15.11.2012 Aufrufe

LP Magazin, June '06

LP Magazin, June '06

LP Magazin, June '06

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

48 lTest I Lautsprecher<br />

I<br />

tp<br />

lnzwischen schon zweimal<br />

auf der High End erfolgreich<br />

vertreten, wollten wir nicht<br />

länger auf das Flaggschiff des<br />

Lautsprecherherstellers Lithophon<br />

warten. Wir luden die<br />

edel bestückte und aufwendig<br />

gefertigte,,Miracle 2006"<br />

zum Test<br />

f-1er Grundstein für diesen Lautsprecher<br />

L/wurde, wenn auch nur indirekt, in<br />

clen 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

gelegt. Der studierte Physiker, Chemiker,<br />

Mathematiker und Musiker Oskar Heii ersann<br />

zu dieser Zeit ein Chassiskonzept, das<br />

sich bis heute als Alternative zu konventionellen<br />

Lautsprechern am Markt behaupten<br />

konnte - den Air Motion Transformer, kurz<br />

AMT. Diese Aussage ist eigentlich noch<br />

weit untertrieben, gilt das Prinzip doch als<br />

eines der besten, um Schall zu produzieren.<br />

Die Grundidee dieses Wandlers ist, Töne<br />

nicht durch das Vor- und Zurückbewegen<br />

einer Kalotte oder eines Kor.tus, sondern<br />

durch das Zusammenziehen und Atiseinanderdrücken<br />

einer in Falten geiegten Folienmembran<br />

zu erzeugen. Der Vorteil der<br />

aufivendisen Bauweise ist ein exzellentes<br />

Impuls- und Dynamikverhalten durch das<br />

besonders günstige Verhältnis aus Antrieb<br />

und Masse. Außerdem liegt der Wirkungsgrad<br />

meist in deutlich höheren Regioneti<br />

als der eines Kalottenhochtöners, auf dererr<br />

Wiedergabebereich sich das Prinzip<br />

aus praktischen (lründcn har.rptsächlich<br />

tleschränkt.<br />

hn l.aufe der lahre wurde dieses patentierte<br />

Konzept immcr u'iedcr von uttterschiedlichen<br />

llerstellern aufgegrifflen. In<br />

der \4iracle vcn'ichtet ein r\l\41'von.r Kölner<br />

Iliruteilespezialistcn N'h.tndr.:ri' scinen<br />

L)icrrst. l-ctzl('rcl brrtclrtc ittt vcrglttrgcttctt<br />

Jahr eine lleihc irn Air Vlotion lianstitrmern<br />

und N4agnetostatctr hcratts, dic'sich<br />

durcl.r htichste Qr,ralilät, hcrvcrrra{e nde<br />

Messwerte und nicht zuletzt k


EntwicHer der Miracle, Wolfgang Stuwe,<br />

mal Hand menarbeit<br />

man ver-<br />

; Kapton<br />

mit Leiterbahüctä{ke&,,bje<br />

'mao das roptinrurn fllr<br />

dieses,.FrofCIld,'gdfimder hatte''Das Ziel<br />

war die größtmögliche Breitbandigkeit des<br />

Hochtöners, bei Vermeidung von materialabhängigem<br />

Eigenklang.<br />

Auch Tief- und Mitteltönör, eigentlich,,ab<br />

Werk" schon über jeden Zweifel erhaben,<br />

mussten sich ftir dieses Projekt einigen<br />

Anpassungen unterziehen, um für tauglich<br />

befunden zu werden. Die Basis biiden<br />

drei l8-cm-Tiefrnitteltöner von Excel,<br />

dem High-End-Ableger des norwegischen<br />

Herstellers Seas. Sie bestehen durch und<br />

durch aus allerbesten Zlttaten und ausgefeilten<br />

Konstruktionsdetails, wie zum<br />

Beispiel hochfesten Membranen aus Magnesium,<br />

eingefasst von einer langlebigen<br />

Gummisicke. Das Magnetsystem ist durch<br />

einen speziell geformten Polkern und den<br />

reichlichen Einsatz von Kupfer aufVerzerrungsarmut<br />

und Effrzienz ausgelegt. Das<br />

Ganze sitzt an bzw. in einem sehr stabilen<br />

Korb aus Aluminiumdruckguss, der durch<br />

die filigranen Stege und die großzügigen<br />

Öffnungen hinter der Zentrierung keinen<br />

Raum flir schädliche Reflexionen und störende<br />

Luftpolster bietet.<br />

Obwohl sich das Trio äußerlich gleicht,<br />

wurde ihr Inneres auf den zu bearbeitenden<br />

Frequenzbereich hin optimiert. So besitzt<br />

der Mitteltöner eine kürzere, leichtere<br />

Schwingspule, die es ihm erleichtert, den<br />

schnellen Mitteltonsignalen zu folgen. Die<br />

beiden Bässe hingegen sollten in den unteren<br />

Registern auftrumpfen und wurden<br />

mit einer profunden Basswiedergabe im<br />

Hinterkopf konstruiert.<br />

Auch an das Umfeld der Treiber hat der<br />

EntyricKer gedacht. Schließlichrnützt das<br />

Dle Granit-Eodenplatte hat nicht nur eine<br />

,,trcgende" Rotle,sondern dient auch zur<br />

Abl elt u n g von u n e rwü n schte n<br />

6ehäuseschwlngungen<br />

beste Material nichts, wenn man ihm keine<br />

passende Basis bietet. Der Hochtöner zum<br />

Beispiel ist, was den Einbau betrifft, sehr<br />

kritisch, weil es sich um einen Dipol handelt.<br />

Er strahlt den Schall nach vorne und<br />

hinten nahezu gleich ab. Da er hier aber<br />

nur als Direktstrahler fungieren soll, muss<br />

der räckseitig abgestrahlte Anteil zuverlässig<br />

getilgt werden. Das besorgt eine kleine<br />

Kammer hinter dem Chassis, die mit verschiedenen<br />

Dämmmaterialien geftillt ist.<br />

Hier wurde lange experimentiert, bis sich<br />

eine optimale Kombination aus Stoff und<br />

Menge herauskristallisierte. Außerdem<br />

wurde der Einbauposition eine tragende<br />

Rolle zugedacht. Mit Absicht sind die<br />

AMTs spiegelbildlich um 4,5 mm aus der<br />

Mitte gerückt, da sich diese Position in Versuchsreihen<br />

als besonders günsitg fiir das<br />

Abstrahlverhalten herausstellte. Außerdem<br />

schuf sie einen zusätzlichen Freiheitsgrad<br />

bei der Außtellung, da man die Lautsprecher<br />

nun mit Hochtöner nach außen und<br />

nach innen positionieren kann. Zusätzlich<br />

ist der Hochtonpegel über Widerstande<br />

auf der Rückseite des Chassis in Grenzen<br />

variierbar.<br />

Die zusätzliche Frontplatte trägt mit ihrer<br />

definierten Formgebung ebenfalls zum<br />

Klang bei, indem sie das Abstrahlverhalten<br />

des Hochtöners dem des Mitteltöners annähert.<br />

Das wiederum hilft der Frequenzweiche<br />

bei der Arbeit, die es mit geringerem<br />

Bauteile-Aufi,vand und damit weniger Verlusten<br />

dankt.<br />

Auch der Mitteltöner genießt die Vorzüge<br />

einer speziellen Behausung. Sein Gehäuse<br />

ist nicht einfach geschlossen, wie es wohl<br />

die meisten Mitteltöner dieser Welt vorfinden,<br />

sondern ventiliert. Dafrir sorgen al-<br />

Ierdings nicht nur die von außen sichtbare<br />

Reflexöffnung, sondern zwei Kammern im<br />

Gehäuse. verbunden über eine Platte mit<br />

definierten Bohrungen. In einer sitzt das<br />

Chassis, die andere hat über besagtes Rohr<br />

Verbindung zur Außenwelt. Der Luftwiderstand<br />

der Bohrungen sorgt ftir eine<br />

optimale mechanische Bedampfung des<br />

Chassis, ohne die Behinderung durch das<br />

Luftpolster eines geschlossenen Gehäuses,<br />

und ohne die störenden Mitteltonanteile<br />

rückseitiger Öffnungen.<br />

La utsprecher Test | 49<br />

Mitspieler<br />

Plattenspieler:<br />

. TW Accustic Raven AC<br />

mit DaVinci Grandezza<br />

und Clearaudio Goldfi nger<br />

Phonovorverstärker:<br />

.MalValve Preamp three Phono<br />

Vorverstärker:<br />

.Pass<br />

X2.5<br />

Endverstärker:<br />

.Pars X35o.5<br />

Cegenspieler<br />

'B&W Nautilus 8o3D<br />

.Klipsch Cornwall lll<br />

Der Air Motion Trcnstoffier:vOh<br />

lvlundorl besltzt elne spezlell<br />

gefomte F rcntpl atte, die<br />

das Abstrahtverhatten des<br />

Wandlers optimiert<br />

ir::;<br />

i<br />

. .<br />

i i<br />

' .


50 | Test La utsprecher<br />

c<br />

o<br />

I<br />

o<br />

o.<br />

I<br />

I<br />

:o<br />

tB<br />

Cespieltes<br />

Biö]k<br />

Homogenic<br />

Slglfthwab<br />

Rondo a tre<br />

Pat Coll<br />

Just Ahead<br />

Bfö*<br />

Post<br />

Dafl Punk<br />

Discovery<br />

Und auch die beiden Tieftöner erfahren<br />

eine gezielte Behandlung durch ihr Gehäuse.<br />

Das Problem lieg laut Enwickler<br />

darin, dass die beiden Chassis unterschiedliche<br />

Entfernungen zum Reflexrohr am<br />

unteren Ende des Gehäuses besitzen, auf<br />

das sie aber gemeinsam arbeiten sollen.<br />

Ein Mini-Kanal (Synchro-Line) im Gehäuse<br />

sorgt ftir eine gezielte Eliminierung<br />

der Abweichungen, indem die Bassenergie<br />

erst gebündelt und dann weitergegeben<br />

wird. Die Reflexöffnung ist im Übrigen<br />

kein schnödes einteiliges, sondern ein<br />

dreiteiliges Rohr, bestehend aus dem angeschraubten,<br />

abgerundeten Außenstück,<br />

einem geraden Rohr und einem kleineren,<br />

ebenfalls abgerundeten Innenstück. Durch<br />

denAustausch des Mittelstücks gegen eines<br />

der zwei mitgelieferten Exemplare kann<br />

man die Bassabstimmung der Miracle um<br />

ein paar Hertz variieren und sie perfekt an<br />

den Raum anpassen, der gerade im Tiefton<br />

viel Einfluss auf den Klang nimmt. Das<br />

Ganze sitzt in einem Gehäuse aus Buchensperrholz,<br />

welches mit 55 kg nicht gerade<br />

zur leichten Sorte gehört. Je nach Bedarf<br />

wurden an verschiedenen Positionen weniger<br />

oder viele Lagen aufeinandergebracht.<br />

Am Gewicht hat allerdings auch die soli<br />

de Granitplatte ihren Anteil, auf der der<br />

Lautsprecher thront. Sie wird mit einer<br />

Schraube gegen drei im Gehäuse sitzende<br />

Spikes gedrtickt, was laut Entwickler ftir<br />

eine definierte Ableitung unerwünschter<br />

mechanischer Schwingungsenergie in den<br />

Fuß sorgt.<br />

Klarytrieh' fälh,bci, der,Miracle'als Erstes<br />

das,gltorme Differenriwuhgsverrnögen dee<br />

AMT eü6 r*elches mr eher hellen Timbre<br />

der Box sicherlich seinen Anteil. trat. Vollko*nmen,<br />

rnühclss so$iert er jede noch<br />

oo winzige Kleinigkeit in das passende<br />

Dle ohere Öflnung entlüftet die zweite Mitteltonkommer,das<br />

untere Roht eübtst zusiltzllchen Bats<br />

der beiden Excel-Treiber in den Raum. Dazwischen<br />

Ilegt das Anschlusstetminal aus Volloluminium, ver<br />

sehen mlt zwei großen Vollkupferklemmen<br />

Das Reflexrchr der Eassabteilung wird in drei unterschied-<br />

Iichen Längen geliefert, Damit kdnn die Abstimmfrequenz<br />

zwischen 98 Hz ft6 cm) und 4z Hz (tz cm) variiert werden<br />

I '<br />

Lithophon bietet kleine Füßchen an, auf die<br />

man Loutsprecher wie die Mirccle bei prob<br />

lemati sch em U nteryrund stell en kann<br />

Fach, vor altem Scälagzeugbecken wisem<br />

zu beeindrucken,, Manr hdt idno Gef&ld''ab<br />

könne man jede eiuaelnc Sctm'ingun6 dee<br />

goldenen,Ir{etalls w,ahnebnr&, 'IirMm<br />

zer(ällt es nicht in einzeh* Bmtgd*cjl€,<br />

sondern wird als&onrogemes,,@*&4*<br />

stellt. Diese Gxtrerne Präzisiono gpanrf nsit<br />

der beinahe schon frechsl Ar\ sich dabei<br />

nicht einnral groß anzuetrengerl ti&tsidl<br />

bis in die untersten Asgister; Dis Magnesiumkonusse<br />

sind in der Disziplin Präzision<br />

ganz vorne mit dabei, ohne sich nur in<br />

Details zu ergehen und den Rest unter den<br />

tppich zu kehren. Sie lassen sich bei keiner<br />

einzigen Note zu einem Fehler verführen,<br />

sondern steuern zielsicher durch komplizierteste<br />

Musikstücke, als hätten sie sich<br />

jede einzelne Bewegung genau überlegt.<br />

Ob Tiefstbass, Grund- oder Mittelton, alles<br />

stimmt bis auf die letzte Kommastelle.


-. /'<br />

d . -<br />

' l -<br />

' t i -<br />

, t ' "<br />

. i i n<br />

':.<br />

----;' . ; r<br />

_<br />

i r<br />

'<br />

- i S<br />

ilarstschnlk-Kommental<br />

Dle Box besitzt in unserer Freifeldmessung<br />

einen vom Grundton an recht stdrken Anstieg<br />

zu den Höhen, der unter wohnruumbedingungen<br />

weitgehend verschwindet (siehe unteres<br />

Diagramm). Auch der recht frühe Abfall<br />

des Bosspegels zu tiefen FrC\uenzen entsteht<br />

durch dle Freifeldmessung. Der Klirr ist über<br />

den gesamten Frequenzbereich extrem<br />

niedrig, und auch dos Ausschwingdiagromm<br />

ist vollkommen frei von Resonanzen oder sonstigen<br />

Störungen, Die lmpedanz besitzt ein<br />

Minimum von 3p Ohm bei r4o Hz,wos noch<br />

. als unktitisch einzustufen ist, Und mit einer<br />

Schwankungsbreite von lediglich 6,5 Ohm<br />

stellt die Miracle auch einen Röhrenverstärker<br />

nicht vor unlösbare Probleme,<br />

Ich habe in meiner Hörsitzung mit<br />

diesem Lautsprecher bewusst viel<br />

Björk aufgelegt, die nicht unbedingt jedermanns<br />

Sache ist. Doch der Wahnsinn<br />

hat Methode. Die zrrbrechlich wirkende,<br />

musikalisch dafur aber um so mächtiger<br />

auftretende Isländerin setzt in ihren Stücken<br />

auf sehr vielschichtige, fein verästelte<br />

Klangstrukturen, außergewöhnliche Instrumente<br />

und nicht zuletzt ihre mal raue,<br />

mal lieblich sanfte Stimme. Garniert wird<br />

das Ganze gerne mit tiefen Bassteppichen<br />

und -tönen aus dem Synthesizer. Dieses<br />

Gesamtkunstwerk verkommt auf einem<br />

Lautsprecher, der in den Disziplinen Dynamik<br />

und Auflösungsvermögen nicht<br />

vollkommen sattelfest ist, zu einem unangenehmen<br />

Klangbrei, den man nur wenige<br />

Minuten erträgt, wenn überhaupt.<br />

Die Miracle ist für diese Musik geradezu<br />

geschaffen. Mit ihrem ausgeprägten Geftihl<br />

fitr Feinheiten und der sehr breitbandigen<br />

Wiedergabe präsentierte sie die<br />

Stücke der Alben ,Post' und ,Homogenic'<br />

mit einer Zielsicherheit, wie sie nur ganz<br />

wenige Lautsprecher vermitteln. Das verftihrte<br />

dazu, den Lautstärkesteller immer<br />

weiter aufzudrehen. Auch das brachte<br />

die Miracle aber nicht ins Schwitzen, sie<br />

behielt ihre Tugenden vollkommen unbeeindruckt<br />

bei. Ob laut oder leise, deftig<br />

oder sanft, kompliziert oder einfach -<br />

diese Box beherrscht alles.<br />

tl<br />

1.<br />

1<br />

"t<br />

&<br />

Christian 6ather<br />

D a s C hoii is m at e rlal be s it zt<br />

ei ne h e rvorrage n d e Quo I i tät.<br />

Der MundorfAMT ist über<br />

jeden zweifel erhaben, und<br />

a uch d i e Excel -T ief mitteltöner<br />

gehören zur EIite<br />

Trotz des Rohrs ist das Tieftongehäuse<br />

k ei ne e i nf d ch e Ref I ex konstru kti o n.<br />

lm Gehöuse sltzt eine Art Zwischenteiler<br />

(Synchro Line), die das Bassve<br />

rha lten zusötzl i ch beei nfl usst<br />

Unterm Strlch...<br />

, ... Die Miracle 2006 ist kein<br />

Sonderangebot, kann dafiir aber<br />

ein extrem pr?Dises Klangbild<br />

ftir sich verbuchen, ohpp<br />

unnatürlich zu wirken. Def Air<br />

Motion Transformer ist sowohl<br />

konzeptionell als auch klangliö<br />

ein Highlight, das diese Box<br />

durchaus herauszustellen vermas.<br />

Freunde absoluter Präzision,äie<br />

sich mit den analytischen<br />

Monitoren dieser Welt nicht<br />

anfreunden können, finden in<br />

der Miracle dementsprechend<br />

ihren Tiaumlautsprecher.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!