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Jean-Paul Aktuell 2013 - Jean-Paul-Verein Bayreuth

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Informiert<br />

Seelsorge im Glasenweiher<br />

Verhaltensweisen der Pflegekinder<br />

sensibel und gestärkt sein, um auch<br />

aufkommende schwierige Situationen<br />

meistern zu können. Viel Einfühlungsvermögen<br />

und Empathie ist<br />

hier gefragt. Leider muss man feststellen,<br />

dass die betroffenen Kinder<br />

sich selbst häufig die Schuld für das<br />

Versagen der Eltern geben und nicht<br />

in der Lage sind, objektiv zu reflektieren.<br />

Deshalb spielt Geduld seitens<br />

der Pflegeeltern eine große Rolle.<br />

Das Erlernen von neuen Verhaltensweisen,<br />

Fähigkeiten und das Stärken<br />

des Selbstbewusstseins des Kindes<br />

sollte den Pflegeeltern ein Bedürfnis<br />

sein. Eine ganzheitliche Betreuung<br />

kann ebenfalls nur dann stattfinden<br />

und gelingen, sofern die restlichen<br />

Familienmitglieder das Pflegekind<br />

akzeptieren und die Familie als<br />

geschlossene Einheit der Betreuung<br />

positiv gegenübersteht. Ist eine<br />

positive Entwicklung des Kindes zu<br />

beobachten, kann man von einem<br />

Optimalfall sprechen. Man unterscheidet<br />

folgende Pflegeformen:<br />

- Erziehungshilfe als Dauerpflege<br />

- Erziehungshilfe als zeitlich ungeklärte<br />

Vollzeitpflege<br />

- Erziehungshilfe als zeitlich geklärte<br />

Vollzeitpflege<br />

- Bereitschaftspflege<br />

Der Fokus wird auf die Situation<br />

des Kindes gelegt<br />

Die betroffenen Kinder müssen in<br />

dieser Phase ihres Lebens wahr<br />

und ernst genommen werden. Man<br />

muss ihnen erklären, warum sie von<br />

ihren leiblichen Eltern getrennt und<br />

zu Pflegefamilien gebracht wurden.<br />

Weiter ist es wichtig, auf die aktuellen<br />

Bedürfnisse und Belange des<br />

Kindes einzugehen und den Gesundheitszustand<br />

(psychisch und phy-<br />

Die Wertschätzung der Kinder äußert<br />

sich in Zeichnungen, die bestätigen,<br />

dass die Arbeit gegen Vernachlässigung<br />

von Kindern notwendig und<br />

unerlässlich ist.<br />

sisch) im Auge zu behalten. Es muss<br />

geprüft und erkannt werden, welche<br />

Defizite und Problematiken bestehen,<br />

um diesen entgegenzuwirken.<br />

Deshalb sind meist verschiedene<br />

Formen von Therapien förderlich und<br />

werden als stärkende Maßnahme<br />

parallel geführt (u. a. Ergo-, Traumaund<br />

Gesprächstherapien, gemeinsame<br />

Fortbildungen für Pflegeeltern<br />

und deren Pflegekind).<br />

Wichtig ist es, Fremdes und Neues<br />

erleben zu dürfen und vertrauensvolle<br />

und verlässliche Bindungen<br />

aufzubauen.<br />

Hören – Trösten – Versöhnen<br />

Für die Seelsorge im Senioren-Stift<br />

am Glasenweiher ist der Theologe<br />

Herr Gunter Frisch als Mitarbeiter<br />

des <strong>Jean</strong>-<strong>Paul</strong>-<strong>Verein</strong>s zuständig. Von<br />

den evangelischen und katholischen<br />

Gemeinden begleiten zusätzlich<br />

die Geistlichen die seelsorger liche<br />

Arbeit.<br />

Die Seelsorge im Glasenweiher<br />

umfasst dabei ganz verschiedene<br />

Bereiche, z. B. (Taizè-)Andachten,<br />

Gottesdienste, Begegnungen zwischen<br />

„Tür und Angel“, Besuche<br />

zum Einzug in das Heim, im Krankenhaus<br />

und zum Geburtstag, Sterbebegleitung<br />

und Einzelgespräche.<br />

Was ist Seelsorge?<br />

Diese Frage beantwortet Gunter<br />

Frisch so: „Eigentlich muss man die<br />

Frage anders stellen, nämlich, wie<br />

geschieht Seelsorge?“<br />

„Und wenn dich jemand nötigt eine<br />

Meile mitzugehen, so gehe mit ihm<br />

zwei ...“ (Matthäus 5)<br />

Seelsorge bedeutet für mich, dass<br />

ich mich mit Bewohnerinnen und<br />

Bewohnern auf einen Weg begebe.<br />

Sie wollen das aussprechen, was<br />

ihnen buchstäblich auf der Seele<br />

liegt. Zweifel, Ängste, auch ihre<br />

Hoffnungen. Und sie wollen, dass<br />

da jemand zuhört, ihre Fragen aus-<br />

hält. Seel sorge ist also zunächst eine<br />

Begleitung, wobei der Andere die<br />

Richtung und das Thema vorgibt. Die<br />

Seele schreit, sie hat Durst, sie ist<br />

unruhig, sie freut sich an dem lebendigen<br />

Gott. Davon können wir immer<br />

in den Psalmen lesen.<br />

Da gibt es den Bewohner, für den<br />

der Umzug in das Heim ein schwieriges<br />

Ereignis ist. Ihm zu helfen<br />

diesen Schritt zu meistern, ihm zuzuhören,<br />

seine Ängste und Hoffnungen<br />

an zuschauen, das geschieht<br />

in der Seelsorge. Bewohner / innen<br />

befinden sich im Krankenhaus, in<br />

einer völlig anderen Umgebung. Sie<br />

da zu besuchen, sie zu unterstützen,<br />

auch das gehört zur Seelsorge.<br />

Da findet ein fröhlicher runder Geburtstag<br />

statt, voller Dankbarkeit<br />

schaut die Bewohnerin auf ihr Leben<br />

zurück und freut sich über alles.<br />

In vielen Biographien gibt es auch<br />

Punkte, die bisher immer verdrängt<br />

worden sind (Krieg, Flucht Vertreibung,<br />

Ungeklärtes und Unausgesprochenes).<br />

Jeder Mensch hat seine eigene<br />

Lebensgeschichte<br />

Gemeinsam wollen wir das alles<br />

vor Gott bringen, im Reden und im<br />

Schweigen, im Loben und im Klagen.<br />

So geschieht Versöhnung mit der<br />

eigenen Geschichte und mit Gott.<br />

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