Bericht der Gemeindereise nach Brasov - Davos - Reformiert
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Gemein<strong>der</strong>eise <strong>nach</strong> <strong>Brasov</strong> – Kronstadt vom 03. bis 08. Oktober 2012<br />
Viele Erlebnisse sind nicht selbstverständlich und können selten Jahre lang voraus gesehen<br />
werden. Dieses Mal zeichnete sich im Lauf <strong>der</strong> letzten 10 Jahre ab, dass das 20 jährige Jubiläum<br />
des „Haus <strong>der</strong> Hoffnung“ und <strong>der</strong> Partnerschaft zwischen den <strong>Reformiert</strong>en Kirchgemeinden<br />
<strong>Davos</strong> Dorf und Kronstadt gemeinsam gefeiert werden kann. Die Feier dieses Jubiläums führte<br />
die elfköpfige Gruppe, <strong>nach</strong> Kronstadt.<br />
Die Reise von <strong>Davos</strong> <strong>nach</strong> Landquart mit <strong>der</strong> Rhätischen Bahn gestaltet sich wegen drei<br />
technischen Defekten in <strong>der</strong> Elektronik <strong>der</strong> Lokomotive spannend. Glücklicherweise hatten wir<br />
die Abreise aus <strong>Davos</strong> im letzten Moment um eine Stunde vorverlegt und kamen so, zwar eine<br />
Stunde verspätet, immer noch rechtzeitig auf dem Flughafen in Kloten an. Wartezeiten sind<br />
zwar spannend aber letztlich doch langweilig, weil sich die Ankunft in Bukarest verzögerte. Es<br />
kam noch besser. Die Passagiere des Fluges LX 1885 <strong>nach</strong> Bukarest wurden zum Einsteigen<br />
aufgerufen, als die Durchsage kam, es gäbe eine Verspätung von 20 Minuten, da <strong>der</strong> Copilot<br />
erkrankt sei und sein Ersatzkollege „etwas Zeit“ zum Anreisen bräuchte. Letztendlich sind wir<br />
dann eine Stunde und 20 Minuten zu spät abgeflogen und kamen wohlbehalten in Bukarest an<br />
und wurden von unseren Freunden Miklos, dem Pfarrer, und Arpad, dem Verwaltungsleiter des<br />
„Hauses <strong>der</strong> Hoffnung“ mit zwei Kleinbussen abgeholt. Die Fahrt (140 km) <strong>nach</strong> Norden in<br />
Richtung <strong>der</strong> Karpaten war wegen diesigen Wetters nicht so „aussichtsreich“, wie sonst.<br />
Umso herzlicher war dann <strong>der</strong> Empfang im „Haus <strong>der</strong> Hoffnung“, wo wir über<strong>nach</strong>tet haben,<br />
und das schmackhafte Abendessen, von Ella, <strong>der</strong> Köchin des Hauses zubereitet, mundete allen<br />
vorzüglich. Das war das erste eindrückliche Erlebnis einer typisch ungarischen Art des Kochens<br />
und <strong>der</strong> Gastfreundschaft. Froh, dass wir gut angekommen waren, gingen wir ins Bett.<br />
Am nächsten Morgen gab es ein entspanntes Frühstück, erneut mit <strong>der</strong> neuen nicht bekannten<br />
Speise „gebratene und fein gehackte Auberginen. Da wurde zuerst skeptisch, dann im Laufe <strong>der</strong><br />
folgenden Tage herzhaft diese Spezialität genossen.<br />
Die erste Fahrt in die Umgebung von Kronstadt führte uns <strong>nach</strong> Osten durch das Burzenland<br />
(deutsche Bezeichnung dieser Region) in das ungarische Siedlungsgebiet <strong>der</strong> Szekler, einer<br />
ungarischen Min<strong>der</strong>heit, <strong>nach</strong> Kézdivásarhely ungarisch, Tîrgu Secuiesc rumänisch, Szekler<br />
Neumarkt deutsch, einer typischen ungarischen Kleinstadt auf dem Land. Auf den weiten fast<br />
ebenen Fel<strong>der</strong>n werden hier weitgehend Kartoffeln angebaut, die von den Bauern am<br />
Strassenrand säckeweise verkauft werden. Die Produktion von Konfektionswaren beson<strong>der</strong>s<br />
von Hosen ist praktisch erloschen. Dort besuchten wir den „Second Hand Shop“, wo die in<br />
<strong>Davos</strong> gesammelten Klei<strong>der</strong> verkauft werden. Auf Anhieb sah Silvia Petri ihre „alte“ Jacke, die<br />
sie in <strong>Davos</strong> gespendet hatte an dem Gelän<strong>der</strong> vor dem Verkaufsladen an einem Klei<strong>der</strong>bügel<br />
hängen. Klei<strong>der</strong>sammlung „life“, aber diesmal in Siebenbürgen. Wir staunten über die Vielfalt<br />
<strong>der</strong> Kleidungsstücke und darüber, dass diese nicht in Kisten verpackt sind, wie in <strong>Davos</strong>, son<strong>der</strong>n<br />
an Klei<strong>der</strong>bügeln zur Schau gestellt wurden. Die Verkäuferin lobt immer wie<strong>der</strong> die gute<br />
Qualität <strong>der</strong> Klei<strong>der</strong>, die aus <strong>Davos</strong> gespendet werden.<br />
Ein Bild <strong>der</strong> Gegenwart und <strong>der</strong> Vergangenheit bot sich bei dem Anblick <strong>der</strong><br />
gegenüberliegenden Wohnblocks, einer alt und in miserablem Zustand, so dass man sich fragt,<br />
leben da Mensch drin und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Block frisch renoviert und frisch mit leuchtenden Farben<br />
angestrichen. Die Vergangenheit trifft sich mit <strong>der</strong> Gegenwart und ist wandelbar, wie man sieht,<br />
fehlte hier ausnahmsweise dazu das nötige und liebe Geld nicht, das für die Rennovation<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />
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Der Hauptplatz <strong>der</strong> Stadt ist von repräsentativen Bürgerhäusern, die in <strong>der</strong> Zeit vor dem 1./2.<br />
Weltkrieggebaut wurden und heute in neuem Glanz da stehen.<br />
In einem neueren Cafe haben wir dann unseren Kaffeedurst gelöscht, ehe wir wie<strong>der</strong> in<br />
Richtung Kronstadt fuhren. Links, südlich <strong>der</strong> Hauptstrasse liegt Tartlau, die östlichste Gemeinde<br />
des sächsischen Siedlungsraumes in Siebenbürgen. Der Ort und seine berühmte, riesige<br />
Kirchenburg wurden vom Deutschen Ritterorden, <strong>der</strong> hier von 1210 bis 1225 ansässig war und<br />
das Land besiedelte, erbaut. Die Siebenbürger Sachsen, die Herkunft dieser Bezeichnung ist<br />
nicht genau feststellbar, wurden vom ungarischen König Geza II zum Schutz <strong>der</strong> Grenzen und<br />
zur Besiedelung des Landes schon ab etwa dem Jahre 1100 hierher aus dem Gebiet <strong>der</strong> Mosel<br />
o<strong>der</strong> des heutigen Franken gerufen und erhielten deshalb Son<strong>der</strong>rechte. Die Erbauung einer<br />
Kirchenburg mit einer Mauerhöhe des äusseren Mauerringes von 12 Metern war erfor<strong>der</strong>lich,<br />
da schon 1245 die ersten Einfälle <strong>der</strong> Tartaren das Land und die Bewohner bedrohten. Die<br />
Kirchenburg heisst so, weil sie als Zufluchtsort bei Überfällen diente und im Innenhof eine<br />
Kirche, die <strong>nach</strong> dem Muster <strong>der</strong> Zisterziensergotik, gebaut wurden, umschliesst. Die<br />
Kennzeichen des eindrücklichen Zisterzienserbaues sind deutlich erkennbar: Radfenster,<br />
Rundbogenfenster, Bogenfriese, sechsteiliges Gewölbe, etc. An <strong>der</strong> Innenseite des Mauerringes<br />
sind Wohnräume bis zu drei Geschossen hoch, für jede Familie des Dorfes einer und ein<br />
Schulzimmer eingebaut. Die weissen Wände <strong>der</strong> Front heben sich durch die braunen aus Holz<br />
gefertigten balkonartigen Umgänge, die Holzgelän<strong>der</strong>, Treppen und alten im Original<br />
erhaltenen Holztüren ab. Unter dem Dach des Mauerringes kann <strong>der</strong> ganze Bau zu Fuss<br />
begangen werden und bietet wun<strong>der</strong>bare Ausblicke durch Schiess- und Pechscharten.<br />
Nach dem leckeren Mittagessen im „Haus <strong>der</strong> Hoffnung wartet im Stadtzentrum von Kronstadt<br />
ein „Sightseeing“ Bus, oben mit offener Plattform, auf uns. Während einer Stunde Fahrt<br />
erhalten wir, fast aus <strong>der</strong> Vogelperspektive, schöne und ungewohnte Ausblicke über die Stadt,<br />
die weitgehend sehr gut renovierten, ehemalige Patrizierhäuser, die katholische, orthodoxe und<br />
nicht zuletzt die grosse, eindrückliche Schwarze Kirche.<br />
Zahlreiche, neu gebaute Kreisel, insgesamt 62 in <strong>der</strong> ganzen Stadt, halten den Verkehr flüssig<br />
und machen ihn übersichtlicher. Ein wahrer Fortschritt! Wir staunen über die Sauberkeit in <strong>der</strong><br />
Stadt, die die sauberste des ganzen Landes ist.<br />
Ein Spaziergang entlang <strong>der</strong> Burgallee ausser und oberhalb <strong>der</strong> Stadtmauer im Süden <strong>der</strong> Stadt<br />
veranschaulicht, wie lang und mächtig die Stadtmauer einschliesslich ihrer Bastionen<br />
(Befestigungs-Türmen) einst war, die alle von einzelnen Zünften gebaut und im Fall einer<br />
Belagerung verteidigt werden mussten. Ein gemütliches Kaffeetrinken mit Kuchen in <strong>der</strong> besten<br />
Konditorei von Kronstadt rundete den Nachmittag ab. Wir staunen über die einwandfreie<br />
Qualität und die Vielfalt <strong>der</strong> angebotenen Backwaren.<br />
Per Taxi fuhren wir in das „Haus <strong>der</strong> Hoffnung“ zurück. Ein Versuch von Edgar Petri, <strong>der</strong><br />
rumänisch spricht, mit dem Taxifahrer ins Gespräch zu kommen, scheitert an dessen Missmut<br />
und offensichtlicher Aussichtslosigkeit: „viel zu viele Taxis, viel zu wenig Arbeit“, war sein<br />
einziger Kommentar. Als Edgar statt <strong>der</strong> 5 Lei Fahrpreis dem Fahrer 10 Lei (zwei Franken und<br />
fünfzig Rappen) gab, hat sich dieser sehr herzlich bedankt.<br />
Die Abendessen regten an jedem Abend zu Gesprächen mit Miklos und Csilla, seiner Frau sowie<br />
den anwesenden holländischen Partnern an. Diese kannten wir teilweise schon von früheren<br />
Treffen dort. Gemütlichkeit und frohes Beisammensein pur!<br />
Der nächste Vormittag ist dem Besuch des Frauenhauses und des Altersheimes „Nikodemus“<br />
vorbehalten. Das Frauenhaus ist ein wesentlicher Baustein im Projekt „Gewalt in <strong>der</strong> Familie“<br />
seit 2002. Letztere kommt in Rumänien lei<strong>der</strong> häufig vor. Die betroffenen Frauen, selten auch<br />
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Männer, finden hier Schutz vor den Gewalttätern, und erhalten psychologische, medizinische<br />
und soziale Beratung und Betreuung sowie sofern nötig eine neue Wohnung zugeteilt. Der<br />
Standort des Frauenhauses ist geheim. Die Projektverantwortlichen, allen voran Kathi Zoltan,<br />
die schon seit Beginn des Projektes dabei ist, die Psychologen, Rechtsanwälte und Ärzte<br />
arbeiten eng untereinan<strong>der</strong> und mit <strong>der</strong> Polizei und an<strong>der</strong>n städtischen Institutionen<br />
zusammen. Nach spätestens drei Wochen müssen die Betroffenen das Frauenhaus verlassen.<br />
Ganz an<strong>der</strong>s gestaltet sich <strong>der</strong> Aufenthalt <strong>der</strong> alten Menschen im Altersheim „Nikodemus“, wo<br />
Bewohner <strong>der</strong> ungarischen, rumänischen und sächsischen - siebenbürgerdeutschen,<br />
Volksgruppe ihren Lebensabend verbringen. Auffallend ist <strong>der</strong> gepflegte Innenhof des Heimes<br />
mit <strong>der</strong> heimeligen Laube mit Sitzbänken und den schönen, vielen farbigen Blumen. In dem<br />
umgebauten Bauernhof stehen neben den Einzelzimmern ein geräumiger, farbig in Gelb und<br />
Blau, den <strong>Davos</strong>erfarben, gestalteter Speisesaal und Aufenthaltsraum. Hier wird nicht nur<br />
gegessen son<strong>der</strong> auch die gemeinsamen Aktivitäten unter Anleitung <strong>der</strong> netten und<br />
freundlichen Sozialarbeiterin durchgeführt sowie die Bibelstunden und <strong>der</strong> wöchentliche<br />
Gottesdienst gefeiert. Es gab zwischen uns und den alt bekannten Bewohnern ein freudiges<br />
Wie<strong>der</strong>sehen. Einige Bewohner zeigen uns mit Stolz „ihr Reich“, die relativ kleinen aber netten<br />
Zimmer, die alle mit Nasszellen ausgestattet sind. Diese Ausstattung ist für rumänische<br />
Verhältnisse „komfortabel“. Hier erkennen wir alle, dass unsere Spenden, die das Wohnen für<br />
die alten Menschen im Altersheim, die den Aufenthalt nicht aus eigenen Mitteln bezahlen<br />
können, möglich machen und diese Spenden sinnvoll eingesetzt werden. Im hinteren, dem<br />
angebauten Teil des Hauses sahen wir das Lager mit den aus <strong>Davos</strong> erhaltenen Klei<strong>der</strong>n an.<br />
Anschliessend besuchten wir noch die „Schwarze Kirche“, die evangelische Stadtpfarrkirche <strong>der</strong><br />
Sachsen, die ihren Namen <strong>nach</strong> dem verheerenden Brand von 1689 erhielt als die Mauern<br />
schwarz blieben, was man teilweise heute noch erkennt. Diese Kirche ist auf dem Balkan das<br />
östlichste gotische Gotteshaus und grösster gotischer Bau. Tief beeindruckt stehen wir im<br />
Langhaus dieser wun<strong>der</strong>baren, hellen, grossen und hohen Kirche. Ihre Grösse lässt sich von<br />
aussen nicht erkennen. Eine einmalige und beson<strong>der</strong>e Überraschung. Majestätisch ist <strong>der</strong> helle<br />
Chorraum mit dem Altar von Ende <strong>der</strong> 1490-ziger Jahre. Beson<strong>der</strong>s schön ist das Taufbecken<br />
von 1472, dessen Wasser durch Holzkohle unter dem Becken geheizt wurde. Eine weitere<br />
Beson<strong>der</strong>heit und Überraschung ist die Sammlung von schönen und vielfältigen<br />
Orientteppichen, welche die Kaufleute von ihren Reisen in den Orient mitbrachten und als Dank<br />
für die gesunde Heimkehr <strong>der</strong> Kirche schenkten. Diese Sammlung an alten Teppichen, ist eine<br />
<strong>der</strong> grössten und bedeutendsten in Europa. Ausserdem steht hier die grösste Orgel des Balkans<br />
mit 3993 Pfeifen, 4 Manualen und 56 Registern. Lei<strong>der</strong> konnten wir dieses herrliche Instrument<br />
dieses Mal nicht hören – ihr Klang ist gewaltig. Der Turm <strong>der</strong> Kirche sieht unter <strong>der</strong> Zinne<br />
stehend sehr gedrungen aus und misst trotzdem 65 Meter. Auf <strong>der</strong> Südseite <strong>der</strong> Kirche steht<br />
das Denkmal des Johannes Honterus (1498 – 1549), <strong>der</strong> nicht nur die Reformation von einem<br />
auf den an<strong>der</strong>en Tag vollzog son<strong>der</strong>n auch 1542 den ersten Gottesdienst in deutscher Sprache<br />
in Kronstadt hielt. Der neu entstandenen Kirche gab er eine Gottesdienstordnung . Diese<br />
Ordnung und zahlreiche an<strong>der</strong>e Bücher liess Honterus damals drucken. Gegenüber von <strong>der</strong><br />
Kirche und dem Standbild von Honterus steht die alte Schule die bereits um das Jahre 1300<br />
bestand und ab 1544 auch für Mädchen offen stand.<br />
Am Nachmittag fand dann zum 20-jährigen Jubiläum eine Diskussionsrunde unter dem Thema<br />
„Erinnerungen“ statt. „Unser“ Pfarrer Miklos Menessy erklärt an Hand von alten Fotos den<br />
mühevollen Aufbau des „Hauses <strong>der</strong> Hoffnung“ unter Mitarbeit von Jugendlichen aus Holland in<br />
den Jahren 1989 und 1990. Gedacht wurde auch <strong>der</strong> ehemaligen <strong>Reformiert</strong>en Kirche, welche<br />
im Zentrum <strong>der</strong> Stadt stand und in den 1950-ziger Jahren unter dem kommunistischen Regime<br />
zu Gunsten des Baues eines Hotels abgebrochen wurde. Diese Kirche kannte Edgar noch von<br />
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einem Besuch in Kronstadt, als er etwa 10 Jahre alt war und noch nicht wusste was reformiert<br />
bedeutet und welcher Religionsgemeinschaft die Kirche gehörte. Es war ihm lediglich bekannt,<br />
dass die Kirche den Ungarn gehörte und nicht, wie er lustigerweise erzählte, den Stalinisten.<br />
Denn früher hiess Kronstadt seit den 50-ziger Jahren Stalinstadt. Der Schriftzug STALIN war auf<br />
<strong>der</strong> stadtwärts gewandten Seite <strong>der</strong> „Zinne“, dem Hausberg von Kronstadt, als Bresche in den<br />
Wald gehauen worden Es dauerte viele Jahre, bis dass STALIN nicht mehr zu lesen war. Heute<br />
steht an gleicher Stelle in Weiss gehalten ebenso gross BRASOV, was von Weitem sichtbar ist.<br />
Welch ein ideologischer Fortschritt, im Vergleich mit den 50-ziger Jahren!<br />
Am Samstag zeigte sich Kronstadt in schönstem Sonnenschein Also wurde unser Programm kurz<br />
entschlossen geän<strong>der</strong>t: Ein Ausflug in die Schulerau und auf den Schuler. Was und wo ist das<br />
denn? Mit den zwei Kleinbussen fuhren wir die kurvenreiche Strecke in das 12 km entfernte<br />
Skigebiet von Kronstadt in die 1600 Meter hochgelegene Schulerau, wo zahlreiche Hotels im<br />
Sommer und Winter Touristen beherbergen. Mit einer Gondelbahn <strong>der</strong> Schweizer Firma<br />
Habegger Thun von 1982, schwebten wir über Waldschneisen mit Skipisten hinauf zum Gipfel<br />
des Schuler auf 1850 Meter. Hier bot sich ein herrlicher Weitblick auf Kronstadt, das Burzenland<br />
mit seinen zahlreichen Gemeinden und den wuchtigen kalkhaltigen Königstein, einem<br />
imposanten Gebirgsmassiv, auf dem viele seltene Blumen wachsen. In <strong>der</strong> Schulerau gab es<br />
dann noch in <strong>der</strong> wärmenden Sonne eine Kaffeepause.<br />
Dann führte uns <strong>der</strong> Weg <strong>nach</strong> Westen und kurvenreich bergab <strong>nach</strong> Rosenau, einer Gemeinde<br />
des Burzenlandes. Prägendes Wahrzeichen dieses Ortes ist die hoch und steil über dem Dorf<br />
trotzig in das Tal strozende Bauernburg. Sie wurde im Rahmen <strong>der</strong> Verteidigung <strong>der</strong> äussersten<br />
südlichen Grenze des Königreiches Ungarn, ebenfalls von dem schon genannten Deutschen<br />
Ritterorden, um das Jahr 1220 gebaut. Die riesigen Ausmasse <strong>der</strong> nun fast 800 Jahre alten Burg<br />
erkennen wir erst <strong>nach</strong>dem wir das untere dann das obere Tor durchschreiten. Die Anlage war<br />
über viele Jahre hinweg verfallen und wurde nun in den letzten Jahren wie<strong>der</strong> stilgerecht<br />
aufgebaut. Noch ist <strong>der</strong> Wieraufbau nicht beendet. Aber die bestehenden Häuser bieten einen<br />
Eindruck, wie gross die Anlage früher war. Auch von hier geniessen wir den Blick in die Ferne<br />
und auf das schöne typisch sächsische Dorf Rosenau. In den hier typischen Häusern befindet<br />
sich zur Strasse hin ein Raum, <strong>der</strong> meistens als gute Stube o<strong>der</strong> Schlafraum genutzt wurde, und<br />
die Toreinfahrt mit seitlich kleinem Türchen. Natürlich darf die Bank vor dem Haus nicht fehlen.<br />
Sie war Treffpunkt <strong>der</strong> Nachbarn am Samstag<strong>nach</strong>mittag, <strong>nach</strong>dem <strong>der</strong> Sonntag um 14 Uhr<br />
eingeläutet wurde, die Strasse gefegt und die Wochenarbeit getan war.<br />
Im nahe gelegenen Törzburg (Bran) mit seiner wehrhaften Ritterburg, die unmittelbar an <strong>der</strong> bis<br />
1918 alten Grenze zu Rumänien steht, gab es dann, mit Blick auf die Burg, einen Imbiss bei<br />
schönstem Sonnenschein und Ausblick auf das hüglig bis bergige Umland.<br />
Der Sonntag im „Haus <strong>der</strong> Hoffnung“ war von seinem 20-jährigen Jubiläum geprägt. Schon um<br />
11 Uhr erschienen die ersten Kirchgänger, mit denen wir ein freundliches und frohes, ja<br />
herzliches Wie<strong>der</strong>sehen zelebrierten. Es wurde viel geküsst und umarmt, geplau<strong>der</strong>t - mehr<br />
über alte als neue Zeiten, auch über frühere Besuche in <strong>Davos</strong>. Schliesslich waren einige<br />
Mitglie<strong>der</strong> dieser Kirchgemeinde in <strong>Davos</strong> und umgekehrt in Kronstadt gewesen. Da sind<br />
Freundschaften geknüpft worden, die immer noch fortbestehen. Auffallend festlich war die<br />
Kleidung aller über 400 Gottesdienstbesucher. Um 12 Uhr riefen die Glocken zum Gottesdienst,<br />
an dem ausser den Laien <strong>der</strong> reformierte Bischof Siebenbürgens und zahlreiche ungarische<br />
reformierte, aber auch katholische und orthodoxe, Pfarrherren in ihren althergebrachten, fast<br />
pompös wirkenden, plissierten Talaren teil nahmen. Pfarrer Miklos hatte den liturgischen Teil<br />
des Gottesdienstes zu bewältigen und die Predigt hielt <strong>der</strong> Herr Bischof. Wie üblich und schon<br />
häufig erlebt, dauerte diese, natürlich in ungarischer Sprache gehaltene, Predigt 45 Minuten.<br />
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Dann folgten Ansprachen <strong>der</strong> vertretenen Partner aus Holland, Deutschland und <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Unsere <strong>Davos</strong>er Dorf Gemeinde war durch Silvia Petri vertreten, die in ihrer kurzen Ansprache<br />
für die Jahre lange Partnerschaft dankte und beson<strong>der</strong>s die Rolle des HEKS bei <strong>der</strong> Gründung<br />
unsere Partnerschaft mit ungarischen <strong>Reformiert</strong>en von Kronstadt hervor hob und das<br />
Geschenk <strong>der</strong> <strong>Davos</strong>er St. Theodul Gemeinde das Fotobuch „Erinnerungen an 20 Jahre <strong>Davos</strong> -<br />
<strong>Brasov</strong>“ überreichte. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Partnerschaft über so viele Jahre<br />
erfolgreich besteht. Die ähnlichen Partnerschaften aus <strong>der</strong> Schweiz und Rumänien bestehen<br />
schon seit Jahren nicht mehr. Franz Schüle, <strong>der</strong> Altpräsident des HEKS, lobte diese erfolgreiche<br />
Form des Zusammenstehens, des Wirkens, des Helfens, des Betens und <strong>der</strong> Freundschaft.<br />
Anschliessend zelebrierten die Pfarrer das Abendmahl, an dem alle Kirchenbesucher<br />
teilnahmen. Also dauerte <strong>der</strong> gesamte Gottesdienst einschliesslich des Abendmahls drei<br />
Stunden.<br />
Im Hof des „Hauses <strong>der</strong> Hoffnung“ fand dann ein Apéro für die Gemeindemitglie<strong>der</strong> und Gäste<br />
statt. Ein Gruppenfoto durfte nicht fehlen und dokumentierte die Anwesenheit von Gästen und<br />
Freunden. Schlussendlich trafen sich die Pfarrherren, alle Gäste und die Mitglie<strong>der</strong> des<br />
Presbyteriums (Kirchenvorstandes), sowie einige langjährige und treue Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter <strong>der</strong> Kirchgemeinde beim Mittagessen im Speisesaal. Auch jetzt, so wie in den<br />
vergangenen Tagen, war die herzliche Freundschaft und das gegenseitige Vertrauen zu spüren.<br />
Vor dem späteren Abendessen war auf dem Fussboden des Speisesaales ein grosses Herz<br />
geformt, auf das je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anwesenden ein brennendes Teelicht stellte. Das „Vaterunser“<br />
wurde gebetet, für die ergreifende und verbindende Zusammenkunft gedankt und beide<br />
Gemeinden gesegnet.<br />
Der Montagmorgen stand dann im Zeichen des Abschieds, zuerst von den Hollän<strong>der</strong>n und dann<br />
waren wir am Abschiednehmen von Miklos, Csilla, Arpad dem Verwaltungsleiter und den<br />
Mitarbeitern des „Hauses <strong>der</strong> Hoffnung allen voran Ella, Ibiko, Julia, die uns hier kulinarisch<br />
verwöhnt hatten und Esther, <strong>der</strong> Kulturverantwortlichen. Ein letztes Winken und die Fahrt <strong>nach</strong><br />
Bukarest mit Miklos und Arpad begann. Dieses Mal hatten wir auf <strong>der</strong> Fahrt Glück und sahen bei<br />
strahlendem Sonnenschein die Gipfel des etwa 2200 hohen Bucegi Massives (Karpaten) bis dass<br />
uns das Flachland vor Bukarest in Beschlag nahm.<br />
Mit Flugzeug und SBB sowie RhB gelangten alle Teilnehmer wohlbehalten <strong>nach</strong> Hause.<br />
Es ist nicht selbstverständlich, dass wir so viele Freunde treffen durften, nette menschliche<br />
Begegnungen und kulturelle wie landschaftliche Eindrücke erleben und mit <strong>nach</strong> Hause nehmen<br />
durften.<br />
Unser herzlicher Dank gilt Miklos, Csilla, Arpad und Kathi sowie den übrigen Mitarbeitern des<br />
„Hauses <strong>der</strong> Hoffnung“, die uns alle verwöhnten und uns diese interessanten, erfahrungs- und<br />
erlebnisreichen Tage in sehr freundschaftlicher und herzlicher Atmosphäre geschenkt haben!<br />
Der Erfolg dieser Reise ist dank den Teilnehmern unserer sehr netten, interessierten und<br />
fröhlichen Gruppe zu diesem beson<strong>der</strong>en Erlebnis geworden.<br />
Euch Allen herzlichen Dank!<br />
(Edgar Petri, Oktober 2012)<br />
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