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Stau bei den Modernisierungen<br />
und Einsparungen an Service und<br />
Instandhaltung, wodurch sich die<br />
Marktposition des Vermieters weiter<br />
verschlechterte.<br />
Solche Zahlen machen auch aus<br />
heutiger Sicht noch nachdenklich.<br />
Für viele der Mieter ist nach wie vor<br />
der Abriss ganzer Wohnquartiere<br />
ein schmerzlicher persönlicher<br />
Einschnitt. Sie haben ihr eigenes<br />
Wohnumfeld wachsen sehen, waren<br />
froh über eine Wohnung im<br />
Neubaugebiet, die sie zu DDR-<br />
Zeiten erhielten. Können Sie das<br />
verstehen?<br />
Teilweise ja. Mir ist klar, dass der<br />
Abschied vom eigenen Heim, auf das<br />
man lange gewartet hat, in dem die<br />
eigenen Kinder groß wurden, schwer<br />
fällt. Menschlich kann ich mich voll<br />
und ganz in diese Situation hineinversetzen.<br />
Aber welcher andere Weg<br />
bleibt uns als eine wirkliche Alternative<br />
zum jetzigen Vorgehen?<br />
Die Kommunen stehen in der<br />
Verantwortung, die Städte zukunftsfähig<br />
zu entwickeln. Dabei ist<br />
Stadtumbau weiter zu sehen, als<br />
nur nach der Formel Leerstand<br />
gleich Platte gleich Abriss. Der rasante<br />
Bevölkerungsverlust und die<br />
Überalterung bewirken - leider - auch<br />
die Verödung der Innenstädte, die<br />
Notwendigkeit des Rückbaus der technischen<br />
Infrastruktur, Rückentwicklung<br />
der sozialen Infrastruktur und so weiter.<br />
Dies erfordert ein integriertes<br />
Herangehen, neue Antworten zur<br />
Stadtentwicklung und vor allem den<br />
Konsens sehr, sehr vieler Akteure.<br />
Stadtumbau ist auch weit mehr als<br />
das, was das Programm fördern<br />
kann. Eigentlich ist der Grundsatz<br />
sehr einfach: Alle Gedanken und<br />
Planungen zur Stadtentwicklung, auch<br />
alle Fördermittel müssen unter dem<br />
Gesichtspunkt des Umbaus und der<br />
Schrumpfung auf das neue „Leitbild“,<br />
das sich die Stadt gibt, konzentriert<br />
werden. Auf den zuerst notwendigen<br />
Abriss von Gebäuden muss und<br />
wird die verstärkte Aufwertung der<br />
Stadtgebiete folgen.<br />
Und trotzdem blieb keine andere<br />
Wahl, als flächenhaft Wohnungen<br />
vom Markt zu nehmen?<br />
Ja. Es war wichtig und richtig, das auffälligste<br />
Merkmal der Schrumpfung -<br />
den konzentrierten Wohnungsleerstand<br />
- besonders gezielt zu bekämpfen.<br />
Dies geschah dort, wo der Leerstand<br />
massiv auftrat und wo durch geänderte<br />
Ansprüche und Bedingungen auch zukünftig<br />
keine positive Dynamik mehr zu<br />
erwarten war wie in bestimmten Teilen<br />
der Plattenbau-Siedlungen.<br />
Der bisherige Verlauf des Stadtumbauprogramms,<br />
die weiter bestehenden<br />
demografischen Tendenzen<br />
„Der Stadtumbau an sich ist kein zeitlich beschränkter Prozess.“<br />
Bauminister Dr. Karl-Heinz Daehre<br />
und die Stadtentwicklung in den vergangenen<br />
Jahren zeigen, dass es<br />
illusorisch ist, von einer flächendeckenden<br />
Beseitigung des Wohnungsleerstandes<br />
auszugehen. Mit einem<br />
erhöhten Wohnungsleerstand werden<br />
viele Städte in unserem Land<br />
noch über einen längeren Zeitraum<br />
agieren müssen. Also wird - auch<br />
unter dem Blickwinkel des Strebens<br />
nach städtebaulicher Qualität - die<br />
Fortsetzung des Abrisses in gewissem<br />
Maße unumgänglich sein. Nur durch<br />
die weitere Gesundung des Marktes<br />
steigt die Chance auf qualitätvollen<br />
Erhalt der verbleibenden Substanz.<br />
Sachsen-Anhalt wird dort, wo es dringend<br />
notwendig ist, die Beseitigung<br />
des Wohnungsleerstands auch weiterhin<br />
unterstützen.<br />
Viele Städte zwischen Arendsee und<br />
Zeitz haben durch den Stadtumbau<br />
Ost ihr Gesicht verändert. Können<br />
Sie uns sagen, was in den zurückliegenden<br />
sechs Jahren in Sachsen-<br />
Anhalt erreicht wurde? Wie viele<br />
Wohnungen wurden abgerissen,<br />
welche Fördermittel wurden zur<br />
Verfügung gestellt und woher kamen<br />
diese?<br />
Mit der bisherigen Schwerpunktsetzung,<br />
die mit 65,2 Prozent beim Abriss liegt,<br />
konnte der Wohnungsleerstand zwar<br />
gelindert, aber keinesfalls überwunden<br />
werden. Die positiven Auswirkungen<br />
des Abrisses und der damit verbundenen<br />
Altschuldenentlastung auf die<br />
Wohnungswirtschaft sind unstrittig. Das<br />
geht mit der Erwartung einher, dass ein<br />
großer Teil der Wohnungsunternehmen<br />
zukünftig aktiv gestaltend mit eigenen<br />
Investitionen am aufwertenden<br />
Stadtumbau teilnehmen werden. Seit<br />
dem Jahr 2007 verschiebt sich der<br />
Schwerpunkt beim Stadtumbau auf<br />
den Bereich Aufwertung.<br />
In der Juri-Gagarin-Straße sollen mehrere<br />
Häuser für den Abriss vorbereitet werden.<br />
Zwar sind auch im Programmteil<br />
Aufwertung mittlerweile beispielhafte<br />
Lösungen umgesetzt worden. Dazu<br />
zählen unter anderem die Sanierung<br />
von Kindereinrichtungen und Schulen<br />
in den Fördergebieten, weil der<br />
Zustand dieser Einrichtungen mitentscheidend<br />
für die Attraktivität eines<br />
familienfreundlichen Wohnumfeldes<br />
ist. Weiterhin gehören dazu die Anpassung<br />
öffentlicher Räume an die<br />
Bedürfnisse behinderter Menschen,<br />
öffentliche Vorhaben zur Stärkung<br />
der Innenstädte, Anpassung der<br />
Verkehrsinfrastruktur in den Stadtumbaugebieten<br />
und dergleichen<br />
mehr. Jedoch besteht darüber hinaus<br />
sowohl für Verbesserungsmaßnahmen<br />
in den vom Abriss hauptsächlich betroffenen<br />
Wohngebieten als auch für<br />
die Stärkung der Stadtkerne ein riesiger,<br />
angestauter Bedarf.<br />
In diesem Zusammenhang spielt auch<br />
die Förderung von Vorhaben, die<br />
der Vorbereitung der Städte auf die<br />
Internationale Bauausstellung dienen,<br />
Winter 2007 Hallo Nachbar!