Weihnachtspredigt "Ehre sei Gott in der Höhe" â Pfr. Mathias Gerber ...
Weihnachtspredigt "Ehre sei Gott in der Höhe" â Pfr. Mathias Gerber ...
Weihnachtspredigt "Ehre sei Gott in der Höhe" â Pfr. Mathias Gerber ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Weihnachtspredigt</strong> "<strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe" – <strong>Pfr</strong>. <strong>Mathias</strong> <strong>Gerber</strong><br />
Kirche Oberwangen, 25. Dezember 2010<br />
Text: Lukas 2,14<br />
E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> bekanntesten Sätze aus <strong>der</strong> Weihnachtsgeschichte ist wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>der</strong><br />
vierzehnte Vers aus dem zweiten Kapitel des Lukasevangeliums.<br />
"<strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe und Friede auf Erden und den Menschen e<strong>in</strong> Wohlgefallen."<br />
"... und den Menschen e<strong>in</strong> Wohlgefallen."<br />
Das wollen wir alle. Hier können wir uns treffen, hier s<strong>in</strong>d wir uns alle e<strong>in</strong>ig:<br />
Auf <strong>der</strong> Erde soll es uns wohl gefallen. Wir wollen es schön, bequem und lustig haben;<br />
dafür s<strong>in</strong>d wir sogar bereit zu kämpfen. Immer an Weihnachten darf es dann noch etwas<br />
mehr <strong>sei</strong>n: Frieden.<br />
"... und Friede auf Erden und den Menschen e<strong>in</strong> Wohlgefallen."<br />
Das wollen wir alle. Hier können wir uns treffen, hier s<strong>in</strong>d wir uns alle e<strong>in</strong>ig:<br />
Weihnachten ist e<strong>in</strong> Fest des Friedens. Weihnachten als Friedensfest, da können alle<br />
mitmachen, alle sehnen sich nach Frieden. Alle reden vom Frieden auf Erden. Wer will<br />
schon nicht für den Frieden <strong>sei</strong>n? Wir s<strong>in</strong>d alle für den Frieden!<br />
"... und Friede auf Erden und den Menschen e<strong>in</strong> Wohlgefallen."<br />
Wir sehnen uns nach Frieden und leiden darunter, dass soviel Unfriede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt<br />
herrscht: immer wie<strong>der</strong> diese brutalen Kriege zwischen verschiedenen Völkern – o<strong>der</strong><br />
auch <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Volkes, dem sagt man dann Bürgerkrieg o<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>krieg!<br />
Bru<strong>der</strong>kriege gibt es aber auch <strong>in</strong>nerhalb von Familien.<br />
Wir sehen uns nach Frieden mit unseren Mitmenschen und leben doch <strong>in</strong> ständigen<br />
Spannungen. Es gibt Spannungen <strong>in</strong> vielen Beziehungen, die nach aussen gerade wie<br />
"putzt u gschträut" aussehen.<br />
Also: wir wollen Frieden! Wir protestieren. Darum gibt es Friedenskundgebungen,<br />
Friedensmärsche, Friedensbewegungen, Friedenscamps, Friedensgespräche.<br />
Was ist nicht schon alles <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Welt über Frieden palavert worden; stundenlang,<br />
tagelang, monatelang – jahrelang. Tausende von Seiten s<strong>in</strong>d schon zum Thema "Frieden"<br />
geschrieben worden. Wie oft ist nicht schon <strong>in</strong> Ehen, Familien, Firmen, Geme<strong>in</strong>schaften,<br />
Vere<strong>in</strong>e und Kirchen von Frieden gesprochen worden.<br />
Darum ist <strong>der</strong> Begriff "Frieden" abgegriffen – wie e<strong>in</strong>e Münze. Auf e<strong>in</strong>er Münze steht ja<br />
drauf, was sie wert ist und woher sie kommt, aus welchem Land; und wenn die Münze<br />
ganz abgegriffen ist, kann man nicht mehr lesen, was sie wert ist und woher sie kommt.<br />
So ist es mit dem Begriff "Frieden": Er ist ganz abgegriffen, wir können nichts mehr lesen,<br />
dieser Begriff hat ke<strong>in</strong>en Wert mehr, wir wissen auch nicht mehr, woher <strong>der</strong> Frieden<br />
überhaupt kommt.<br />
"... und Friede auf Erden und den Menschen e<strong>in</strong> Wohlgefallen."<br />
So geht es nicht; so wird es nie gehen! Also noch e<strong>in</strong>mal: Was hat die Menge <strong>der</strong><br />
himmlischen Heerscharen den Hirten auf dem Felde genau gesagt? Lukas 2,14:<br />
"<strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe und Friede auf Erden und den Menschen e<strong>in</strong> Wohlgefallen."<br />
Ich sage es ganz po<strong>in</strong>tiert:<br />
Es wird nie Frieden auf Erden geben und nie den Menschen e<strong>in</strong> Wohlgefallen, wenn <strong>der</strong><br />
Anfang – nämlich "<strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe" – nicht ernst genommen wird.<br />
Ich möchte Lukas 2,14 e<strong>in</strong>mal so auslegen:<br />
1. <strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe.<br />
2. Friede auf Erden.<br />
3. Den Menschen e<strong>in</strong> Wohlgefallen.<br />
Und zwar im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Priorität: Zuerst geht es darum, <strong>Gott</strong> die <strong>Ehre</strong> zu geben. <strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong><br />
<strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe, dann gibt es Friede auf Erde, dann gibt es den Menschen e<strong>in</strong><br />
Wohlgefallen.
Im nächsten Jahr feiern wir 100 Jahre Kirche Oberwangen. "<strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe"<br />
steht auf <strong>der</strong> grossen Glocke im Turm unserer Kirche, und "<strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe" ist<br />
darum das Hauptthema im Jubiläumsjahr. E<strong>in</strong>e gute Idee! Aber ich möchte uns warnen:<br />
Das ist nicht e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong>e gute Idee von uns, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e fromme Diszipl<strong>in</strong>, die<br />
e<strong>in</strong>fach zum Repertoire e<strong>in</strong>er frommen Geme<strong>in</strong>de gehört. Ne<strong>in</strong>, es geht um mehr, um viel<br />
mehr.<br />
"<strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe" ist das absolute Fundament des Glaubens an Jesus Christus.<br />
Und dieser Glaube ist e<strong>in</strong>e persönliche Herzensbeziehung zu Jesus Christus. Und "<strong>Ehre</strong><br />
<strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe" ist Ausdruck dieser Beziehung.<br />
Aber was heisst "<strong>Ehre</strong>…"? Wenn ich jemand ehre, dann b<strong>in</strong> ich begeistert von dem, was<br />
diese Person tut, vielleicht auch für mich tut. Diese Person hat dann auch für mich und<br />
me<strong>in</strong> Leben e<strong>in</strong>e grosse Bedeutung. So ist es auch bei Jesus: Jesus ehren heisst:<br />
Begeistert <strong>sei</strong>n von dem, was er getan hat! Wenn ich von etwas begeistert b<strong>in</strong>, dann<br />
kommt es <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Herz. Durch die Begeisterung über die Taten von Jesus kommen sie <strong>in</strong><br />
me<strong>in</strong> Herz kommt und werden dort wirksam.<br />
Was hat Jesus denn getan?<br />
Er hat <strong>sei</strong>ne Fe<strong>in</strong>de geliebt; für <strong>sei</strong>ne Gegner e<strong>in</strong>gestanden; die, die ihn verfluchten, hat er<br />
gesegnet; die an<strong>der</strong>en höher geachtet als sich selbst; <strong>in</strong> Liebe die Wahrheit gesagt; hat<br />
sich erniedrigt bis <strong>in</strong> den Tod; um Vergebung gebeten für die, die ihn kreuzigten.<br />
Ich b<strong>in</strong> begeistert von diesen Taten von Jesus, weil ich erkannt habe: Das ist Frieden!<br />
Zugegeben: Das ist e<strong>in</strong> happiger Frieden! Aber nur <strong>der</strong> ist etwas wert. Alles an<strong>der</strong>e ist e<strong>in</strong><br />
billiger Friede, denn nur e<strong>in</strong> happiger Friede ist etwas wert; dieser Friede ist absolut<br />
unbezahlbar, denn er kommt von <strong>Gott</strong>, dem Vater, <strong>der</strong> uns den Sohn geschenkt hat:<br />
Jesus selber ist unser Friede!<br />
Dieser Friede muss durch unsere <strong>Ehre</strong> und unser Lobpreis <strong>in</strong> unsere Herzen kommen –<br />
dieser Friede, nur dieser Friede! Ich drücke es jetzt e<strong>in</strong>mal ganz hart aus:<br />
Wir können erst über den Frieden reden, wenn wir bereit s<strong>in</strong>d, <strong>Gott</strong> die <strong>Ehre</strong> zu geben! Ich<br />
sage das jedem Familienvater, je<strong>der</strong> Mutter. Allen, die <strong>in</strong> dieser Gesellschaft<br />
Verantwortung zu tragen haben. Ich sage das jedem Politiker, je<strong>der</strong> Politiker<strong>in</strong>! Und ich<br />
sage das auch jedem Pfarrer, je<strong>der</strong> Pfarrer<strong>in</strong>!<br />
Was <strong>Gott</strong> durch Jesus für uns getan hat, das muss uns <strong>in</strong> unserem Leben etwas<br />
bedeuten. Wir können nicht an Jesus vorbei den Frieden und das Wohlgefallen <strong>der</strong><br />
Menschen wollen. So sieht es bei uns <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt nämlich aus: Wir wollen Weihnachten,<br />
das Fest des Friedens, ohne den Friedensfürsten feiern!<br />
Wenn bei uns Weihnachten soll werden, dann muss Jesus <strong>in</strong> unserem Lebensalltag etwas<br />
zu sagen haben; wenn er das nicht darf, wenn er draussen vor <strong>der</strong> Tür bleiben muss, dann<br />
gibt es dr<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong>en Frieden, weil er alle<strong>in</strong> unser Friede ist. Wir Menschen beweisen das<br />
selber: Es hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt noch nie Frieden gegeben, nur weil man Friedensgespräche<br />
führte.<br />
So ist es <strong>in</strong> jedem "Krieg" auf dieser Welt: <strong>in</strong> den Völkerkriegen bis h<strong>in</strong> zu denen, die sich<br />
<strong>in</strong> unseren Wohnungen abspielen.<br />
"<strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe".<br />
So muss es beg<strong>in</strong>nen; das ist <strong>der</strong> Anfang. Immer! Das ist <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n des Friedens!<br />
Ich möchte noch etwas Wichtiges sagen: Unsere ganz tiefe Sehnsucht nach Frieden ist<br />
nichts an<strong>der</strong>es, als unser tiefe menschliche Sehnsucht nach <strong>Gott</strong>. Nutzen wir das:<br />
Immer wenn wir diesen unendlichen Durst nach Frieden <strong>in</strong> unseren Herzen haben, dann<br />
gehen wir zu <strong>Gott</strong>, dass er ihn stillen kann. Das ist im tiefsten S<strong>in</strong>n nicht an<strong>der</strong>es als:<br />
"<strong>Ehre</strong> <strong>sei</strong> <strong>Gott</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe."<br />
Amen.