3D-Topologieoptimierung am Beispiel eines ...
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Heidenreich & Harbeck Gießerei GmbH Mölln Informations-Mail - 11/2002<br />
<strong>3D</strong>-<strong>Topologieoptimierung</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>eines</strong> Hochgeschwindigkeitsschlittens<br />
Am <strong>Beispiel</strong> <strong>eines</strong> Hochgeschwindigkeitsschlitten einer HSC-Fräsmaschine, der einer Querbeschleunigung<br />
von immerhin 2g ausgesetzt ist, werden die Potenziale, welche die Topologie-Optimierung<br />
bietet, besonders deutlich. Die Fragestellung, ob die klassische Kastenverrippung (Abb. 5, links) für<br />
diesen Einsatzzweck wirklich ideal sei, wurde bereits 1997 an Heidenreich & Harbeck herangetragen.<br />
Verformung<br />
u max = 4,8 µm<br />
[mm]<br />
u max = 2,4 µm<br />
Abb. 5 Verformungen unterschiedlich verrippter, querbeschleunigter HSC-Schlitten<br />
In aufwändigen manuellen Optimierungsrechnungen, verbunden mit wiederholten Änderungen im<br />
CAD-Modell, dessen Übertragung an das FEM-Berechnungsprogr<strong>am</strong>m und etlichen Arbeitsschritten<br />
im Pre- und Postprozessing, konnte eine innovative, überlegene Rippenstruktur gefunden werden.<br />
Die Veröffentlichung der seinerzeit gefundenen fischförmigen Verrippung (Abb. 5, rechts) fand in der<br />
Fachwelt große Beachtung, ließen sich doch mit ihr die Verformungen gegenüber der Kastenverrippung<br />
auf die Hälfte reduzieren.<br />
Das ungewöhnliche Aussehen ergibt eine nahezu ideale Gießbarkeit. Die Anforderungen aus Formbau<br />
und Gießerei werden weit besser erfüllt als bei der kastenförmig verrippten Variante, so dass sich<br />
das um 15% verringerte Gewicht auch in einer Reduzierung der Herstellkosten um 10% niederschlug.<br />
Auch in anderen Entwicklungsprojekten bestätigte sich, dass nicht zuletzt wegen der vielen Gemeins<strong>am</strong>keiten<br />
zwischen dem Kraftfluss und der Strömungsmechanik eine per biologischer Designfindung<br />
entwickelte Gestalt auch eine gießgerechte Gestalt ist. Wir fassen diese Gesetzmäßigkeit unter der für<br />
Heidenreich & Harbeck geschützten Marke BIOCAST® zus<strong>am</strong>men !<br />
Mit der jetzt zum Einsatz gebrachten Optimierungssoftware wurde die d<strong>am</strong>alige Fragestellung nach<br />
der optimalen Verrippung erneut aufgegriffen. Dazu ist im Optimierungsmodell das Bauteilvolumen zu<br />
definieren, das im Designvorschlag enthalten sein muss, weil sich dort z. B. Anschraubflächen<br />
befinden (´Fester Bereich´ in Abb. 6, links oben). Im Optimierungsgebiet hingegen darf das Computerprogr<strong>am</strong>m<br />
solche Bereiche eliminieren, die nicht zum Kraftfluss beitragen.<br />
Optimierungsgebiet<br />
Fester<br />
Bereich<br />
Abb. 6 Hochgeschwindigkeitsschlitten: Definition der Optimierungsaufgabe (links) und Ergebnis der<br />
automatischen <strong>Topologieoptimierung</strong> (rechts)
Heidenreich & Harbeck Gießerei GmbH Mölln Informations-Mail - 11/2002<br />
Der über Nacht berechnete Topologievorschlag (Abb. 6, rechts) ist der manuell gefundenen Gestalt<br />
nicht unähnlich, was auch für die seinerzeit geleistete Arbeit des Entwicklungsingenieurs spricht. Die<br />
Überprüfung des mit vergleichsweise geringem Aufwand in eine gießgerechte Konstruktion (Abb. 7)<br />
überarbeiteten Gestaltvorschlags zeigt, dass mit dem Einsatz moderner Optimierungswerkzeuge<br />
treffsicher funktional überlegene Konstruktionen generiert werden können.<br />
u max = 1,7 µm<br />
Abb. 7: Verformungen des topologie-optimierten und gießgerecht gestalteten Schlittens<br />
Durch den Einsatz der Topologie-Optimierung zur Erzeugung <strong>eines</strong> Gestaltvorschlages und der<br />
Nutzung formoptimierter, robuster Rippenübergänge bei der gießgerechten Gestaltung konnten<br />
folgende Verbesserungen erreicht werden:<br />
•= Reduzierung der Ges<strong>am</strong>tverformungen gegenüber dem manuell optimierten Schlitten um 30 %<br />
•= Reduzierung der Ges<strong>am</strong>tverformungen gegenüber dem kasten-verrippten Schlitten um 65 %<br />
•= Reduzierung des Bauteilgewichts gegenüber dem manuell optimierten Schlitten um 2 %<br />
D<strong>am</strong>it darf angenommen werden, dass viele solcher Konstruktionen weit von einer kraftflussgerechten<br />
Gestaltung entfernt sind und dass durch unsere neue Vorgehensweise Gussteile mit überlegenen<br />
Gebrauchseigenschaften entstehen werden. Mittlerweile hat das Unternehmen Heidenreich & Harbeck<br />
in mehreren Entwicklungsprojekten sehr gute Erfahrungen mit dem neuen Werkzeug s<strong>am</strong>meln<br />
können.<br />
Die Abschätzung des für die Entwicklung erforderlichen Ges<strong>am</strong>taufwandes weist bei diesem<br />
konkreten <strong>Beispiel</strong> ein Einsparpotenzial bei den Rechner- und Ingenieurstunden von jeweils etwa 70%<br />
auf ! Dieses macht deutlich, dass mit dem Einsatz der <strong>Topologieoptimierung</strong> eine weitere deutliche<br />
Reduzierung der Entwicklungszeiten möglich ist.