fiala und ballert die Scheibe noch grim miger<br />

FOTO: DAVID BIEDERT<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


101<br />

REIF In Schweden<br />

hat er gelernt,<br />

allein zu haushalten.<br />

aufs Goal. Danach zieht sich Kevin um – ins<br />

Gymnastikdress. Im Kraftraum stemmt er<br />

Gewichte, hüpft schweissnass und mit rotem<br />

Kopf über einen Hindernis parcours. Masse<br />

durch Muskelpakete, das ist es, was sie in<br />

der NHL sehen wollen. Da hat der 1,80 m<br />

grosse St. Galler mit seinen knapp 90 Kilo<br />

noch Luft nach oben.<br />

«SCHLAFEN IST MEIN<br />

SCHLÜSSEL ZUM<br />

ERFOLG. EIN SPEZIALIST<br />

HAT GESAGT,<br />

9 STUNDEN WÄREN<br />

IDEAL» TRAINER MARKUS SCHMIDT<br />

MUCKIS GEFRAGT Fiala ist top-athletisch.<br />

Doch mit knapp 90 Kilo bei 180 cm Grösse<br />

muss er noch an Muskelmasse zulegen.<br />

WARTEN AUF DIE LIEBSTEN<br />

Und an seiner «Wasserverdrängung» kann<br />

Kevin Fiala nun bis Saisonende in Milwaukee<br />

feilen – wenn nicht noch ein überraschender,<br />

vorzeitiger Ruf aus Nashville kommt. Doch<br />

wäre der junge Mann überhaupt schon bereit<br />

für das tempo- und verlockungsreiche<br />

Leben in Amerikas Starliga? «Wann ist ein<br />

Kind bereit?», fragt Vater Fiala zurück.<br />

«Kevins ältere Schwester Laura studiert nach<br />

dem Abbruch ihrer Tenniskarriere nun in<br />

Winterthur. Und sie pendelt weiterhin gern<br />

zu uns nach Hause. Ist Kevin ‹mehr bereit› als<br />

sie? Ganz klar: ja! Er besitzt den Fokus und<br />

ist bereit, den hohen Preis zu bezahlen.»<br />

Bald werden Kevins Eltern ihren Sohn in<br />

den USA besuchen. Und Freundin Jessica,<br />

mit der er seit einem Jahr zusammen ist, hat<br />

bereits eine Woche bei ihm in Milwaukee<br />

verbracht, wo er vorerst eine Wohnung mit<br />

einem Teamkollegen teilt. Über die Möglichkeit,<br />

ihr Jus-Studium statt in Jönköping in<br />

Amerika anzutreten, haben die zwei schon<br />

vor dem überraschenden Ruf der Admirals<br />

nachgedacht.<br />

Doch so wichtig das für einen 18-Jährigen<br />

ist – vorerst bestimmen andere Faktoren sein<br />

Leben auf und neben dem Eis. Und das hat<br />

er zu akzeptieren, wenn sein Timing stimmen<br />

soll: «Mein Vorbild ist Jaromir Jagr. Und der<br />

hat auch mit 18 in der NHL gespielt.»<br />

KEVIN FIALA<br />

HERZENS-<br />

SACHE Seit<br />

einem Jahr<br />

ist Kevin mit<br />

Jessica zusammen.<br />

Die<br />

Schwedin<br />

könnte in<br />

den USA<br />

studieren.<br />

GEBOREN 22. Juli 1996 in Uzwil SG,<br />

Sternzeichen Krebs ZIVILSTAND ledig,<br />

Freundin Jessica, 19 KLUBS Als Junior:<br />

EHC Uzwil 2007–2010, ZSC Lions 2010–<br />

2012, Malmö Redhawks (Sd) 2012–2013.<br />

Als Aktiver: HV71 Jönköping (Sd) 2013–<br />

2015, Milwaukee Admirals (USA) seit 2015.<br />

ERFOLGE 2014 NHL-Draft Nr. 11 in der<br />

ersten Runde durch die Nashville Predators.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


102 TAEKWONDO NINA KLÄY<br />

Sie ist die weltweit<br />

beste Taekwondo-<br />

Kämpferin in ihrer<br />

Gewichtsklasse. Das<br />

Erfolgsgeheimnis<br />

der Bielerin Nina<br />

Kläy: Sie kämpft mit<br />

Köpfchen und hat<br />

gelernt, dass nicht ihr<br />

ganzes Leben vom<br />

sportlichen Erfolg<br />

abhängt.<br />

Text: Sarah Meier<br />

Fotos: Gian-Paul Lozza<br />

EXPLOSIV<br />

EXPLOSIV<br />

VON KOPF BIS FUSS<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


SIDEKICK Im Kampf bekommt<br />

Taekwondo-Sportlerin Nina Kläy<br />

für den «Twio pandal-chagi»<br />

Punkte, beim Fotoshooting für SI<br />

<strong>SPORT</strong> Applaus vom Fotografen.


104 TAEKWONDO NINA KLÄY<br />

B<br />

eweglich wie eine Balletttänzerin,<br />

schwingt sie ihr Bein in die Höhe.<br />

Den Fuss bis in die Zehenspitzen gestreckt,<br />

jeden Muskel ihres Körpers<br />

angespannt. Die Fäuste sind geballt, ihr Blick<br />

ist starr. Statt eleganter Pirouette folgt ein<br />

blitzschneller Kick, begleitet von einem<br />

lautstarken «ha!». «Der Schrei gehört dazu,<br />

so wird in der Nebenniere Adrenalin ausgeschüttet,<br />

und ich kann mehr Kraft entwickeln»,<br />

erklärt Nina Kläy – 25-jährig, Taekwondo-Europameisterin<br />

und momentan<br />

Weltranglistenerste in ihrer Gewichtsklasse<br />

bis 62 Kilo.<br />

Die koreanische Kampfkunst ist in ihrem<br />

Ursprungsland ein Volkssport und weltweit<br />

die meistbetriebene Kampfsportart. Hierzulande<br />

muss Kläy den Leuten jeweils erklären,<br />

was sie genau macht. «Es ist wie Fechten,<br />

einfach zu 90 Prozent mit den Füssen.» Neben<br />

dem Schlagen, Stossen und Kicken mit<br />

Händen und Füssen hat im Taekwondo der<br />

mentale Aspekt eine grosse Bedeutung, wie<br />

das dreisilbige Wort, vom Koreanischen ins<br />

Deutsche übersetzt, zeigt: Tae = Fuss, Kwon<br />

= Faust, Do = Weg. Gelehrt werden diszipliniertes<br />

Denken, Respekt und Durchhaltewillen.<br />

Heute habe diese Philosophie aber<br />

nicht mehr viel mit der olympischen Disziplin<br />

zu tun, sagt Nina. «Besser gesagt, es ist<br />

ähnlich wie in anderen Sportarten – ich<br />

kämpfe, um zu gewinnen.»<br />

KAMPF<strong>SPORT</strong> STATT MÄDCHENRIEGE<br />

Schon als kleines Kind wusste Nina Kläy genau,<br />

was sie wollte und was nicht: Der Abstecher<br />

in die Mädchenriege als Sechsjährige<br />

sollte ein kurzer werden. «Ich war zu egoistisch,<br />

wollte lieber etwas für mich machen<br />

und auch für mich allein verantwortlich sein.»<br />

Wieso also nicht in die Fussstapfen ihres Vaters<br />

treten, der in den 70er-Jahren als Taekwondo-Kämpfer<br />

an den Europameisterschaften<br />

teilnahm? Mit acht Jahren stand<br />

Nina in der Kim Taekwondo-Schule Biel auf<br />

der Matte, zusammen mit ihrer älteren<br />

Schwester Nathalie und ihrem Zwillingsbruder<br />

Kevin. Genau das, was vielen kleinen Kindern<br />

Mühe bereitet – Disziplin, Konzentration,<br />

Ruhe – das entsprach Nina. «Zwei Stunden<br />

zu schweigen, zu gehorchen und danach<br />

FLEXIBEL<br />

FLEXIBEL<br />

«ES GIBT NICHTS<br />

BESSERES, ALS DIE<br />

BESTE ZU SEIN.<br />

ABER WENN ES<br />

NICHT KLAPPT,<br />

GEHT DIE WELT<br />

NICHT UNTER»<br />

körperlich und mental ausgepowert zu sein,<br />

das gefiel mir.»<br />

Aufgewachsen in Port bei Biel, wohnt die<br />

junge Frau heute in Bellmund und trainiert<br />

im Leistungszentrum von Swiss Taekwondo<br />

in Magglingen.<br />

25 Stunden pro Woche beträgt der Trainingsaufwand<br />

– Kraft training, Ausdauer,<br />

Technik, Kämpfe. Dank einer 50-Prozent-<br />

Anstellung als Zeitmilitär-Spitzensportlerin<br />

der Schweizer Armee und der Unterstützung<br />

der Sporthilfe kann sie seit 2009 als Profi<br />

leben.<br />

Zu ihren Trainingskolleginnen gehört mit<br />

Manuela Bezzola, 25, eine weitere Spitzenkämpferin.<br />

Die beiden haben im gleichen<br />

Club angefangen, ihre ganzen Karrieren<br />

zusammen trainiert und standen schon oft<br />

zusammen auf dem Podest. Etwa Anfang<br />

Februar, beim ersten Weltcup dieses Jahres<br />

im arabischen Emirat Fudschaira, wo Nina<br />

zuoberst steht und Manuela Bronze holt.<br />

«Unter uns herrscht kein Konkurrenzkampf,<br />

aber wir spornen einander enorm an. Ohne<br />

Manuela wäre ich nicht da, wo ich heute bin.»<br />

DIE RICHTIGE MISCHUNG GEFUNDEN<br />

Als Europameisterin und Bronzemedaillengewinnerin<br />

der letzten WM 2013, sind die<br />

Ambitionen Kläys diese Saison hoch. «Klar,<br />

dass ich meine Resultate toppen will. Es gibt<br />

nichts Besseres, als an diesem einen Tag die<br />

Beste zu sein. Doch wenn es nicht klappt,<br />

geht die Welt nicht unter.» Dies ist die Lehre,<br />

die sie aus der verpassten Olympiaqualifikation<br />

für London 2012 zog. «Ich war so verkrampft,<br />

dass im Wettkampf nichts mehr<br />

ging. Seitdem bin ich lockerer, versuche,<br />

auch das Leben neben dem Sport mehr zu<br />

geniessen. Die Abwechslung ist wichtig, mal<br />

mit Kollegen ins Kino oder Kaffee trinken.»<br />

Dieses Umdenken verhalf ihr schliesslich zum<br />

Durchbruch. Aus dem Grund will sie sich<br />

auch jetzt noch nicht zu stark auf Olympia<br />

2016 in Rio fixieren. «Natürlich ist das Ziel<br />

Olympiamedaille in meinem Kopf. Aber der<br />

Weg dahin ist noch lang, und ich nehme<br />

Schritt für Schritt.»<br />

Der nächste grosse führt sie Mitte Mai<br />

an die WM in Tscheljabinsk, Russland. Dort<br />

wird sie mit der Kombination aus Angriffslust,<br />

der nötigen Lockerheit, explosiven Beinen<br />

und lauten Schreien um eine Medaille<br />

kämpfen.<br />

NINA KLÄY<br />

GEBURTSTAG 19. Juni 1989 Biel, Schweiz,<br />

Sternzeichen Zwillinge ZIVILSTAND ledig<br />

ERFOLGE Europameisterin 2014, WM-<br />

Bronze 2013, Weltranglistenerste in der<br />

Kategorie bis 62 kg PARTNER Sporthilfe,<br />

Swiss Olympic, Schweizer Armee<br />

PRODUKTION: HAARE UND MAKE-UP: JANA MÜLLER; STYLING: JULIA GRUNZ; VORHERIGE SEITE: HOSE VON ADIDAS, TOP VON AMERICAN APPAREL;<br />

DIESE SEITE: HOSE UND TOP VON AMERICAN APPAREL<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


LOUNGEDIE GANZE WELT DES <strong>SPORT</strong>S<br />

105<br />

131<br />

THOMAS<br />

FRISCHKNECHT<br />

Der mehrfache Weltmeister<br />

zeigt Tricks und Kniffe,<br />

wie man auf dem Mountainbike<br />

sicher und schnell<br />

fahren kann.<br />

138<br />

CHRISTOPHE OHREL<br />

Früher verunsicherte er<br />

die Gegenspieler, heute<br />

versichert er sie: Ein<br />

Besuch beim Fussball-<br />

WM-Helden von 1994.<br />

FOTOS: NICOLE BÖKHAUS (2), STEVE MORTON/GETTY IMAGES<br />

MAX HEINZER<br />

ER STICHT ALLE AUS<br />

COOLER FECHTER Er macht nicht<br />

nur auf der Planche eine starke<br />

Figur, sondern würde auch auf<br />

dem Laufsteg die Konkurrenz<br />

ausstechen: Der Innerschweizer<br />

ist Fecht-Europameister und<br />

mehrfacher Weltcup-Turniergewinner.<br />

Und hat mit Erfolg<br />

schon an Mister-Wahlen teilgenommen:<br />

2008 wurde Heinzer<br />

zum viertschönsten Mann der<br />

Innerschweiz gewählt.<br />

Für SI <strong>SPORT</strong> zeigt der Hobbyfischer,<br />

wie man cool gestylt ins<br />

Workout geht. Seite 106<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


106 LOUNGE FIT & CHIC<br />

MAX HEINZER<br />

HEISSE ARBEIT<br />

COOL VERPACKT<br />

Als einer der weltbesten Fechter<br />

trainiert Max Heinzer hart für<br />

seine Schnelligkeit, Kraft und<br />

Agilität. Da darf wenigstens das<br />

Trainingsoutfit gemütlich sein.<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015<br />

Running-Jacke<br />

(Art. 6 808 510),<br />

T-Shirt (Art. 6 801<br />

517), Tights (Art.<br />

6 806 512) und<br />

Running-Schuh<br />

Free Fly Unit 4.0<br />

(Art. 1 716 823),<br />

alles von Nike.<br />

Alle Produkte von OCHSNER <strong>SPORT</strong>, teilweise nicht in allen Filialen erhältlich.<br />

PRODUKTION: HAARE UND MAKE-UP: JANA MÜLLER; STYLING: YVONNE WIGGER/STYLE-COUNCIL.CH; LOCATION: STUDIO468.CH, ZH


LOUNGE TITEL 107<br />

T-Shirt von Nike<br />

(Art. 6 601 573).<br />

Sweatjacke<br />

(Art. 6 606 522),<br />

Shorts (Art. 6 601<br />

574), T-Shirt (Art.<br />

6 612 561) und<br />

Freizeit-Schuh<br />

Son of Force<br />

(Art. 1 718 746),<br />

alles von Nike.<br />

Sweatjacke<br />

(Art. 6 606 513),<br />

Shorts (Art. 6 612<br />

560), T-Shirt (Art.<br />

6 601 571) und<br />

Running-Schuh<br />

Zoom Pegasus<br />

(Art. 1 716 548),<br />

alles von Nike.<br />

T-Shirt (Art. 6 601<br />

572), Shorts<br />

(Art. 6 612 560),<br />

Freizeit-Schuh<br />

Free Run 2 (Art.<br />

1 718 587), alles<br />

von Nike.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


108 LOUNGE ACTIVITY<br />

DEM MYTHOS GANZ NAH<br />

Die fünfte Austragung des Mammut 24h Hike by<br />

OCHSNER <strong>SPORT</strong> führt im August zum berühmtesten<br />

Berg der Schweiz: Ziel ist die Matterhorn-Region.<br />

DIE LIEBSTEN SIND LIVE DABEI<br />

UNVERGESSLICH<br />

Fragt man im Ausland nach den Namen<br />

von Bergen in der Schweiz, werden<br />

mit einiger Wahrscheinlichkeit Eiger,<br />

Mönch und Jungfrau genannt,<br />

ganz sicher aber das Matterhorn. Der<br />

4478 Meter hohe Gipfel zwischen Zermatt<br />

und dem italienischen Cervinia ist das wohl<br />

meistfoto grafierte touristische Sujet des<br />

Landes.<br />

In diesem Jahr feiert der «Berg aller<br />

Berge» ein besonderes Ereignis: Zum<br />

150. Mal jährt sich die Erstbesteigung des<br />

«Horu» durch den britischen Alpinisten<br />

Edward Whymper. Ein Jubiläum, das den<br />

perfekten Rahmen abgibt für den fünften<br />

Mammut 24h Hike by OCHSNER <strong>SPORT</strong>. Die<br />

Ausdauer- und Erlebniswanderung führt<br />

vom 21. bis 23. August in die Matterhorn-<br />

Region. Bewältigt werden dabei insgesamt<br />

40 Distanzkilo meter und 3600 Höhenmeter.<br />

Fast ebenso mythisch wie der Berg selbst<br />

ist die Hörnlihütte auf 3260 m ü. M. Und das<br />

Basislager für viele Gipfelstürmer wurde<br />

im Hinblick auf das Jubiläum saniert, modernisiert<br />

und ausgebaut. Die Teilnehmer am<br />

Mammut 24h Hike by OCHSNER <strong>SPORT</strong> erhalten<br />

die exklusive Gelegenheit zu einer<br />

Übernachtung mit Abendprogramm in<br />

der neuen Hörnlihütte.<br />

Die Teilnahme am Mammut 24h Hike ist<br />

begehrt und kostet 399 Franken pro Person.<br />

OCHSNER <strong>SPORT</strong> verlost 80 der raren<br />

Startplätze. Wander- und abenteuerlustige<br />

Interessenten können sich bis zum 3. Mai über<br />

das Internet auf mammut.ochsnersport.ch<br />

dafür bewerben.<br />

WANDERUNG AM «HORU»<br />

DIE LEISTUNGEN Inbegriffen im<br />

Teilnehmerpreis von CHF 399.– sind<br />

ein Ausrüstungspackage aus der<br />

Matterhorn-Kollektion von Mammut im<br />

Wert von CHF 600.–, Übernachtung in der<br />

Hörnlihütte, Verpflegung, Bergbahn-<br />

Tickets, Betreuung und Begleitung durch<br />

Bergführer/Wanderleiter der Mammut<br />

Alpine School, Erinnerungsfotos sowie als<br />

Clou für Freunde und Angehörige eine<br />

Live-Berichterstattung via Facebook:<br />

www.facebook.com/ochsnersport<br />

FOTOS: ROBERT BÖSCH<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


LOUNGE TRAVEL 109<br />

FÜR ALLE ETWAS Ob als<br />

Zuschauer bei den Strandfechtern<br />

Fabian Kauter und<br />

Max Heinzer, laufend hinter<br />

Viktor Röthlin, oder per Bike:<br />

In Giverola wird jeder fit.<br />

SPASS, ACTION, STARS<br />

Den Sommer an der Costa Brava verlängern und<br />

zusammen mit Schweizer Sportgrössen fit werden –<br />

Die Sportplausch-Woche in Giverola bietet alles.<br />

<strong>SPORT</strong>PLAUSCH-WOCHE<br />

GIVEROLA RESORT<br />

SONNE TANKEN IN SPANIEN<br />

LEISTUNGEN Inbegriffen sind die<br />

Anreise im Car oder gegen Aufpreis<br />

mit dem Flugzeug, 7 Übernachtungen,<br />

Halbpension, täglich frei wählbares<br />

Sportprogramm mit Star-Betreuung,<br />

Testmaterial für alle Sportarten.<br />

KOSTEN ab CHF 1099.– pro Person,<br />

OCHSNER <strong>SPORT</strong> CLUB Members ab<br />

CHF 999.–<br />

ANMELDUNG Tel. 0800 022 011,<br />

www.ochsnersport-travel.ch<br />

Wenn hierzulande im Herbst die<br />

kühleren Tage Einzug halten,<br />

ist das der ideale Zeitpunkt, um<br />

im Süden den Sommer noch etwas<br />

zu verlängern. Und wenn<br />

man dabei seine gute Form wahren oder sie<br />

im Hinblick auf den bevorstehenden Winter<br />

erst richtig auf bauen kann, sind das Feriengenüsse<br />

für Hobbysportler in ihrer schönsten<br />

Form.<br />

OCHSNER <strong>SPORT</strong> macht diese Art Aktivferien<br />

noch zusätzlich attraktiv: In Giverola<br />

an der spanischen Costa Brava wird<br />

eine Sportplausch-Woche angeboten, deren<br />

Coaches bekannte Namen tragen: Marathon-Europameister<br />

Viktor Röthlin ist unter<br />

ihnen, ebenso Turn-Queen Ariella Kaeslin,<br />

Triathlon-Olympiasiegerin Nicola Spirig<br />

oder Fussball-Legende Alain Sutter, oder<br />

Weltklasse-Fechter Max Heinzer und Fabian<br />

Kauter. Entsprechend der Sportgrössen aus<br />

den verschiedensten Disziplinen werden in<br />

der Sportplausch-Woche in Giverola denn<br />

auch Aktivitäten und Kurse in den unterschiedlichsten<br />

Diszi plinen und Stärkeklassen<br />

angeboten. Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

jeden Alters können ihr Sportprogramm<br />

täglich frei wählen. Neustes Testmaterial<br />

steht selbstverständlich jederzeit zur<br />

Verfügung.<br />

Die Sportplausch-Woche in Giverola wurde<br />

von OCHSNER <strong>SPORT</strong> bereits im vergangenen<br />

Herbst durchgeführt und war ein voller<br />

Erfolg. Über 150 sportbegeisterte Erwachsene<br />

und Kinder liessen sich im Giverola-Resort<br />

verwöhnen, tankten viel Sonne und arbeiteten<br />

mit grösstem Ver gnügen und unter<br />

prominenter Anleitung an ihrer Fitness.<br />

Das Konzept kam bei den Teilnehmenden<br />

und bei den beteiligten Sport-Grössen perfekt<br />

an.<br />

Das Giverola Resort in Tossa de Mar,<br />

unweit von Girona, bietet nebst der sportlichen<br />

eine vorzügliche Infrastruktur auch<br />

betreffend Unterkunft, Gastronomie und<br />

Erholungs angeboten. Die Anlage ist spe ziell<br />

auch für Familien geeignet, denn sie<br />

deckt ein breites Spektrum an Angeboten ab.<br />

Die Sportplausch-Woche von OCHSNER<br />

<strong>SPORT</strong> findet vom 10. bis 17. Oktober statt.<br />

Anmeldungen sind ab sofort möglich unter<br />

www.ochsnersport-travel.ch.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


ONLINE<br />

110 LOUNGE ONLINE-SHOP<br />

Fahrradkorb<br />

Art. 5 712 414<br />

Top-Velozubehör<br />

SICHER<br />

IM TRITT<br />

Die Fahrrad-Saison beginnt.<br />

Doch erst das richtige Equipment<br />

macht sie zum ungetrübten Spass.<br />

Knog Blinder<br />

Rücklicht<br />

Art. 5 714 428<br />

Uvex City-<br />

Visierhelm<br />

Art. 5 740 695<br />

Trelock Faltschloss<br />

Art. 5 710 423<br />

Alpina E-Helm<br />

Art. 5 740 679<br />

Vaude Fahrradtasche<br />

Reva<br />

Art. 5 715 433<br />

Hamax Fahrradkindersitz<br />

Art. 5 715 430<br />

Hercules<br />

E-Bike Edison<br />

Art. 5 704 470<br />

B&M Rückspiegel<br />

Art. 5 716 435<br />

Croozer Kinderfahrradwagen<br />

Art. 5 733 423<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015<br />

Alle Produkte von OCHSNER <strong>SPORT</strong>, erhältlich unter ebike.ochsnersport.ch.


BIKE<br />

2015<br />

NEU:<br />

32 Bike-<br />

Kompetenzzentren<br />

in<br />

der Schweiz.<br />

MEIN ZIEL<br />

HÖHER. WEITER.<br />

SCHNELLER.<br />

Roger Fischlin, Gigathlet<br />

VERSAND<br />

KOSTEN<br />

FREI<br />

OCHSNER<strong>SPORT</strong>.CH<br />

Dein Ziel ist unser Ziel.


EXKLUSIV<br />

für CLUB Mitglieder<br />

von 02.03. bis 22.03.2015<br />

27.5”<br />

Art. 5 701 458<br />

Wheeler Mountainbike Passera XT-20*<br />

Gabel: SF14 XCR-32LO-R, 100 mm Federweg<br />

Schaltung: Shimano Deore, 27 Gänge<br />

Bremsen: Shimano Disc Brake BR-M445<br />

Grössen: 15"/17"/19"<br />

999.– 699.–<br />

27.5”<br />

Gültig vom 02.03. bis 22.03.2015 oder solange Vorrat. Nicht kumulierbar mit anderen Aktionen.<br />

Preisänderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />

Art. 5 700 554<br />

Wheeler Mountainbike Protron XT-20*<br />

Gabel: SF14 XCR-32LO-R, 100 mm Federweg<br />

Schaltung: Shimano Deore, 27 Gänge<br />

Bremsen: Shimano Disc Brake BR-M445<br />

Grössen: 17"/19"/21"/22.5"<br />

999.– 699. –


Liebe Bikebegeisterte<br />

Achtung, fertig – die neue Bike-Saison kann kommen.<br />

Für mich sind die Übergänge von einer Saison zur<br />

andern fliessend. Und trotzdem strömt das Adrenalin<br />

immer wieder von Neuem, wenn die Temperaturen<br />

steigen und es uns hinauszieht in die Natur.<br />

In den 32 Bike-Kompetenzzentren von OCHSNER <strong>SPORT</strong><br />

wirst du optimal beraten. Und wenn ich dir selber einen<br />

Tipp geben darf: Mit dem Scott-Bike MTB Genius 750 erlebst<br />

du eine neue Dimension des Bikens, die jede Tour<br />

zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.<br />

So wurde einst bei mir die Leidenschaft für diesen Sport<br />

geweckt, der für mich zum Beruf geworden ist. Und trotzdem<br />

Hobby geblieben ist. Biken vermittelt mir immer<br />

noch ein Lebensgefühl, das Technik, Vergnügen, Schweiss<br />

und Lust miteinander verbindet. Und wenn die Ausrüstung<br />

stimmt, ist der Genuss noch ungleich grösser.<br />

27.5”<br />

Nino Schurter,<br />

Weltmeister Mountainbike<br />

Art. 5 700 557<br />

Scott Mountainbike Genius 750*<br />

Gabel: Rock Shox Sector mit Lockout-Funktion<br />

Schaltung: Shimano SLX / Deore, 30 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M395 Disc<br />

Grössen: M/L<br />

2199.–<br />

MEIN<br />

TIPP<br />

*Nicht in allen Filialen erhältlich. Angebot gültig solange Vorrat.<br />

GEMEINSAM <strong>SPORT</strong>LICHE ZIELE<br />

ERREICHEN:<br />

OFFIZIELLES <strong>SPORT</strong>GESCHÄFT


TOP PRICE<br />

GÜLTIG VON 02.03. BIS 22.03.2015<br />

oder solange Vorrat. Nicht kumulierbar mit anderen Aktionen.<br />

Art. 5 704 468<br />

Hercules E-Bike Roberta F7<br />

Motor: Bosch Active Line 250 Watt, 400 Wh Batterie<br />

Schaltung: Shimano Nexus Nabenschaltung, 7 Gänge<br />

Bremsen: Magura HS 11 hydraulische Felgenbremsen<br />

Grössen: 46/50c m<br />

Einführungspreis<br />

2699.– 1799.–<br />

–33 %


Denise Feierabend,<br />

Weltcup, Ski alpin<br />

Roger Fischlin, Gigathlet<br />

Diese TOP PRICE Aktionen findest du in den 32 OCHSNER <strong>SPORT</strong> Bike-Kompetenzzentren sowie in vielen weiteren OCHSNER <strong>SPORT</strong> Filialen.<br />

27.5”<br />

–38 %<br />

–27 %<br />

Art. 5 700 553<br />

Wheeler Mountainbike Protron XT-40<br />

Gabel: ZOOM HL-565D, Federweg 80 mm<br />

Schaltung: Shimano Acera, 24 Gänge<br />

Bremsen: Shimano Disc Brake BR-M396L<br />

Grössen: 15"/17"/19"/21"/22.5"<br />

Einführungspreis<br />

799.– 499.–<br />

Art. 5 702 485<br />

Wheeler Mountainbike XT-24<br />

Gabel: Zoom HL-565D, Federweg 50 mm<br />

Schaltung: Shimano Altus RD-M310, 21 Gänge<br />

Bremsen: Promax V-Brake<br />

Grösse: 24"<br />

Einführungspreis<br />

479.– 349.–


Reflektierendes Tape<br />

unter der Flachnaht<br />

Abriebfestes und<br />

wasserabweisendes<br />

Material<br />

Drei Rückentaschen<br />

samt Reissverschluss<br />

Rutschfester<br />

Silikonabschluss<br />

Art. 6 701 668<br />

Scott Bike Shirt RC Pro Tec*<br />

Grössen: M–XXL<br />

129.90<br />

Scott Bike Trägerhose<br />

RC Pro Tec<br />

Das anatomisch vorgeformte<br />

Scott Performance Sitzpolster<br />

sorgt durch seine pflegeleichte<br />

und schweissabsorbierende<br />

Funktion für<br />

ausserordentlichen Komfort.<br />

Scott Protect Technologie<br />

Scott ist stolz, die neue ITD ProTec Technologie vorzustellen.<br />

Die Kombination aus Carbonfasern und Keramikaufdrucken lässt ein<br />

Material entstehen, welches eine sehr gute Widerstandsfähigkeit<br />

aufweist. Speziell im Fall von Stürzen bei hoher Geschwindigkeit<br />

wird so ein optimaler Schutz gewährleistet.<br />

Die Scott RC Protect-Linie besteht aus<br />

abriebfestem Material und ist besonders<br />

schonend für die Haut. Die reflektierenden<br />

Flachnähte sorgen für noch mehr Komfort<br />

und Sicherheit.<br />

Art. 6 703 511<br />

Scott Bike Trägerhose<br />

RC Pro Tec*<br />

Grössen: M–XL<br />

149.90<br />

Das DUROwear-Material schützt dich<br />

vor den rauhen Bedingungen, die dich<br />

in der Natur erwarten.<br />

DUROshade-Stoffe bieten Schutz<br />

vor der Sonne.


Art. 6 701 662<br />

Scott Bike Shirt Endurance 30*<br />

Atmungsaktiv<br />

3-Taschen-System am Rücken<br />

Grössen: M–XXL<br />

79.90<br />

Art. 6 701 665<br />

Scott Bike Shirt Trail 40 S/SL*<br />

Atmungsaktiv<br />

Seitliche Reissverschluss-Tasche<br />

Grössen: M–XXL<br />

69.90<br />

Art. 6 704 474<br />

Scott Bike Short Trail 20 LS/FIT*<br />

Mit Innentight<br />

Atmungsaktiv, mit Stretch-Einsätzen<br />

Grössen: S–XL<br />

129.90<br />

Art. 6 711 569<br />

Scott Bike Shirt Trail MTN 10S*<br />

Atmungsaktiv<br />

Kleine Rückentasche mit Reissverschluss<br />

Grössen: S–L<br />

69.90<br />

Art. 6 711 567<br />

Scott Bike Shirt Endurance 20*<br />

Atmungsaktiv<br />

3-Taschen-System am Rücken<br />

Grössen: S–L<br />

79.90<br />

Art. 6 714 479<br />

Scott Bike Short Trail LS/FIT*<br />

Mit Innentight<br />

Atmungsaktiv<br />

Grössen: XS–L<br />

149.90<br />

Art. 5 718 501<br />

Stoke Bike Rucksack Bike 15<br />

Mit separatem Fach für Trinksystem<br />

Gewicht: ca. 600 g<br />

Volumen: 15 Liter<br />

59.90<br />

Art. 5 718 420<br />

Stoke Bike Rucksack Enduro 15<br />

Helmbefestigung mit Kordelzug<br />

Gewicht: ca. 550 g<br />

Volumen: 15 Liter<br />

59.90<br />

Art. 5 718 421<br />

Stoke Bike Rucksack Bike 10<br />

Mit Helmhalterung / Öffnung für Trinksystem<br />

Gewicht: ca. 500 g<br />

Volumen: 10 Liter<br />

49.90<br />

*Nicht in allen Filialen erhältlich. Angebot gültig solange Vorrat.


Diese Produkte sind exklusiv in den 32 Bike-Kompetenzzentren erhältlich.<br />

ALLES RUND UMS BIKE .<br />

Neu in diesen 32 Bike-Kompetenzzentren.<br />

Herblingen<br />

Kreuzlingen<br />

Spreitenbach<br />

Oerlikon<br />

Aarau<br />

Egerkingen<br />

Regensdorf<br />

Dietlikon<br />

Volketswil<br />

Sihlcity<br />

Hinwil<br />

Wil<br />

St.Margrethen<br />

La Chaux-de-Fonds<br />

Neuchâtel<br />

Lyssach<br />

Rothenburg<br />

Stans<br />

Zug<br />

Mels<br />

Avry-sur-Matr.<br />

Heimberg<br />

Thun, Panorama Center<br />

Chur, City West<br />

Crissier<br />

Bulle<br />

Matten bei Interlaken<br />

Signy<br />

Villeneuve<br />

Genève<br />

Carouge<br />

Conthey<br />

Entdecke unser geballtes Bike-Know-how an 32 Standorten. Unser Fachpersonal freut sich<br />

darauf, dir mit Bikes, Zubehör und Service-Dienstleistungen weiterzuhelfen. In 16 Filialen<br />

findest du zudem eine grosse Auswahl an Scott-Bikes – die absolute Top-Marke, wenn es<br />

um Bikes geht. Bike-Zubehör, -Textilien und saisonale Bike-Aktionen findest du in allen<br />

unseren über 85 OCHSNER <strong>SPORT</strong> Filialen.<br />

bike-zenter.ochsnersport.ch


29”<br />

29”<br />

Art. 5 700 558<br />

Scott Mountainbike Spark 940*<br />

Gabel: Fox 32 Float Evolution CTD Air<br />

Schaltung: Shimano XT / SLX, 20 Gänge<br />

Bremsen: Shimano Disc BL-M615<br />

Grössen: M/L<br />

2899.–<br />

Art. 5 700 560<br />

Scott Mountainbike Scale 950*<br />

Gabel: Fox 32 Float Evolution CTD Air<br />

Schaltung: Shimano XT / SLX, 20 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M447 Disc<br />

Grössen: M/L/XL<br />

1549.–<br />

29”<br />

27.5”<br />

Art. 5 700 559<br />

Scott Mountainbike Scale 960*<br />

Gabel: Rock Shox XC 30 mit Remote Lockout<br />

Schaltung: Shimano XT / Deore, 30 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M447 Disc<br />

Grössen: S/M/L/XL<br />

1099.–<br />

Art. 5 701 459<br />

Scott Mountainbike Contessa Scale 710*<br />

Gabel: Rock Shox XC 30<br />

Schaltung: Shimano XT / Deore, 30 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M447 Disc<br />

Grössen: S/M/L<br />

1099.–<br />

27.5”<br />

Art. 5 700 561<br />

Scott Mountainbike Scale 770*<br />

Gabel: Suntour XRC-Remote Lockout<br />

Schaltung: Shimano Deore, 30 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M395 Disc<br />

Grössen: S/M/L/XL<br />

899.–<br />

Art. 5 701 460<br />

Scott Mountainbike Contessa Scale 730*<br />

Gabel: Suntour XCR-Remote Lockout<br />

Schaltung: Shimano Deore, 27 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M355 Disc<br />

Grössen: XS/S/M/L<br />

799.–<br />

27.5”<br />

*Nicht in allen Bike-Kompetenzzentren erhältlich. Angebot gültig solange Vorrat.


crbasel<br />

Nino Schurter<br />

Mountainbiker<br />

Der Spezialist für Kredit- und Prepaidkarten. cornercard.ch<br />

Auch als Visa<br />

Karte erhältlich.


Diese Produkte sind exklusiv in den 32 Bike-Kompetenzzentren erhältlich.<br />

29”<br />

27.5”<br />

Art. 5 700 555<br />

Wheeler Mountainbike Protron XT-10<br />

Gabel: SF14-RAIDON-XC-LO-R<br />

Schaltung: Shimano SLX, 30 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M506 Disc<br />

Grössen: 17"/19"/21"<br />

1299.–<br />

Art. 5 700 466<br />

Stoke Mountainbike MTX 7.5<br />

Gabel: Suntour XCR-RL mit Remote Lockout<br />

Schaltung: Shimano Alivio, 27 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M395 Disc<br />

Grössen: 41/46/51/56c m<br />

799.–<br />

26”<br />

27.5”<br />

Art. 5 700 564<br />

Stoke Mountainbike MTX 6.3<br />

Gabel: Suntour XCT-P<br />

Schaltung: Shimano Acera, 24 Gänge<br />

Bremsen: Tektro Alu V-Brake<br />

Grössen: 38/43/48/51/54c m<br />

499.–<br />

Art. 5 701 457<br />

Wheeler Mountainbike Passera XT-10<br />

Gabel: SF14-RAIDON-XC-LO-R<br />

Schaltung: Shimano SLX, 30 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M506 Disc<br />

Grössen: 15"/17"/19"<br />

1299.–<br />

27.5”<br />

26”<br />

Art. 5 701 446<br />

Stoke Mountainbike MTX 7.5<br />

Gabel: Suntour XCR-RL mit Remote Lockout<br />

Schaltung: Shimano Alivio, 27 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M395 Disc<br />

Grössen: 37/41/46c m<br />

799.–<br />

Art. 5 701 447<br />

Stoke Mountainbike MTX 6.3<br />

Gabel: Suntour XCT-P<br />

Schaltung: Shimano Acera, 24 Gänge<br />

Bremsen: Tektro Alu V-Brake<br />

Grössen: 38/43/48c m<br />

499.–


Diese Produkte sind exklusiv in den 32 Bike-Kompetenzzentren erhältlich.<br />

Wheeler Mountainbike Eagle XR-10<br />

29”<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Shimano Hydraulic Disc Brake<br />

Mit vorne 180 mm und hinten 160 mm<br />

Bremsscheiben ist eine gute Bremskraft<br />

garantiert.<br />

Gabel Suntour Raidon SF15 29“, 100 mm<br />

Dank der 15 mm Steckachse erhält das<br />

Rad mehr Steifigkeit und erhöhte Kontrolle.<br />

Diverse Einstellmöglichkeiten der<br />

Federgabel und eine Lockout-Funktion<br />

garantieren hohen Fahrspass.<br />

Shimano XT Antrieb mit DYNASYS<br />

Bessere Schaltpräzision durch das DYNASYS<br />

System garantiert höchsten Fahrgenuss.<br />

Angebot gültig solange Vorrat.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Art. 5 700 551<br />

Wheeler Mountainbike Eagle XR-10<br />

Gabel: Suntour Raidon SF15 29" 100 mm<br />

Schaltung: Shimano XT, 30 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BL-M506 Disc<br />

Grössen: 17"/19"/21"<br />

1699.–


Wheeler Mountainbike R.A.M.P. AM20<br />

1<br />

Aluminium Rahmen mit Tapered Headtube<br />

Super Light Aluminium Rahmen 6061, in einer<br />

27.5er Edition mit einer ausgewogenen<br />

Geometrie. Integrierte Kabelführung.<br />

27.5”<br />

2<br />

3<br />

Gabel Suntour Epicon SF15 27.5“, 130 mm<br />

Dämpfer Suntour RS15 Epicon, 130 mm<br />

Die 15 mm Steckachse vorne verleiht dem<br />

Rad mehr Steifigkeit und erhöht damit den<br />

Fahrspass. Diverse Einstellmöglichkeiten<br />

der Federelemente, wie das Blockieren<br />

vorne und hinten, runden alles ab.<br />

Shimano XT Antrieb mit DYNASYS<br />

Bessere Schaltpräzision durch das DYNASYS<br />

System garantiert höchsten Fahrgenuss.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Art. 5 700 552<br />

Wheeler Mountainbike<br />

R.A.M.P. AM20<br />

Gabel: Suntour Epicon SF15 27.5“ 130 mm<br />

Schaltung: Shimano XT, 30 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BL-M506 203 mm Disc<br />

Grössen: 17“/19“<br />

1999.–


Diese Produkte sind exklusiv in den 32 Bike-Kompetenzzentren erhältlich.<br />

Tretunterstützung bis max. 25 km/h.<br />

Drei Unterstützungsmodi wählbar.<br />

Der Akku besitzt eine Kapazität von 418 Wh und<br />

lässt sich in nur vier Stunden vollständig aufladen.<br />

Hydraulische Shimano<br />

Scheibenbremse<br />

für maximale Bremsleistung.<br />

Die elektronische Shimano Alfine 8-Gang<br />

Di2 Nabenschaltung sorgt für höchsten<br />

Schaltkomfort und ist optimal in das<br />

STePS-System integriert.<br />

INNOVATION<br />

DES MONATS<br />

Art. 5 704 470<br />

Hercules E-Bike Edison Di2<br />

Motor: Shimano STePS Mittelmotor<br />

Leistung: 250 Watt<br />

Bremsen: Shimano BR-M447 Disc<br />

Grössen: 46/50c m<br />

3129.–<br />

27.5”<br />

Art. 5 700 556<br />

Scott E-Mountainbike E-Aspect 720*<br />

Motor: Bosch Performance 250 Watt, 400 Wh Batterie<br />

Schaltung: Shimano Deore, 10 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M447 Disc<br />

Grössen: M/L<br />

2999.–<br />

Art. 5 703 498<br />

Stoke E-Bike Lumen<br />

Motor: Bosch Performance 250 Watt, 400 Wh Batterie<br />

Schaltung: Shimano Deore, 9 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BL-355 Disc<br />

Grössen: 48/52/56c m<br />

2999.–


Art. 5 703 497<br />

Stoke Cross-/Trekkingbike CRX 8.5<br />

Gabel: Suntour NXC mit Lockout<br />

Schaltung: Shimano Deore, 27 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M395 Disc<br />

Grössen: 48/54/58c m<br />

799.–<br />

Art. 5 704 473<br />

Stoke Cross-/Trekkingbike CRX 8.5<br />

Gabel: Suntour NXC mit Lockout<br />

Schaltung: Shimano Deore, 27 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M395 Disc<br />

Grössen: 44/48c m<br />

799.–<br />

Art. 5 703 496<br />

Stoke Citybike TRX 8.9<br />

Gabel: Suntour NEX-DS<br />

Schaltung: Shimano Deore, 27 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M395 Disc<br />

Grössen: 50/55c m<br />

999.–<br />

Art. 5 704 472<br />

Stoke Citybike TRX 8.9<br />

Gabel: Suntour NEX-DS<br />

Schaltung: Shimano Deore, 27 Gänge<br />

Bremsen: Shimano BR-M395 Disc<br />

Grössen: 46/50c m<br />

999.–<br />

Art. 5 703 495<br />

Stoke Citybike TRX 8.1<br />

Gabel: Hi-Ten starr<br />

Schaltung: Shimano Acera, 24 Gänge<br />

Bremsen: Tektro V-Brake<br />

Grössen: 50/55c m<br />

649.–<br />

Art. 5 704 471<br />

Stoke Citybike TRX 8.1<br />

Gabel: Hi-Ten starr<br />

Schaltung: Shimano Acera, 24 Gänge<br />

Bremsen: Tektro V-Brake<br />

Grössen: 46/50c m<br />

649.–<br />

*Nicht in allen Bike-Kompetenzzentren erhältlich. Angebot gültig solange Vorrat.


Diese Produkte sind exklusiv in den 32 Bike-Kompetenzzentren erhältlich.<br />

Art. 5 708 405<br />

Stoke BMX<br />

Gabel: Hi-Ten starr<br />

Schaltung: Single Speed<br />

Bremsen: Tektro Alu U-Brake<br />

Grösse: 20"<br />

399.–<br />

Art. 5 702 493<br />

Stoke Mountainbike MTX 4.1<br />

Gabel: Suntour M3010-AL<br />

Schaltung: Shimano Tourney, 18 Gänge<br />

Bremsen: Tektro Alu V-Brake<br />

Grösse: 24"<br />

449.–<br />

*Nicht in allen Bike-Kompetenzzentren erhältlich. Angebot gültig solange Vorrat.<br />

Art. 5 702 491<br />

Stoke Mountainbike MTX 2.1<br />

Gabel: Suntour M3010-AL<br />

Schaltung: Shimano Tourney, 6 Gänge<br />

Bremsen: Tektro Alu V-Brake<br />

Grösse: 20"<br />

399.–<br />

Art. 5 702 492<br />

Stoke Mountainbike MTX 4.1<br />

Gabel: Suntour M3010-AL<br />

Schaltung: Shimano Tourney, 18 Gänge<br />

Bremsen: Tektro Alu V-Brake<br />

Grösse: 24"<br />

449.–<br />

Art. 5 705 421<br />

Stoke Citybike CTX 4.1<br />

Gabel: Hi-Ten starr<br />

Schaltung: Shimano Tourney, 18 Gänge<br />

Bremsen: Tektro Alu V-Brake<br />

Grösse: 24"<br />

449.–<br />

Art. 5 705 420<br />

Stoke Citybike CTX 2.1<br />

Gabel: Hi-Ten starr<br />

Schaltung: Shimano Tourney, 6 Gänge<br />

Bremsen: Tektro Alu V-Brake<br />

Grösse: 20"<br />

399.–


In unseren 32 Bike-Kompetenzzentren:<br />

GROSSER BIKE-<br />

SERVICE FÜR<br />

NUR CHF 109.–<br />

Folgende Leistungen sind inkludiert:<br />

Überprüfen und Einstellen aller<br />

technischen Funktionen wie<br />

Bremsen, Schaltung, Licht<br />

Ölen aller beweglichen Teile<br />

Überprüfen von Reifen und<br />

Luftdruck<br />

Kontrolle der Speichenspannung<br />

(Achter korrigieren)<br />

Reinigung<br />

Alle weiteren Arbeiten oder Ersatzteile nach Aufwand<br />

DEIN MECHANIKER VOR ORT<br />

Ivo Bachofner, Filiale Lyssach<br />

In unseren 32 Bike-Kompetenzzentren garantieren wir guten Service zu guten Preisen.<br />

Unsere Mechaniker vor Ort sorgen dafür, dass dein Bike innerhalb von 48 h wieder auf<br />

Vordermann gebracht wird, sofern der Andrang nicht zu gross ist und der Service vor Ort<br />

durchgeführt werden kann. Dein nächstes Kompetenzzentrum findest du unter:<br />

bike-zenter.ochsnersport.ch


Highway<br />

to heaven.<br />

UNSER PARADIES FÜR MOUNTAIN<br />

MOUNTAINBIKER.<br />

Lässt Herzen höher schlagen.


Diese Produkte sind exklusiv in den 32 Bike-Kompetenzzentren erhältlich.<br />

Sylomer-Federung ® für höheren<br />

Komfort für die Kinder.<br />

Drei Nutzungsmöglichkeiten:<br />

als Veloanhänger, Buggy oder Walker.<br />

Veloanhänger<br />

Buggy<br />

Walker<br />

Art. 5 733 423<br />

Croozer Veloanhänger Kid Plus for 2<br />

Platz für 2 Kinder<br />

Viel Stauraum<br />

769.–<br />

Mit TÜV Toxproof-Siegel ausgezeichnet.<br />

Die Produkte von Toxproof gewährleisten<br />

durch ständige Prüfungen, dass die Produkte<br />

frei von relevanten Schadstoffen sind.<br />

Art. 5 733 421<br />

Croozer Veloanhänger Kid for 2<br />

3 Nutzungsvarianten: Veloanhänger, Buggy und Walker<br />

Innovatives Schnellfaltsystem<br />

Platz für 2 Kinder / viel Stauraum<br />

579.–<br />

Entdecke unser grosses<br />

Sortiment an Bike-Helmen<br />

in allen unseren Filialen.


Bike-Textilien<br />

der Marke VAUDE<br />

findest du neu in den<br />

32 OCHSNER <strong>SPORT</strong><br />

Bike-Kompetenzzentren.<br />

Art. 6 701 645<br />

Vaude Bike Shirt Tremalzo<br />

Atmungsaktiv<br />

Kleine Rückentasche mit Reissverschluss<br />

Grössen: S–XXL<br />

74.90<br />

Art. 6 714 469 / 6 704 468<br />

Vaude Bike Short Craggy II<br />

Mit Innentight<br />

Atmungsaktiv, mit Stretch-Einsätzen<br />

Grössen: Damen 36–42 / Herren S–XXL<br />

139.90<br />

Art. 6 711 483 / 552<br />

Vaude Bike Shirt Tremalzo<br />

Atmungsaktiv<br />

Kleine Rückentaschen mit Reissverschluss<br />

Grössen: 36–44<br />

74.90


LOUNGE OCHSNER <strong>SPORT</strong> COACH 131<br />

IMMER NOCH GEFESSELT<br />

von der Faszination des<br />

Mountainbikings: Thomas<br />

Frischknecht und Urs<br />

Gerig (l.) auf der Indoor<br />

Pumptrack in Pfäffikon (ZH)<br />

FOTO: NICOLE BÖKHAUS; LOCATION: INDOORBIKEPARK.CH, PFÄFFIKON,ZH<br />

SATTELFEST IM SCHUSS<br />

Weltmeister Thomas Frischknecht und OCHSNER <strong>SPORT</strong> Coach Urs Gerig<br />

sind langjährige Weggefährten im Bikesport. In der Pfäffiker Indoor-<br />

Anlage zeigen sie Tricks und Kniffe für eine sichere Geländefahrt.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


URS GERIG<br />

Das erfolgreichste Mountainbike-Team<br />

in den 90er-Jahren<br />

war das Team Ritchey<br />

mit dessen Teamleader<br />

Thomas Frischknecht. Urs<br />

Gerig war als Masseur und Betreuer dabei.<br />

Heute ist «Frischi» dreifacher Weltmeister<br />

und Olympiasilbermedaillen-Gewinner,<br />

Urs Gerig Sportcoach und Ausbildner bei<br />

OCHSNER <strong>SPORT</strong>. Die beiden sind «dicke»<br />

Freunde und treffen sich wenn irgend möglich<br />

einmal pro Woche zum gemeinsamen<br />

Sporttreiben. Ihre Freude und Erfahrung geben<br />

die beiden mit Leidenschaft in den von<br />

OCHSNER <strong>SPORT</strong> TRAVEL organisierten<br />

Mountainbike-Seminaren weiter. Im Engadin<br />

und in der Toskana lernen interessierte Hobbyfahrer<br />

die Vielseitigkeit des Mountainbikens<br />

kennen. Fahrtechnik, Materialwahl, Trai-<br />

DOWNHILLPOSITION<br />

Körperschwerpunkt nach hinten<br />

schieben – genügend Druck auf<br />

den Lenker bringen – Arme und<br />

Beine als Federelemente einsetzen,<br />

Blick voraus. Die Ideallinie<br />

findet Frischi auch ohne Coach.<br />

CDER COACH GIBT TIPPS<br />

KLICKPEDALEN<br />

Wer sich einmal daran<br />

gewöhnt hat, gibt sie<br />

nicht mehr her. Klickpedalen<br />

und die entsprechenden<br />

Schuhe verbessern<br />

die Kraftübertragung<br />

und erhöhen die Sicherheit<br />

durch verbesserte Führung<br />

des Bikes in den Abfahrten.<br />

SATTELTÄSCHLI<br />

Auch auf kurzen Ausfahrten:<br />

Luftpumpe, Ersatzschlauch,<br />

Pneuhebel, Multitool und Kettennieter<br />

immer mitnehmen.<br />

15 Minuten reparieren ist besser<br />

als 1 Stunde zu Fuss nach Hause<br />

gehen.<br />

EINSTELLUNG SATTELHÖHE<br />

Das gestreckte Bein sollte bei tiefster<br />

Kurbelstellung gerade noch mit der<br />

Ferse das Pedal berühren. Dies in<br />

zentraler Sitzposition über dem Bike.<br />

Sattel um einige Millimeter erhöhen,<br />

20–30 Min. fahren. Besser? Evtl.<br />

weitere Anpassungen machen.<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


LOUNGE OCHSNER <strong>SPORT</strong> COACH 133<br />

FOTOS: NICOLE BÖKHAUS; LOCATION: INDOORBIKEPARK.CH, PFÄFFIKON,ZH<br />

ning, Regeneration und natürlich die Geselligkeit<br />

stehen im Mittelpunkt. Ein spezielles<br />

Augenmerk wird auf die Verbesserung der<br />

Fahrtechnik gelegt, was nicht zuletzt zur Sicherheit<br />

beiträgt. Auf ausgesuchten Strecken<br />

werden die persönlichen technischen Fertigkeiten<br />

optimiert und verbessert. So wird unter<br />

fachkundiger Leitung und in verschiedenen<br />

Leistungsgruppen jede Ausfahrt schnell<br />

zu einem persönlichen Erfolgserlebnis.<br />

Es gibt keine Sportart, in der die Fortschritte<br />

der Teilnehmer so schnell und gut<br />

sichtbar werden wie in einem Mountainbikekurs.<br />

Technische Passagen, die man als<br />

«unfahrbar» einstufte, werden gegen Ende<br />

des Kurses mit Jubelrufen überwunden.<br />

«So macht Sportcoaching Spass!», sagen die<br />

beiden Profis unisono.<br />

Für weiterführende Fragen<br />

zu Technik oder Tipps steht Urs Gerig<br />

am Montagnachmittag, 23. März 2015<br />

von 14 bis 16 Uhr auf der Facebook-<br />

Seite von OCHSNER <strong>SPORT</strong> unter<br />

www.facebook.com/ochsnersport<br />

zur Verfügung.<br />

GLEICHGEWICHTSÜBUNGEN<br />

Diese Übungen verbessern die Bike-Kontrolle und das Gleichgewichtsgefühl<br />

auf dem Rad. Im Stillstand Bike und Körper<br />

aus balancieren. Beginnen Sie mit den Händen am Lenker.<br />

Tipp zum Anfangen: Das Vorderrad seitlich abkippen (bei einer<br />

leichten Steigung fällt dies noch leichter).<br />

Hüpfen an Ort: Auf einer flachen Unterlage beginnen, beide Bremsen<br />

blockieren und versuchen, möglichst lange zu hüpfen. Achten Sie<br />

darauf, dass Hinter- und Vorderrad gleichzeitig den Boden verlassen<br />

bzw. berühren. Erst Fortgeschrittene suchen sich eine Erhöhung.<br />

KURVENTECHNIK<br />

Kurventechnik in Perfektion: Das Pedal ist in<br />

6-Uhr-Stellung, Bike dosiert nach innen legen,<br />

Körperspannung aufbauen über den gestreckten<br />

Innenarm und das gestreckte Aussenbein sorgen<br />

für ein stabiles Gleichgewicht. Ausgangs Kurve<br />

das Bike aufrichten und den Schwung ausnutzen.<br />

Wichtig: Vorausschauender Blick.


134 LOUNGE SAISON-HIGHLIGHTS<br />

Scott MTB<br />

E-Aspect 720<br />

Art. 5 700 556<br />

BIKE-TRENDS 2015<br />

AB AUFS BIKE!<br />

Noch sind die Bike-Trails vom Winter schön dreckig und damit<br />

herausfordernd. Höchste Zeit, den Frühling auf zwei<br />

Rädern zu begrüssen. Wir präsentieren die wichtigsten Gadgets<br />

fürs Mountainbiken. Foto: Gian Marco Castelberg/13Photo


135<br />

Knog Blinder Arc LED<br />

Frontleuchte<br />

Art. 5 714 427<br />

Blackburn<br />

iPhone-<br />

Halterung<br />

Art. 5 715 428<br />

Scott Bike<br />

Trikot<br />

Art. 6 701 665<br />

Scott Bike Trikot<br />

Art. 6 701 664<br />

Scott Bike Shorts<br />

Art. 6 704 474<br />

Scott Bike<br />

Shorts<br />

Art. 6 704 672<br />

Stoke<br />

Helmcover<br />

Art. 5 740 662<br />

Scott MTB<br />

Scale 950<br />

Art. 5 700 560<br />

Uvex Bikehelm<br />

Quatro<br />

Art. 5 740 685<br />

Alle Produkte von OCHSNER <strong>SPORT</strong>, teilweise nicht in allen Filialen erhältlich.<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>


Publireportage<br />

Zwei absol<br />

Renner<br />

Das Radidol<br />

Der mehrfache Olympiasieger, Weltmeister<br />

und Cornèrcard Botschafter Fabian Cancellara<br />

freut sich auf Sie.<br />

6. Cornèrcard Cancellara Challenge.<br />

Am Samstag, 13.Juni 2015 zählt im Kanton Zug nur<br />

noch eins: Höchstgeschwindigkeit. Radsportbegeisterte<br />

können an der 6.Cornèrcard Cancellara<br />

Challenge ihre Kräfte mit Superstar Fabian Cancellara<br />

messen. Mit etwas Glück sind Sie dabei!<br />

300 per Los ermittelte Fahrerinnen und Fahrer<br />

rollen im 15-Sekunden-Takt von der Startrampe,<br />

um ihr Können auf der offiziellen, 5,1 km langen<br />

Tour-de-Suisse-Strecke unter Beweis zu stellen.<br />

Es gewinnt, wer seine Differenz zur Rennzeit von<br />

Fabian Cancellara am besten geschätzt hat.


ute<br />

für Sie.<br />

Jetzt anmelden zur Startplatz-Verlosung!<br />

Anmeldung:<br />

bis 30.04.2015 unter emotions.cornercard.ch/challenge<br />

Voraussetzungen: Kondition, eigenes Renn- oder<br />

Triathlonvelo, Velohelm, Mindestalter von 16 Jahren<br />

Details zu den Rennstrecken unter tourdesuisse.ch<br />

1. Cornèrcard City Circle.<br />

Am Sonntag, 21. Juni 2015 können Sie in Bern bei<br />

einem weiteren Höhepunkt im Radsport mitmachen.<br />

Treten Sie bei der Premiere des Cornèrcard City<br />

Circle an und fahren Sie auf der 76,4 km langen,<br />

abgesperrten Originalrundstrecke der Profis<br />

um die Wette.<br />

Cornèrcard verlost 200 Startplätze für das<br />

Rennen, das sich ebenfalls an ambitionierte<br />

Hobby-Radrennfahrerinnen und -fahrer richtet.<br />

Auch hier viel Glück!<br />

emotions.cornercard.ch


138 WAS MACHT ... CHRISTOPHE OHREL<br />

2015<br />

1993<br />

«Ich glaube, wir hatten<br />

damals mehr Spass»<br />

Nach seinem Rücktritt wurde der Charakter-Fussballer<br />

Versicherungsagent. Noch heute nimmt Christophe<br />

Ohrel kein Blatt vor den Mund. Text: Marc David Foto: Darrin Vanselow<br />

CHRISTOPHE OHREL<br />

GEBOREN 7. April 1968 in Saint-Dié<br />

(Fr). GESTERN Französische Eltern,<br />

als Kind in der Schweiz eingebürgert,<br />

Spieler in Lausanne (1987–1992),<br />

Servette (1992–94), Rennes (1994–95),<br />

Saint-Etienne (1995–96), Lausanne<br />

(1996–2001), Luzern (2001–02) und<br />

Yverdon (2002–03). Rücktritt 2003.<br />

Schweizer Meister 1994 (Servette),<br />

Cupsieger 1998 und 1999 (Lausanne).<br />

56 Einsätze fürs Nationalteam, WM-<br />

Teilnahme 1994, 6 Tore.<br />

HEUTE Nach vier Jahren als<br />

Weinverkäufer 2008 Rückkehr in die<br />

Finanzwelt; seit 2013 Versicherungsagent<br />

bei der Allianz in Lausanne.<br />

Verheiratet mit Carole Chapuisat<br />

(Schwester von Stéphane), lebt seit<br />

17 Jahren in der Agglomeration<br />

Lausanne. Drei Töchter (Jennifer, 19,<br />

Romy, 17, Marine, 12). Sportdirektor<br />

des FC Forward Morges (2. Liga), spielt<br />

mit den Senioren des FC Crissier (VD).<br />

Wenn Christophe Ohrel über Fussball<br />

spricht, schaut er nicht auf die<br />

Uhr. Als einer, der alles gab, bissig<br />

und fordernd, verkörpert er einen<br />

Typ Sportler, der dem heutigen<br />

Fussball gut anstehen würde.<br />

Was ist von Ihrer Zeit im Fussball geblieben?<br />

Ich habe immer noch viele Kontakte und<br />

bewege mich gern in dieser Welt. Aber ich<br />

habe nicht weitergemacht, weil ich keine<br />

Chance sah, im waadtländischen oder gar<br />

welschen Fussball Erfüllung zu finden. Um<br />

richtig Karriere zu machen, muss man in die<br />

Deutschschweiz gehen. Und trotz zehn Saisons<br />

in Lausanne gab man mir zu verstehen,<br />

dass man kein Interesse an Ehemaligen wie<br />

mir hat. Sogar mit einem gewissen Neid.<br />

Was mögen Sie am Versicherungswesen?<br />

Den Kontakt mit den Kunden. Und dass<br />

ich unabhängig bin, obwohl ich angestellt<br />

bin. Ich habe ein Portfolio mit ungefähr<br />

500 Adressen, das macht es interessant. Ich<br />

bin ein kleiner Unternehmer mit Zielen.<br />

Haben sich die Fussballer verändert?<br />

Sehr. Wir haben früher noch ein Glas mit den<br />

Fans getrunken. Die heutigen Fussballer sind<br />

ein wenig wie von einem anderen Planeten.<br />

Ich glaube, wir hatten mehr Spass daran,<br />

waren amateurhafter. Ich muss über all die Tätowierungen<br />

und Spieler lachen, die sich wegen<br />

eines Images stundenlang frisieren. Und<br />

die Summen sind exzessiv, das ist der Wahnsinn.<br />

Man darf nicht vergessen, dass Fussball<br />

in erster Linie ein Spiel ist. Heute spielt man<br />

nicht mehr Fussball, man macht ihn.<br />

Sind Sie französisch-schweizerischer<br />

Doppelbürger?<br />

Ja, aber für mich gab es nie eine Wahl:<br />

Ich bin Schweizer, das ist selbstverständlich.<br />

Wir identifizieren uns heute nicht mehr<br />

mit unserem Land. Ich kann Spieler nicht<br />

verstehen, die hier geboren sind, sich<br />

aber für Kroatien oder den Kosovo entscheiden.<br />

Was ist Ihre schönste Erinnerung?<br />

Als wir im Hardturm 4:0 gegen Estland gewonnen<br />

haben und uns damit für die WM<br />

1994 qualifizierten. Das Wetter war so<br />

schlecht, sie mussten das Spielfeld mit Maschinen<br />

trocknen. Dieser Abend war ein richtiges<br />

Fest mit einer genialen Atmosphäre.<br />

Wir spürten, dass wir etwas Historisches<br />

geschafft haben.<br />

FOTOS: DARRIN VANSELOW, GETTY IMAGES<br />

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015


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