Donald Hess - Schweizer Hoteljournal
Donald Hess - Schweizer Hoteljournal
Donald Hess - Schweizer Hoteljournal
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Weinhändler, Unternehmer, Investor und Kunstsammler: <strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> (74) hat vor Jahrzehnten die<br />
(geerbte) Berner Bierbrauerei «Steinhölzli» verkauft und dann begonnen, Weine in Kalifornien anzubauen.<br />
Später übernahm er die Valserquellen im Bündnerland – und verkaufte diese am Ende dem Coca-Cola-<br />
Konzern. Es folgten weitere Weingüter in Argentinien, Südafrika und Australien. Eine Erfolgsgeschichte<br />
wie aus dem Managementlehrbuch.<br />
80 09I2010
<strong>Donald</strong> M. <strong>Hess</strong>,<br />
Wein-Pionier aus Bern<br />
Food & Beverage Wein<br />
Kunst<br />
und<br />
Weine<br />
sind sein<br />
Leben<br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> (74) zählt zu den 100 reichsten <strong>Schweizer</strong>n.<br />
Er hat die Marke Valser (Wasser) aufgebaut und dann für<br />
viel Geld an Coca-Cola verkauft. Heute macht der Unternehmer-Pionier<br />
biodynamische Weine auf vier Kontinenten,<br />
nämlich in Kalifornien, Argentinien, Südafrika und<br />
Au stralien. Er sammelt moderne Kunst von Weltstars und<br />
betreibt eigene Museen. Ein Porträt.<br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> sammelt moderne Kunst aus Leidenschaft. Das Museum in Kalifornien zeigt<br />
Werke von Bacon, Baselitz, Franz Gertsch (Mitte) und anderen weltbekannten Namen.<br />
Text: Bruno-Thomas Eltschinger<br />
<strong>Donald</strong> M. <strong>Hess</strong>, Bürger von Bern, entstammt<br />
einer Brauerei-Dynastie. 1844<br />
wanderte sein Urgrossvater, der Bierbrauer<br />
war, nach Bern aus und legte<br />
damit den Grundstein für die <strong>Hess</strong><br />
Group AG. Sein Vater, Hector Albert <strong>Hess</strong>, Bierbrauer<br />
in der achten Generation, Besitzer der<br />
Steinhölzli-Brauerei und Beizenkönig, hatte seine<br />
Mutter, Louise McNeir, eine New Yorkerin schottischer<br />
Abstammung, beim Skifahren in Saanenmöser<br />
kennengelernt. <strong>Donald</strong> Marc <strong>Hess</strong> wurde<br />
1936 in Bern geboren. Der Familientradition folgend<br />
begann er ein Brauereistudium in München<br />
und übernahm nach dem plötzlichen Tod seines<br />
Vaters mit nur zwanzig Jahren das Familienunternehmen.<br />
Nach einem halben Jahr tätigte <strong>Hess</strong><br />
einen ersten Deal: Er verkaufte ein Weingut im<br />
Waadtland. Am Abend legte er sich zufrieden ins<br />
Bett. «Plötzlich wurde mir heiss und kalt», erzählt<br />
<strong>Hess</strong> heute. «Ich hatte eine eiserne Regel meines<br />
Vaters missachtet: Man darf alles verkaufen, nur<br />
Grundbesitz nicht.»<br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> ist einer der schillerndsten und<br />
erfolgreichsten <strong>Schweizer</strong> Weinproduzenten<br />
mit internationalem Format geworden. Legendär<br />
sind seine Erfolge am Mount Vedeer, Nappa<br />
Valley, Kalifornien USA. Eine Herausforderung<br />
für <strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> ist, hervorragende Terroirs mit<br />
schwierigen Voraussetzungen für erfolgreichen<br />
Anbau zu finden. Weinbau dort zu betreiben, wo<br />
es andere bereits erfolgreich tun, ist nicht seine<br />
Sache.<br />
1961 kaufte <strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> mit einem Partner<br />
die Nutzrechte der Valser St. Petersquelle und<br />
kopierte das amerikanische Marketingkonzept<br />
von Colgate Palmolive – ein Vertriebssystem auf<br />
Franchisebasis. Bis dahin hatten die Quellen zu<br />
einem heruntergekommenen Kurhaus gehört,<br />
und «niemandem war es in den Sinn gekommen,<br />
ein Mineralwasser daraus zu machen»,<br />
erzählt <strong>Hess</strong>. Mit dieser Idee legte er einen weiteren<br />
Grundstein für sein privates Imperium. Es<br />
gelang <strong>Hess</strong>, den gesättigten Getränkemarkt in<br />
der Schweiz zu knacken und das Valserwasser<br />
zu etablieren. 1986 verkaufte er die Steinhölzli-<br />
Brauerei, die nur noch als Vertriebsgesellschaft<br />
bestand, an Cardinal. Im Jahr 2002 schliesslich<br />
verkaufte <strong>Hess</strong> die Valser Mineralquellen AG an<br />
Coca-Cola. Den Preis dafür hat er nie genannt.<br />
«Ich kann aber sagen, dass es für beide Seiten ein<br />
guter Preis war», sagt er.<br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> war vierzig, als er sich entschloss,<br />
noch etwas völlig Neues zu wagen. Im Land seiner<br />
Mutter bereiste er mit einem Mitarbeiter wochenlang<br />
das Hinterland der amerikanischen Westküste,<br />
von Nord nach Süd. Er suchte und pendelte<br />
nach Mineralwasser, doch die einzige Quelle, die<br />
in Frage kam, schmeckte bitter. Sie lag im Napa<br />
Valley, und die beiden Männer spülten ihre Ent- ›<br />
09I2010<br />
81
Weingut am Mount Vedeer (Nappa Valley): Hier begann das Abenteuer Wein<br />
für <strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong>. Unter schwierigen Voraussetzungen begann man hier Reben<br />
anzupflanzen. Fazit: die «<strong>Hess</strong> Collection» – kalifornische Spitzenweine.<br />
Arbeiter in den Weinbergen des Bodega Colomé in Argentinien.<br />
«Wein ist ganz einfach mein Lieblingsgetränk, zugleich mein Hobby<br />
und meine Berufung.»<br />
Blick in die <strong>Hess</strong>-Weinproduktion in Kalifornien. «Man kann<br />
sowohl in der alten, in der neuen Technik und im Gemisch von<br />
alter und neuer Technik einen guten Wein machen.»<br />
Weingut Peter Lehmann (Australien). «Ich finde, dass der Wein vorzüglich munden,<br />
traubentypisch gekeltert sein und zugleich Terroir zeigen muss; das ist wichtig. Das hat<br />
mit modern nicht zu tun.»<br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> an einer Wein-Degustation. Der Chef kümmert sich persönlich um die Qualität seiner Weine.<br />
«In der jetzigen unsicheren Weltwirtschaftslage läuft der Trend hin zu billigeren Weinen; frühere 80-Dollar-Weine<br />
kosten heute 50 Dollar. Ein langfristiger Trend ist, grosse Mengen zu produzieren.»<br />
82 09I2010
Wein aus dem australischen Gut Peter<br />
Lehmann. Es zählt heute zu den renommiertesten<br />
Weingütern des Kontinents.<br />
Lehmann-Weine findet man selbst in<br />
Supermärkten in der Schweiz.<br />
09I2010<br />
täuschung am Abend mit zwei Flaschen Wein aus<br />
der Gegend hinunter. Der war besser als vermutet<br />
und der Entschluss rasch gefällt. Hier erwarb<br />
<strong>Hess</strong> seinen ersten Übersee-Weinberg.<br />
Echten Pioniergeist bewies <strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> im Jahr<br />
2001 mit dem Erwerb des Weingutes Colomé am<br />
Fusse der Anden, einem Stück Land, fast so gross<br />
wie der Kanton Genf. Die nordargentinische Provinzhauptstadt<br />
Salta liegt zwei Flugstunden von<br />
Buenos Aires entfernt. Von dort aus braucht man<br />
noch einmal fünf Stunden im Allradwagen über<br />
Schotter- und Sandpisten. Colomé liegt zwischen<br />
2300 und 3200 Meter über Meer, besitzt vier Weinberge<br />
und gilt zurzeit als das Weingut mit den<br />
WEIn ist ganz EInfach mEIn LIEB -<br />
lingsgETränk, zugLEIch mEIn HoBBy<br />
und mEIne Berufung.<br />
höchsten Reblagen der Welt. Noch heute sind drei<br />
Rebberge mit über 150 Jahre alten, wurzelechten<br />
Reben bestockt, die hervorragende Trauben<br />
produzieren. Neben der Weinproduktion gibt es<br />
eine Lodge mit 15 Zimmern und ein Restaurant.<br />
Parallel zum Weingutsaufbau wurde im Dorf eine<br />
Schule für die Bevölkerung und ein Kunstmuseum<br />
für den weltbekannten Lichtkünstler James<br />
Turell gebaut. <strong>Hess</strong> ist auch ein leidenschaftlicher<br />
Sportfan. In Charly Bühlers legendärem Boxkeller<br />
in Bern gehörte er zur Stammkundschaft. Er ist<br />
energisch, jugendlich, sportlich und kreativ. Früher<br />
mussten Manager, die in seine Dienste treten<br />
wollten, gegen ihn in den Boxring steigen.<br />
Ihr Verhalten im Ring war ihr Bewerbungsdossier.<br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> traut seinen Emotionen mehr,<br />
als rationalem logischem Denken. Und seine Entscheidungen<br />
waren fast immer erfolgreich.<br />
Heute betreibt die <strong>Hess</strong> Family Estates drei Weinkellereien<br />
im kalifornischen Napa Valley, die<br />
Weingüter Bodega Colomé in Argentinien, Glen<br />
Calou in Südafrika und Peter Lehmann in Australien.<br />
In Argentinien, Südafrika und Kalifornien<br />
präsentiert <strong>Hess</strong> auch seine umfangreiche<br />
Kunstsammlung in Museen, die der Öffentlichkeit<br />
kostenlos zugänglich sind. Moderne Kunst<br />
sammelt er aus Leidenschaft. Werke von Bacon,<br />
Baselitz, Franz Gertsch und Yue Minjun sind für<br />
ihn nicht Kapitalanlage, sondern Denkanstoss<br />
für Gegenwart und Zukunft. Allerdings war ihm<br />
immer wichtig, die Kunst des Ausstellens nicht<br />
mit der Kunst des Weinmachens zu vermischen,<br />
daher präsentiert er beides nebeneinander. <strong>Hess</strong><br />
ist überzeugt, dass Kunst liebende Leute seinen<br />
Wein ebenfalls gut finden. So beeinflussen sich<br />
Kunst und Geschäft positiv. Die familieninterne<br />
Dynamik ist es, die aus ihm die erfolgsträchtige<br />
Mischung von Abenteuerlust, Pioniergeist, Flexibilität,<br />
Qualitätsbewusstsein und Hartnäckigkeit<br />
machte. Sicher hätte die Welt von einem <strong>Donald</strong><br />
M. <strong>Hess</strong> auch dann erfahren, wäre er Geschichtsprofessor<br />
oder Hotelier geworden. Fest steht:<br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> fühlt sich dort daheim, wo er kreativ<br />
sein kann.<br />
H<br />
Food & Beverage Wein<br />
Interview mit<br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong><br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong>, was ist das Geheimnis Ihres<br />
Erfolges?<br />
Ich versuche, zielstrebig und arbeitsam zu sein,<br />
gute Mitarbeiter um mich zu haben und in allem<br />
Handeln kompromisslos/ethisch zu sein. Es gibt<br />
kein Pardon gegenüber Mitarbeitenden.<br />
Was bedeutet Ihnen Wein?<br />
Wein ist ganz einfach mein Lieblingsgetränk,<br />
zugleich mein Hobby und meine Berufung.<br />
Wie verträgt sich Traditionen mit moderner<br />
Kellertechnik beim Wein?<br />
Man kann sowohl in der alten, in der neuen Technik<br />
und im Gemisch von alter und neuer Technik<br />
einen guten Wein machen. Es geht einfach darum,<br />
dass der Wein am Schluss gut ist. Ich bin nicht<br />
sehr dogmatisch. Man muss sich bewusst sein,<br />
wenn man filtriert, nimmt man nicht nur einen<br />
Teil des Schlechten heraus, sondern auch einen<br />
Teil des Guten. Wenn man seinen Wein in einem<br />
kleinen Dorf an wenige Leute verkauft, kann es<br />
schon ein lebendiger Wein sein. Aber wenn wir<br />
Wein überall auf der ganzen Welt verteilen, müssen<br />
wir schauen, dass er haltbar ist, auch wenn er<br />
manchmal nicht so gut gelagert ist. Das Risiko ist<br />
zu gross, dass man eine zweite Vergärung hat und<br />
16 Container aus der ganzen Welt zurücknehmen<br />
muss. Ein Winzer in der Schweiz, der nur vier Dörfer<br />
beliefert und eine kleine Produktion hat, kann<br />
das eher machen.<br />
Wie modern darf ein Wein sein (oder nicht)?<br />
Ich finde, dass der Wein vorzüglich munden, traubentypisch<br />
gekeltert sein und zugleich Terroir zeigen<br />
muss; das ist wichtig. Das hat mit modern<br />
nicht zu tun.<br />
›<br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> mit seiner Gattin. Der gebürtige Berner zeigt sich<br />
gerne als Abenteurer (mit Hut). Er gilt als unkompliziert, offen,<br />
spontan und herzlich. «<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> erinnert mich an einen<br />
klugen, bodenständigen Bauern», meint einer seiner Freunde.<br />
83
Was erwarten Sie von einem guten Önologen?<br />
Schlicht, dass er aus guten Trauben einen guten<br />
Wein herstellt.<br />
Denken Sie, es gibt einen Unterschied zwischen<br />
männlichen und weiblichen Winzern?<br />
Nein, ich würde sagen, es gibt bei beiden Ge -<br />
schlechtern gute und weniger gute Winzer.<br />
Welche Trends sehen Sie im Weinkonsum?<br />
In der jetzigen, unsicheren Weltwirtschaftslage<br />
läuft der Trend natürlich hin zu billigeren Weinen,<br />
frühere 80-Dollar-Weine kosten heute 50<br />
Dollar. Ein langfristiger Trend ist, grosse Mengen<br />
zu produzieren.<br />
<strong>Donald</strong> <strong>Hess</strong> vor dem James Turrell Museum in Colomé (Argentinien). Hier, am Fusse der Anden,<br />
hat <strong>Hess</strong> für den weltbekannten Lichtkünstler ein eigenes Museum gebaut. Colomé gilt als das Weingut<br />
mit den höchsten Reblagen der Welt (2300 bis 3200 Meter über Meer).<br />
Wein aus der «<strong>Hess</strong> Collection» (Kalifornien).<br />
Das Motto des erfolgreichen<br />
Berners: «Weinbau dort zu betreiben,<br />
wo es andere bereits erfolgreich tun,<br />
ist nicht meine Sache.»<br />
Was ist das Geheimnis eines guten Weines?<br />
Jeder Konsument muss das für sich selber herausfinden,<br />
es gibt keinen besten Wein!<br />
Was halten Sie von Assemblagen?<br />
Manchmal ist die Traube ganz sauber, dann<br />
mache ich wenig. In einem schlechten Jahr bin<br />
ich sehr froh, wenn ich andere Traubensorten beigeben<br />
kann. Aber ich bin hier nicht sehr puritanisch.<br />
Über 50 Prozent, lieber 60 Prozent, müssten<br />
es sein, sonst weiss man nicht, was man trinkt.<br />
Warum sind <strong>Schweizer</strong> Weine teurer als<br />
vergleichbare ausländische?<br />
Das ist sehr einfach. In der Schweiz hat<br />
man Parzellen von zwei, drei, vier oder<br />
fünf Hektaren. Ein Riesenbetrieb in der<br />
La Côte hat etwa neun Hektaren, die<br />
40 000 Flaschen ergeben. Wenn wir nichts unter<br />
100 Hektaren bebauen, hat das seinen Grund.<br />
Wir müssen ja einen Rebmeister, einen Önologen,<br />
einen Direktor für die Administration anstellen,<br />
also drei Spitzensaläre bezahlen, das kann man<br />
nicht auf 40 000 Flaschen verteilen. Oder man verkauft<br />
sie dann für 300 bis 400 Dollar. Ich bin aber<br />
dagegen, so teure Weine zu verkaufen, ein Wein<br />
muss gut sein und doch im Preis zwischen 15 und<br />
50 Dollar liegen. Ich trinke deshalb nie ganz teure<br />
Weine, nur wenn ich muss.<br />
Was halten Sie von Weinlisten oder Bewertungen<br />
(Punkten)?<br />
Ein notwendiges Übel, speziell in den USA. Ich<br />
möchte lieber, dass jeder selbst entscheiden kann,<br />
dass auch für zehn Dollar etwas drinliegt.<br />
Was ist Ihre Meinung über Wein im Schlauch<br />
(Box)?<br />
Ich habe erst ein einziges Mal einen Wein aus<br />
einer Box getrunken, und zwar in Norwegen. Dort<br />
ist das recht populär. Ich habe den teuersten Wein<br />
genommen und fand, dass er nicht schlecht war.<br />
Es widerstrebt mir aber, aus einem Karton Wein<br />
zu trinken, ich habe schon die Milch nicht gerne<br />
aus solchen Boxen.<br />
Wo würden Sie in der Schweiz einen Weinberg<br />
kaufen?<br />
Im Wallis oder im Tessin.<br />
Welchen Sommelier der Vergangenheit werden<br />
Sie nie vergessen?<br />
Hans Aström, unser Sommelier-Direktor für<br />
Europa.<br />
Was ist für Sie wichtig bei einem Sommelier?<br />
Wenn ich weiss, was ich möchte und eine Weinkarte<br />
lese, brauche ich keinen Sommelier. Ich sage<br />
dann: «Merci vielmal, ihr seid sehr freundlich,<br />
aber ich kenne mich hier aus und ich weiss, was<br />
ich möchte.» Ich verhandle wenig mit dem Sommelier,<br />
aber der Sommelier ist sehr, sehr wichtig!<br />
Vor allem für Leute, die einen sehr schönen Wein<br />
haben möchten und nicht wissen, welchen. Wenn<br />
man einen Wein zwischen 40 und 50 Franken<br />
sucht, ist ein Sommelier wichtig, solange er nicht<br />
überheblich ist. Das ist eine Riesengefahr, wie ich<br />
bis jetzt festgestellt habe. Wenn an einem Nebentisch<br />
eine dumme Frage gestellt wird, behandelt<br />
der Sommelier den Gast sehr «schnoddrig». Er<br />
müsste ja einem Gast, der nichts von Wein versteht,<br />
einfach und gut erklären können, worum es<br />
sich handelt, und nicht mit einem Haufen Fremdwörtern<br />
um sich schlagen.<br />
Die drei wichtigsten Punkte in einem Qualitätsrestaurant?<br />
Gute Küche, originelle Weinkarte, guter Service<br />
und saubere Toiletten (das waren jetzt vier!).<br />
Was verbindet Wein und Kunst?<br />
Beides benötigt eine künstlerische Ader und viel<br />
Liebe zur Arbeit. Ich selber bin kein Künstler, ich<br />
kann nur ein bisschen zeichnen, ich sammle aber<br />
Kunst für alle Leute und will damit kein Geld verdienen.<br />
Ich bin vor allem Kunstsammler und Vermittler.<br />
Wer ist eigentlich Ihr Vorbild?<br />
Ich habe eigentlich zwei; in Europa ist es Piero<br />
Antinori. Ich habe das Gefühl, er ist ein enorm<br />
netter Mann, ist intelligent und macht es sehr gut,<br />
vor allem ist er ein sehr guter Marketingmann. In<br />
der Neuen Welt ist es der verstorbene Robert Mondavi.<br />
Er war auch ein wenig mein Mentor.<br />
Haben Sie ein Lebensmotto?<br />
«Freie Bahn dem Tüchtigen», aber dass man nicht<br />
alle überfährt. Als Boxer würde ich eher jemanden<br />
84 09I2010
Food & Beverage Wein<br />
überfahren, aber Ethik steht zuvorderst. Ich habe<br />
54 Jahre geboxt, von 14 bis 68. In höherem Alter<br />
habe ich es nicht mehr lustig gefunden, mache<br />
aber heute noch Boxübungen, Schattenboxen. Ich<br />
habe liebend gern Sport gemacht!<br />
Ihr grösster Fehler?<br />
Ich bin leider oft zu ungeduldig mit allen, Mitarbeitern<br />
wie auch Familienmitglieder. Ich warte<br />
nicht gerne, weder auf das Essen noch auf das<br />
Trinken. Und wenn ich eine Frage stelle, warte<br />
ich nicht gerne lange auf die Antwort.<br />
Welchen Wein würden Sie auf die einsame Insel<br />
mitnehmen?<br />
Ich möchte eigentlich auf keiner einsamen Insel<br />
sein; es ist mir zu eng, zu beschränkt. Ich müsste<br />
wissen, ob es eine warme oder kalte Insel ist, ob<br />
sie einen Keller hat … Keine einfache Frage. Ich<br />
würde eine schöne Auswahl <strong>Hess</strong>-Weine mitnehmen.<br />
Welcher Versuchung können Sie nicht<br />
widerstehen?<br />
Schokolade zu essen, da kann ich nicht mehr aufhören.<br />
Am liebsten «Cailler Nuss», ich kann gut<br />
einen Monat ohne Schokolade leben, wenn ich<br />
aber eine kaufe, ist die ganz schnell weg.<br />
12.09.–15.09.2010<br />
Düsseldorf<br />
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Ihr wichtigstes Hobby?<br />
Ich sammle seit 40 Jahren zeitgenössische Kunst.<br />
Ich habe eine Sammlung an drei verschiedenen<br />
Orten, in Nappa, in Südafrika und in Argentinien.<br />
Ich hoffe, dass ich nach der Wirtschaftskrise<br />
auch in Australien ein Museum eröffnen kann.<br />
Mein Vater sagte immer: Kaufe einen schönen<br />
Teppich oder einen schönen Schrank, die kannst<br />
du brauchen und wieder verkaufen, währenddem<br />
moderne Kunst einfach eine alte Leinwand<br />
ist, mit alter Ölfarbe und beides in einem fürchterlichen<br />
Rahmen zusammenhalten. Väter haben<br />
nicht immer Recht!<br />
Was ist der Preis des Erfolgs?<br />
Ein schlechtes Gewissen! Man hat weniger Zeit<br />
für die Familie und die Hobbys.<br />
Was bedeutet Ihnen Geld?<br />
Es ist der Treibstoff für einen kreativen Unternehmer.<br />
Ein kreativer Unternehmer ist jemand, der<br />
nicht einfach etwas bewahrt. Wenn man etwas<br />
kreativ machen möchte, kostet es immer Geld.<br />
Welche lebende Person bewundern Sie am<br />
meisten?<br />
US-Präsident Obama, er ist der richtige Mann<br />
für Amerika.<br />
Was ist für Sie Glück?<br />
Wenn man mit sich selbst im Reinen ist. Wenn<br />
mit der Familie und im Geschäftlichen alles gut<br />
geht.<br />
H<br />
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Und der Funke springt über!<br />
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09I2010<br />
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