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Bedingungsloses Grundeinkommen, pro und contra im ...

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<strong>Bedingungsloses</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>einkommen</strong>, <strong>pro</strong> <strong>und</strong> <strong>contra</strong> <strong>im</strong><br />

Selbstgespräch<br />

von Veronika Bennholdt-Thomsen<br />

entbettet hat. Nicht die personalen menschlichen Beziehungen geben den Ton <strong>im</strong> Umgang<br />

mit dem Geld an, sondern der abstrakte, Åber die gesellschaftlichen Grenzen hinaus<br />

verallgemeinerbare Wert des Geldes. Nicht die gemeinschaftlichen Beziehungen<br />

sichern die Existenz sondern das Geld. Wenn schon eine bislang matriarchale Gesellschaft<br />

der Fetischisierung des Geldes erliegt, dann frage ich mich, wie in unserer Gesellschaft<br />

ein anderer Begriff von Geld (nÑmlich entkolonisierend) ausgerechnet mit dem<br />

staatlich verteilten bedl. GE entstehen soll.<br />

4. Geld ist ein gesellschaftlicher Diskurs, es spiegelt die Kultur <strong>und</strong> umgekehrt. Unser<br />

Wertesystem ist ein GeldwertSystem, das sich mit dem Neoliberalismus noch erheblich<br />

verschÑrft hat, z.B. Bildung muss bezahlt werden, Forschung muss Geld einbringen usw.<br />

Ich glaube nicht, dass das bedinungslose GE. dieses Wertesystem verÑndern kann. A-<br />

ber genau darum geht es: um bedingungslose SolidaritÑt, um bedingungslosen Frieden,<br />

um bedingungsloses Ende der UmweltzerstÇrung; <strong>und</strong> es geht darum, anderen Menschen<br />

bedingungslos nicht die Nahrung wegzuessen (Soja, Biodiesel usw.) <strong>und</strong> die Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

zu zerstÇren. Die Zeit der Suche nach Reformen ist vorbei, ebenso vorbei<br />

die Zeit in der die DestruktivkrÑfte in ProduktivkrÑfte umgedichtet werden <strong>und</strong> das<br />

Geld in ein Lebensmittel. Der Gelddiskurs hat sich durch die Entwicklungspolitik (BSP,<br />

<strong>pro</strong>-Kopf-Einkommen als Indikator fÅr Armut usw.), durch die Bretton Woods Organisationen<br />

(z.B. StrukturanpassungsmaÖnahmen) <strong>und</strong> die WTO rapide verbreitet <strong>und</strong> vertieft.<br />

Er ist dabei, die wichtigsten Subsistenzpfeiler, wie etwa die kleinbÑuerliche Landwirtschaft<br />

einzureiÖen <strong>und</strong> unser Subsistenzdenken zu unterminieren. Was auch <strong>im</strong>mer davon<br />

nach wie vor vorhanden ist, gilt es zu verteidigen statt es den MNK, der Supermarkt-<br />

Çkonomie <strong>und</strong> der CasinomentalitÑt anzupassen. (Die Folgen sind gut in den Filmen „We<br />

Feed the World“ <strong>und</strong> „Unser tÑglich Brot“ zu erkennen).<br />

5. Sollen wir eigentlich alle in den StÑdten GÑrten anlegen, fragten meine MitstreiterInnen<br />

<strong>im</strong> Sozialforum. JA, meinte ich, nÑmlich diejenigen, die es kÇnnen, die es nÇtig haben<br />

<strong>und</strong> die es verstanden haben; Stichwort „urban gardening“, „Internationale GÑrten“.<br />

Wir sollten Gemeinschaften bilden, sowie die Nachbarschaft <strong>und</strong> das Viertel wieder neu<br />

erfinden, <strong>und</strong> zwar Çkonomisch <strong>und</strong> kulturell, vor allem auch basisdemokratisch<br />

(Stichwort etwa „Beteiligungshaushalt“). Wir sollten endlich die basispolitische Bedeutung<br />

der Zusammenarbeit von Stadt <strong>und</strong> Land, sowie der Region begreifen, <strong>und</strong> die sterbenden<br />

kleinen HÇfe stÅtzen bzw. uns von ihnen stÅtzen lassen (vermutlich ein gutes<br />

Projekt fÅr eine Arbeitsloseninitiative). Kurzum, wir sollten all die vielen, guten Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Erfindungen der Alternativen ernst nehmen <strong>und</strong> <strong>pro</strong>pagieren, die die Eigenmacht,<br />

den konkreten lokalen Zusammenhalt, sowie die MÇglichkeit selbst <strong>und</strong> gemeinschaftsbezogen<br />

tÑtig zu werden, stÑrken.<br />

6. Ich will, dass das kapitalistische Patriarchat beendet wird. Das ist kein Traum, sondern<br />

eine áberlebensnotwendigkeit. Ich will, dass die patriarchale Kultur, der zufolge<br />

Maschinen das Leben hervorbringen <strong>und</strong> Geld die Nahrung schafft, aus den KÇpfen <strong>und</strong><br />

Herzen der Menschen vertrieben wird. Das geht meiner Meinung nach nur, wenn wir, die<br />

eine andere Welt wollen, auch vom illusionÑren Geldglauben abfallen. So zu tun, als wÑren<br />

wir alternativ politisch denkende PragmatikerInnen <strong>und</strong> auch noch die besseren, weil<br />

wir zwar das Bedingungslose. <strong>Gr<strong>und</strong>einkommen</strong> fordern, aber auch die Verhungernden<br />

in anderen Weltregionen erwÑhnen <strong>und</strong> den Konsumismus anprangern, - das bringt’s<br />

nicht.<br />

Autorin: Veronika Bennholdt-Thomsen; b-th@uni-bielefeld.de<br />

Dokumentation Symposion Gemeinschaften zwischen <strong>Gr<strong>und</strong>einkommen</strong> <strong>und</strong> Regionalentwicklung als Impulsgeber<br />

einer integrierten Gesellschaft“ 15. bis 17. Februar in Kassel , Niederkaufungen

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