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Widerstand <strong>im</strong> Dritten Reich<br />
Geschichten von Grafelds „Ungehorsamkeit” gegen das NS-Reg<strong>im</strong><br />
aus dem Buch: „...nach Deutschland 5 km...” Teil 1<br />
Das versetzte Kreuz!<br />
Da Schulen staatliche Einrichtungen sind,<br />
haben sie behördlichen Anweisungen zu<br />
folgen. Auf Weisung des NS-Reg<strong>im</strong>es<br />
mussten die Kreuze in den Schulen von der<br />
Stirnseite der Klassenz<strong>im</strong>mer entfernt<br />
werden. An ihre Stelle kam das Führerbild. So<br />
auch in Grafeld. Um das Kreuz nicht ganz aus<br />
dem Klassenraum zu verbannen, wurde es<br />
mancherorts an eine Seitenwand gehängt,<br />
auch in Grafeld. Diesbezüglich gab es keine<br />
behördliche Weisung. Und was nicht verboten<br />
ist, ist erlaubt. Gebetet wurde auch<br />
weiterhin vor dem Unterricht; allerdings mit<br />
dem Blick zur Seitenwand, zum Kreuz: Lehrer<br />
SCHLUMP und die Junglehrerin Marg. RODHE<br />
ließen sich ihre Überzeugung nicht vorschreiben.<br />
Gut gefrühstückt, von des Tages Sorgen noch<br />
unbeschwert, betrat Lehrer Haarmeyer um<br />
8.00 Uhr früh den Klassenraum der Oberstufe,<br />
Klasse 5-8, mit Blick auf das Jugendhe<strong>im</strong>.<br />
Kein Morgengruß! Entsetzen <strong>im</strong> Gesicht! ! !<br />
Statt des Führerbildes A. Hitlers hing an der<br />
Stirnseite wieder wie früher das Kreuz. Der<br />
Unterricht wurde sogleich unterbrochen. Die<br />
Polizei telefonisch benachrichtigt. Die Gestapo<br />
kam.<br />
Der Tathergang war leicht zu rekonstruieren:<br />
In einem Fenster war eine Scheibe frisch<br />
eingesetzt. Der Kitt war noch weich. Der<br />
Glaser Sabelhaus, auch Kitt genannt, wurde<br />
als erster verhört. Er sagte aus, am Tag zuvor<br />
eine defekte Scheibe ersetzt zu haben. Sein<br />
Alibi war nicht angreifbar. Er schied also als<br />
Täter aus.<br />
Irgendeiner von den Grafeldern musste der<br />
Gestapo jedoch einen Tip gegeben haben, wer<br />
die Täter sein könnten. So erinnert sich Franz<br />
GRESKAMP, Maien Franz: „Als ich nach<br />
Hause kam, war die Polizei schon da. Sie<br />
hatten meinen Vater gefragt, wo sein Sohn<br />
Bernd in der Nacht gewesen und wo er jetzt<br />
sei.“ Doch die Eltern wussten nichts, und<br />
auch er selbst wusste nicht, wo sein Bruder<br />
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Die ehemalige<br />
Grafelder Schule -<br />
heute das He<strong>im</strong>athaus<br />
und Moormuseum<br />
des He<strong>im</strong>atvereins<br />
Grafeld<br />
war. Der war inzwischen ins Dorf gegangen,<br />
aus Neugier, um zu sehen, was die Polizei<br />
machte. Nach dem Motto: den Täter zieht es<br />
zurück an den Tatort, ging er an der Schule<br />
vorbei, wagte auch einen Blick auf die besagte<br />
Scheibe und wurde von der Gestapo festgehalten<br />
und verhört.<br />
„Sie waren es! Gestehen Sie. Ihr Kamerad hat<br />
schon alles gestanden,“ prasselt es auf ihn<br />
ein. Doch er läßt sich nicht einschüchtern. Er<br />
bleibt bei der Aussage, dass er nur nach<br />
Schröer Schmitt gehen wollte, um Nägel zu<br />
holen. Sonst nichts. Die Gestapo zieht ohne<br />
Ergebnis wieder ab.<br />
Erst nach dem Kriege haben B. Greskamp und<br />
der Zweite <strong>im</strong> Bunde, B. Möllerhaus, die<br />
Geschichte erzählt. Bis dahin hatte es kein<br />
Dritter erfahren.<br />
Der Hergang ist schnell berichtet. Sie hatten<br />
erfahren, dass Sabelhaus Kitt eine neue<br />
Scheibe eingesetzt hatte, und hielten die<br />
Gelegenheit für günstig, dem Kreuz seinen<br />
alten Platz wiederzugeben. Der noch frische<br />
Kitt wurde entfernt, sorgsam aufbewahrt - die<br />
Scheibe herausgenommen - das Fenster<br />
geöffnet - das Kreuz gegen das Hitler-Bild<br />
ausgetauscht - die Scheibe wieder eingesetzt<br />
und sorgfältig mit dem alten Kitt verstrichen.<br />
Dass die beiden „Täter“ sich der Gefährlichkeit<br />
ihres Tuns durchaus bewusst waren, geht<br />
daraus hervor, dass sie ihr Gehe<strong>im</strong>nis bis nach<br />
dem Krieg für sich bewahrt haben.<br />
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