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Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung - mathematik ...

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J. MEYER, Hameln <strong>Hauptsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Differential</strong>-<strong>und</strong> <strong>Integralrechnung</strong> 1<br />

0. Sachverhalt<br />

Zum <strong>Hauptsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Differential</strong>- <strong>und</strong> <strong>Integralrechnung</strong> (HDI) gibt es zwei Facetten:<br />

<br />

Ist f stetig auf [a; b], so ist die durch<br />

x<br />

F a (x): f (t) dt<br />

definierte Integralfunktion<br />

differenzierbar mit F a '(x) f (x) : Das Differenzieren hebt das Integrieren auf.<br />

a<br />

<br />

Jede über [a; b] integrierbare Funktion f, die dort eine Stammfunktion F besitzt, erfüllt<br />

b<br />

f (t) dt F(b) F(a) : Das Integrieren hebt das Differenzieren auf.<br />

<br />

a<br />

Beide Facetten sind zueinan<strong>der</strong> äquivalent:<br />

Von oben nach unten: Wegen F a '(x) f (x) ist F a eine Stammfunktion zu f. Ist F eine an<strong>der</strong>e<br />

Stammfunktion zu f, so gilt F a (x) F(x) C <strong>und</strong> deswegen 0 F a(a) F(a) C, also<br />

C<br />

b<br />

f (x) dx Fa<br />

b F(b) F(a) .<br />

a<br />

x<br />

Fa<br />

. Daraus folgt <br />

Von unten nach oben: Aus<br />

die Behauptung.<br />

f (x) dx F(x) F(a) folgt<br />

a<br />

d<br />

dx<br />

x<br />

<br />

a<br />

f (x) dx<br />

f (x) , <strong>und</strong> das ist<br />

Natürlich kann man im Unterricht so nicht anfangen. Es wäre schön, wenn man den HDI mit<br />

<strong>der</strong> Einführung des Integrals verknüpfen könnte, <strong>und</strong> das gelingt auch bei beiden Facetten:<br />

1a. Die Ableitung <strong>der</strong> Flächeninhaltsfunktion<br />

Um einen Flächeninhalt zu bestimmen, kann es sinnvoll sein, zunächst die Än<strong>der</strong>ung des<br />

Flächeninhalts zu bestimmen.<br />

Wir interessieren uns für den Flächeninhalt zwischen Graph (zu g) <strong>und</strong> Rechtsachse im<br />

Bereich von a bis b. Dabei soll <strong>der</strong> Graph g oberhalb <strong>der</strong> Rechtsachse liegen <strong>und</strong> über [a; b]<br />

monoton steigend sein.<br />

Die Flächeninhaltsfunktion A a beschreibt diesen Flächeninhalt.<br />

Einfacher ist es, die Ableitung von A a zu ermitteln, <strong>und</strong> dazu sind mittlere Än<strong>der</strong>ungsraten<br />

gut:<br />

A b h A b <strong>der</strong> mittleren Än<strong>der</strong>ungsrate ist die grün markierte Fläche.<br />

Der Zähler <br />

a<br />

a


J. MEYER, Hameln <strong>Hauptsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Differential</strong>-<strong>und</strong> <strong>Integralrechnung</strong> 2<br />

Der Flächeninhalt des grünen Gebildes lässt sich durch die beiden grauen Rechtecke<br />

abschätzen:<br />

h g b A b h A b h g b h<br />

<br />

a<br />

a<br />

Division durch h liefert<br />

Für h 0<br />

<br />

Aa<br />

b h Aa<br />

b<br />

gb<br />

gb h<br />

h<br />

g b A ' b g b<br />

A ' b<br />

bekommt man <strong>und</strong> daher gb<br />

a<br />

a<br />

.<br />

Die Ableitung <strong>der</strong> Flächeninhaltsfunktion ist die Ausgangsfunktion g.<br />

Diese Begründung lässt sich leicht für monoton fallende Funktionen modifizieren; die<br />

Aussage gilt sogar für (fast) beliebige Funktionen, wenn man man das Integrationsintervall in<br />

Monotoniebereiche aufteilt. Verläuft <strong>der</strong> Graph unterhalb <strong>der</strong> Rechtsachse, so ergibt sich ein<br />

nagativer Flächeninhalt.<br />

Tragend bei diesem Weg ist die Gr<strong>und</strong>vorstellung <strong>der</strong> Ableitung als Grenzwert von mittleren<br />

Än<strong>der</strong>ungsraten.


J. MEYER, Hameln <strong>Hauptsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Differential</strong>-<strong>und</strong> <strong>Integralrechnung</strong> 3<br />

1b. Die Ableitung <strong>der</strong> Rauminhaltsfunktion<br />

Das Verfahren von 1a. lässt sich transferieren:<br />

Um einen Rauminhalt zu bestimmen, kann es sinnvoll sein, zunächst die Än<strong>der</strong>ung des<br />

Rauminhalts zu bestimmen.<br />

Nun rotiere <strong>der</strong> Graph zu f um die Rechtsachse. Wir nehmen die gleichen Skizzen wie oben<br />

<strong>und</strong> fassen sie als Querschnitte auf.<br />

Die Volumenfunktion V beschreibt den Rauminhalt.<br />

a<br />

Wie<strong>der</strong> ist es einfacher, die Ableitung von V a zu ermitteln, <strong>und</strong> dazu sind wie<strong>der</strong> mittlere<br />

Än<strong>der</strong>ungsraten gut:<br />

V b h V b lässt sich durch zwei Zylin<strong>der</strong> abschätzen:<br />

Der Zähler a a <br />

h f b V b h V b h f b h<br />

2 2<br />

a<br />

a<br />

Division durch h liefert<br />

V b h V b<br />

f b<br />

f b h<br />

h<br />

Der Grenzübergang h 0 führt zu<br />

<strong>und</strong> damit zu<br />

2 a<br />

a<br />

2<br />

f b V ' b f b<br />

2 2<br />

a<br />

<br />

<br />

V ' b<br />

a<br />

f b 2<br />

.<br />

Die Ableitung <strong>der</strong> Volumenfunktion ist mal <strong>der</strong> quadrierten Ausgangsfunktion.<br />

Auch die zweite Facette liefert lässt sich zur Einführung des Integrals benutzen; am besten<br />

beginnt man mit dem folgenden Problembereich:<br />

2a. Rekonstruktion von Funktionen<br />

Problem: Gegeben sind f' <strong>und</strong> fa . Gesucht ist fb .<br />

Gr<strong>und</strong>idee: Wir versuchen eine schrittweise Annäherung an fb .<br />

Für kleine Werte von h ist<br />

f a h f a f ' a<br />

h


J. MEYER, Hameln <strong>Hauptsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Differential</strong>-<strong>und</strong> <strong>Integralrechnung</strong> 4<br />

Ferner ist<br />

<br />

<br />

f a 2 h f a h f ' a h h<br />

f a f ' a h f ' a h h<br />

Fortsetzung:<br />

<br />

f a 3h f a f ' a h f ' a h h f ' a 2h h f a f ' a i h h<br />

2<br />

<br />

i0<br />

<strong>und</strong> allgemein<br />

n1<br />

<br />

<br />

f a n h f a f ' a i h h<br />

i0<br />

Will man fb , so muss man h so wählen, dass a nh b bzw.<br />

n1<br />

f b f a f ' a i hh<br />

mit<br />

i0<br />

b<br />

a<br />

h .<br />

n<br />

Diese Beziehung lässt sich etwa mit GeoGebra interaktiv dynamisieren:<br />

b<br />

a<br />

h ist. Dann ist<br />

n<br />

Der Grenzübergang für n liefert schließlich


J. MEYER, Hameln <strong>Hauptsatz</strong> <strong>der</strong> <strong>Differential</strong>-<strong>und</strong> <strong>Integralrechnung</strong> 5<br />

b<br />

<br />

f b f a f ' x dx<br />

.<br />

a<br />

2b. An<strong>der</strong>e Deutung<br />

Der Zusammenhang mit Flächeninhalten liegt auf <strong>der</strong> Hand: Es war<br />

n1<br />

f b f a f ' a ihh<br />

mit<br />

i0<br />

b<br />

a<br />

h .<br />

n<br />

Die rechte Seite stellt im f'-Diagramm einen Flächeninhalt dar; hier eine Skizze für n 3:<br />

Die Rekonstruktion <strong>der</strong> Funktion f entspricht somit <strong>der</strong> Bildung von Flächeninhalten im f'-<br />

Diagramm.<br />

Tragend ist hier die Gr<strong>und</strong>vorstellung des Integrals als Grenzwert von Produktsummen.

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