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Zwangssterilisation im Dritten Reich 1: Arbeitsmaterial

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Arbeitsblatt<br />

der Bildungs- und Gedenkstätte „Opfer der NS-Psychiatrie“ in Lüneburg<br />

Am Wienebütteler Weg 1, 21339 Lüneburg<br />

<strong>Zwangssterilisation</strong> <strong>im</strong> <strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong> 1: Hilfestellung und Lösungsbeispiele<br />

1. Hinweise zum Thema<br />

Was war bzw. ist Sterilisation?<br />

Der Vorgang der Kastration bezieht sich auf das operative Entfernen der Geschlechtsdrüsen wie Hoden<br />

oder Eierstock, kann also sowohl auf Männer als auch auf Frauen bezogen werden. Allerdings hört man<br />

den Begriff in der Humanmedizin in Bezug auf Frauen selten, weil der Eingriff wesentlich riskanter ist.<br />

In der Tiermedizin dagegen ist die Kastration auch für weibliche Tiere ein gängiger Begriff. Die Kastration<br />

erfolgt hier oft durch die Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter, während bei Tiermännern die<br />

Hoden entfernt werden.<br />

Der für weibliche Tiere oft ins Spiel gebrachte Begriff der »Sterilisation« beschreibt eine andere Methode.<br />

Hier werden Tiere unfruchtbar gemacht, indem Eileiter unterbrochen werden. Sowohl Kastration als auch<br />

Sterilisation sind also bei beiden Geschlechtern möglich.<br />

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite, 2009<br />

2. Lösungsvorschläge zu den Arbeitsaufträge<br />

1. Welches Ziel verfolgten die Nationalsozialisten mit der <strong>Zwangssterilisation</strong> und welche<br />

Menschen waren davon betroffen?<br />

Die Nationalsozialisten verfolgten mit der <strong>Zwangssterilisation</strong> das Ziel, die<br />

„Volksgemeinschaft“ von Krankheiten „zu säubern“. Das Ziel war also auf gesellschaftlicher<br />

Ebene angesiedelt. Die Maßnahme betraf jedoch nur die Individuen: Hier wurden Menschen<br />

zu opfern, welche Behinderungen aufwiesen, die tatsächlich zu 100% vererbt werden<br />

(autosomal dominant: Chorea Huntington), aber auch Syndrome (also komplexe<br />

Erkrankungen) wie Epilepsie oder Schizophrenie, bei denen allenfalls zu geringem Anteil<br />

das Erbe, aber vor allem die Umwelt einen Einfluss haben. Auch der Alkoholismus wurde<br />

genannt, dessen Entstehung pr<strong>im</strong>är sozial bedingt ist.<br />

Außerdem gibt es für viele vererbte Merkmale kompliziertere Erbgänge:<br />

Im Falle der autosomal-rezessiven Gehörlosigkeit kann man leicht nachweisen, dass zwei<br />

gehörlose Eltern nicht zu 100% Wahrscheinlichkeit gehörlose Kinder haben, weil auch hier<br />

ca. 30 verschiedene Genorte zusammenwirken.<br />

Hier sollte also eine politische Frage pseudomedizinisch beantwortet werden.<br />

Aus biologischer Sicht ist festzustellen, dass das Ziel, erbliche Krankheiten aus einem<br />

Genpool „herauszumendeln“ niemals erreicht werden kann. Dieses Faktum wird durch das<br />

Hardy-Weinberg-Gesetz beschrieben. Rezessive Erbanlagen werden unentdeckt von<br />

Generation zu Generation weitergegeben. Das Verhältnis zwischen rezessiven und<br />

dominanten Erbanlagen bleibt somit in jeder Generation gleich. Diese Gesetzmäßigkeit<br />

wurde von dem Engländer Godfrey Harald Hardy 1908 veröffentlicht, kurz zuvor hatte der<br />

Arzt Wilhelm Weinberg die gleiche Erkenntnis <strong>im</strong> deutschsprachigen Raum. Den Nazis war<br />

diese Regel also bekannt. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass Eugenik (so<br />

wurde der wissenschaftliche Ansatz genannt, nach dem der Genpool von „schlechten“<br />

Genen gesäubert werden sollte) auch <strong>im</strong> angelsächsischen Bereich und <strong>im</strong> europäischen<br />

Ausland seit der Jahrhundertwende weit verbreitet war.

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