Ehemaliger Bankräuber hilft nun jungen Menschen ... - Dienstagsmail
Ehemaliger Bankräuber hilft nun jungen Menschen ... - Dienstagsmail
Ehemaliger Bankräuber hilft nun jungen Menschen ... - Dienstagsmail
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
8 TAGESSCHAU<br />
<strong>Ehemaliger</strong> Bankräuber <strong>hilft</strong> <strong>nun</strong> <strong>jungen</strong> <strong>Menschen</strong><br />
DIENSTAGSMAIL-FEST Der ehemalige Bankräuber Rudolf Szabo setzt sich für die Integration von <strong>jungen</strong> <strong>Menschen</strong> ein.<br />
Darauf reagierten viele Medien positiv. Darum erhielt er vom «<strong>Dienstagsmail</strong>» den «Award für Öffentlichkeitsarbeit».<br />
Bei der Preisverleihung im Cevi-<br />
Hotel Glockenhof in Zürich war<br />
zu erfahren, dass Rudolf Szabo<br />
1995/96 total frustriert und am<br />
Ende war, als er mit einer Bande<br />
Banken, Poststellen und Detailhändler<br />
überfiel. Szabo war fünffacher<br />
Familienvater, seine Ehe<br />
zerbrochen und sein Baugeschäft<br />
stand vor dem Konkurs. Während<br />
der Wirtschaftskrise anfangs der<br />
90er-Jahre konnte er seine Schuld<br />
nicht begleichen. Aus Rache an<br />
den Banken wollte er sich selber<br />
bedienen und erbeutete mit seiner<br />
Bande über 100 000 Franken.<br />
Doch er wurde geschnappt und<br />
in Isolationshaft gesteckt. «Diese<br />
Einsamkeit hält man nicht aus»,<br />
betont er. Dass er nicht mehr für<br />
seine Kinder da sein konnte und<br />
sie in der Schule gemobbt wurden,<br />
weil ihr Vater hinter Gittern war,<br />
belastete ihn sehr. Deshalb wehrte<br />
er sich nicht gegen die Besuche<br />
des Gefängnisseelsorgers und das<br />
Therapieangebot der Psychologin<br />
Elisabeth Moser.<br />
Prozess der Veränderung<br />
Das Urteil: Neun Jahre Haft. Sein<br />
Denken durchlief einen Veränderungsprozess.<br />
«Die Psyche ist<br />
wie ein Motor, den man flicken<br />
kann», erklärt der 53-Jährige. Er<br />
habe gelernt, seine Schuld zuzugeben<br />
und aufgehört, anderswo<br />
Aus Dankbarkeit über ihre Vergebung und Unterstützung geht<br />
Rudolf Szabo auf die Knie: vor seinem Sohn David, seinem Chef Lukas<br />
Spinner, der ehemaligen Therapeutin Elisabeth Moser, seinem Sohn<br />
Gabriel und vor Mike Schmid, einem Freund seiner Söhne (von links).<br />
nach Schuldigen zu suchen. Nach<br />
sechs Jahren wurde er wegen guter<br />
Führung entlassen. Er nahm an<br />
einem Wiedergutmachungsprogramm<br />
der Strafanstalt Saxerriet<br />
teil und besuchte seine Opfer, um<br />
sie um Verzeihung zu bitten. Ein<br />
Opfer hatte nach dem Überfall<br />
einen Hirnschlag erlitten und ist<br />
seither halbseitig gelähmt. Dass<br />
diese Frau und seine Kinder ihm<br />
vergeben haben, erfüllt ihn mit<br />
grosser Dankbarkeit. Sich selber<br />
zu verzeihen, habe noch viel mehr<br />
Arbeit gebraucht. Heute ist Szabo<br />
überzeugt: «Wer vergibt, dem wird<br />
vergeben.» Seine Erfahrungen gibt<br />
er <strong>nun</strong> an junge Erwachsene weiter,<br />
die bei der Arbeitsintegration<br />
Unterstützung brauchen. Er arbeitet<br />
in der Wohngemeinschaft<br />
Falkennest vom Jugendsozialwerk<br />
des Blauen Kreuzes in Liestal. «Ich<br />
arbeite diakonisch, nicht missionarisch»,<br />
hält der Systemische Arbeitsagoge<br />
und Anti-Aggressionstrainer<br />
fest. «Wenn mich jemand<br />
nach meinem Glauben fragt, gebe<br />
ich Auskunft.» Dies halte er auch<br />
im Umgang mit Journalisten so<br />
und sei damit nie auf negative Reaktionen<br />
gestossen.<br />
Füsse waschen als Sakrament<br />
Pfarrer Markus Giger von der<br />
Streetchurch Zürich hat das gleiche<br />
diakonische Anliegen. Er<br />
wurde als Gast interviewt und<br />
forderte dabei auf: «Wir müssen<br />
wegkommen von unserer Beto<strong>nun</strong>g<br />
des Sonntags-Gottesdienstes<br />
und unseren Mitmenschen<br />
wieder ‹die Füsse waschen›.» Es<br />
ist ihm ein grosses Anliegen, dass<br />
Kirche immer mehr von Montag<br />
bis Freitag stattfindet. «Fangen<br />
wir wieder an, zu dienen und<br />
die <strong>Menschen</strong> so nahe an uns<br />
heranzulassen, wie das beim Füssewaschen<br />
geschieht. Das Christentum<br />
ist eine absolut relevante<br />
Botschaft für die Leute. Wenn<br />
wir sie umsetzen, verändern sich<br />
<strong>Menschen</strong>, und das fällt auf.»<br />
MIRJAM FISCH-KÖHLER<br />
<strong>Dienstagsmail</strong><br />
Das «<strong>Dienstagsmail</strong>» wird vom<br />
PR-Profi Markus Baumgartner verschickt.<br />
Er zeigt damit auf, wie christliche<br />
Anbieter und Kirchen den<br />
Medien positiv aufgefallen sind.<br />
Baumgartner hat auch den «Award<br />
für Öffentlichkeitsarbeit» und das<br />
jährliche Fest für Medienschaffende<br />
und Interessierte lanciert.<br />
www.dienstagsmail.ch<br />
Den Religionsunterricht nicht vernachlässigen<br />
POSTULATE Nach Ansicht der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) gehört der Religionsunterricht zur Schule.<br />
Die SEA-Arbeitsgemeinschaft «Schule und Religion» (AGSR) hat darum acht Postulate für den Lehrplan 21 erarbeitet.<br />
Lehrplan 21<br />
Mit dem Lehrplan 21 erarbeiten<br />
die Deutschschweizer Kantone<br />
gemeinsam inhaltliche Vorgaben<br />
für den Unterricht in Kindergarten<br />
und Schule. Dabei wird der Religionsunterricht<br />
als Teil des Fachbereichs<br />
Natur, Mensch, Gesellschaft<br />
neu konzipiert.<br />
«Kerninhalte des Christentums<br />
wie Nächstenliebe, Dienstbereitschaft<br />
und Ringen um Versöh<strong>nun</strong>g<br />
sind wichtig für Schule und<br />
Gesellschaft», sagt Peter Schmid,<br />
Leiter der AGSR. Darum dürfe Religion<br />
an der Schule weder «tabuisiert<br />
noch marginalisiert» werden.<br />
Religiöse Identität fördern<br />
Dazu wurden <strong>nun</strong> acht Postulate<br />
ausgearbeitet, die den Bildungsund<br />
Erziehungsdirektoren zugesandt<br />
worden sind. Sie sollen<br />
in die Diskussion um den Lehrplan<br />
21 eingebracht werden. Die<br />
Postulate unterteilen sich in die<br />
verschiedenen Altersstufen. In der<br />
Volksschule soll die christliche<br />
Religion Priorität haben. Damit<br />
solle der «abendländischen Kulturgeschichte<br />
auch in Zukunft Rech<strong>nun</strong>g<br />
getragen werden». Es wird<br />
empfohlen, dass Lehrpersonen, die<br />
Religionsunterricht erteilen, «den<br />
christlichen Glauben wertschätzen<br />
und mit der Absicht unterrichten,<br />
die religiöse Entwicklung der Kinder<br />
zu unterstützen». Für Unterund<br />
Mittelstufe sei es wichtig, «die<br />
Religion mit Darstellung gelebten<br />
Glaubens zu verbinden». Erst wer<br />
seine religiöse Identität kenne,<br />
könne sich auch mit anderen Religionen<br />
auseinandersetzen. Ein<br />
Vergleich verschiedener Religionen<br />
sei erst in der Oberstufe sinnvoll.<br />
Die «Gleichwertigkeit der grossen<br />
Religionen» sollte aber nicht als<br />
«theologische Gleichsetzung» verstanden<br />
werden. Die Jugendlichen<br />
sollen die Unterschiede zwischen<br />
den Religionen kennen.<br />
CHRISTOF BAUERNFEIND<br />
Bild: Mirjam Fisch-Köhler<br />
idea Spektrum 20.2012
4 BRENNPUNKT<br />
idea Spektrum 23.2011