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Depressive Störungen: Deutliche Zunahme in der Pubertät

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depressiver Störungen bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen [10]. Die fehlende Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> trizyklischen Antidressiva im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter ist bisher noch wenig<br />

verstanden, e<strong>in</strong> Grund hierfür könnten Reifungsprozesse im Noradrenal<strong>in</strong>system se<strong>in</strong><br />

[11].<br />

Alle SSRI haben e<strong>in</strong>en aktivierenden und antriebssteigernden Effekt, <strong>der</strong> nicht nur<br />

bei Patienten mit suizidalen Symptomen e<strong>in</strong>e aufmerksame und engmaschige<br />

Begleitung <strong>der</strong> Pharmakotherapie bedarf, da auch bei den SSRI mit e<strong>in</strong>er Latenz des<br />

Wirkungse<strong>in</strong>tritts von m<strong>in</strong>destens zwei Wochen zu rechnen ist. Um dieser<br />

Problematik zu begegnen, ist entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong> stationärer Aufenthalt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Begleitmedikation mit e<strong>in</strong>em niedrig- o<strong>der</strong> mittelpotenten Neuroleptikum <strong>in</strong> Erwägung<br />

zu ziehen. Ziel dieser Medikation ist es, <strong>der</strong> aktivierenden Komponente <strong>der</strong> SSRI<br />

durch die sedierende Komponente <strong>der</strong> Neuroleptika entgegenzuwirken. Alternativ ist<br />

auch e<strong>in</strong> Antidepressivum mit e<strong>in</strong>er sedierenden Komponente (Mirtazap<strong>in</strong>) zu<br />

überlegen. Zur Frage, ob SSRI das Suizidrisiko erhöhen, zeigen die letzten<br />

Metaanalysen, dass dies nicht <strong>der</strong> Fall ist [4].<br />

Fluoxet<strong>in</strong>: Auf <strong>der</strong> Basis von Wirksamkeitsstudien liegt <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong> höchste<br />

Evidenzgrad zur Behandlung depressiver Störungen im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter zu<br />

Fluoxet<strong>in</strong> vor [19]. Dies ist auch <strong>der</strong> bisher e<strong>in</strong>zige Wirkstoff, <strong>der</strong> zur Behandlung <strong>der</strong><br />

Depression bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ab dem achten Lebensjahr <strong>in</strong> Deutschland zugelassen ist.<br />

Alle an<strong>der</strong>en Wirkstoffe werden als Off-label-Gebrauch im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

<strong>in</strong>dividuellen Heilversuchs e<strong>in</strong>gesetzt, was h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Aufklärung und<br />

Information des Patienten und <strong>der</strong> Erziehungsberechtigten berücksichtigt werden<br />

muss (Aufklärung über den Zulassungsstatus, Alternativen, Nebenwirkungen).<br />

Weitere SSRI: Die Wirksamkeitsdaten für Sertral<strong>in</strong> und Paroxet<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d<br />

wi<strong>der</strong>sprüchlich, für Citalopram wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz bei Patienten empfohlen, die<br />

aufgrund e<strong>in</strong>er körperlichen Erkrankung e<strong>in</strong>e Verstoffwechselung des<br />

Antidepressivums über die Cytochrom-P450-Enzyme vermeiden müssen. Für e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von SSRI besteht, bed<strong>in</strong>gt durch den Abbau über das Cytochrom-System, e<strong>in</strong>e<br />

potenzielle Interaktion mit an<strong>der</strong>en Medikamenten. Durch e<strong>in</strong>e Hemmung <strong>der</strong><br />

Enzyme des Cytochromsystems erfolgt meist e<strong>in</strong> Spiegelanstieg <strong>der</strong> Komedikation<br />

bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Metabolisierung dieser Substanzen. Johanniskraut<br />

h<strong>in</strong>gegen, das als Selbstmedikation sehr verbreitet ist, <strong>in</strong>duziert das<br />

Cytochromsystem (hier das CYP3A4) und führt zu e<strong>in</strong>em schnellen Abbau <strong>der</strong><br />

Komedikation.<br />

Therapie mit Antidepressiva: Die Behandlung mit Antidepressiva setzt e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>gehende körperliche Untersuchung e<strong>in</strong>schließlich EKG, Blutdruck, Blutbild, Leberund<br />

Nierenparameter voraus. Die Dosierung sollte e<strong>in</strong>schleichend beg<strong>in</strong>nen und <strong>in</strong><br />

wöchentlichen Schritten (4–7 Tagen) e<strong>in</strong>e Aufdosierung erfolgen. In <strong>der</strong> Regel<br />

genügt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>malgabe, abhängig von den Nebenwirkungen sollte bei sedierenden<br />

Medikamenten e<strong>in</strong>e Abendgabe, bei antriebssteigernden Antidepressiva die Gabe<br />

am Morgen bevorzugt werden.<br />

Bei mangeln<strong>der</strong> Wirksamkeit o<strong>der</strong> starken Nebenwirkungen sollte e<strong>in</strong><br />

therapeutisches Drugmonitor<strong>in</strong>g erfolgen. Neben <strong>der</strong> Möglichkeit, Probleme <strong>der</strong><br />

Compliance zu entdecken, kann über das Monitor<strong>in</strong>g die Dosisf<strong>in</strong>dung und<br />

gegebenenfalls das Vermeiden von dosisbed<strong>in</strong>gten Nebenwirkungen erzielt werden<br />

[8, 9]. Bei fehlen<strong>der</strong> Wirksamkeit sollte, da das Erreichen e<strong>in</strong>es ausreichenden

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