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Der Geograph Strabo berichtet, dass die Phokener (Bevölkerung Mittelgriechenlands) die ersten Olivenbäume nach<br />

Massalia (Marseille) in Gaul (heutiges Frankreich) brachten. Das Gleiche gilt für Portugal, wo es vor den Griechen<br />

keine Oliven oder den Verzehr von Olivenöl gab. Die Einheimischen „konsumierten Butter und rieben ihre Körper<br />

damit ein“.<br />

Die Griechen benutzten Olivenöl auch als Reinigungsmittel. Vor allem Athleten verwendeten Olivenöl nach dem<br />

Training, rieben sich damit ein, um sich dann mit einen Strigil (einem Gerät zum Abkratzen) zu säubern, indem sie<br />

den Staub und Schweiß, der am Öl klebte, entfernten. Außerdem war der Preis für den Sieger athletischer<br />

Wettbewerbe oft ein großer Topf gefüllt mit griechischem Olivenöl. Dies zeigt, dass die Athleten sehr große Mengen<br />

des Öls besitzen mussten, weil es unentbehrlich für sie war, vor allem in Zeiten schlechter Ernten.<br />

Was den religiösen Charakter des Olivenbaums betrifft, so war er nicht nur ein Symbol der Göttin Athene, sondern<br />

versorgte die Menschen auch sonst mit einer großen Anzahl von „Zubehör“: Olivenzweige hatten eine so große<br />

symbolische Macht in dieser Zeit, dass es schon genügte – wenn ein Krimineller einen solchen Zweig bei sich trug –<br />

um Asyl in einem Tempel zu bitten, wo er dann von Priestern versorgt und beschützt wurde. Mehr noch: Olivenöl<br />

galt als die heiligste und wertvollste Gabe an die Götter. Bis heute besteht diese Sitte in Form von Olivenöllampen,<br />

die in fast allen griechisch-orthodoxen Häusern zu finden sind. Außerdem wurde Olivenöl immer als das wichtigste<br />

Instrument für eine Weihung gesehen. In früheren Zeiten salbte der Gläubige ein Objekt mit Olivenöl und von da an<br />

galt es als heilig.<br />

Eine der Plagen des Altertums bestand jedoch darin, dass in Kriegen der Feind als erstes die Olivenhaine zerstörte.<br />

Wie man weiß, braucht ein kleiner Olivenbaum viele Jahre, bis er Früchte trägt. Dies bedeutete, dass der Wideranbau<br />

zerstörter Haine für viele Familien, die vom Olivenbaum abhängig waren, den Tod bedeuten konnte, weil es so lange<br />

dauerte, bis sie wieder Öl hatten. Hinzu kam, dass die Methoden der Kultivierung wie auch die Gewinnung von Öl<br />

keine bestimmte jährliche Quantität garantierten. Darum versuchten die Familien, soviel Öl als möglich zu lagern,<br />

mehr als sie unbedingt jährlich benötigten.<br />

Die römischen und byzantinischen Zeitalter<br />

Im römischen Zeitalter bemühte sich die Regierung sicherzustellen, dass die erzeugten Mengen an Olivenöl im<br />

ganzen Reich verteilt wurden. Der Handel mit Olivenöl florierte, hauptsächlich weil es auch in Gebiete geliefert<br />

wurde, die selbst keines produzierten. Außerdem gab es kaum eine Speise, ob es nun eine Soße oder eine Süßigkeit<br />

war, die nicht mit Olivenöl zubereitet war und bei den Banketts oder Festen bekannter Römer serviert wurde. In der<br />

byzantinischen Periode – und besonders in Konstantinopel, der Hauptstadt des Reiches – wurden riesige Mengen an<br />

Olivenöl verbraucht, nicht so sehr bei der Ernährung oder für kosmetische Zwecke, sondern für die nächtliche<br />

Beleuchtung der Stadt, die auch als „die hell leuchtende“ bekannt ist. Innerhalb des Palastes gab es einen Raum mit<br />

dem Namen „Das Haus des Lichtes“. Er war Tag und Nacht hell erleuchtet und diente der Transaktion von<br />

Geschäften. Der Bedarf von Olivenöl wurde von großen Klöstern mit riesigen Olivenhainen gedeckt. Während dieser<br />

Zeit vergötterten die Menschen in den Gebieten, in denen es nicht möglich war, große Olivenhaine zu kultivieren<br />

und wo somit die Erträge dürftig waren, den Olivenbaum und die Götter, denen sie ihn verdankten, geradezu<br />

übermächtig. Sie pflückten die Oliven mit der Hand vom Baum, um diesen nicht zu schlagen, weil dies ein Akt der<br />

Gotteslästerung gewesen wäre. Die Menschen, die für den Anbau verantwortlich waren, mussten so rein und sauber<br />

sein wie der Baum selbst. Es gab spezielle Reinigungsrituale vor der Ernte, die Abstinenz von körperlichen Freuden,<br />

Fasten usw. einschlossen.<br />

Die Olive und das Olivenöl heute<br />

Obwohl die Griechen viele Gewohnheiten Westeuropas bezüglich Kleidung, Kultur und Ernährung während des<br />

vergangenen Jahrhunderts übernommen haben, ist es erstaunlich, dass alles, was das Olivenöl betrifft, diesen<br />

Entwicklungen nicht nur widerstand, sondern das einzige griechische Element ist, das sich gegen den Rest Europas<br />

durchsetzen konnte. Der ständig wachsende Trend zur kretischen Ernährung, die jetzt aus offensichtlich politischökonomischen<br />

Gründen „mediterrane Ernährung .

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