September 2012 - a tempo
September 2012 - a tempo
September 2012 - a tempo
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
09 | <strong>2012</strong><br />
editorial 03<br />
P A U S E !<br />
Titelfoto: Wolfgang Schmidt zu unserem Gespräch mit Albert Vinzens: «Spielen ist mehr!»<br />
Wie habe ich mich als Schüler darauf gefreut: Pause! Nicht, weil mir der Unterricht zu anstrengend,<br />
langweilig oder öde war. Nein, ich rechnete gern, schrieb gerne Arbeiten und lauschte insbesondere<br />
mit großer Aufmerksamkeit den Erzählungen und Geschichten meiner Lehrer. Aber in der Pause<br />
konnte ich mit meinen Klassenkameraden spielen!<br />
Zweimal im Stundenplan durften wir Schüler über einen etwas längeren Zeitraum selbst über uns<br />
bestimmen:in der Pause nach den ersten zwei Stunden (des Hauptunterrichts) eine guteViertelstunde,<br />
und nach dem gemeinsamen Mittagessen (ich ging in England in die Schule) über eine halbe Stunde<br />
lang.<br />
Wie haben wir das Spielen geliebt – Jungs wie Mädchen, zumindest bis etwa zur 6. oder 7.<br />
Klasse, als die Mädchen dann lieber unter sich sein wollten, um nur zu reden … Wie haben wir sie<br />
geliebt, die verschiedenenVersteckspiele, Fangspiele, Seil- und Ballspiele, inklusive Fußball mit einem<br />
Tennisball! Mit glühenden Wangen und oft außer Atem kehrten wir wieder in unser Klassenzimmer<br />
zurück. Nach der Ausgelassenheit und der intensiven Bewegtheit des Spielens konnten wir uns<br />
wieder dem stillen Sitzen und Zuhören widmen.<br />
Als ich aber in der 10. Klasse für 10 Wochen an einer deutschen Schule war, taten mir die deutschen<br />
Schüler leid, deren «große Pause» mir ziemlich klein vorkam – und die gar keine ausgiebige Spielmöglichkeit<br />
nach dem gemeinsamen Mittagessen hatten, da es gar keinen Nachmittagsunterricht<br />
gab …<br />
Bei all dem Reden und Schreiben über Bildungspläne, Lernziele und Kompetenzen sollte, wie der<br />
Schweizer Philosoph und Erziehungswissenschaftler Albert Vinzens betont, die fundamentale<br />
Bedeutung des freien Spiels für die Entwicklung eines jeden Menschen nicht außer Acht gelassen<br />
werden.<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
So wünsche ich allen, die jetzt in die Schule gehen, ausgiebige Pausen und uns Erwachsenen<br />
hin und wieder diese herrlichen Momente des Lebens, in denen wir «nur» spielend sein dürfen!<br />
Ihr<br />
Jean-Claude Lin