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Samstag, 6. April 2013<br />
Ach du grüne Neune:<br />
Bei den Bayern kassierte René Adler neun<br />
Gegentore und sprach hinterher von der<br />
fehlenden Männlichkeit seiner Kameraden.<br />
Der SC Freiburg muss sich also auf eine<br />
Wutreaktion gefasst machen<br />
Fotos: Witters<br />
Fußballerische Frechheit<br />
Bundesliga. Sowohl in Hamburg in der Liga wie auch in Stuttgart im Pokalhalbfinale tritt der SC Freiburg eigentlich nur als<br />
Außenseiter an. Und in beiden Fällen stehen die Gegner mit dem Rücken zur Wand. Da kann es hart zugehen.Von Michael Zäh<br />
Das Spiel des SC Freiburg in<br />
Hamburg könnte man von<br />
den Rahmenbedingungen her<br />
als einen Test unter Echtbedingungen<br />
für das Halbfinalspiel im DFB-Pokal<br />
ansehen, das am 17. April in Stuttgart<br />
steigt. Man findet vor: Eine mit Stars<br />
angereicherte Mannschaft mit hohen<br />
Ambitionen, die zuletzt aber die in sie<br />
gesetzten Erwartungen nicht erfüllte.<br />
Des weiteren ein brodelndes Publikum,<br />
das auf Wiedergutmachung hofft,<br />
aber auch schnell Stimmung gegen<br />
die eigene Mannschaft machen kann,<br />
wenn es nicht rund läuft. Außerdem<br />
geht es in beiden Fällen für beide<br />
Teams um Europa.<br />
Nach der 2:9-Klatsche von München<br />
steht es mit hanseatischer Kühle<br />
nicht zum Besten. Das kann sich<br />
dann in eine kämpferische, zornige<br />
Wiedergutmachung entladen, bei der<br />
dem SC Freiburg die Rolle des Opfers<br />
zufallen soll. Aber meist liegen die<br />
Probleme nach solch einer Schmach<br />
etwas tiefer und sind Streitereien im<br />
eigenen Team die Folge. Sollte der<br />
SC, wie zu vermuten steht, nicht die<br />
Rolle des Kaninchens vor der HSV-<br />
Reservistenglück: Beim<br />
9:2-Triumph über den<br />
HSV traf Pizarro gleich<br />
vier Mal und Shaqiri<br />
ein Mal. Und aus dem<br />
Lachen kamen beide<br />
nicht heraus<br />
Schlange spielen wollen, können die<br />
Zweifel der gebeutelten Hamburger<br />
schnell wieder aufbrechen und sich<br />
das Team um seinen Star Rafael van<br />
der Vaart gegenseitig lähmen. Der<br />
Hamburger Spielmacher hat ja vor<br />
der Partie in München angekündigt,<br />
dass er auch dort zu treffen gedenke.<br />
Dann aber haben er und seine Leute<br />
es an „Männlichkeit“ (so Rene Adler<br />
nach der historischen Niederlage)<br />
vermissen lassen. Konkret: Man<br />
habe nicht einmal gefoult.<br />
Es ist also für das Streich-<br />
Team in mehrerlei Hinsicht Vorsicht<br />
geboten. Zum einen ist mit um sich<br />
tretenden Hamburger Männern zu<br />
rechnen, zum anderen verfügt der<br />
HSV an guten Tagen durchaus über<br />
fußballerische Kapazität, vor allem<br />
in der Offensive. In der Rückwärtsbewegung<br />
sieht es allerdings nicht<br />
so gut aus, was die Fink-Elf spielt.<br />
Der SC wird wohl mit<br />
seinem laufintensiven<br />
Spiel genau in diese Wunde<br />
stoßen wollen. Sollte dabei<br />
ein Sieg gelingen (wie es zuletzt<br />
Augsburg in Hamburg vormachte),<br />
ist die Wahrscheinlichkeit recht groß,<br />
wieder auf einen „europäischen<br />
Platz“ zu kommen. Dazu müsste nur<br />
eines der drei Temas patzen, die vor<br />
dem SC stehen. Schalke muss als<br />
Viertplatzierter (drei Punkte vor dem<br />
SC) zu der Wundertüte Bremen (fünf<br />
Siege, fünf Niederlagen zu Hause),<br />
während Eintracht Frankfurt (drei<br />
Punkte Vorsprung) die auf Meistertitel<br />
gebürsteten Bayern erwartet, und<br />
der Tabellensechste aus Mainz<br />
(punktgleich mit dem SC) hat in<br />
Nürnberg kein leichtes Spiel.<br />
Wie in Hamburg erwartet den<br />
SC auch im Pokalhalbfinale in<br />
Stuttgart ein heißer Tanz. Die<br />
Stuttgarter fielen zuletzt gegen<br />
Dortmund durch übertriebene<br />
Härte auf. So grenzte der Tritt<br />
von Harnick ins Gesicht von<br />
Schmelzer an eine Tätlichkeit, da<br />
er nicht nur den Ball gar nicht treffen<br />
konnte, sondern dies auch gar nicht<br />
wollte. Denn sein Fuß schwang ja<br />
vom Tor weg, so dass es nicht seine<br />
Absicht gewesen sein konnte, den<br />
Ball zum Tor zu befördern. Der völlig<br />
ausgerastete Niedermeier tritt sowieso<br />
gerne nach allem, was sich bewegt<br />
(in diesem Fall war es Götze, den er<br />
mit offener Sohle traf). Da die Stuttgarter<br />
dennoch mit 1:2 verloren und<br />
nun sieben Punkte hinter Platz sechs<br />
liegen, ist das Pokal-Halbfinale wohl<br />
deren letzte Chance auf eine Teilnahme<br />
an der Europa-League in der<br />
nächsten Saison. Entsprechend hart<br />
wird das K.O.-Spiel werden.<br />
Sowohl in Hamburg in der Liga<br />
wie auch in Stuttgart im DFB-Pokal<br />
sind die Freiburger ja eigentlich nur<br />
Außenseiter – gemessen an den<br />
Kräfteverhältnissen, Ambitionen und<br />
Rahmenbedingungen. Sollte also der<br />
kleine David aufgrund seiner fußballerischen<br />
Frechheit jeweils Goliath<br />
besiegen, wäre das noch immer eine<br />
Sensation. Noch wichtiger aber ist,<br />
auch im Falle des Normalen, also der<br />
jeweiligen Auswärtsniederlage, die<br />
gute Entwicklung zu sehen.